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Dresdner Nachrichten : 12.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189609120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-12
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.09.1896
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10 ÄH'vktn. wurde vom Pr noch ein zweiter Leu! ^bornr ^ist Bon Wunsch de- hohen Herrn ab, Anlatz benutzen, um dem »°»«tu ttaf Adaldrrt auf dem Bahnhos empfangen, na fuhr die Kaiserin in'» Nene Palais. I von Baden begeht in dieinn Monat er BundeSfürsl seinen 7V. «eburkStaa, «Altenbura, der am 1k. Geptember 1826 Festlichkeiten fleht da» Land aus es wird aber dennoch diesen freudigen in den ussee der Gemseniagd ,.gen de» HerzogtbumS die und Berehruna zu bekunden. .„ den Glückwünschen für Hering Ernst, der stet» eine deutsch-patrio» tische Gesinnung bethätiat hat, aem anschlietzen. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe gedenkt Berlin nächsten Tagen wieder zu verlassen, um in Aus obzuliegen. Der Generalpostdirektor de» russischen Reiche». General v. Petrow. hatte im Reich-Postamt eine Unterredung mit dem Staatssekretär v. Stephan. Au» guter Quelle verlautet, der Czar Nikolaus habe vor seiner Abreise au» der schlesischen Hauptstadt besonder» hervor gehoben, datz ihm die ungekünstelte Herrlichkeit der gelammten Bevölkerung, die sich namentlich bet seiner Rückkehr vom Parade- seldr an der Spitze der Fahnenkompaanie überall kundaegeben, besondere Freude bereitet habe. Diese Kundgebungen haben aus ihn entschiedenen Eindruck gemacht, nicht weniger die Anhänglich keit der langst in den Civilstand getretenen alten Soldaten an die Armee, die durch da» Herbetströmen der Kriegewereine mit ihren Tausenden von Mitgliedem in die Erscheinung getreten sei. Ebenso hob der Czar die gute militärische Haltung dieser der strengen Disziplin langst entwöhnten Mannschaften lobend hervor. Die Petersburger »Nowo,e Wremia" schreibt: Die Taselrede, welch« Kaiser Wilhelm in Görlitz unmittelbar nach der Abreise de» russischen Kaiserpaares hielt, wird zwcisello» den tiefsten Eindruck nicht nur in Deutschland, sondem auch in ganz Europa machen. In Anwesenheit des Grasen von Turin, de» Prinzen Ludwig von Bauern und der höchsten Würdenträger der preußische» Armee nannie Kaiser Wilhelm den Czaren den Kriegsherrn über das ge waltigste Heer und erklärte ferner, In völliger llebereiuslimmuug mit ihm. dem Kaiser Wilhelm, gehe das Streben des Kaisers Nicolaus dahin, die gesummten Völker de» europäischen Welt- theils zusammenzuführen, um sie aus der Grundlage gemeinsamer Interessen zu sammeln zum Schutze der heiligsten Guter. Ein solches Zusammenstellen bürgt für die Aufrichtigkeit bei der Betonung der friedlichen Ziele in der Breslauer Tischrede. Solche Aufrichtigkeit verdient die volle Svmpathie aller vernünstigen, wohlwollende» Menschen, welcher Nationalität sie auch angeboren nögen. Zwei bemerkenswerthe Entscheidungen de» Berliner Kammer- acrichts über die Sonntagsruhe werden jetzt mitgcthcilt. Danach hat die Uebertretung der die Sonntagsruhe regelnden Vorschriften auch dann straflos zu bleiben, wenn ein wirthscdaftlich« Nolhstand zu besorgen ist. Dahin gehört beispielsweise die Vomahme »ringender Erntearbeiten, wenn wegen des Hochwassers eine llcberschwemmung der Felder zu befürchten ist. Ferner kann ein Gewerbetreibender wegen Nebertretnng der Bestimmungen über sie Sonntagsruhe dann nicht bestraft werden, wenn er den Nach weis erbringen kann, daß die Uebertretung von einem Angestellten ahne sein Wissen und Wollen, also zum Beispiel während seiner Abwesenheit und gegen seine Anordnung, begangen worden ist. Zur Lage innerhalb des gemäßigten Liberalismus schreiben die ,Hamb. Nachr.": -Es ist nicht zu verkennen, daß die unleugbare Verschärfung der wirthschastlichen Gegensätze innerhalb der national- überalen Partei zum nicht geringen Theile aus die immer tiefer einreibende demagogisch-agitatorische Behandlung der Jnteressen- sragen zurückzufühlen ist. Sollte diese Methode in größerem llm- -ange unter den Angehörigen desselben Partelverbanbes in Ge brauch kommen, dann würde allerdings der AnSeinanderfall auch »er stärkstgcfügten Partei nicht abwendbar sein. Die national- ibcrale Partei hat deshalb dringenden Anlaß, das unser öffentliches öeben geradezu zerstörendes Demagvgenlhum In ihrer Milte nicht luikvmmen zu taffen. Sie handelt aber, wenn sie rückhaltlos gegen sie verhetzende Ägitationsmethodc mit ihren übertriebenen und unerfüllbaren Forderungen Stellung nimmt, nicht nur in ihrem, sondern auch ini allgemeinen Interesse. Wie soll eine ersprießliche Fortentwickelung unseres Staalswesens und unserer VolkSwirth- ichast möglich bleiben, wenn das blinde Wüthen der extremsten Bcstiebungen das öffentliche Leben immer mehr vergiftet? Wir wollen hier nicht untersuchen, wie es gekommen ist, daß die In teressengemeinschaft von Landwinhschast und Industrie wieder zer sallen ist: darüber aber kann kein Verständiger nn Zweifel sem daß die durch eine vorwitzige Agitation immer weiter geschürte Verseindung dieser wichtigsten Zweige unseres WicthschastSlebens für daS Vaterland von den ichltmmsten Folgen werden muß. Unseres Erachtens könnte die nationaliberale Partei, die ihre Wurzeln ebensosehr auf landmirthschastlichem wie industriellem Gebiete hat, zur Wiedergesundung dieser Verhältnisse und unserer inneren Zustände überhaupt sehr viel beitrage», wenn sie mit einer energischen Reaktion gegen das Ueberwuchern der demagogischen Verhetzung den Anfang machte! Damtt würde denn in Wahrheit ein Wendepunkt geschaffen werden, aber ein heilsamerer, als der« >enige der Festnagelung auf die Handelsvertragspolittk." Die gemeldete Verhaftung des Direktors Oskar Schuster von der Norddeutschen .Handelsgesellschaft in Berlin erfolgte aus einer Droschke heraus, in der ec mit der ihm sehr nahe stehenden Frau Jtzig, genannt Illen, vor deren Wohnung in der Hedemannstraße kielt. Die Ehefrau des Direktors Schuster lebt in Dresden. In erngeweihten Kreisen war längst bekannt, daß es so kommen mußte. Der frühere Direktor der Berliner Jmmobliien-Aktieiivank Eugen Friedman» hat der Kriminalpolizei das Treiben Schuster's und seiner Helfer klaraeleat. Daraufhin hat die Behörde so viel Material zusammengebracht, um zur Verhaftung schreiten zu könne». ES handelt sich in dem vorliegenden Falle um so bedeu tende Summen, daß man sich wundert, wie Schuster sich so lange hat über Wasser halten können. Wo die Gelder geblieben sind, lst noch nicht hinlänglich klargelegt. Schuster soll persönlich jährlich etwa 80.000 M. verbraucht haben. ES gewinnt den Anschein, als ob dieser Verhaftung noch andere aus dem Fuße folgen werden. Die unterschlagene Summe wird auf zwei bis drei Millionen mit Sicherheit angegeben. Zum besseren Verständntß der ganzen An gelegenheit. die seit etwa sieben Jahren spielt, — so lange besteht die Berliner Jmmobilien-Äktienbank — muß man auf das frühere Geschästsleben Schuster's zurückgrelsen. Schon als lviähng« Jüngling war er Inhaber eines Bankgeschäfts in Dresden, wo er mit etwa anderthalb Millionen Schulden ablchnitt. Dann kam der jetzt 48jährige Mann nach Berlin und gründerr mit seiner Frau und seinem Vater ein neues Geschäft unter der Firma Schuster u. Co. Während dieser Ze't leistete er einen Offen- bnrungSeid. Damit dies in Berlin nicht bekannt werden sollte, ließ er sich in Werden a. H. anmelden und legie dort den Eid ab. Diese Firma war auch dem Untergang nahe, als Schuster kapital kräftige Freunde fand, mit deren Mitteln er auS seinem falliten Geschäft die Berliner Jmmobilien-Aktienbank erstehen ließ. Zuerst wurde er Direktor, daun Auisichtsralh unter dem Vorsitz des Dr. Fritz Friedmann. Das auf den Briefbogen und in den Büchern verzeichnet? Kapital bestand in hypothekarischen Restkaufgeldecn Trotzdem wurde das Kapital als mit 1.600,000 Mark voll ein- gezahlt und mit 190,000 Mark Reservefonds bezeichnet. Nun wollte er noch ein eigenes Geichäst haben und gründete die Nord deutsche Handelsgesellschaft m. b. H.. um ein Pseudonym sür seinen Namen und die damit verbundene Insolvenz zu haben. Mit der Zeit gründete er noch II neue Gesellschaften, bei denen Oberkellner. Musiker. Pförtner u. s. w. als Gesellschafter dienten. — Schuster, der Dissident und Sozialdemokrat ist, muß trotz seiner mangelhasten Schulbildung aiS ein äußerst gewandter Mann be zeichnet werden. ES gelang ihm stets als Mitglied des Aussichis- ratds, neue Opfer heronzuziehen und die Gelber in seine Tasche stießen zu lassen. Charakteristisch für die Beurtheilung seiner Person ist ein Zug. den er gegen den Direktor Eugen Fncdmann in'S Werk setzte. Dieser wrdersetzte sich den Machenschaften Schuster's und wollte den Konkurs der Berliner Jmmovilien-Akttenbank be antragen. Schuster's Einfluß gelang es. Friebmann von dem Direktorposten zu suspendiren und wegen Unterschlagung sestnehmen zu lassen. Friebmann wurde nach sechswöchiger Untersuchungshaft als unschuldig entlassen. — Während der polizeilichen Haussuchung in den Geschäftsräumen Schuster'», Leipzigerstraße 13k, ereignete sich ein scherzhasler Zwnchensall. Das Geichäst wurde telephonisch anäerufen. und als der Bruder Schuster's. der im Geschäft an gestellt ist. nach dem Namen des Rufers fragte, erhielt er die Aus kunft: .Hier Polizei.". Ergab als Antwort zurück: „Bei mir ein« . .. so Meter unterhalb des unterbauten Stelle eine etwa ein Dritttheil der ß Sprretunnel ist das erste Einen merkwürdigen im»Vorwärts )au der Unten von M rundbabn ln Treptow bet Berlin ist jetzt keter frrttggesleüt, vo» welcher etwa ireebette» liegen. Da dl» Spree an d«r stelle von über 200 Meter besitzt, ist also zwi «lasten Baustrecke vollendet. Dies« Weck seiner Art in Deutschland. luSipruch hat Liebknechts seiner gelhan gegenüber dem Vorwurf, datz er . . der Redakteur« nicht genügend refpektu , Keinem metneMeinung aus und lasse mir keine ander« auszwingen. Das ist demokratisch und .gleiche» Recht für Alle". Da» absolute Recht der Majorität ist der größte Despotismus und zugleich dir größte Absurdität." Was werden die .Genossen" zu dieser Ketzerei sageny Einen entsetzlichen Selbstmord verübte, wahrscheinlich in einem Anfall von Geistesstörung, der Msähriae Faktor Berthe in Memel. "» Abwesenheit seiner Frau brgoß er sich mit Petroleum, zündete Gvimle«. Die ln Barcelona verhafteten Republikaner sind freigelassen worden. Nach der Zerstreuung der Aufständischen bei Valencia wurden 14 Gewehre und zahlreich« Patronen aufgesunden. Schwei». Au» Zermatt wird gemeldet: Am Lylkamm sind Professor Grüner, dessen Wohnort noch unbekannt ist. und die Führer Jmbvdri und Ruppen abgestürzt. Alle Drei sind todt. Belgien. KöniaLeovold ist glücklich einer drohenden Gefahr entgangen. Al» der Monarch Morgen» vom Schlöffe Lorken zur königlichen Zwischenstation fuhr, um den Eilzng nach Antwerpen zu benützen, wurde sein Landauer bei einer Biegung der Chaussee Plötzlich umgeworsen, da die Pferde gestürzt waren. Der König blieb unverletzt, mußte sich aber durch die Thür des Wagens zwängen. sei» Ordonnanz-Offizier.Cumont erhielt einige leichte Schrammen. Der Soldat de Ruyter, der in der Grenadier-Kaserne in Brüssel in betrunkenem Zustanve etwa 60 Schüsse aus seine Kameraden abgesruert und mehrere Polizisten gelödtel hat, wurde vom Kriegs- sich an und erlitt so fürchterliche Brandwunden, daß er aus dem gcricht zum Tode verurtheilt. de Ruyter wird ln dem Kaien,enhose, Transport zum Krankenhause starb. ^ -- ... ^ " In Hamburg ist ein allgrmeiner Streik der Koblenarbeiter Hamburg-Altona- wegen Nichtdewilligung ihrer Forderungen ausgebrochen. In Flensburg wurde der Raubmörder Schuett auS Errigstedt durch den Scharfrichter Reindel-Maadedurg tm Hofe deS Gefäng nisses hlngerichtet. Schuett. welcher am 8. Mai d. I. vom Schwurgerichte wegen Morde- zum Tode verurthellt worden war. hat kein Geständniß abgelegt. Der Berliner Trabrennstallbesitzer und Großschlücht« Schmidt wurde auf offener Strnße in Berlin wegen Entführung einer Minderiährlgen festgenommen. Oesterreich. Die Versammlung der römisch-katholischen Dtöcesan-Getstlichkett in Przmrysl betonte in einer Resolution, welche die Aenderuna deS SchulaufsichtsgesetzeS al» nothwcndig bezeichnet, die katholischen Katecheten hätten durch ein offene- und rationelles Vorgehen gegenüber den Schulauiuchts-Behörden zu manifeststen, daß ein uraltes prinzipielles Recht der Kirche und die Gewissensfreiheit der Katholiken vergewaltigt werden, wenn Staatsorgane die Kontrole über die Erthrilung des Religions unterrichtes in den Schulen auskben. (!) Am Donnerstag fanden die Katsrrmanöver in Galizien ihren Abschluß. Den Schluß bildete eine von der l. Kavalleriüivision gegen den linken Flügel des Angreifers mit großer Schneidigkeit gerittene Attacke. Der Kaiser wohnte den Uebungen von 8 Uhr früh an bei und sprach seine allerhöchste Anerkennung über dl« lehrreiche Anlage und den ganzen Verlauf der Korpsmauöver aus. Während des RückrittS nach Krysoivice wurde der Kaiser von der zahlreich vrlkanimelten Landbevölkerung sudelnd begrüßt. lieber die Brüx« Erdsenkuna wird weiter gemeldet: Die ersten Anzeichen der eingetretenen Erdbewegung zeigten sich um '/«2 Uhr Morgens. Ans dem Bahnhof wurde rangstt. um zwei Züge leerer Waggons nach Tschauich zu dirigiren. Als zu diesem Zwecke der Weichensteller der westlichen Centralweickenstellung «ne Weiche zurücknehmen wollte, gelang ihm dies nicht mehr. Er sianalisirte dem Zuge deshalb Halt und erstattete von dem Vorfälle Meldung. Die hierauf am westlichen Theile des Bahnhofs erschienenen Be amten bemerkten, daß eine neuerliche Erdbewegung einaetreten sei und rasch fortschreite. Binnen kurzer Zeit zeigte das Niveau des Bahnhofes zahlreiche Sprünge und Riffe, die sich rasch erweiterten und an Zahl zunahmen. Gleichzeitig wurde eine mehr oder weniger bedeutende Senkung des Erdbodens beobacht«. Gegen entstand nächst dem eisemen Uederganassteg über den Ba! erste größere Pinge von etwa sechs Meter im Durchmeffer. Im Lause des Vormittags nahmen die Erdsenkuna und die Verbrüche einen rapiden Fortgang. Bis gegen 4 Uhr Nachmittags hat sich ein großer The» des Bohnhoses westlich vom Uederganassteg um drei bis vier Meter gesenkt, und der steinerne Bahnducchlaß für die Johnsdorfer Straße begann zu reißen und sich zu verschieben wo er sein Verbrechen begangen har. standrechtlich erschossen werben Norwegen. Wie man aus Cdrtstiania berichtet, hat sich dle Mehrzahl der Mitglieder deS StrasgcietzauslchriffeS deS norwegi schen SlorthingS für die Aushebung der Todesstrafe ausgesprochen. In der Begründung dieses Antrages wird behauptet, daß diese Strafe nur dann vielleicht berechtigt wäre, wenn sie das Leben der Staatsbürg« besser gegen Morvanschlüge schützen könnte als dies in den Landern der Fall ist, wo diese Bestrafungsart nicht zur Anwendung kommt. Es muffe aber als feststehend angesehen wnden, daß diese Voraussetzung nicht stichballig sei. Die Todes strafe sei somit zwecklos und aus diesem Grunde abzuschaffen. Bei dem Festmahl, welche» Donnerstag Abend zu Ehren Nansen'» In Christianta stattsand. theilte Prof. Brocgger mit. cs sel ein Nansen-Fonds zur Förderung der Wissenschaft gebildet wor den. Derselbe betrage 2lO.uOO Kronen, welche sämmtlich durch frei willige Spenden aufgebracht worden seien. Türkei. Nach einer von der Pforte stammenden Mittheilung ist in einer armenischen Kirche in Sonstantinopel eine Werkstätlc zur Anfertigung von Bomben entdeckt worden. Serbien. Bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Kreis gerichte in Baljevo gerieth das Richterkollegium so sehr in Hitze, daß die Mitglieder desselben unter einander handgemein wurden und Angesichts des Publikums und der Advokaten eine förmliche Raufer« zum Besten gaben. Der Fall, daß die Votanten eines Gerichtssenats ihre Rechtsansicht mit Thäilichkeiten unterstützen, dürfte in den Annalen der Rechtspflege selten vorkomme». Kunst und Wissenschaft. k Sonnabendvesper in der Kreuzkirche. Nachmittags 2 Uhr: 1. Sonate für Orgel (tt-äur, 4. Satz), von Felix Mendelsiohn-Bartholdy. 2. „Ich hebe meine Augen auf,u den Bergen", Molellc nach den, 121. Psalm sür Cbor und Soloilimmen <op. 42) von Oskar Wermann. 2. Zwei geistsiche Gelänge sür Sopran, vorgelraaen von Fräulein Melanie Dielet, Loncertfängerm und Geiangtebrerm in Plauen b. Dresden : „Mein Gott und mein Barer"", geistliches Lied von Albert Becker: b) „O hält" ich Jubat"s Hars"", Arie auS „Iosua- von G. F. Händel. 4. „Da Israel aus Egypten ", Motette für achtstimmigen Chor von E. F. Richter, f Im Königl. Hofopernhause gelangt heute Goldmork's »Heimchen am Herd" zur Aufführung. Die Partie des Heim chen singt Frl. Wuschke. 1- Die erste Auffahrung des Ballets »Coppelia" von DelibeS ' " ds. MtS. oi- übertragen, den , n: der lugend- liche Franz wird von einer Dame, Frl. Vogel, gespielt: die Freunde Franzens, Alfred und Leon, sind mtt den Herren Köller und Rothe besetzt. f Das Residenztheater «öffnet heute mit ein« Vor stellung für Feinschmecker, mit der Premisre der Strauß'schen Operette »Waldmeister*^ vollständig neu auSgestatt« an Bei der Verschiebung der eisernen Ueberbcückung dieses Durchlasses Kostümen. Dekorationen und Requisiten und in den Hauptrollen Ein äußerst heftiger, von Südwest kommender Donnerstag Nachmittag, wie in einem Theil der wurden die Köpfe der Nieten wie mit einem scharfen Messer abge- chnitten. Der Durchlaß drohte jeden Augeublick einzustürzen. Gleichzeitig inst den Vorgängen aus dem Bahnhose, aus dem der zesammte Verkehr wohl für mehrere Wochen gesperrt bleiben bürste, entstanden zahlreiche Risse und Sprünge im übrigen Ber- bruchgebi«. Besonders geklüstet ist die Johnsdorser und die neue Quergasse. Links und rechts von der erstnen sind mehrere Piugen von mittlerer Größe entstanden, in der letzteren sind drei bei der vonährigen Katastrophe bereits gerissene Häuser im Einstürzen be griffen. Die neuerliche Katastrophe ist durch einen abermaligen Schwimmsand- und Wassereinbruch in den Anna-Hilf-Schacht oei T'chausch entstanden. Derselbe begann um 1 Uhr Nachts. An der Verdämmung wird gearbeitet. Wenn dieselbe nicht gelingt, sind noch bedeutende Bodensenkungen zu erwarten. Menschenleden sind bisher nicht zu beklagen. — Wie die weiteren Nachrichten besagen, ist der Bahnhof der Aussig-Teplitz« Bahn im westlichen Theile vollkommen verwüstet. Der Bahndurchlaß der IohnSdorser Straße ist dem Einsturz nahe. Die Risse im Bcuchterrain erweitern und vermehren sich fortgesetzt. Der Wassereindruch im »Anna-Hils" Schachte dauert fort. An der Verdämmung wird gearbeitet. Die Werke sind in der Koblensörderung nicht gehindert. Ungarn. Der Gummiwaarenhändlcr Samuel Radier in Budapest lst mit Hinterlassung von KO.OOO fl. Schulden von Pest verschwunden. Er bat vor zwei Wochen eine Geschäftsreise an geblich nach Wien. Prag und Berlin angetreten, ist ad«, wie die Polizei eruirt hat. an keinem dieser drei Plätze gewesen. Die Familie vermutbet einen Selbstmord. In Dör iOevenburgerComital) fand in einem Spezerrigeschäft eine Benzin-Explosion statt, bei der zwei Personen gelödlct und vier lebensgefährlich verletzt wurden. Arankreick,. Wirbelwind ging , . . gestrigen Auflage bereits gemeldet wurde, über das Eentrum von Paris nieder. Ganz besonders wüthete der Wirbclsturm auf dem Quai des Orsevres. wo große Bäume entwurzelt und in die Seine geweht wurden. Bei dem Pont Neus wurden mehrere Boote durch den Sturm zum Sinken gebracht: eine Barke wurde 1b Mel« tu die Höbe gehoben und dann aus den Quai geichleudert. Mehrere Droschken wurden vollständig zertrümmert, eine Droschke wurde 20 Meter weit sortgeschleudert. mehrere Kutsch« und Fahrgäste wurden schwer verletzt. Auf dem Pont au Change wurde ein Omnibus umgeworsen, der Kutsch« desselben blieb todt. zwei ? gäste wurden schwer verletzt. In der Präfektur wurde eine Ldür hernusgerissen, dieselbe zerschmetterte einer Person, welche unter dem Thorwege Schutz gesucht hatte, den Schädel. Aus _ , Strecken hin wurden die Fensterscheiben zerlrümmert und die Dach« Drama spielt, eingedrückt. Durch den Sturz eines Mastes wurde ein« Frau der > ns Kopf eingeschlagen und durch den einer Droichke ein junger Mann gelobtet. Mehrere Redakteure des »Journal de France, die aus dem Handelsgerichte kamen, wurden von dem Wirbelsturm ersaßt und schwer verletzt. Etwa 10 Personen wurden in die Seine ge schleudert. jedoch gerettet. Mehrere Vecwunbeke wurden in das Hotel Dieu geschafft, dieselben liegen in den letzten Zügen. Die Keller stehen unter Wasser. Die Zahl der Verunglückten wird aus 150 angegeben, von denen 36 ernster verletzt seien. In dem Augen blicke. als der Wirbelwind hereinbrach, fiel das Barometer K Mlli- met« und stieg später wieder um KV« Millimeter. — Nach einer Mittheiluna der Paris« Poiizeipräsektur ist bei dem Wirbelwinde nur eine Perlon getödt« worden: der.Zustand von drei verwun deten Personen ist hoffnungslos. Der ehemalige Kolonien-Ministn Chautemps richtete einen Brief an den »Figaro*, worin n mittheilte, daß er dem Chcs der Wächter des Dreysus den Befehl gegeben habe, daß Drcyfus nicht lebendig die Insel verlassen dürfe. Dies« Wächter sei verläßlich und von der zweifellosen Schuld Dreviu« überzeugt. Der Toulon« Admiral, der dem Schiffsbau vorsteht, vnlangte vom Mariiieminist« einen zwanzigtägigen Erholungsurlaub; der auf dem Dienstwege znrückgelangte Bescheid lautete: »Sechzig Tage Geiängniß.* Gegen den offenbar im Marineministerium sitzende» Verüb« dieses unglaublichen Ulks wurde die Untersuchung eingeleitet. Der Ministerrath sprach dir Auflösung de» radikalen Gemeinde- rathes von Toulouse aus und bestellte eine Kommission von sechs Mitgliedern zur provisorischen Verwaltung der Stadt. In Toulouse liegen die Wahlverhältnisse derart Im Argen, daß man in wahrem Sinne deS Wortes von einem Skandal sprechen kann. Die Wahlfälschung ist dort sowohl bei den politischen wie bei den kommunalen Wahlen mit cynischer Offenheit betrieben woeden, ohne daß es bisher gelungen wäre, dem Unwesen zu steuern. Ein großer Wahliälschungsprozrß ist seinerzeit resultatlos verlausen, weil die Geschworenen die bloßen Werkzeuge nicht schuldig sprechen wollten, während die hochgestellten Urheber unbehelligt blieben. Italien. In ein« vom Centrum der Stadt weit abgelegenen kleinen Straße RomS wurden drei in Lumpen gehüllte Bomben gefunden. Die Bomben wurden in'S Polizeidureau zur Unter- ülchung geschafft. mit neuengagirten Künstlern und Künstlerinnen besetzt. Man wich also nicht nur ein neues Werk, sondern auch ein neue- Künstler- personal zu beurlheilen Gelegenheit finden. Dir Vorstellungen der Dtntersarson beginnen, wie bisher üblich, pünktlich halb 8 Uhr. Im Interesse des Publikums sind die Logenschließer angewiesen worden, den spät« kommenden Besuchern dre Plätze «st dann an» zuwetien, wenn die Ouvertüre oder dn Akt beendet ist. Das Auf suchen der Plätze^ nachdem die Ouverkur« oder der Akt begonnen, kann der großen Störung wegen fernerhin nicht mehr gestattet werden. f Die drei Einakter von Sudermann, die ihre Premisre im König!. Hofschausptel voraussichtlich am 4. Oktober erleben werden, sollen bekanntlich von einer tragenden Grundidee beherrscht, durch Handlung und Zeitfärbung aber von einander ganz verschieden snn. Hierzu sei noch bemerkt, daß der erste Ein akter »Das Hochzeilsmahl* in der Gothenzeit spielt, d« zweite Das Ewig Männliche" ein Zwijchenwiel ans der Rococozeit ist und der dritte »Fcitzchen* einen Konflikt aus der Gegenwart von ergreifender Wirkung behandelt. „Fcitzchen* hat der Dichter — zugleich ein trefflicher Vorleser! — übrigens mir ganz außerordent lichem Beifall m Stuttgart einem Kreise AuSerwähller vor kurzer Zelt vorgetragen. s Mrt Anfang dieses Monats find dt« Herren König!. Kammennufiker Ewald Schreit« (Viola), Julius Mendorfs lTrompete) und Emil Teuchert (Tuba) in das Lehrerkollegium d« Dresdner Musikschule eingetrelen. An Jnftrumental-Lehriächern wurden neu eingerichtet Tuba und Englilch Horn. Den Unterricht in letzterem Fache bat Herr Kammermusilus Stüter Schmidt übernommen. f Humperdinck's neue Op« »Die Königskinder* ist da Wiener Hosvper zur Aufführung überreicht worden. 1° Der Pariser »Figaro* brachte vor Kurzem einen »I n Bayreuth* überschriebenen Artikel von Jules Roche, der für die Stellung vieler Franzosen zur Wagner'icheu Kunst bezeichnend ist. Nachdem Jules Roche in Paris gesagt worven war. zu einem rechten Urtheil über den „Ring veS Nibelungen" könne man nur in Bayreuth gelangen, wo die ganze Tetralogie in vier auseinander sorgenden Tagen zur Darstellung gelange, ging er in der Thal nach Bayreuth. Ader hier kam er üver die ihm schon bei der Lektüre des Buches auffallenden Brüche und Widersprüche in den Charakteren und der Handlung der Dichtung erst recht nicht hinweg. Gerade die unmittelbare Aufeinanderfolge der vier Stücke hätten ihm ihre Schwächen so sehr zum Bewußtsein gebracht, daß ihn darüber auch nicht mehr wie sonst die Musik, für die Roche rück haltlos begeistert ist, hinwegläuschen konnte, lind er unterzieht Handlung und Charaktere der Dichtung einer Kritik. Zunächst weist er nach, wie inkonsequent und widerspruchsvoll der Dichter mit dem Ringe selbst verfuhr, der eine io große Rolle in dem ielt. Der Ring äußert bald die Macht, die ihm zu- geschrieben wird, bald aber auch nicht, wie es gerade dem Autor paßt. Roche führt fort : »Und Wotan — was ist das für ein Gott? Was will er? Was thut er? Erlügt, ist habgierig, gehl aui Abenteuer aus, er ist ohne Größe, ohne Adel, jede Stunde hat er eine andere Meinung; er ist ohne Güte, ohne Gerechtigkeit, ohne Kraft und seine Frau Fcika, eine eiseriuchtige Hausmeifterin, führt ihn an der Nase herum — ein schön« König der Götter! . . Er hält den Vergleich mit jenem Jupiter, der mit dem Zucken seiner Wimpern schon den Olymp erbeben machte, nicht entfernt aus. Jupiter hätte seine Liebiingstochlcr Minerva niemals io tölpelhaft, ' ' : und etnfültig behandelt, wie Wotan seine Tochter Brüiinhildc! nd Brünnbilde, die einzige edle und reinrGestalt in dieserGeicllschasi von Banditen, wird gestraft, weil sie Mitleid hatte, weil sic allzu treu die wahren und geheimen Gedanken ihres göttlichen Vaters aus führen wollte, weil sie lieble, zu sehr liebte, weil sie die Unschuld c? verlheidigte und die Schwäche (?) beschützte . . ." Und nachdem Jules Roche in dieser Weise die Widersprüche und Ungereimtheiten in der Handlung und in den Ideen des Textes hervorgehoben, schließt er: »Zweitausend Menschen sitzen da un Theater. Wenn man ihnen irgend eines der wer Stücke des »Ringes des Nibelungen" ko voctragenj und spielen würde, wie man die Tragödien von Corneille, Racine, Shakelpeare spielt und spricht — die Bänke würden den Schauspielern an die Köpse fliegen! Aber macht aus den Schauspielern Sänger, nrhml das Orchester hinzu und schüttet auf diele derbe und knadenhaste Anhäufung von Vorgängen die Magie der Musik aus. und diese Musik sei die Wagner sche, in vanzig Jahren genialer Arbeit geschaffen — da werben dieselben Menschen ihre Verrinnst verlieren. Ein geheimer Gott bemächtigt sich ihrer Sinne, ihrer Fantasie, ihres Herzens. Deutsche. Fran zosen. Engländer. Italiener, Amerikaner, Greise und Kinder, ehr bare Mütter und naive Jungfrauen, Gelehrte und Denk«, Staats männer und Kriegshelden: alle diese so verschiedenen Mensche» werden von derselben Bewegung erschüttert. . . Cäsar und Napo leon haben keine größeren Siege über die menschliche Heerde davongelragen, als diese Musik." Das Urtheil trägt entschiede« einiges Beachtenswerthc in sich. 's Die 1000. Aufführung der ., Cameliendame* wird von Sarah Bernhardt im Pariser Renaissance-Theater mit besonderem Pomp gefeiert werden. Das Stück soll bei Vieser Gelegenheit in dm -ostümm au» der Mitte der vierziger Jahre gespielt werde- qurqviuroAx L8L
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