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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.08.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924082201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-22
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.08.1924
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Dresdner Nachrichten Nr. ZZ1 Seite Z S-eü-s. rr rlvgvfi isr« Aerriot in -er Kammer. Die mit Spannung erwarleie Erklärung Kerriols. Paris, -'1. Äug. Um 112 Uhr hatte sich vor dem Palais Bourbon ein zahlreiches Publikum eiiiacsunden. das den Beginn der Kammcrverlmndlnnac» erwartete "Bald »ach Eröffnung waren Tribüne» und »Valerien überftlUt In der Dtplomatenloge wohnte der deutsche Botschafter der Sitzung bei. Als gegen 8 Uhr Ministerpräsident Hcrriot erschien, wurde ihm von der Linke» eine stürmische Ovation bereite». Einige Hoho-Ruse ertönte» von rechts und auch »on de» Bänke» der Kommunisten. Der Kommunist Malt » schweult ein grosteS Plakat mit der Inschrift: Noch ei» Verbreche»? Die Kommunisten rufen: Slinnestie. Amnestie! lim :l.iu Uhr wurde die Sitzung vom Kaniiiierpräsidenten Paiulev«', er öffnet, der sofort dem Miuilterpräsidenten das Wort erteilt. Als Herrlot die Nediwrtribitue besteig«, wird ihm von der Mehrheit eine neue Uundgebnng bereitet. Darauf verliest Aerriol die angckiindiate Negiernngserklärnna, in der es ln'istt: Die Negierung beabsichtige, sich aus eine Darstellung der Tatsache zu beschränken. Man würde den Lachperständiacn- plan und dementsprechend auch die Bemühungen der Lon doner Konferenz, ilin durchführbar zu machen, nicht »erstehen, wenn man sich nicht ins «Gedächtnis riese, das« der Hauptzweck des LachverständigenplaneS der gewesen ist. die Nevarations- sragen vom poliiischen ans das wirtschaftliche "lebtet biuüber- zuleitcn. also n» Stelle eines StrassiistemS vraktische Mittel zu sehe», die geeignet sind, die Begleichung der von Deutsch land cingegangenen Berpslichlnngen zu erreichen Man konnte das Lachverständigcnsiistem ablehncn nnd kann das heute noch. Was seht unmöglich war nnd nnmoalich bleibt, ist die teilweise Annahme dieses Proarammö. Die Londoner Konscrenz ninsste also die Ausführung des Sachverständigenplans selber sicherstellen und gleichzeitig die Probleme lösen, die im Artikel !> des Planes einer Prüfung durch die Negierungen Vorbehalten wurde, .'in diesem doppel ten Zweck muhte die gemeinsame Aktion der Alliierten wieder ermöglicht werden Gleich zu Beginn imirden drei .Kommissionen zur Be arbeitung der drei fragen: Bersehlnngen. wirtlcknistliche und fiskalische Näumung und Lachliesernngen eingesetzt. Dies konnte im Augenblick den Anschein haben, das« die Konscrcnz- oerhandlungen ziemlich leicht und rasch in dem Nahinen vor sich gehen würden, den die Pariser Note ihnen vorgezeichnei lwtte. Wie Sie sehen werden, law cS ganz anders. Der Ministerpräsident verbreitete sich liier über den Gang der Bcrlnindlungcn in der ersten Kommission, die bekanntlich die Verfehlungen und Sanktionen zum Gegenstand hatte. Ent sprechend den Berpslichtnngen. fährt er fort, die die Negie rung vor dem Parlament übernommen hatte, hat sie das Nechl Frankreichs ans Handlungsfreiheit unablässig verteidigt, nicht uni die Kollektivaktion zu verhindern, sondern für den Fall, dah diese Kollektivaktivn versagte. Wir können nicht Wieder gaben, welche Schwierigkeiten, welchen Argwohn diese Ver teidignng nnS eingetragen hat, und welche Wachsamkeit wir daraus verwenden muhten, um dieses Necht, nachdem cs ein mal eingcränmt war. gegen neue Borschläge zu verfechten. Bei dieser Gelegenheit trat die berühmte Frage des 8 >s auf, die nnS unaufhörlich wiederkehrende .Komplikationen geschussen hat. Um dem Parlament die ganze Wahrheit zu sagen, >»nh ich anSsprechen, dah wir ans eine ganze Neihc von Vorurteilen und Missverständnissen stiehen, die mehr als einmal die Almv- sphärc der .Konferenz gestört haben, als cs sich >iir »ns nur darum handelte, uns die Unabhängigkeit i» der Aktiv» zu er halten. Am Sonntag, den 20. Juli, konnte man sich dem Glauben hingeben, dah nach Ucberwindnng einer der Hanptschwierig- keitcn die .Konferenz einen raschen Fortgang nehmen werde. Die Ereignisse haben das nicht bestätigt. Es kam zn diesem Zeitpunkt zu gewissen Interventionen, die wenigstens dem An schein nach nichts mit Politik zu tu» halten. Eins von den Hauptelementei, der Durchführung des Dawes-Plans ist die Anleihe von Nitl Millionen Goldmark, bei deren Beurteilung so viele Fehler begangen worden sind .inwieweit soll diese Anleihe einem Dvppelziveck dienen? >. Soll aus ihr der ganze Neservebedars der neuen Bank gedeckt iverdeu. S. Soll sie Verwendung finden für die Zahlungen aus Grnnd deS Versailler lklertrags während des Aussaltjahrrs >»24 1925. Wen«« wir schon 1021 und I02ü Sgchlieserungeu erhalten wollen, so muh diese Anleihe Eriolg haben. Um dies zu er möglichen, empsehlen die Sachverständigen ausdrücklich ein .Zusammenwirken zwischen den Alliierten und Deutschland, aus dem diejenigen Vorbedingungen entstehen sollen, die die Kapitalisten der Welt gegenüber einer deutschen Anleihe mit guten Garantien günstig stimmen. An dieser Stelle m»h nusS neue der grundlegende Eharakterzng des Dawes-PIancs unterstrichen werden. Sie können den Dawes-Plan an- nehmen oder ablehucn, Sic könne» Lösungen politischer Art oder der Zwangs,nelhode den Vorzug gebe», wen» Sie aber de« Daives-Plan und die Anleihe von Ah» Millionen Gold- mark, die seinem Funktionieren zugrunde licgi, akzeptiere», so könne» Sic diese Meihode des Zusammenwirkens. die die Sachverständigen für »nerlähltch erklären, nicht ablchnen. Etwas anderes zu sagen, käme einer Tü»jch»»g gleich, und das lehne ich »iciiierselts ab. Um den ernsten Eharakter besser zu begreift"», muh man im Londoner Konscrenz Milien gestanden und die Machtlosig teil der dringlichen Vittcn, die Unwirksamkeit der wohl wollendsten Interventionen beobachtet haben. Am Ai. Juli war die Kvnsercnz auf dein tote» Punkt. Heute können wir nns ansspreche». Der Zusammenbruch erschien nicht aus geschlossen. Wir habe» das Necht, sestzusftllen. dah keiner von uiisere» Alliierte», dessen bin ich sicknr. bcstrcilet. dah Frank- rrich cs gewesen ist, das die gefährliche Schwicrigkcii behob, an der die Konferenz zugrunde gelwn kounie. indem es eine» Vorschlag zur Lösung sämtlicher zur Debatte stehenden fragen durch Anwendung jenes Schic teuer ichlso ei uzips machlc, das, ivenn nicht die Völler um irden Preis den cni- sechlichen Brauch des Krieges erhallen wollen, in Zukunft die unlionalen Probleme bclzerrschen muh. sLcbh. Beifall links, .linse: Es leb,' der Frieden! Man kann uns nicht beschuldigen, diesen "Vorschlag aus reiner Theorie nnd Doktrin hercnis improvisiert zn haben, denn nur hoben uns festgelegl, g!S mir »ns bei der Prüfung der Arbeiten in den verschiedenen Kommissionen dovon ver gewissert hotten, dnh ein Appell an die Prinzipien nötig mor, ivenn wir n»S der Koniplikotivn lieranswvllteii. lieber dieses unser Verhalten werden Sie zn urteilen haben. Unter Anführung der einschlägigen Stellen des Londoner Schlnswrvtokolls gibt der Ministerpräsident eine Darstellung sämtlicher Auswirkungen des Dawcs Plans. Kein Zweifel, fährt er fort, die schiedsgerichtlichen Bestim mungen ändern nnd beschränken die Vollmacht der Nepko. wie sie bis heute ansgesaht werden. Die erste Frage, die man sich stellen muh, war, ob diese Aenderung den Versailler Vertrag beeinträchtigt. Ich habe in diesem Zusammenhang eine Konsultation durch Neebtssaehverständige der französischen Delegation bei der Nepko vcranlnht, die unsere Ansfassnng bestätigt babcn. Dies ist die rechtliche Seite der Frage. Die Negierung ist davon überzeugt, das; st» kacftc, die angenommene Aenderung für das Interesse Frankreichs günstig ist, ivenn inan bedenkt, dah das Schiedsgerichtsverfahren, wie mir es durchgesctzt haben, nicht allein ans Verlangen einer Minderheit in Gang gesetzt wird, die die Feststellung einer Verfehlung ablchnt, sonder» auch ans Verlange» einer Minderheit, die gegen die fest ste»»»» einer Verfehlung protestiert. Es wäre wirklich viel Optimismus notig z» der Annahme, das, in Znkunst Frank reich Mehrheitsbeschlüsse hätte durchsetzen können, wie den jenigen. der ihm den Einmarsch ins Nnhrgcbiet ermöglichic. »sch will nicht bei einer Veweissührnng verweilen, die den Anschein erwecken könnte, als beruhe sic auf Voransselzungen, die für den oder jenen unter unseren Alliierten ver letzend wären. Uebcrlegen Sic sich jedoch, in dem Maste, indem wir dem Kriege ferner rücken, und wir sind doch erst gm Vorabend scncr langen Periode der Dnrch- snhrnna des Dawes-Plancs, verschwindet die kriegerische Stimmung. sMiderspruch rechts nnd Zurus: Nicht in Deutschland!! Die Nationen, die im Kamps mit inneren Problemen liegen, schrecke» doch zurück, auswärtige Ver antwortlichkeit zn übernehmen. Frankreich ist der Haupt- intercssent, was die Begleichung der Reparationen aulnngt. Es verlangt und wir verlangen für uns nur Gerechtigkeit. Eine Nation, wie die unsere, die stets erklärt hat, das« sic einer Lösung der Gewalt eine Lösung des Nechts vvr- zichk, kann nur gensinnen, wen» ihre Ansprüche ebensakls durch daö unparteiische und nnahhängige Schiedsgerichts verfahren geschützt sind, das wir vorgesehen haben. Dies ist wenigstens der Standpunkt der dcinotrattschcii Negierung, die sich vor Ihne» ansznsprechen hat. (Lebt,. Beifall links. Länm rechts und im Zentrum.! Wenn wir jetzt weiter ins einzelne gehe», so erlauben wir uns sestzusielleu, dost die Anwendung des Schiedsprinzips und des Kvnvcrticriingssnsteins, wie cs im Domes Plan vor gesehen ist, i» erfreulicher Weise verbessert und das Sachliese- rungssnstem, das in der Vergangenheit zu vielen Schwierig keiten Anlast gab, umgewandelt ist- Hat man die Absicht, Hirn gespinsten nachzugeheu, Illusionen ivachznlialtcn, die gcsälir- liclie Enttäuschungen neu hcrausbeschivörcu, oder will mg» unserem Laude, dem der Krieg ungerechte Lasten und Ver pflichtungen von niederdrückendem Gewicht hintcrlasie» hat, Ncalitäten sichern? Stellt man sich ans den zweiten Stand punkt, so kann man nicht umhin, der Arbeit unserer Londoner Sachverständigen gerecht zn werden. Was die Sachlieserungen nnlangt, so verweist der Mini sterpräsident aus den DaweS-Plan und fährt sort: Die sra» zösischc Delegation glaubt Besseres anSgerichtct zn haben. ES! ist ein erheblicher Ersvlg, ivenn die .Kohlen-, Koks- und I Farbstossliescrung über die im Vertrag vorgesehenen Fristen weitrrlansen. Bei unterschiedlicher Behandlung oder Sbsirul tion greift das Schiedsvcrsahrc» Pias). Die übrigen Be sttnrniungen dieses Teiles der Londoner Beschlüsse sind nicht minder wichlig. Ticses Abkommen zwischen den alliierten Ne giernngen und der deutschen Negierung ist nach unserer An sicht das Kernstück der Konscrenz. lBeisaU links nnd Unruhe rechts.> Der ernste Eharalter der KonvertierungSfrage wird »on nieniandei» übersehen Das Nepnrativnsprvblci» ist ein KonverlicrungSprvblem Wie die Sachverständigen selb» zugegeben haben, sind die von ihnen ausgestellten Vcsiii» mnngcn ausgesprochen unzulänglich. Die Londoner Kon- serenz hat der Wirklichkeit zn Liebe ans den Schein ver zichte« nnd ist diesen Schwierigkeiten entschlossen zu Leibe gerückt. «Tic Fortlctzuna des Berichts lag k>>» «»üakttoiisschlub nach nicht »or.s Zur Frage -er Aufwertung von Aeichsanleihen. Stert in. Ll. August Wie wir von zuverlässiger Leite erfahren, halt man es im Nelchsfinanzministcrinm stir „»- ansssihrbar, die Ncichsanlcihen ans den Kurs auszuwerte», zn dem sic zurzeit an der Börse gehandelt werden. Erwogen wird, entweder die Ncichsanleihcn aus l pro Mille auszn- wcrten, was aber bereits die Neichösinanzcn mit einem Beirage von 7Nü Millionen Mark belasten würde, oder den Kleinbesitzern eine mastige lebenslängliche Ncntc zu gewähre» Zum Volksentscheid Uber den Achlslundenlag. Berlin, 2l. Anglist. Ter zurzeit in Berlin tagende Bundesansschiist des Bundes der iechnischen Anacstcllten nnd Beamte» nahm in der Frage der gesetzlichen Arbeitszeit eine E n t s ch l i e st u n g an, in der er den von den Gewerkschaften eingeleitetc» Mnstnahmen zur Herbeiführung eines Bolls cnlschcids über die Notifizierung des Washingtoner Ab kvmmeiis bctrcssend den A ch t st u n d c n t n g durch Deutsch land zn stimmt. Die deulschen Ofsiziersverbiinde gegen General von Deimling. Der Deutsche Osfizierbund, der Nationalverband Deut scher Ssfizierc und der NcichSossizierbnnd erlassen solgcnde Erklärung: „General von Deimling tritt neuerdings in der Sefsentlichkeit für die schwarz-rot-goldene Fahne, für den Pazifismus, die Republik und den Eintritt in den Völkerbund in ansselicncrregendcr Weise auf. Ucbcr seine politische tteberzcnguiig wollen wir nicht mit ihm rechten. Dast er nber als früherer Kommandierender General in dieser Weise seine antimonarchischc Gesinnung öffentlich zur Schau trägt und gegen die schwarz-wcist-rvte Fahne, unter der er eine lange, ehrenvolle Dienstlaufbahn zurückgclegt hat, ankämpft: dast er es unternimmt, zum Eintritt in das Reichsbanner schwarz rot gold nuszufvrdcrn, welches er als in Wahrheit allein national und patriotisch anerkennt, zwingt uns. festzustellen, das, er selbst die Scheidung von seinen Kameraden von der alten Armee vollzogen hat." General von Deimling hat in demokratischen Blätter» eine Gegenerklärung erlassen, die besagt, daß er auf dem bis herigen 'Wege fortschreiten werde. Glückwunsch «Seipels an Marx. Berlin, 20. Anglist. Der österreichische Bundeskanzler Tr. Seipel richtete an den Reichskanzler Marx fvlgcndes Tclegramm: Eiv. Exzellenz wollen mir gestatten, meine aus- richtige Freude über das Ergebnis auszudrückcn, zn dein die Londoner Konscrenz durch allseitig guten 'Willen und versöhnlichen Geist geführt hat. Zuversichtlich darf gehofft werden, das, die segensreichen Folgen für Deutschland und Europa nicht ansblciben und einen wahren Völkerfriedcn gewährleisten werden. Der Dank -es Reichskanzlers für Seipels Glückwunsch. Berlin, 21. Angnsi. Der Reichskanzler Marx hat an den österreichischen Bundeskanzler Seipel folgendes Telegramm gesandt: Ew. Exzellenz spreche ich für die freundlichen Worte aiftästlich der Beendigung der Londoner Konferenz meinen wärmsten Tank ans. Mit Ihnen erhoffe ich segensreiche Answirtniigc» dieser Konferenz für Deutschland und Europa im Sinne eines wahren Bölkcrfriedcns. Gcz. Reichskanzler Marx. sW.T.N.» Präsident Eootidge für -ie deutsche Anleihe. Neiinork. 21. Anaust. „World" berichtet, dast Präsident Eoolidgc bereit sei, der Auslegung des amerikanischen An teils an der iiftcriiationalen Anleihe für Deutschland in -Höhe von l»I> Millionen Dollar seine volle moralische ll n t e r stüt; nng zu geben, obwohl die Negierung selbst natürlich keine Schritte nnicriiehnien werde, die deutsche An leihe zu garantieren. Einige Natgeber des Präsiden! » glaubten, das; die Anleihe schnell unicrgcbracht sein werde, dg Enotidge die Berichte über die Lage in Enropa mit ein gehendem Fntcressc verfolge. Aun- um Italien. Bon Alfred Ranft, Blankenstein. Ein Sondcrzug bringt nnS von Dresden über München noch Kufstein. Bis Kufstein reicht der italienische Eisenbahn betrieb. Wir müssen ninsteigen. weil die italienischen Loko Motiven und Wagen andere Brcmsvvrrichlnnacn habe» als die unseren. Dann eine herrliche Fahrt durch die Tirvler Alpen bis zum Brenner. „Brcnnerv" sieht am Stations gebäude. Es will nns lani» in den Kops, dast hier schon Italien beginnen soll. Die Italiener hier oben sehen ans, als hätten sic etwas aus dein Gewissen: einem geraden dcnt- ichen Blicke weichen sic ans, nur liniere Neiitenmart nehmen sic gern. Nach oberflächlicher Past und Zolliontrolle gehl's mit rasender Geschwindigkeit durch verlorenes deutsches Alpen !and dem eigentlichen Italien zn. In Briren. Bozen »nd Trient kurze Betriebsansenthafte. Ans jedem grösteren Bahn- Hofe ein saichistischer Doppelposten. Die „italienischen Hitler leute", wie sie ei» Bahnbeamter scherzweise nennt, trage» jederzeit UiSsorin: Kniehose mit Gainaschen. schwarzes, mit nieten Srdcnshäiidcrn geschmücktes Hemd, schwarze Kappe, iimgcschnallten Revolver. Sir heanssichtigen den Eisenbahn »crkcbr, scheinbar mit Erfolg. Ziiavcrspätiinacn. die in Ilalien srühcr an der Tagesordnung waren, kommen fast nicht mehr vor. Auch zeigen die Bahnhöse nnd Bahiiwaaen eine de merkenswerte Lanberkcit. Im allgemeine» sind die Faschisten nns gegenüber zurückhaltend, ans Befragen geben sic in höf lichster Weise Auskunft. Perona. Erster längerer Anseiftliall. Blendender, gln!- lieister Sonnenschein. Die Jüngeren unter »ns besuchen troh alledem die Stadl und das Amphilheater. Die Aefteren ziehen cs vor. die Zeit bei Spaghetti und Rotwein im Balinhossholel zn verbringen. Weiler braust der Zug, am Südnser des Gardasees hin, durch wvlilbcbanie Reis und Mai siel der. über Brescia, Mai land, Paula nach Genua. Es ist abends 10 Nlir. als wir antommcn. Wir begeben »ns iosort anl »Nieren Danivser, der am Kai liegt. „Gnglieinio Pence" heisti er. ein ehemals dculsches Schiss von l t 000 Tonnen Naiimachali. Er ist wäh rend des Krieges von den Franzosen beschlagnahm! und als Driippeniransvorlcr verwende! worden. Später ging er durch Kauf au eine durch Engländer iininzierte neapoli tanische Gesellschaft über, die ilin in ihren Ameritadiensi ein stellte. Er ivll nun sür etwa örn Wochen »nierc Heimai wer den. Ans ihm wollen wir „m die ganze Apenninenliaibiiisel hcrnmsahren. — Tie herrliche, ainplifthealraliichc Lage der von vielen Beseitigungen iiberragleii Stadl, das biinibeweate Treiben innerhalb der engen «Kassen, die zahlreichen Marinorpalästc, der rege Vertctir im Hasen, bieten für die nächsten Däne Interessantes genug. Zudem empfiehlt nns seder Genuese einen Besuch des Eamvv Santo. deS „schönsten F-ricdhoscs der Welt". Man kann da schöne Hallen nnd grost- artigc Marmvrdenkmäler bewundern, würdige Totenchrnng in unserem Sinne, sucht man vergebens. Die Grabdenkmäler der bleichen sind trotz ihres hohen Knnsiivertes nur darauf zugeschniiten. den Eampo Sanio um Tclieiisiviirdiakcitcn zu bereichern. Die Gräber der "Armen sind ungepflegt: zwischen meisten Marmoreinfassnnaen liegt der blanke Schutt. SecsahrI nach E > v i t a v e e ch i a. Wunderbare Bläue des Meeres. Tic Berge von Korsika und Elba arüsten zu uns herüber. Landnug in Eioiiavecchia. Die Anker sind noch nichl niedergelassen, als schon Inngens schwimmend unser Schiss iimschwürmcn, ihre Tauchkünsic vorznsithren. Es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit sie über Bord geworfene Kupserslückc zutage fördern. Nachdem die 000 Mann unserer Gesellschaft nnsgcbovtet sind, bringt nns ein Sonderzna durch die Maremmcn nnd die Eampagna nach Nom. Die Dunkel Heft hat ihre wohltuenden Schleier lierahgcsenkt. als von fern das Lichtermeer der Hanptstadl grünt. netera.r! Es ist immer noch wie z» Goethes Zeilen, ein eigenartiges Gefühl beschleicht uns Nordländer, wenn wir das erste Mal die heilige Stadt betreten: „wir tragen von neuem etwas von Goethes Geist und Liebe in diese Stadt. Schauer von Jahr tausenden durchwehe» uns". Und als wir uns znin Ahendesien iw Lpcisesaal unserer Pension «in der wir die Nachbarn des Fürste» Biilow sind! lreftcn, sieht inan mir srobe. crivar- tniiasreiche Gesichter. Die nächsten Tage nutzen wir jede Minute ans. um zn lernen und zu geniesten. Eine solche Fülle von Schönem gibfts zn sehe», dast man. wenn einem nicht Goelheschc Mnste zur Versüaniig sicht, sich ans die Haupt viinkte beschränken must. Die Abende verlebe» mir ans dem Pi »eso, in dessen Anlagen sich dlc vornehme "Welt Noms trilst. Bei Eis, Konzert und Tanz im Freien, laut lich s da gut sein. "Von Nom haben mir alle einen günstigen Eindruck mit wcaaciivniiiicii: Eine saubere Stadt, die ihre Strasten täglich zwei-, dreimal ausgiebig spreng«, die des Nachts in ein Meer non Licht getaucht ist, wo man in seinem Gasts,anic von Bettlern belästigt wird, wo sich ein riesenhafter Strasten verkehr ohne Polizei reibungslos abwickclt. Nur ungern scheide» wir. und gar mancher fast« den "Vorsatz, wicdcrzn- lommen, wenn cs die "Verhälinissc irgend gestatten Bon Eivitavcccliia aus bringt uns der „Giialiclmv Peiree" nach Neapel, Frühmorgens sahrc» wir in den «Kols ein. Es ist numvglich, die sich unseren Augen darbietende voll endete landschaftliche Schönheit mii "Worten aeöührend zu würdigen. Selbst ein Goellie suhlte sich dazu n»ft imstande: „Man sage, erzähle, male was ing„ will, hier ist mehr als alles. Die User, Buchten und Busen deS Meeres, der Bcsiio, die Stadt, die Vorstädte, die Kastelle, die Lusträume. — Ich verzeihe es allen, die in "Neapel von Sinnen kommen." Vorn, Hafen liegen zwölf englische Kreuzer und ein Flugzeug Mnlterschiss »or Anker. Ans dem grössten macht die Mann schuft eben ihren Mvrgendanerlcnis nach der von der Kapelle iistonierleii Melodie: „O Dannenhaum". In Nom lernten wir das vornehme Italien kennen, i» Neapel werden wir mit dem tupischen Neapel vertraut, das gesamte Volksleben spielt sich in nngeschminttcr Natürlichleft ans der Lirastc ab. Da schasst der Handwerker vom frühe» Ni arge >1 bis znin späten Abend. Er kennt leinen Aclststiinden lag. Da stillt die Mutter ihr Kind. Da melkt der Milchmann seine Kuh. Da leg« sich der Müde ans den Bordstein und schläft. Dadurch, dast ganz Neapel ans der Straste weilt, ein stetst ein Trubel, wie ilin keine andere Grostsladl kennt. Eins inistsäll! uns: 'Neapel ist schmutzig, selir schmutzig. Die «Klan-, pniilte der Umgebung bieten reichlich Ersatz sür den Schmutz nnd de» üblen Geruch der engen «Kassen. St. IImv, der Vesn», Pompeji, Svrrcnl und Eapri Haben s nns besonders angetan. Den englische» Matrosen scheinbar auch: denn über all lrefscn wir Trupps von ihnen. Unsre Fahrt acht weiter nach Süden, am Ltrvinbvl« vorüber, der gerade in reg.r Tätigkeit ist und denen Abhang herab die alnliende Lava ibren verderbenbringende» Weg nimm«. Ein schanria-schöncr ".'ln blick. Dann durch die Slraste von Messina. "Am Aelna vor über nach S n r a l n s, der Gricchcnsladl. Im schönste» und geräilniiasten Nalnrhasen von Italien gebe» wir. andauernd umkreist von Mililäisliegern. »or Anler. Das licntigc Sura k»s bietet — abgesehen von einem grostarlige» Mnstatiwein. den man probiert haben mns; — nichts Interessantes, nur das« es bei weitem nicht so schmutzig ist. wie es der Vaedecter und andere Neisesübrer machen. Sizilien deutet ans Asrila bi». Das inerten wir zunächst an der geradezu tropischen Hitze, sodann auch an den Dattel palmen, Vro1fr»ch1bäilineii, Bananen nnd Pnviirnsstandcn. Nachdem wir die Schcnsivürdialeften der elwas landeinwärts gelegenen allen Grlechcnstadl bewundert habe», dampft nnier Schiss i» dreitägiger Seefahrt durch das Ionische "Meer, die Slraste non Stranio und die "Adria nach Venedig. Wenn man sich der Lagunenstadt ans dem Sbcrdcck eines grvsten Szeandanipiers von der Sec ans nähert, dann bat man den schönsten "Blick ans die Lagune», den vidv nnd die Stadt, der Danipser anlerl vor», Kai San Mnrev. im Angesicht der Hanpl>el>eiiswii>diateite» Venedigs. Gondeln tragen nns nr billiges Geld an Land. Die Gnndelftilirer und aber bei weitem nicht so liarinlos, wie sie ansielien. Sie wissen, dast wii nach dem Schiss ziirstckniüssen. weil wir nnier Gepäck drüben lial'en und weil wir an Bord »blasen. Sie »'erlange» iiisolgedisien
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