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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260428014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926042801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926042801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-28
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1926
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Der Kamps um das Gemeindebeftimmungrrecht. Sin fozlalislilcher Dorflob im Haushattausschutz. — Ablehnende Haltung -er Mehrheit. Die Bekämpfung -es Alkoholmltzbrauchs. Berlin, 27. April. Der HanShaltauSschuß deS Reichstages beschäftigte sich beute mit dem kommenden Reichs- gesetz gegen den A l k o h o l m i ß b r a u ch und mit der Stellung des Reichstags »um G e m c i n d e b e st t m m u n gs- recht. — Abg. Sollmann wandte sich gegen die Agitation gegen Sa» Gemetndebesttmmungsrecht und bestritt, daß mit diesem eine Trockenlegung Deutschlands beabsichtigt sei. Man dürfe die heutigen Verhältnisse mit den Vorkriegsverhält- Nissen nicht vergleichen, weil die Einwirkung des Alkohol« Mißbrauchs für ein durch Krieg und Kriegs« folgen geschwächtes Volk verhängnisvoller sei. als für ein ge« fundes und wirtschastlich hochstehendes Volk. Die Entscheidung müsse in die Gemeinden gelegt werden und man müsse von der Regierung einen S ch a n k st ä t t e n g e s e tz e n t w u r f for dern, in dem auch das Gemeindebcstiiiimungsrecht vorgesehen sei. Der Redner legte einen von ihm stammenden Entwurf vor, -er >vie folgt lautet: Auf Verlangen von einem Fünftel der zur Gemeinde wahl berechtigten Mitglieder einer Gemeinde, in der mehr als eine Schankstättc vorhanden ist, oder eines Gemeinde- beztrks, in dem mehr als eine Schankstätte vorhanden ist, ist in der Gemeinde oder in dem Gemeindebezirk darüber abzu stimmen, ob in der Gemeinde oder in dem Gemeindebezirk 1. für neu zu errichtende Gast- und Schankivirtschasten die Erlaubnis, geistige Getränke auszuschenken, erteilt werden darf oder nicht: . 2. ob die Erlaubnis, geistige Getränke auszuschenken. im Falle des Vesitzwechsels erneuert werden dars oder nicht, solange mehr als eine Schanksttttte auf KM Gemeindemit- glieder in der Gemeinde oder i» dem Gemeindebezirk entfällt: 8. ob bas AnSschenken und Verabfolgen von Branntwein nur im Kleinhandel oder nur in Gast- oder Schankwirtschaften oder in Gast- und Schankwirtschaften oder Kleinhandel ver boten werden soll; 4. die Polizeistunde weitere» Einschränkungen als den behördlich angeordncten nnlcrmorsen werden soll." Abg. Schultz, Vromberg sDn.s, wünscht, daß der Kampf gegen die Trunksucht im Jntresse der Volksgcsundung mit allem Ernst geführt werde. Die deutschnalionale Fraktion ver lange verschärfte Maßnahme» zum Schuhe der Jugend lichen und eine wirksamere Reform des Konzessivnswescns. Eine Trockenlegung Deutschlands sei abzulehncn. In der Frage, ob das Gemcindcbestinimungsrecht hierzu ein brauch bares Mittel darstelle, ist die Fraktion geteilter Meinung. Redner spricht sich für die Mehrheit seiner Fraktion dagegen aus. — Abg. Dr. Mumm sDn.) fordert de» starken und ener- gischen Kampf gegen Alkvhvliömus und Trunksucht und freut sich des verstärkten Kampfes weiter Bolkskreife, nicht zuletzt weiter kirchlicher Kreise, gegen die drei Milliarden, die jetzt jährlich für den Verbrauch geistiger Getränke ansgegeben wer den. Das Gemeindcbestimmungsrecht soll grundsätzlich ent- scheiden. Abg. Andrt lZentr.) erklärte, die breite« Massen der Arbciterschast lebten heute solider als früher. Das Blaue- Montag-Machcn habe gänzlich aufgehört. Auf dem Gebiete des SchankstättenmesenS und des Alkohvlmißbrauches lägen zweifellos schwere Mißstände vor. Das Zentrum sei bereit, diese durch gesetzgeberische Maßnahmen zu beseitigen. DaS Gcmcindcbestimmnngsrccht lehne die überwiegende Mehrheit der ZentrnmSsraktiou als ein untaugliches Mittel zur Verbesserung der Verhältnisse ab. Es könne nicht einfach eine beliebige Mehrheit in die Lebcns- verhältnisse und LebenSgewohnheiten einer Minderheit cin- greifcn. Auch bestehe die Gefahr, daß bei prinzipieller gesetz licher Festlegung des Gemctndcbesttmmungsrcchtcs dieses auf Schulfrageu, Errichtung öffentlicher Bäder, Sportangclegcn- hcitcn usw. ausgedehnt werde. In Deutschland könne ferner die Umstellung der Wcingärtcnbetricbe, der Brauereien usw. nicht in gleichem Ausmaße wie in Amerika vorgenvmmen werben. Die Trockenlegung würde nur heimliche Trinkstätten schassen, durch die Vvlksgesnndhcit und Volkssittlichkeit erst recht gefährdet wären. Auch die Redner der W i r t s ch a f t s p a r t e t und der Bayrischen Vvlkspartet sprachen sich gegen das Gc- mcindcbcstimmnngsrecht auS. Abg. MoscS lSoz.s führte aus, daß in Amerika seit -er Trockenlegung die Erkrankungen an Tuberkulose erheblich znrückgegangen seien. Vom ärztlichen Standpunkte aus habe er zu sagen, daß der Alkoholiömus ei» Hauptträger und Förderer verschiedener Krankheiten sei. — Abg. Dr. Bickcs lD. Vp.j erklärte, daß seine Fraktion gegen das Gcmcindc- bcftimmnngsrccht sei und stellt auf Grund der neuesten amt lichen Berichte ans den amerikanischen Krankenhäusern fest, daß dort die Todesfälle durch Alkoholvergiftung seit der Lrockenlegung erheblich zugenommcn haben. I» Amerika habe die Trockenlegung zu einer Mißachtung aller Staats- gesctzc geführt. — Nachdem noch die Abgeordnete Frau Arend- fcc lKvmm.) für die Einführung des Gemcindcbcstimmungs- rcchtes gesprochen hatte, vertagte sich der Ausschuß auf morgen. Das Arbeitsgerichlsgesetz vor dem Reichstag. Die Aechlsparlelen für Angliederung an -ie ordentlichen Gerichte. lDrahtmckdung unserer Bcrl iner Schrlftleltung.l Berlin, 27. April. In Gegenwart der NcichSminister Dr. Külz, Dr. Brauns und Dr. Marx nahm der Reichstag heute nach der Osterpausc wieder seine Sitzungen ans. Allgemeines Staunen erregte es, daß auf den Plätzen der weiblichen Mitglieder der sozialdemokratischen und der demokratischen Fraktion eine vote Rose nicdcr- gelegt war. Wer diese zarte Aufmerksamkeit den Vertrete rinnen der politischen LinkSweiblichkeit zuteil werden ließ, und was für Gründe das veranlaßt haben, blieb der Kenntnis des übrigen Hauses voreuthalten. — Der Präsident Löbc teilte, be vor in die Erledigung der Tagesvrdnnng eingctretcn wurde, mit, baß an Stelle des verstorbenen Zciitrnmsabgeordiicten Fehrenbach Fra» Philipp-Karlsruhe i» den Reichstag ein- gczvgen ist, und daß der preußische Innenminister und sozial demokratische Abg. Scvering wegen Krankheit aus sechs Wochen beurlaubt ist. Das -Hans setzt dann zunächst die Beratung des Gesetzes über die Bestrafung des Zwei kampfes von der Tagesordnung ab und ebenso eine demokratische Anfrage über die vierteljährlichen Gehaltszahlungen für Beamte, die noch einmal im HanshaltauSschüß beraten werden sollen. Es folgt darauf die erste Beratung eines Arbeilsgerichisgeseyes» die NrbcitSministcr Dr. Brauns einleitct. Die Einbringung der Vorlage, führte der Arbeitsminister aus, bedeute einen wichtigen Fortschritt in der Regelung des Arbeitsrechtes. DaS Interesse des Staates an der friedlichen Austragung von Lohnstrcitigkeiten machte eine gründliche Neuregelung der Ge werbe- und KaiismannSgerichtc erforderlich. Das jetzt vor liegende Gesetz soll alle Betriebe umfassen und erweitert das Arbeitsrecht ans dem Gebiete der Revision. Es handelt sich nm eine der wichtigsten Aufgaben des Staates, «m das Hincinwachscn des Arbcitsrcchtcs in das allgemeine Recht. Abg. Aufhänscr lSoz.) bezeichnet die Beratung der Vorlage als einen Maßstab dafür, wie weit der Reichstag den Willen hat, die demokratische Republik mit sozialem Inhalt zu er füllen. Abg. Hlilser sD.-N.) begrüßte die Vorlage und schließt sich dem Dank an die Gewerbe- und Kaufmannsgerichte an. Die Arbeitsgerichte sollten aber an die ordentliche Gerichts barkeit angcglicdert werden. — Abg. Gerig <Z.) stellt mit Be friedigung fest, daß das Mißtrauen, baS sich heutzutage viel fach gegenüber den ordentlichen Gerichten zeige, von den Ge werbe- und Kanfmannsgcrichten -Halt gemacht habe. — Abg. Thiel lD. Vp.j erinnert daran, daß sein Fraktionssrcund Dr. -Heinze als Jnstizniinistcr bereits die ersten Grundlagen für das vorliegende Gesetz geschaffen habe. Auch die Arbeits gerichte müßten unabhängige lebenslänglich angestclltc Richter haben. Eine Ausgliedcrung der Arbcitsaerichtsbarkeit aus der ordentlichen Gerichtsbarkeit sei gefährlich und entschieden zu bekämpfen. Die Vorlage wird darauf an den Sozialpolitischen Ansschu ß überwiesen. Damit war auch die houtige Tages ordnung erfchöpst, und das -Haus vertagt sich auf Mitt woch nachmittag mit der Tagesordnung: Gesetzentwurf über die Fiirstenenteignung und das Ducllgesetz. * Berlin, 27. April. Der Acltestcnrat des Reichs tags traf heute vor der Plenarsitzung die Gcschäfts- dispusitionen des Plenums für die lausende Woche. Morgen soll die erste und zweite Lesung des Gesetzentwurfes über das Volksbegehren in bezug a»f die Fürstenabfindungen stattfiiiden. Außerdem sollen in dieser Woche noch die Frage des Einspruches des Rcichsrats gegen Beschlüsse des Reichs tags und die znrückgestellten Abstimmungen über Ent- fchließnngcn zum Etat erledigt werden. Am Sonnabend, dem 1. Mai, soll keine Plenarsitzung stattsindcu. Das Filrslenkompromth im Rechksausschutz. Berlin, 27. April. Nach längerer Aussprache über den ß Ü des KompromißentwurfeS zur Fürstenabfindung nahm der Rechtsausschnß des Reichstages unter Ablehnung aller Ah- änderungsanträge den Absatz 1 bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten und eines Teiles der Deutschnationalen an. Vor der Gesamtabstimmung erklärten die Sozialdemokraten, daß sie nach Ablehnung ihrer Anträge gegen den 8 6 sttm- m e n würben. Die Abstimmung über die weiteren Absätze und die Gesamtabstimmuug wurden ausgesetzt. Der Ausschuß vertagte sich darauf. Abschwenken de» Demokraten zum Enteignung»- gesetz? Berlin, 27. April. Wie das Nachrichtenbureau des Ber» eins deutscher Zeitungsverleger aus parlamentarischen Kreisen erfährt, beabsichtigen die Demokraten im Reichstag, am Mitt woch bei der Beratung des sozialdemokratisch- kommunistischen F ü r st e n c n t e i g n u n g s g e s e h e S einen Zusatz« n trag einzubringcn, wonach die Länder ver pflichtet werden sollen, den Fürsten eine Entschädigung für angemessenen Lebensunterhalt zu gewähren. Als Begründung für diesen Antrag wird in demokratische« Kreisen angegeben, daß der Üompromißcntwnrs der Regie, rnngsparteien nur noch geringe Aussichten aus ein Zustande« kommen hat. Wenn der demokratische Antrag Im Reichstage angenom men wird, dann kommen sowohl der dadurch abgeändcrte Entwurf des Volksbegehrens, wie auch dieser letztere selbst im Volksentscheid zur Abstimmung. Jedenfalls hat auch heute wieder sich in den parlamentarischen Kreisen der Eindruck vcr« schärst, daß die Gefahr einer Regierungskrise ans Anlaß der Fürstenabsindung wieder in allcrbedrohlichstc Nähe gerückt ist. Die Friedensverhandlungen in Marokko. (Durch Hunktpruch.t Paris, 27. April. Der Sonderberichterstatter der Agentur -Havaö in Udjda meldet: -Heute vormittag 9 Uhr haben die offiziellen Verhandlungen zwischen der französischen und spani schen Delegation mit den drei Risvertretern begonnen. Nach mehrstündiger Beratung wurde folgendes offizielles K o m m unigue ausgcgeben: General Simon hat in seiner Ansprache, mit der er im Namen der französischen und der spanischen Delegation die Verhandlungen eröffnet«;, die Rifdelegicrten daraus hin« gewiesen, daß der Zweck der Zusammcnkunst sei, die Prüfung aller Bedingungen für die -Herstellung des Friedens auf- znnehmen. Er hat weiter die Einzelheiten der vorgcschlagene» FriedenSbcbingungen aiiscinandergesctzt. Nach kurzer Unter- brcchung der Beratung haben die Rifdelegierten auf diese Aus führungen geantwortet. Eine neue Besprechung findet mor gen statt. Im Anschluß an die erste Besprechung berichtet der HavaO« Vertreter, daß der Standpunkt der Dcleaationen, wie es z« Be« ginn einer Verhandlung ganz natürlich sei, noch «eit von, einander entfernt sei, ohne daß jedoch schon jetzt nnübcrwind» lichc Schwierigkeiten festgestcllt werden könnten. <W. T. B.j Ein Fackelzug zu Ehren Kin-enburgs. Landsberg, 27. April. Gestern abend fand zu Ehre» -Hindenbnrgs im Sofienwalde ein Fackelzug statt, an dom acht Kriegervereine und drei Stahlhelmgruppen teilnahmen. Der Vorsitzende der Kriegervereine begrüßte Hindenburg, der mit folgenden Worten dankte: „Nehmen Sie alle meinen herzlichsten Dank dafür entgegen, daß Sie mir heute die Ehre und Freude haben zuteil werden lassen, Sie begrüßen zu können. Ich freue mich, in ber Neumark zu sein, denn mein Geschlecht stammt von hier, und ich srene mich vor allem, «eine lieben treuen Kriegsgcfährtcn ans schwerer Zeit hier begrüße« zu dürfe«. Der Jugend aber rufe ich z«: Eifert Eure« Vätern «ach und vergebt nicht, daß nur durch Zucht »nd Ordnirng das Vaterland wieder z« Ehren kommt. Unser teures deutsches Vaterland Hurra!" Der Reichspräsident bat dann die Vereinsvorsitzenden der Krtegerverein« zu sich und bat sie, allen Kameraden den Händedruck zu übermitteln, weil es ihm nicht möglich sei, jedem einzelnen zu danken. Sleuer für deutsche Zeitungen tu Polen. Breslau, 26. April. Im schlesischen Sejm (Kattowitz) wird gegenwärtig ein Gesetzentwurf vorbereitet, nach dem die deut schen Tageszeitungen in Polnisch-Oberschlesien im Frei handelbesteuert werben, und zwar pro Zeitung mit einer Stempelgebtthr von fünf Groschen. F SK »suis med»» cLenn js I«t «-I-Hndlicliste rsIinpNexe nötix. 8!e >8t nur wüxlicli mit 0r. Uentscliel's VorNNat», <1er emrlzen ^simdürste, Nie Iierrlick veiüe, eesunde 2LIm« selbst bei Uettenrrucbern rcbsttt uncl Ireinmi Lsknstein duldet. OlSnrende Lerrleeulscbten. Audi 8!e verdea begeistert sein. In äpotbelien, Drogerien und p.irwmerlen eriitiltllcl,. 8 Berliner Kunstbries. Unter den Sondcrausstclluugen einzelner Künstler nimmt die von George Groß bei Flechtßcim die erste Stelle ein, weil Groß unter allen Umständen Beachtung verdient. Seine jetzige Phase aber kann uns nicht recht entzücken. Es sind sehr große Aquarelle mit den bekannten Typen aus dem Gröbst-,dt- leben, blasierten Schlemmern, Mädchenakten, Proletariern, Gefangenen. Groß hat das Format erweitert, ohne den Ge halt gesteigert zu haben: cs ist. als ob er den Ballon zu stark aufgeblasen habe: die Farbe ist bis z»r Wässrigkeit und ge schmackvollem Rasfinement verdünnt: die Schärfe des sozialen Hohnes ist abgestumpft, die Freude am Artistischen ttberwicgt weitaus den darstellerischen Elan. Das mögen Snobistcn, denen eine neue Farbnüancc alles bedeutet, mit Jubel be grüßen: vielleicht ist Groß eben deshalb auch der Ehre teil- lniftig geworden, bei Flcchthcim, dem Protektor der bnnne pcinture, aufzutreten. Der Freund seiner Kunst kann dem gegenüber nur hoffen, diese Episode werde eines Tages vor- übcrgchen. Ein kunstgewerbliches Talent wie Albert Pann lbei Schulte) kann man leider nicht ernst nehmen. Die Anfänge dieses Prager Zionisten, sarbcnlenchtendc und nicht geistlose Studien aus dem malerischen Böhmen, ließen noch Aussicht a»f eine Entfaltung, wie sie etwa Orlik genommen hatte. Aber was dann zu uns gelangte, zeigte mit erschreckender Klarheit die unüberbrückbare Kluft, die einen gewissenhaften Künstler wie Orlik von einem gewissenlosen Faiseur trennt, dem die biblische Geschichte nur als Material zu kunstgewerblichen Effcktstückchen und Schnurrpfeifereien dient. Tsugouharu Fonjita, den Gurlitt auöstcllt. kann uns kein ganz gerechtes Abbild moderner Angleichnngskunst vermitteln. Dieser Japaner bemüht sich, die uralte Tradition seines Landes mit letzter europäischer Verfeinerung zu ver schmelzen. Er ist vielleicht nicht unbegabter al-, der Tscheche Ennbiue ober der Spanier Tvgores. die gleich ihm den Ncu- klassizismnS Derainö ethnisch wandeln. Aber es ist im Grunde ein peinlicher Anblick, wenn Ostasiatcn, im Besitz einer un endlich überlegenen Tradition, sich mit angeborener Akribie nm die Ausgleichung mit einer im Grunde dekadenten Kultur Europas bemühen. Es kommt mehr Künstlichkeit als Kunst zutage. Eine» Uebcrblick über die Leistung deutscher Aguarcll- kunst der Gegenwart bietet die F r ü l, j a h r s s ch a u der Sezession. Hier könnte man nur loben und Namen an- »inanbcrrethen: wirklich gibt cs i» dieser Technik bei u»S, »icht viel, das Ablehnung verdient. Manicristen der .expressionistischen Richtung wie Röhricht, Kohlhoff, Krauskopf können in ihren Aquarellen bezaubern: Meister der realistischen Form wie Charlotte Berend PH. Frank, Scholtz oder Deierling erheben sich darin zu phantasievollcr Ucberwirklichkcit, zu farbentrunkencn Wundern. D o m s ch c i t und Felix Müller haben leit jeher ihr Bestes im großen Aquarell gegeben, Figurenkompo sitionen von ernstem und starken Ausdruck. Otto Schoss und Klossowski bezaubern hier durch sinnlich süße Jdnllen- stimmung: Trier durch humorvolle Illustration, die etwas von der liebenswerten Urbanität des Biedermeiers in unsere Tage gerettet hat. Den stärksten Eindruck macht die überzeit liche, überimprcssionistische Wahrheit von Lesser Ury, den eine gerecht abwägende Zukunft wohl über Liebermann nnd Slevvgt als Landschafter stellen wird. Die Jüngsten waren mit Otto Dix und Schrimpf nicht ganz ebenmäßig ver treten. Den erfreulichsten Eindruck als Ausstellung machten die Räume der Galerie Nierendorf. Es war kein Name hcrvorzuhcben: selbst die Batikstosfe von Janthnr wirkten anonym in diesem köstlichen Ensemble von Exotensknlpturen, Kakteen und Pslanzenphotos. Eine solche Ausstellung, die nur künstlerische Eindrücke bringt, aber keine kritische Sensation, keinen „Namen", wird totgeschwiegen und kaum besucht. Es ist zu sagen, daß hier geradezu ein Muster ausgestellt ist, wie man eine Ausstellung anregend gestalten kann. Das Bei sammen fo heterogener Dinge ist nicht durch einen Willens akt, sondern durch die Natürlichkeit ihrer gewachsenen Schön heit überwältigend. Kakteen: phantastische Unmöglichkeiten der Natur: Skulpturen afrikanischer Neger und Ozeanier: end gültige Form natürlicher Menschen für ihre Empfindung des Transzendentalen, für den erhabenen Spuk -cs ins Ueber- irdische schweifenden Glaubens oder Aberglaubens: Photo graphien von Pslanzcntcilcn, riesenhaft vergrößert, von kun diger Hand (Prof Bloßfcldtj ansgewählt und im rechten Augenblick ausgenommen — Sinnbilder der gleichen Bildungsprinzipicn von Natur und moderner Architektur, herrliche Formglctchnisse tektonischen Wachstums. Mit dieser Ausstellung hat ein Privatsalon lächelnd die Uebcrlegcnheit des Geistes über das historische Chaos dargctan, bas in der Exhibition großer aber zweifelhafter Talente liegt; die ttcbcrlegcnhcit des Natürlichen über die schwächlichen Künste einer dekadenten Zivilisation. Der Beweis ist lstcr geliefert, daß uns heute nichts die armselige Variante nach dem Valeurs mehr angelst: daß wir zurttckvcrlangen nach dem Schöpferischen unberührter Natur; daß unS Natur und Kunst als Ausfluß dcö einen göttlichen Prinzips gilt: schaffend zu wirken. ., > . Dr. Paul F. Schmidt, Kunst un- Wissenschaft. s Dresdner Theater-Spielplan für heute. Opernhaus: „Tristan und Isolde" l7). Schauspielhaus: „Dame Ko bold" <^8). Albcrttheater: „Die fünf Frankfurter" l^8j. Residenz-Theater: „Der süße Kavalier" l^8). Neues Theater: Geschlossene Vorstellung. Zentral-Theater: »Annemarie" l^8). -s Veranstaltungen. Heute N8 Uhr im GewerbchanS: Konzert der Dresdner Musikschule. Nm 8 Uhr in der FideS: Vortrag Groptu» l„BauhauS und Hausbau"!. 's* Pcnsionsprozcß des Wiener BnrgtheaterS. Der Witwe des Schauspielers Josef Kainz war im Jahre 1SOS vom Wiener Burgtheater eine jährliche Pension von 6000 Kronen zugcsichcrt worden. Die Summ«, die der Frau Kainz jetzt monatlich ausbezablt wird.' beträgt zurzeit 176 Schilling, was in deutsches Gel- umgercchnet ungefähr 104 Mark aus macht. Frau Kainz hat, wie gemeldet, die Direktion des Wiener Äurgtheaters verklagt, diese Pension auf 720 Schilling zu erhöhen. Ihre Klage wurde aber vom Wiener Zivilgericht abgcwiefcn mit der Begründung, daß der Pensionseiat des Burgtheaters eine Aufwertung auf volle Goldparität nicht zmlafsc. s- Der Dresdner Tierdildhaner Otto Pilz wird am 80. April 6 0 Jahre alt. Er studierte tu Dresden und Berlin (Pros. Begas. Breuer und Eberlein), dann unternahm er Studienreisen nach Paris und nach dem Süden sn. a. Griechenland) und ließ sich 1904 für ständig in Dresden nieder. Pilz hat sich als Tierbildhaucr einen sehr geachteten Namen geschaffen. Drei Werke seiner Hand befinden sich in -er Staatlichen Skulpturensammlung in Dresden, und zwar: Kleine Bärengruppe, Ziegenbock und Faun, Zebustier mit Leoparden. Der „Ziegenbock mit Faun" ist auch in das Museum von Buenos Aires ausgenommen worden. Dem großen Publikum sind namentlich seine Tiergruppen im Dresdner Zoologischen Garten bekannt. Als vor etwa zwanzig Jahren die Meißner Porzellanmanufaktur jüngere Künstler als Mitarbeiter hcranzog, war Pilz einer der ersten und er- ölgreichsten unter diesen. Im Städtischen Museum zu Leipzig befinden sich ebenfalls eine Anzahl Werke deS Künst lers, und in Chemnitz steht sein Bärenbrmnnen. t Neuer,verbnngen islamitischer Kunst. Die Islamitische Abteilung der Staatlichen Museen veranstaltet gegenwärtig im B e r l i n e r K a i s c r - F r i e d r ich - M u s e u m eine Aus» tcllung von Nciierwcrbiliigen und Geschenken. Von den letz- tcrcn wurden die meisten a»S einem von Freunden und Gönnern der Abteilung anläßlich des 60. Geburtstages ihre-
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