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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270826014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-26
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.08.1927
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Nr. 400 Kelle S — „Dresdner Nachrichten" — Areilns. 29. «vgnfi 1927 Margarete Eronau in Dresden. Dt« grobe WohltätertP der Armen und Alten in Deutsch land. die Gründerin und Förderin von neun deutschen Kinderheimen, die Sttfterin unserer Dresdner Altenfeste. Frau Dr. Cronau. läßt auch ihren diesjährigen Besuch in Europa nicht vorübergehen, ohne ihren hilfsbedürftige» Alten in Dresden zahlreiche Beweise hochherziger Hilfeleistung zu geben. So veranstaltete sie in ihrer Eigenschaft als Bor sitzende der Sk e u n o r k e r Quarter-Collection, jenes großzügigen amerikanische» Hilfswerks in Deutschlands Not, dem unser Volk so viel verdankt, am Donnerstag im Saale des Zoo eine festliche Kaffeetafel der Dresdner Alten ge me in de, die unter Betreuung des unermüdlichen Bettelmönches Dr. Scheven und seines Inspektors Franken thal vollzählig erschiene» war. Zn der Veranstaltung hatten sich auch Vertreter der Ministerien und Behörde», sowie unter anderen General Fellmer, Gräfin Rothenburg-Dohna Srhlobttten, KreiShauptmann Buck, Bürgermeister a. D. Lettpold, Hofrat Scyffert und Vertreter der charitativen Ver bände aller Konfessionen etngesunde». Dr. Scheven be grüßte die edle Spenderin, Frau Dr. Cronau. die grobe Schar der Ehrengäste und seine lieben Alten. Wie immer wies er bescheiden jede Anerkennung für sich selbst zurück und brachte mit tiefempfundenen Worte» zum Ausdruck, daß sein Leben beschlossen sei in dem einzigen Gedanken der Pflicht und der Liebe für die armen Alten. Und dann sprach, von der Versammlung stürmisch be grüßt, eine ganz einfache deutsche Frau, eine Mutter des Volkes, wie man nur wenige kennt — Frau Cronau. Nach herzlichen Worten der Anerkennung und des Dankes für Dr. Scheven führte sie aus, daß nicht ihr selbst, sondern dem La n de aller Dank gebühre, von dem die Deutsch-Amerikaner alles, alles erhalten hätten, das ihr Mutterland, ihr eigent liches Heimatland sei, mit dem sie die Bande des Blutes, großer Traditionen und tiefsten gegenseitigen Verstehens ver binde. Nichts Großes hätten die Deutschen Amerikas für uns getan — sie hätten nur mit der Inbrunst nieder- getreteneu Heimatgesühls danach getrachtet, das große Un recht in etwas wieder gutzumachen, das ihre neue Heimat der allen angetan. Sie stehe vor der Versammlung nicht, nm geehrt zu werden, sie stehe da als pflichtbewußte Re präsentantin der gewaltige» amerikanischen Gemeinde, die das große Ehrenzeichen des deutsche» Roten Kreuzes mit dem gleichen Rechte trüge wie sie selbst. Und sie freue sich in tief ster Seele, bei ihrer Wiederkunft die Beweise zu sehen, daß Deutschland nicht untergeben könne. Nachdem sie die Versammlung aufgefordert hatte, einen Augenblick stehend derer zu gedenken, die mit ihrem Blute die Heimat groß gemacht und geschützt hätten, schloß sie mit dem begeisterten Worte: Wir glauben an Deutschland,' denn wir haben, was Deutschland schafft, am Himmel der Ewig keit leuchten sehen. Mit Frau Dr. Cronau sind noch fünf ihrer Mit arbeiterinnen. die Damen Füller, SchimanSky, de Sau dt, Schäfer und S ch m a ch t e n b e r g, hernber- gekommen, die alle im Dienste ihres alten Vaterlandes ihr Bestes hergeben. Auch ihnen wurde herzlichst gedankt. Noch manches liebe Wort wurde gewechselt, besonders dankte Dr. Scheven alle» Wohltätern seines Werkes hier und auf der ganzen Welt. Er stellte unter anderem sein Enkelkind vor und sprach den Wunsch aus, daß einst in ihm ein »euer Bettelmönch erstehen möge. Auch für die aufopfernde Tätig keit des Inspektors Frankenthal fand er ehrende Worte der Anerkennung. So verlebten die Alten im Kreise ihrer Wohl täter einige schöne Stunden bei Kaffee und Kuchen und den Darbietungen des Zoo-OrchesterS unter Leitung des Kapell meisters Schmitt. jeder von Filme« Gnaden irgendwie »um L. v. gs. M. Lug. siert, aber erwartet nur nicht, eine langschieriae Predigt «der di« diversen Vorzüge dieser trefflichen Einrichtung ,u ver- nehmen. Behüte! Man schaut mit Augen, wie froh e« die Burschen im Vereine treiben, wie sie Zeitschriften lesen, Schach spielen. Mittag essen. Wanderfahrten machen, ihre wunbernette Fugendburg WernfelS svayernj oder den Wald bei Grillenburg lbei Edle Kronej beziehen, ans den Schramm steinen hernmhöckern und bei alledem — fürchtet nichts! — keine superhetligcn Angstmeier und Duckmäuser, sondern solche richtige Unbänder sind, wie man eben den deutschen Jungen zwischen l4 und 18 recht wohl benamsen kann. Was man in dem Film an wirklich famosen Ansichten zu sehen kriegt — Nürnberg von der Hohenzollernburg. das alte Freiberg. Hamburg Stadt. Hase» und Cuxhaven, Berlin, Mulda, Schmilka und die Drehe da herum, eü ist bildschön. Bloß die Länge ist zu arg. Die Schere her, liebe Filmstelle, die Schere! Schneidet getrosten Mutes die Bilder vom Reichsturnertag zu Nürnberg und der Dresdner Tagung Annv 28 und die Wiederholung der Zeitschriften und die Historia vom Verlorenen Sohne weg — so rührsam und wohl- gefällig ein jegliches auch davon gewesen. Rückt aber die Wanderung in die Sächsische Schweiz krästigltch in den Mittel, punkt. DaS Vergnügen jedermanns wird sich noch steigern! Um Freiheit und Freude heißt der Film, mit dem die Filmstelle des ReichS- verbandes Evangelischer Jungmännerbünde Deutschlands für das Kämpfen und Sichfreuen der evangelischen Mannesjugend werben will. Frühere Filme haben immer nur von Tagungen der Jungmännerbewegung berichtet: dieser hier führt zum ersten Male in das Zentrum der Arbeit im C. V. I. M. lChristlicher Verein Junger Männer» ein. Die Probeabrollung fand am Mittwoch im Lehrzimmer der Sozialen Frauenschule statt: die erste öffent liche Darbietung begibt sich am 8. September im Vereins hause: dann geht der Film ans Wanderfahrt durch Dresden, Sachsen, Deutschland. Gut kann man ihn heißen, diesen Film, und gut das Werk, von dem er ein Bild geben soll. Denn es ist unver- knöcherter, wirklich in Freiheit entfalteter I u g e n d g e i st, der aus seinen Austritten spricht. Und — man möchte ehrlich sagen: — gerissen geschickt sind die Ausnahmen gestellt. Zwei Stunden — ohne Pause, bitte! — hat bis Premiere gedauert, und keiner hat aus den Gedanken kommen können, nnter- weilen ein Nickerchen zu riskieren. Warum? Weil der Film so gar nicht redselig ist. sondern alles nach Lessings goldener Regel in Handlung gesetzt. Prächtige Burschen führt er vor in ihrer Zeiten Drangsal: arbeitslos ist der eine, heimatlos und frerrndlos in der Weltstadt der andere. Nun wird natürlich —* Ein Flugzeug zur Leipziger Messe. Die Tschecho- slowakische Luftverkehrsgesellschaft läßt nächsten Sonntag an läßlich der Eröffnung der Leipziger Messe ein besonderes Flugzeug nach Leipzig verkehren. — Kührerlchrgang für ländliche Wohlfahrt» und Heimat- Pflege. Am 0 und 10. September wird in Bautzen vom Landesverci» Sachsen für ländliche Wohlfahrt- und Hetmat- pslege ein Führerlchrgang veranstaltet, zu dem sich Persön- lichkeiten, besonders der Lausitz, Gutsbesitzer, GutSsöhne und tüchter, landwirtschaftliche Beamte, Geistliche, Aerzte, Lehrer, Bürgermeister und sonst Interessierte bei der Geschäftsstelle: Fräulein v. Seydlitz, Dresden-A., Stdonienstraße 11, melden können. ES sind Vorträge vorgesehen über das Wendentum. ländliche Kultur, kulturhistorische Charakterzüge der Lausitz. Vogelweit der Lausitz u. a. Den Abschluß der Tagung soll eine Veranstaltung des Dresdner Bolkslied- choreS bilden. — Tagung des VolksbnndeS der Dentschen aus dem ehe maligen Oesterreich-Ungarn. Anläßlich der Tagung des VolksbunüeS der Deutschen aus dem ehemaligen Oesterreich. Ungarn in Annaberg, zu der Bürgermeister Dr. Krug im Namen -er Stadt auf einem Kommers die besten Glück wünsche aussprach, referierten RegterungSrat Dr. Clauß über deutsche Minderheit und Schule und der Bundesleiter Pfeifer, Dresden, über die sudetendeutsche Bewegung. Die Festrede hielt der katholische Pfarrer Schulz-Anna- berg. Ein Festzug bildete de» Abschluß der Tagung. — Tagung der Aikoholgcgner. Mit der Tagung des Deutschen Vereins gegen de» AikoholiSmus wird außer einer öffentlichen Tagung des Verbandes der Trinkerheilstättcn des Deutschen Sprachgebietes iDonnerstag. de» 1. September, nachmittags 8 Uhr. Vereinshausj einer öffentlichen Haupt versammlung. die vorwiegend Frauenkreise interessieren wird i Freitag, de» 3. September, vormittags S Uhr, Vereinshausj und einer Konferenz für gärungslose Früchteverwertung lFreitag, den 3. September, nachmittags 3 Uhr, Vereinshausj, ein V o l k s u n t e r h a l t u n g S a b e n d verbunden sein, der Freitag, den 2. September, abends 8 Uhr. im Bercinshaus bei freiem Eintritt stattsindet. Im Mittelpunkt des Abends stehen Ansprachen von Oberlehrer W. Ulbricht Uber „Ver edlung unserer Geselligkeit" und von Fritz Niebold über die Freudenguellcu, wie sie sich die neue Jugend erschlossen hat. Friederike Stritt wird durch Rezitationen, die Sing- und Instrumentalgruppe der Volkshochschule unter Leitung K. Kämpses durch Tänze. Lieder und andere musi kalische Darbietungen, und die Jugend durch Tänze zeigen, wie die Ausführungen der Redner in Wirklichkeit umgesetzt werden können. Der Abend soll Beispiel für alle sein, die nach Wegen suchen, um die Familien-, Vereins- und Bolks- geselligkeit vom bloßen passiven Genuß zur selbstgeschassenen Freude emporzuführen. — Die vierte WiedersehenSscicr der Kriegsteilnehmer der deutschen Reichsbahnen, der ehemaligen Militär-Eisenbahn- direktivnen, der Etsenbahnbau- und Betriebskompagnicn findet am 2., 8. und 4. September in A u e statt. Aus allen Teilen des Deutschen Reiches sind Anmeldungen eingegangen. Am zahlreichsten sind Preußen und Sachsen vertreten. Zittau und Bautzen stellen allein 100 Anmeldungen. Anmeldungen sind sofort an Kamerad Schneider, Dresden, Franklin straße 80. 2. Geschoß, zu richten. —* Tanzen als Sport. Der am Mittwoch abgehaltenen Hauptversammlung des Landesverbandes der Saal inhaber Sachsens lag u. a. auch ein Antrag vor, in dem verlangt wurde, den Verband zu beauftragen, innerhalb Sachsens oder in Verbindung mit dem Deutschen Saal- inhaberbunde darauf hinzuwirken, daß der Tanz als Sport der breiten Oesfentlichkeit mit besonderem Nachdruck sWerbe- material, Aussetzung von Ehrenpreisen usw.t besonders ge fördert wird. Bei erheblichen Unkosten soll hierfür ein Hilfs fonds regelmäßig wiederkehrend gesammelt werben. Ein Mit. alteb führte hierzu au«, La» «» in seine« Lokale »,r«U» de» Tan, al» Sport «ingeführt habe. Man habe mit Sporttänzen von »ehn Minuten Dauer anLefangen und diese Tänze, die sich einer überaus starken Beteiligung erfreuen, bi« aus 45 Minuten Dauer ausgedehnt. Man sei jetzt im Begriff, für besondere sportliche Leistungen tm Tanz« Medaillen al« Ehrenpreis« ein,»führen. Auf einen Zwischenruf, um wa« für Publikum es sich dabet handele, wurde die Antwort er, teilt, daß es den besten Gesellschaftskreise» angehöre. — Z»o»Sliteko«zert. Nach Rückkehr au» dem Erholung«. Urlaub wird Kapellmeister Lindner wieder jeden Montag und Freitag die Leitung des Zoo-Orchesters übernehmen. Daü erste dieser Elitrkonzerte wird heute Freitag von 4 bi« 7 Uhr stattfinden. —* Einbrecher in Schrebergärten «nd Laubenkolonie«. Seit einigen Wochen treibt in den Dresdner Vororten und auch auf dem angrenzenden Landgebiet eine Diebesbande ihr Nnwesen, die nächtliche Einbrüche in Schrebergärten und yaubenkolontcn verübt. Bei diesen Einbrüchen werden in den meisten Fällen die Besitzer von Kleintieren schwer ge schädigt. da e« die Verbrecher ganz besonders auf den Dieb, stahl von Geflügel und Kaninchen abgesehen haben. Mit großer Dreistigkeit werben die gestohlene» Tiere sofort an Ort und Stelle abgeschlachtet. Es liegen Fälle vor. in denen Besitzer, meist Arbeiter oder Beamte, in einer Nacht um ihren gesamten Tterbestand gekommen sind. So wurden in den lebten Nächten einem Besitzer in Büblau' 18 Hühner, in Wcißig 11 Hühner und in einer Gartenkolonie an der Jolmnn-Mener-Straße 15 Tauben und 0 Hübner gestohlen. Nach der Arbeitsweise der Verbrecher ist anznnehmen. baß eS sich um gewerbsmäßige Einbrecher handelt, die die ge- stoblenen Tiere in Dresden an den Mann bringen. Vor derartigen Käufen von zweifelhafte» Personen kann nur dringend gewarnt werden, da dadurch diesem Verbrechertum geradezu Vorschub geleistet wird und sich überdies die Käufer unter Umstünden der Hehlerei schuldig machen. Bei verdächtigen Angeboten wolle man daher sofort den nächsten Poltzeibeamten hinzuholen oder die Kriminalpolizei benach richtigen. — Die Neuerwerbung«» der Slichflicheu La»de«dIblI,tHek sind vom 38. Aua »st bis !i. September im Lcsesaal igeösfnet werktäglich jHlü bis 2 und 4 bis 7 Uhrj ausgestellt. Ein Verzeichnis dieser Neuerwerbnnaen liegt In der Geschäftsstelle der „Dresdner Nach- richten", Marienstraßc 88, Erdgeschoß, aus. Sin Reichswehrsoldal als Spion. Das Oberlanbesgericht verurteilte den vormaligen Neichswehrsoldaten Hellmut Walter Unger aus Hohnstein iSächs. Schweiz» wegen versuchten Verrates militärischer Geheimnisse zu vier Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Shrenrechtsverlust. Der Angeklagte hat amtliche Akten, di« ihm als Soldat dienstlich zugänglich waren, jedoch tm Interesse der Landesverteidigung geheim zu halten waren, weg» genommen und an die französische Militärbehörde abzugeben versucht, was ihm jedoch nicht gelang. Die Verhandlungen wurden unter Ausschluß der Oesfentlichkeit geführt. Unangenehme Folgen einer übernommenen Gulsage. Ein eigenartiger Fall von Nötigung kam vor dem Schössen, gericht Dresden zur Verhandlung. Beim 3. Bataillon Infanterie-Regiment Nr. 10 war ein Schreibe» einer Firma eingelaufen. Darin war u. a. mit angeführt, daß der Schütze und Hoboist Rudolf Günther für einen Kameraden gut- gesagt hatte, dann aber die übernommenen Verpflichtungen nicht erfüllen konnte, als der Schuldner seine Zahlungen nicht einhielt. Die Angehörigen der Reichswehr find verpflichtet, wenn sie Schulden gemacht haben vber ein Kreditgeschäft ein- gehen wollen, dies zu melden. Im vorliegenden Falle hatte Günther, der selbst Schulden besaß, vvn der gemachten Gut sage eine Meldung angeblich nicht erstattet. Der Bataillons- kvmmandeur verhängte deshalb eine siebentägige Arreststrase Uber Günther. Letzterer fühlte sich zu Unrecht bestraft. Seine Ehefrau Hedwig geb. Stopp, die dem Hauptmann eine Meldung erstattet haben will, und auch Günther wurden deshalb beim Bataillonökommandeur vorstellig, um die Rücknahme der ver» bängten Arreststrafe zu erwirken, -a Frau Günther beim Hauptmann dies gemeldet haben will. Der Kommandeur verwies Günther auf den Beschwerdeweg. Im Verlaufe der vorgcbrachten mündlichen Beschwerde gegenüber dem Bataillonskommandeur soll Frau Günther mit Veröffent lichung in der Presse gedroht und der Ehemann geäußert haben, ob der Major nunmehr bereit sei, die Angelegenheit zu regeln. Wegen dieses Vorkommnisses war Anklage er hoben worden. Frau Günther wurde Nötigung nach 8 114 StGB., dem Ehemann ein Vergehen nach 8 00 MStGB. zur Last gelegt. Jetzt hatten sich beide vor dem Schöffengericht zu verant. warten. Die Angeklagten bestritten ihre Schuld. Die Worte sollen in ganz anderer Form gefallen sein. Frau Günther will nur gesagt haben, die Angelegenheit wäre wert, veröffentlicht zu werben. Die Zeugenvernehmung verlief jedoch ungünstig. DaS Gericht verurteilte Frau Günther unter Zubilligung einer Bewährungsfrist zu sttns Tagen Gefängnis, dem Ehe mann dagegen zu der Mindeststrase von drei Monate» Festung für eine gemachte Gutsage. zurück, wobei sie Leipzig, Hof, Regensburg, München, Inns bruck. Bozen, Triest, Verona und Florenz berühren. Ueber Rom hinaus werden die D-Züge, die die Strecke von Berlin ans in etwa 40 Stunden zurücklegen, noch bis Neapel durch- gcführt. Die Brennerbahn wird in den nächsten Jahren, wenn die Schwierigkeiten der Verständigung zwischen den einzelnen Ländern erst überwunden sind, in der Bahn über den Fernpaß nicht eine Konkurrentin, sondern eine treue Gehilfin be- kommen. Diese Bahn soll von Augsburg durch das Lechtal. über den Fernvaß und dann von Tirol Uber das Stilfser Joch hinweg nach Mailand geführt werde», um den Weg dorthin abzukürzen, der jetzt entweder nur östlich über den Brenner mit Abzweigung in Verona über Brescia oder westlich iiber den St. Gotthard genommen werden kann. Das Projekt ist bisher nnr daran gescheitert, daß man sich nicht einigen konnte, ob man die Strecke in Angleichung an die Schweizer Bahnen schmalspurig oder tm Anschluß an die internationalen Bahnen vollspurtg ausbauen sollte. Die Fernpaßbahn würbe bann die fünfte große Alpenbahn werden, die diesen mächtigen Ge- birgskamm von Norden nach Süden durchschneidet. Zu den anderen Bahnen anßer der Brennerbabn gehört die im Osten verlaufende Semmeringbahn, die Wien mit Venedig verbindet und ihren Namen von dem in nächster Nähe der österreichischen Hauptstadt gelegenen Semmeringpaß er halten hat. Die Teilstrecke über den Semmering ist die älteste Nlpenbahn. Sie wurde 1854 eröffnet und führt ans einer Strecke von 50 Kilometer durch 15 Tunnels und über 10 Via dukte. Der Semmeringtunnel selbst ist 1424 Meter lang. Aus diesen Zahlen kann man ermessen, wie man schon in der J-rnh- zeit der Alpenbahnen die Strecken zu Hanen verstand. Als nächste Bahn wurde die ganz im Westen von Frankreich nach Italien führende Strecke in den Jahren vvn 1857 bis 1870 gebaut, die einen 12.8 Kilometer langen Tunnel unter dem südwestlichen Gipfel des Mont Cenis, dem Col de Frejus, be sitzt. Dann ging man an den Bau der Gotthardbahn, deren 274 Kilometer lange Strecke im Jahre 1882 eröffnet wurde. Sie ist die erste, ganz elektrisch betriebene Vollbahn der Welt geworden. Die vierte große Alpenbahn führt durch den Sim- plontunncl und verbindet so ans dem Weae durch die Schweiz Paris in gerader Linie mit Mailand. 1800 wurde der erste, 1023 der zweite Stollen eröffnet: der Doppeltunnel weist eine Länge von IS 780 Meter auf. Technisch betrachtet, sind alle diele Bahnen AdhäsionS» bahnen, b. h., die Steigung beträgt höchstens 70 auf 1000 Meter, so daß die Reibung der Räber mit den Schienen ge- nagt, um bi« Bahnen vor ber Gefahr de» Rückläufe« zu be. wahren. AVer nicht nur ln den Alpen gibt e« Adhästonsbahnen, die größere Höhenunterschiede überwinden. So beträgt z. B. der Höhenunterschied in der Kordillerenbahn zwischen Callao, Lima und Orona 4624 Meter, während das Steigungsverhält, nis 40:1000 Meter ist. In Ostindien überwindet die Hima- layabahn einen Höhenunterschied von 2040 Meter. Auch die Vrockenbahn im Harz ist eine solche Adhäsionsbahn, die zwischen Dreiannenhohne und der Brockenstation einen Unter schied von 580 Meter bewältigt. Vergleichsweise beträgt er bei der Semmeringbahn 455, der Brennerbahn 1004, der Mont- Eenis-Bahn 1025, der Gotthardbahn 011, der Arlbergbahn 741 und der Simplonbahn nur 208 Meter. Die Mehrzahl dieser Adhäsionsbahnen zeichnet sich durch lange Tunnels aus. Die Simplonbahn enthält den längsten Tunnel von 10 730 Meter, dann kommt der Gotthardtunnel mit 14 004, der Mont-Cenis- Tunnel mit 12 847. und der Arlbcrgtunnel mit 10 240 Meter Länge. Eine andere Möglichkeit, große und größte Höhenunter schiede zu überwinden, besteht in den Drahtseil- und Seilschwebebahnen. Tie Drahtseilbahnen laufen auf Schienen, werden aber von Seilen gezogen, während bet den Seilschwebebahnen Stützen die einzelnen Abschnitte trennen, zwischen denen das Fahrseil ausgespannt ist. Die Bewegung geschieht durch ein besonderes Zugseil, an dessen Ende je ein Wagen befestigt ist, so daß immer einer von ihnen auf der Berg-, -er andere auf der Talstation ist, oder daß sie sich aus der Mitte begegnen. Die Schweiz weist 20 Drahtseilbahnen auf, deren erste die 1877 erbaute, 2,5 Kilometer lange Bahn zwischen Lausanne und Onchy war. Andere Drahtseilbahnen sind die Nerobahn bet Wiesbaden, die Bahn auf den Ofener Schloßberg, die Montmartrcbahn. dteBahnzum Weißen Hirsch bei Dresden, die Mendelbahn, die Kohlererbahn bei Bozen und die Meran-Hafling-Bahn. Von den Seilschwebebahnen ist die jüngste die am 7. August b. I. eröffnete Bahn auf den Montblanc, die in 17 Jahren fertiggestellt wurde. Die erste Schwebebahn der Welt war die 1001 eröffnete Bahn von Loschwttz bei Dresden auf die Nochwitzcr Höhen. Die nördlichste Seilschwebebahn ist die Bahn auf Spitzbergen. Andere, außer, europäische Seil-Schwebebahnen sind die Toltbahn ln China, die BeSshibahn in Japan, die Usambarabahn in Ostafrika, während die längste «nd höchste Schwebebahn fiir Personen »nd Gütertransport die Kordillercnbahn tn Argentinien ist, die 1000 auf einer Strecke von 85 Kilometer erbaut wurde und bis zu einer Höhe von 4700 Meter führt. Als vierte Art ber Bergbahnen erweist sich die Zahn radbahn, die zwischen den etgentltchen Schienen noch eine Mlttelschtene führt, in die ein Rad der Maschine etngreift. Derartige Bahnen gibt e» seit ber ersten. 1871 »um Rigt ge- führten Zahnradbahn, auch schon eine ganze Reihe, so die Bahn von Blankenburg nach Tanne im Harz, die GaiSberg- und Schafbergbahn in Oesterreich, die nordamerikanische Bahn zum Mount Washington, die Bahn von Beirut über den Libanon nach Damaskus, eine indische Ntlgribahn, die Ver- bindung von Rama und Serajemo und vor allem die Jung- fraubahn, die sich mit der Bahn von Manitou tn Colorado auf den PikeS Peak in den Ruhm teilt, die höchste Bahn der Erde überhaupt zu sein. Die Jungfraubahn übertrifft diese Bahn nur noch dadurch, baß sie direkt durch und in die Region des ewigen Eises führt, während die Coloradobahn trotz ihrer Höhe unter der Schneegrenze bleibt. Wie auch die Lösung zur Ueberwindnng von großen und größten Höhenunterschieden gefunden sein mag, so bedeutet doch jede dieser nun schon säst unübersehbaren Zahl von Bergbahnen ein technisches Meisterstück. Man müßte lange Ausführungen über die Bedingungen des Bahnbaues machen, wollte man wirklich ein Bild von der Größe ber Kunst der Ingenieure geben. Schon die Aufzählung der Bahnen und die Angaben über einzelne Höhen ober Höhenunterschiede haben aber gezeigt, daß die verschiedenen Arten der Berg bahnen zu den neuen Wundern der modernen Welt zu zählen sind. Aber zu der Bewunderung der technischen Leistungen kommen noch andere Erwägungen, die die Bedeutung ber Schöpfungen erweisen. Ein großer Teil dieser Bahnen dient ja nicht nur zum Vergnügen der Menschen oder dazu, daß sie möglichst ohne eigene Anstrengung auf die Gipfel der Berge oder über die hohen Pässe der Gebirge gelangen, um sich dort oben an dem Ausblick auf Berg und Tal zu er freuen. Namentlich di« Alpenbahnen dienen auch dem Ver- kehr zwischen den Staaten. Diese Strecken zwischen dem nördlichen und dem südlichen Europa haben die Scheidewand durchbrochen, die die Alpen durch die Jahrhunderte bargestellt aben. Täglich bringen sie die Reisenden von hüben und rttben über die Grenzen der Länder und tragen so dazu bet, daß die Welt in ihren Ausmaßen enger zusammenschrumpft. Auch im Zeitalter der Ozeanflüge sind die Bergbahnen noch nicht überwunden. Vielleicht wünscht mancher Freund ber Berge weniger Bahnen auf die Gipfel, weil ihm die Freude vergällt wird, wo nun täglich Hunderte von Menschen in wenigen Minuten Fahrt das gleiche Ziel erreichen, das sonst nur dem rüstigen und mutigen Kletterer winkte. Manch« Verwünschung mag schon über die Abgründe hingerufen worben sein, über die sich die Bahnen schwingen. Aber da» Bedürfnis, ans ber Natur Kapital zu schlagen, macht nicht vor solchen Wünschen ihrer Freunde halt. Und ber Besuch der Bergbahnen zeigt immer wieder, wie Ihr« Anlagen der Sehnsucht der Menschen «ntgegenkommen.
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