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Dresdner Nachrichten : 29.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189001292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-29
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.01.1890
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Die neueste Meldung, Dr. Peter» lrde und sel von zwei fron« dem M°Es liegt trtn Aden Miisionor« Zweitel zu zo»ichen Missionaren auf dem Marsche r worden, wird durch weitere Nachrichten best Grund vor» in die Aussagen der o . sehen. Sie trafen Dr. PeterS am Tanaflusse in einem Orte Na me»- Subakt. ES ist damit vermuthlich Subaklni am Tana ac- meint, etwa sechs deutsche Meilen unterhalb der Stadt Mafia, fehlere bildet den üusiersten Punkt am Tana, bis zu welchem vor dem Sommer 188» europäische Forschungen sich erstreckt hatten. Dr. Peters ist bekanntlich von dort anS den Tana auiwärlS durch völlig unbekannte Gegenden bi- zum Kentagebirae vorgedrunaen und hat auf diesen, Wege eine Strecke neu erforscht, welche etwa der Entfernung Köln-Straschurg gietchkommt. Die deutsche Nation hat alle Ursache, sich zu diesem Ersvlge der PeterS'sche» Expedition Glück zu wünsche». Der von Peteiö entdeckte Weg bildet durch Vcrinitteluiig deö schissbaren Tanaflusseö die unmittelbare und kürzcsie Verbindung Deutich-WitulaiideS und des neuen deutsche» SchnhgebieleS an der Somaliküüc mlt Gebieten des Blktoria- N»an;a und deö neu entdeckte» grossen Nudalfsee», der im Hinter lande deö neuen Schuhgcbietcs bis nahe a» die südlichen Vasallen staaten von Abessinien reicht. ES ist als eine günstige Fügung des Schicksals zu betrachten, daß Dr. Peters gerade in dein Augenblick ans dem Inner» zurückkehrt, in welchem eine starke enalitch-ala- biiche Expedition sich walirscheinlich anschickt, die von Peters auf leinem Hmmarsche am nördlichen Tana-Ufer erworbenen Gebiete in d!e Gewalt der Britisch-Ostasrikaniicheii Gesellschaft zu brinacu. Freilich giebt dlese englische Expedition als ihren Zweck die Ret tung des Dr. Peters an: sie inüble demgeinäb, da PeterS lebt und gesund ist. nunmehr unterbleiben. Ob dies der Fall ist, wird sich ja nun zeigen. Ten, dentschen Frauenverein für Krankenpflege in de» Kolo nnen iVvrsitzende Gräfin von Monts) ist inii der lehten Post die Nachricht zngegangen, dab Ul dem Lazarett) der Wibinanntrnppe »I Bagairwho der van der Pslegeichwcstcr deö Veieiirs, Angnste Hertzer, milvcrpslegte Einin Paicha den Ehrislabend in leidlichem Wohlsein verbracht hat. Mit Erlaubnis; des Arztes durfte er sich der Gesellschaft seines kleine» Töchlerchens, das mit seiner Er zieherin in Baganivho weilt, erfreuen. Major Wißmann nahm an oer Weihnachlsicier gleichfalls Thcil. Auch sür das deutsche Hospi tal in Sansibar, daö der Frauenvcrcin gemeinsam mit der Mission gegründet — dessen Auslösung übrigens für das Frühjahr in Aus sicht genommen, da die Fertigstellung deö Lazarcths m Bagamouo sein weiteres Besiehe» nnnölhig inacht — hat der Franenverein für eine Elmslbeschcrnng nach denlicher Art Sorge aelragc»; ge schmückte Oraiigeiibauine verlraten dort die Stelle der nordische» Tanne Eure grobe Bergarbeiterversammluilg in Wattenscheid stellte fast c »stimmig den von der «Köln. Boiksztg." als chrisliich-patrio ti'rh gcsinn! bezeichnelen Bergmanil Bringewalo als rlicichstagS- Kanddalen gegen den von svzraidemokratricher Seile empfohlenen Lehmann auf. In Sprvstan kam es in einer nationaUiberalc» Wählcrver saimnlnng, in welcher Graf Schack sprach, durch zahlreiche Sozial dcmolraten zu derartig ernsten tuinullnarifchen Scene», das; die polneilichc Auflösung ersolgle. Die in Karlsruhe staltgrhablc nalivnalliberale Lairdesveriamm- Iniig Icichloß die Ansrcchlerhaltana dcS Kartells. Die iratlonal- I beralen Kandidaten iür die bndiichen Wahlkreise sind die Herren Fleier, Disscnö. Nvppcl, Holst, Bvdmanii, Klrrnipp. Kraft, Blanken Horn. In der zweilämgen Ersatztvahl zum Gcmeindcrath von Slraß- lnrrg sind von 36 Mitgliedern !) neue gewählt worden. Tie 'Alt deutschen, welche vor 8 Jahren 9 Liste errungen hatten» haben ihren Besistsland behauptet. Im Nnhethalc ist am Donnerstag Mittag ein snrchibares Un wetter nicdergegangeii. Zahlreiche Gewitter entluden sich an mehreren Stellen, und wvileniuucharlig, vielfach mit schwerem Hagel vermischt, gob der Regen hernieder. Dazu kam dann noch ein wahr haft rasender Sturmwind, weicher auch einen groben Thcil des Himsrückensx sowie des Saar- und Hochwaldes hermsnchte. Am ul,wersten fit die Stadt Kreuznach von Sturm und Hochwasser mitgenommen worden. Das Hochwasser hat ganze Strassen und Bürgersteige nnfgcrrssen, Gärten und Weinberge zerstört. Ter Kur park bietet einen geradezu trostlosen Anblick. In fast allen Orten des RahcgebicieS wurden Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt: m den Gemarknngeil ist ein vorläufig »och unberechenbarer Flur- uhaden cmgcrichlct. An mehreren Stellen überslulhete das Wasser den Tamm der Nhern-Nnhc-Bahii, sodab vorübergehend der Ber uhe nnlerbrochcir werden musste. Auch im Glanihale war grobe Ueberuhwenmmng, besonders Mcisciihein, ivar schwer betroffen. In Kirn standen mehrere Stadtlheile stundenlang unter Wasser und waren von icdcm Bcrkehr abgcschnittcii; dort und in verschie denen Ortschaften slreg das Wasser so schnell, dass mit kiravpcr Not!, das Bich gerettet werden konnte. Auch im Alsenzihale in der Pfalz hat eine mit grober Schnelligkeit einirelende Uebcr- ick.weinniniig grobe Verheerungen angerichlet. Ucbcrcinstiiinncnd lauten alle Rächrichten dahin, dab seit dem Jahre 1814 ein wlehcs Hochivaner nicht dagcweicn ist. — Der Rhein war am 26. »nt 6.9" Mtr. gestiegen, lieber Nacht ist cr wieder 10 Cm. gefalle». 'Oesterreich. Sämmtliche Wiener Blütler begrüben die ein stimmige Annahme der lehten Ausgleichs-Konferenzen durch die Versammlungen des deutschen und des böhmischen LandtagSklnbs mit srendigem Beifall. Die .Rene Fr. Presse" erklärt: Das ist mehr, als die kühnsten Optimisten noch vor wcnigen Wochen zu hossen wagten. Bei aller UnvoUständigleit kann das Werk der Grundstein einer ganz neuen Entwickelung der inncren Erstarkung Oesterreichs werden. Die Dentschen insbesondere dürfen mit Br- srudrgnng ans dasselbe blicken. Bon ihnen ging der Gedanke ans, der darin vcrwrrtlichl wurde: obgleich »i der Minorität, haben sic durch Beharrlichkeit. Klugheit und Patriotismus ihren Borschlägen l ei einer gegnerischen Regierung und feindseligen Majorität Aner kennung eirnngcn. Man hat bereits angesangen, wieder mit den Deutschen zu regieren, und man wird cS sich wohl reiflich über legen, es noch einmal ohne sic zu versuchen. In der Strafanstalt Karlnu bei Graz starb der vor» Schwur gericht Bosten zu 18 Jahren Kerkers vernrthcilte Gatten,„vrdcr Heim Tourville, dessen Verbreche» seinerzeit io grosses Aufsehen erregte, 5!! Jahre alt. Tourville, ein Engländer, hatte ans der Ltiliier-Jochslrabe seine Iran in einen Abgrund gestürzt. Am 23. ging über der Gegend von Tnx ein derartiger Schncc- kall nieder, das; unter der Last des CcbneeS Bäume brachen und Tclephonleiinngrn rissen. Einen bei Wertem grösseren Schaden aber verursachte der daraus lvsgcbrochene Sturm, welcher Bäume brach oder rntwnrzclte — im Dnxcr Schlobgartcn allein 134 der repräientabelstcn Stämme. In Krakau sind am 27. Studcnlen-Exccsse ansgedrochen. 8 Uhr such marschrrle eine Ablhcitring von Liudente» arri die Klinik, nahm dort die Büste des Rektors Korczinisti vom Piedestal herab und zertrümmerte sic gänzlich. Nachdem der Schwarm lange vergeblich ans die Ankunft des Rektors gewartet hatte, zog man vor das neue Uiiivcrsilälsgebändc. wo stürmische Peicatrnsc ans- gebracht wnrden. Erst nachdem die Studentcn sich zerstreut hatten, crschien cine Pvlizciahlhcilnng. welche das Gtbändc bcscstte. Ungarn. Der Knltnsmmisler Graf Esakn erregte in der Schlussrede zum Budget die Entrüstung der niagvaiischen Chanvi- nrsten, Ivcil er erklärre, kulturelle Politik dadnich zu treibe», dab cr den Unterricht in bcnischer Sprache befördere, weiche Ungarn beitthigi, mit Hilst dcnticher Wisscnschasr der ungarrschcii Kultur zu dienen. Frankreich. Ta die rclmblikauischc Mehrheit derTcvutirten- kammec eine ganze Reihe bonlangistischcr und monarchistischer Wahlen iür ungrltig erklärt hat unv diese Wirtiamkeit noch svrt- sestt, sindcn zahlreiche Ersatzwahlen statt, dic jestt zumeist zu Gunsten der Nevublckaiicr auöfallcn. In Frankreich übt eben der Erfolg regelmäßig dieselbe Aiiziehrmgskrast aus. Der Juslizmiiiistcr Tlievenct hat die gerichtliche Untersuchung angcorduct über Gcwaltthateii, wodurch in der Peiiammlrmg zu La Vilette Abgeordneter Martincau gezwungen wurde, lein Mandat uiedeczulegen. Das von den Boukangistcn anläblich deS Jahrestages der vor jährigen Wahl Aonlaiiger's in Paris veranstaltete Banket war von 1500 Personen besucht. Italien. In geräuschloser Weise hat sich der Vormarsch der italienischen Truppe» in das nbessinischc Land vollzogen, Mnssnuah, der Ausgangspunkt, lieg! längst in belrächllicher Entfernung hinter Len vorgeschobenen Trappcnabtbeilnngen zurück, Keren im Bogos- lande rsi schon im Sommer v. I. beicstt worden, und unn sichen die Italiener in der ahcisiiiiichc» Landschaft Trgre, wo seit dem Tode des Königs Johannes die Hanptlämpse um die Krone Abes siniens staltgcsnndc» habe». Erst in dem Augenblick, wo ein Hauptstreicb beabsichtigt wird, dringt die Kunde von dem Vormarsch in die Oessenilichkeit. Offiziös wird den Befürchtungen wider sprochen, dab hierdurch die bedenkliche Erobernngspolitik wieder cmftrete, denn eS werde nur die Beruhigung und Sicherung der ntr^t eine vertragswidrige Vergröberung de- - .rat Antonellt und Makonnen von Mns^auah gehen über ASmara und Adua ins Innere behuis Eriülluna ihrer diplomatiichrn Mission bei König Menelik, den sie über die Be setzung Adua's beruhigen werden. Prinz Jerome Viapoleon verlieb Abends die Stadt Turin, doch ist das Reiseziel unbekannt. Der Prinz war allein aus drr» Bahn hof. wo sich auch die Prinzen Viktor und Louis eiiigesunden. Keiner der Söhne begrüßte de« Valer. — Prinz Viktor wurde ge legentlich seiner Verabschiedung vom König Humdert besonders gnädig von diesem empfangen. In Nom iand die Seligsprechung deS Mönchs Pirrotli von der Genossenschaft der religiösen Schulen statt. Die Feier begann in der herrlich erleuchteten Loggia von St. Peter um 10 Uhr. Der Andrang der Menschen war, wie gewöhnlich bei solchen feier lichen Vorgängen, ganz auberordenllich. Rach Verlesung des De kretes wurde daS Tedeum angestimint. Zugleich fiel auch dre Hülle von dem über dem Altäre angebrachten Bilde des Seliggesvrochene». Am Montag Nachmittag vrrlreb der Papst seine Privatgeinächer und begab sich in feierlichem Zuge zur Loggia, die er, nach allen Seiten segnend, durchschritt. Der Papst verweilte sodann in etwa halbstündigem Gebete vor dein Altäre, und zum Schluss wurde sa- krainentalricher Segen gegeben. Der Rekvgnoöcirunasniarsch des Generals Orero aus Advnah ist vollständig gelungen; die italienischen Truppen marichirten da selbst ei», gefolgt von in italienischer» Solde stehenden Schaaren. Sic wurden von der Bevölkerung und dem Klerus freudig begrübt. Nach vollzogener Mission kehrt der General Orero nach Asmara zurück. Portugal. Die Regierung hat dem Major Serpa Pinto de» Befehl crtheilt, nicht nach Lissabon zu kommen und ihn mit einer Sendung an der Westküste von Afrika benrutragt. Die Mabrcgel sieht einer Verbannung des eitrigen Proniers ziemlich ähnlich, der am diese Werse nicht nur dem Schnnplast seiner jüngsten Eroöeuinaen ent rückt. sondern auch der Möglichkeit beraubt würde, sein Vorgehen der eigenen Negierung sowie de» Engländern gegenüber zu recht fertigen. Man verlvrrcht sich in Porlngat selber von den Dar legungen Serpa Pmto s für eine vorthcrlhaflere Bcurtherlung des Streitfalles anscheincud nicht viel und lässt den den Engländer» verhassten Major darum lieber fallen. Vielleicht hat auch die Be- sorgnib dabei niitgewirkt, dab »'ine Anwesenheit in Lissabon zu neuen Ruhestörungen führen könnte. Nachdem die Großmächte „gemeinsame" Schritte in der Angelegenheit nögelehnt und nur ihre Emzeivermitletnng zugesagt haben, ist der Gedanke einer schieds richterlichen Eiuscherdniig oder einer Konferenz wieder in den Hintergrnnd getreten. Schweiz. Die Erdgcnvssenschait Hai kürzlich durch das Ab leben des Obersten Pshtier einen Verlust erlitten, der namentlich ans »nUtälischem Gebiete iür sie ein sehr empsindlichec wird, denn der Verstorbene, der in Lu.crn einem Jnslncnza-Ansalle erlag, war da;» bestimmt, im Falle einer Mobilisirn»^ daö Oberiommaudo über die gesannnlc Armee zu übernehmen. Seine militärische Ear- riöre hatte cr als schweizerischer Offizier in neapolitanischen Treusten begonnen, in denen er die Feldzüge gegen Garibaldi milgemacktt In seine Hciinalh znrückgekehrt, aoancnte ec rasch zum Oberst- Brigadier und Oberst-Trvisivnär, schließlich nahm cr die Stelle eines Generalstahschefs der eidgenössischen Aimee ein In dreier Eigenschatt nahm cr den wesentlichst«» Einsink uns die Gotthard- Besestignngen und leitete eine Art Kriegsschule für Divisions-Kom mandanten. Die Bewaffnung der Miliz mit dem neuen tiernlaii- brrgen Gewehr und dem rauchlosen Pulver ist sein Werk. Im Privat leben war Oberst Pfhffer Besitzer der beiden grössten Hvirls „Na tional" und „Lusernerhos" in Luzern. — Fast gleichzeitig mit Pihsicrs Hinscheiden legte der greise General Herzog das Amt eines Arlillene-Inspellors nieder: die>cr Posten wird iiuinnehr von Aargau nach Bern verlegt: em neuer Schritt zu der vollständigen mili- L täuschen Eentmlisirnng der Schwei,er Eidgenossenschaft. Belgien. Die Arbeuen des Antisklaverei Congreists. welche verzögert waren, sind in Brüffel wieder ausgenommen worden. Tie mit Prüfung der zu Lande zu ergreifenden llnlerdrücknngs-Mab- regein beanstragie Kommission nahm die Berathrmg der Artikel wieder ani. welche sich ans die Wassen-Einstchr beziehen. England. Bon allen Seiten lanien Berichte über die furcht baren Verheerungen der Stürme der letzten Tage ein. In Sand gate betaust sich der angcrichtcte Schadrn ans Tauiende von Psnndcn^ Sollte ein Sturm von gleicher Heiligkeit folgen, so schwebt Sandgatc in ernstlicher Gefahr. Van Dover nach Calais konnten in der Donnerstags-Nacht keine Dampfer fahren, iodaß der Herzog von Cambridge, welcher ans der Reise nach Cannes begrasten war, in Dover bis znm Morgen bleiben mnbte. Erst am Freitag Abend gelang es, den Wächtern des LenchtthnrinS von Faslnet Nahrungsmittel znznsühccn. Ter Seegang war außer ordentlich Horb. In AberhNwith an der wallisiiche» Küste rettete das dortige Rettungsboot die Besatzung eines zwennastigen Tampsers. Unterhalb Hawarden-Cnitlc brachen die Dämm!: des Tee an zwei Stellen. Der in Gravciend von Baltimore angc- konmieae Dampfer „Florida" hatte die Besatzung des Hamburger Dnmpiichifses „Savona" an Bord, welches sich ani der Fahrt von Hamburg nach New-Uork befand und am 13. Jaiurar, ais das Sch äs schon im Sinken begriffe» war, von der Mannschait verlassen welchem die Stadt erleuchtet wird, sich bald vor dem Hauie Verb einem nahen steinernen Hause „ und Stand füllte. 6 Leute starven auf der Stelle und 30 wurden verwundet. Ans einer Straßenkreuzung in Chicago fuhr eine Lokomotive aus eine unmittelbar auf der, Leichenwagen folgende Kutsche eines ani dem Wege n>ch dem Kirchhoi befindlichen Lerchenzngcs. Die Kutsche wurde völlig zerschmetlerl und die 4 Insassen, darunter die Eltern des Todten, kamen um s Leben. Kunst und Wissenschaft. ch Das Eoncert von Frl. Agnes Wrtting und Herrn Botho Weber gestaltete sich nach jeder Seite hin zu einem Erfolge, wie er den shnrpaihiichcii. talentvollen Coneectgebern nur immer zu wünschen und zu gönnen war. Frl. Willing, die sich belannlirch vor eurem Jahre znm ersten Male sörnrlrch rchückiern vor die Ocffcnllichkeil wagre und damals, atö völlig linbetanule, ohne jedwede Reklame erzogene Knirstnovize, die vssenrliche Meinung und die Stimmen der Presse sofort iür sich gewann, sang auch vor gestern wieder mit ganzer Auszeichnung von Seiten einer zahlreich erschienenen Hörerschaft. Alle ihre Borträae lieben die Schönheit ihrer Stimme, die ernsten Studien von Neuem erkennen. Alle» in Allein ein werlh- und vedeutungsvollcs Materia!, dein man, bei iorgsältiger und flerbigcc Weilelcirtwickeinng, eine schöne und hoff »nngsherechtigle Zukunft Voraussagen darf. Das, was Frl Wrlirng i»r Hinhtrck aut künstlerische Bedeutung heute als ihr Eigen zu jugendlichen Persönlichkeit an, besten. Etwas schwerer wollen ihr dagegen Geiangsslücle wre die Sapvnche Ode (Brahms), Arie von Am. Catdnra (1700, Venedig) gelingen. Für dergleichen Werte macht sich noch Mangel an Größe des Ansdrncko, in der Behand lung des Stils iühibar. Dergleichen zur Reise noch nicht gebrachte., Cigenuhaiicn sind in dicienr Falle aber nur eine Frage der Zeit, ein besiegbarer Gegenstand des lieferen und reiferen Smpffnden--. dessen Erringen bei so trefflichen Mitteln und beharrlichen! Fleche nicht ausbleiben kann. Mi! dem Erfolge von vorgestern dar: Frt. Witting trotz dieser Aussetzungen zufrieden iem — ec war ein wohlverdienter. Herr Botho Weber zeigte sich wieder als trefflicher Tvlogeigcr. Ter Vorzug seines Spieles siegt in der 'cinfimugen, wannen und r'eeleinmne» Emvsinoan,, in einer nur selten zu ver zeichnende» Snbiilitäl der technischen Au-Iühenng und in einer rührenden Bescheidenheit des ganzen Auitrciens. Irl ihm auch der Besitz des höchsten menschlichen Gnies, das Angeniicht, versagt, so spiegelt sich in feiner Leere doch sichtbar jener Abglanz des Grone» und Schönen, das sich nur mit dem geistigen Auge ganz eisaffen und ergründen läßt. In diesem Sinne verlieh er sernen Vorträgen : Sonate, V-Mk'll. von Gade. zwei Sätzen aus einer Ries ichen Suite. Othello-Fantasie von Crnkr re. einen gan; cigenihnmürhen Zauber, der seinrn Eindonck aus die Hörer in pattem Matze üble. Mit schützenswcrtheni Verdienst führte Herr Müller-Renler d.e Klavrcrparlie der Violmvorträge und die Begleitung der Lieder und Gesänge aus. H c r r m a » n Slarcl e. h Die König!. Hosopec hat ein neues Werk: „Der Kö n i g wider Willen" von Chabricr zur Ausführung angenommen. Die Over soll im März oder April erstmalig in Szene gehen. v Das Residenzllicater wiederholt heule 'Nachmittag 4 Uhr zu ermätzigkn Preisen dre vorigen Sonniag mit großem Beifall ge gebene melodiöse Operette «Der Abenteurer". Abends tpieit Frl. Löwe zum letzten Male „ DasMüdel mitGeld ". Donnerstag findet noch eine Vorstellung von „Tie Nvzibe" statt, und Freitag beschließt Frl. Löwe ihr Gastspiel mit „Drei Paar Schühe". h Di rektor Karl und Karl Sontag bringen große Opfer, durch Kränlhert und Abwesenheit einiger Mitglieder mehrere Tage das Sndermann'sche Stück ,EHre" ziir Anssnhrnng zu bringen. l IIIHII'N sini^ in nNKs nliiiiiniinnnnni Nnn i^t'n mit 2000 Mk. garantitt werden nurbte, ist in Herrn Oberregisseur Felix Lüpschütz vom Deutschen Theater zu 'Amsterdam eines der bederttendstcn Regie-Talente für die Tauer des Soiitag'schcn Gast spiels gewonnen worden. Herr Lüpschütz wird sich außerdem als „Bnchbmder Heineck" dem Dresdner Publikum znm ersten Male als Darsteller vorführeu. Für die Rolle des ersten Liebhabers wurde Herr Franz Kauer vom Residenzthcatcr in Hannover engagirp Kümtler. dem cm sehr guter Rus vorausgeht. Das rkcn, ist sonst b . des Nesrdenztheaters besetzt sic, . , Stück, iis, welchem alio drei Gaste Mitwirken, ist sonst bis zur kleinsten Rolle mit den besten Kräften worden. DaS König!. Konservatorium sür Musik feierte den kaiserlichen Geburtstag durch eine Musikanfführung, in welcher dasselbe seine beste» Krittle vorsllhrte. Freilich erinnerte nur die in frischen. Grün prangende Kvioffalbüstc Sr. Map des Kaisers, aber keine Proarammnnmnier an die Bedeutung des Tages, wenn nicht etwa die Nr. 1: „Gloria"ans der gediegenen achlslimniigenMesse von OSk. Wermann, welche unter Lcttnng des Herrn Pros. Krantz von der obersten Gcjangsklasse sehr gut vorgetragen wurde, als solche gellen sollte. Die übrigen sieben Proarainnmnmmcrn boten deS Guten fast zu viel: eine Sonate für Klavier <Frl. Rider), cine »inner gern ge „Fieiirhntz", > Wirkung, wie wurde Abends lrus auch die „Eilh oi Berlin" von New Nock in! w>che stir Vwlme (Frl. Wmnalli. cr»c dcegb^ rur Klnrrneite und Queenstown ein. 'Am 19. d. M. passirie sie ein riesiges, hoch aus " ' dem Wasser ragendes Eisfeld und an demselben Tage noch einen kleinen Eisberg. Die Besatzung der von Neufundland angckom- menen Brigantrnc „Ulster" durste sich 9 Tage lang nicht ans Teck himmswnge», da die Wellen das gcsammte Bollwerk wcggcrffsen Hallen. Die Seeleute konnten die Waffcctonnc nicht erreichen und lrllen deshalb fürchterlich vom Durste. Tie ganzen »Tage »ährten sie sich fast nur von Zwieback und verschlangen endlich begierig die fallenden Hagelkörner. Ter bielgerühntteii König!. Jacht „Okborne" geht cs schlecht. Im Trockendock zu Portsinvnlh, wo man sic der Besichtigung halber ringekleminl hat, stellte cs sich heraus, daß sie .schrecklich vermorscht" ist, »nd zwar so. daß es ani die lange Tauer und mit Rüctsichl ans die hohe» Ausbetseriingskoslen billiger erschein!, sie tun jeden Preis loszuichlagen und eme neue ans Sinhl zu er bauen. Tie „Osborne" ist erst 20 Jahre all und hat im Ganzen bis jetzt über 5 /2 Millionen Mark gekostet Der als vermißt gemeldete denttche Schooncr „Eise" flüchtete vor dem Sinn» nach Deale bei Tovcr und ging dort vor Anker. 'Alle Zettnnge» veröffentlichen den Wortlaut der Kaiserlichen Thronrede znm Schluss des derttschm Reichstages und anbei» itue Bewundern»» über dieselbe. Der „Standard" fügt hinzu, d e deniirheii Sozialisten glichen den irischen Agitatoren und die dcittiche Regierung sei augenscheinlich enischiossen. die sozialen Pro bleme ebenso z» behandeln, wie die englische die irischen, nämlich eine Besserung nach Kräften anznstrengen, die Befolgung der Ge setze jedoch rücksichtslos dnrchzuietzen. Die öffentliche Meinrmg pflichte nnaeMchcinlich in dicier Franc der Ncaieiunq bei. Nuszland. Der amerikanische Schooncr »Rose", dessen Rlicder in Ivkvlmina nniässig sind, wurde kürzlich von einem russischen Regieri»igsirhooner unter dem Vorwand beschlagnahmt, er treibe Witddicbnahl. Das russische Schiss zwang die „Rose", nach Wla- dnvvstock in Sibirien zu segeln. Am der Fahrt erlitten aber beide Schiifbnlch uns die gcsammte Besgtznng der zwei Schooner, 30 Mann, ertrank. Griechenland. Die Blätter haben seit mehreren Jahren davon gesprochen, daß der König von Griechenland, der 1883 sein 25jähriges RegicrlmnSjnbiiäum feierte, die stille Absicht habe, im gegebenen Augenblick von der Regierung znrückzutrclen. Ver anlassung zu diejcn Gerüchten stab letzthin der Ankam eines größeren Grundbesitzes, den der König in seiner dänischen Hcimalh unter der Hand iür sich erwerbe» ließt Neuerdings tauchen wieder Mittheilungen ans, die es wahrscheinlich machen wollen, baß König Georg znrllcklreten werde, sobald die Ehe des jungen Kronprinzen- paares Von einem männiichen Nachtominen gesegnet sei. Allen diesen Gerüchten gegenüber kann ans bester Quelle mitgctheiii werden, daß der König, der jetzt erst einige vierzig Jahre zählt, an nichts weniger denkt, als an einen Rückzug in das Privatleben. Amerika. Zwischen Grvbbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika lst eine Ilebercinlnnft zur Ergänzung des britisch-amerikanischen Ausliesernngsvertrags vom Jabre >812 ge schloffen worden. Die Ucbercinkuiift erweitert die Liste der Ver brechen. wegen deren die Auslieferung erfolgen muß, um ein Be trächtliches : aber diejenigen Besliminnngcil, um deren Ausnahme cs der britischen Regieinng . .am meisten ankani, enthält sie nicht Ter neue Vertrag enthält leine Bestimmungen sür Ausliescrung von Ttznaniitaiden und verwahrt sich ausdrücklich gegen Ausliefer ung politischer Verbrecher. In Folge dessen wird dre Bestätigung des Senats, welchem sie jetzt vvrUcgt, nicht ausbleiben. Der Ver trug hat auch keine rückwirkende Kraft. In Colililibils, Ohio, explvdirte in Folge des Lecks einer Hgupt- röhre in einem Hanse an der Wall Alles» daS natürliche Gas. inii Klavier (Herren Oppitz und Pittrich) und eni Oklett sür 4 Violinen, 2 Violas. 2 Violoncelli (Herren Quirbach, Wichcrn, Naumann, Lang, Berger, Spitzner, Zeidler und Henmcmn). Ferner traten drei Lolosängerinnen: Frls. Macdonell, Naciec und v. Wagner, am, welche die ihnen gestellten Amgabcu hesciedigeud lösten. Die gehörte Aiie „Wie nahte mir der Schlummer" aus dem welche Frl. Nacser rang, war von besonders schöner wie denn der Vortrag sämmtlichcr Vokal- und Jnstrn- menlalsätze sür die Tüchtigkeit der am Konservatoittnn lehrenden Musikmeister und für den Fleiß der Lernenden Zeugnis; ablegte. f Die Dresdner Liedertafel ernannte Frau Kainmer- sängerin S ch n ch zu ihrem Ehrenmitgliede. ck 'Nach dem Tode der Kaiserin Angnsla hatten sich einige Offiziere an die Kommandanim mit der Anfrage gewendet, wie sie sich während der Arinectrancr bezüglich dcS Theater besuches zu verhalten hätten. Von Seiten der Komniandantnr wurde daraus benn Militär-Kabinet weiter angeiragt. T>e Antwort des Kaisers, dem die Angelegenheit unterbreitet wurde, lässt in der Bemerlmig. daß cs dein Takigefüh! des Offiziers überlassen bleiben müsse, lvie cr zu handeln habe, erkennen, das; der Thcalerbcinch dem Kaiier nicht passend erscheint. Hierauf soll von mehreren Re gimentskommandeuren durch Regiiiicntsbciehl unterlagt worden iein, während der Trauer weder in Uniform noch in Civil ei» Theater zu besuchen. v Ter toirigl. prcnß. Kammersänger Heinrich Ernst, welcher vor einigen Monaten wiederholt Grund hatte, »in seine sviorlige Cnlbttstiiig ans dem Verbände dcS töniglrchen Instituts zu bitten, drnmiis aber keine ihn bcstiedigende Erklarnng der Genera! Intendanz empfing, hat nun die Anscine erhalten, daß ninn ihm den früher geänbcrtcn Wmffch mit Ablaut der jetzigen Spielzeit zu erfüllen bereit ist. 7 Die Münchner musikalische Akademie veranstaltet demnächst eine Franz L a chn e r-Fe t c r im grössten Stile. -f Herr A»dreien, Schüler des König!. Könservatoriunis. ist nach erfolgreichem Gajtlpiel an das Hoslhenier m Mannheim cngaairt worden. 'Ans den Kreisen alter Panlincr ist der Vorschlag hcrbor- gegangcn, das Gedächtnis;deS imvergetzlichen Direktors Professor D r. Langer durch Errichtung eines würdigen Grabdenkmals, beklebend aus mebrsach gegliedcrrem Gcanittockcl und überlebens großer Bronzebnile, und durch Anbringung einer Gedenktafel an icncm Hauie, welches Langer in Leipzig Jahrzehnte lang bewohnte, zu ehren. Ter Aufwand iit ans MO Mk. veranschlagt. ch Hofopernsängcr Schcidemantel veranstaltet am 30. d. M. in Breslau im Saale der Börse ein Eoncert unter dem Titel „Liederabend von Scheidcmantel". * Wie man seine Gläubiger los werden kann. Ein Frankfurter Sportverein hatte erfahren, daß einer seiner Gläubiger im Wege der Klage gegen ihn Vorgehen wolle. La gerade große Ebbe in der Vereinskasse war. beschloß der Vorstand, eine Gcncraivcrsamm- lnng einzuberuicn »nd ihr den betreffenden Gläubiger als Ehrcn- inttglicd dcS Vorstandes vorznschlngcn. Die General-Vcrsaininlung snno statt, der Vorschlag wurde beifällig ansgeiwnnnen und der betreffende Gläubiger nicht allein znm Ehrenmitglied des Vor standes, iondern sogar znm Ehren Präsidenten ernannt. Mit dem Sitzuiigsproiokoll in de» Händen, beaab sich noch an demselben Abend die ganze Gesellschaft zu dem Gläubiger, nin ihm den Be schluß mitznlhciien. Der Mann war darob so gerührt, daß cr nicht blos ans seine Forderung verzichtest', sondern auch noch M Mk. znm Besten gab. Nr. 29. Seite 3. « Mittwoch, 29. Januar 189«,
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