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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030801012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903080101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903080101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-01
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1903
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PO «tMeMnkt»r bemerkte mm» de» «erlinj, Pastor ^ «ruer bner laydt lLeipzigj erschlenen. »iiialrat Professor Dr. _ mreieilbesiiiiaeils vom Deutschen «in gegen den Mißbrauch gelstiaer Getränke, Stadtrat Dr. ittrr ltzalle a. S^j im Aufträge der städtischen Behörden in Halle . «chtenberg tÜharlottenburg) von Deutschs ' ^ " ... -ijchlandS Grobloge 1^ er Guttempler und Oberbürgermeister Kirjchner (Berlin). — deheimer Medizinalrat Professor Dr. Ruoner (Berlin), der je Verhandlung leitet«, cröffnete dieselbe mit Worten der «OlM ^ ^ >nä«>g MÜM« sondern auch Krankheiten nach Möglichkeit zu verhüten'und die Seuchengefahr abzutvenden. Die Staats- und stadtisä)en Ver waltungen begannen sich in den 1850er Jahren dieser löblichen Auf gabe zu unterziehen. Es wurde allenthalben für gesundes Wasser. Dk°»nsetilon usw. Sorge getragen. Dazu trat eine Reibe sozialer Aufgavm. ES wurden Gesetze für Jrauenschutz, für Einschrän- niker sagten schehen, vaS äch von vornherein: es müsse noch etwas mehr ^e- olk müsse über die Notwendigkeit einer rationellen Gesundheitspflege belehrt werden. Staatliche Verordnungen allein seien nicht im stände, eine durchgreifende Gesundheitspflege herbei- zuführen. Dies werde erst möglich sein, wenn das Verständnis von der Notwendigkeit hygienischer Mas,nahmen in alle Scksichten d«S Volkes gedrungen sein werde. Um dies zu erlangen, sei der Deutsche Verein für VoikS-Hygiene gebildet worden. Er gebe sich der Hoffnung hin, daß die heutigen Verhandlungen dazu beitragen werden, die Volks-Hygiene ein gutes Stück vorwärts zu bringen. (Beifall.) " Frage: Hofrat heitlichen Verhältnisse befinde , . ^ schritt. In Deutschland sei ein Geburten-Ueberschuß von 800000 vorhanden. Die Sterblichkeit habe sowohl unter den Säug lingen als auch unter der noch nicht gcfchlechtsreifen Jugend eine grobe Verminderung erfahren. Es werde gesagt: in der Haupt sache habe der gröbere Wohlstand die besseren gesundheitlichen Verhältnisse herbeigeführt. Er sei entfernt, dem größeren Wohl stand einen wesentlichen Anteil an den besseren Gcsundheitsvcrhält- »issen nicht einräumcn zu wollen. Allein, wen» man in Be tracht ziehe, daß durch eine gute Wasserversorgung in Hamburg- Altona der Eholeragefahr, durch eine durchgreifende Schwemm kanalisation in München die Tyvhusgesahr, durch d>e Pocken impfung die Gefahr der Pocken-Epidemie usw. eine wesentliche Ver minderung erfahren habe, so werde man anerkennen müssen, daß in der .Hauptsache dem Fortschritt der Hygiene die besseren gesund heitlichen Verhältnisse zu verdanken seien. Es kommt noch hinzu, daß die besseren gesundheitlichen Verhältnisse nicht bloß unter den breiten Volksschichten, sondern auch unter den Wohlhabenden zu beobachten seien. Ja selbst unter den deutschen Fürstenhäusern habe die Sterblichkeit in der letzten Hälfte des 19. Jahrbunderls eine wesentliche Verminderung erfahren. Die Zahnkartcs, der Alkohol, die geschlechtlichen Ausschweifungen usw. haben sehr viel zur Entartung der Rasse beigetragen. Es wäre aber grundfalsch, die Menschheit in Minderwertige und Vollwertige zu scheiden und etwa die Minderwertigen von der Fortpflanzung n Durch den Fortschritt ver Kultur seien, wie bereits gesunobeitlichcn Verhältnisse im allgemeinen bessere schenocschlccht größer »nd stärker geworden. Tie Gestellungen der Militärpflichtigen liefere den Beweis, daß die Menschheit im allgemeinen an Körperlänge und Umfang im ivcsentlichen zuge nommen habe. Es würde sich aber empfehlen, die Ergebnisse der Milstäraushebungen der großen Oessentlichkeit zugänglich zu machen. Eine Scheidung zwischen körperlich Minderwertigen und Vollwertigen sei schon deshalb unausführbar, da cs einen voll- krästigen Normalmenschen kaum gebe. Jeder, auch der körper lich Kräftigste und Widerstandsfähigste habe irgend einen körper lichen Schaden. Es dürfe auch nicht vergessen werden, daß eben so wie eine Reihe von geistigen Anlagen und Talenten ver kümmern müsse, weil ihnen rede Gelegenheit zur Betätigung fehle, so sei dies auch vielfach bei körperlich Vollwertigen der Fall. Ebenso wie man allmählich dazu gekommen sei, Kriegs gefangene nicht mehr zu töten, sondern sie in den eroberten Londcsteilen zu belassen und zu gleichwertigen Mitgliedern der Station zu erziehen, so empfehle es sich, durch Milderung des Kampfes ums Dasein, durch Bekämpfung des Alkoholismus, der geschlechtlichen Ausschweifungen, durch hygienische Einrichtungen und ganz besonders durch Belehrung des Volkes über die Not- Wendigkeit hygienischer Maßnahmen nnd einer vernünftigen Lebensweise eine bessere Zuchtwahl herbeizuführen. liedhafter Beifall.) Inzwischen waren noch erschienen im Aufträge des M Sachs. Kultusministeriums Geh. Regierunasrat Kretzschmar. im Austrage des König!. Sachs. Ministeriums des Innern Geh. Regierunasrat Königsheini, im Aufträge der König!. Kreishanpt- mannschaft Geh. Medizinalrat Tr. Erdmann, ferner der Präsi dent des Königl. Sächs. Landes-Medizinal-Kollegiums Dr. Busch beck und der stellvertretende Vorsitzende des Dresdner ärztlichen Bezirksvereins Dr. Kretschmer. — Dr. mcd. Otto Dorndlütb lizranksutt a. M s sprach hierauf über Nerven-Hygiene in der Großstadt. Die Nervosität nehme leider ganz besonders m de» Großstädten immer mehr zu. Die Großstädte mit ihren vielen Vergnügungsstätten, VanölLs, Cafes verführen vielfach, sich einem ausschweifenden Lebenswandel hinzugeben und den Schlaf zu »erriugern. Biel trage zur Vermehrung der Nervosität in den Großstädten das erforderliche Haste» und Treiben, das der Kampf ums Dasein mit sich bringe, bei. Einen sehr wesentlichen Anteil an der Vermehrung der Nervosität in den Großstädten habe der Straßenlärm. Es sei dringend notwendig, möglichst überall das geräuschlose Straßenpflastcr einzuführen. Durch Polizeiverord- n,lagen müßten Wagen, bei denen während des Fahrens schwere Eiscnstäbe fortwährend zusammenschlagcn, von dem Fahren in Städten ausgeschlossen werden. Dieses furchtbare Geräusch könnte sehr wohl durch Polsterungen usw. gemildert werden. Ebenso wie das Peitschenknallen in den Großstädten müßte das fort währende Läuten der Straßenbahnen verboten werden. Auch das fortwährende Läuten der Feuerwehr, das aus einen alten Gebrauch znrückzuführen sei, dürfte zu vermeiden sein. Es würde sich auch empfehlen, die elektrischen Straßen-, Dampfbahnen usw. unterirdisch oiizulcge». den schrillen Lärm der Fabrikpfeifcn inmitten der Stadt und die Anlage von Maschinen inmitten der Stadt, die eine Er schütterung der Nachbarhäufer herbeiführen, zu verbieten, oder zum mindesten dahin zu wirken, daß durch eine verbesserte Technik diele Erschütterungen vermieden werden. Sehr erfreulich sei es, daß durch die verminderte Viehhaltung in den Großstädten viel zur Verminderung des Lärms erreicht sei. Weniger störend sei die sogenannte Klavierpest, da das Klavicrspielen bei offenem Fenster >n den meisten Städten verboten sei. Bedeutend schlimmer sei das schreckliche Geräusch der Phonographen und das Aus- klopfen der Teppiche und Betten. In Wien seien Vorrichtungen außerhalb der Stadt für das Ausklopsen von Teppichen und Betten getroffen. Nur dort dürfe das ÄuSklopfen vorgenommen werden So lange solche Einrichtungen in Deutschland nicht zu schossen seien, sollte man das Ausktopfen von Teppichen und Beiten auf zwei Stunden in der Woche beschränken. Auch der Lärm, den die Jugend bei ihren Spielen auf den Straßen mach«, könnte durch Errichtung von geeigneten Spielplätzen vermieden werden. Äirch derartige Maßnahmen, insbesondere aber durch Belehrung des VRkes durste es möglich sein, die Nervosität in den Großstädten wesentlich zu vermindern. lBeifall.s — Dr. med. Lange (Posen) berichtete hierauf über die hygienische Svn- derausstellung auf der Städteausstelluirg. Da erfnhrunasaemäß der größte Erfolg mit dem Anschauungsunter richt erreicht werde, so hoffe man auch durch Vorführung der 'cheu Sonderausstellung die breiten Massen von der Not- At byaicnischer Maßnahmen zu überzeugen und auch den td städtischen Behörden diese Notwendigkeit vor Äugen — Dem alsdann von Dr. med. Baerwald t war zu entnehmen, daß der ahle und die höchsten Staats- und die >«n dem Verein ihre Unterstützung in Aussicht gestellt haben. Außerdem haben sich fast alle Wohlfahrts- verein« bereit -erklärt, mit dem Verein für BolkShygicne in gemein schaftlicher Arbeit tätigten sein. — Im weiteren wurde der Präsi dent deS Kaiserlichen ReichsgesundbeitSamtS, Geh. Regierunasrat Dr. Kühler (Berlins, in den Zentralvorstand gewählt. — Nach Erledigung einiger innerer Angelegenheiten wurde die General- versammlluig wendi- Stoats- unl zu führen. (Beifa! lBcrlins erstatteten Verein 4000 MWi meisten städtischen, Behö ein Jahr in diesem Fache gescheitet haben. Der Lohn soll dann jährlich um 1 Mk. o»S aus 24 Mk. wöchentlich steigen. - Das Dresden ii neu. Im ^ .... berichte der Vorlurnerschast >m allgemeinen eine» Stillstand. Die Mitgliederzahl ist nur um ein geringes, von 1585 im Jahre 1901 auf 1615 im Jahre 1902 gestiegen. In den Betriebsverhältnissen ist eine Aenderung gegen daS Vorjahr nicht eingetreten. Zu dritten Male ielt vorigem Sonntag fand am Mittwoch im Königsteiner Revier ein Waldbrand statt »nd zwar diesmal ' ' " ^ Jnfol den Südwestwindes verbreitete sicy vas Muer »ver einen grö Heren Waldkomplex und vernichtete etwa 1 Hektar 5—25jährigen Kieferiibestand. Wären nicht jo ausreichende Hilfskräfte zur Stelle gewesen — es waren am Brandplatze anweiend 3 Kompagnien des Festimgsbataillons, die Äönigsteiner Turncrsencrwchr, die Hüttcner Fabrikseuerwehr und SÄildorbeiter —, so wäre sicher »och ei» größerer Teil des Waldes dem verheerenden Elemente zum Opfer gefallen, ja hon Seiten der Kommandantur der Festung waren sogar Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um die eventuell gefährdeten, vor der »Neuen Schenke" gelegenen Pulverscheunen zu sichern. -Leipzig. 31. Juli. Zwei Kü m m e l b I ä ttchcn - spieler wurden verhaftet, die in unglaublich kurzer Zelt einem hiesigen Einwohner 300 Mk. im Spiel abgcunnimen hatten. Ein Teil des Gelbes konnte noch gerettet werden. — Wegen Unter schlagung von IM Mk. wurde ein 43jährlger hiesiger Kaus- mann festgenoiiime». — Dein Samariter-Verein Chemnitz ist für beson dere Ve>die„ste um das Samariter- und Rettungswescn vom Deutsche» Samariterdunde die Esmnrch-Medaille ver liehen worden. — Deutsche A » sstelluna in Aussig. Tie Besucher zahl hat 260000 erreicht. Der tägliche Besuch wächst jetzt infolge der allgemeinen Ferien in erhöhtem Maße. Der Festzug der Gewerlietreidenden. der sür den 2. August geplant war. kann in nnbctracht der großen und notwendige» Vorbereitungen erst am 23. Anglist um 3 Ubr »achniitlags nnter denselben Be- stinimunaen statlsinden. Am Sonntag, den 2. August, wird dafür eine allgemeine SchönhettSkonkurrenz für das weibliche und männliche Geschlecht veranstaltet. Hoffentlich wird diese Ver anstaltung alle» Besuchern große Heitelkeit schaffen und ans weiter Ferne Freunde des HumorS herbeilvcken Die Verschmelzung der Nationalsozialen mit der Freisinnigen Bereinigung. Die nationailiberale ..Köln. Ztg." erfüllt die Auflösung der nationalsozialen Partei besonders deshalb mit Befriedigung, weil damit „eine der kleinen Parteibildungen beseitigt wird, die das politische Leben in Deutschland so sehr belasten, und deren Nützlichkeit in keiner Weise zu erkennen ist. Naumann und seinen Freunden muß es große Uebcrwindung gekostet haben, ihren eigensten Parteistandpunkt, nachdem sie seine politisch parlamen- «arische Durchführung für unmöglich erkannt haben, auszugcbcn und sich einer a»Lern Parteibilduim anzuschließen, die ihrer Be- wegungssreiheit naturgemäß gewisse Schranken aufcrlegen wird. Wir möchten wünschen, daß auch andere Deutsche a» sich eine solche Selbstdisziplin ausübten und zu der Erkenntnis käme», daß. wenn sie allein nichts ansrichten können, sie besser tun, cs mit Hilfe von anderen zu versuchen, selbst wenn dabei das eine oder andere Partikclchen des Parteiprogramms in die Brüche gehen sollte. Wir glauben, daß eine solch« Erkenntnis heute schon bei manchen Parteiführern vorhanden sein dürste. Von der Erkenntnis eines Uebelstandes aber bis zu dem Entschlüsse, ihn auch zu ändern, ist , . „ . _ ich so würde die gewesene natwnalsoziale Partei nicht umsonst gelebt haben." Wie die meisten Blätter, bewertet auch die „Nat.-Ztg." den Vorgang als ein Ereignis von geringer politischer Be deutung, „weil die Nationalsozialen numerisch immer so schwach waren, daß man sie kaum erwähnenswert finden konnte. Die Nationalsozialen schmeicheln sich, daß sie in der Fraktion der Frei sinnigen Vereinigung nach Art eines „Sauerteigs" wirken und icne Fraktion für ihre hochgesteigerte Sozialpolitik gewinnen wer den. Es muß dahingestellt bleiben, ob diese Hoffnungen Nau manns wirklich in Erfüllung gehen. Jedenfalls wird die Frei sinnige Vereinigung über den Anschluß der Nationalsozialen Be friedigung empfinden. Sie hat einen Gewinn erzielt, wenn auch nur einen Gewinn moralischer Natur, einen von ganz geringer materieller Substanz. Immerhin mag die Freisinnige Vereini gung in dem Beitritt so begabter Männer wie Naumann und Sohm einen partiellen Ausgleich für die Verluste erblicken, welche »ärgerlichen nach veränderter Stellungnahme gegenüber den sozialpolitischen Problemen unserer Zeit gestrebt wird. Es geht eben nicht mehr mit den ganz einfachen Rezepten, nicht mehr allein mit dem laissor aller, 1->!»»«-» tHre, und womöglich noch weniger allein mit der Repression subversiver Agitationen." Die „Tägl. Nundsch." steht der Verschmelzung der beiden Parteigruppen „mit gemischten Gefühlen nnd nicht ganz ohne Weh mut" gegenüber. Sie bemerkt n. a.: „Was wohl Friedrich Naumann, der (evangelisches Pfarrer an der Paulskirche zu Frankfurt a. M., gesagt haben würde, so ihm einer zu der Zeit, da er seine „sozialen Briese an reich« Leute" schrieb, prophezeit hätte: das „Berliner Tageblatt" würde noch einmal für ihn zum offiziellen Parteiorgan werden?" Die ultramontane „Germania" glaubt nicht an einen langen Bestand der Freundschaft zwischen Nationalsozialen und Waden- strümpflcrn. Sie sagt: „ES werden bis zu einem gewissen Grade auch Unterschiede -wischen den Nationalsozialen und den freisinni gen Manchestermännern bestehen bleiben, und Männer wie Nau mann, v. Gerlach und Professor Sohm werden nicht so leicht ihre eigene Meinung gegenüber der Parteiansicht der Freisinnigen Vereinigung preisgeben. Ob diesem neuen Zusammenschluß des halb eine lange Dauer zu prophezeien ist? Wir glauben es nicht. Vorsichtigerioeise halten die Nationalsozialen von vornherein ihre bisherigen Orts- und Provinzialvereine aufrecht, um in dieser Be ziehung wenigstens eine gewisse politische Selbständigkeit zu be halten — für alle Eventualitäten." In dem Urteil der freisinnigen „Voss. Ztg." übcrwiegt der Skeptizismus. Sie schreibt: „Herr Naumann versichert, daß er und seine Partei ihre Gesinnung nicht wechseln, wenn sie in die Freisinnige Vereinigung eintreten. Also bekennt sich die Freisinnige Vereinigung zu den Anschauungen der National sozialen? Wenn Ludwig Bamberger noch lebte, würde man sich vielleicht seiner glänzenden Kolomalreden und seiner Streit- fchriften gegen den Sozialismus erinnern. Und in der Frci- sinmgen Vereinigung von heute, wo sind die Männer, die den Kampf mit England herbeisehnen und „durch glückliche Seekriege Kolonien zu erwerben" wünschen? Wo sind hier die Anhänger auna, die starke soziale, aver nicht Auch Richard Rocsicke war ein sozi- Politikcr. Die Mehrheit der Mi ialer, nur nicht ein sozialistischer .. Wieder der Freisinnigen Ver einigung ist von dem Sozialismus der Herren Naumann und seiner Freunde ebenso weit entfernt wie von dem der Bebel und Ge- nassen. Deshalb darf man billig abwarten, inwieweit die Ver schmelzung der beiden Parteien auch zu einer Ucbcrcinstiminuny der Ansichten führen wird, die bisher nicht ,u erkennen ist. Fehlt es an dieser Einheitlichkeit der Grundanschauunge», so wird die Verbindung nur die Quelle neuer Zwistigkeiten werben." Sehr wohlwollend behandelt die demokratische „Franks. Ztg." die Nationalsozialen und ihre Führer. Sie betont, daß „die Nationalsozialen eine erhebliche Anzahl von Talenten aufweism und bei einem mindestens auch das Prädikat hervor ragend nicht schlecht angebracht ist. Dies ist Naumann Man muß ihn allerdings gesehen und gehört haben, um das richtig zu verstehen. Nicht als ob seine Schriften bedeutungslos wären, das sind sie sicher nicht, aber das eigentlich Bedeutende Naumann! liegt doch gerade in seiner Persönlichkeit. Manches von dem, was er sagte und schrieb, ist nicht neu und manches nur subjektiv, nur für ihn richtig. Aber wie er es sagt, wie er die Gedanken ausbaui, das macht ihm nicht jeder nach, und diese Art macht ihn zu einer starken agitatorischen Kraft. Vielleicht ist nichts dafür bezeichnender als der Vorgangs der sich auf der Münchner Ver- ' ' »icltc. Llaumann flublikum. das die bezeichnender als der Vorgangs der sich auf der sammlung des Vereins für Sozialpolitik absvic sprach dort über den Getreidezoll vor einem Publikum, das die Details dieser Frage gut kennt. Nnd obzwar eine erhebliche An zahl von Leuten da war, die sich für den Getreidezoll erwärme», »d obzwar Naumann in der schärjstcn Weise gegen ihn sprach, ,ar der Beifall so allgemein und andauernd, wie er in dieser -örperschast noch nicht gehört wurde. Es war. wenn man so lagen arf, der Clou der Tagung. Was immer für eine politische Ehe ie Nationalsozialen cingeycn, sie können also behaupten, daß sie LageSgeschichte. Deutsches Reich. Unter der Ueberschriit: „Die abwartende Ncgierun g" schreibt der konservative „Reichsb.": HerrBischos K ornm von Trier hat gesprochen: er hat die katholische Kirche als die letzte Zuflucht des bedrängten Staates gefeiert, der noch ein mal cinsehen werde, was der Ultramonlanisnius ihm in den Zeiten der Gefahr gewesen sei. Die Rede des Bischofs, der sich recht kampf lustig gab, klang wie die Einleitung zu einem neuen frisch-fröhlichen Kample gegen den Staat: der Bischof wittert Morgenluft: er hofft vielleicht Unterstützung von dem neuen Papste, dem er, falls derielbe ein etwas energischeres Auftreten gegen die schwache preu ßische Regierung belieben sollte, vielleicht ein kleines Konfliktchcn als Krönungsaabe zu überreichen gedenkt. Tenn für nichts und wieder nichts hat sich der Bischof keinesfalls jetzt gerade ins Zeug gelegt; der Herr Korum, dem »och der Stachel in der Wunde sitzt, welche ihm der vom Grasen von Bülow dazu mit Bitten bewogene Papst Leo beigebracht hat — übrigens war die Wunde nur ein kleiner Hautriß — ist ini Gegenteil ein Man», welcher wohl weiß, was er will und was er tut. Dieser Bischof verzeiht auch kleine Hautrisse nicht, nnd so gedenkt er denn — das muß als sicher an genommen werden — den Kampf gegen den Grasen von Bülow aufzunehmcn, sobald ihm der neue Papst d>e Gewähr bietet, daß er bei ihm mehr Entgegenkommen findet als bei Leo XIII. Gerade zur rechten Zeit hat der streitlustige Bischof den ersten Schritt zu neuem Kampfe getan, hat ihn so getan, daß er eventuell wieder zurück kann. Was wird nun die Regierung dieser bischöfliche» Herausforderung gegenüber tun? Wir wissen es ja nicht, aber wir können es uns lebhaft denken: der Herr Reichskanzler wartet ab. Immer abwarten, das ist die Parole des neuesten Kurses. Als Kanada uns aus die Hühneraugen trat warteten ivir ab: wir warteten ab, als Chamberlain seine Zollvläne entwickelte. Weiter hieß es: Wir warten ab!, als alle Welt eine Wahlparole ver- langle, und als die Hauplwahl am 16. Juni den Sozialdemokraten 56 Sitze im Reichstage und die Beteiligung an weit über 100 Stichwahlen brachte, da ging cs entsagungsvoll durch alle offi ziösen Blätter: Warten wir ab, was die Stichwahlen bringen. Wir warten ab!, hat es anscheinend auch geheißen, als fast halb Schlesien vom Hochwasser überflutet war. Hat doch schon, ui» auch einmal zu zitieren. Schiller in seiner „Glocke" geschrieben: „Müßig sieht er seine Werke und bewundernd untcrgehn." Also wird die Reichsregierung auch im Falle Korum wieder abwarten, wird keinen Anlaß zum Einschreiten finden, da ja Korum »och nicht herausfordernd genug gewesen ist, wie wir cs soeben auch erlebe», daß unsere Offiziösen versichern: Warten wir in Oieduld ab, welcher Kardinal Papst wird, ov ein deutschlandfreundlicher oder dculschlandfeindlicher: wir können nichts tun; schließlich ist Rainpolln, wie er versichert, ja auch ein Freund Deutschlands. Alle Welt ist in fieberhafter Tätigkeit: Netze werden gestellt, In trigen gesponnen: es werden die Grundsteine gelegt zu neuen Wand lungen der Diplomatie: alles baut vor oder agiert nach dem be währten Bismcirckschen Grundsätze, daß der Hiev die beste Deckung ist: Deutschland sitzt meist da wie ein Muielmann, der geduldig wartet, was Allah ichicken wird, und wenn elementare und politische Ueberraschungcn peinlicher Art kommen, heißt es achselzuckend: Kismet! Schon vor vier Jahren gebrauchten wir einmal das Bild, cs herrsche bei uns ein elegantes Salontirolertum, das zwar den Ehrgeiz hat, die Berge zu ersteigen, aber die Lawinen der Ereignisse niemals zur rechten Zeit kommen sicht. Daher rühre es. daß wir alle Augenblicke unter dem Schnee lägen und uns mühsam mit dem Pickel erst wieder hervorarbeiten müßten. Das Bild hat seitdem verschiedene Neuauflagen erlebt. Z» den sozialpolitischen Maßnahmen, welche in absehbarer Zeit zu envarte» sieben, gehört die Ausdehnung der Bestiiniminge» der K on se kt i o i> s ord ii ii n g auch ans diejenigen Arbeiter, welche in de» Maßwcrkstättrn beschäftigt sind. Eine entsprechende Verordnung wird nach der „Rat -Lid. Corr." dem Bundesrat und Reichstage schon in deren nächster Arbeitsperiode ziigehen. In der letzten Sitzung des Badischen Eisenbahnrats teilte die Generaldirektion der badischen Bahnen mit, daß mit der vor einer Reihe von Jahren auf zahlreichen Strecken durch- gcsührtcn Abschaffung der ersten Wagenklasse auf Grund neuerdings angestcllter Erhebungen weitergegangen werden soll. Diese Klasse werde in den Personenzügen sämtlicher Strecken mit vereinzelten Ausnahmen ldurchgehcnde Wagen, Gemeinschafts- streckenj Wegfällen. Man erhoffe von dieser Maßregel den Vor teil einer besseren Wagenaüsnühung, während sich etwa auf- trctendcn Unzuträglichkciten in bezug ans Fahrkartenlösnng nnd -Benützung wohl werde begegnen lassen. Dem Vorgehen wurde aus der Mitte der Versammlung zugesümmt. I» Bremen ist die Zulassung zur ersten juristische» Prüfung nach wie vor von der Beibringung des Reifezeugnisses eines Ghinnnsiums abhängig gemacht. In Gemäßbeit dieser Be stimmung hat der vreußischc Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangrlcaenbeitcii betreffs der Zulassung von Staats angehörigen von Bremen zuin Rechisstudmm in Preußen den Universitätsknratorcn nnd den, königlichen Universitätsknratorimn zu Berlin bekannt aegeben, daß Staatsangehörige von Bremen ans Grund eines realistischen Reifezeugnisses zum Rechtsstudium in Preußen nicht zngrlasien werden können »nd demgemäß bei der Jinmatrlknlalio» zu verfahren ist. Der Herzog Konstantin von Oldenburg, der »ach der aus Petersburg übermittelten Bekanntmachung schon im November 1894 nnter Kuratel gestellt wurde, ist ein Enkel des Prinzen Georg von Oldenburg, der mit der Großfürstin Katharina Paulowna von Rußland vermählt war. Prinz Georg sowohl wie seine Nachkommen haben stets in Rußland gelebt und sind dem Deutschtum vollständig entfremdet worden. Trotzdem sind sie für den Fall des Aussterbens der in Oldenburg regierenden Linie dort erbiolgeberechtigt. Die Möglichkeit, daß sie zur Regierung in Oldenburg berufen werden könnten, lag bis 1897 sehr nahe, da der damalige Erbgroßherzog, jetzige Großherzog, keinen männlichen Nachkommen hatte und sein einziger Bruder, Herzog Georg, un- vermählt war und geblieben ist. Erst durch die 1897 erfolgte Ge burt des jetzigen Erbgroßherzogs ist die Möglichkeit hinauSgerückt worden, vnß eine vollständig russisizicrte Familie eil einen Thron in Deutschland besteige» würde. Der 1881 verstorbene Sohn des obengenannten Prinzen Georg, Herzog Peter, der mit einer Prin zessin von Nassau vermählt war, hintcrließ drei Söhne. Der älteste von ihnen, Herzog Nikolaus, war mit einer zur Gräfin v. Ostcrnbura ernannten Dame morganatisch vermählt, nnd ist 1886 gestorben. Der zweite, Herzog Alexander, russischer General der Infanterie, ist mit der Prinzessin Eugenie Romanowskaja, Herzo gin von Lenchtenberg. einer Nachkommin des Prinzen Enge» Beauharnais. des Stiefsohnes Napoleons l., der vom König von Bayern zum Herzog von Lenchtenberg ernannt wurde, vermahlt nnd bat einen Soh», den Herzog Peter, der seit 1901 niit der Großfürstin Olga, der Schwester der jetzigen Zarin, verheiratet ist. Herzog Peter gehört, während die übrigen in Rußland lebende» Mitgllcder des oldendurgischen Hauses lutherisch blieben, der ortbv boxen Kirche an. Der jüngste der drei Söhne des oben erwähnten älteren Herzogs Peter ist der entmündigte Herzog Konstantin. Er wurde 1850 geboren, ist russischer Generalleutnant, iowie Mit glied des Rates der Hauptverwaltung des Rcichsgeitiits und wird auch, wie sei» Bruder Alexander und sein Nesse Peter, ä In «uiio des oldcnburgllchen Infanterie-Regiments Nr. 91 geführt. Er ist seit 1882 mit Agrippina Djapartdze. die durch den Großherzog von Oldenburg zur Gräfin von Zarnekau ernannt wurde, morganatisch vermählt und hat Söhne und Töchter, die den Namen Zarnekau führen. Die sozialdemokratische „Bergarbeiter-Zeitung" in Böckum zibt die Zank der Wurm kranken auf 50 000 an. Sie ge fleht ei», daß heute aus den meisten Zechen die Vorschriften, be treffend Seuchenbekämpfung, gewissenhafter befolgt werden sowohl von den Arbeitern, wie auch von den Verwaltungen. Sic hebt Drer-ner Nachrichten. Nr. 211. Seite ». ^ Sonnabend. 1. August 1»«:l
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