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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.02.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060217028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906021702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906021702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-17
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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Sonnabend. 17. Februar 18«« »» Sir. 4« Rom. Der bayrisch« Gesandte beim päpstlichen Stuhl, Freiherr v. Cetto, »st gesteru abend gestorben, Paris. Die Stagtsanwallschast lieh die letzte Numm«r des Organs des a n t»mi l i t a r ist is ch e n Verbände», welches wegen der demnächst stattsi»denden Musterung in über aus scharfe» Artikeln und Karikaturen die Armee angreist, mit Beschlag belege», doch konnte die Polizei nur noch weniger Exemplare habhaft werden. Es Hecht, da» der Ausschuß des Verbandes den Zrößten Teil der Auflage von etwa 30000 Exemplaren in Sicherheit gebracht habe. Der nationalistische Deputierte Berry will in der heutigen Sitzung der Kammer an die Regierung die Anfrage richten, welche Maßnahmen sie wegen der jüngsten antiinilitaristischen Anschlagzettel zu ergreilen gedenke. Paris, Anläßlich der Ernennung des Pfarrers Gibier in Orleans zum Bischof wird aus Rom gemeldet, bah der Papst die für die erledigten scanzösisckxn Bistümer in Aussicht genommenen Kandidaten bereits seit langem ernannt habe, doch würden die Ernennungsbullen erst in dem Mitte März stattfin denden Konsistorium bekannt gegeben werden. Paris. Beim Reinigen des im Ausbesserungsdock befind- lichen Kriegsschiffes „Casablanca" entstand in den vom Rost zer fressenen Pgjizerplalten plötzlich ein großes Leck. DaS Schiss begann zu sinken und unter den etwa 130 Matrosen, welche sich an Bord befanden, brach eine Panik aus. doch konnte das Leck noch rechtzeitig verstopft werden. Drei Matrosen wurden leicht verletzt. Paris. In einer Bersammlung der republikanischen Gruppen des Senats wurde Du dost mit 117 Stimmen als Kandidat für den Posten des Senatspräsidenten designiert, gegen 83 Stimmen, die aut Magnin sielen. Barcelona. Bei einer in der Wohnung verdächtiger Personen von der Polizei vorgcnommenen Haussuchung wurden 11 Anarchisten verhaftel. — Die Zensur wird hier äußerst streng gebandhabt. Lande ». Gestern wurde vom König Eduard der Organisator der anglikanischen Kirchenarmee Carlile empfangen. Dreier erklärte nach der Audienz, der König gehe wie ge lähmt herum und mache den Eindruck der Ueberarbeitung. OertlilheS und Sächsisches. Dresden. 16. Februar. —* Se. Majestät der K önia wohnte heute vormittag der Rekrutenbesichtiqung beim 8. Bataillon des Grenadier-Neaimcnts Rr. lOt in der Kaserne bei und körte nach Rückkehr ins Residenz- ichloß die Vorträge der Herren Staalsminister und des König!. Kabinettssekretärs. Mittags 12tzh Uhr empfing der Monarch den Generalleutnant o, Trotha und den Rilmeister Kirsten oom 21, Ulanen-Regiment zwecks Meldung. Beide Herren wurden zur Frühstückstaicl hinzugezogcn. —* Als Vertreter des Königs Friedrich A u a u st urmmt der Oberschloßhaiiptmairn v. Carlowitz-Hartihsch, begleitet von dem Legalionssekretär Freiherrn v. Biedermann, an den Beisetzungsfeierlichkeilen in Kopenhagen teil. Im Aufträge des Königs legte Herr v. Carlowih einen Kranz an der Bahre des täniichen Königs nieder. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe empfing gestern nachmittag 5 Uhr den Fürsten Reu» j. L. Heinrich XIV. und ' . <> Uhr die Prinzessin Marie Reich ä, L, verw, Erbgräfin ,u Menburg und Büdingen. —* Generalleutnant o. Trotha, Kommandeur der Schutz- iruppe für Südwestasrika. traf hier ein und stieg im „Europä ischen Hof" ab. —* Rach Ernennung des Herrn Kreishauptmanns von Schlieben zum Minister des Kultus und öffentlichen Unter richts hatte die Lehrerschaft der Volksschulen in Bautzen eine Glückwunschadresse an ihn gelangen lassen. Daraus ist ein Handschreiben des Herrn Kreishauplmanns eingegangen, in dem er u. a, folgendes sagt: ,Es wird mein lebhaftes Bestreben sein, meinem hochverdienten Herrn Vorgänger im Amte nachzireiiern in der Fürsorge für die Volksschule und in dem Wohlwollen für ihre Lehrerschaft, Unsere Zeit, in der aus allen Gebieten ernste Fragen zur Entscheidung stehen, erfordert nicht nur ein gebildetes, sondern auch ein sittlich starkes Geschlecht. Die Er ziehung unserer Jugend, der oftJn der Familie aus wirtschaft lichen Gründen nicht die nötige Sorgfalt gewidmet werden kann, neben der geistigen -Vorbildung erachte ich als eine der schönsten, freilich auch schwersten Ausgaben des Lehrers: ich habe aber nach meinen Erfahrungen die feite Zuversicht, das; die Lehrer in den 'sächsischen Volksschulen dieser Ausgabe gewacblen sind, und das ist ein freudiger Ausblick in die Zukunft," —* Heute vormittag haben die vier Städte Bautzen. Z i t t a u. K a m e n z und Lö'bau. vertreten durch die Ober bürgermeister Dr. Kandier sBautzenj. Oertel sZittaus. Bürger meister Feig iKamenzj und in Vertretung des erkrankten Bürger meisters von Löbau Stadtrat Röb.er, zum Beweise besonderer Verehrung und Dankbarkeit dem scheidenden Kreishauptmann o, Schlieben- Bautzen das Ehrendürgerrecht ge nannter Städte verliehen, —* Leider bestätigt nch die Rachricht, daß Herr Geheimer Rat Da. Haisel. der Direktor des König!, Hauptstaatsarchivs, seit mehreren Wochen bereits schwer erkrankt ist und Aufnahme ui einer Heilanstalt gesunden bat, —* In, Jahre 1905 wurdeil auf den Dresdner elek trischen Straßenbahnen innerhalb des Stadtgebietes insgesamt 89838 047 Personen befördert. Hiervon entsallen >8 127 215 Personen auf die Linien der vormaligen Dresdner Straßenbahn (gelbe Linie) und 31 421 432 Personen auf die der Deutschen Straßenbahn (rote Linie). Im Jahre 1904 bezifferte >ich die Personenbeförderung bei der Dresdner Straßenbabn auf 50 809 209 und bei der Deutsche» Straßenbabn aus 29 076 721, zusammen ans 86 485 930 Personen. Für das Jahr 1905 ist dem nach eine um 3302 717 Personen gesteigerte Frequenz zu verzeich nen Im Jahre 1905 ereigneten sich beim -Ltratzenbahnbettiebe nach den von der WohlfahrtSpolizei erstattete» Anzeigen 319 Un fälle : 316 hiervon entstanden durch Zusammenstöße de» Motor» wagen mit andeien Fabizeeme«. weiter« 48 Unfälle traten beim Auf- und Abspringen der Fahrgäste rin. Bon 145 t»et den Be triebsunfälle» erfolgten Prrso»enverlrb»»gen waren 102 leichte» nnd 40 schwerer Art7 bei 3 Personen trat sofort der Tod ein. Bon den verletzten Personen hatten sich 125 die Schuld am Un- falle selbst zuzuichreibe». — Zu» Berufswahl wird un- vom Obermeister der hiesigen Kleinvner - Innnng geschrieben: Die Beslrebuiigrn des Handwerkerstandes, auf dem Bode» der Innungen für gute Heranbildung der Lehrlinge durch Fachschulen. Prüfungen. Sräinilernnaen. LebilliiaSatdeitei,-Ausstellungen, sowie sittliche brziekniia besorgt zu sein, haben bereits gute Früchte gezeitigt. Der Erfolg würde indessen noch größer sein, wenn nicht nur die niederen. wilder» auch die mittleren und besseren Stände ihre Söhne, mit guter Schulbildung und Erziehung ausgrstattet. dem Handwerk zusühren wollte». Mit de» Schiilerenllassiina z» Oster» rückt auch die Zeit der Sorge der Eltern heran, die richtige Wahl des Berufes für ihre Söhne zn treffen. Wenn die Mittel gering nnd die Fähigkeiten des Knaben für ein wissenschaftliches Fach nicht ganz besonders hervorragend sind, dürfte die Erlernung eines tüchtigen Handwerkes doch besonders zu enipfelle» sei». Viele Ellern billigen »un leider ihre Söhne oft in solchen Be trieben unter, wo gleich ein Wocheiiveidirnst in Aussicht steht, eine allgemeine Ausbildung aber ausgeschlossen bleibt. Die noch unerfahrenen Knaben geben gern darauf ein. da sie gleichzeitig ein Herrenlrben darin erblicken, nach den erledigten Arbeitsstunden »iemcind »»Iktstellt zn sein; sie können mit ihren in Sitte» und Neigungen oft zweifelhafte» Kameraden ein freies Leben führen, wählend der Lclnling einer richtigen Lehrwerkstatt in fortwähren der Obhut seines MeisteiS vetbletbk. ErstereS hat schon manchen jungen Mann a» seine», späteren Fortkommen schwer geschädigt, und meist enden solche als Tagelöhner ihre Lebensstellung. Ein tücktiq erlerntes Handwerk hat auch heute noch einen goldene» Boden. Die Klempner-Innung unterhält eine wohlgeleitete, den, Ministerium des Inner» nnlerstellte Fortbildung-- und Fachsclnile nnd ist für sorgfältige Ausbildung der Lehrlinge besorgt. Die Vermittlung der Lehrstellen befindet sich bei den Meistern Herren Arthur Glich», Millelslmße 20 dezw. Wettiner Straße 6, und Adolf Scheuiipstug, Pieschen, Großeuhaiiier Straße 81. Am 1. März tritt bekanntlich der neue deutsche Zoll- tarif in Kraft. Das Reichsscbatzaint hat aus diesem Anlasse eine Ausgabe des neuen Zolltarifs mit de» vom 1. März ab zur Anwendung kommenden Vertragszollsätzen und Tara- sätzen veranstaltet. Ferner sind das amtliche Warenver - ze > chnis , die Anleitung zur Zollabfertigung, eine neue Holz- lager-Zollordnuna und eine neue Zollstundunasordnuna er schienen. Sämtliche vorgenannte Drucksachen können in der Kanzlei der .Handelskammer Dresden, Ostra-Allce 9, unentgeltlich einaeiehen werden. — Nach einem Beschlüsse der Kommission für das städtische höhere Unterrichlswesen werden die Aufnahmeprüfungen der für die Serla der st ä d t i s ch e ir Gumnasie», Realgymna sien und Realschulen augemcldetcii Schüler i» Zukunft Anfang März an ei» und demselben Tage abgehalten werden. Für die übrige» Klassen solle» die Aufnahmeprüfungen wie bisher am ersten Schultage nach Ostern stattfiiiden. einschließlich der Schüler, die etwa noch nach dem 5. März für die Sexta angemeldet wer de». In diesem Jahre finden die Aiisliahinevrüfuiigen für die bis zum 5. Mär; für die Sexta der genannten Anstalten angemeldeteii L-chiiler Dienstag, den 6. März, vormittags 8 Uhr. statt. Tie zu Prüfenden haben sich zu der angegebenen Zeit in de» Schulen, für die sie angemeldet worden sind, einzusiiiden. Einige halbe Bogen liniierte» Papiers, sowie Federhalter und Feder haben die Schüler mitzubuiigeii. — Echt turnerisches Leben herrschte am Mittwoch in Lammers Hotel", wo der zum Dresdner Turngau gehörende Turnverein von 1 867 unter zahlreicher Beteiligung sein 39. Stiftungsfest feierte. Die Bavkhauersche Kapelle leitete die Feier mit Konzertsiücken ein. woraus der langjährige Vor sitzende. Herr Rcchnungsrai Müller, die mit ihren Angehörigen erschienenen Turner begrüßte. Er gab seiner Freude Ausdruck über den zahlreichen Besuch des Festes, hob die Verdienste der Vorturnerschaft im letzten Geschäftsjahre hervor und schloß mil einem dreirachen „Gut Heil!" aus den Verein. Von der Vereins- sängerschast gesungene Chöre verschönten den Abend, den tur nerische Ausführungen der Vorturnerschaft belebten. Die neuen, eigenartigen Hebungen im Keulenschwingen. darunter die SchneckeiOchwinge, landen allseitige Anerkennung. Die treis- lichen Leistungen bilden einen sicheren Gradmesser für den im Vereine herrschenden turnerischen Geist. Die Damen der 5. Turnerinnen-Abtcilung führten einen Neigen vor. genannt „Die Wundernrühle". Die originelle Ausführunaweckte lebhaften Beifalt. Im Lause des Mcnds stellte sich ein Vereinsmitglied, Herr Ipowih, als Violinist in einem Konzert für Violine von BSriot vor. Den mit reichem Beifall ausgenommenen Dar bietungen folgte ein Ball. — Nächsten Sonntag findet eine Nach feier mit einem Ausflug noch Rochwitz statt. —* In der dieser Tage abgehaltenen Februar-Versammlung des Vereins gegen Unwesen im Handel und Gewerbe im Gewervehause legte der Vorsitzende, Herr Rechts anwalt Klotz, die erfolgten Eingänge vor. Lange hinausgezogene Ausoerkäu'e. ausgestellte Lockpreise bei denselben und unberech tigter Nachbezug neuer Waren gaben Veranlassung zur Herbei führung flcrichincher Verfahren durch Anzeigeerstattung. Hier über wurde auch beschlossen, in vier dem Vereine nahestehenden Tageszeitungen hier eine nochmalige Warnung vor dergleichen unlauterem schädlichen Gebaren als größeres Inserat zu erlassen. Einer von der Schuhgenieinschast ftir Baulieseranten ergangenen Einladung zur Mitunterzeichniing einer Petition an den Reichs, tag betressend die Sicherstellung der Bauforderungen gegen Be nachteiligung durch sogen. Schwindelhypotheken wurde statt- gegeben. Zur Einsichtnahme lag ein sich sehr energisch ans prechendes Gutachten vor. erstattet in Sachen der Sächsischen Ltrickmaschinenfabrik von O. Nagler gegen die Anprei sungen der Firma O. L. Kunau u. Co. in Hamburg, ihre „Strickmaschine Bienenkorb tlonen der Mittelswndtzver betreffend. Pte.vor^legte» P«ti- klonen der Mittelstandtzvereinigunä um Herbeiführung einer zmcckentsvrechendxn Umsatzsteuer und um Zuteilung einiger Sitze in der Ersten Standekammer an die Vertretung des Mittel- standeS. beschloß man mitzuunlerneichnen. Die diesjährige Hauptversammlung soll nach Maßgabe der BereinSsotzungen am 16. Marz im Gewerbehause, weiter auch die künftigen MonatS- veriammliuigen ie am »weiten Freitag d«S Monat» abgehalten werden. Dw hiesigen Innungen, soweit solche dem Verein noch nicht angeboren, beschloß man, unter Hinweis aus die förderlich« Vereinstätiqkcit, zum Beitritt einzuladen. auch für weitere Wer» bungStätiakeil zur Verstärkung der Mitgliederzahl da» Nötig» zu veranlassen gemäß den Vorschlägen de« Kassenverwaltert. sh»r Bildung einer VorschlcigSkoinmission für die Neuwahl der au», scheidenden Vorstand», und Ausschußniitglicder ermelten di« Herren Illing und Hofsmann Ermächtigung, al» Rechnung», revisoren wurden erneut die Herren Illing und Wendschuch gewählt. — Der letzte de» Einzelvorträge. die von der Gehestlf« tung diesen Winter veraiistaltrt werden, behandelt die Be ziehungen zwischen .. Ttaa t»verfa ssu ng und Heere»« Verfassung". Der Vortragende. Professor Dr. Hinke, düifte durch seine Tätigkeit als Professor für Verfass,lnaSgescbtckte an der Berliner Unlveisität und durch «lne mehrjährige Mit arbeiterschaft an den 5et» dnr»8-icu, zu denen er einen starke« Band über die preußische Verwaltung-organisation unter Fried rich II. deigesteiiert hat. dem genannten VortragSlhemn besonder» nabe stehen, das wegen der eigenartigen Stellung de» HerreS im Staate das Interesse eines größeren Publikum» zu erregen ge eignet ist. — Die Geselligkeits-Abteilung Hansa im Kreisverein Dresden deS V. D. H. z. L. veranstaltete am V. d. M. tn de» prächtig den, Charakter des Festes entsprechend dekorierten Sälen des „Eldorado" et» Bluinenfest ä Is Nizza. Besonderen Beifall fand ein von 16 Damen auSgesührter Reigen, sowie ein vielseitiger Kotillon. — Dir aemnmMlge und unentgeltliche Arb«itsvermtttluna für männliches Personal (Prosestionisten jeder Branche. Kaus- trule, Lctireiber, Marktkclser, Kutscher, Laus- und ArbeitSdurschen, un gelernt« Arbeiter und Fabrlkardeiicr) und weibliches Personal (Dienst- und Mchenpersonal, Kellnerinnen, Wasch-, Scheuer-, Aniwarte- uiid Auswaschsrciuen). Elbgäbchen «. Zimmer 2. erledigte im Januar 2021 Aufträge, durch dir SI7 männlich« P rionen (nni «76 Einstellung»« in Art ei» und 272 iveidltche Perivnen (nur ISIS Einstellung«!, in Arbeit) teils wiederholt, teils dauernde Beschäftigung «rhielten. Im Jabre 180« sind lm ganzen 32 63» A> bcilsanslräge (darunter «Sb!» für männliche und '--36,2 für weidlich« Personen) erledigt werden. Dl« Vernittllungvftclle wird in neuerer Zeit auch immer häufiger von Handwerksmeistern, Groß» tndusirirllen und Kaufteuten zur Vermittlung von Lehrlingen un» Lehr mädchen m Anspruch genommen. Gleichzeitig weift di« Vermittlungsstelle auch aus eine Anzahl ,üngerrr stellungsloser Kausleute hin, di« sämtlich i« Besitze guter Zeugnisse find. —* P ol izeiberi cht. 16. Februar. Nach einer amtliche» Mitteilung ist am M. Oktober v. I. der a», 5. August 1879 lu Hueneine tn Caliiornie» geborene GeigenkiinstlerAlbertMaliusBard aus seiner Wohnung in Jxelles bei Blksset spurlos ver schwunden. An dem Vermißten, der wenig mitteilsam und von verschlossene»! Charakter war. sind Spuren geistiger Störung wnhrznneynicn gewesen. Vermutet wird, daß er L-elbstmord be gangen hat, doch ist auch nicht ausgeschlossen, daß ihm ein Unfall »»gestoßen oder er das Opfer eines Verbrechens geworden ist. Er ist 1.83 Meter groß, bartlos, hat braune H"are, niedrige Stirn, große» Mund und blasse Gesichtsfalbe. Seine Kleidung bestand aus einer englischen, ziemlich verschmutzten Reisemütze von lichtgranem Tuch, einem Jakettaiiznge von stnhlgrauer Farbe mil dunklen Streifen, schwarzem Uebeizieher und schwanen Schnürschuhen amerikanischer Arbeit. Er trug eine goldene Uhr nrit Loppeideckel Nr. 3779 bei sich, aus deren Deckel die Buch staben C. L. B. eingravielt sind und die ini Innern eine eng lische Inschrift enthielt, die besagt, daß die Uhr dem Vater de» Vermitzlcn als Andenken sür dem Staate Calisornien geleistete Dienste gestiftet worden ist. Die Familie des Vermißten hat für dessen Aiisfiiidung eine Belohnung ausaesetzt. Die Möglichkeit, daß er sich nach Deutschland und speziell nach Sachsen gewendet hat, ist nicht ausgeschlossen. Eine Photographie von ihm kann bei der König!. Polizeidirektion. Zimmer 75. in Augenschein genommen werde». — Am Montag wurde auf dem Kreu- zungspunkte der Waisenhaus- und Prager Straße eine 83 Jahre alte, schwerhörige F»an vom Pferde eines MilchwagenS umgerissen, von dem nachfolgenden Geschirr überfahre« und dader am Kopfe und an den Händen nicht unerheb lich verletzt. Der ermittelte Gcschirrsiihrer wird sich wegen rück sichtslosen schnellen Fahrens zu verantworten haben. — In hie sige» Äoldwarengeschäften ist während der letzte» Tage eine Diebin anfgetreten, die es in der Hauptsache auf Er langung goldener Ringe abgesehen hat. Die etwa 24 Jahre alte Unbekannte läßt sich die Waren zur Auswahl vorlegen und er sucht, nachdem sie in einem geeigneten Augenblicke einen Ring sich ungeeignet hat, eine» anderen ausgesuchten bis zu der in Aussicht gestellten Abholung zu gravieren. Die bisherigen Erörterungen haben nicht zur Ermittlung der Unbekannten, die sich fälschlich Müller nennt, geführt. Vor der Diebin wird deshalb gewarnt. Auch wird ersticht, sie bei weiterem Auftreten anziihallen und der Polizei zu übergeben. — Einem Wirtschaftsbesitzer in Müdisdorf wurden nachts aus einem Bienenstöcke von einem kiindiflen Diebe di« Honigwaben kunstgerecht hcrausgeschnitten. Derielbc Diebstahl wurde >m vorigen Jahre bereits in ähnlicher Weise ausgesührt. — Amtsgericht. Der 40jährige Arbeiter Johann Baier in Leuben raubte seinem Freunde den Rest einer Erbschaft in Höhe von 113 Mk. dis auf 1 Pfennig. Dem 29 Jahre alten Arbeiter Nohaczek war eine etwas über 300 Mark betragende Erbschaft zugesallen: aus diesem Anlaß lud er vier Freunde, darunter den Angeklagten Baier, am 25. Januar zu einein Zechgelage ein. das sie am anderen Morgen gegen 5 Uhr beendeten. Baier wollte sich in seine Wohnung begeben, 'wurde aber von seiner Humor. Unehrerbietiakeit, ätzende Satire: vielleicht sogar manches Bü-d, das von der löblichen Polizei beschlagnahmt worden rst. Ader diese Zeichnungen sind jetzt nur noch aeschichtliche Urkunden öhne jeden keindseligen Ehararter, den sie verloren traben, weil iis nicht mehr „aktuell" sind und einer bereits fernen Bergan- genbeit angehören. Ew. Majestät Regierung mag sie einst ver folgt und beschlagnahmt haben. Ew. Majestät werden sie aber frei ein-lnssen wollen: denn niemand, auch ein Kaiser nicht, kann die Geschichte unterdrücken. Es kann sür den europäischen Frieden nützlich 'ein, dag die Deutschen misten, wie das, Ausland sich die Geftalt ihres Herrschers vorstellt. Das Deutschland von 1905 rann nicht weniger ;reihettlich sein als das Preußen von 1775... Die-Spottdilder aui Ihre Person und Ihre Handlungen fürchten und verbieten, hieße Sie ui den Augen Europas verkleinern. Wenn Ew. Majestät das täten, wären Sie nicht mehr der Kaiser, der sehr moderne Friedenskaiser . . . Majestät! Geben 0-ie den beireiensen Wink, den die Welt ven Ihnen erwartet: lassen Sie die Bilder durch!" Tiefer Appell ist nicht vergeblich gewesen. Tenn wir lesen n sozialdemokratischen Blättern folgende Verfügung des preu ßischen Finanzministers an die Praoinzialsteuerdirekioren: Der Finanzininistcr. '2.-I. Nr. 1373. Geheim. Berlin, den 1 Dezember 1905. Seiner Majestät dem Kaiser und König ist nach einer Mitteilung des Herr» Iustizministcrs über ein kürz lich erschienenes, die Allerhöchste Person Seiner Majestät be- irersendes Werk des französischen Karikaturensammlers Grand- Eartaret: ,.Dui" clavant l'atzsimtit' rmriantriral lUari». l.jhiniri«' Xilsoons Vortrag gehalten worden. Ans Allerhöchsten Vefthl roll von einer Stratversolanng wegen des Inhalts dieses Werkes, sowie von seiner Beschlagnahme Abstand genommen wer den. Euer Hochwohlgeboren eriuche ich. die Amtsitellen des dortigen Verwaltungsbezirks alsbald vertraulich zu verstän digen. daß sie sich, wenn Exemplare des bezeichnten Werkes >ur Einfuhr gelangen sollten, der Herbeinihrung der gericht- lichen Beschlagnahme und eines sonstigen Einichreitens zu ent- halten haben. Die Beamten der Staatsanwaltschaft sind vom Herrn Iustizminister veranlaßt worden, eine etwa vorher ver- rügte vorläuftae gerichtliche Beschlagnahme auszuheben. gcz. Freiherr o. Rhcinooben. Berliner Leben. ^ Berlin. 15. Februar. In einer Millionenstadt kann man auf die verschiede,r- «rngste Weise eine Tagesberühmthert werden. Aber man muß e» doch schon besonders anstellcn. wenn man acht Tage hindurch alle Welt in Atem halten, in allen Schichten der Bevölkerung fast der ausschließliche Gesprächsgegensiand sein und sogar der Ehre teilhaftig werden will, zum Helden der Kämpfe auf allen Berliner Schulhöfen während der Zwischen pausen gemacht zu werden. Der Raubmörder Hcnnrg, der einen Schutzmann mit dem Revolocrschasl niedergeschlagen, einen Briefträger beinahe angeschossen und dann leine unglaubliche Flucht über die Dächer ausgesührt hat, darf sich inmitten der tollen Hetzjasd nach seiner miserablen Person sagen, daß er dieses hohe Ziel erreicht hat. Er ist in seiner Art unzweifelhaft genial, kein gewöhnlicher Verbrecher, ein Mensch mit eiserner Stirn und eisernen Nerven, der den neurasthenlichen. schwäch lichen Zeitgenossen gewaltig unvoniert. Ein Kerl, der mit seinen Pfiffen und Knissen, seinen erfindungsreichen Streichen gar nicht in das feststehende Schema hineinpassen will, nach dem unsere brave, ehrliche, aber verteufelt ungeschickte Polizei zu arbeiten vstech. Wenn sie einen harmlosen Jüngling, dem der Arzt Aufenthalt in der frischen Luft verordnet hat. in einem anrüchigen Winkel am Tempelhoser Felde aus einer Bank lesend antrisft, dann legt sie ihm feste Handschellen an und trans portiert ihn wie einen lange gesuchten Schwerverbrecher aus das nächste Polizeiamt. obwohl nicht das Geringste gegen ihn vor liegt. Doch, cs lag etwas gegen ihn vor. Als ihn nämlich die Kriminalbeamten adführen wollten, da begehrte der Jüng ling im Gefühle seiner Unschuld auf und fragte verwundert, was er denn verbrochen habe. Wer sich aber über seine Ver haftung wundert und den Grund erfahren will, der macht sich nach unseren polizeilichen Anschauungen von vornherein ver dächtig. So ungefähr sagten die Kriminalbeamten in dem berühmten „Blanke Hölle -Prozeß aus, und weder StaatS- anivolt noch Richter sanden hieran etwas auszusetzen. Wie anders dagegen benahm sich Hennia. Unter dem poetischen Pseudonym „Heine" batte er sich bei einer Wirtin wunder- mild cinguarliert, nachdem er zuvor sorgfältig fcstgesiellt hatte, daß die Frau grundsätzlich keine Zeitungen lese. Dieser Um- stand gab ihm das nötige Gefühl der Sicherheit. Aber obwohl der Charakter der Zimincrvermieterin durch das Gift der Zer- tungslektüre nicht verdorben war, fiel es ihr doch ans, daß ihr neuer Mieter eine unüberwindliche Abneigung gegen die Polizei- liche Anmeldung halte und außerdem am Tage ichlicf und erst I bei bereinbrcchcuder Nacht sein sicheres Quartier verließ, um mit dem ersten Morgengrauen hciiiizukehren. Unter Mitteilung ! aller dieser Anzeichen machte sie ihrem Polizeirevier Anzeige, ! und dieses schickte zwei Schutzleute hin, um Herrn Heine zu > einer näheren Besprechung abzuholen. Als die Vertreter der heiligen Herrnandad erschienen, lag „Heine" in einem jo festen Schlummer, wie ihn nur ein gutes Gewissen einem Irdischen bescheren kann. Trotzdem e» nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehört, jäh und rauh aus süßen Träumen geweckt zu werden, blieb „Heine" doch die Freundlich keit selbst. Er fragte nicht barsch nach dem Grunde dieser Störung, er verwunderte sich auch nicht über seine Sistierung, vergnügt sprang er aus den Federn, Neidete sich schnell an und folgte den Beamten willig. Diese hätten Barbaren sein müssen, wenn sie einen so liebenswürdigen, freundlichen Herrn etwa gefesselt transportiert hätten. Sie begnügten ftch damit, ihn in die Mitte zu nehmen und in gemütlichen Gesprächen den Weg nach der Polizeiwache anzutreten. Ter eine Schutzmann ging zuerst hinein, wahrscheinlich um zu verkünden, daß der freund- liche Arrestant gewiß nicht der gejuchte Raubmörder sei, wovon man sich gleich überzeugen werde. In diesem Augenblick schlug der falsche Heine die Tür zu, drehte sich blitzschnell um. be täubte den anderen Schutzmann durch einen Schlag aus den Kopf und setzte dann jene tollkühne Flucht in Szene, die überall eingehend geschildert wurde. Die Polizei hatte das Nachsehen, und die beiden bedauernswerten Schutzleute werden sich wegen ihrer Fahrlässigkeit demnächst vor Gericht zu verantworten haben. Wir bedauern sie wirklich von Herzen. Sie haben un zweifelhaft nach bestem Wissen und wol)l auch auf Grund irgend einer Instruktion gehandelt. Wir stellen un» den Vorgang etwa so vor: Nach jenem Prozeß wegen der gänzlich unbegründeten Fesselung eine« harmlosen Menschen in der „Blanken Hölle" mag den Polizeibeamten von ihren Blwaesetzten eingeschärft worden sein, mit der Anwendung dieses Mittel» künftig etwa» sparsamer zu sein und sich ihren Mann vorher erst etwa» ge nauer anzusedrn, ob es bei ihm auch wirklich angebracht sei. Daß unsere braven Schutzleute, die meist noch vor kurzem in einem kleinen Neste Rekruten gedrillt haben, keine hervorragen den Menschenkenner sind und selbst nicht immer einen lesenden Jüngling von einem ans Flucht bedachten Raubmörder zn unterscheiden vermögen, ist schließlich nicht ihre Schuld. Äo sollen sic sich auch nach chrer einseitig militärischen Vorbildung die erforderliche Menschenkenntnis angeeignet haben? Man darf, ohne ihnen daraus «inen Vorwurf zu machen, wichl ruhig behaupten: Londoner oder Ncwyorker Voitze,beamten war« .Leine" schwerlich in solcher Weise durch die Lappen gegangen. DvS liegt eben an dem seystein, und ehe bei un» damit nicht gebrochen wird, werden von neuem wiederholen Seyftem, un sich FäKe i . Im übri L I» Heine-Hennig immer übrigen ist und bleibt Hennig
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