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Dradtantchrttt, »«»eteßle« Fernwrechrr-Sammelmimmrr, LS 241 Nur iüe Nachtaeivrücher 20011 ?om >«. b>» 3». «uautzisrr d„ iS«»» »wkimaltsrr <)ö)UZ5*W6k1Ul)t Potzbeiuaevrei» iür Mona« Auauit 1 Mard okn» St»»»lau«m«r 1» Dl« Dt« AmeLien werden na» Boldmark berechn»! - - .. , . . Zeile »Wa., «lr auewSrl« «Pia ^amilienanreiaen und Siellen-eiuche ohne Lmzelgen^relie. Rabatt l» Pjz,, auLerkalb s Psa.. die 40 mm breite Retllam«e,ik M -Via.. auherbalb 2K>P»a. v^crtenaebübr »BI,. Ausw. Aulträae aeaen Porausbe>akla. «a t ^ okbutielulaaiaeb mark berechn»! die »tntvaltiae » mm breite d Ttelle« SidrMleitnn, und ÄauotaelchSIteiiell«: Maeievttraß« 3-142 Druckt u. Berta, von Ltevick,ck Beirliard« in Dresden BoMchet-Konto 1OSS Dresden Nachdruck nur int« deutliche! OueUenanaadr >.Dre»dnei Nachr »ilätlia ttnverlanai» sckrittttück» werden nick« autbewabrt. l»IIIUtUIIIIIU»IMI.III.II„IIIIUII»»U»»IItIII»III»I»I»MI»I«M»MM«MN„II,»I dt LfStK!s88lg68 1^6813^^1 lügüek 4 Oki': Isnr-Iss „Vssbs^ins ^i-agsn Stk-aks / k^sitbsfinsitalZs ^cj8 8 lliis: »28 k^Ll-kstt cjss- ^ttk-skliv^sn slisi- Welt Frankreich fordert ein Sjt-Lomrno. Die Aheinlan-besehung als Druck auf eine -eutscke Anerkennung -er Oslgrenze. Ein Dorsloh -e Jouvenels auf -er Inler- parlamenlartichen Union. Paris, 25. August. Wie gemeldet, begann heute die Tagung -er Interparlamentarischen Union, aus der auch Poincars eine Rede hielt, in der viel von Völker. Versöhnung gesprochen wurde. Am Schluß seiner Rede be. tonte er den Friedenswillen Frankreichs und versicherte die Konferenz der großen Sympathie des französischen Volkes. Die Versammlung erhob sich hierauf von ihren Sitzen und bereitete Potncars eine begeisterte Ovation. Nur wenige der Delegierten blieben sitzen, unter ihnen die Mehrzahl der Deutschen. Im wetteren Verlauf der Sitzung sprach nach dem Kanadier Dandurand ReichslagsprSft-enl Lvbe» -er u. a. etwa folgtrrdes auSführte: »Die Unruhe, die man in letzter Zeit in her Welt feststellen könne, komme zum Teil von dem schwerfälligen Apparat des Völkerbundes, der die Völker von neuem zu mehr oder weniger heimlichen Einzel- verhanblungen anrege. Mit Befriedigung habe er feftstellcn könne», daß PoincarS dem Friedenswillen Frankreichs Aus druck verliehen habe. Aber eS fehle immer noch in der Welt der Ucbergang von der Rede zur Tat. Es fehle der große Zug des Entgegenkommens, der zu einer positiven Tat führen müsse. Nenn beispielsweise Frankreich, so erklärte Löbe, am 1. Januar alle seine Truppen vom deutschen Boden zurttckziehen würde, so würde damit ein wertvolles Werk der Menschenversöhnung vollbracht. Deutsch land gehöre dem Völkerbund an und sei gleichberechtigt mit den anderen Nationen in ihn eingetreten. Es habe die Vcr. träge von Locarno. die die gegenseitige Sicherheit ver sprechen. unterzeichnet. ES habe aus die Befreiung deutschen Gebietes nach dem Abschluß der Locarnovcrträge gehofft. Es lei in dieser Hoffnung gctän'cht worden — Anderseits wäre eS eine Tat. wenn Deutschland Frankreich erklären würde, daß eine Vermehrung der deutschen Armee auf reguläre oder irreguläre Weise nicht mehr erfolgen würde und baß man die deutschen Kinder in einem Geist des Friedens erziehen würde. Nach einer solchen Tat riesen die Völker: sie riesen nach dem Staatsmann, der diese Tat vollbringen könne, denn zu ihr gehöre ebensoviel Mut und Kraft, wie ans dem Schlachtseide zu kämpfen." Die Nachmittagssitzung der Interparlamentarischen Union führte zu einem ernsten Zwischen fall, der als noch nicht abgeschlossen zu betrachten ist. Löbe, hatte, wie gesagt, in der Vormittagssitzung an das französische Volk appelliert, die Rheinlande bis zum l. Januar 1028 zu räumen. Zu Beginn der heutigen Nach. Mittagssitzung antwortete ihm als erster der französische Senator Hubert, der als französischer Delegierter an der Septembertagung des Völkerbundes teilnehmen wird. Hubert wies darauf hin, daß Frankreich, das immer versöhnlichen Geist zeige. Deutschland bereits in weitem Umfange entgegengekommen sei. Wohl sei die deutsch-französische Verständigung ein Eck pfeiler des Weltfriedens, doch sei eS nicht leicht, von einem Tag auf den andern die Folgen jahrhundertelanger Kämpfe zu verwischen. — Danach wandte sich de Iouvenel heftig gegen die Aufrollung der Frage der Schuld Frank reichs am Weltkriege und die Reichstagsveröffentlichungen über die belgische Neutralität. Derartige Unter suchungen würden nur die internationalen Beziehungen zwischen den Staaten verschlechtern. Erst eine spätere Generation würde mit der Objektivität eines Richters urteilen können. Dann wandte de Jouvencl sich LübeS AuSführun- gen zu. Der NeichstagSpräsident hätte nur mit einem ge wissen Zögern von dem Frieden gesprochen. Das sei die Folge der Tatsache, daß in Locarno zwei verschiedene politische Situationen in Europa geschaffen worden seien: Tin West, europa mit anerkannten Grenzen, und ein Osteuropa mit nicht anerkannten Grenzen. « Solange die Oftgrenze» nicht wirklich anerkannt seien, müsse Frankreich im Rheinland« bleiben. Ein neuer Unruhesaktor in der europäischen Politik sei auch der gleichzeitig mit Deutschlands BölkerbundSeintritt zustande- gekommene deutsch-russische Vertrag geworden. Wenn Herr Löbe die Rheinlandräumung zum 1. Januar 11)28 fordere, so müsse ihm geantwortet werden, daß die Besetzung der Rheinlande die einzige Garantie für die Aufrechterhaltung des Frieden» in Osteuropa barstclle. «aS wiirde von der deutsch - sranzöstschen Freundschaft itbrigbleiben. wenn die Franzosen das Rheinland räumten > «nd dann im La»'« von zwei oder drei Jahren die j Dawe«. Zahlung» nicht »»«gehalten würden »nd dt« Franzosen ihren neue« deutschen Freund im Kamps mit ihrem früheren Verbündeten erblicken müßten? (De Jouvenel meint augenscheinlich Polen.) Seit langem Verfeindete dürften nur langsam die Bande der Freundschaft knüpfen. Frankreich wünsche den Frieden, aber es wolle nicht seinen Frieden von dem Frieden der anderen trennen. Frankreich wünsche ein Europa, einen gemeinsamen Frieden. De Jouvenel schloß mit den Worten, daß auch er für die Räumung des RhcinlandeS sei, wenn auch unter der Voraussetzung, daß vorher erst ein Ost-Locarno geschaffen werden würde. Seine Ausführungen, die von Beifallsstürmen auf den Bänken der Polen unterbrochen wurden, wurden von den deutschen Parlamentariern mit lebhaftem „Hört! Hört!" und „Unerhört!" begleitet. Nach de Jouvenel betrat der deutsche Senator Heller aus der Tschecho-Slowakei die Tribüne und erklärte, es sei für jeden Deutschen schmerzlich gewesen, die Aeußerungen de Jouvenels anzuhöreu, die sicherlich nicht der Gemeinschafts arbeit in der Interparlamentarischen Union nützlich sein werden. — Morgen wird ein deutsches Delegationsmitglied de Jouvenel antworten. * So wie am Mittwoch die Tagung des Minderheiten, kongresses in Genf durch den von einem polnischen Vertreter inszenierten Vorstoß wegen der angeblichen friesischen Minderheiten schwer erschüttert wurde, so ist die Tagung der Interparlamentarischen Union schon in der ersten Nach mittagssitzung durch die Rede de Jouvenels in eine unverhoffte Krise geraten. Alles sehr geschickt inszeniert: erst Poincars mit einer Rede voller Friedenstöne, so daß die Versammlung in begeisterte Ovationen ausbricht. Und dann de Jouvenel, der gewissermaßen die Rechnung für die zum Ausdruck gebrachte Zustimmung vorlegt. Man muß cs Poincars lassen, daß er seinen Kampf um die Nheinlandbesetzung zu führen versteht. Je näher der kritische Zeitpunkt der Genfer Tagung kommt, um so rascher folgen die Schläge: die Orchies-Ncdc, Brocquevilles Hetze und erst jetzt Dinant. Systematisch wird der Welt ins Hirn ge hämmert, welche Gefahren hinter Deutschlands Grenzen lauern. Und nun wird vor einem internationalen Forutn das klare, unzweideutige Wort gesprochen: „Wir bleiben im Rheinland«: so lange, bis Deutschland seine Ostgrenze an- erkennt." Geschickt wird der deutsch - russische Vertrag in die Debatte gezogen, auf den in seinem aufsehenerregenden Artikel in der „Newyork World" Foch vor einigen Tagen warnend hingewicsen hat. Die Schlußfolgerung im fran zösischen Sinne ist unwiderlegbar: Frankreich wünscht einen Frieden für ganz Europa und nicht nur für den Westen. Dieser Frieden ist gegenüber einem Deutschland, das seine Kriegsschuld noch heute ablcugnet, das seine Krtegsverbrechen lsiche Orchics und Dinant) noch heute alle Tage vorgehalten bekommen muß, nur möglich durch ein Ost-Locarno. Sonst sind West-Locarno und Thoiry kraft, und wirkungslose Halb- Heiken, und eine Sicherung des Friedend ist nur durch die französischen Basonette am Rhein möglich. Demgegenüber muß von deutscher Seite immer wieder fcstgestellt werden: Nach der vollendeten Entwaffnung Deutsch lands ist ein weiteres Verbleiben der Besatzungsheere am Rhein in der ungeheuerlichen Höhe von über 76 000 Mann ein gebrochenes Versprechen und eine Verletzung eines uns zu stehenden Rechtes. An ein Ost-Locarno ist nicht zu denken. Auch hier ist sich bas gesamte deutsche Volk einig in der Ab lehnung. Nachdrücklich muß endlich auch gegen die geradezu schamlose Verdächtigung protestiert werben. Deutschland ginge mit dem Gedanken um, bei einer Zurückziehung der Be- satzungSarmee „nach zwei oder drei Jahren" die Dawes- Zahlungen ctnzustcllcn. Daß die „normalen" DaweS-Jahre mit ihren unglaublichen Schröpfungen des deutschen Volkes einen Verlauf nehmen könnten, wie man ihn sich so „gedacht" hat, glauben, vorsichtig gesprochen, nicht mehr viele, die einst auf den Plan schworen. Eine Revision ist unausbleiblich. Es schlägt aber allem diplomatischen -Instand ins Gesicht, wenn Jouvenel. obendrein noch in Gegenwart deutscher Politiker!, die wettere Rheinlandbesetzung auf diese Weise bei den früheren Ententeregiernngcn populär zu machen sucht. Möchten die deutschen Vertreter auf der Jnterparlamentari- schcn Union die richtige Antwort auf diese Vorstöße finden! Die deuischen Parlameniarler zur Iouoenei-Rede. Paris, SS. August. Wie die Telegraphen-Union erfährt, betrachten die deutschen Parlamentarier die Ausführungen de Jouvenels als einen schweren Schlag gegen die von Brians verfolgte BerstänbigungSpolitik. Die deutschen Paria- mentaricr werden in ihrer Antwortrede zum Ausdruck bringen, baß die Gtresemann-Brtandsche VerständigungS- Politik auf wesentlich anderer Grundlage aufgcbaut ist, alv die Ausführungen de Jouvenels, die man in französischen politischen Kreisen auf die Vermutung zurückführe, daß PoincarS gern de Jouvenel alSNachfolgerBriand« in seinem Kabinett sähe, , ^ . Die Relchssarben im Feuer -es Berliner Kolelkrieges. Es ist ein sehr peinlicher Eindruck, den die so plötzlich ent brannte Fehde des Berliner Magistrats gegen verschiedene Hotels der Reichshauptstadt wegen ihres Verhaltens zum Flaggenstreit hervorruft. Peinlich vor allem deshalb, weil sich diese schonungslose Offenbarung der deutschen Partei zerrissenheit im Angesicht hervorragender amerikanischer Gäste vollzieht, denen auf solche Weise in ebenso drastischer wie un erwünschter Form eigenartige Begriffe über die derzeitigen inneren Zustände Deutschlands beigebracht werden. Was sich jetzt in Berlin vollzieht, gehört zu den Dingen, die schon seit alters her als querslles «I'XIIsmancl. als nur in Deutschland möglich bekannt sind. Wie man auch vom nationalen oder parteipolitischen Standpunkte aus über die Flaggenfrage ur teilen mag, darüber kann kein Zweifel sein, daß alle Gut gesinnten in beiden Lagern eS im gemeinsamen vaterländi- scheu Interesse aufs tiefste bedauern müssen, daß ein jeder weitblickender Ueberlegung barer Parteirepublikanismus, der sich schrankenlos in eine ganz einseitige Ausfassung verrannt hat, eS zu einer so fürchterlichen Blamage unserer Nation vor fremden Augen und Ohren kommen lassen konnte. Man hätte immerhin noch einen gewissen Entschuldigungsgrund finden können, wenn sich etwas Aehnlichcs in der Hitze einer allgemein erregten Kampfstimmung ereignet hätte. Dieser neue „Fall" — ohne fortlaufende „Fälle" scheint cs nun ein- mal für die radikale Linke kein Wohlbefinden zu geben — ist aber richtig an den Haaren herbeigezogcn worden inmitten eines Milieus, das bereits eine wesentliche Beruhigung der Gemüter in der Flaggenfrage erkennen ließ. Erst 14 Tage sind es her, daß der Abgeordnete v. Kardorff bei der Ver- fassungsfeier im Reichstage erklärte, ein Volk, das seine eigenen Farben nicht achte, könne auch keinen Anspruch auf die Achtung des Auslandes machen. Das ist gewiß unanfecht bar richtig. Es muß daher auch alles darangcsctzt werden, um endlich den leidigen Flaggenstreit zu begraben und eine für alle Teile befriedigende Lösung zu erzielen. Eine ganze Reihe von Kompromissen ist bereits vorgcschlagcn worden, u. a. ein Ausgleich dahingehend, die Reichsflagge Schwarz- Not-Gold mit schwarz - weiß - roter Gösch zu versehen,- diese Reichsflagge würde daS Gegenstück der schwarz - weiß - roten Handelsflagge mit schwarz-rot-golbner Gösch bilden. Neuer dings ist von bayrischer Seite befürwortet worden, für die Reichsflagge die Farben Schwarz-Weiß-Blau zu wählen, als die vereinigten Farben der beiden größten deutschen Länder. Ferner ist vor Jahresfrist auf Anregung des Reichspräsidenten Hindenburg eine Kommission ernannt worden zu dem Zwecke, sich um eine vom nationalen wie künstlerischen Standpunkte aus gleich befriedigende Lösung dieser Frage, die eigentlich keine sein dürfte, zu bemühen,- leider hat bis jetzt über die Ergebnisse der Tätigkeit dieser Kommission nichts verlautet. Doch wie dem auch sei, welches auch der schließliche AuS- gang deS Kampfes um die Reichsfarben sein möge, das eine steht unerschütterlich fest, daß die Anhänger von Schwarz- Rot-Gold den denkbar gröbsten Fehler begehen, wenn sie glauben, durch Gesinnungszwang diejenigen Kreise, die bis- her den gegenwärtigen Rcichsfarbcn noch ablehnend oder gleichgültig gcgenüberstehen, zu sich herübcrzichcn zu können. Vollends das Verfahren, durch wirtschaftlichen Boykott die Widerstände zu brechen, kann nur dazu dienen, eine bisher neutrale, abwartende Haltung in offene und verbissene Opposition zu verwandeln. Bei einer solchen Art des Vor- gchens tritt der nationale Gedanke ganz in den Hintergrund und das Feld hallt wider vom parteipolitischen Kampfruf, Stoß und Schlag. Auf diesen springenden Punkt, auf die Hinabzerrung der Flaggenfrage in die Niederungen deS PartcistrcltcS, wird denn auch von den Berliner Hoteliers in der Begründung ihrer Stellungnahme zu dem Magistrats- beschluß treffend hingewtesen. Die alte und die neue Reichs- flagge, heißt eS, würben von den Parteien als Symbole ihrer politischen Uebcrzeugung betrachtet. Da» neutrale Gastwirts- gewcrbc müsse aber auf die Gäste jeder Richtung Rücksicht nehmen, und eS sei daher unter sämtlichen ersten Berliner Hotels die bindende Abmachung getroffen worben, aus keinem Anlaß die Reichsflagge zu hissen,- statt dessen werden die preußische und die Berliner Flagge nebeneinander auf- gezogcn. Daß diese» freilich ein befriedigender Zustand sei, wird niemand behaupten wollen. Diese Empfindung be- herrscht »«hl euch de« verlt«, «»ertkantschen Klub, der bas