Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.07.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240728017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924072801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924072801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-28
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.07.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ar. 287 Seite 2 — Dresdner Aachrichten — TNontaz. 2». IuN 1S24 Polens gegenwärtige Lage. Ein Freund unseres 'Blattes schreibt uns: Gtt'ict, seinem großen sranzösischen Alliierten boten sich Polen »,ict, der endgültigen Festsetzung seiner «Grenzen «n- neolinie Ntöglichkeiten zur Gestaltung einer verveißungS- rollen Zukniiit, beide Limiten aber scheinen Fortuna, die ikne» unoerbient so reiche Gaben bracht«, mit verächtlichem Vacheli, abinii zu wollen, mit gierig vorgestreckten Händen rufen sie: :0!ehr, niebr! So ist auch von einem wirtschaftlichen .'irisstieg, uberbauM einem wirtschaftlichen Programm in Polen nichts zu merken. Was die unbedeutende Industrie anbetrifft, so kann sie nur zum geringsten Teil den an sie ge stellten Anforderungen genügen, die erforderlichen Waren kommen größtenteils aus England und Frankreich, wöbet zu bemerken ist, das, bekanntlich Länder mit so wackliger Grund lage wie Polen von ihren Lieferanten nicht das allerbeste cr- balten,- zwar soll der wertbeständige rlot.v Wunder wirken es fragt sich nur wie lange, Tie Landwirtschaft macht auch dort eine schwere Kriiis durch, die besonder- fühlbar ist. da für die meisten Getreidearten trotz bedeutender Ueber- oroduktiou Ausfuhrsperre besteht und selbst bei ihrer Auf hebung die russische Koiikiirreni dusterst fühlbar sein wird. Wir lschgsiliche Tatkraft und Organisationsgeist. die uns bo'feullich mit der Zeit gesunden lasten werden, sind den 'Polen nicht eigentümlich, Tie grosten Waldungen brauchen erprobte Fachleute, ste waren in der Provinz Posen unter den deutschen Besitzern orhailden und sind auch heute in diesem Teil der Republik au,u:resien: aber auch über die Waldungen in Kongrestpolen 'ttften deuische Forstmänner während des Weltkrieges viel- silch günstige Urteile, Ter jetzige Stciat hat sein bedeutendstes Waldobiekl den Bjglowieter Wold, in englische Pacht gegeben, Sb er die Fähigkeit besitzen wird die übrigen Staatsfvrstcn sgchgcmeist ni verwalten, erscheint zweifelhaft. Zunächst wütet ' i verschiedenen Gegenden der früheren Provinz Posen die Eule, ste wird in ihren Auswirkungen eine Unterbewertung des Hoizec- mit sich bringen, Staats- und Privaksinanzrn er heblich 'schädigen, In der V crwallung macht sich nach wie vor der Hast gegen 'ie Minderheiten: Teutsche, Juden und Ukrainer, gel tend: befinden sich die beiden ersten Kategorien mehr in Ab wehrstellung, so zeigen die Ukrainer den Polen offen ihre senw'eUgen Gefühle, sie wollen nicht z» dem ihnen stamme- fremden Lande gehören, das siir ste in der neuen Aera nichts geleistet hat, Es wäre also ein Gebot der Klugheit, wenn die Revublik niit dem stärksten kulturellen Element, den Deut- schen, einen vivonäi suchte: nichts von alledeni! Lieber heute als morgen würde sie unsere Stammesgenosten auS Polen. auSiveisen, nn) wenn ste zurzeit kein beschleunigtes Teiuoo einschlägt, so ist dies eine geivisse Schell, sich dem Auslande allzu ungeschminkt zu zeigen, obgleich den Ent scheidungen de-Z Völkerbundes in der Besitzfrage zögernd, bis weilen auch gar nicht nachgckommen wird. So schafft sich dieses verdienstlos grost gewordene Land erbitterte Gegner im Innern, da seine Großmannssucht ihm jedeö Augenmast geraubt hat. Aber auch in den unteren Bevölkerungsschichten herrsch! Unfrieden, ist es der Regierung doch noch immer nickt gelungen, die von ihr i» die Hand genommenen Lohntarise zu regeln. Was die I u st i z v e r w a l t u ng anbetrifft, so hat daS größte 'Ansehen der Teil des Nichierslandes, der aus der alten österreichischen Monarchie stammt, seine Entscheidungen wer den bis jetzt al-S gerecht angesehen. Tie guten Qualitäten des volni'chen Soldaten sind uns bekannt, indessen fehlt eS an geübten höheren Führern und im allgemeinen an jüngeren Offizieren von gediegener Qualität, auch leuchtet eS ein, dast lechnisch erhebliche Unvollkommenbeiten herrschen: alle diese Mängel sollen durch die französischen Instrukteure behoben werden, Tie Bcrpflegsauvtc, die für den einzelnen Soldaten erreicht wird und als hoch zu bezeichnen ist. soll diesem nicht voll zugute kommen, sondern zum Teil die Speien sür die Erhaltung der MobilmachungSdepots decken. Sehr hell steht dieses Bild demnach nicht awS, seine dunklen Striche erhält es aber lmuptsächlich durch die Auhe n- Politik: Ringsum Feinde! Tie Rechnung, die im geeigneten Augenblick Rußland, sei eS nun bolschewistisch oder nicht, vorzcigen wird, ist zu bekannt, um nochmals besprochen zu werden: zunächst be treiben die Sowjets nach Möglichkeit ihre „lohnende friedliche Durchdringung" unter den Ukrainern. Tie Erfüllung des easus bcx-äc-ris im Falle eines rumänisch-russischen Krieges macht Polen viel Kopfzerbrechen, es muß nach allem Gesagten als unwahrscheinlich angesehen werden, dast sein bewaffneter Arm Rumänien zur Hilfe kommt, selbst wenn das projektierte UM »W - Mann - Friedensheer sich verwirklichen sollte. Mit Lilaue n herrscht Feindschaft wegen der Wilna-Fcage, auch Tschechien hak wegen territorialer Fragen für seinen slawischen Bruder geringe Sympathien, Nach allem, was uns von dem Warschauer Nachbar angetan worden ist und noch angetan wird, brauchen wir untere Stellung wohl nicht zu erläutern. Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß französische und pol nische Blätter sich letzthin grimmig angrissen: Franzö sische „Menschenfreunde" kritisierten scharf die Ver- hailniste in polnischen (Sesängnissen, der slawische Freund be leuchtete daraufhin die unwürdige Behandlung pol nischer Arbeiter in Frankreich. Ein Strohfeuer, denn die 'Nachkommen Pan Wolvdivwskis unterliegen durch ihre Naturanlage dem schauspielerischen Zauber ihres ritter lichen Freundes an der Seine und werden voraussichtlich rücksichtslos, ohne die geringste Gegengabe, polnisches Blut stets an seiner Seite zu finden sein, wenn auch ein Napoleon!, sür Frankreich fließen liest, und auch jetzt der Hintergedanke dieser „arohen Liebe" ist: Schlage dich für Frankreich, sobald cs befohlen wird! * Graf Skrzynski polnischer Auhenmtnisler. Warschau. -'7. Juli, Ministerpräsident Grabski hat mit Rücksicht auf die Weigerung Zamoqöfkis, auf seinem Posten zu verbleiben, beschlvsteii. das Austenmioisterium dem polnischen Delegierten beim Völkerbund Graf Alexander Skryzyuski zu übertragen, der angenommen hat. Als die Führer der natio- naldcmokratischcn Fraktion des Sejms sich gegen die Ernen nung Skrznnskis aussprachcn, drohte der Ministerpräsident mit seinem Rücktritt, worauf der Vertreter der Dubanowicz- Gruppe sowie der Vertreter der Witospartei erklärten, daß ihre Parteien gegen die Kandidatur SkrzynskiS nicht auftreten werden. iW.T.B) Neue Micum-Derhan-lungen. Berlin, 27. Juli. Tie Sechser-Kommission der rheinischen Industrie ist von der Micum aus Montag nachmittag zu «encn Verhandlungen erugeladeu worden. Bekanntlich laufen die kürzlich verlängerten Micumverträge am 31. Juli ab. Die Kündigung, die bereits bet der letzten Verlängerung Anfang dieses Monats in Aussicht genommen war. ist aus Anraten der Regierung leibst erfolgt. »»eil andernfalls die Frage der finanziellen Unterstützung seitens der RetchSregierung in ein kritisches Stadium getreten wäre. ES kann sich bei der wahr scheinlich in Aussicht stehenden neuen Verlängeruna nur um eine UeberganaSperiode handeln, da man wohl für Mitte August bereits mit einer Regelung auf anderer Basis rechnen kann. Diese Annahme wird durch die Berichte auS den Lon doner Kommissionsarbeiten gestützt. Sinslein »ritt Sem Völkerbund wieder bei. Berlin, 25. Juli, Prof. Einstein, der augenblicklich in Genf an den Arbeiten der internationalen Arbeitsgemein schaft geistiger Arbeiter teilnimmt, ist dem Völkerbünde, auS dem er im vorigen Jahre ausgetreten war. wieder bet getreten unter der Voraussetzung, dast man bei allen Plänen, die man hegt und bei allen Veranstaltunaen Deutsch, land und seine Vertreter so behandelt, al» ob st« bereit» voll gültige Mitglieder des Völkerbundes wären. Annahme -es Nolelals im Reichstag. Ablehnung -es völkischen Mihlrauensanirags Vertagung de» Reichstages. Berlin, SO. Juli. In der Sonnabendsitzung des Reichs- tagcS führte Abg, Hoesssch sDn.) weiter aus: Für Sie Deutschnationalen sei eine conckitio «luo qua non dir Wiederherstellung der fiskalischen und VerwaltnngSein- beit nicht nur im neubesetzten, sondern auch ti» altbrsetzten Gebiete. Die militärische Räumung dcö besetzte« Gebietes sei überhaupt noch nicht ans die Tagesordnung der Londoner Konferenz gesetzt worden. Scrrtot habe sich ganz dem Stand punkt seines Vorgängers Poinears angeschlossrn. bah di« Räumungssristen noch gar nicht zu lause» begonnen hätten Deutschland müsse aber die unbedingte Einhaltung des R h e i n l a n d - A l> k o m m e n s verlangen, das auch die Unterschrift Amerikas trage. Auch die d e u t s ch n a t i v n a l e Fraktion sei bereit, für die Reparation Opfer zu bringen: aber da» sei nur möglich, wenn DentschlandS wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, seine nationale Würde und das bißchen Souveränität gewahrt bleiben, die es noch habe. Wenn die Regierung schon so gebunden sei. dast sie durch Ver handlungen nichts mehr ändern könne, dann sollten die deutschen Vertreter ruhta zu Hause bleiben. Die fundamen tale Bedeutung der Krlegsschuldsragc könne bet dieser Ge legenheit nicht übersehen werden. Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund sei ja gar nicht möglich, solange Deutsch land als einziger Kriegsschuldiger angesehen werde. Tie Er- kcnntnis von der Bedeutung der Scknldlüge wachse immer mehr tm Volke, Ter erste Teil der Rede des 'Abgeordneten Scheidemann über die Schuldsrage in der Frettagssivung märe vor einigen Jahren nicht möglich gewesen. Deutlich sei die Wandlung zu beobachte», die unter dem Truck von rechts ein- getreten sei, Tie deutschnationalc Fraktion habe zu der jetzigen Reichsregicrung mit ihrer sthmale» Basis nicht das Vertrauen, dast ste die von de» Tcutschuationalen ge stellten Bedingungen vertreten werde, wie eö ver langt werde» müsse. Wenn der „Vorwärts" täglich schreibe, die Deutschnatio- nalen wollten mit ihren Bedingungen nur ihre Zustimmung zum Gutachten vorbcreiten, so lese er das mit ungetrübter Heiterkeit. Jedenfalls würden die Teutschuationalcu an der Notwendigkeit der Zweidrittelmehrheit sesthalten. sZwischenrus Dr. Ltrcsemannö: Wir auch!) Wenn Deutschland nicht als gleichberechtigter Faktor nach London geladen werde, sollte die Regierung lieber zu Hause bleiben. sReichsaustenminister Tr, Strescmann: Vollkommen meine Meinung!) Redner verteidigte seine Fraktion des weiteren vor dem Vorwurf, sie bereite ihren..Umfall" vor. Sillen Abmachungen, die den Mindestbedingnngcn nicht entsprechen, würden sich die Tentschnationalcn mit sämtlichen Mitteln widerscven. Sic säßen ja am längeren Hebel: Strescmann brauche nur an die Zweidrittelmehrheit zu denken. Die D e u t s ch n a t i o n a l e n Damit schloß die Aussprache, Abg. v. Kardorsf (D. Bp.) beantragte, den Antrag des RechtSausschusse« auf Aufhebung der letzten P r e s s e v e r o r d u u » g des Reichspräsidenten an den NecktSausschust zurttckzuverweisen. Die Abgg Katz iKomm.), Dfttmann sSoz.) und Wnlle lDvölk.) wandten sich gegen diesen Antrag, den sie als den Versuch zur längeren Aufrechterhaltung der Presseverordnung bczeichneten. Der Rotctat wurde in der Schlnßabftimmnng der dritten Lesung gegen die Kommunisten. Sozial demokraten und Nationalsozialisten angenommen. Eine Entschließung der Kommunisten, in der die AuS- reise-ErlaubntS für dt« 800 unterernährten Kinder nach Frankreich verlangt wird, wurde gegen die Antragsteller und die Sozialdemokraten ab ge lehnt, Tie Kommunisten riefen daraufhin dem Zentrum zu: „Kinder- mörder!" Es folgte die namentliche Abstimmung über den INihtrauensantray der Deutschvölkischen gegen die Regierung. Bor der Abstimmung gab 'Abg, Schultz - Rromberg iDnat. Vp.j die Erklärung ab, die deutschnationale Fraktion habe nach der Ablehnung ihres letzten Mißtrauensvotums keinen Anlaß, vor dem Abschluß der Londoner Verhand lungen ihre Stellung zur Regierung erneut zum Ausdruck zu bringen. Sie werde sich deshalb der Stimme enthalten. iRuse b d. Komm.: „Der Umsall!") Für den Mißtraucns- autrag stimmten die Kommunisten nnd die Nationalsozia listen. Stimmenthaltung übte» die Deutschnationale» nnd die Wirtschaftliche Vereinigung. Der Mißtranensantrag wurde mit 172 gegen 02 Stim men bei 7V Enthaltungen abgclchnt. Darauf vertagte sich der 'Reichstag auf unbestimmte Zeit. Dem Präsidenten wurde die Ermächtigung erteilt, den Reichstag einzubernscn, wenn die Gesetzentwürfe Uber das Dawes-Gntcichten verhandlungsreif sind. Der Slandpunkk -er Dsulschnalionlilen. lDrahtmeldung untrer Berliner Lchrtstlettung.1 Berlin. 27. Juli. Von dciitschnattonnler Seite wird eine Mitteilung herauögcgebe». die sich gegen die Irreführung wendet, mit der aus der Linken ein Umsall der Dcutschnatto- nalen zu konstruieren versucht wird. Dabcj heißt eS: Die Rede, die der Abgeordnete Professor Hoetzsch am Sonn abend im Reichstage hielt, habe klar uns deutlich bewiesen, daß die nationale Opposition nicht umsonst tn den letzten 'Wochen gearbeitet habe. Die anderen Parteien hätten sich dem Standpunkte der Dcutschnattonalen, den diese im Wahl kampfe vertreten haben und den sie seitdem tn allen Unter handlungen und auch im Plenum einhleltcn, graduell an gepaßt, Die deutschnationale Aufsassnng sei von Anfang an die gewesen, daß man wohl über das Gutachten verhandeln müsse, daß man aber nicht durch bedingungsloses Unter schreiben die Trümpfe ans der Hand geben dürfe. Deutsch würden von ihrer Macht urner Umständen rücksichtslos Gebrauch machen, Sic erkennen das ewige Gesetz der " ft oft durchdie Entente betrogen worden, daß dt- deutsch- Weltgeschichte an, daß der Unterlegene sich schweren Qpftrn nicht entziehen kann. Aber die Rechte, die droben hängen un veräußerlich. die ließen die Deutschnationalc« nicht zum Gegenstand parlamentarischen Kuhhandels machen. Wo diese Grenzen überschritten würden, seien sic entschlossen, den Ab machungen ein entschiedenes Nein entgegen,znsej^n. iLeb- hafter Beifall bei den Teutschnationalen.) Abg. Vartclö iKomm.) hielt eine der üblichen kom munistischen Agitationöreden und wurde wegen Beschimpfun gen Lndcndorsfs, des früheren Kronprinzen und der Justiz wiederholt zur Ordnung gerufen. Abg. Schroeder-Mecklenburg iDvölk.) beklagte, daß die Renten mark, ans die Deutschland so stolz gewesen sei, durch das Gutachten beseitigt werde. Die Sozialdemokraten hätten der deutschvölkischen Forderung der Sozialisierung der Banken zustimmcn müssen. Statt bellen werde von ihnen das Dawes-Gutachten angenommen, mit dem daS einzige staatliche Bankinstitut, die Retchsbank, privatisiert werde. nationale Vorsicht wohl am Platze sei. Wenn dle Negierung ihre Unterschrift gegen den Willen der Dcutschnattonalen unter ein Londoner Diktat setzen wolle, erhalte sie bei aller bezeichnenden Gefolgötrene der Sozialdemokraten nicht die Zweidrittelmehrheit im Reichstag, deren sie bedürfe, um melier im Amte zu bleiben. Tie Linke fürchtet deshalb einen Bürgerblvck mit starkem RechtSeinschlag, weil sie genau wisse, bas, dann erst dem Volke der Unterschieb zwischen einem ordentlichen Regiment und den Zetten klar werde, in die uns die verblendeten Demokraten und Pazifisten aller Schattie rungen nach dem Kriege führten. Sin Kommunifl vor Sem englischen Sirlegsgerlchl in Köln. Köln. 27. Juli. Der Kölner Kommunist Frantzen ist vom britischen Kriegsgericht wegen Waffenbesitzes und öft;- sitzcS acfälschter Stempel nnd einer falschen cnaltschcn Ein- psundnotc zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt worden. lWTB.) Die Lage -er ReichSpost. Beschlüsse -es Derwallungsrals. Berlin, 20. Juli, Der Verwaltungsrat derTeut- scheu R c i ch s p o st beriet gestern und heute über einige von der Postverwaltung vorgeschlagene Acnderungen der Post ordnung, über die endgültige Feststellung des Voranschlags der Deutschen RcichSpvst für 1924 und Uber die allgemeinen Grundsätze für Anlage und Verwendung deS Postscheckgut- habcns sowie für die Anlage der Rücklage. Staatssekretär Lautier gab einen Ueberbltck über die allgemeine Wirtschaftslage der Deutschen ReichSpost. Ter Haushalt deS Jahres 1928 schloß bet Ende der In- slation mit einem Fehlbeträge von 60 Millionen Mark ab, die Folgezeit bis 3l. 8. 1924 ergab einen Ueberschuß von 54 Milli onen Mark, so daß in das laufende Rechnungsjahr ein Fehl betrag von 6 Millionen Mark überging. Dies immerhin gün stige Ergebnis wurde erzielt durch eine starke Drosselung der Ausgaben für Betriebszwecke und durch äußerste Niedrig- Haltung des PcrsonalaufwanbS. Inzwischen sind die Bezüge des Personals erhöht und Verbesserungen im Betriebe vor genommen worden; der vorliegende Haushalt für 1 024 weist einen Ueberschuß von rund 20 Millionen auf, und es ist außerdem ein Betriebsmittelsonds von vorläufig 20 Millionen vorgesehen worden, ferner die im Reichspoft- finanzgesctz vorgesehene Rücklage von 1114 Millionen Mark. Ohne eigene flüssige, ihr jederzeit zur Verfügung stehende Bar- mittel kann die Deutsche Reichspost als selbständiges Groß, unternehmen ihre sich Uber 24 000 Kasten abmickelnde Geld- wtrtschaft nicht führen. Erhöhte Ausgaben erwachsen der Deut, schen ReichSpost noch aus der Entschädigung, die an Bayern und Württemberg für die Verreichltchung der Lan- deSposten zu zahlen sind, ferner aus der Erhöhung der Ver gütung an die Eisenbahn. Die Höhe dieser Zahlungen steht noch nicht fest. In dem Maße, tn dem sich die Wirtschaftslage der Post weiter hebt, soll auch in der Verbesserung der Be- trtebSeinrichtungen fortgrfahrcn werden. DaS im ganzen be- friedigende Ergebnis ist nicht zuletzt auch durch die treue Pflicht, eifrige Mitarbeit deS Personals erreicht worden, dem dafür Dank und Anerkennung gebührt. Angenommen wurden einige Aenberungen der Postord- nung, wonach die vierteljährliche Mindestzct» tungSgebühr von 80 Mark, für jede durch die Post vertriebene Zeitung auflöMark herabgesetzt und für ein mal wöchentlich erscheinende Zeitungen, die ausschließlich oder Überwiegend aus politischen Tagesnachrichten bestehen, die Etn- zelgebiihr von 10 auf 5 Pfennig monatlich festgesetzt wird. An genommen wurden ferner weniger wichtige Acnderungen in bezug auf nachträgliche Aenberung von Nachnahmesendungen. Der Haushaltsvoranschlag fand tn den einzelnen Ansätze» die Billigung des BerwaltungSrates. Der Umstand, baß der Vor anschlag keinerlei Vesser»»-«» der Verhältnisse deS Personals enthält, gab dem BerwaltungSrat jedoch nach längerer Sr- örterung Anlaß, eine Entschließung anzunehmen, tn der e» heißt: „Der BerwaltungSrat ist nicht i« der Lage, dem Vor anschlag, gegen besten Inhalt er im übrigen nichts eiu- wendet, zuznstimmcu, bevor die notwendige Ergänzung auf dem Gebiete des Personalwesens vorliegt. Er erwartet die Vorlage einer Ergänzung, die mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 in Kraft trete« soll, und ermächtigt die Deutsche ReichSpost, auf Grund und im Nahmen deS dem BerwaltungSrat vorgclegten Voranschlag- bis zu» 1.Okt»» der zu wirtschaften." Im Anschluß an die HauShaltSbcratung wurde sodann der Antrag angenommen, den ReichSpostmtnister zu ersuchen, die gegenwärtigen Fernsprechgebühren sowie die Bestim mungen über die Drucksache« einer Nachprüfung zu unterziehen und die Fernsprechgebühren de« Bedürf nissen des Wirtschaftslebens und Verkehrs entsprechend z« er mäßigen. sobald die Wirtschaftslage der Deutschen ReichSpost eS gestattet. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete eine Er örterung der allgemeinen Grundsätze für Anlage und Verwendung des Postscherkgulhabens. Die Postverwaltung verfügt znr Zeit über ungefähr 880 Milli onen Mark als ausleihbare Scheckgelder. Bet der Anlage dieser Gelder ist neben der Sicherung die Liquidität unbedingte- Er fordernis. Für die Anlage kommen z. Z. im wesentlichen in Betracht Reich. Länder, einige Staatsbanken, einige öffcntlichrechtliche Anstalten und Großbanken. Für die Verwendung der verfügbaren Gelder der RetchSpost besteht seit einiger Zeit eine grundsätzliche Regelung, dle auf Vereinbarungen beruht, die zwischen der Deutschen ReichSpost und der Reichsfinanzverwaltung getroffen sind, und denen die NetchSbank zugcstimmt hat. Danach sollen 1. Gelder, die auf täglichen Abruf zur Verfügung stehen müssen, der Reichsbank zugcführt werden,- - 2. Gelber, deren Ausleihung auf besttmmte Frtsten möglich ist, soweit ste nicht dem Reiche zur Verfügung gestellt werben, an die Reichs bank oder unter der Voraussetzung, daß die Reichöbank grundsätzlich damit einverstanden ist, an andere G e l d t n st t t u t e auS- geliehen werden. Der BerwaltungSrat hat sich in Uebereinstimmuna mit der Deutschen ReichSpost bei der Erörterung der Angelegen, heit auf den Standpunkt gestellt, daß die allgemeine WährungS- und Kreditpolitik des Reiches von der Deutschen ReichSpost tn keiner Weise durchkreuzt werden darf, sondern in jeder Be ziehung gestützt werden soll. Zur Frage der Verzinsung hat die Postverwaltung, die aus den Zinseinnahmen die Unkosten des Scheckverkehrs wesentlich mitzudcckcn hat, erklärt, daß ste sich mit ihren Zinssätzen unter den Zinssätzen des offene« Marktes bewegt, und daß sie auf eine maßvolle Senkung des Zinssatzes sowie darauf bedacht sei, daß auch ihre Kredit- nehmer die Darlehen nur in Grenzen angemessener Gewinn- ausschläge weitergeben. Diese Uebung der Postverwaltung ist vom BerwaltungSrat gebilligt worden. Die Höhe der au- gelegten Gelber soll der Retchsbank auf Anforderung jeweils vertraulich mttgeteilt werden-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)