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V-fiH'«,'r. ««»«ln- Nummrrn l Ngr. »uslig«: 23000 «l»l. flür dir KUSgad« elnge- laodier Manuscriptk «acht AL die Rkdaitton «lcht »«blndüch. Inseraten-Slnnahmk aui- iollrt»- uack Vo,l«e tn Hamburg, ver- tln, Wien, Leipjtg, «asel, vreilau, »rankfurt a. M. — Ita,»« in verltn, Leipzig, Wien, Hamburg, jranlsuri a. M,, Mitn- 2en. — Vaud» t 0». in tzranlfurt a, M. — kr. Voi»t tn Sbemnttz. — N»- »u.luältt«. 8n»I«r » öo. tn Parti. Tageblatt siir Nnterhaltung nab Geschästsvcrlehr Druck und Eigenthum der Herauigeber: Liepsch ^ Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Julins Reichardt Snseratewerden Marten, slratze >r anaenemmen »>» ilb » Ubr. Geonlag» »>» Mittag» ll Ubr, Sn Neuliadt: aratl »laiicr- aaslc » di» «bd, » Uhr. Der Raum einer ein spaltigen Peliizeiie tollet I Psg. iilngeiandt die Zeile » Ngr. Sine Baeantie siir da» nSchiitLaige Erlchei. »en der Jnleraie wird nicht gegeben. Auswärtige Annoncen- Auilräge von u»t uubc, kaunien Firmen u, Pe>- ionen inicrire» wir nur gegen Pränumerando. Zaliiung durch Pries, märten oder PoslcinjN - lung, U Silben toste» >>, Ngr, Audwärtee tonnen die tsabiung auch >s eine DreSdnerMrma anweise». Die Exp. Nr. 22. Re»mreh«ter Jahrgang. ivkltredacteur: vr. LiutI »««rvze. Für das Feuilleton: Luckvl, »»RtM»»»«. Dressen, Donnerstag, 22. Januar 1874. U Politisches. Die Tragweite des Manifestes des russischen Czaaren, in wel chem derselbe die allgemeine Wehrpflicht für das russische Reich an befiehlt, wird von der europäischen Presse bislang nur vereinzelt an erkannt. Man hat von St. Petersburg aus die schlaue Vorsicht ge braucht, den Tropfen Wermuth, welchen diese neue Aera Rußlands in den Weltfriedenskelch gießt, mit den süßesten Friedensversichc- rungen gehörig zu überzuckern. Allerdings versteht sichS zunächst von selbst, das Rußland Frieden halten wird, wenigstens ganz be stimmt bis zu dem Zeitpunkt, wo die Reorganisation des russischen Heerwesens vollendet sein wird. Zum Rüsten braucht man Ruhe. Aber dann- Was bezweckt Rußland mit dem zweischneidigen Schwert der Volksbewaffnung? Im Innern bedarf cs in der That nur einer zuverlässigen Soldateska. Der Cullurzustand des russischen Binnenreichs erfordert weder, noch verträgt er intelligente Truppen. Aber die unersättliche Herrschsucht des Bojarenthums weiß sehr wohl, daß man in einem Ningkampfc mit westlichen Mächten mit der seitherigen strammen Knutenzucht nicht mehr aus- kommen kann, daß es künftig nichts mehr nutzt, Regimenter zu haben, die sich ohne Mucksen todtschicßen lasten, sondern, daß für eine wirksame Aggressivpolitik die heilige Russin etwas von dem braucht, was der nachbarlichen Borussia 1866 zum Siege von Sa- dowa verhasf: Wehrpflicht und Schulmeister. Vielleicht geht Ruß land noch einen Schritt weiter als sein Vorbild, und läßt die Zu- kunftS-Schulmeister nicht — hungern. Der Kampf um römischen Papst und deutschen Kaiser dauert fort und namentlich, soweit er sich in den Wahlen spiegelt, zeigt sich die stramme Parteidisciplin der schwarzen Gesellschaft von größter und unheimlicher Wirkung. Durch den Nationalliberalismus in Deutschland, der eben keine Partei ist, sondern die strikte Negation jeder klaren Parteibildung, der nur den Compromiß, das Schwim men mit dem Strome gepredigt hat und jetzt vor dm Folgen seiner Haltlosigkeit steht, — durch den Nationalliberalismus ist die sociale und die klerikale Sippe in Deutschland groß geworden. Ihm gelten Freiheit und Volkswünsche, falls sie nicht „Oben" in Mode sind, gering, und massenhaft ist das Volk, dem eine Entlastung vom Mili tärdruck und einSchutzdamm gegen die Lockerung aller gewerblichen und commerciellen Gesetze gleichmäßig am Herzen liegt, den Schwarzen förmlich i« die Arm» gechtche» 'worden, deeihm meuigflins »er sprachen, was der Nationalliberalismus garnie auch nur ge währen will. Die ehrliche deutsche Fortschrittspartei und der ze itliche gemäßigte CdnservativiSmus sind auf jedes Augenzwinkern oes „eisernen Grafen" von der nationalliberalm Phalanx systema tisch verdrängt und verdächtigt worden — und wennS uns nicht an die eigne Haut ginge, so könnte man fast sich freuen über die Panik im nationalliberalen Lager. Bezüglich der Papstwahlaffaire bringt die „Gsrmänia" einen scharf auftreffenden Artikel, der leider nicht verfehlen wird, neues Gift zu sähen. Das Jesuitenblatt schreibt: „Wir können es dem Fürsten Bismarck nicht verbiete», wenn er die „Legitimität" der künitigcn Papstwahl prüicn will. Aber mit seiner Anerkennung oder Nichtanerkennung derselben ist die Sache noch nicht abgciban. In leister Instanz haben für das deutsche Reich wir katholische» deutschen Rcichö- bürgcr die Wahl zu prüfen. Wir katholischen Rclci-Sbürger, die wir bei de» letzten Rcichstagöwahlcn dem Fürsten BiSinarck bewiese» haben, daß wir eristircn. Wohlan! Finten wir, daß der neue Papst rechtmäßig gewählt ist, so werden wir uns in Sachen des Glaubens und rer Sitten seinem unfehlbaren Lchr- amte unterwerfen und i» luriStictioncUcn Angelegenheiten dies soweit thun, aiö cS ohne activcn Widerstand gegen unsere Staatsgesetze möglich ist. Genau dasselbe Verhalten werden die katholischen Bürger anderer Reiche und Staate» beobachte», so baß die Diplomaten der Großmächte nunmehr in Confcrcnzcn zusammensitzen können, so lange sie Lust haben, und bcrathcn dürfen. was Immer ihnen beliebt! Unser Herrgott lebt noch und wir auch noch!" Während im preußischen Jnlande das genannte Blatt loszieht, macht sich die Empfindlichkeit Bismarcks nach außen wenigstens Luft, und daran thut er recht. Wir erwähnten schon der Unver schämtheit des Pariser „Univers". Am Montag hat nun in Ver sailles, infolge eines energischen Druckes von Berlin aus, eine Mi- nisterconferenz stattgehabt, in welcher man, um für dm Augenblick weiteren Verwickelungen mitDeutschland vorzubeugm, sich entschloß, gegen den „UniverS" vorzugehen. Daß dies ein Drohen mit der Faust ist und kein wirklicher Groll gegen das Blatt, versteht sich von selbst. Aber das kann uns gleich sein, der „Univers" ist für meh rere Monate um seiner Schmähungen gegen Deutschland willen, suSpendirt worden. Wie ein Privattelegramm der „Nat.-Ztg." miktheilt, herrschte in der Nationalversammlung wegen dcrSuspen- dimng des „Univers" ungeheure Aufregung. General du Tcmple eilt« auf die Ministerbank zu und machte dem Vice-Präsidmten des Cabinet« heftige Vorwürfe. Die Regierungspartei verhehlt sich nicht, daß die Lage um so bedenklicher sei, als die Beziehungen zum Aus- larwe durch die augmblicklich noch winzige Kammermajorität erschwert werden und zu befürchten steht, daß die gekränkten Ultramontanm gegen das Cabinet votiren. Auch aus der Provinz gehen Näch sten ein, nach welchen die Beziehungen Frankreichs zum Auslande allgemeine Besorgnisse hervorgerusen haben. Das Hetzen besorgen die Ultramontanen meisterlich, aber welche Verlegenheiten sie der jetzt noch ziemlich ohnmächtigen französischen Negierung bereiten, kümmert sie nicht. Außer dem preußischen Landtag werden auch die kleineren Volksvertretungen dem Reichstage ihre Landcsvertretcr als Brand opfer darbringen. Nicht als ob unsere und andere mittelstaatliche Biedermänner wirklich, geröstet werden sollten. Aber im Reichstage dürste eS heiß hergchcn und deshalb kann inan fast Diejenigen als Brandopfer bezeichnen, welche z. B. das geinüthliche Dasein in un serer 2. Kammer oder von Freitags ab auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn zuzubringen gewohnt sind und nun stramm nach Berlin i müssen. Auch die bairische Kammer wird sich, bestärkt in ihrem ' Vorhaben durch den schlechten Gesundheitszustand Münchens wäh rend des Reichstages vertagen. Die wichtigste Nachricht aus Oesterreich ist die Ministersitzung unter Vorsitz des Kaisers, in welcher Franz Joseph I. nunmehr aus drücklich die Negierung autorisirt hat, die konfessionellen Gesetze vor den Reichstag zu bringen. Bekanntlich behaupteten die Clericalcn bis zur Stunde, der Kaiser wolle und werde nie im Ernst das Jns- lebentreten jener Gesetze erzwingen, die doch immerhin nur erst be seitigen, was seit 1856 an hierarchischen Schranken und into leranten Gepflogenheiten sich in Oesterreich eingenistet hat und durch das berüchtigte Concordat zur Legalität gelangt war. Wenn Franz Joseph so fortfährt, wird der freisinnige Standpunkt seines edlen Ahnen Joseph II. nach einer langen Zeit der religiösm und politi schen Verdunkelung, endlich doch noch wieder erreicht werden. Aus Spanien erwartet man jetzt die Bestätigung der Nachricht, daß Scrrano die Auslieferung der nach (sraizz.) Algier entkommenen Insurgenten verlangt habe. Als posttische Verbrecher würde Frank reich sie schützen können. Als gemeine Verbrecher — Mord, Eigcn- thuinsvergehen, Freiheitsberaubung unbescholtener Bürger — sind diese Petroleure von Cartagena auslieferbar. Um des Friedens der Welt willen wäre ihre Unschädlichmachung gewiß nur wün- schenSwcrth. LoealkS und Sächsisches. — Se. Majestät der König hat nach dem „Dr. I." gestern folgende Deputationen empfangen: der Lehrcrcollegicn der 12Gym- nasien des Landes, geführt von dem Rector der Fürstenschule zu St. Afra in Meißen, Prof. vr. Jlberg; der zum Gerichtsamtsbezirk Radeburg gehörenden Amtslandschaft; der Landgemeinden des Ge richtsamtsbezirks und der Stadtgemcinde Strehla. — Nachmittags 5 Uhr fand bei Ihren königl. Majestäten unter Theilnahme des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg in den Paradesälen des königl. Schlosses ein größeres Diner statt, zu welchem die Herren Staatsminister, die Directorien und sämmtliche Mitglieder der beiden hohen Ständekammern und ein« Anzahl beim Landtage thä- tiger Negierungscommiffare geladen worden waren. — Der Schulrath im Ministerium der Cultu« und öffentlichen Unterricht« vt. Bornemann zu Dresden bat dm österreichischen Orden de» eiseenm Kr»«« L. Slay», der Professor Leipzig, das Ritterkreuz des Kranz-Josef-Orden« erhalte«. — Gestern beehrte I. Maj. die Königin Marie das unter deren Protection stehende Pestalozzistift, Löbtauerstraße Nr. 3, mit ihrem Besuche, wohnte dem Unterricht« bei und sprach ihre Befriedigung über die Leistungen der Zöglinge, wie auch ihre Freude über deren munteres, gesundes Aussehen aus. — Landtag. Zn der 2. Kammer interpelllrte zunächst Abg. Barth-Stenn, welche Instanz künftig die Tanzregulative erlassen würden? Der Minister v. No flitz antwortete: Lei Erlab dieser Regulative würden die Bezirksausschüsse eine wesent liche Stimme mit haben; die Erlaubnißerthellung zu außerordent liche» Äanzbelustlgungen aber würde den Behörden zustehcn.-- ES findet hieraus zum 3. Male eine Generaldebatte über das Budget statt. Wenn früher die KriegSminister den politi schen Horizont verfinstert malten, sobald sie Geld zu Militair- zwcckcn von der Kammer verlangten, so schildert jetzt Abg. Jordan, der den KrlegSgöttern »lese« Kunststück abgelcrnt, zu Eingang seiner tzudgetrere, die Unsicherheit der politischen La um daraus den Schluß zu ziehen, - daß man den Beamten mög lichst wenig Zulage gev« .... ...... - - Eventualitäten rüsten. >ge, geben solle. Deutschland müsse sich auf alle , cn. Zwar sei setzt noch Sachsens Finanz lage vorzüglich und geordnet, aber man dürfe nicht aus die Zukunft sündigen. Er kündigt daher seine Absicht an. an de» Gehaltsaufbesserungen zu streichen. Das außer ordentliche Budget sei in drei Jahren von «'s auf 22'/» Millionen erhöht; ginge diese Steigerung so fort, so gefährde dies die Stcucrkraft und den Credit Sachsens. Das außerordentliche Budget siehe im Mißverhältnis zu dem ordentlichen; wozu be laste man eS mit Ausgaben, die keinen productiven Charakter haben? Z. B. die Justizbarrten, die Forderungen für Amts wohnungen, iür Landeöhcil. und Versorganstalten, die Schul bauten, die Ablösungssummen für fiScalische Slraßen, die nun den Städten überlassen werden u. dergl. hätte der Finanzministrr viel richtiger ins ordentliche als ins außerordentliche Budget stellen solle». Belaste man die Zukunst so sehr, schwelle man das außer ordentliche Budget ferner noch so an. so sehe er. hei dem Dar- niederliegcn der Industrie, Geiahren für den Credit Sachsens. sBravo linkö.) — Abg. Fahnauer ist durch die homöopathischen Abstecher, welche die Deputation bet den Gehaltszulage» vor- genommen hätte, keineswegs befriedigt. Gerade wie die Arbeiter trotz der doppelten Tagclöhne nur schlechter geworden seien, so würde eS auch bei den StaatSbienern kommen, wen» sie Zulage bekämen. <Murren rechts). Die Ueberhcbung der Beamten über daS Bütgcrthum würbe sich noch greller geltend machen. (Oho! rechts). Die Beamten würden die Zulagen nicht zur Belrlebignng nothwendiger Lebensbedürfnisse, sondern zum Luxus und zur Vergnügungssucht verwenden. (Lachen.) Daraus gebe Verfall der Sittlichkeit und deS Landes hervok. Er selbst wolle daran nicht mltbrlien und stimme gegen das Budget. Abg. Oehmichen weist darauf hin, daß die Mehrelnnahinen beim k.Kohlenwerke, den Forsten und den Eisen bahnen, verbunden mit dem Fallen der Arbeitslöhne. dicGewäb- rung auskömmlicher Gehaltszulagen ermöglichen. Man werde VerwaltungSüberschüsse wie bisver machen, so daß manche ausö außerordentliche Budget verwiesene Ausgabe vom ordentlichen bestritten werde» könne. Hart und ungerecht sei FghnauerS Ver gleich der Staalvdieucr mit den Arbeitern. Jene würden durch Zulagen gewiß nur pflichttreuer werden. Abg. Weiter: Die Forderungen des außerordentlichen Budgets iclen alle wünschens- werth, viele notbwendig. Gerade in schlechten Zeiten habe der Staat die Pflicht, durch Förderung deS Straßen- und EiienbahnbaueS und anderer Bauten dem Verkehr zuHilie zu kommen. Kein Gehalt sei so groß, daß ein Beamter lunrrtös leben könne; ein anständiges Auftre ten gehöre aber zu einem Beamten. Minister v. F r i e s c n ist ungemein schlagfertig. Er entgegnet Jordan: Wob! müsse man im Staats haushalt die Tugend der Sparsamkeit üben; baö gnhervrbcntliche Budget aber werbe nur nach dem jeweiligen Bedürsplß ausgestellt. Von den 22'/-Millionen fallen 14 aut Erbauung vo« neuen und besserer Ausrüstung älterer StaatSbahne», gewiß ein« productive Ausgabe, ti Millionen von diesen 14 beruhten auf früheren Kammerbeschlüffen. Die Forderungen für den RMchbnberger Stölln, für Chaussee- und Brückenbautcn, für Elbcorrccticm u. s. w., alles vom letzten Landtag beantragt, gelten auch productiven Aus gaben; ebenso die 2> r Millionen iur Militärbautc», die der vorige Landtag als nützlich erkannt babe. Ferner gegen 1 Mil lion Nachiorderurrg siir angeiangene Staatsbautcn. So blieben von lene» 42'ü.Millionen »ur 4'/r Millionen, von denen eS zweilclbait sei, ob skcfin das außerordentliche oder in daS ordent liche Budget äehörtcn. Diese aber, die siir Heil- und Versorg- anstaltcu, Schn'e» u. dergl. gciordcrt würden, rangirtcn besser Im außerordenllichc» Budget, weil sie die Ausgaben ans mehrere Jahre vcrtheiltcn und Steuerzuschläge in einzelne» F-inanzpcricden ersparten. Die Höbe d s außer ordentlichen Budgets also gefährde keineswegs den Erctit Sachsens. (Bestall rechts, llhlcman»: Die Ausgaben sür Schulbauten, für die Heil- und Verjorganftalten seien productiv angelegt. Wenn die Kammer die Tarortnung tür die Advokaten erhöhte, wie wolle sie die Gehaltszulagen der Beamten nicht er höben? Die niederen Staatsbeamten sollten nicht soviel erhalten wie die Tagelöhner? — -Kirbach findet im Vergleich zu vielen Privatbiidgclö tic voracschlagencn Gehaltszulagen nicht für zu hoch, bedauert aber, daß die Staatörcgicnmg alle» Anträgen auf Verminderung der Beamten die erheblichste» Schwicrigkcstcn de- reite. - Schreck schlickt sich dieser Klage an. Außerdem sei die Arbeitslast unter die Beamten sehr ungleich verthdlt. In vielen Burcaur treffe man die Beamten vertieft in das Stncini» der Leipziger Zeitung und der Localblättcr; in einigen Pro- vinzstädtcn crpcdirten die Behörden nicht, wenn die Beamten gerade ihren Kegelkränzchcntag haben. (Heiterkeit.) Minister von Friesen kann am Letzteres Nichts crwiedcrn, da die Fälle nicht speziaiisirt seien. Im klebrigen vermindere die Regierung unausgesetzt die Beamtcnzahl, wenn auch ohne Eclat und soweit cs der Dienst gestatle. So habe das Finanzministe rium allein die ganze Stempcl'actorci auigebovc», tic Beamte» pensionirt oder anderweit verwendet, die Geich-ste mit der Eau- ttonSkasse vereinigt und von dieser Behörde wieder die Halste der Beamte» abgcschafft. I» wenig Jahren seien 3 Obcrforstmcistc- reicn und viele Obenörsterstelleii einac-ogen worden. - Im Laufe der weiteren Debatte rügt Abg. <Ltauß, daß die Negie rung immer erst aus Verlangen bei Staatsbauten die Pläne vorlege und daß noch zu vielen wichtige» Bauten die Unterlagen fehlte». — Damit endet die Gencraltctattc über das Budget. Hieraus wird genau nach de» Vorschlägen tcö sehr gründlichen Berichts deS Abg. Beck das Budget des Finanzminiftcriums er ledigt. Hierüber morgen. — Gewerbevercin am IS. Januar. Herr Vorstand Walter theilt mit, wie er mit Freude sein »Amt wieder vertrete und wse er hoffe, daß der Verein auch in tcür heute beginnenden fünften Decennium glücklich sortgcdeihen möge. Herr Dircctor Clauß zeigt and bespricht einen kleinen galvanoplastischen Appa rat, sokqni, poröse Thonzsegel. sogenannte Muldcusteiner, die zu nächst Möltze kW dtwch VMÄMung vcr^Tvmnnaffe nrN Brcnm» kohleilgruS Htt> reffen Berbrenmmg in der Weißglühhitze her- gestellten Poren leichter aiö Thonzicael sind, dabei eine Art Glasirung erhalten und sich mit dem Mörtel sehr fest verbinden. Sie find schlechtere Wärmeleiter als die bisher gebrauchten, so daß sich an daraus geballten Wänden nie Eiö ansetzt, hindern auch daS AuSschrvItzSn von Salzen und sind besonders zu Wöl bungen geeignet. Wie Herr FärbcrcibesitzcrKönig »ntthcilt, sind die Reservoire der Wasserleitung a» der Saloppe aus dergleichen Ziegel» erhaut und werden wir in Folge dessen ein im Sommer kühles nnd Im Winter nicht zu kaltes Wasser haken. »Auch vcr- »vrndet man' sie zu Mänteln größerer Ocicn. »Außerdem theilt Herr Walter noch mit, daß zu dem Vorträge des vr. Radde „lieber das AmurgcViet", de» selbiger am Freitag im Gcwerbc- tzauSsaale hält, den Mitglieder» der Zutritt gegen die Halite des Entrcc'ö gestattet sei. Ir» Hauptvortragc sprach Herr Generalarzt Vr. Rothe über „Sanitätözüge und Hoipitalschiffe". Für den Ver wundeten eristircn bezüglich der Histcleistung drei Phasen. Die erste Hille bringt ihm daS Sanltälsdctachcmcnt, das ihn nach den Verbandplätzen befördert, von hier wandert er in die Feld- lazarethe, da diese aber'»ach größercn Gefechten überiüllt, ja oit in den am stärksten belegten Dönern eine Ernährung nicht mög lich wäre, so ist sowohl für Verwundete als Kranke und die letzteren sind sogar, immer die Mehrzahl, auch schon um der leidiger» Hosvitalkrernkheilen willen die Rückbeförderung und dann womöglich' Iirö vielberlärigte Vaterland nicht mir erwünscht, sondern geboten. Für dtn Verwunroten liegt freilich in diesem Transporte die größte Gefahr. Da die Fuhrwerke des Landes größteiitheilS nicht zu baden, die iiritaeiüürrcn Fuhrparks nicht nicht ausreichend sind, so gilt cS die nächste Eisenbahnstation zu gewinnen und artt möglichst direkter Linie die Rückbesörderrrng zu bewirken. Dlrw geschieht mittels besonderer zum Transporte eines ganzen FeldkajmrcthS mit dem dazu gehörigen Personale eingerichteten Sanltatszügen, und zwar müssen die Kranke» und Verwundeten darin so unteegebracht werden können, a!S ob sie nicht auS ycm Lgzarrth hcrauSgekommen. Der Zug zerfällt in Wagen sür daS Personal und die »Acrztc, Wagen für die »Ver pflegung (Apotheke,- LiorrathSwagcn) und die Krankenwagen, Letztere lassen im Sommer 12, im Winicr 10 Verwundete. Dir in den Lazaretben gebrauchten Tragen werten sowrt in eine an gebrachte Vörrichtlülg cingchäiigk, w daß ein Wechsel dcs Lagcr- ortcS nicht nöthig Ist. Die Ventilation, kiese schwache Seite der Eisenbahner», wirb dadurch verbessert, daß man die Waggons oben ausschnelttt, doch eine wiche Einrichtung trifft, daß sich die Lustzusuhr rmulixen-läßt. SeitlicheSchlcbcr, wie sie jetzt cristi- rcn, sind dävti nicht ariSacschloffen. Sorgfältige Reinigung ist natürlich geboten; die rrölhige Wärme verbreiten im Winter zwei Schüttöse». Jeder Sairitätözug besteht aus 50 Achsen, so daß er, wie oben Mion bemerkt, 200 liegende Kranke nebst Per sonal --- einer» Feldlazarrth anfnchincn kann, und rnrrß durch gängig sein. Ietem dcutschrn »Armeekorps wirb künftig vor Be ginn eines Feldzuges an i« ei» Sanitätszug bcigegcbcn sein: im letzten Kriege waren 21 sn Thätigkcit. Emen in jeder Beziehung trefflich, säst zu comforstrbel eingerichteten batten tic Franzose» in Wie» ansgcstrllr. Fglls man aber mit einer Macht in Kamps gcrathcn sollte, deren Bahnglcise werter- oder schmalspuriger sind, als die »nsrigen, wird' iPm nothgcdrringen zu der Art und Weise greifen müssen, wir sie Hamburg im letzten Kriege zur Anwen dung brachte, W mittels eines einzigen Waggons »ach Frank reich gefühlten MatelW einen ganzen SanitätSzug crusrnstete. - Dieselben Verhältnisse nur weit complicirtcr fluten sich bei den Hospitalschifferl wtkdor. wie sic England l»l chinesischen, abvs- Nntschen und letzt wreaer-.tm Kriege gegen die »Aschaniiö verwen det und wit auch Nordamerika zur Zeit deS Bürgerkrieges solche auSrüstctc. DgS Oberdeck eines solche» Schiffes enthält Alles, wnS Oekonvmle und Reinlichkeit betrifft, Küche, WaiciMäuser, »ArisbcwahNlngebehälter. iür Wasser, auf dem Hinterdeck die »Wohnungen kcö EapitänS und der Offiziere. DaS Hauptdcck ist einzig zu Lgzarothzweckcu hergcrictstct. Co enthält daS zur Zc'» von England n'am Amm entsandte, in jeder Hinsicht musterhafte SanitätSschiff „Victor Einanriel" 300 Betten iHängematlen» bei denen durch eine Sperrvorrichtung etwaige Schwanlunge» «rest lichst vorgtbeugt ist. DaS Geschützdcck enthält Räume sür Re- ' M 1