Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031017027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903101702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-17
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden «nd Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Serugrgedilbr: «Inkliwrli» t»r »nt»«, k, iSaNL «weimilliaer tjutraiuna durck» »nie» Bolen »» »»« und «»r,n>« an Sonn- und Montagen nur einmav »Mi. »avi. durch au«würti,e«om. Millionäre » Mt. de» » Mk So Ps. Bei einmaliger AuIteLuna durch die Poll »Ml. «ohneBellellaeldl. im Aus. iand mtt entivrrchendrm Suichiaar. Nachdruck aller Artikel u. Onainal. Mitteilungen nur mit deutlicher euelienangabel.DreSd.Nachr.'l »ulällig Nachträgliche Lonorar. anivrüche dieiben unberückiichtiat: unverlangte Manullrivte werden nicht aukdewabrt. Teleoramm-Sldrelle: «achrichtea LreSde«. Verlag von Kiepsrh L Rerryardt. ^nreigen.cack. Annakime von Ankündigungen dis »cichmiitags 3 Ulir. Lonii- und '.leiertaas nur Marie,»'»atze 3« von II bis >/-i Uhr. Die rlvalligeiLrund »eile <ca. s Silben! 2» Pin. An kündigungen auf der Prwalleilo ,!e:!e W Pia : die sivalttoe steile als .Ein ueiandi' oder au» Teiiiciic La P»g. In Nummern noch Sonn und tzcie, tagen l bez 2ipailige Gruiidieilen 3v. «o bei. W und SO Pig nach de iondcrem Tarii. Auswärtige Am träge nur gegen Norausdnahlung. Lciegdiätlcr werden mit loPln. bcicchiiel. Feriiivrechanichlu»! Amt l Nr. U und Nr. 2NSS. »!, „imliM «iLlliililldlsii' in Nv!888ll iLLÜLlL 2V81 AIüI E «rxvns Ullä änrcb IL »»I» i m « I> s« Itu^titinnellunk (Ovi't lrnibbe), Illelsre», 1Av!str«8rs Xo. 12. Rr. 288. Snikttll Neueste Drahtberichte. Hosnachrickten, Reichsgerichlspiäsidium, Rcchenichasisbecicht der Stadt Diesaen. Molorsahrzeuga»sstklluna in Leipzig. Eröffmiiigskoiizett der Gewcrbcyauskapelle, „Geschäft ist Geschäft". eoimavcnv, 17. Lklover 1803. Neueste Drahtrireldimgen vom 16. Oktober. Cronderg. DaS Kronprinzenpaar von Griechenland und Prinz und Prinzessin Friedrich Kail von Hessen sino heute früh uoch Berlin abgereist, um an der Enthüllungsfeier der Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich teitzunehmen. Zu der Feier ist auch der hiesige Arzt der Kaiserin. Spielhagen, ungeladen. Kiel. Der Vorsitzende der Kieler Handelskammer, Kommer zienrat Sartori. Präsident des deutichen nautischen Vereins, ist gestern abend gestorben. Frankfurt a. M. Der .Franks. Ztg." wird aus Cattaro emeldet: Als der Lloyvdamvscr .Selene", von Konstaiiliiwpcl ömmend. im Hasen Val di More Anker wart, schiisten sich zwei mnge Montenegriner ein. Diele schossen aus eine» von Koiistantinopel kommenden Passagier, gleichfalls einen Motene- griner. Der letztere schob ebenfalls und verwundete einen seiner Angreifer schwer. Ihm selbst wurde durch einen Stockhieb der Schädel zerichmrttert. Kottbus. Ter Büttnersolm Karl Ritzker ans Lehde (Spree- tvald), der in der Nacht zum 27. Dezember IM seine Frau er würgt und unter das EiS versenkt hatte, wurde wegen Tot schlags zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. r Fijalck warfen denselben mit Eiern. Der Rektor verl eh. von polnische» Theologiehörern beschützt, den Saal. Der Universitätssekretär stellte die Namen mehrerer Ruhestörer fest, die schreiend aus dem UniversilätSgebäudc stürmten. Budapest. Das „Ungarische Korr.-Bur." meldet aus Wen: Ministerpräsident Graf Khuen ist heute vormittag 1<p/3 Uhr vom Kaiser in Audienz empfangen worden. Graf Khucn hatte noch gestern abend längere Zeit mit dem hier ein- getroffenen ungarischen Parlamentariern, den Grasen Julius Andrassy und Stefan Trsza, Besprechungen. Auf Grund dieser berührte Grtt Khucn in der Audienz auch die Oertliche» und Sächsisches. Dresden. 16. Oktober. —* Se. Majestät der,König kam heute vormittag von Pillnitz nach dem Restdenzschlossc, nastm h.er eine Anzahl mili tärische Meldungen entgegen und hörte die Vorträge der Herren Staatsmmistcr, der Departemcntschcfs der königlichen Hofstaaten und des königlichen Kabinettssekretärs. Von 12 Unr mittags ab erteilte er nachstehenden Herren vom Zivil Audienz: Geh. Rat Ihr zum Kaiser befohlen. Die hier weilenden en Staatsmänner verlassen jedenfalls spätestens heute lurch die Anwcst Wurde um 1V:> ungarischen St» . . . , - abend Wien, da der Kaiser durch die Anwesenheit des Königs der Belgier morgen und übermorgen vollständig in Anspruch genom men wird. Trient. Gestern wurde hier ein Erdstoß verspürt. Poris. Ganz im Gegensatz zu anderen Beurteilungen des Schiedsgerichts Übereinkommens seitens der regie- umgsfreundlichen Presse erklärt Clsmcnccou in der.Aurore". der Woitlaut deS Vertrages ergebe, daß die Verhandlungen. auf die Delcasis und Cambon so stolz seien, zu einem reinen Nickis führten. Mit komischem Ernste werde dieses Nichts für die Dauer von 5 Jahren festgesetzt. Noch schlimmer als die Ohnmacht. d«e sich dann kundgebe. lei die Heuchelei der ganzen Aktion, die vielleicht einigen kleinen Männern nütze, die aber für eine Zeit lang die große Idee in Mißkredit bringe. London. Wir die.Times" aus Peking von gestern mel den. wurde während eines Balles in der englischen Ge sa »dt s cha f t am Dienstag der Versuch gemacht, den Raum in die Lust zu sprengen, der die Munition, die zur Vertei digung der Gesandtschaft dort lagert, enthält- Es waren Drähte zm Verbindung mit einer eleklrüchen Batterie gelegt: aber aus irgend einem Grunde versagte die Verbindung. Das Verichlußstiick und die Visiervonichtung einer Kanone wurden gestohlen, aber ipäter in der Eingedorenen-Statst wieder gesunden. London. Der .Daily Telegraph" meldet aus Washington: Der Genera Ist ob Hot beschlossen, Agenten nach Südamerika zu senden zum Studium der dortigen inililäriichen Verhältnisse. rungsrat Dr. Blase, Obcrmcdizinalrat Dr Lutst Finanz- und Baurat Schmidt, Rechtsanwalt Justizrat Druiim-DreSdcn, Obcr- amtsrichtcr Ebert-Burgstädt, Regicrungsräten van Leipziger- Dresden, Tr. Caspari-Maricnberg. Tr. Einert und Dr. Heyn- Dresden. Hofvredioer Krctschmar-Drcsden, Bcmräten Ausschläger- Chemnitz. Glaser-Dresden, Direktor der Baugewerksschulc Pros. Loewe-Dresden und Claußnitzcr-Geithain, Amtsrichter Gcrlach- Burastädt, Tr. Vräucr-Lcivzig und Grosse-Frciberg, LandacrichtS- rat Dr. Gärtner-Dresden, Landrichter Brodauf-Chcmnitz. Polizei- rot Dr. Adolvh-Dresden, Professor an der Technischen Hochschule Wuttke, Professor an der Könial. Kunstakademie Hegcnöarth- Tresdcn, Oberlehrer Professor Dr. MasiiiS-Döbcln, Regierunas- assessoren Dr. Schulze-Dresden und Tr. Wittmaak-Töbeln, KonfuI Kommerzienrat I-löhncr-Dresden, Rittergutsbesitzer Oekonomierat Degcnkoib-Rottwcrndorf. Sanitätsrat Dr. med. Nocst-Bad Elster, Pfalz-Leipzig. Betriebsfekretär Münzcl-Dresdcn, Sekretär an der Gefangencnanstalt zu Leipzig Uhlmann, Kanzleiinspcktor beim Stadtrat zu Dresden Bilz und Ortsrichter Klingner-Bärwnlde. — In den Nachmittagsstlindcn kehrte der König nach Pillnitz zurück. —* In Begleitung Ihrer Majestät der Königin-Witwe, die, wie bereits erwähnt, pestexn nachmittag von Rehefeld nach Strehlen zurückgekehrt ist, befanden sich: Frau Oberhosmcisterin von Pflugs, Hafdanien Gräfin Ncuttncr von Wehl und Fräulein von Nauendorif, Gräfin Mary Rcuttner von Weyi und Kammer herr von Metzsch-Reichenbach. —* Ihre Äönigl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg besuchten gestern abend im Königs. Schau spielhaus die Erstaufführung von ..Geschäft ist Geschäft". —* Herr Staatsminister v. Metzfch stattete gestern vor- mittag, begleitet vom Herrn Geh. Regierunosrat Tr. Grllnler, der Amtshauptmannschaft in Leipzig einen Besuch ab. —* Den in den Ruhestand getretenen Oberlehrern des Real gymnasiums Walsh " liehen t - . ^ . . . . daselbst Carl Den da erhielt Titel und Rang als „Professor". Dem an der genannten Schule tätigen Lehrer Engelmann ist der Titel „Oberlehrer" verliehen worden. —* Die Frage der Neubesetzung der Stelle eines Reichsgerichtsvrösidenten wird in der Presse und im Publikum lebhaft erörtert. So erfreulich nun an sich das hoch gespannte Interesse ist, dem die Angelegenheiten unseres höchsten Gerichtshofes in der O'effcntlichkeit oegegnen. so ist doch auch nicht zu verkennen, daß manche schiefe Ausfassungen über die Bedeutung eines solchen Personenwechsels hervortreten, und mit Rücksicht hierauf erscheinen die folgenden Ausführungen, die uns aus Richterkreiscn zugehen, beachtenswert: „Es zeigt sich bei dieser Gelegenheit recht deutlich, was für verkehrte Begriffe über das Wesen der Tätigkeit unseres höchsten Gerichtshofes und der Ge richte überhaupt herrschen. Man denkt, daß von der Wahl des , Präsidenten das Wohl oder Wehe der ganzen Rechtsvflegc und ' die Gerechtigkeit und Güte aller einzelnen Recht-sprüche des von ihm präsidierten Gerichts abhärigc. Wie vertrüge sich das aber mit dem obersten Grundsätze der deutschen Rechtspsteac. der Unabhängigkeit der Richter? Tiescr macht es gerade umgekehrt dem Präsidenten zur gesetzliche» Pilicht. sich iedcr Einwirkung aus die richterliche Tätigkeit der Mitglieder seines Gerichts zu enthalten, so weit er nicht — in seiner Eigen- ichast als der Vorsitzende eines einzelnen Senats, der jo als solcher ein selbständiges Gericht für sich bildcr — bei der Fällung dcs Spruchs g e r i ch t s v e r s a s s u n g s g e m ä ß mnzuwirken hat, das heißt, mit seiner Stimme, wie jeder der anderen beteilig».'.! Richter. Tic — selbstverständlich nicht gering zu schätzende — Bedeutung der Pcrsonensrcige bei der Besetzung der Prnnocnten stelle liegt daher vorwiegend in dem sich von selbst vollzlehendcn allgemeinen befruchtenden Einflüsse, den ein in wissenschafstichee und richterlicher Bildung hervorragender Mann an der Loitze des Gerichts auf die Berufstätigkeit der anderen Müglieae' ansüben wird. Vielleicht können diese Zeilen zur Bildung eine» richtigen Urteils im Publikum beitragen." —* Tie Betriebseinnahmen der sächsischen Staatsei scn bahnen haben im SeptembcL ein Ergebnis geliefert, das noch günstiger ist. als tn den vorheraegangencu Monaten. Nach vorläufiger Feststellung wurden vereinnahm: 2 007 800 Mk. im Personenverkehr s-s- 268 680 Mk. 88 Mt. aus ein Kilometer Bahniängcj gegen den gleichen Monat im Vor jahre, 7 202100 Mk. im Güterverkehr l-s- 426 800 Mk. 128 NU, auf > Kilometer), 11 109930 Mk. >m ganzen sch 696180 Mk. — 209 Mk aus 1 Kilometer). In der Zeit vom 1. Januar bis 30. September dieies Jahres wurden vereinnahmt: 33311 762 Mk. im Personenverkehr, s-ch 1 810868 Mk. — 610 Mk. aus 1 Bay»- k.lomcier gegen den gleichen Zeitraum im Voricihrc). .68 361800 Mark im Güterverkehr, s-ch 2886 269 Mk. 712 Mk. aus 1 Bahnkiiometer), 91676 662 Mk. im ganzen, s-ch 4697137 Ml. — 1172 Mk. auf 1 Bahnkilometer). —* Der Redakteur des „Vaterlandes". Herr Nobcr. sollte nach Mitteilungen mehrerer Blätter einen unfreiwilligen Urlaub erhalten haben und demnächst gänzlich von der Leitung des konservativen Organs zurücktreten. Diese Meldung ent spricht nur insoweit der Wahrheit, als Herr Nober sich infolge einer durch Ucberarbcttung zugezogcnen nervösen Erkrankung genötigt gesehen hat, aus einige Wochen zur Erholung nach Ober- oayern zu reisen. Im Uebrigen wird Herr Nober nach seiner Rückkehr seine redaktionellen Geschäfte am „Vaierlande" in vollem Umfange wieder aufnehmen. Alle an icinen Urlaub geknüpften Kombinationen sind völlig gegenstandslos. —* Die Frist zur unentgeltlichen Beförderung von Liebes gaben für die Ueberschwemmten im Stromgebiete der Oder ist aus den sächsischen Staatseisenbahnlinien bis zum 1. Juni nächsten Jahres verlängert worden. Tic Güterabferligungsstellen geben auf Anfragen nähere Auskunft. —* Rechenschaftsbericht über den Haushalt- plan der Stadt Dresden für 1902. sSchluß.) Fürda»- Unterrichts wesen mit Ausschluß des Volksschnl- wesens belachen sich die Aufwendungen aus 665410 Mk. s— 37840 Mk.). Der auf 80818 Mk. veranschlagte Bedarf des Schulamtes betrug 3741 Mk. mehr M589 Mk.). An Zu- üssen erforderte die Kreuzschule 97119 Mk. s— 2902 Mk.), das cttincr Gymnasium 76 666 Mk. i— 2841 Mk.), das Vitzthumjcch Gymnasium 25632 Mk. ' """ """ " . 6043 Mk.), die Treikönigschule 7291 Mark l- 7590 Mk.j, die Annenjchule 67015 Mk. s— 2563 Mk.« die Realschule in der Johcmnstcwt 36737 Mk. l- 795 Mk.). die Realschule Seevorstadt s18154 Mk. (— 4 Mk.), die Ncustäoter Realschule 10565 Mk. s— 1453 Mk.), die Altstädter höhere Töchter schule 27 649 Mk. (— 8673 Mk.: und die Ncustädter höhere Töchterschule 48801 Mk. s- 4714 Mk.). An den aus 18 612 Ml. bezifferten gemeinschaftlichen Ausgaben für die höheren Unterrichtsanstalten sind 6222 Mk. erspar: worden. Ter mit 9284 Mk. veranschlagte Aufwand für Pen sionen an Lehrer der zum städtischen Volksschul- wesen nicht gehörigen Lehranstalten und die mit 55515 Mark bewilligten Beiträge an nicht konfessionelle S chulen und Bildungs. und Erziehungsz wecke per len. Mit diesem Wechsel in der Direktion erfahren die all gemein beliebten und geschätzten Konzerte neuerdings -keinen eigentlichen Wandel, denn Herr Olsen hat sich, als früherer erster Konzertmeister der Kapelle, bereits im Frühsahre als deren prädestinierter Führer sehr erfolgreich der Oefsentlichkcit vor gestellt und seitdem als solcher sich in den Sommcrkonzerten auf dem Äönigl. Belvedere ausgezeichnet bewährt. Die Anerkennung,' die er sich im Verlaufe dieser Konzerte erworben, bmestigte sich von neuem an dem gestrigen Eröffnungsabend. Das Programm ent hielt die Ouvertüren zu „Oberon" und „Robespierre" lLitolsf), Vorspiel »u „Lchengrm", eine fünfteilige brillante Ballettmustk verich cdener Art empfunden haben, die ihm von seiten des sehr adlrcich erschienenen Publikums zu teil wurden; ober auch die Kritik darf voll mit einstimmen in diese Anerkennungen und die Führung, die überzeugt, daß der Dirigent, wie es sein soll und brillant und virtuos gttpielten Konzertes von Bieuxtemps und der beiden Povperschen Cellostücke iAndante. Gavotte), von Herrn Schlegel gespielt. Jedenfalls bewies das Konzert von neuem, daß das GewcrbehauSorchcster auch unter seinem jetzigen Leiter aus das Beste bestellt ist. S. St. 4* Der Hofoverndirektor Mahler und der Burgiheater» Direkt or Schlentberin Wien erhielten den Eisernen Kronen» orden.3 Klasse als Anerkennung für ihre Verdienste bet der Leitung beider Hoftbeater „Geschäft ist Geschäft." Ter Autor deS Stückes, das gestern abend so wenig Gnade bei seiner Erstaufführung im König!. Hosschauspiel fand, daß man fast von einer Ablehnung, wenn auch von einer sehr respektvollen, sprechen kann, gehört als Novellist zu den feinsten und originellsten Köpfen deS jungen schreckenden Frankreich. Octave Mirbcaus .Tagebuch einer Kammerjungfcr" und .Sebastian Roche" sind Werke von hohem künstlerischen Reize, die ihren Schöpfer, mag man im übrigen — und mit Recht — ihre Moral noch so sebr be mängeln. als den intimen Kenner und Schickerer französischer Sitte und Sittlichkeit erkennen lassen, der mit großem psycholo gischen Scharfblick ein apartes VortragStalent verbindet. Mirbeou hat in diesen Büchern für uns Deutsche, um mit Gonconrt zu reden, eine ganz besondere .Optik", er siebt alle» unter dem spezi fisch sianzösischen Gesichtswinkel, der dem Erfolge seiner Arbeiten eine Grenze setzt, bei der Abwägung ihrer literonschen Werke aber billiaestveise in Rücksicht gezogen werden sollte. Mehr noch als bei seinen Romanen und Novellen muß sich die- natürlich aus der Bühne bemerkbar machen, wo es ja immer »I krosco zu malen, die Psychologie wie die Effekte auf Fermvirkungen einzustimmen gilt. Diele spezifisch .Französiiche" hat seiner Komödie .Geschäft «st Geschäft" in Deulkchland den Hals gebrochen: in Wien wurde sie enttchieden obaelrhnt. in Bettin brachte sie eS nur zu einem halben Erfolge; dre dramatischen Schwächen deS Dreiakters allein hätten das nie zu Wege gebracht. . Mirbeau selbst hat in einem Interview von der Hauvtsigm seiner Komödie, mir deren Wiedergabe die Novität schließlich steht und fällt, folgende Charakteristik gegeben: .Lechat ist der TvpuS des Emporkömmlings, der anfangs etwa Camelot war, dann vielleicht sochreiber bei einem Advokaten wurde, dann in die Journalistik gellet, sich in Finanzoperationen einließ. ein Blatt. Einftuß. Millionen errang, immer Hort am Strafgesetz vorbei, immer mit der Aussicht aufs Kriminal. Solche Typen gibtS in Paris. Sie haben große Namen, alle Welt kennt sie." DaS ist das punctum salieus". — hier liegt der Haie im Pfeffer, um gut Deutsch zu reden. Daher der große Enolg des Dreiakter» in Paris, den ich noch Ende Juni, da das stück bereits längst nicht mehr neu war. am eigenen Leide erfahren sollte, als man mir an der Abendkasse der Eomsdie Franeaile für Geld und gute Worte den letzten Platz auf der letzten Reihe des Parketts eindändigte. Wenn in der Comedie der Darsteller deS FrangoiS Lechat — er beißt im Original Isidore — auf der Bühne erscheint, geht ein Rauschen deS Verstehen» durch den Znschauerraum: das Publikum kennt da», kennt die Originale und Modelle, die Mirbeau zu dem Helden seiner Komödie geleffen. ES kennt aber nicht nur den Hecken. «S kennt auch seine Enwnraae: die sozialpolitisch angehaucht» Tochter diese» gelvbmtalen Napoleon des Geschäfts, die ihrem Vater aller hand artige Grobheiten ins Gesicht sogt, um schließlich mit seinem ersten Chemiker aus und davon zu gehe«: den Sproß d«S edlen' Hauses, den jungen, verderbten Millionärssohn, Nc . . . . . der in falscher toblesse daS Geld so lange mit vollen Händen zum Fenster hiiiauSwirft, b's er bei einem Automobilunfall ebcnio standes- wie zeitgemäß unikommt; den alten Mcirguis von Porcellet. den Lechat durch scheinbar großmütig gewährte Darlehne systematisch rurniett hat. so daß dem verarmten Edelmann nichts weiter übrig bleibt, als in die schmachvolle Velbindung seines Sohnes mit Grrmaine einzuwillkaen : die brave Madame Lechat. die sich in all' dem Glanz und Reichtum nicht zn Hause fühlt, an der Seite ihres Gallen, der für sic back ein großes Kind, halb ein großer Mann ist. DaS Publikum kennt all' diese Figuren, liebe, alte Bekannte seit FeuilletS und Augiers besseren Tagen, und glaudt an sic: es sieht ihrer langsamen Charakterentwickstmg mit Interesse zu. weil es von ihres Wesens lebensvoller Wahrheit eo ,p«c> ubcfleugt ist. Da braucht die Handlung, die erst im letzten Alte mit einiger Ueberstürzuna in Fluß kommt, zunächst gar nichts Aufregendes zu bieten; der Autor sorgt auch io für Unterhaltung. Bald werden dem veralteten Adel in witzigem Feuillelonstil die Leviten gelesen, back wird dem hochnäsigen Bürgertum modernsten Kalibers eins auSyrwischt, bald wich über Politik, bald über Religion geredet, meist recht langatmig, aber doch immer mit einer gewissen pikanten Satire, die die Seitcnhiebe artt dies und das nicht spart. Für dcntiche Begriffe wird in dem Stücke von vornherein und über haupt zu viel geredet; all' die taufend und abertausend Worte «drücken ohne alle Frage zu sehr die Handlung des Dramas, die eigentlich erst im dritten Akte einictzt. allerdings dann so rapid, day einen, Hören und Sehen vergeht. Und hierin liegt die größte Schwäche des Werkes in dramatischer Hinsicht, selbst wenn man dem Autor die mildernden Umstände des dramatisierten „EbaraktergemäldeS" zrckilligcn will. Die Oekonomie de§ Stoffes, die in der Technik des Dramas zum Aerger mittelmäßiger Komödiem'chreibcr noch immer die denkbar größte Rolle ipielt, ist von Mirbeau in einer Weise gehandhabt. die sich doppelt schwer da rächen nrußte. wo die ri-haraktere an sich nicht intereisieren konnten, wo man in ihnen nur die alten und veralteten Bühnensiguren iah, die gesprächiger Feuilletonwitz modern aufzuvutzen verstanden hatte. Aus zwei lange Akte, die nur Exposition und wiederum Exposition bringen, die aber in belangvoller Weste das Milieu dem Verständnis des Publikums näher rücken sollen, ein Milieu, das allein für de» Charakter LechatS den Schlüffe! geben kann, folgt ein überstürzter Schluß, der dir Katastrophe bringt, die die Tragikomödie ins Hochtragischc wandelt, noch dazu mit einer Brutalität, die an naturalistischer LebenS- wahrheit zwar nichts zu wünschen übrig läßt, die aber, zumal sic absolut nicht vorbereitet wird, nn höchsten Grade verletzend wirkte WaS geschieht nicht alle» kurz vor Schluß der Komödie! Ger-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite