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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.08.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924082201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-22
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.08.1924
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7kr. 1Z1 Seite 2 — Dresdner Nachrichten — Arettag. 22. August 1824 hafte- Verhalten vvrauSseyt und daß sie von erheblichem Umfange sein muß — die berüchtigten 4M Telegraplien- »angen dürfen also nicht wieder Verhallen, um Uber Deutsch land Sanktionen lieranszubcschivüre»! —. ist die Stellung Dentichlando gegenüber französischen Söillkürlichkeiten un- .iveisellmsl verbessert worden, da die Art. wie das LcktedS geeicht zusaiiiinengeseht wird, Gewähr für seine Unparteilich- !eit bietet, Es besieht nämlich ans drei Mitgliedern, die von der :>!epko einstimmig ernannt werden müssen: bei mangeln der Einstimmigkeit werden sie von dem Präsidenten beS internationalen Gerichtshofes im Haag bestellt Zu bedauern bleibt nur. daß nicht auch Vorsorge getroffen wurde, um die Maßnahmen genau zu präzisieren, die im Falle der ord nungsmäßigen Feststellung einer deutschen Verfehlung er- grissen iverden können. Nach dieser Richtung wäre eS wunschenSwcri gewesen, wenn der vielberufene 8 l8 des An- bangs II zu Teil VIll des Versailler Vertrages über dir Wiedergutmachungen, auf Grund dessen Frankreich bisher seine militärischen Sanktionen „gerechtfertigt" hat, eine maß- gebliche Auslegung in dem Sinne erfahren hätte, das! unter den dort zugelassenen Maßregeln keine militärische Besetzung deutschen Gebiets verstanden werden darf. Das Schieds gerichtsverfahren bietet serner bei der von der sogenannten r ransserkommission zu bewirkenden Anlage der ReparationS- gelder einen Schuh gegen eine llebersremdung der deutschen Wirtschaft, und e» wirkt weiter alA Hemmschuh bei de» Sach ! lieferungen gegen dir Gefahr, bah diese die deutsche Pro- duktivnSkraft übersteigen. Wenn die englischen und die amerikanischen Bankiers solche Vorliebe für Schiedssprüche bei Strettigieuen zwischen! Deutschland und den Alliierten habe», so wäre es doch eigentlich nur folgerichtig, das, sie dieses Verfahren auch aus dle häuslichen Angelegenheiten der Entente anwendeten und sich ebenfalls für eine schiedsgerichtliche Lösung der Frage der interalliierten Schulden einsetzten. Ti« gutunterrichtetes Pariser Blatt, da» von der französischen Intelligenz viel- gelesene „Journal des DöbalS", wollte willen, das, tatsächlich ! dieser Gedanke in privaten Londoner Unterhaltungen auS- 'gesprochen worden sei. Engländer und Amciik-'n r seien gleichermaßen davon überzeugt, daß hier nach Erledigung der i Frage der deutschen Kriegsentschädigung die dringendste Auf. gäbe der Zukunft in Erscheinung trete: denn kaum einer von ihnen glaube heute noch, das, die volle Bezahlung dieser Schulden nützlich und möglich sei. Nach weiteren An deutungen in der Pariser Presse sollen Herriot und Mae- donald ln London sogar in vertraulicher Form überein gekommen sein, diesen Weg ehesten» §u beschreilcn. Mag bei derartigen Ausstreuungen auch vorläufig noch mehr der französische Wunsch der Vater des Gedanken» lein, als das, eS sich bereit» um greifbare Tatsachen handelte, so lässt sich doch soviel schon heute sage», baß der weitere Gang der Sr- eignisse, fall» er konsequent aus der Londoner Linie ver läuft und nicht wieder durch unvermutete Ausbrüche des französischen Imperialismus und Militarismus gestört wird, darauf hindrängt. die vollständige oder teilweise Tilgung der interalliierten Kriegsschulden aus Grund schiedsrichterlichen Entscheides zu verwirklichen E» würde sicherlich et» denk würdiger, für ganz Europa bedeutsamer Augenblick lein, wenn Herrtot oder eine» seiner Nachfolger in den Stand gesetzt würde, vor versammeltem Parlament zu erklären: „Unser Schuldbuch bet England ist vernichtet!" Für Deutschland hätte da» zur Folge, daß der französisch« NeparattonSanIvrach um de» Betrag der französischen Schuld an England geklirz, würde von englischer Sette ist wiederholt erklärt worden, das, die Anrechnung eines an Frankreich gewährten Schuldennach lalle» auf die deutschen Reparationen unerlässliche Voraus setziing für die Regelung der Angelegenheit fei. F« länger England und Amerika sich sträuben, in dieser Frage ent- scheidende Schritte zu tun. desto ungünstiger muss kür sie ein Vergleich anssallen zwischen der Leickilierzigkrit. ivomi« man Deutschland »»geheure Lasten aufhalsi. und dem Mangel an angelsächsischer Bereitwilligkeit, eigene pekuniär« Opscr zu bringen, um normale Verhältnisse in Europa wieder herzusteüen. Das Londoner Abkommen im avswarnaen Ausschlch. Die Donnerslliqsfihung. lDrabtmelduug »nlrer Berliner Lchriftleltung.I Im weiteren Verlauf der Verhandlung bemerkte Ab geordneter o. Graefe i'Nar. Soz.i. die deutsche Ver fassung sei absolutistischer als die französische, weil Her- riol erst vor der endgültigen Unterschrift da» französische Parlament zu befragen wünscht, während die deutsche Delegation ein derartige» Verlangen nicht gestellt habe. Reichskanzler Marx erwiderte: Für die Haltung der deutschen Delegation sei Artikel 45 der ReichSverfassung maß- geveud. wonach der Reichspräsident das gleich völter- recl liich vertritt und tin -kamen deS Ret-He» VüadnUk' und andere Verträge mit auswärtigen Mächten schlicht: Bünd ln ic und 'Vertrage mit fremden Staaten, die auf Gegenstände der R e i ch s g e i e tz g c b u n g sich beziehen, bedürfen der Zustimmung des R c > ch S t n g e S. Damit sei die Rechtslage gan, klar gegeben. Derjenige, der Verträge abschiießl, sei der Reichspräsident, deshalb habe er auch die Vollmacht an die Delegation nnlerzeichnel. -ln sich bestand kein Hinder nis rechie-kräsliger Ar!, dass auch die Unterschrift von den deutschen Delegierten schon am vorigen Sonnabend geleistet wurde. Im L ondo » er Protokoll stehe in erster Linie d:e Verpflichtung für Deutschland, die Gesetze dem R e j ch e-1 g g e v v r z u l c g e n. DaS sei nnziveifelhafl eine Verpflichtung, die die Delegation auch ohne Zustimmung des Reichstage». hatte annehmen können. Reichsauijenminisler Dr. Skresemann: Durch die Darlegungen deS Reichskanzlers ist klar, daß auch im Falle einer von Deutschland gegebenen Unterschrift i.i London die Rechte des deutsch«» Reichstages nicht berührt worden wären. Ich möchte nun dem Herrn Abg. Hergt auf die Frage antworten, welche Möglichkeiten bestehe», im Falle eines Scheitern» der Vorlagen hier im Reichstage, trotzdem neue Vereinbarungen mit der Gegenteile zu lresfen. Da darf ich zunächst darauf Hinweisen, das, irgend etwa» Positives nach dieser Richtung gar nicht geschehen kann, bevor die neuen Wahlen nicht zu Ende sind. Während der ganzen Zeit, die die ReichSverfassung für Neuwahlen verschreibt, ist also für die Negierung jede Möglichleit genommen, nach dieser Richtung etwas zu tun, und ich möchte dazu noch bemerken: Während dieser Zeit hat der Fiiianzmiuister zu sehen, das, die M i c u m v e r t r ä g e verlängert werden, während die er Zeit hört alle» aus zu lausen an Terminen siir die Räu mung und alles, was sich aus Freigabe der Regiezccheu bezieht. Erst dann, wenn wir einen NcichSlaa haben, und wenn der neue Reichstag grundsätzlich ta sagt, können nur an die anderen Mächte herantretcn und auch dann sind die anderen Mächte völlig frei in ihren Eut- ichließnnge» darüber, ob sie noch einmal mit dem Deutschen Reich in neue Verhandlungen cintrctcn wolle». Wenn der Herr Kollege Hergt darauf hinweist, das, die (''.genseite bereit sein würde, wieder zu verhandeln, so bitte Ich doch auch die Gegenkräfte nicht zu unterschätzen. Wir haben in England eine Bewegung, die sehr stark zum Ausdruck ge kommen ist. In einer Eingabe, die l7M b ritt sch e In dustrielle an das Unterhaus gerichtet haben, worin sic daraus Hinweisen, datz eS doch eigentlich den englischen In teressen völlig eittgegcnstche, wenn England seine Hilfe zu einer grasten internationalen Anleihe hergebc, die dazu be stimmt sei, der deutschen Industrie Kredite zu verschaffen und der deutschen Industrie dis Exporlfähigkeit zu ermöglichen. Wohin diese Bestrebungen gehen, ob ne am >5. Oktober, denn einen früheren Termin sehe ich nicht, England bereitfinden werden, einfach das Ganze, was bereits abgemacht war, noch c:nmal als Grundlage anzunehmen, ist mir ebenso zweisel- vat, wie die andere Frage, ob sich nicht in Frankreich oendenzen hervvrdrängen werden, die Ruhrränmung vou l andelspolitischen Konzessionen oder anderen Dingen ab hängig zu machen Jedenfalls können wir nach dem Experi ment derartiger Wahlen vor schwereren Bedingungen stehen als heute, und alles, wa-S das besetzte Gebiet von den Lon doner Abmachungen erhält, wird zum mindesten um Monate hinausgeschoben. Aba- Tr. Reichert lD.-N.i ersucht sodann die Regierung inn 'Bekanntgabe der Verschlechterungen, die die Lon doner Beschlüsse dem bisherigen Zustand und dem Repara- nonsgntachkeii gegenüber gebracht Hütten. Ferner verlangte Redner Mitteilung etwaiger Geheimabkommen. Waö dos deutsche Abkommen niit der Rcpko anlange, so vermisse er die volle Parität bei allen in Betracht kommenden Schiedsgerichten. Abg. Kocncn lKomm.i führt aus. daß die kapitalistische Regierung Entrechtungen dem Londoner Protokoll unterschrieben habe, die wett über den Vertrag von Ber- saillcs htnausgingen. Nach den Londoner Abmachungen sei die d e u t s ch e R e g t e r n n g nichts weiter als ein aus- führendes Organ der Revko, die sich in den letzten sstns Jahren als das Trosselungs- und AuSsaugungs- iuslrument der kapitalistischen Entente erwiesen habe. Es sei nt,glaublich, dah setzt der Rcpko noch das Recht gegeben sei, über den Versailler Vertrag hinaus Zahlungen einzutreiben. Das bedeute den nationalen Bankrott Deutsch lands. Derartige Verträge seien bisher nur mtt Aegypten und der Türket, niemals aber seit dem Mittelalter mtt einem europäischen Staate abgeschlossen worden. Auch sei tzS un. erfindlich, warum in London nicht wenigstens festgesetzt wor den sei, wieviel am Ende Deutschland zu zahlen habe. Reichssinanzminlsler Dr. Lulher: „Ich glaube, dast das Abkommen mit der Nepko in ieiner Grundbedeutung nicht richtig gewürdigt worden ist. Ter Kern dieses Abkommens ist. daß die Rcpko nicht mehr in der bisherigen Form über nnS schalten kann, und zwar sind hier Veränderungen nach zwei Richtungen cingerreten. In die Repko ist nämlich ein amerikanischer Bürger hineiugekommeu. lAbg. Koencn: DaS ist da» Ganzen Das ist erstens nicht das Ganze, zweitens ist eS etwas durchaus Wesentliches. Die Revko hat in immer wiederkehrenden Fällen in ihrer Mehrheit gegen »ns entschieden. Tiefer Zustand besteht nicht mehr. Der .'instand ist beute so. baß fünf Mitglieder vorhanden sind, daß sich in. folgedessen der Franzose und der Belgier in der Mlnd erhell vestnden und nicht mehr das Regiment ln der Repko in der Hand haben. Ferner ist lür alle Entschei dungen der Nepko ein paritätisch zusammengesetztes Schied», geeicht vorgesehen, das Deutschland anrusen kann. Herr Dr. Reichert hat gemeint, die Wendung in diesem 8 8b deS Abkommens mtt der Nepko sei außenordentl ch ver- schw-uunen. Es stände nichts Bestimmtes über das Schieds gericht darin. Ta muß man ergänzend dazu lesen, wie das Schiedsgericht nachher durch die Londoner Konferenz ein- gesühri worden ist. Die Londoner Konferenz enthält in ihren Beschlüssen die A u S s ü h r u n g S b e st i m m » n. gen für 8 8b, Daraus ersieht man. daß sowohl die Zu ständigkeit des Schtkdsgenchlö wie ieine Zuiammensttziing ganz genau umschriebe» sind. ES war eine untere ganze polt- tische Lage durchaus erleichternde Entwicklung der Tinge, daß es gelang, m I der Nepko vorweg zu einem Ab kommen zu gelangen, in dem bereits dieses Schi dsgericht. wie ja wohl der Ausdruck heistl, verankert war, obwohl daS Schiedsgericht als solches von der Londoner Konferenz »och nicht beschlossen war. Diese Punkte stellen also wirklich keine Verschlechte, ruiig ver Lage ans Grund des Gutachtens dar, sondern eine deutliche und klare Verbesserung der deutsche» Lage Dann ist gesagt worden, der S ch t e d S g c r t ch t S g e d a n k c litte insofern Not. als eS Stellen gebe, wo die Schieds gerichte nicht paritätisch znsamincngesctzl sind. AIS Bei. spiel ist dafür daS Schiedsgericht über die Frage angeführt worden ob verabredete F t » a n z m a n ö v e r Deuts ch- landü vvrlicgcit. Der Tatbestand, daß daS Schiedsgericht, da» darüber zu entscheiden hat, nicht neutral zusammengesetzt ist, ist richtig. Aber wir unterhielten uns la wohl über die Frage, ob eine Verschlechterung gegenüber dem Gutachten ein- getrclen ist. Wie ist die Lage im Gutachten? Hier ist sie so daß daS Transserkomttee für sich allein über die Frage verabredeter Fttianzmauöver entscheidet, ohne jegliche -Nit Wirkung Deutschlands. Eine Mitwirkung Deutschlands ist nun auch jetzt nicht hinettigekommcn, aber eS ist vorgesehen, daß nun an Stelle der nur einen Instanz des Trans'er- komttees die Möglichkeit einer Scki>dSgeric> ttsanrufnng be steht. Minister Luther ging dann ans die Frage ein warum der Nepko in dem Gutachten Vollmachten üb rtragen wer den. die noch über den Vertrag von Versailles hinanSgchen. Hier handle eg sich um Funktionen die bisher von der B o t s ck a f t e r k o n s e r e n z ausgenbt wurden ''eber der Bvtlst atterkonlerenz aber stand kein Sck!eds"ericht Jetzt handle eS sich um daS allgemeine Schiedsgericht, daS paritätisch besetzt ist. Abg. Ouaatz sDn.l wendet sich dagegen, daß die RetchS- rcgicrnng bei der Betrachtung der Londoner Vorschläge von dem T a iv e S - G n t a cl, t c n als der festen, gegebenen Grnndtatsache anSgehe. Bezeichne doch die amtliche Propagandabehörde der ReichSrcgiernng daS DawcS-Gitt- acbien sogar als die „Bibel der Wirtschaft". Die Deutsch- nationale Partei lehne einen solchen ungeheuerliche« Stand- rnnkt aus daö entschiedenste ab. DaS Londoner Abkommen brinae eine unannehmbare Verschärfung des lremden EttttlnsicS in Deutschland. Selbst wenn der Nepko durch die Einschlcbnni eines Amerikaners und die vorgesehenen Schiedsgerichte gewisse Hemmschuhe angelegt werden sollen, so könne das nicht darüber hinwcgtäiischeu, daß die StaalS- nnd Volkswirtschaft in Dentschland unter ein ein gehendes Kontrollinstcm gebeugt werde, daS in der Londoner Konferenz gipfle, ganz abgesehen davon, daß es sich hier wieder darum handle, ein G c Iv a l t s n st e m durch freiwillige Unterschrift zu legalisieren. Deutsch- land verliere nicht nur seine Reichsbank, die Verfügung über seine Währung, seine Neickscisenbabnen. sondern auch die Verfügung über lebenswichtige Steuerqiiellen. Reirhsfinanzmintsler Dr. Lulher wicS der Rede des Abg, Ouaatz gegenüber daraus hin, daß das Schiedsgericht nur über die Frage der finan ziellen Manöver, nicht aber über eine Hinausschiebung der N-Milliardengrcnze entscheide. Wenn das vorliegende Finanzmanövcr bejah! werde, so könne daS Transferkomitce jede Beschränkung für den Ankauf von irgendwelchen Gegen ständen in Deutschland aufhebcn. Ter Abg. Ouaatz habe sehr mtt Rech! darauf hingewlescn, daß künftig in Deutschland eine erhebliche Anzahl von Kontrollpersoncn mtt den dazugehörigen Mitarbeitern und sonstigem Personal vor handen sein werde. Das sei ohne jeden Zweifel ein nicht nur für unser Gcfiihs, sondern auch sachlich sehr belastender Umstand. Aber auch das sei nichts Neues gegenüber dem Gutachten, sondern alle diese Dinge seien ttn Gutachten vor gesehen. Wetter müsse man daran denken, daß auch jetzt In Deutschland eine recht stattliche Zahl derartiger Personen lei, von denen die Oeffentltchkcit bisher nicht allzu viel wisse, so übe das G c> r a n t i e k o m i t e e heute schon eine sehr weit gehende lleberwachung Uber unsere sämtlichen Steuern aus, und zwar nach Grundsätzen, die lange gelten, aber im all gemeinen nicht bekannt seien. In diesem Garantlckomitcr seien heute 2öst Personen tätig. Sicherlich ivcrde das Londoner Abkommen nicht mehr Menschen als Kontrollpcrsonal nach Deutschland hineinbringen, als heute allein in der Micum der N e g i e und der Binnenzollinie säßen. Wir dürften doch nicht das Ziel auS dem Auge verlieren. Di« Behauptung, daß die jetzigen Zahlungen über den Londoner Zahlungsplan htnausgingen, sei nicht richtig. Der Londoner Konserenz- zahlungsplan sei nicht erschöpfend, weil noch die Leistungen für die BesatzungSarmce und anderes hinzukämen. Was wir jetzt tragen sollen, umfasse aber alles. Abg. Dr- Reichert fragte sodann, ob sich die deutsche Dele gation in London bemüht habe, die Anerkennung ber Repko dafür zu erlangen, daß die bisherige» deutsche» Repa rationen SÜ Milliarde« Goldmark überschreite«. Die Gegen seite habe nur etwa 8 Milliarden gutgeschrieben. Wie stehe eS serner mtt der Gutschrift der von den Franzosen und Bel giern in, R ii h r s >i m p s w e g g e n n m m e n e n Werte und bei d.i a> die M jcnmper»rägc übergebenen Wert«. Relrhssinanzminifler Dr. Lulher erklärte in Beantwortung dieser Fragen u. a. «och, daß wir keinerlei Kviiirvllc dieser Ausgabe» unseres HauShaltplaneö hätten. Wir hätten nur eine Kontrolle über gewisse Einnahme». Tatsächlich bestehe heule die Ausgaben- kviilrolle, wenn eS auch der Regierung gelungen set, die Sache in der Praxis nicht d u r ch s ü h r e n zu müssen. De allgemeine Frage der Herabsetzung, wenn unsere LeistungSfähigkeil eine geringere ist, stelle da» große Pro blem dar. Heute sei die NechtSsiluatlon dazu folgend«: Sr habe schon bei früheren Mitteilungen daraus hlnaewicsen, das, der Artikel 384 deS FrtcdenSvertrageS, auf Grund dessen diesmal der GiilachlenauSschiiß eingesetzt wurde, völlig un berührt sei. Es könne aus dem Vertrag gegen u»S eine Verfehlung nur fcstgestelll iverden, wen» cü sich erstens inn eine a u a n t i t a t i v n c n n e n S w c r t e Verfehlung han dele und wen» zweitens die Absichtlichkeit festgeslelll sei. Auch hatte man von deutscher Seite bei jeder Gelegenheit darauf üiiigcwiescn, daß wir die Lumme von 2,5 Mil liarde n für so hoch hielten, daß man zwar alles tun werde, um seine Pflicht zu erfüllen, daß man aber begründete Z weif cl daran habe, ob eS möglich sein werde, eine solche Summe auS unserer Volkswirtschaft hcrauSzuholcn. Hieraus begründet Geheimrat Ernst vom RetchSfinanz- mtiiisicriuin das Kapitel 8 des Protokolls, daS die Zahlungen aus dem deutsche» RcichöhauShalt und die Einrichtung einer Aussicht über die Einnahme» aus den Zöllen und über die Ab gaben auS Aliohol, Tabak. Bier und Zucker be trifft. Der Redner gibt eine eingehende Darstellung, nach der Reichssiiianzminiltcr Dr. Lulher nochmal» daS Wort ergreift und erklärt, daß niemand mehr als die deutsche Regierung eS beklage, daß nach dem Sachverständigengutachten eine Kontrolle ganz bestimm ter Einnahmegruppen stattsindet, und zwar in der Hauptsache aus psychologische» Gründen. Er zweifle nicht, daß gerade diese Dinge gegenüber der Bevölkerung innenpolitisch außerordentlich u n b c a u c m wirken können. Daß wir die Einnahmen verpfändeten, sei sicherlich schlimm, baß wir die Eisenbahn hingcbcn sei ebenso schlimm, daß wir die N e i ch s b a n k htngebcn, set auch schlimm, la es sei alles geradezu entsetzlich. Wenn mir aber einmal den Gedanken der Etnnahme- verpsälidung Hütten, wenn wir die Festlegung haben, wie sic lm Gutachten enthalten sei, dann müßte praktisch der m ühcvvllc W e g gegangen werden, um Position um Posi tion zu erringen und schließlich bei allen diesen Sachen das geringere Uebel hcrauszusuchen. Nachdem in längeren Aussührungen der Sozialdemokrat Dr. Hi l fc r d i n g zu der Feststellung gekommen war. daß die jetzt vorgesehene Kontrolle sogar noch einen wesentlichen Abbau der Kontrolle bedeute, erklärte Nctchssinanzmintstcr Dr. Luther nochmals, cs sei gesagt worden, wir ieien ein Kostgänger des Reparation»,igentcn. Auch hier gehe er nicht so weit, nickt anzuerkeiinen, daß auch in dieser Bemerkung ein Stück Wahrheit stecke. Aber wir müßten auch das andere Stück Wahrheit sehen, nämlich, daß ganz feste, automatisch be stimmte, zahlenmäß.g und zcitmäßig begrenzte Regeln darüber ausgestellt warnen sind, wie der Neparaltonsagem die Zahlungen aus Deutschland wcttcrzuleiten Kat. Deutsch land habe '«ttbstverstäudlich versucht, die ganzen Vorschriften, wonach wir alle verpsändeteu Etpuahrue« au den Repa- rationcageutc«, obsührcn sd.'lcn, heraus,'.uWlugcn aus dem Text des Gutachtens, aber eö sei im Gesamtbild der poli tischen Lage, in der mir uns nun einmal, Gott lei es geklagt, befänden, nicht gelungen. Wohl aber sei eS gelungen, feste und ganz genau »mrissciie Grundsätze über die wetteren Zahlungen anszustellen. Daß eS mir. erklärte der Minister, lieber wäre, wenn der Neparattvnüagent die Sache nicht interimistisch bekäme, ist klar. Gewisse Erleichterungen haben wir erreicht. ES ist heute entgegen dem ursprünglichen Verlangen so vorgesehen, daß nur die zehn grüßten Zoll fassen »mntttclbar an den Reparationsagcnten die Beträge absühren. Im übrigen führen kstc Oberfinanzkasien ab, die überhaupt de» unmittelbaren Rcchenverkehr haben. Nach wetteren Ausführungen von Mitgliedern der Parteien gab ein Vertreter des Finanzinlnistcriiimö noch eine ausiührlichc Darlegung über d e Belastung, die Deutschland durch daS Gutachten, durch den Londoner Zahlungsplan und durch das Angebot vom 7. Juni 1028 erwachsen werde. Das ausalmende Ofsenburg. Berlin, 21. August. Wie die „B, Z. am Mittag" meldet, fand gestern abend in Ottenburg in der städtischen Festhalte eine B e s r e t n n g S f e t e r stack?- Der badische Staats Präsident Dr. Köhler hielt vor einer in außergewöhnlich großer Zahl erschienenen Volksmenge eine Ansprache. Er überbrachle im Aufträge des Reichskanzlers die Glück wünsche und den Dank deS Reiches, sowie gleichzeitig die Glückwünsche der badischen Regierung und des badischen Volke» zur Befreiung von dem neunzehn Monate andauernden Joche der Besatzung. Im Bezirksamt hatten sich nachmittags die Staatsbeamten und die Bürgermeister der besetzt gewesenen Gemeinden versammelt, an die der Staatspräsident eine herzliche Ansprache richtete. Berlin, 21. Aug. Im Namen der Vüiaer der befreiten Stadt Ofsenburg hat Oberbürgermeister Holler folgen des Telegramm an den Reichskanzlei gerichtet: Die anläßlich der Feier der Räumung Ofsenburg» tu Anwesenheit des badischen Staatspräsidenten versammelte Einwohnerschaft der Stadt Ofsenburg entbietet Ihne« er- gebenst Grüße, und verbindet damit den wärmsten Dank für die so zahlreichen Bemühungen ber ReichSregteruna und den Wunsch auf weiteres gedeihliches Fortschreiten der Verhand lungen, zugleich mtt dem Gelübn S. in den kommenden Tagen wichtiger Entscheidungen treu hinter »er Retchsregterung zu stehen. <W. T. B.» Die tzeulfche Kriegsflotte nach Swinemünde. Berlin. 31. Aug. Zum erste« Male seit 11 Jahre» wirb Swinemüude wieder de« Besuch der deullchen Flwte haben. Vom 4. bis Ist. September ist die gesamte deutsche Kriegsflotte im Hasen oo» Swinemüude veretuigl.
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