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Dresdner Nachrichten : 02.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192209025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-02
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.09.1922
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Mr 410 Dresdner Nachrich,.n Seite k schon die Tatsache, »aß weigerlich au Garantien Falle der Uumügltchkeit die Deponierung deutschen Goldes tn ScheinworatoA«» pn» leiben soll, für. dt« tm das neu, ^ geknüpft bleiien soll, für. d einer deutsch-delgtschen Ltn einer L Brlglep. ae- nehmen ausländischen Bank treten soll, zeigt, wohin »Ir Reise geht und was vv» der Entscheidung der Reparation»» lvmmissivn zu halte» ist. Man hat uns tm Augenblick der Hinrichtung »och einmal fünf Schritte neben den Galgen teelen lassen, auf unbestimmte Zeit zunächst, ketneSfall» aber länger als bis zum Ende des Jahres, daS tst dte Quintessenz des :Hepgr,ittonsentschetdS. ginn neigen Ivtr in Deutschland, unter dem Druck der jahrelangen ReparationöfoUer mürbe geworden, dazu« auch diese Galgenfrist mit dankbarem Augenausschlag freudtgft zu begrüben. Wir sehen alle dte Diuge, dte nicht etntretru und vor denen wir doch innerlich zurückschrecken, klarer alS das. was sich nach Maßgabe de- ReparationScdiktS tn fernerer Zukunft einstellen muß. Fern? In einigen Monaten natürlich, vielleicht in wenigen Wochen. Wir freuen »Nb, daß das Rubrgebiet jetzt nicht besetzt wird, daß der Dollar beute und morgen, wie eS nach Beendigung der ge beimnisvvllen Reparationsbesprcchnngen nur natürlich ist, auf das den Berlialknissen wirklich entsprechende Niveau zurücksinkt, wir freuen uns, dab wir wieder Zeit gewonnen aaben. Kommt Zeit, kommt Bat! lautet ein altes Sprich- ivvll. lind es ist menschlich begreiflich, wenn wir auch in der gegenwärtigen Situation dieses Wortes einen Hanch verspüren. Nber ivir dürfen uns deshalb dem Ernst unserer Vage nicht verschließen. Gebessert sind wir in Wirklichkeit nur fi:r den Augenblick. Und wenn etwas Tröstliches im Entscheid der Reparationskommission zu suchen ist. dann kann es nur darin besteben, daß die Kommission die Be- sniiuinassung über das deutsche Moratorinmsgesuch, also 'jcherlich doch auch über die genaue Festsetzung neuer Zaliluiigsinodalitäteu für Deutschland, bi» zu dem Termin verschiebt, an dem sie den Entwurf einer durchgreifenden Reform Ser deutschen Finanzen fcrtiggcstellt haben wird. Diese Reform soll das Gleichgewicht des Budgets, eventuelle Ermäßigung der äußeren Vasten. Währungsreform und die Ausgabe äußerer und innerer Anleihen umfassen. Mit ihren bisherigen Mitteln und Methoden wird die Kom mission aber niemals in der Vage sein diese Aufgaben oder auch nur eine dieser Ausgaben zu lösen. Sie wird sich in Tl.eitigketten über die Herabsetzung der deutschen Lasten verzehren und schlechterdings auch nichts Einheitliches dar über sagen können, was wir nun eigentlich zu zahlen haben. Tann kann möglicherweise eine Entlastung für uns zum Ausdruck gelangen. Ans der anderen Seite aber droht da mit von neuem das Gespenst der Unsicherheit, der Ungewiß heil. die Europa in den letzten Wochen nervös machte, so nervös, daß wir bereits einmal über AMI Mk. für den Dollar bezahlen mußten, obwohl er nach fachkundigem Ur teil. am Werte der noch vorhandenen deutschen BolkSkraft und Vei'tunassähigkeit gemessen, auch mit der Hälfte hin länglich bezahlt war. Verbot der „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Berlin, 1. Sept. Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Das Ministerium des Innern hat heute das Er scheinen der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" aus die Dauer von einer Woche verboten wegen des in der Nummer vom l. September morgens erschienenen Artikels „Keine Illusionen" und wegen des in der Abendnummer des gleichen Tages erschienenen Artikels „Unannehmbar und undiskutabei". Unter der Ueberschrift „Politische Tonguichotterie" wird in der idem Reichskanzler nahestehenden» „Germania" an-.-gesührt: Herr Paul Ve lisch, seit langem als merk- würdiger Einspänner der Sozialdemokratie, seit kurzem als lgung or w 19 — L Ehesredakteur der -T- 3 « deutschen Allgemeine» Zeitung" be- er « kanul, sieht das Gebot der Stunde in einem Kampf gegen das Kabinett Wirth. Diese Art, Politik zu machen, bat gemeinhin keinen Anspruch auf öffentliche Auf merksamkeit. Die Art jedoch, wie Herr Vensch gegen dte Windmühlenslügcl Sturm tauft und die schwarzen Männer in der Reich-sregicrung treffen will, verdient niedriger ge hängt zu werden. In der heutigen Morgenausgabe der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht Lensch einen Aufsatz „.Keine Illusionen", in dem lang und breit wegen « der Veröffentlichung der deutschen Vorschläge bezüglich der Kohlen- und Hvlzliesernngen Klage geführt wird. Zur Klarstellung kann milgekeilt werden, daß die Veröffent lichung des EviilmuniguöS über diese Frage in engster Zu- sammc arbeil mit der Indrrstrie besprochen worden ist. lieber diesen Sachverhalt hätte sich Herr Vensch wohl auch bei Herrn StinneS Auskunft holen können, und er hätte sich dann nicht so anzustrciigcn brauchen, um Löcher tn die V u»r zu schlagen. Bei diesen an sich gefahrlosen Ve- mühungen ist es allerdings nicht geblieben. Sondern Lensch suhlt sich auch berufen, politisches Porzellan zu zertrümmern. Anders kann nämlich das Vorgehen eines Mannes nicht bezeichnet werden, der in dieser kriti schen Situation schreibt: „Dte augenblickliche deutsche Regierung hat sich durch ihre sprichwörtliche Unzuverlässig- keit im Auslände schon längst um allen Kredit und alles Ansehen gebracht." An einer anderen Stelle schreibt der Verfasser: „Es söas Kabinett Wirth» hat das Vertrauen des Auslandes nie besessen und das des Inlandes längst verloren." Daß eine solche Sprache Wasser auf die französi schen Mühlen ist, kann doch nicht bezweifelt werden. Wenn jemand das Zusammenarbeiten der schaffenden Stände for dert und gleichzeitig einen solchen Dolchstoß in einem Augenblicke führt, in dem auf Entschlossenheit alles an kommt. so fehlt zur Charakteristik solchen Vorgehens seder parlamentarische Ausdruck. Daß dieser Streich noch dazu in dem Blatte des Herrn Stinnes geführt wird, ist dopelt sonderbar. Man kann nur annehmcn, daß es sich dabei um eine Privatarbeit des jetzigen Chefredakteurs handelt, und daß also sowohl Stinnes selbst, als auch dte Partei, der er angehört und mit der so eng über den even tuellen Eintritt in die Negierung verhandelt wird, diesem Beginnen fernstehen. Lensch führt zum Schluß mit Pathos aus, daß „am Schicksal der Nation alles, am Schicksal des augenblicklichen Kabinetts nichts gelegen" sei. Es bedarf gar nicht erst dieser pathetischen Worte, um eine Selbstver ständlichkeit auszusprechen. Tie Männer der Reichsregie- rnng würden heilfroh sein, wenn sie die Verantwortung auch einmal auf andere Schultern abladen könnten. Aber eben das Schicksal der Nation läßt es nicht zu, die Flint« ins Korn zn werfen, auch dann nicht, wenn derartige un gerechtfertigte Angriffe laut werden, wie sie jetzt von seiten des Chefredakteurs der „D. A. Z." gekommen sind. lW. T. B.» Präsiden! Löbe öder den Anschluß Oesterreichs. Wien, 1. Sept. Das „Rene Wiener Abendblatt" ver öffentlicht eine Unterredung mit dem Reichstagspräsidenten Löbe. in der dieser seiner festen Ucberzengunn Ansdruck gibt, daß eine radikale Lösung der österreichische« Krise einzig und allein in der politischen und wirtschaft lichen Vereinigung mit Deutschland zn suchen sei. Diese Bchanptnng schiene wohl anläßlich der gegebene« Verhältnisse recht thcoretischund unpolitisch, doch sehe er die Umrisse einer sehr realen Möglichkeit vor sich, die Abge ordneten Oesterreichs noch in verhLltnISmäßig jungen Fahren im deutschen Parlament begrüßen zu können. Zur Begründung dessen wies der ReichStagS- präsident auf dte ungeheure Wirtschaftskrise bin. die tn den einzelnen Ländern wohl in der Höbe des Grades, aber air- gendS tn der Art verschieden set. Wenn diese Krise einmal ihren Gipfelpunkt erreicht haben wird, müsse die Erkenntnis durchdrlngen, daß dem internationalen Uebcl nur durch internationale Mittel abzuhelfcn sei. und bann wird da» un rühmliche FriedenSwerk von St. Germatn von selbst zu- sammenbrechen, mit ihm aber auch die Schranken zwischen Lesterreich und Deutschland. (W. T. B) Die Auffassung der Lage in Berlin. Die ÄOl-tiranlieW Derrischlavb unmöglich. ,rrabr« «»Tg an serr« e rt»n e r »ch r t I t l»««u n g,t " ' ^ ' In hteslgen potlUsche» und parlamen- icks «au tn der ietzt gefällten Pariser «ntichkleßüng «t«e auarnbltckljche E«tlastn«a Deutschland». Bor allem falle «in Moment wem da» dte Oefsentltchkeit Deutschland» und auch de» AuSlanbe» tn ^ ^ - .. Drohung oder »er >«- ... » »kstia ist afte« D lassen, ob Deutschland für dte Erletchtrr geben soll. Im großen und ganzen darf Anz." hervorhebt, sagen, dah da» M > willigt ist: denn Barzahlungen werdi «er!,». 1> »«Vt. ta rische» Kreisen erbl »Netzung et«r t sch band». B. Oefsentltchkeit Den de, letzt»«hZett ftarfl ^ , PpincarSS mit der Besetzung Ür- Ruhrgebt«t». ob«..^ _ Wendung weiterer Sanktlonen. Außerordentlich wichtig ist ferner die FeststÄl««» der Reparat>»n»r»WMlss>»«, hl« die Heravsetmuä de, auswärtige« Gchnldenlafte« De«tfchla»dS für nat«««Üa erachtet. Hierin wird dte Ankündigung einer neuen Konferenz erblickt mit dem Ziele der Herahsetz dxntschen Schuldenlast. ' " lassen, ob Deittschlan- man, wie der „Lok.- oratorium be. »rzahiungen werden i» diesem Jahre nicht mehr gefordert. Allerdings wird die Ausstellung von Lchatzwcchseln die ReichSregierung vor außerordentlich« Schwierigkeiten stellen. Ueber die Sicherung dieser Schatz. Wechsel soll sich Deutschland mit Belgien direkt verständigen. Berbrlngnng einer Goldaarantic an eine auswärtige Bank ist nach wie vor für Deutschland unmöglich. Die Nelchsbauk ist autonom und die RetchSregicrung hat keinerlei Än- spruchSrecht auf die Reserven der RetchSbant. Direktor Urbig von der DlSkontogesellschaft äußerte sich einem Mitarbeiter deS „Berl. Lok.-Anz." gegenüber da hin, Sie aus belgischer Seite zuerst aufgetauchte Idee, daß Sie ti-Banken eine Garantie für die Summe in Schatzdono au,bringen sollten, hatte er für überholt. Wenn das Reich nicht in der Lage set, dt, Golbsumme aufzubringen — und eS set dazu notorisch nicht tn der Lage —. wie sollten dann die Großbanken diese Summen garantieren? Direktor Urbig glaubt deshalb nicht, daß man jetzt noch mit dieser Forde rung auftrctcn werde. Auch in dem offiziellen Texte der Entschließung der Reparationskommission sei von dieser Garantie nicht mehr die Rede. Die Entschließung der Kam- Mission trüge im übrigen interimistischen Charakter. Eine Periode der Drohungen sei abgeschlossen, aber man wüßte nicht, wann die nächste cinsetze. Die Hingabe von Schatz- anwcisungen set im Grunde dasselbe, wie Zahlung tn bar, denn «tn ehrlicher Kaufmann müsse sich doch darüber klar sein, daß er seine Unterschrift einlvsen müsse. Wenn zn der Ausstellung und der Einlösung der Bons nicht eine Kon ferenz komme, die das Reparationsproblem gründlich be handle, sei nicht rinzusehen, wie die Regierung in der Lage sein solle, die Schatzbons etnzulölen. Die Devisen seien eben tatsächlich nicht aufzubringen. 80 Millionen Devisen Gold könne keine Negierung au» der ausgepowerten deutschen aft herausbekommen, da außerdem der Zwang be- kahrnngSmlttel für die Bevölkerung zu kaufen. Zu der Geneigtheit PoincaröS. diese Periode der Drohungen zunächst abzuschließen, habe vermutlich die in den letzten Tagen ciilsetzende Entwertung deS sranzöslschcn Franken brigetragen. Der Franken ging von 48 auf 4b herunter: das bedeutet für die französische Wirtschaft ein sehr ernste» Sturmzeichen. Der belgische Franken habe die Verbundenheit mit dem Fallen der Mark noch stärker gezeigt. Paris, 1. Sept. Ein Mitarbeiter deS „Excelsior" hatte Gelegenheit, mit dem Mitglied der deutschen Kriegslasten, kowmission Dr. Mayer über die Entscheidung der Nepa- rationskominission zu sprechen. Dr. Mayer erklärte ihm: Dte Entscheidung der NeparationSkommission wird in Deutsch- land einen sehr peinlichen Eindruck Hervorrufen. Die Mark wird sicherlich noch weiter fallen, und der sin in- zielle Zusammenbruch, der auf diese Weise nur noch verzögert wird, wird einen schweren Schlag für unsere Industrie und unseren Handel bedeuten. Wir können uns nur dem Urteil der NcparatienSkoinniission unterwerfen. deutschen Delegierten reisten am Freitag nachmittag zurück, um mit der deutschen Regierung einen Plan aufznstellen, nach dem ö'c belgischen Industriellen be liefert werden sollen. dland bar. «l»7tzer Deutsche Pressesti««e». Bei her Beurteilung der Entschetduua dwe VeparaUon»« kommtssion durch dte deutsche Preise macht Ach de, TtM«, uuterlchted Insofern geltend, al» auf der «wve« Sette da« Hauvtgewtcht aus dte Brdenkltchkett de» Sowdevotltt g wtrd. während «ach ltvk» hlu mehr dte Hetguna vorher . an et» gewisse»^tnltnlen Frankreich» zu ,laude». Vtr heben folgende Stimmen hervor: " »Kreuß-.Zt g", „Dt, Entscheidung b« Reparation». kommissio« M für Deutschl, halt de» jetzt angenomri durch dte Preise vekany thy für nicht durwsühr drückltch aus Geheiß unserer Bedrücker . abhängig von der deutschen Regierung gestaltet wurde, kann als ehrlicher Bankier dem Ansinnen der Reparatto«»kvm- mission gar nicht Folge leisten." „Deutsche T-ag «Sztg."r „Um waS-handelt «A sich in Wahrheit bet dieser Entscheidung? Der Kernpunkt liegt nicht darin, daß ivtr nun bei Annahme diese» Beschlüsse» bis Ende dieses IahreS keine Barzahlungen, auf Repara- tlonSkouto mehr leisten müssen. Das ist nichts alS ein plumper Tänschunasversuch. Er liegt darin, daß die Entente einen erheblichen Teil unseres NeichSbankgoldrs. der letzten Reserve des deutschen Volkes, der schon jetzt nnznreichende» Deckung für unseren Notenumlauf, in ihren Besitz bringen will." „Boss. Ztg.": „Diese Entscheidung bedeutet den Weg deS belgischen Vermittelungsgedankens und damit tm Grunde eine Niederlage PotncarSS, der sich gegen diesen belgischen Plan bei den Verbaudlungen schon heftig zur Wehr gesetzt batte. Obwohl da» Morato rium formell abgelebtst worden ist, kommt dir gefällte Ent scheidung tatsächlich einem Moratorium gleich. WaS sind aber Dchatzschctne eine» Schuldner» wert, von dem bi« Gläubiger selbst erklärt haben, dab er unfähig sei. sLtnest Verpflichtungen nachzukommcn?" DaS «Berl. Tagebl." hält eS für bemerkenswert, da von einer etwaigen Ermäßigung der äußeren Lasten Deutsch lands gesprochen werde. Strittig set jedoch die Frage det Sicherheitsleistungen. Der „B orwärtS" sieht einen nicht zu unterschätzende« Fortschritt darin, daß sich dte deutsche Regierung unmittel-- var mit der belgischen Regierung auSetnandersetze» solle. ES müsie jedoch im Auge behalten werden, daß da» Morato rium nicht verwirklicht wurde, sondern baß e» sich nur um eine veränderte Form der Zahlungen handle. Wenn der in Aussicht stehende Umschwung nicht eintrete, werde Deutsch, laud dte Schuldverschreibungen tn sechs Mo- naten nicht elnlösen können. Zur Lage schreibt daS .H-tthr-Abendblatt" in seiner heutt- gen Ausgabe: Hat die ErsüllnngSpolitik Wirth» Schiffbruch erlitten und wird das Kabinett, wie es tn einer demokrati schen Republik in solchen Fällen üblich ist, dte Konsequenzen u ziehen haben? Wer aber mitten im brausenden Sturm, „er über dte deutschen Menschheit wegfegt, sich noch die Gabe der Objektivität zu bewahren vermocht hat. wtrd viel leicht gerade angesichts der letzten politischen Erscheinungen zugebrn müssen, daß ungeachtet aller aller augenblickttche« ungeheuren und gefährlichen Schwierigkeiten der Lage von einem Fiasko dieser SrsUllungSpolitik nicht die Red« sein kann, denn das Gewissen der Welt ist immerhin erwacht. Wenn Frankreich von den beabsichtigten Retorsionen tn letzter Stunde Abstand genommen hat. so ist diese Hemmung am Ende doch nur ans den Widerstand zurttckzuführen, den seine Absichten nach dieser Richtung bei den Alliierten ge funden haben. Schon lehnt England es ah. mit einem außer Rand und Band geratenen Frankreich gemeinsame Sache zu machen und dte besten und feinsten Köpfe in den Bereinigten Staaten bestürmten ihre Regierung und die europäischen Kabinette zugleich. Deutschland und mit Deutschland daS Abendland vor seinem nun wirklich drohenden Untergänge zu bewahren. DaS ist eine politische Wandlung, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. lW. T. B.» Die Ausbreitung des Wirtschaftselends über Deutschland. Teuerungskrawalle in Eberswalüe. Berliu. 1. Sept. In Eberswald« sanken gestern Teuer nngskrawall« „ist» Plünderungen von Lebens mittelgeschäften statt, wobei die Schutzpolizei, dir mit Stein» würfen nnd Schüssen empfangen wurde, von der Schußwasf« Gebrauch machen mußte. Ein« Zivilperson wurde durch Bauchschuß getötet und drei Frauen durch Schüsse an Beinen und Füßen verletzt. Nach anderen Meldungen wurden acht Arbeiter verwundet, drei lehr schwer, di« übrige» leichter, aber immerhin so ernst, daß sie ebenso wie die Schwerver letzten in de» dortige» Krankeuhäuscrn uutergebracht wer de» mußten. Einer der Schwerverletzten verstarb gegen morgen. Zurzeit ist die Ruhe wiedcrhcrgestellt. Nach einem Drahtberlcht unserer Berliner Schrtftleitung Ist EberSwalde mit einem Ztarken Aufgebot Berliner Schupo belegt worden. In einzelnen Fabriken haben dte Arbeiter unter Androhung sofortigen Streiks die Forderung erhoben, daß die Berliner Schupo zurück gezogen werde und daß auch ein Schicßverbot für dte Ebcrswalder Beamten erlassen werden solle. Die Gcwerk- schaftsinstanzen haben sich dieses Verlangen zu eigen ge- macht und heute nachmittag eine Deputation zum Bürger meister geschickt. Dieser bat zunächst eine außerordentliche MagistratSsibung etnberusen. Der Mangel an Zahlungsmitteln. F r a u k s » r t a. t. September. Infolge deS außer ordentlich gesteigerten Bedarfs an Zahlungsmittel» waren sowohl bei de» Postscheckämtern als auch bei der Eisenbahn und anderen Privatbanken die Barmittel völlig erschöpft. Dieser vorübergehende Mangel au Zahlungs mitteln ist ein Kennzeichen der nngehenren Geldentwertung und der Teneruug, verstärkt durch dir Entziehung ocS Geldes aus dem allgemeinen Um, laus. Des Publikums bemächtigte sich gestern bereits eine starke Unrnhe, namentlich als das Postscheckamt Auszahlun gen verweigerte. Eine Sitzun, -es Äeichska-inelts. lik lener Drahiberi«« der „Dre»dn. N a ch r > ch t e n'.l Berlin. 1. Sept. DaS NeichSkabinett trat heute nachmittag, wie wir hören, z« einer Sitzung zusammen. Es handelte sich um die Erledigung lausender Angelegenheiten, u. a. auch nm die Besprechung einzelner Maßnahmen gegen die Teuerung nnd den Lebenömittel- wucher. Mir wir weiter hören, wird in den zuständigen Ressorts an der AnSarbcitung der zu beschließende« Maß nahmen mit allem Nachdruck gearbeitet, so daß ein Abschluß der Arbeiten in Kürze zu erwarten ist. Mit der Ent« scheid nngderReparationSkommission wird sich das Kabinett im Lause des morgigen Tages befassen, wenn Staatssekretär Schröder auü Paris zurückgckehrt ist. Aushebung der Einfuhrfreiheis für Rohtobak. Berlin. I. Sept. Um einem wetteren Sturze der Mark zu begegnen,-hat sich die Regierung entschlossen, verschärfte Maßnahmen zur Unterbindung der Einfuhr aller entbehrlichen Waren zu ergreifen. Zu diesem Zwecke hat der RetchSwirtschaftsminister die bisherige Einfuhrfret- heit für Nohtabak durch Bekanntmachung vom Sa. August d. I. mit sosorttger Wirkung aufgehoben. Ebenso wird der RetchScrnährungSmtnister auf seinem Ge- biete Beschränkungen der Einfuhrsreihett vornehmen. Gleichzeitig werden die Außenhandels- nnd anderen Be- wtlligungSstellen angewiesen, für diese Waren und eine Reihe anderer entbehrlicher, bereits unter Einfuhrverbot stehender Waren bi» auf weitere» die Einfuhrbewilligung nicht Mehr zu erteilen. Das Einfuhrverbot wirb wieder aufgehoben werden können, wenn ein genügender Zolischutz durch Erhöhung der Zölle erreicht ist. Der Reichswtrt- schgftsminister hat alsbald die durch den Erlaß des Einfuhr verbotes für Rohtabake an der Tabakwirtschast beteiligten Kreise zu einer Besprechung etngeladcn, die am Sonnabend vor sich geht. Der unter Zollaufsicht sich vollziehende Ver- edelungSverkehr wird durch die Aufhebung der Einfuhrfrei, heit nicht berührt, da für ihn eine Einfuhrbewilligung nicht erforderlich ist. sW. T. B.» Das Ende der „Breslauer Morgenzellung*. Breslau. 1. Sept. Eines der ältesten Blätter ^lesienS, dte un 7». Jahrgänge erscheinende „Breslauer Morgen- zeitnng", stellt mit dem Ablauf des MonatS September auS wirtschaftlichen Gründen ihr Erscheinen ein. Ermor-ung zweier belgischer Soldalen. Bcrliu. 1. Sept. In den frühen Morgenstunden sind in Oberkassel bei Düsseldorf ein belgischer Posten nnd ein belgischer Sergeant erschossen worden. Die Täter sind noch nicht sestgcuommcu. Die BesatzuugL« behörde hat die Untersuchung sofort eingclcitet. ES wur den Haussuchungen vorgeuommcu. Bisher sind 7 A-Bone» verhaftet worden. Aus der vorliegenden Meldung ist über das Motto der Tat, über die Täter und die näheren Umstände nichts Sicheres zu ersehen. ES bedarf einer besonderen Versiche rung nicht, daß ein Meuchelmord, wenn ein solcher be gangen wurde, gleichgültig, an wem er begangen wtrd, schärfste Mißbilligung findet. Eine sofortige Aufklärung liegt nicht nur im belgischen, sondern auch durchaus tm deutschen Interesse. (W. T. B.s Dcmziger Fragen vor dem Völkerbund. Genf. 1. Sept. Der Völkerbund entschied heute tn öffentlicher, zum Teil dramatisch bewegter Sitz n n g die fürDanzig so außerordentlich wichtige Frage des pol nischen Kriegsmaterial- und Explostvstofs- lagerS auf dem Gebiete der Freier^ Stndt, und zwar tm p o I n i s ch c n S i n n e. Er bestätigte die Entscheidung deS BölkcrbundSkvmmillarS General Haking, die rin künftiges Munitionslager auf dem rechten User der Großen Weichsel und bis dahin ein vorläufiges Lager auf der Holm-Insel, also tn der Stadtanlage selbst, vorsieht. Der lebhafte, nach drücklichste Protest deS Präsidenten der Freien Stadt Dr- Sa hm. der aus die ungeheure Gefährdung der Stadt und ihrer Bewohner durch die ständige Explosionsgefahr hln- wteS, bletbs ohne Wirkung. Diese Gefahr ist. so führt Prä sident Sahm auS, um so größer, als da» provisorische Vager aus der Holm-Insel infolge der ungeheuren Kosten sür eine Neuanlage zu einer bauernden Einrichtung und daher zu einer dauernden Gefahr für Leben und Handel der Danziger Bevölkerung zu werden droht. — Auch ln der Frag- bist Verwaltung b « ö W e i ch s e l l a u f e S, der laut Bor- schlag des BölkerbuildSkommtssariat» durch den HafenauS- schuß erfolgen soll, begnügte sich der VölkerbundSrgt oyustt, den Beschluß deS Kommissars zu bestätigen. tW. T. B.j Teilnahme Lloyd George» an der völkerbundslagpag. London, 1. Sept. Der ParlamentSbertchterstatter deS „Daily Chronicle" meldet, Lloyd Georg« werde ver suchen, an der BölkerbundStaguny tn Genf tcjlzuneümen. sofern die britische Negierung d»eS für angebracht Bet der kommenden Tagung LeS Völkerbundes voraussichtlich auch die Zulassung Deutschi z»m Völkerbund zur Sprache kommen. inevmen, ht halte. S wirb !la«tz»
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