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Dresdner Nachrichten : 29.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189001292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-29
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.01.1890
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kr. 2». Seite 2. M Mittwoch. 2». Januar 1880 zwingende Grunde vorliegen, tolle man Hol " das Budget nicht in die Me schrauben. Cr weide zwar iür de» Antrag stimmen. Lasst aber, das! dieses Beiwiel nicht andctwärlS befolgt werde. Abg. Lstachsinnlh erklärt, das; die Mitglieder der Deputation selbst sich lieber iür eine Ablehnung ausgesprochen haben würden, wen» »ubk die Negierung chicrielts die Erklär»»» sür »»bedenklich er klärt hätte, Kanimcrhnr v. fliesen crsncht Lei Kap. 15» (Münze) die Negierung, «n Zukunft eine größere A»;ahl Scheideiiiünzen ailoprägen zn lai'en und weist aus die vollSwirlbschaftlichen Miß- slände und Ecs.ünen bin. welche die Eutwertbnng des Silbers im Gesvige gehabt l>,u. NegierungSkvinnrissar Geb. stkath Hevinan» er klärt, das; das Quantum der zn prägenden Scheidemünzen nicht allein von der C»lschl>cs;nng der sächsischen Regierung abhäuge. aber bereit seür werde, in dieser Richtung bin an entscheidender Stelle möglichst riitterstützend einznlrele». Der Referent bemerkt, daß die Eiuiüiuuiig der Silberwähruug ein Sprung in'S Dunkle und seiner Ansicht nach für die Wohlfahrt der Nation nicht von Vorlheil sein werde. Die Kammer genehmigte hierauf ohne weitere Debatte sämmiliche Kapitel des Etats übereinstimmend mit den Beschlüssen der zweiien Kammer. — Der Ausschuß für die NeichStagSwahl im Kreise D reS- oen-Land tritt mit heute in Aktion. Gestern Abend hat die erste vorbereitende Versammlung stallgesnuden. — Im Zittaner Wahlkreise wird als Kandidat der Carlellparteicii Herr Dr. Niethammer genannt. Cure a»S Conier- vativen und lh'ationalliberaten gemischte Deputation hat ihn zur Annahme des '.Randals bewogen. — Der „Pirn. An;." schreibt: Betreffs der RcichstagSwabl- Vorbereitungen ist nun anch in unserem Wahlkreise die erwünschte Klärung erioigt, da es den wieder in Dhäügkeit getretene» Herren dcs schon bei der vorigen Kahl bestandene» EomiteeS gelungen ist, als gemeinsamen Kandidaien der reicbSlreneir Parteic» wieder den bisherigen Bertrelcr im Reich-Stage, teeren Lägewerkabesitzer Grnmbt in Dcesden, zn gewinne». Unter dem Hinweise ans ieuie ausgedehnte ('»eschästsiba'.igkeik und den dadurch entslehendr» '.'N'angel an Zcii halte der Genannte zuerst geglaubt, von der Wiedera»nahi:ie einer Kandidatur adiehen zu müssen: mit aner ieniienSwerther D.arrwill'.gkeil entschloß sich >>err Grnnibr aber nun doch, private Riicküchien der >etzl mit vereinten Kräsleir in Angriss zu iichincnden palrioliichen Ausgabe niUerznvrdnen. — Einen zrem- iich kläglichen Beriaaf, schreibt dasselbe Blatt, zcigie eine am Svnnakcnd im Gasiholc zum Engel m Pirna abgcchaltene, vvn soz>aldeiiiokralischer Seile einbernrene Wählerveriammlnng. Abge sehen davon, das; diesmal die Polizei die halbwüchsige» Burschen, o-e bei solchen Gelegenheiten immer dieHliwtrolie ipieien, fern hiett und das; infolge denen der Saal mir sehr massig gefüllt war, w zeigte sich anch der Redner des Abends, ei» Kaufmann Günther ans- Dresden, weicher über „die vcvo>ne!>ende Reichstagswaht" Drechen sollte, dieser Anigabe in keiner Weise gewachsen. — Der b!. sächsische Wahlkreis, Lobau, wird seitens der Deuiichsreisinnigen und Sozialdemokraten »nk eurer bisher noch nicht erlebten Agitation überzogen. Tie Kartellparteien werde» gut tti.nr. sich ebenfalls tüchtig zn regen, nur den Sieg deS bewä'.nlen bisherigen BertrrterS. Fabrikanlen Hvssnranu, zu sichern. Um iür den denlsthttrisinnige» Kandidaten Stimmung zu machen, loar »ccr den vorige» ^vnniag sogar Eugen Richier ans Berlin nach Loban verschrieben worden, der in einer Versammlung in der D oalialle sprach. Zahlreich waren die Zuhörer erschienen: ein guter rneil bestand natürlich ans 'Rengrerigkn, die den Pa-teipapst cin- mal rede» Horen wollte». Seine Ansprache brachte Denen nichts üscneS, welche die politischen Wochenschauen Levasohns von Zeit zn Zeit leien. E.iaen stcichter griff mit starker Hand in die von ihm lahrelang gcipielte Leier und schlug die wohlbrkanitten Akkorde an: „Alles, waS der letzte 'Reichstag geschaffeii, ist ein Gräuel, Einiges ist noch gräulicher als das Andere. Tag aber die Dcntschstei- sinnigen Hake und Kiepert die Vorsitzenden der Berbände der Zneker- iind Spininoseii-Fabrikanten sind, nnd dag unter der Mitwirkung beider Herren die Branntwein- und Zuckerslenergeselzc zu Stande gebracht ivnrdcn, verschwieg ihr FraktionSae-rosse. Nach Schluß der Nichtcr'schen 'Rede ergriff der Kandidat dieser Partei, Hanpi. das Work. Hb er glücklich sprach, meint der »Sachs. Postillon", mag dahingestellt bleiben. Herr Haupt verglich nämlich die Schutzzoll I volilik belreihenden Staaten mit einem Affenhaus und die ans dem Schutzzoll fliehenden Erträgnisse mit den Frcßnäpscn, welche den einzelnen Assen, hier asio den Staaten, vorgcietzt würden. Die Regel werde nun wirr, da»; jeder Asse nie ans seinem eigenen, son dern aus dem Rap» seines Nachbars »ressen und nach geihaner Arbeit den jeinigen regelmässig leer finden würde. Wester führte Herr Haupt den Bergleich nicht au-S: Da-S war wirklich sch »de. Das Wort zur Eiiigcgming wurde keinem der zahlreich nn Saaie anwesenden Gegner gegönnt, unter ganz nichtigen Boiwänden wurde somit die Widerlegung abgeschnitien. Das war echt freisinnig ! In geiivbcner Feslesstimiiinng beging vorgestern Abend der occern im grogeii < r. Majestät aale des Gewerbehanies des Kaisers. Der Ver- E o ir s c r v n t i v e die Feier des Geburtstages . emSleiiiing ist von jeher das ausgesprochene Talent eigen, die fest lichen Beranskaltungen des Vereint- in die ansprechendste» und würdigsten Formen zu kleiden: insbesondere hatte sie cS diesmal verstanden — in Anbetracht der Trauer des Kaistrhcm'es —, der Feier einen ernsten Eharaktcr zu verleihen and sic in taktvoller Weste ausschließlich zn einer Beriicnuig valerländiicher. moiiarchiicher Gesinnung zn gestalten. Ter Saal prangte in festlichem Gewände: Fcchnengruppirilngen und dunkle Tannenguirlanden schmückkeil Wände und Pilaster. Außerordentlich zahlreich Hallen sich die Mitgl eder dcs BereinS mit ihren Damen nnd zahlreiche Gäste zu dem festlichen Alle eingeinnden. Als Ehrengäste waren erschienen d e Gesandter. Oesterreich-Ungarns und Baverns, Grat Ehotek und Freiherr v. Niethammer (der preuszstche Gesandte Gra» Dönhoss iah an dreien, Abend selbst Gaste bei sich», die geheimen Räche Mensel und Hedrrch, KrelShanptniann b. Koppentels, Generallenkirant Scknrlg. die Generalmajoie z. D. b. Schulz »nd Hciidenrclch. der Präsident der I. Kammer, Wirkt. Geh. Ralh v Zehmen. Eze.. nebst mehre.en Mitgliedern der Kammer, die Nc>cr,s:agsabgeord»ctcn Hnltzsch und Fahr. v. Friesen. Tclegraphendrreltoc Mohnnann, Fearr ncm b. Pellcl-Narbonne, bekannt als Ncilbegrnnderln des Vereins siechen Kren; u. '?l. ^ re wüchsigen Klange des Kaiscr- rneleilirten Mahnung Atting- thenre, schlich'Dich an! Hier r .rüdes von Richard Wagner leiteten die Feier enr. Tie Aniprachc hielt H,rr Archidiakr-nuS Dr. Schmidt. Als trefflicher Kanzelredner bekannt, verstand es De. Schmidt lucht minder NI ieiner von valcr- lst.tstchcr Begeisterung getragenen, ziiirLcirden Festrede, Herz n-id Geinut!» zu packen und io dein patriotischen Feste die rechte Weihe zn verleihen. Ein hohes Lied an» deutsche Sitte nnd Art waren die einleitenden Sätze der ebenso gedankenreiche» wie formcnlchönrn Ansprache, denen der Ausspruch des Taettus zu Grunde gelegt war: „Bei den Denlichen vermögen gute Eitlen mehr als ander wärts strenge Gesetze". Ten Schwerpunkt der Rede über bildete eine geistvolle Interpretation der Hausen'-? „Air'S 'Vaterland, an's sind die seiten Wurzeln Deiner Krall, dort in dem ficmden Land nchst Tu allem — ei» schwankes Rohr, das jeder Sturm zerbricht!" Nicht windiger, so führte der Redner aus, könnten wir heute den Festtag unseres Kaisers, des Hüters des goldenen VölkcrtriedenS, des Wächters de? deutsche» RibeliinaenhvricS, begehen, als wenn wir das Gelöbnis; thnn, treu zu icin dem Kaiser nnd treu dem Vaterland, für das Vaterland zn leben, zu leiden und auch zn sterben, und zwar — wie der Redner in geistvoller Weise darznlegen wusste - nicht nur für daS räumlich abgcgrenzic Vaterland, sondern anch :.ic die vaterländische Idee, im Kampf gegen Die. welche innerhalb unseres Vaiersiindes die rolbe und dir schwarze Fahne der Vater landslosigkeit und der Glaniienölosigkcit auigepslanzt haben, .b'.'nniien! mg währte der Velsakl. der den trcsflichcn Darlegnnaen solgie. Unmitlelbar daran schloß sich der attgcincinc Gesang des Liedes „Heil Kaiser, Dir. mein Kaiser!" (versaßt von F. Emil Knanlhc». welches m ein stürmisches Hoch ans Kalter Wilhelm ans- kwng. Da? iveiicre Festprogramm bestand in Gesangs- nnd Orchr ster-Bc Ureigen ernsteren Eharaltcrs. Rist gewohntem tretflichen Gelinge» brachte der Dresdner Mannergesangverein unter Leitung de? Herrn Hugo Jungst mehrere Mannerchöre, darunter die bereits znr Kmsec-HnldMng imSchlvßhof gehauen: „Höre »ns. Germania!" Gedicht von Silvia Brand, Kvmvosition vvn H. Jüngst, und „Deutsches Kaiserlied", gedichtet und konwomrt von C. Bieber, zum Vortrag, nicht minder wirkien die vorzüglichen Leistungen der Gcwerbchauskapcllc unier Direktion des .Herrn Kapellmeisters Stahl. AllcS in Allem: Es war eine würdige, erhebende Feier I — Bei dem z» Ehren de- Geburtstage- Sr. Majestät des Kaisers im großen Saale der Harmonie veranstalteten Festmahl brachte Herr O b c r b ü rg e r m c i st e r D r. S t ü b e l in knapper, wiiknngSvvsicr Rede das Hoch ans Kaiser Wilhelm ans- Wir ent nehmen derselben nur die folgenden packenden Schlußsätze: „Wir wissen, daß Sc. Majestät, unser ullergrrädigster Könia und Herr, mit den Beweisen nnbcdingten Vertrauens zu Sr. Majestät vem Kaiser den AnndcSgenossc» vorangeaangen ist, und wer wüßte nicht, daß wildem innige Frenudschast beide Fürsten verbindet. Es will mich aber bedünken. als schenke Sc. Majestät brr Kaiser auch unS. de» unter der Wettiner KönigSkrone siedenden Sachse», ein nicht geringe» Maß von Vertrauen. Dieses kostbare Gut uns zu er balte», liegt nur in unserer Hand. Bald wird unS Gelegenheit gegeben werden, vvn Neuem zn beweise», daß wir die Vaterlands liebe und die Treue zu Kaller und Reich nicht nur im Munde irilne». Für die Ersüllnng dieser heiligen Pflicht mannhgst elnzu- stehen und da nölhig, Gut und Blut zu opfern. oaS wollen ivlr benie po» streuen, feierlich aelvdcn, indem wir rufen: Sc. Majestät der deulsche Kaiser lebe hoch!" In der Versammlung fanden diese Worte begeisterte Anfnglnne. — In zcrblrerchen Vereinen nnd Gesellschaften ist Montag 'Abend de» Geburtstag» Kaiser Wilhelms i» Liebe und Verehrung gedacht worden. Der Verein der Post- und Telegraphen- Unlcrbeamlen beranstallete >» seinem Verein-lokal, wie altjäbrlich, eine Kaiserseier. bei welcher Herr Pvstsckrelär Fehcrhcnn die be geistern' Festrede hielt. Auch Sr. Majestät König Albert wurde durch ein dreifaches Hoch gehuldigt. — Auch da» in der Eentml- lmlle veranstaltete Festeoncert gestaltete sich zu einer patriotischen Kundgebling. StgglSbaiinbrgnrIer Kirß feierte in schwungvoller Ansprache den thalkrästigen. insbesondere mich vom ^achseiwvlke begeistert verehrten Kaiser. Das Evnccrt wurde vvn der Trenllcr'»chen Kapelle in vorzüglichster Weile auSgefnhrt. dessen Leiter, Musik direktor Treuster, als Dank der Zuhörerschaft ein Lvrbeerkranz überreicht ivucde. — Hoiprediger Lic. Theos. Benz hat die Annahme seiner Wahl zum Planer der Frauenkirche erklärt. — Bekanntlich war der Rath beim Ministerium de» Inner» ivege» Erlangung der zu der Errichtung eines städlrühcn Elek trizitätswerkes an der Breitestraßc ctt-.'rdcrlichen DiSpen- iation von den beschränkenden Beslimiinmgrn dcS die Fabriken und Dampfkessel-Anlagen betreffenden Ortt-grietzes eingekommen, aber al'gewiksen worden, halte daraus wiederholt Vorsiellniig beim ge nannten Ministerium erhoben, ist aber z. Zt. ans dieie noch ohne Anlwork. Inrwiichen sind an» dem Gebiete der Elektrotechnik solche Fortschritte gemacht wardcn, daß die bisher scstgehaliene zentrale Lage srir die Maschinen zur Erzeugung des elektrischen Stromes als ein unbedingtes Enorberniß nichl nrchr bezeichnet werden kann st sinh Ansicht deS RatheS ist nicht mehr zn bezweiiel», daß es technisch möglich ist, unlcr Beibehaltung des Gleichstromes die Maschinen-Anlage zn dessen Erzeugung auf einem nicht im Innern der Stadl gelegenen Grundstücke z» erlichten. Freilich wird daS kostspieliger werde», aber es läßt sich nun auch die Frage erörtern, ob nicht von einem Werke au? alle hauplsächlichen Tüeilc der Stadt ans beiden Seilen des Elbstromes zweckmäßig mit Elek trizität versorgt werden könnten. Dieselbe ist vvn sachverständiger Seile, rnsbeioiidere von der Firma Siemens u Halste, bejaht worden. Der Ralh beschließt, daher dem Vorschläge des Ausschusses für die elektrische Bclenchttrng gemäß, unter ctnstrvciligcc Znrnck- ziehnug des DiSpensationSgejncheS die Firma Siemens ». Halste mit der Bearbeitung eines neuen Projektes für ei» außerhalb des Stadtinuern gelegenes Grundstück zu bcanstrage». — Man wird sich erinnern, daß ieiner Zeit von den Dr. 'Nach,, nachdrücklichst die Zuversicht ausgesprochen worden ist, die Fortschritte in der 'Technik wurden eS bald ersparen, eine so große Kessel Anlage in's Stadt- innere zn bauen. — Tie königl. BezirkSschnluispektivn hat dem Nach eine Lehrplan-Veränderung inr die Bürger- und Bezirks schulen voraelegt, nnd der Nach genehmigt dieselbe. Die vorge- schlagencn Abändernngeir lausen nicht ans die Lehrgegensläiide binaus, sondern »nr ans eine andere Verlheilung der UntcrrichtS- sinndcn. »nd zwar in der Wene, daß in den Bürgerschulen die wöchenttichen Stunden in Neligion, Deuisch, Formenlehre. Schreiben, Zeichnen und Französisch zusammen nur Ist für die Knalwn und um 12 iür die Mädchen vermindert, dagegen in Rechnen, Singen, Turnen »nd Anich iuniig nnr st für die Knaben und 4 für die Mäd chen vermehrt werde». In den Bezirksichnlen soll dagegen weder eine Pcrniehrniig noch Verminderung der Sttuidenzahl eintreten, sondern es wird nur eine Verschied»»» der Sttmden anaeordnet. Bei den Bürgerschulen stellt sich im Ganzen eine Bernriiidcrnng der Gesamnilzalst der Unterrichtsstunden um 10 bei den Knaben, nnr 8 bei den Mädchen heraus. — Tie bisher nn die Ocffeistlichkeit gelangten Beschrei bungen deS neuen G cwehre s. dessen deninächstc Ausgabe an die Truppen durch Ellas; der neuen Schießvorichriit und der noll-wendig gewordenen Abänderung zum Exerzier-Neglcment bereits vorbereilct wurde, sind »nr wenig geeignet gewesen, sich ein Bild von dem neuen Grwciw zn machen. Nach der Berliner Mr- litärzcstnng ist das neue Gewehr wohl nr »einer äußeren Erichci- nung von dem bisherigen Modell 71 8l nicht wesentlich verschieden 'Rur der Lau» erscheint starker, nnd zwar ans dem Grunde, weiter ans zwei verschiedenen in cinandcrliegcirdcn 'Rohren besieht. Die Erfahrung hatte getehrt, daß die mangelhaften Tiessergebnisse der bisherigen Gewehre fast ansichließlich darin ihre Ursache hatten, daß der Laus sich je nach zunehmender Wärme oder Kalke cmSzu- dehnen bez. zusaininenznziehen strebte. Dieser Bewegung des Lanscs traten sowohl die 'Ringe und Schraube», die denselben mit dem Schaft verbanden, wie auch die auf dcniiclbe» angebrachten Lothringen (Visir-Einrichttiiigen :e.) hindernd entgegen: die Aus dehnung bez. Verkürzung desselben wurde dadurch eine ungleich mäßige nnd verursachte nicht nnwescnlliche Abweichungen in der Treffgenauigkeit. Dielee^ebelstaiid ist bei dein Modell 88 dadncch befestigt, da» das Nol^welches den eigeistlichen Lau» bildet, von einem andere» Nvln?M>gebe» ist. in oreiem jedoch w viel Spiel raum hat, daß cS Kch nngchindert ausdchnen bez. zlisaminenzirhen kann. DaS Kaliber beträgt wie bekannt 8 Mm. Naturgemäß hat diese Kaliberirage eine wichtige Nolle bei den Versuchen gespielt, bis man zn der Ueberrengnng kam. daß mit dieser Weite vvn 8 Mm. die zulässigste Verkleinerung des Kalibers erreich! war: wollte inan noch rmlcr diese gehen, so konnte das nur aut Koste» der Le»stimgs!ähigkc>t der Waffe ans weitere Entseriiiiiigcn geschehen. Im Innern dcs Laufes sind die Züge nur stach cingeschnlsteii, haben aber einen sehr starken Drall zÄewinde>, fast dovpelt so Ilark wie bei dem Modell 71 81. Ta? äußere Rohr, da? den Laus umschließt, enthält die Visi'.-Ei»richin»g. die nach denselben Grund sätzen wie bisher angei'ertigt ist. Die Verhindung des Lanier mit dem Schaft ist dlnch zwei Gewehrringe hergcstclll: an dem vor deren Ende des Vordcrmiges beündct sich die Seilengewchr-Warze. Tic Hülse nnd das Schloß sind mit gestrige» Aeiidernngcn nach denselben Grundsätzen niigetcrlicst. In Verbindung mit der Hälse steht die Mchrlade-Vorrichtung. die ganz neu ist. Das Mvdcll 88 ist ein ansichließtichcr Mchstader, und zwar insofern, als je 5i (nicht wie vieljach behauptet worden -1) Patronen, durch einen federnden Nahmen Pon dünnem Blech zrisammengel,alten, stets ans einmal geladen werden. Zn dieieni Zwecke befindet sich iir Lcnr unkeicn Dheile der Hülse em vieieckiger Ausschnitt und unter diesem die Vorrichtung zur 'Ausnahme des Rahmens mit den »Patronen und einer Feder, die stets eine Patrone nach oben drückt Sobald die letzte der 5 Patronen in den Laus tritt, fallt der geleerte Rahmen vvn selbst unten heran?. Das Entlade» geschieht ans ielir einfache Weise, »»rem durch einen Truck auf eine unter der Hülse liegende Feder der Nahmen mit den Patronen nach oben getrieben wird, und somit wieder hcrauSgchobcn werden kan». Ter Entladestock, der dem alten Gewehre fehlte, hat eine Länge von »iigesähr 40 Ein. und ist so eingerichtet, daß er mit jeden, anderen znsainnien- geschraubt werden kann, und dadurch die »öthige Länge zum .Rei nigen oder Eiiisettcn des Laufes erhält. Die Patrone hat in ihrem Acnßcren Achnlichkcit mit der bisherigen, abgesehen von dem ge ringeren Durchmesser. DaS Geschoß selbst besieht ans einem stäh lernen Hohlchlindcr mit abgerundeter Spitze. Dieser Hohlcolindcr ist mit Blei angesüllt nnd äußerlich, um das Rosten des Stahles zn verhindern, vernickelt. Die treibende Kraft oer Ladung besteht anS den, neuen ranchsreicn Pulver, über dessen Zusammensetzung nach nicvts bekannt ist. Die Entzündung deS Zündhütchens durch de» Schlggbolzc» erfolgt in derselben Weise wie bisher. — Im Allgemeinen ist nicht daS „rauchfreie", oder richtiger gelagt „rauch- schmache" Pulver als wichtigster Umstand und Vortheil der neuen Waffen hiirznstellen, sondern die bei weitem wichtigste Veränderung ist in der Erweilerniig nnd veränderten Gestaltung der Flugbahn zu suchen. Die Höchstleistung der neuen Waffe, soweit sie die Länge der Flugbahn betrifft, beziffert sich ans 38»10 Meter, «ine Entkernung, wie vom Llnckc'schen Bade bis halbwegs zwischen Mvrdgrunobrückc und weißer Hirsch oder vvn der Germania aut dem Altmarkte bi» nr die Mitte des Dorfes Gruncr in der Luftlinie aemesscn oder kurz gesagt reichlich eine halbe deutsche Melle". Schon im Feldzüge 1870,71 schossen die Franzosen mit dem Ehassc- pot auf ähnliche Enttcrnnngen und die Streiter au» den damaligen Schlachten weiden sich erinnern, daß daS plötzliche Einschlagen von Geschäften in anmarschirende Kolonnen» che mau noch irgend etwas vom Feinde bemerkt, ehe man einen Knall gehört oder Pnlvcr- damps gesehen hatte, nicht gerade zu den Seltenheiten gehörte. Die Truppeiftührer werden im ZukunstSkrlcge mit diesem Umstande sehr zu rechnen haben, durch die Nussanz der Flugbahn werden sich die Zufallstreffer sogenannter „verflogener" Geschosse wesentlich ver mehren. — Der gewaltige Sturm ver vorigen Woche hat in, Königs. Großen Garten nicht weniger de»» 2« große starke Bäume theilS entwurzelt. tbrIIS ihnen die Krone geknickt. Am meisten mitgenommen ist der Baumwuch« südlich vom PalaiS, daS Halb- ninothell und die dahinter wcgtührendc Allee Hier hat der Stur», den Linden, Fichten nnd italienischen Pappeln grausam initgeipielt. Dieser Strich muß iörinlich Vvn Stnrinwirbeln betroffen worden sein. Sehr bedauerlich ist auch der 'Verlust des FanIbaninS, der neben dem Gesuridbeitsbrnnnen stand und die kühle Quelle lieblich belchatlete. Er blühte iin Sommer sehr schön und man wird gewiß für Ersatz sorgen. Augenblicklich ist die Königl. Garlciidirektirm mit dem Zer»äge» und Wegräuinen der gestürzte» Bäume beschäftigt. — Der Pknsir'nS-Ziftchnb Kasse für da? technische Personal der Königlichen Hot Nie ater ist abermals ein ansehnliches Legat (200 Mk.) ' - ttsti . ) durch leslaiiientartiche Bestimmung deö kürzlich verstorbenen HafsilberküininerelS a.D.. Gustav Schulze, zuciksloften. Die hmnanen und segensreichen Zwecke der geuannlcn Pensions- Kasse verdir'nlen überhaupt eine größere Gönnerschaft, als dies lstShcr der Fall war. — Bei Erhebung der Bra ndversich eru n gS be i t räge für den erste» Termin d. I. findet bei der Gebändcversicheriiiigs- abthrilung der Erlaß eines halben Pfennigs vvn der BeitragSe»!- heit statt. Diese Beiträge sind am 1. April nur mit einem Psennig von der Beilragscinheit zu leisten. — In dle»cn Tagen wird Seitens der Königs. Polizeidircktion eine Revision säinintlicher Hansgrnndlliicke in Bezug au» den Bestand ihrer Bewohnerschaft vorgenonime». Dm »ist der Revision beauftragten Beamten sind die nothwcndige» Auskünfte bereitwillig zn erthellen. — Auch an? dem Erzgebirge liege» dem Landtage wieder mehrfache Eisenbahn-Petitionen vor. darunter solche ans dem oberen Thcilc de? Amtsgerictstsbezirkes Sauda. Obwohl die Re gierung beabsichtigt, bald thnnlichst generelle Vorarbeiten in dem zwischen Olbernhnn Bienenmühle tzFlohathals und dein Erzgcbirgs- kamnr (Schwcinitzthal ec.) gelegenen Landeslheile vornehmen zu lasten, ko haben es die betreffenden PclilionSansschüsse doch inr nöthig gehalten. die^Dringlicdleit der angcttrebtcn Bahnlinien der 'Regierung und der Ständeversanniilnng minier und >n»»cr wieder an's Herz zn legen, da sich wenige Gegenden Sachsens in ja be drängter Lage befinden als der belr. GebirgSlhei!. wo der Feld bau »nr geringe Erträge liefert und die Bewohner ohne industrielle Thätigkeit nicht bestehen können. Dieselbe wird aber durch die vorliegenden traurigen VerkehrSberhäliniste anßerordeittlich er schwert. Ganz bejonders schtlmin sieht es in de», sehr industriellen Schweinitzthale ans. So befindet sich zwischen den volkreichen OrleiiDcutschsathariiieilberg'Telilichncudors-Denttcheinsiedel-Heidel- berg-Seissen Oberseisenbach keine einzige Slaatsslraße. Der Bau einer Tbalstraße zwischen Dcnlich-Neudarr und Deutsch-Einsiedel ist wegen der angereglen Eisenbahnverhiiidiing unterblieben, »nd io iiinß sich der Veckehr über Berg und Thal ans Geiuemdeivegen mit Steigungen von 1 : 5 bewegen. Die zwischen Tentschneudock und Tknticheinsiedel gelegenen vedentenden Mahlinühlen, welche noch vor Jahren ihre käinmllichcn Produkte nach Böhmen erpor- tirlen, lind inkolgc der neuerlichen Zollverhällnisse last außer Be trieb nnd zn neue» Anlagen »ich! geeignet, da Ahstchrslraßen sichten. Eine in Tenlichncndors errichtete Spiegelrahmenfabrik ging ivieder ein, bez. wurde der Bahn näher gelegt, wegen zu hoher Versandt kosten. Wenn die Schweinitzthalbahn nicht bald zur Anssiihrnng kommt, so wird sich mancher Industrielle bewogen fühlen, sich lieber an einem Platze a»zn>iedcln, der mit Eisenbahn gesegnet iß. '.stach einem fachmännisch und gewissenhaft antgesleUIen Kvsien- überschlag wird sich die Hauptbahn im Flöhathate (Olbcriihaii- Sayda-Aiencnmühlc) nach dem vor einigen Jahren vorliegende» Verkehr mit 2.03 Proz. verzinsen, die 'Nebenlinie Schkveinitztlial- bahn (Hirschberg-Tenticheinsiedel) sogar mit 3,1 Proz. Diese Zahlen aber werden bei Bestehen einer Bahn bedeutend wachsen, da die in Betracht kommenden Industriezweige sehr cittivickclnngS- iähig sind. Während zur Zeit der früheren Petition in dem nur 12 Km. langen Schwcinitzthal 58 mit Motoren betriebene Werke gezählt wittvcn, gicbt es jetzt deren 77 und außerdem 17 ohne Motorcnbetrieb, darunter Etablissements, in denen über 100 Ar beiter bcschäslicrt werden. Sollen diese Uitternebmungen aber konknrrenzsähig bleibe», so muß diese Gegend unbedingt dem StaatS- bahnnctze angeichlossen werden. Es muß hier, auch wenn dem Staate durch die Bahnlinien ein größerer Nutze» nicht ersprleße» würde, ein Nebliges geschehen, wenn nicht Verarmung und großes Elend in dicier Gebirgsgegend Platz greifen soll. — Zum Bürgermeister von Oederan wurde Nalhsgssessor Apclt aus Halle a. d. S. erwählt. Derselbe tritt sein Amt am 1. April d. I. an. — Hinsichtlich der gestrigen Mittheilung über zn Tage ge tretene Stencrhintcriichnngcn inr Bezirke der Königl. Bczirks- Stencr Inspektion Großenhain werden wir ersucht, zur Ver meidung irriger Annahmen »litzutheilen, daß »nS diese Mittheiliiug von keinem der Beamten der genannten Behörde geworden ist. Jortsehuna de» örtliche» Tliciles Seite v. Taflesfleschichtt. Deutsches Reich. Dlc großen zu Kaisers Geburtstag angc- knndigten »»lilärischen Befördernngen sind vollzogen worden. Zinn lommandirendm General des 5. 'Armeekorps, welches bisher der General Freiherr v. Hilgcrs befehligte, ist der Generalleutnant v. Sceckt, bisher Kommandeur der 15. Division, ernannt worden. Ter Kvininandenr des 4. ArineckorvS von Häniicd und der Grvß- hcrzog von Mecklrnburg-Sirelitz sind zu Generalen der Kavallerie befördert worden. Generalleutnant v. RverdanSz, Gencral-Jnspcklcnr der Fnß-'Acttlleiie. ist znm General der Amllcrie. der Generalleul nant v. Grolina». Gouverneur des JnvaltdenhariseS. zam General der Infanterie, der Genecalmajor p. Bergen, Inspekteur der l.Pion- nier-Jnspcktion. znm Generalleutnant besolden worden. General leutnant v. Lewinsk». Kvminondenr des 0. Armeekorps, ist zum Ge neral der Artillerie befördert worden. Kaiser Wilhelm hat, wie der „Nordischen Korrespondenz" aus Kopenhagener Hoilreiien berichlet wird, dem dänischen KönigSpaae zn Neujahr zwei wundervoll gearbeitete Porzellanr-aien znin Ge schenk gemacht. Seit 1804 ist cs das erste Mul. daß die dänischen Majestäten durch eine so intime Animcrkianikcit von Seilen dcs prenßiiche» Haies crirent wurden. Uebcrhaupt sind die Beziehungen zwilchen Berlin und Kopenhagen seit dem Ncgicrnngsanttitt des jungen Kaiieis d:c denkvar sieiindlichsleii geworden. In der denttchen Presse ist cs wenig hervorgchoben worden, daß bei der Bestattung der Kaiieiin Angusla der einzige ausländische Repräsen tant von fürstlichem Blut der dänische Kronprinz war. Es scheint gar nicht unwahrscheinlich, daß Kaiser Wilhelm im nächsten Svinmcc mit dein Zaien einige Tage ank Frcdensborg Zubringern wird, zu mal die Berliner Hvflrauer ihn Verbindern dürste, an den russischen Jagden thcilznnehmen. nnd anch sein Erscheine» zu den russischen Manövern mit Recht bezweifelt wird. Die Nachricht, daß der Kaiser am Bcgräbnißtag der Kaiserin Angusla lOO.'iM Mk. für eine dritte, aus freiwilligen Spenden neu zu erbauende Kirche in 'Berlin geschenkt habe, wird der „Kr. Ztg." bestätigt. Die weitere Angabe, daß diese neue Kirche in derHeilrg- krcur-Gcmeindc gebaut werden solle, darf als kvahrscheircktrh gelten: gewiß ist es noch nicht. Unier dem Vorsitz deS Fürsten v. Bismarck fand am Sonntag eine »iclirstiindigc Sitzung des Preußischen Staatsmmistertnliis statt. Der Reichskanzler, welcher sich im besten Wohlsein befindet, wird zunächst dauernd in Berlin bleiben und erst rin Frühjahr mit dem Eintritt »'ärmerer Jahreszeit wieder aus cmc» seiner drei Landsitze sich begeben. Ter 'RcichSlags-Wahlansrus der Ncstionalliberalen vermeidet jedes nähere Eingehen a»k die Frage dc-Z gescheiterten So- zialistcn-Gcictzeö und erklärt nur, daß der Negierung die wirk lich nncrläßllchen Machtmittel gegen die Umstnrzbcslrebungcn der Sozialdemokratie gewährt werden müssen. Der Auirnf rühmt weiter die segensreiche Friedenspolitik des Kanzler?, weicher dein deutschen Volke als festeste Bürgschaft friedlicher Entwickelung den Bund und die Freundschasl »rtt Oesterreich und Italien gegeben. Au» dein Wahlaufrufe heben wir kurz die nachstehende treffliche Mahnung hervor: „Nicht im Interesse der Partei, für das Vaterland rufen »vir niftere Freunde aus. daß ein jeder seine Schuldigkeit thue. ES ist Eure, cS ist die Sache des Deutschen 'Reiche», nni welche eS sich bandelt. Vereinigt Euch, ann Eures Vertrauen» im Vereine mit den uns Regiment gebildet werden. Säinmtlichcs bayrisches Militär in den Reichslanden würde eine sünkte bavrische Division bilden-
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