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verugsgebUhr: erlltietn«» dir Iyc,iklier in Itt» Umaebu da» Natt an Wcnin'ittaecn. die ilnlit a»ILo„»> oder steicriaae lolaen. u> zwei TcuauSnabcn ad«»d« und i,u>r»en« »uaeileltt N a»dru>I aller Arlilel u. Original- '' ' nur mtt deuU lckier «ulailla ainvruaic . unverlauat? MqnnUnvie werden nnlN auNicwlum. w.-,lcn°nguik(.D>eSd.NaU>r.-1 ulallia, S!üllitr8a>lche Lonorar- ntvruchc dlctben uiibcnickichliali «a relearamm AdreUe: eteara chrich trn Dr«»de«. Segründcl 1856. A Lw 8vo. n R^rDrilL I Lw8vv21. ßü» unit Haupt-Geschäftsstelle; Marirnstr. »8. Unreigen-carif. Annalime von iliikündigungen bis nachmittaas z U!n Sonn- und Skteriaas nur Manentttabe W von n bi« >/,i Utir. Die i tvalttae vrund- ieile ca. s Silben» 20 Pta.. Ln- küiidiaunaen aus der Privatseite Leite es Pt, : die LlpaltiaeZeile als ..Tin- aeiandi" oder aus lertlcite so Pta. In Siutnineni nach Sonn, und Leier - Ia,e» 1. de«, rivatiige Grundzeiten so. -10 bei so lind so Pia. »ach bk. sonderen, Tarit. 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Stichs, Forilweieu. Hnndelskamincr, Mntmaßliche Witter»»»: ZI?ri,s 1 sS/d » ck»I»Ov. Aus dem sLom»>er'nl>rplaii. Bulowsche Pcichslansredc. „Heideröslein", ..El". Kniller, veränderlich. -^1 » ovlUlj I Kongresses; aber Runicinien ist nickt der Ansicht, den Vertrug gebrochen zu hoben, und die anderen Kongrehmächtc müssen so wohl derselben Ansicht sein, da sie nicht cinschreitcn. Wir lassen niemanden in untere inneren Angelegenheiten hineinrcdcu, uno dürfen uns deshalb auch nicht in die inneren Angelegenheiten anderer mischen. , Tie Anarchisten zu überwachen, sind die Re gierungen berechtigt und derpsiichtel; denn der Anarchismus ist eine böse Krankheit, die ausgerottet werden muh. Gegen Eng land wollen wir nicht Heden. Wir haben aber für England auch keine besonderen Sympathien. Unter Einschreiten in Venezuela ist zu sehr wesentlichen Teilen der Tiskonto-Gcsellschast zu gute gekommen. Redner kommt dann nochmals ans das Interview des Freiherr» Speck v. Stcrnburg und die Verheiratung von Diplomaten im Auslande zurück. Vom Grafen Bülow verlange er nicht, das; dieser immer die Kürassierstiefeln trage; aber der selbe solle wenigstens im Auslande den Gddanken erwecken, das; er auch die Kürassiersticfcln tragen könne. — Staatssekretär Freiherr v. R > chthvfe»: Nach dem Vertrage der Tiskonto-Gesell- fchait mit Venezuela über die große Eisenbahn-Gesellschaft da selbst habe d'c Diskonto-Gesellschaft wohibegründcte Ansprüche an Venezuela gehabt. Das Geschäft sei für die Diskonto-Gesell schaft gar kein besonders glänzendes gewesen. Venezuela habe sich ja auch zu einer Neuregelung seiner Änlcchellerhältmsse ver pflichtet. Ucbcr bestimmte Details werde das Schiedsgericht ent- scheiocn. — Abg. Dr. Paaschc lnat.-iib.s weist ebenfalls die Auf fassung zurück, als seien die Ansprüche der Diskonto-Gesellschaft nicht ehrlich erworbene gewesen. Das dortige Eisenbahn-Unter nehmen sei ja geradezu ein Kulturwerk ersten Ranges, das den Deutschen alle Ehre mache. — Abg. Gradnauer lSoz.j spricht über Liebedienerei gegen Rußland, zu deren Beschönigung der Anarchismus vorgeschoben werde. Das Verhalten unserer Re gierung erscheine nicht nur reaktionär, sondern geradezu unwürdig. — Staatssekretär v. Richthosen rechtfertigt nochmals die Ueber- wachung der Anarchisten. Der Vorredner habe von Edre und Würde des Reiches gesprochen. Jedenfalls werde da« Ansehen und die Würde des Reiches durch den Import fremder Änar- chisten und durch den Export von Kolporteusen revolutionärer Schriften nicht gestärkt. — Abg. Schrempf fkonsi äußert im Einklang mit Hasse seine Sympathien mit den Deutschen in Ungarn. Er hätte vom Reichskanzler ein wärmeres Gefühl für diese Volksgenossen erwartet. Jedenfalls dürfe nickt die Meinung aufkonimen, als bestünde im deutschen Reichstage mehr Interesse sür rumänische Juden und russische Anarckisten, als für die Deutschen in Ungarn. — Abg. Ledcbour sSoz.s bestreitet, daß Frau Kugel revolutionäre Schriften nach Rußland gebracht habe. Derartiges werde nur vorgebracht, um die Verfehlungen des Auswärtigen Amts zu beschönigen, lVizepräsident Büsing ruft den Redner hierfür zur Ordnung.) Die Regierung stehe auf dem Standpunkte, daß jede Regierung das Recht habe, ihre eigenen Untertanen zu mißhandeln. Danach handle ja nun unsere Regierung gegenüber den Polen. — Abg. Schräder ssreis. Ver- eimgungj erhebt Einspruch dagegen, daß in Deutschland, eine ge heime russische Polizei gelitten werde. Halte man hier eure Uebcrwachnng sür nötig, so müsse dieselbe durch unsere eigene Be hörde erfolgen; auch solle man die Betreffenden hier prozessieren und dann aüswciscn, aber nickt io, daß die Ausweisung einer Auslieferung gleich komme. Bei dem von der Diskonto-Gesell> schaft vereinbarten Zinsfuß für die Venezuela-Anleihe^ handle cs sich einfach um den dort landesüblichen Zinsfuß. Solche Ver- kehrsaniagen, wie sie deutscherseits in Venezuela geschaffen wer den. gereichten unserem Ansehen und unserer Macht im Aus lände zur Stütze, Ein Teil unseres Ansehens in der Türkei rühre unzweifelhaft davon her, daß so mannigfache Berkehrs anlagen von Deutschen dort gemacht worden seien. Was Rumänien anlange, so würde er cs auch sür richtig halten, wenn gerade Deutschland die Jndcnfrage in Rumänien bei den anderen Mächten anrcgen wollte, da die Abmachungen des Kongresses ein Stück der Politik Bismarcks waren. — Aba. MeIger lSoz.j kühri Beschwerde über die Behandlung deutscher Seeleute seitens der Konsuln im Auslande, namentlich in Hoirgknng. — Staatssekretär v. Richthofen erwidert; Solche Beschwerden dürften nicht ein seitig betrachtet werden; sehr oft hätten sie sich als unbegründet erwiesen. Die Konsuln hatten sich als Stützen der Seeleute im Auslande bewährt. — Ter Titel „Staatssekretär", sotvie der ganze Etat des Auswärtigen Amtes wird genehmigt. — Schluß 6s4 Uhr. — Morgen: 10 Uhr: Kolonial-Etal, Zölle, Verbrauchs steuern und sonstige Etat-Reste. Berlin. (Priv.-Tcl.) Das Abgeordnetenhaus nahm heute die auf die Ostmarken-Politik bezüglichen Titel des Etats des Finanzministeriums lOstmarkcn-Znlagen, Königliches Residenzschloß in Posen usw.j unverändert nach der Regierungsvorlage an unter Ablehnung der Anträge der Frei sinnigen. Der Antrag aus Streichung der Widerruflichkeit ver Ostmarken-Znlagen wurde mit 166 gegen 101 Stimme abgelehnt. Die Debatte brachte noch eine Auseinandersetzung zwischen dem Polen v. Glebocky und dem Minister v. Rheinbaben über ehe malige polnische Mißwirtschaft in den jetzigen Ostmarken. Dan» folgte die Beratung der auf die Oslinarkeii-Politik bezüglichen Forderungen des Kultus-Etats lwiderrufliche Zulagen an Volke- schullehrer, -Lehrerinnen usw.j. Auch diese Forderungen wurden unverändert nach der Regierungsvorlage angenommen. Weitcl- beratnng morgen. Berlin. (Prlv.-Tel.) Eine Audienz bei dem Reichskanzler in Sachen der rumänische» Juden hatten vor einiger Zeit Vorstandsmitglieder des Hllfsvereins deutscher Inden Nach dem jetzt erschienenen Geschäftsbericht des Vereins schilderten sie dem Reichskanzler die Lage der rumänischen Juden und die sich daraus ergebende Rückwirkung aus Deutschland, lieber die Ent gegnung des Grafen Bülow und den Erfolq der Audienz spricht sich der Bericht wie folgt aus: „Wir babeii alle Veranlassung, dem Herr» Reichskanzler für sei» Entgegenkommen dankbar zu sein " — Kammcrgerichtsrat Hove» sie in ist bei der nencstcn Verteilung der Gclchäfte vom Präsidium des Kammergerichts aus den, Strafsenat entfernt und !» den Zivilsenat verletzt worden. Freisinnige Blätter führen das darauf zurück, daß polizeiliche Ueber- arlffe in Gestalt von Verordnungen zu Verfrommunaszwcckcn, zur Bekämpfung des Umsturzes, zur Bevormundung der Bürger an der Judikatur des Strafsenats des Kammergcrichts ein Bollwerk ge funden hätten. Berlin. lPriv.-Tel.j Die nächste Sitzung der Ne ichs- tagskommission, die die Krankenversicherungs» Die auswärtige Politik des Grafe« Bülow. Zentrum ist Trumpf! Das zeigte sich auch in der vorgestrigen Rcichstagssitzung, die der auswärtigen Politik gewidmet war. Ter ultramontane Abgeordnete Freiherr von Hcrtling, der Zenlrumsdiplomat und Vertrauensmann des Vatikans, war es, der den Prolog spielte. Er bezeichnte die Themata, die der Reichskanzler behandelte, oder, richtiger gesagt, zu behandeln wünschte. Tenn offenbar stellt dwser Hertlingsche Prolog eine bestellte Arbeit dar; es war allem Anscheine nach zwischen dem Leiter der Politik des Deutschen Reiches und dem klerikalen Führer eine Verabredung getroffen, die den Zweck hatte, dem Kanzler die erwünschte Gelegen heit zu bicicn, sich über bestimmte Fragen aus dem Gebiete der auswärtigen Politik eingehend ausznsprcchen. Gegen die Ge- wlogenheit. sich von einem Mitglied«: einer parlamentarischen Körperschaft die vereinbarten Stichworte geben zu lassen, um schwebende Probleme und aktuelle Fragen zu erörtern, läßt sich natürlich nicht das Mindeste einwcnden. Solche Gepflogenheit wird in allen konstitutionellen Staaten geübt, und sic kann un umgänglich sein, wenn ein aktiver Staatsmann das dringliche Bedürfnis hat, in kritischen, schicksalsschweren historischen Augen blicken mit Erklärungen einzugreifcn, die zunächst an die Adresse der Volksvertretung, aber damit zugleich an das Forum der breitesten Oesfcntlichkcit gerichtet sind, Fürst Bismarck hat sich wiederholt interpellieren lassen, um in bedeutsamen internationalen Situationen mit gewichtigen Kundgebungen hervorzutreten. In des ist von ihm niemals ein ultramontaner Führer dazu aus- eriehcn worden, das äußere Arrangement zu solchen Kund gedungen zu treffen. Heute ist das Zentrum die regierende Partei, die auch die Funktionen einer Regierungspartei ausübt. Es ist ein die innerpolitische Lage charakterisierendes Moment, daß es Gras Bülow für geboten, gleichsam für selbstverständlich erachtet, l Sag ei» Anhänger der ultramontanen Partei als der ihm nächst- üchenden Partei dazu berufen wird, Fragen der auswärtigen Politik, über die sich der leitende Minister auslasscn will, an- zuschn<"den. Tie beiden Reden, die Graf Bülow soeben im Reichstage ge holten bat, bieten in grundsätzlicher Beziehung eine programmatische Skizze seiner auswärtigen Politik. Die einzel nen Themata, die der Reichskanzler erörtert hat. gewähren zur Zeit nicht ein außergewöhnlich hervorragendes oder unmittelbar ainielsis Interesse. Ter venezolanische Konflikt gehört hoffcnt- der Vergangenheit an. Die Erneuerung des Dreibundes ist k'ftie Tapesfrage, die erst noch gelöst werden soll, sondern eine vorigen Jahre vollzogene Tatsache, Die makcdo- nnche Angelegenheit steht zwar aus der Tagesordnung, ober sie hat für Deutschland bloß ein sekundäres Jnter- eisi. Das Schicksal unserer hartbedrängten Stammesgenossen cm Staate der Magyaren berührt uns gewiß lebhaft, jedoch nicht in dem Grade, daß wir ihm einen maßgebenden Einiluß auf die Gcsämtvolitik des Tciitschen Reiches oder auf die internationale Situation cinränmen möchten. Die prinzipielle Art, püe der Reichskanzler Fragen, wie die genannten, behandelt wissen will, ist cs, die vornehmlich interessieren muß. Mit Genugtuung darf stsigcsicllt werden, daß sich gegen die Grundsätze der a»s- wäriigcn Politik des Grasen Bülow von keiner Seite triftige Emwände geltend machen lassen. Was insbesondere der Reichs kanzler über den Dreibund gesagt und wiederholt hat, ist in der Tat, wie er selbst bemerkte, in Deutschland Gemeingut, der gestalt, daß alles, was er über die Bedeutung und den Wert dieser Allianz geäußert hat, den Charakter von Gemeinplätzen hat. Damit soll keineswegs ein Borwurf ausgesprochen, sondern nur betont werden, daß der Dreibund im Laufe von Jahrzehnten in Wirklichkeit zu einer Institution geworden ist, die im Bewußt- >ci» der beteiligten Staaten und Völker einen feste», gesicherten Platz einnimmt, den man sich kaum mehr unbesetzt denken kann. Daran hak bisher der Umstand nichts zu ändern vermocht, daß es in Oesterreich-Ungarn, wie in Italien auch Gegner des Dreibundes gibt, die Graf Bülow dadurch kennzeich nete, daß er auf ihre gleichzeitige Eigenschaft als Feinde der in diesen Ländern bestehenden verfassungsmäßigen Einrichtungen hinwies. Daß die Gefahr, die von diesen drcibundseindlichen Elementen, welche von gleich gerichteten Strömungen außerhalb der Treibundstaaten unterstützt werden, nicht unterschätzt werden darf, läßt die Bemerkung erkennen, daß die Erneuerung des Drei bundes das letzte Mal „nicht anstandslos und nicht ohne Schwierigkeiten" zu stände gekommen ist. Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, nicht um sie zu vermehren, hat Gras Bülow seiner Zeit die Aeuherung getan, der Dreibund sei keine absolute Notwendigkeit. Der Reichskanzler ver sicherte vorgestern ausdrücklich, daß er hiermit die Erneuerung nicht erschwert, sondern wesentlich gefördert habe, und zwar gegenüber solchen ausländischen Elementen, die sich einbildeten oder uns ein- rcden wollten, als ob für uns die Erneuerung des Dreibundes eine größere Notwendigkeit sei, als für andere. „Dieser falschen Auffassung," bemerkte Graf Bülow, „als ob Deutschland bündnis- bedürftiger sei, als die anderen Staaten des 'Dreibundes — ich balle Deutschland sür das bündnissähigste Land der Welt —, dieser Auffassung, durch welche der richtige Tatbestand verdunkelt wurde, bin ich entgegengctretcn mit der Feststellung, daß wir den Drei- bund nicht niedriger, aber auch nicht höher einzuschätzen brauchten, als andere, daß der Dreibund nicht uns allein zu Liebe ins Leben gerufen sei und erneuert werden würde, daß wir an der Erneuerung kein geringeres, aber auch nicht ein Atom größeres Interesse hätten, wie die anderen." So erbaulich wie die erneute energische Abkehr von jenem unseligen Eaprivischen Dilettantismus, der die politische Bündnis- srage mit wirtschaftlichen Angelegenheiten verquickte, klingt auch die nochmalige entschiedene Verwahrung des Grafen Bülow dagegen, daß das Deutsche Reich eine Abenteuer- oder Prestige-Politik treibe. In der Venezuela-Angelegenheit bandelte es sich keineswegs um eine „Gloriole" oder um die Befriedigung eitler Ruhmbegier, son dern das Aufgebot kriegcrischerMachtmittel war eine unumgängliche 'Notwendigkeit, weil es galt, das Ansehen unserer internationalen Machtstellung und die Ehre unserer Flagge zu wahren. Weil der vene zolanische Streitfall nicht rein pekuniärer und kommerzieller Natur war, sondern weil dabei vielmehr dieses ideale Moment den ans- schlaggebenden Faktor bildete, mußte so, wie geschehen, vorgegangen werden. Der Reichskanzler nannte das Vorgehen gegen den Krcolenstaat einen seltenen Ausnahmefall, der durchaus nicht zu der Auffassung verleiten dürfe, daß Deutschland für jedes kauf- männische Geschäft, das irgeirdwo in der Welt ein Deutscher unter nimmt, den Exekutor zu spielen hätte. Nur die untilgbare Bosheit der Feinde Deutschlands im Innern und im Auslande hat der deutschen Politik bei dem Venezuela-Konflikte unehrliche Absichten unterzuschicben vermocht; aber „die perfiden Versuche", erklärte der Kanzler, „uns etwas anzuhängen, sind gescheitert, einmal an der Loyalität der Kabinette von London und Washington, dann aber auch an der Ehrlichkeit unserer Politik, die viel zu durchsichtig war, als daß es hätte gelingen sollen, uns mit Erfolg phantastische Eroberungsabsichten oder heimtückische Geheimpläne anzudichten. Die Kabinette von Berlin, London und Washington haben ruhig den geraden Weg weiter verfolgt, und ich kann mit Befriedigung konstatieren, daß unsere Beziehungen zu England wie zu Amerika aus der Venezuela-Afsäre ungeschädigt hervorgegangen sind." Aus der besonnenen, durchweg loyalen und eminent friedlichen Politik des Deutschen Reiches, wie sie vom Fürsten Bismarck in ihren Grundzügen sestgelegt worden ist und jetzt vom Grasen Bülow weiter verfolgt wird, ergibt sich ganz von selbst der Standpunkt zur makedonischen Frage. Diese hat für Deutschland kein unmittel bares Interesse; sie erheischt die deutsche Mitwirkung nur insoweit, als es sich um die Erhaltung des allgemeinen Friedens handelt. „Es ist und bleibt ein Fundamentalsatz der deutschen Politik, daß wir keine aktive Orientpolitik treiben und daß wir in Orient- und Balkanfragen für Niemand die Kastanien aus dem Feuer holen." Es ist der Geist des großen Meisters der Realpolitik, der aus diesen Worten Bülows spricht, und es war ein feiner Schachzvg des Reichskanzlers, daß er vorgestern die Aufforderung, zu gunsten unserer von den Magyaren verfolgten Stammesgcnossen zu intervenieren, in der Hauptsache direkt mit Bismarckschen Worten, durch Verlesung von Bismarckschen Aktenstücken, znrück- wies und damit für die Gegenwart den alten Bismarckschen Grundsatz erneuerte, daß wir sür unsere Volksgenossen, die von uns völkerrechtlich getrennt sind, nicht diplomatisch intervenieren können. Neueste Dralitmeldinigei» vom 20. März. INachtS eft»aclie»de Devesclie» befinden ftck Seite 4.) B erli n. lPriv.-Tel.j Reichstag. DieBeratunq des Etats des Auswärtigen Amts wird beim Titel „Staatssekretär" fort- gesetzt. — Abg. Bernstein lSoz.j protestiert dagegen, daß der Staatssekretär die Ucbcrwachung der Anarchisten in Deutschland durch russische Spitzel gestern gleichsam als etwas selbstverständ liches bingestellt habe. Die Anarchisten seien zum Teil sehr harmlose Theoretiker, teils allerdings auch leidenschaftliche Ver treter der Tat; die Spitzel dagegen seien großenteils Lockspitzel, die erst zu Verbrechen anreizen und aeradezu eine internationale Gefahr seien. Gegenüber Hasse behauptet Redner, schuld an der Mißstimmung der Engländer geqen Deutschland trage vor allem die alldeutsche Hetze gegen England. Die von Rußland und Oester reich vorgcschlagcnen Resormen zur Lösung der Wirren im Orient werden nur ein Vorwand sein, die nationale Bewegung daselbst niederzuhalten. Es bedürfe durchqreisendcr Reformen in Make- donien, ebenso aber auch zu gunsten der Armenier. Trotz der Versprechungen des Berliner Kongresses 1878 sei noch nichts ge schehen, ungeachtet der inzwischen in Armenien vorgefallcncn Metzeleien, infolge deren Armenien jetzt blutend am Boden liege. Der jüdischen Bevölkerung in Armenien gegenüber hätten die rumänischen Staatsmänner ihre früheren Versprechungen noch ärger gebrochen, als selbst die Türkei, und nicht aus Unfähigkeit, sondern aus bösem Willen. Die rumänischen Staatsmänner hätten es mit der Schlauheit, die im Orient zuhause sei sAbg. Oertel: Sehr richtig), verstanden, sich um die einaegangenen Verpflich tungen in schmählichem Wortoruch herumzuorücken. (Schreiend:) Und Europa stehe dabei und dulde das? lRedner schlägt wieder- holt erregt Mit der geballten Faust auf das Pult.) Deutschland sei als Mitunterzeichner des Berliner Vertrags für diese Dinge mit verantwortlich. — Abg. Oertel-Sachsen skons.): Der Vor- redner hat mit Mund und Hand gegen die Behandlung der rumänischen Juden protestieren können. Europa bat den Protest gehört und wird sich gewiß danach richten. Die rumänische Frage berührt uns ja allerdings ein wenig wegen des Berliner mezM -i, 'x, -L,»«z?ip8 'S» -liepg gosss ssÄ "Äc.i'Ä -MllPjM H PUHM