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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300408011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930040801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930040801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-04
- Tag 1930-04-08
-
Monat
1930-04
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1930
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Vkn,«ag. «. «prN 1930 1!r. ISS Seile 3 Das Antiterroryefetz Der Marxismus hat vielleicht niemals sein wahre» Ge sicht — abgesehen vom russischen Bolschewismus — besser ent hüllt» als bet der Annahme des österreichischen Anti» terrorgesetzeS. Es wurde mit den Stimmen der bür gerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten angenom- men, die die Abstimmung mit einem lebhaften Pfut- gebrüll begleiteten» um damit zu dokumentieren, bah der Marxismus die Koalitionsfreiheit des Arbeiters ablehnt, ob wohl wir doch sozusagen im Zeitalter der Demokratie leben. Wer es noch nicht glaubt, dem bestätigt eS der Austromarxis mus, daß bas politische Glaubensbekenntnis des Sozialismus sich immer noch nach dem Sprichwort fanatischer Revolutio näre richtet: ,„Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein .. .* Was will bas Antiterrorgesetz, zu dem die Sozialdemo kraten Pfui rufen. In kurzen Sähen folgendes: Schuh für «lle Gewerkschaften, Schuh der Arbeitswilligen gegen Terror, Schutz gegen Mißbrauch zu Lvhn- druckzwecken und Abschaffung des Abzugs der Gewerk- schastsbeiträge durch die Unternehmer. Also alles Selbstver ständlichkeiten. Dost das Gesetz notwendig wurde, und zwar schon seit langer Zeit, kennzeichnet die Zustände, die man in diesem doch von einer bürgerlichen Mehrheit regierten Lande mit österreichischer Gemütlichkeit gemäß dem Grundsätze ertrug: „Da kann ma halt nix macha." In Oesterreich gab es bisher nur sozialdemokra tische Gewerkschaften. Denn sie allein genossen An erkennung als tarisfähige V o l l gewerkschasten. Christliche mid nationale Arbeiter mußten ihnen zwangsweise bcttrcten, wenn sic nicht aus Arbeit und Brot verzichten wollten. Jetzt endlich sollen christliche und nationale Gewerkschaften eben falls als Bvllgcwerkschaften anerkannt werden. Auch dürfen nationale Arbeiter nicht mehr ob ihrer Gesinnung aus den betriebe» entlassen werden. Das gilt besonders von den Kommnnalbctricben des roten Wien. Deshalb wohl der Ent- rnstniigsstiirm der Sozialisten, für die Gesinnungsfreiheit an scheinend keine Errnngcnschaft bedeutet, für die Jahrhunderte gekämpft und gelitten haben. Daß das Gesetz von durchaus sozialem Geist erfüllt ist, zeigt der Teil, der sich mit dem Schutz gegen Lohn druck befaßt. Danach gelten Kvllektivverträge für die ganze Belegschaft und können nicht durch Sonderabkommen mit Unorganisierten unterboten werden. Auch kann der Unternehmer nicht mit einer Minderheit einen Vertrag ab- schlicßcn, falls dieser ungünstiger als der Vertrag ist, den er mit der Mehrheit der Belegschaft abgeschlossen hat. Be merkenswert für österreichische Verhältnisse ist auch die Bestimmung, wonach der Unternehmer von seiner Pflicht, Z w a » g ö k a s s t e r e r für Gcwcrkschaftobeiträge zu sein, be freit wird. In weiteren Paragraphen sicht das Gesetz Strafen vor für alle, die erlaubte Versammlungen, Umzüge und Kund gebungen mit Gewalt verhindern oder sprengen. So kenn zeichnet sich dieses Gesetz als ein wahres Freihetts- gcsch, das eine wirksame Waffe gegen den angcmaßten Ge- sinnnngstcrror bildet, mit dem die Sozialdemokraten die Mehrheit der Bevölkerung terrorisierten. Schul! des deutschen ErddlS geivrterl Hannover, 7. April. Bei der im Oberpräsidtum in Han nover unter- Vorsitz des Stellvertreters des Oberpräsidenten abgehaltencn Besprechung wichtiger E r d ö l f r a g e n, an der Vertreter des Handelsministeriums, des Obcrpräsidiums, des ObcrbcrgamtcS Klansthal-Zellcrseld, der Rcgierungpräsident in Lüneburg, der Landrat in Celle, ferner Vertreter der Indu strie- und Handelskammer, der Landwirtschastskammcr und der Gewerkschaften tctlnahmen, war zunächst Gegenstand der Erörterung die Gefahr einer Besteuerung von Mineralöl- produktcn ans deutschem Erdöl. Bei der Erörterung dieser Frage waren sich alle Beteiligten einig, daß der Antrag des WirtschaftSbundes Ntedcrsachjen - Kassel beim Reichssinanz- minister, von jeglicher Belastung von Mineralprodnkten aus beut» scheu, Erdöl Abstand nehmen zu wollen. auss nachdrücklichste unterstützt werden müßte: im volkSwirt- fchastlichcm Interesse, insbesondere aber auch im Interesse der gesamten ntedersächsischen Wirtschaft. Ferner fand eine ein gehende Aussprache über die in der Presse vielfach erörterte Intcrcssenahmc ausländischen Kapitals am nieder- sächsischen Oelgcbict statt. Hierbei kam zum Ausdruck, daß gegenüber den in letzter Zeit sich ausfallend häufenden und sich widersprechenden Nachrichten Vorsicht geboten set. Bemtn- m>» BenzeWI, RiukrulMruer Berlin, 7. Hkprtl. Mintstertaldtrektor Ernst erwiderte im SteuerauSschuß auf die verschiedenen Etnwänd« von seiten der Sozialdemokraten, bet einer Aenderung des Steuerausschusses könnten dt« verschiedenen Mineral öle je nach dem Bedürfnis verschieden behandelt werden, etzt set der Satz auf 3,88 Mark festgesetzt worden, um den oll auszugleichen. Sollte sich Herausstellen, daß damit der uSgletch nicht geschossen werde, so könnte die Regierung aus Grund der ihr gegebenen Ermächtigung eine Aenderung vor- nehmen. Ein Hcranslassen der Leuchtöle set schwer durchführbar, weil Petroleum nicht bloß als Leuchtül, son dern vielfach auch als Krastül verwendet wird. Bo« de« RegiernnaSparteien ist inzwischen »er Antrag «««gegangen» de« Zuschlag znr Krastsahrzengstener i« Jahre 1888 aus 18 Proz. herabzuseften, und für Kraftdroschken über haupt keinen Zuschlag zu erheben. Dem Antrag stimmt auch Dr. Rademacher sD.-R j zu. Abg. Dr. Uecker. Hesse» <D. Bp.) hält es für unmöglich, durch Ausnahmebestimmungen Verbraucherkreise vor der durch Zoll und Ausgleichüsteucr herbetgeführten Verteuerung zu schützen. Es habe sich jetzt auch die Schwierigkeit gezeigt, den Hauptteil der Kraftsahrzeugsteuer auf den Betriebsstoff zu übernehmen. Die Herabsetzung der AuSgleichösteucr aus 3,88 set nicht von dem Produzenten angeregt worden. Sie liege im Interesse der Konsumenten. Vor der Abstimmung erklärt Abg. Dr. Raüemacher sD.-N.s, seine Freunde würden über die einzelnen Bestim mungen nach sachlichen Gesichtspunkten entscheiden. Ihre Abstimmung bedeute aber keine Vorwegnahme der politi schen Gesamtentscheidung der beutschnattonalen Fraktion. In »er Abstimmung wir» ein fozialtemokratischer Antrag angenommen, wonach Petroleum von der Zoll erhöhung sreigelassen wird. Ferner wird ein Antrag des Abg. v. Sybel ange nommen, worin die Reichöregterung ermächtigt wird, anzu ordnen, daß diejenigen, die Triebstoffe aus dem Auslände etnführen ober im Jnlanbe Herstellen, einen entsprechenden Anteil Spiritus zur Verwendung als Trtcbstosf beziehen. Weiter wird ein Antrag der hinter der Negierung stehen den Parteien angenommen, wonach dt« Ausgletchssteuer 8,80 Mark für einen Doppelzenter Eigengewicht beträgt. Die ReichSregterung wird ermächtigt, wenn die wirtschaftlichen Belange eö erfordern, den Steuersatz zu erhöhen oder zu ermäßigen. Alsdann wird ein neuer Artikel 4 beschlossen, demzufolge der Zuschlag zur Kraftfahrzeugsteuer für das Rechnungsjahr 1838 aus lll v. H. herabgesetzt werden soll. Für Kraftdroschken wird überhaupt kein Zuschlag erhoben. Art. 3 über die Mineralölsteuer soll am 1. Mai 1830 in Krast treten. Im übrigen tritt das Gesetz am 15. April 1830 in Kraft. Der Reichsminister der Finanzen ist ermächtigt, für die im Gesetz genannten Waren eine Nachverzollung vorzunehmen. Es folgt die Beratung des Gesetzes zur Aenderung des Tabak, und Zucker st euergcsctzcs. Nach der Vorlage sollen die Stcucrläger aufgehoben und die Zahlungsfristen verkürzt werden, bei Tabak von 3,5 aus 2 Monate, beim Zucker von 7Ü aus 48 Tage. Ministerialdirektor E r n st teilt mit, die Negierung habe sich damit einverstanden erklärt, daß die Zahlungsfrist bei Zigarren nur ans drei Monate, bei Zucker bis ans den letzten Werktag im zweiten Monat verkürzt wird. Die Regierung will auch aus die Aufhebung der Tabakstcuerläger verzichten, muß aber dann eine VerwaltungSgebühr von 1 Proz. erheben. Der Ertrag aus der Aenderung der Tabaksteuer vermindert sich danach um etwa 2 Millionen RM. Die Weitcrberatung wird dann auf Dienstag vertagt. Das Defizit-er Grwerbslosenverficheruns Berlin, 7. April. Laut Meldung eines demokratischen Blattes wird das von den Sozialdemokraten zum Scheitern gebrachte Kompromiß Brüning—Meyer zur Deckung des Defizits der Erwerbslosenversicherung <3,5 Prozent Beitrag, 158 Millionen Eisenbahnobligationen und bei Mehrbedarf der Reichsanstalt spätere Regelung im Herbst durch ein neues Gesetzt durch einen Initiativantrag der jetzigen Regierungs parteien dem Reichstage vorgcschlagcn werden und kann auf eine Mehrheit rechnen. Ein seltsames Projekt Nach einer Havas-Meldung soll sich die Union der inter nationalen Vereinigung für den Völkerbund an eine Anzahl Negierungen mit der Anregung gewandt haben, das Völker- bundssekrctartat und das internationale Arbeitsamt in Gens zum Mittelpunkt einer „Lits monckinlv" zu gestalten, ierunter versteht man ein der Vatikanischen Stadt ähnliches ebilde, in dem der Völkerbund die Souveränität aus übt. Diese „Citü moiiklialo" wäre später durch Verlegung anderer internationaler Einrichtungen zu erweitern. Von einem derartigen Rundschreiben ist auffallenderweise weder bei der Schweizer Negierung noch in offiziellen Völkerbundö- krcisen etwas bekannt. Die Havas-Meldung dürfte demnach lediglich einen Versuchsballon darstcllen. Der eigen artige Vorschlag gewinnt nämlich eine besondere Bedeutung, wenn man ihn mit dem zwischen der Schweiz und Frankreich bestehenden Freizonen st reit in Verbindung bringt. Be kanntlich hatten die Franzosen in ihrem Sicgcrübcrmnt ge wisse Zollsrcihcttsrechte, welche die Schweiz im französischen Hinterland von Genf besaß, angctastet, der Haager Gerichts hof mußte aber in dem von der Schweiz anhängig gemachten Verfahren dieser recht geben. Jetzt scheinen nun gewisse französische Kreise mit Hilfe der „Cits monckigis* ihre auf Genf abztelenden Pläne verwirklichen zu wollen. Diese zielen dahin, aus dem Wege über die Exterritorialität den Fran zosen den vorherrschenden politischen Einfluß auf Genf zu verschaffen. Bor Milderungen im auswärtigen Dienst Reichs in Prag und Warschau genannt. Ob Herr v. Lindciner vom Ncichsaußenminister in den diplomatischen Dienst berufen werden wird, steht aber zur Zeit noch dahin. In der letzten Zeit war viel die Rede von einer Umwandlung der Warschauer Gesandtschaft in eine Botschaft. Die pol nische Negierung hat in dieser Beziehung bei einigen anderen Mächten, vorerst bei Frankreich, bereits ihre Wünsche dnrch- gesctzt. Daß die Umwandlung der deutschen diplomatischen Vertretung in eine Botschaft bereits vorbereitet wird, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Wohl aber heißt es, daß der gegen wärtige Gesandte in Warschau, Ulrich Rauscher, einen anderen diplomatischen Wirkungskreis ersehnt. Unter Dr. Stresemann wurde Herr Rauscher als Staatssekretär des Aus wärtigen Amts genannt, für den Fall, daß Dr. v. Schubert eine auswärtige Mission annehmen sollte. Sie tMch-rMchm WtrtschliMezichuiMii Berlin, 7. April. Heute fand hier unter dem Vorsitz des Direktors Kracmer eine Sitzung des Arbeitsausschusses des N u ß l a n d a u s s ch u sse ü der deutschen Wirtschaft statt. Fast sämtliche Mitglieder waren erschienen und folgten mit Aufmerksamkeit den gebotenen Vorträgen, an die sich eine eingehende Aussprache anschloß. Ter Ausschuß spricht sein Bedauern darüber aus, daß in offiziellen Presseorganen der Sowjetregierung fortgesetzt Angriffe gegen Personen der deutschen Wirtschaftsführung und gegen deutsche Lieferanten- ftrmen von Weltruf gefolgt sind, und er weist besonders die jeder Grundlage entbehrende Verallgemeinerung der russi schen Kritik an der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der deutschen Industrie zurück. Deutschenverhaftunv in -er Tscheche- Berlin. 7. April. <Eig. Drahtmeldung.s Das lange hinauS- gezögerte Revirement im deutschen diplomatischen Dienst soll zu Ostern durchgesührt werden. Es wird bewirkt durch den Rücktritt des Botschafters Dr. Sthamer in London, der! schon vor mehr als einem Jahre darum gebeten hatte, in den' Ruhestand versetzt zu werden. Als Dr. Stresemann noch das Auswärtige Amt leitete, war davon die Rede, daß der Bot schafter Neurath, der das Deutsche Reich in Nom vertritt, nach London und der Botschafter in Angora, Nadolny, da für nach Rom gehen sollte. Diese Kombination scheint jetzt aber überholt zu sein. Während der letzten Zelt war als aus sichtsreicher Kandidat für den Botschafterposten in London der volkskonfervative Abgeordnete v. L i n d e t n e r - W i l d a u ge nannt worden. Herr v. Lindeiner-Wildau wurde in anderen Kombinationen auch als Anwärter für den Vertreter des Znaim» 7. April. Die Znaimcr Polizei verhaftete dieser Tage einige Personen deutscher Nationalität wegen au» geblich gegen den Staat gerichteter ungesetzlicher Propaganda. Unter den Verhaftungen erregt besonders die des Pastors Karl Otto, Mitglied des Kapuzincrordcns, in Znaim großes Auf sehen. Die Nachforschungen sind zur Zeit noch im Gange. Man rechnet mit weiteren Verhaftungen. 2u Ostern mußt 0u clllllln clssiksnl von Srlllvn-Povtllg 6ß»33 SllllSsiKkN j Präger Steak» ra 1 Kunst un- Mffenfchast Araufführunv eines Lausitzer Setmatspieles Oskar Schwär: „Die liebe« Mitmenschen* Von jeher ist das Volk der Oberlausitzer ein spielfreudiger Menschenschlag. Seine gesunde innere Frische drängen ihn von jeher zur Darstellung, die ebenso in Volksbräuchen. Volks- erzählungcn und -schnurren wie in Bolksspielen zum Ausdruck kommt. Von jeher haben die BolkSspielscharen, die besonders in Reichenau, Zittau, Großschönau und Neugcrsdors beachtlich entwickelt sind, es sich zur Ehre angerechnet, das Heimatsptel z» pflegen, zu dem sich auch kein Geringerer als der Ober- lansttzer Wilhelm von Polenz bekannte. OSkar Schwär wird schon heute als der Dichter der Obcrlausitz bezeichnet. Er gilt als der getreue Sachverwalter im Geiste eines Wil helm von Polenz. Eine gewisse schwerblütige, grüblerische Art ist ihm eigen. Mit psychologischem Feingefühl verfolgt »nd formt er seine dörfischen und kleinstädtischen Gestalten bis ins letzte, unerbittlich in der Konsequenz, schlicht und darum volkstümlich im besten Sinne in der Darstellung und un bedingt ehrlich. Darum auch allgemein verehrt und anerkannt. Nun bereitete die Bolksspielschar Großschönau ihm die Uraufführung seiner Bauernkomödte „Die lieben Mitmenschen* herzlich gestimmt und teilweise köstlich erfrischend volkswahr und naturgetreu. — Die lieben Mitmenschen! Wer hat sie nicht kcnnengelernt! Sie können alles ertragen, nur nicht die Tüchtigkeit anderer. Und eine ausrechte, tüchtige, lcbenstapfcre Person ist die Witwe Alwine Dennn, die um ihren ehemalig flottlebtgen Mann nicht so trauern kann, wie das eben die lieben Mitmenschen mit Vettern und Basen und Dorfgenossen aus gewohnter Heuchelei gern möchten. Sie kann auch den vielfachen Anträgen, die ihr zumeist um der schönen Wirtschaft willen vom Gemeinde vorstand an bis herab zum gutmütigen Bauernsohn werden, kein Gehör schenken. Man kann ihr nun nichts am Zeuge sl'ckcn. Aber das eben kränkt die lieben Mitmenschen. Irgendwie müssen sie doch bas Gift ihrer Scheelsucht, BoS- heit und Dummheit verspritzen. Man spioniert abends und entdeckt auch im Schattenspiel einen Mann bei ihr. Daß eS Nur leider der Mann der Spionin ist, macht die Angelegenheit zur ergötzlichen Komödie, von der aus der fröhliche Ablauf des Spieles zu einem guten Ende und glücklicher Lösung aller Licbesangelegenhelten gesichert ist. — Das hat Schwär in drei Akten dargetan. Er kennt sein Volk in Vorzügen und Schwächen, kennt es in Sorgen und Lachen un» rc»et de- Volkes ureigenste Sprache in prachtvoller Frische. Scharf ge zeichnete Gestalten bewegen das Spiel in fortwährender Steige rung bis zu einem überzeugenden, wirkungsvollen Schluß. Die Oberlausitzer Hcimatltteratur ist um ein wertvolles Stück be reichert. Der tiefere Sinn und die geistige Haltung weisen aber weit über umgrenzte Bezirke hinaus. — Alle Achtung auch vor der Großschönaucr Volksspielschar! Max Krause führte das Spiel sicher und umsichtig. Paul Reuter stellte prächtig« heimatfrohe — und treue Bühnenbilder. Mit warmherziger Liebe und schöner Begeisterung waren alle Mitwtrkenden am Werke. Elise Hermann ging als Witwe Demm aufrecht und tapfer einher. Die Heimat nahm starken Anteil an dem Ge schehen, dankte den verdienstvollen Darstellern begeistert und feierte den Dichter. dä. 2. s Dresdner Theater-Spielplan für hente:Opernha«S: „Die Fledermaus" <^8j. Schauspielhaus: „Was ihr wollt" <^8). Alberttheater: „Menschen im Hotel" (8). Residenztheater: „Die Königin von Navarra" <8s. D t e Komödie: „Duell um Frieda" l^öj. C e n t r a l th ca te r: „Das Land des Lächelns" <8j. f Alberttheater. Dienstag 8 Uhr „Menschen Im Hotel" von Nicki Baum. Mittwoch 8 Uhr „Fräulein Frau", Lustspiel von Ludwig Fulda. Donnerstag 8 Uhr „Winnetou", sechs Bilder aus dem »dianerloben nach Karl Mays Rciscerzählung von Dr. Hermann immer! und Ludwig Körner. Inszenierung: Joe Münch, Bühnen bilder: Hans Kämmerling. s- veranstalt»»««» hente 8 Uhr: Gewerbehau«, Konzert der Phil- Harmonie lSchurichtj: Nene Kunst Fides, Rezitation PineS; kleiner KaufmannichasiSiaal, Schltlerkonzert Opitz. s-» Pädagogische« J«fttt«t »er Lech». Hochfchnl«. Dr. phil. Bruno Lehmann, bisher Studienrat an der Staatlichen höheren Bersuch»- schule lDürerschulej, wurde als Dozent an da« Pädagogische Institut der Technischen Hochschule ln Dresden berufen; desgleichen Dtpl.» Ing. Gertrud Ferchland, bisher Assistentin daselbst. Dr.-Jng. Benno Beer, Berufsschullehrer in Wilsdruff, trat als Assistent tu da» Pädagogische Institut «in. Dr. phil. Fritz K r e ch e r, bisher Assistent am Philosophischen Institut der Technischen Hochschule, und die cand. paed. Dagobert Barthel» Fritz B o n k a tz, Hugo Heuer, Curl Illgen, Richard Stopp und Nora Rokohl wurden al« wissenschaftliche Hilfsarbeiter verpflichtet. f Orchesterkonzert. Der Musikvercln Dresden 1823 gab am Sonntag in Hammers Hotel ein volkstümliches Orchesterkonzert. Man hörte zum Teil überraschen- schön« Leistungen. Das Orchester besteht aus recht guten Jnstrumen- taltsten. die von dem Dirigenten Arno Stelzer tempera mentvoll geleitet und straff zusammengehalten werden. Der erste Teil des Konzerts bot hauptsächlich Fantasien aus Wagneropern. Besonderes Lob verdient das Orchester für die klangvolle nu» dynamisch sein abgetönte Wiedergabe de» Largo aus der Oper „Lerxes" von Händel. Im zweiten Teil herrschte leichtere Musik vor. Der rhythmische Schwung, mit dem der „Kaiscrwalzer" von Johann Strauß vorgetragen wurde» machte dem Können der Musiker und des Dirigenten alle Ehre. Der lebhafte Beifall, den alle Darbietungen fänden, hatte noch mehrere Zugaben zur Folge. —tt— s* 148 Jahre Frcsberger Stabttheater. Das Stadttheater zu Freibcrg t. Sa. konnte als Theatergründung am 7. April aus ein 148jähriges Bestehen zurückblickcn. Wie in vielen anderen mitteldeutschen Städten hat sich auch in der alten säch sischen Bergstabt Freiberg das Theater aus Passionsspielen für Mönche, aus lateinischen Schulkomödicn und Ausführungen von Hans Sachsschen Schwänken der dortigen Handwerker- gtlüen heraus entwickelt. Man spielte zuerst meist aus dein Markt oder vor der Kirche, dann wurde 1623 ein ursprünglich geistigen Zwecken dienendes Gebäude für theatralische Aus führungen im geschloffenen Raum eingerichtet. Nach und nach kehrten auch in Freiberg erst englische und dann deutsche Komödianten ein, darunter so mancher Schauspiclprinzipak von Ruf, dessen Truppen in dem 1788 zn einem Schauspiel haus mit Parkett und zwei Rängen nmgcbautcn ursprünglich ersten Theatergebände spielten. In diesem wurden die Vor stellungen vor 148 Jahren am 7. April 1780 eröffnet. Dieses alte Freiberger Theater hat seinen Zwecken bis zum Aus- ang der siebziger Jahre gedient, dann wurde es 1879 einem urchgreifendcn Umbau unterzogen, durch den Freibergs Staüttheater seine heutige Gestalt bekommen hat. Auch in ihm haben im Verlause der vergangenen 51 Jahre eine ganze Anzahl tüchtiger und bewährter Direktoren dem Publikum in reicher Abwechslung klassisches und modernes Schau, und Lustspiel, aber auch Operette und sogar Oper meist in drei bis vier Monatsspiclzcitcn geboten. s» Ginsoniekonzert i« Freiberg. Im großen TIvolt-Saale z« Freibcrg t. Sa. veranstaltete das ehemalige Frcibcrgcr Städtische Orchester unter Leitung von Kapellmeister Erich Niese sein bies- lährige» zweite« Symphonie-Konzert. AIS Gastdirigent leitete am gleichen Abend anläßlich seine« SSjährigcn Kitilstler-Iublläum» Kurt Strtegler sDreSdenj zwei eigene Kompositionen. Seine „Variationen über ein türkische» Ortginal-Tbema". sowie sein „Sym phonische» Vorspiel liN4" machten starken Eindruck. Konzertptanist Walter Ftckert hatte verdienten Erfolg mit dem ES-Dur-Kon»«r1 von Liszt. —v— s* Di« Festspiele in Lanchstübt. Die diesjährigen Fest, spiele im Goethetheater in Lauchstädt finden vom 21. VIS 23.Juni statt. Znr Aufführung gelangt Goethes „Stella* in der Urfassung, die von dem Ensemble des Kasseler Staats- theaterS unter Leitung des Intendanten Berg-Ehlert vor geführt wir». Für das Jahr 1881 plant man Neuaufführung eines musikalischen BühnenwerkeS aus klassischer Zeit.
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