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Dresdner Nachrichten Mittwoch, rr. April isro Nr. 197 Seite 2 ändernden Zähne anSgebrochrn sind. Wollte man einen solchen Entwurf schon jetzt Herstellen und ihn gleichzeitig mit der ent schädigungsloseil Vorlage dem Volksentscheid überantworten, so mutzte mit der Möglichkeit gerechnet werden, datz zwar die «ntschädigungSlose Enteignung mangels einer gualifizierten Mehrheit in der Versenkung verschwände, aber auch das ntcht- verfassungSändernde Kompromiß nicht die einfache Mehrheit erhielte. Dann wäre ein Vaknum vorhanden und es bliebe alles beim alten. Will mau das vermeide», so bleibt nur übrig, datz man den nichtversassungsändernden Entwurs erst nach dein Volksentscheid ain'S Tapet bringt. Aus diesem Kom- promih müsite dann die Enteignung jedes einwandfrei fest gestellten reinen PrivatvermögcnS der Fürsten auSgemerzt und nur die Wegnahme der als Staatsvermögen anzu- sprechende» Besitztümer beibehalten werden. Auch die Fragen der Rückwirkung und des LondergerichtcS wären einer Nach. Prüfung zu unterziehen. Zur Erzielung einer einfachen Mehrheit im Reichstage brauchte man dann auf die Sozialdemokratie überhaupt keine Rücksicht mehr zu nehmen, und damit wäre man aus den richtigen Punkt gekommen. Das bisherige fortgesetzte Hinüber- schielen nach der äußersten Hinken hat u. a. zu der im staat lichen und bürgerlichen Interesse ttefbedauerlichcn Er- scheinnng geführt, dag der preußische Finanzministcr Hüpfer- Slschois seine gesamten Erwägungen gegenüber dem Kom- prvmißenttvnrs lediglich darauf cinstellte, wie er die Spezial wünsche der Partei der Herren Brann-Scvcring zu erfüllen geeignet war. Je gründlicher die bürgerlichen Parteien sich bei -er Weiterverfolgung der Sache von einer derartigen Be einflussung freimache», desto besser wird eS für das Endergeb nis sein. Datz die Sozialdemokratie versuchen sollte, auch ein nichtverfassnngSänderndcS Kompromiß wieder zum Volks entscheid zu treiben, kann als ausgeschlossen gelten, weil dann der jetzige Zustand wiedcrhergestcllt würde, gegen den sie sich mit Händen und Füßen sträubt. Ueberdte» fallen die Soften erheblich in» Gewicht. Nach elne, Ausstellung de« sozialtfti- schen Abgeordneten Ludwig hat die Sozialdemokratische Partei blotz für daS Volksbegehren 12 846 Versammlungen ab- gehalten und 24 Millionen Flugblätter mit einem Kostenauf- wand von Vl2 000 Mk. unter da» Volk geworfen; sllr Volks begehren und Volksentscheid zusammen schätzt der genannte Gewährsmann die Kosten allein für seine Partei auf zwei Millionen Goldmarkl E» ist also nicht anzunehmen. datz die Sozialdemokratie eine so ungeheure sinanzielle und agitato- risch« Kraftanstrengung nochmal» ohne aussichtsreiches Ziel machen sollte. AlS grundsätzliche Nachwirkung der ganzen Entwicklung, welche die Frage der Fürstenabfindung genommen hat. bleibt die Erkenntnis bestehen, datz die demokratische Einrichtung de» Volksbegehrens und des Volksentscheides gewisser ver fassungsrechtlicher Hemmungen bedarf, um die sonst damit verbundenen Gefahren für de» Staat zu bannen Die un- mittelbare Entscheidung durch daS Volk mag da angebracht erscheinen, wo eS sich um ein etnsacheS. nichtkomvltzterteS Ja oder Nein handelt, wie z. B.. ob Deutschland in den Völker- bund eintreten soll oder nicht. Wenn eS aber um schmierige gesetzgeberische Fragen geht, zu deren Bewältigung der Scharfsinn geschulter Fachmänner Wochen und Monate braucht, dann ist nicht einzusehen wie die Intelligenz der grotze» Masse d-en gordischen Knoten mit einem Schlage toll diirchhaucn können. Diese Einsicht herrschte In Weimar auch bei hervorragenden Demokraten und bewog sic. gegen Art. 73 schwerwiegende Bedenken zu äutzern. während die äußerste Hinke auS agitatorischen Gründen Feuer und Flamme für den Artikel war ES gelang dnnn wenigstens den StaatshauS- balt sowie alle Abgabengesche und BesvldnngSvrdnungen vom Volksbegehren und Volksentscheid anSznnchmen. Die jetzige Erfahrung hat aber gezeigt, daß damit nicht genug getan ist. Abbau der Slaatswirlfchast. Erklärungen Des Reichswirlschastsminislers über öen wirlschaslspottlischen Kurs-er Reichsregierung Berlin, 27. April. Der Deutsche Industrie- und HandelStag, der am Mittwoch in Berlin stattsindet. wurde heute mir einein BegrüstungSabend eingeleiter, dem säst sämt liche Mitglieder des Reichskabinetts, an der Spitze der Reichs kanzler Dr. Huther, der am Mittwoch in einer groß- angelegten Rede sich zu den WirischastSsragcn äutzern wird, beiwohnten. Der Präsident deS Industrie- und Handelstagcs, Kran; v. Mendelssohn, begrüßte die Gäste. Ihm er widerte namens der Gäste Reichswirtschastsminisker Dr. Luriius. -er seinen Ausführungen den Gedanken zugrunde legte, datz vom Standpunkt staalsbejahendcr Wirtschaftsgesinnung aus Wirtsälast und Staat-werwallung nur verschiedene Funktionen eines gemeinsamen Ganzen seien. Dieses Ganze hat, wie der Minister darlegie, im vergangenen Jahrzehnt unter der Ver wirrung der Funktionen und der allzu starken Verflechtung von Staat und Wirtschaft leiden müssen. Noch sei der Prozeß d e r R ü ck b i l d u n g und d e r N e u v r d n u n g beider Betätignngsgcbicte nicht vollendet. Aber schon könne von der Reichsregierung gemeinsam mit der Wirtschaft im einzelnen wieder daran gcarbeitei werden, die staatlichen Maßnahmen den Anforderungen der Wirtschaft anzupasscn. Der Minister gab dann eine» llcberblick über die schon getroffenen Maß nahmen und teilte ferner mit, daß daS ReichowirtschastSministcrium im Einverständnis mit dem Reichsbankdirektoriunr dem Rcichskabinctt zur Beschlußfassung den Entwurf einer Verordnung über die Außerkraftsetzung des Deviscneinhcits- knrscsnnddesVerbotsdcSDevisentcrmin- handels soeben vorgclegt habe, eine Maßnahme, die ein Markstein ans dem Wege zu Deutsch lands Wiedergcsundnng sei. Sie bedeute nichts weniaer, als den Ausdruck daiür, daß die Festigkeit der deutschen Währung deute über jeden Zweifel erhaben ist. Wir scheuen »ns nicht, fuhr der Minister fort, bei unserer Wirtschaftöfördernng auch neue Wege zu gehen. Die Hanvtausgabc, die wir in der nächsten Zeit gemeinsam dnrchznsühren haben, ist die Befreiung deS Staates nnd der Wirtschaft von unproduktiver Arbeit, die Durchführung deS Spar programms hier, der Rationierung dort. Die V e r w a l t u n g S r e f o r m, die vor nnS steht, zieht in Erkenntnis ihrer Notwendigkeit immer weitere Kreise. Wir werden uns ihr nicht entziehen dürscn, vielmehr nach Ueber- windung der vor unö liegenden innerpolikischen Schwierig keiten entschlossen ans Werk gehen müsicn. Dabei werde» wir nicht mit dem Mittel des mechanischen Beamten ab b a n e s Vorgehen dürfen, sonder» die Verwaltung in Reich, Ländern und Gemeinden s achge m ä tz a b g r c n z c n und neu ordnen und die Tätigkeit der össentlichen Körperschaften aus das Matz deS unbedingt Notwendigen beschränken müssen. Erst die volle Durchführung des UmstcllnngSvroblcmö wird die Er kenntnis des richtigen Verhältnisses zwischen Staat »nd Wirt schaft ermöglichen. O s s e n s i ch t l i ch a b e r v o l l z i e h t s i ch dieEntwicklung nicht in derRtchtnng.diewir in dcnKrtegSzeiten ei »schlagen mußten. Die Zeiten der sogenannten Staatöivirtschast sind vorüber. Die Rückbildung ist nnanshaltsam. Ans der anderen Seite wird sich der Staat nicht dem manchestcrlicheu Ideal des reinen Rechtsstaates, des sogenannten Nachtwächtcrstaatcs, an- uähcrn dürfen. Schrankenlose Freiheit der wirtschaftlichen Einzel- oder Geiellschastsunternehmungen kann der Staat um seiner selbst willen nicht mehr dulden. Sic würde auch die Wirtschaft vernichten. Ein Mittel zwischen beiden Extremen ist das für deutsche Verhältnisse daS allein mög liche System. Indem der Minister daS Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft mit einer Ehe verglich, in welcher der eine Teil, der Staat, Schutz und Führung des gemein samen Weges zu übernehmen hat, mährend das Schassen und Wirken Ausgabe des anderen Teiles ist und darauf hinwics, daß, wie in einer Ehe auch hier dem starken männ liche» Teil ost die Aufgabe znialle, bei einer Meinungs verschiedenheit über die beiderseitigen Ausgaben die Ein heitlichkeit des gemeinsamen Weges mieder- herzustcllen, zollte er dem tätigen »nd anregenden Anteil, den der Deutsche Industrie- und Hnndelstag an den Maßnahmen deS Staates zum gemeinsamen Wohl genommen habe, lebhafte Anerkennung. Sein Trinkspruch gipfelte in dem Wunsch, datz Staat und Wirtschaft gemeinsam den rechten Weg ans unserer Not hcianSsuiden mögen. Leichte Besserung am Arbeilsmarkl. Berlin, 27. April. Die Gesamtzahl der Hanptunter- stützungSempsängcr i» der EriverbSlosensürsorge ist von 1042000 il 623000 männliche» und 310000 weiblichen) am 1. d. M. ans 1381000 ft 501000 männliche» und 823000 weib lichen) am 15. d. M., das ist n m 3 v. H. z n r ü ck g e g a n g e n. Die Zahl der Zuschlagsempsänger, der unterstützen Familien angehörigen von Hanplnnterstütznnasemvsängern betrug am 1. April 2 001 000, am 1.3. April 1 077 000. Seit dem Höchst stände der Erwerbslosigkeit am 13. Februar ist die Zahl der HauptunterstützlingSempfänger überhaupt von 2 050 000 ans 1 884 000 znrückgegangeii. Senkung der Börsenum'ahsleuer? Berlin, 27. April. Einem Berliner Korrespoiidenzbureau zufolge soll die Reichsregierung die Absicht haben, die bereits seit längerer Zeit geplante Senkung der Börsenumsatz, st euer nunmehr ans dem VerordnnngSwcge dnrchznsühren. NcichSftnaiizminister Dr. NetnhoId soll wegen dieser Frage bereits mit de» Parteien in Fühlung getreten sein. Deutschland und -ie Wettwirltchaslskonserenz Erklärungen TrcndclcnbnrgS in Genf. Genf, 27. April. Im Vorbereitung SauSschutz für die Internationale Wirtschaftskonferenz be.zcickuicte heute Staatssekretär Trcndclenburg alS Grundübcl der krankhaften Erscheinungen in der Weltwirt schaft die Ucberprodnktion nnd die verringerte Aufnahme fähigkeit. Es komme zur Behebung dieser Spannung haupt sächlich die Beseitigung des industriellen Nationalismus durch internationale Arbeitsteilung und durch eine Vereinheit lichung und Erweiterung des Weltmarktes in Frage, wobei »eben Afrika und China auch Rußland von größter Be- deulnng sei. Zwecks Abbaus des industriellen Nationalismus müsse einmal eine Einigung hinsichtlich deS AbbauS deS Zoll- nivcaus, und ferner eine Vereinheitlichung des Systems der Handelsverträge ins Auge gefaßt werden. WaS daS W8H- rungsvrvblem angche, so dürfe cs genügen, wenn die Ergebnisse der Brüsseler Finanzkonfercnz vom Jahre 1020 in den einzelnen Staaten im Nahmen des Möglichen zur An wendung kommen würden. Der italienische Vertreter betonte, datz die WirtschastSkoiisercnz, wenn sie zu praktischen Ergeb nissen kommen wolle, entweder günstige Bedingungen znm Abschluß von direkten, privaten o-der von zwischenstaatlichen Vereinbarungen kommen müsse. Auch dem Problem der ll e b e r v ö l k e r u n g in einigen Ländern komme eine grund sätzliche Bedeutung zu. Der belgische 2?crtrcter verlangte, daß die Marktverhält, nisie für Steinkohlen, Eisen, Textilien und Lebensmittel be sonders gründlich untersucht würden. — Layton sEngland) schlug die Einsetzung dreier Unterausschüsse vor. deren erster die Zoll- und handelspolitischen Fragen, der zweite die Pro- Luktionösragcn. der dritte die ArbcitSfragcn zu behandeln hätte. lW. T. V.) Die Generaldebatte der Wirttchaflskommission. Gens, 27. April. Die Generaldebatte der WirtschaftS- kommüsion nähert sich ihrem Ende. Der kantig« Nacb-"ittag brachte eine glänzende Rede des schweizcrilchcn NankierS D » bois, der nachwieS, daß an eine allgemeine Gesnnbnng der europäischen Verlmitnisse nicht zu denken sei, solange nicht die Währungssrage in allen europäischen Staaten ge, löst sei. Der Eindruck der Rede war außerordentlich stark, insbesondere auch bei den Sozialdemokraten, die geschlossen den Saal verließen und sich zu einer Beratung znrückzogen. Auch der italienische Großindustrielle Belloni erzielte einen starken Eindruck mit seinen Ausführungen, wenn sie auch auf italienische Verhältnisse gemünzt waren. Belloni machte den Vorschlag, drei Kommissionen einzufetzen; die erste znm Studium des internationalen Verkehrs, die zweite für Produkttons- und Arbeitskräften und die dritte iür W ä h r u n g ö f r a g c n. Charakteristisch für den zweiten VcrhandlungStag dürfte die Tatsache sein, daß die nationalen Gesichtspunkte schärfer zum Ausdruck kamen, als am erste« Tage. Hierdurch wurde der Eindruck verschärft, daß der natürliche und a-uch gesunde WirtschaftsegoiSmus einer internationalen Verständigung im Wege stand, an die sich die wirtschaftlich am stärksten bedrohten Staaten, wie Frankreich u») Polen, klammerten. Genf, 27. April, lieber die Rede BellontS sJtalten) wird noch mitgcteilt, bah er sehr eingehend die Gefahren deS von dem Franzosen Serruys entwickelten Pro gramms privatwirtschaftlicher Verständigung zwischen industriellen Gruppen bestimmter Länder schilderte. Derartige prtvatwirtschastliche Verein barungen bergen die Gefahr in sich, baß jene Länder, die an diesen Vereinbarungen wegen der geringen Bedeutung ihrer einschlägigen Industrie nicht beteiligt werden sollten, den Interessen bestimmter Länder geopfert werden. Durch die lleberteuerung oder durch daS Dumping, die derartige Ver einbarungen sehr wahrscheinlich im Gefolge hätten, würde außerdem die Entwicklung wirtschaftlich aussteigender Staaten vernichtet werden. Beilegung -er englischen Dergbaukrise? London, 27. April. Valdmin hat heute in einer cin- stündigcn Unterredung den Bergarbeitern wie dem Jndustric- ausschuß des Gewerkschaftskongresses zu verstehen gegeben, daß er sich für ein einheitliches Minimallohn abkommen, wie eS die Bergarbeiter wünschen, gegenüber den Grubenbesitzern einfctzcn werde. Falls die Grubenbesitzer nicht in letzter Stunde RaldwinS BermittlungSvorschla« ihr« Zustimmung versage», dürste noch heute die Bcrgbankrise überwunden sein. Sttenbkchnerslrelk im Saarqebiet. Saarbrücken, 27. April. Die sämtlichen Arbeiter der beiden großen Eisenbahnhauptwerkstätten in Saarbrücken, mehrere tausend Mann, traten hexte morgen wegen Lohndifferenzen in den AuSstand. Tie erklären, mit den bisherigen Löhnen nicht mehr existieren zu können. Verhandlungen mit der Direktion führten zu keinem Erfolg. Berlin, 27. April. Das Vermessungsschiff „Meteor" ist rm 24. Slpril in Lüderitzbucht eiirgetroffen. tW. T. B.) Föderalistischer Dorfkob -er Bayrische» . Dolkspariei. , Die vedentnn« der Regensburger Lag»««. Berlin, 27. April. Aus dem nunmehr vorliegenden Bericht über die ArtthjahrStagung der Bayrische» B»lkS»«rt«l l» RegenSdnrg geht hervor, daß diese Tagung einen ko«zr«, trtfche« Angriff gegen die Uederspannnng de« zentralistische» Gedanken« darstellen soll. Außer dem bayrischen Minister präsidenten haben auch der bayrische Finanzminister und der Vorsitzende der Landtagsfraklton der Bayrischen BolkSportet, Prof. Woblmut. >n sehr entschiedener Form gesprochen. Der bayrische Finanzminister prägte in seiner Rede den scharfe« Vorwurf gegen die Reichsregierung. daß man die Länder aus. höhle, damit ihre StaatSform von selbst verfalle und nicht zer- schlagen zu werden brauche. Der Flnanzmintster forderte, bah die Länder von der Einkommen- und Körperschaftssteuer den gesamten Anteil bekommen, den daS Reich nicht für Erhebungs kosten benötigt. Am schärfsten sprach sich Prof. Woblmut gegen die untta- rlstlsche Politik der Reichsregierung auS. Sr erklärte, daß die StaatSvcrcftlfachung in Bayern nur möglich sei. wenn daS Reich mitmache. Geschehe das nicht, dann seien diese Maß- nahmen ein Mittel. Bayern politisch zu schwächen. Man müsse sich darüber klar sein, daß eS gelte, dem Reich gegenüber Aktivität zu entfalten. DaS Reich habe Bayern in diese wirt schaftliche Situation dadurch gebracht, daß eS die Länder syste matisch verarmt habe. Man habe die Länder nicht nur ohn mächtig gemacht, sondern sei auf dem Wege, sie überflüssig zu machen. Wenn das noch einige Jahrzehnte mcitergehe, werde sich eines Tages die Frage erheben, wozu die Länder über haupt noch da seien. Der banrische Ministerpräsident Dr. Held hielt in Würz, bürg eine Rede, in der er erklärte, daß scder deutsche Staats mann seine innerpolttische Mission nur dann mit Erfolg er fülle. wenn er die Eigenart der Länder respektiere und den Entscheidungen der einzelnen Volksstämm« Raum gebe. Die Vereinfachung der Staatsverwaltung bestehe grundsätzlich darin, das, der Staat sich der Ausgaben entledige, die ihm nicht zustände». Wenn dies nicht gelinge, dann sei an eine Rettung aus -er Krise nicht zu denken. Dle Provaganda für erhöhte Auswertung. Ein neuer Auswertnngögcsetzcntwurs. Berlin, 27. April. Der Entschluß der Rcichsregterung, dem aiigekündlgtcn Volksbegehren aus Erhöhung der Auf wertung dadurch die Spitze abznbrechen, daß man in einem besonderen Gesetz ein derartiges Volksbegehren für un zulässig erklärt, bzw. cs in die alleinige Entscheidung des Reichspräsidenten stellt, hat den Entschluß der Verbände, die hinter der Aktion deS neuen AuswcrtungSvolkSbegehrenS stehen, anscheinend nicht erschüttert. Neben dem Gparcrbund, der sich den SlufwertnngSplan des Abg. Best zu eigen gemacht hat, tritt seht die ReichSarbeitSgemclnschast der Anfwertungs, geschädigten nnd Mieterorganisationen mit einem Gesetz, entmnrf ans den Plan, der ebenfalls zur Grundlage eines Volksbegehrens dienen soll. Anfang Mai will diese Reichs- arbeitSgewcinschaft im Reich eine großzügige DemonstrationS- tätigkctt für ihr Vorhaben entfalten. Man soll entschlossen sein, daS Volksbegehren unter allen Umständen durchzusehen oder, falls die Annahme des RcgierungScntwurss dieses Vor haben durchkreuzt, diese Regierungsvorlage selber zum Gegenstand eines Volksbegehrens zu machen. Nach diesem Gesetzentwurf sollen die noch vorhandenen Vermögenstelle privater Schuldner, anf die ein Gläubiger Anspruch hat, als Schnldbcstandteile anerkannt und verzinst werden. Die Schulden des Reichs, der Länder und Gemeinden sollen in Hübe des Erwerbs- wertes der derzeitigen Besitzer der Schuldverschreibungen wieder bcrgestellt werden. Für die Verzinsung sollen aber nur dieieniaen Mittel in Anspruch aenommen werben, die das Anlciheablösiingßgcseh vom Juli 1023 der öffentlichen Hand bereits anferlcgt bat. AlS Kernvnnkt dieses Pro gramms ist onra''scben. da'- «ft? Miete kür den alten Ha-Sß-sstz sowohl wie für dem aus össentlichen Mitteln erstellten Ne«, ban zehn Ia^re lann ans 100 P-nrent all» ans die ^rl 8e»s, miete, normiert wird. DaS Mietcrschutzgcsetz soll um di« gleiche Zeit verlängert und praktisch dahin erweitert werden, das, der Mieter bei nnverschuldetem Rückstand MfttSbeibilfen verlangen kann, so daß der Vermieter in ledern Falle mit dem Eingana der vollen Miete rechnen könnte. Des weiteren zielt der Geietzentwnrk barans ab. 700 000 InslationSvcrlckleubernnarn dentschcr Grundstücke, die dnrchwca zn ein Prozent ihres wahren FricdenSwerteS in anSländil-*''' Hände übcrgcgangcn sind, wieder rück« aänaia zn machen. Schon setzt fließt dem ausländischen HanSbesitz in Deutsch land eine monatliche Rente von rund 30 Millionen Goldmark zu. Man weißt auch darauf hin. -aß in Deutschland bisher 6.5 Millionen AufwcrtuiigSprozcsse anhänig leien, von denen noch keine 10 Prozent zur richterlichen Entscheidung gelangt seien. Allein bel den Berliner Gerichten schwebten 280 000 derartige Prozesse. Durch den von dieser Arbeitsgemeinschaft geplanten Gesetzentwurs würden nun Millionen von Anf- wcltungsprozcsscn automatisch zur Erledigung gebracht werden. Die Absicht der Verbände sicht im schroffen Gegensatz zn den Zielen der Reichsregierung. die eine höhere Aufwertung mit Rücksicht auf die Lage der Industrie und vor allem der Landwirtschaft auf keinen Fall zulassen will. Jedenfalls aber zetgen diese ganzen Bemühungen, datz die NufwertungSfrage noch immer nicht restlos geklärt tst. und daß wabrschetnlich noch jahrelang ein ziemlich erbitterter Kampf um st« geführt werden dürfte. » Berlin, 27. April. Unter dem Kennwort »Sparervnud Dr. Best" ist heute im NcichSministerinm deS Inner« der An« trag auf Zulassung eines Volksbegehrens zur Abänderung der Ausmertnngsgcsctzc vom 16. Juli 1SSS eingcreicht «orde«. Der deutsche Bedarf an Brotgetreide durch eigene Produktion gedeckt. Berlin, 27. April. Im Preußischen Landtag machte heute anläßlich der Beratung deS Lanbwlrtschaftsetats der Landwirtschastömlniftcr Steiger Ausführungen zur Lag« der Landwirtschaft. Als besonders wichtig bezeicknete er die Feststellung, daß die heimische Landwirtschaft de« Rcbars deS deutschen Volkes an Brotgetreide fast völlig g«S eigener Scholle gedeckt hat. Die Auöftrhr non Roggen ans Grund der Eiiisnhrschctne habe keine Schädigung sllr die Verbraucher nach sich gezogen. Die Werbearbeit für die Verzehrung von Roggenbrot habe bereits Erfolge gezeitigt. NeberauS wichtig sei -er Wiederaufbau deS landwirtschaftlichen Kredits Di« Nealverschuldung beträgt gegen fünf Milliarden N.-M., di« Personalverschulduna 1.425 Milliarde. Es sei lctder eine be« trärhtliche Zunahme der Verschuldung zu verzeichnen. Ei» ivesentlicher Anteil an der Zunahme der Nealverschuidunä entfalle auf die Tatsache daß sich die AuftvcrtiinaSschusd de« Landwirtschaft um 400 Millionen R.-M. höher herausstellte. Der Minister stellte dann noch fest, daß zur Förderung deS Siedlunaswcsens alles geschehe und daß Preußen in der Nach« kriegszett seine Ausgabe aus dem Gebiete der Siedlung trotz der schwierigen Verbäftntsie erfüllt habe. 0«IiIi>aI-rl»UNl„,„ o » ,» «iw«»Nr»ß» «