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i»uf Kein dortigen Lanzsaal nach der Letzteren »«sicht etwa» z» tief in dar Glas geguckt und erhielt deshalb neben der -blichen Gardinenpredigt die Aufforderung, nunmehr mit Trinke« auf» zuhören. Alles dies paßte aber unserem Drerdener nicht in seinen Kram. Plötzlich ertönten wiederholte Puffe durch den ganzen Saal. Alle Anwesenden wurden darauf aufmerksam und waren Zeugen davon, wie der nobele Großstädter seine Begleiterin mit den Fäusten trartirte, insbesondere auf ihren Kopf in einer Weise losschlug, daß endlich die OrtSgerichte und da- ganze Publikum dagegen einschritt Das Verfahren, dar man einschlug, war äußerst kurz. Man setzte den Störenfried in größter Geschwindigkeit an die Luft, und kaum dar Solche» geschehen, nahm er seine Geliebte unter den Arm und, ein Herz und eine Seele, wanderten sie selbander nach Hause. — Unter dem 11. Juni d. I machte da» königliche Ge» richtsamt Dresden bekannt, daß eine unbekannte Mannrperson mehreren Mädchen, die aus einer Fabrik Dresdens des Abends nach den Trachenberge» zurückgekehrt, zu wiederholten Malen aufgelauert und sich ihnen in einer dar Sittlichkeitsgefühl ver letzenden Weise genähert habe. Man theilt uns heute mit, daß der Unbekannte von der hiesigen Polizei in der Person eines Maurerlehrlings ermittelt und verhaftet worden ist, der aus Laubegast flammt und auf der Fichtenstraße gewohnt hat. — Auf der römischen Posel zu Sörnewitz, unweit Mei ßen, findet morgen, Mittwoch, ein Extraconcert vom Artillerie» Trompeierchor unter Leitung des Herrn Stabstrompeter Böhme statt. Die Posel bietet bekanntlich eine der schönsten Aussichten in das Eibthal und es geht Nachmittag- um 3 Uhr das Dampfschiff unter Musikbegleitung von Dresden ab. Wer nicht auf der Elbe zurückfahren will, kann sich Abends von EoSwig auS der Eisenbahnfahrt bedienen. — In Nr. 193 des Dresdner Anzeigers vom 11. Juli macht das königliche Gerichtsamt Dresden die Auffindung eines männlichen Leichnams bekannt, der am 9. Juli am Elbufer zu Loschwitz gerichtlich aufgehoben worden ist. Wie wir erfahren, ist der Aufgehobene mit einem hiesigen Victualienhändler iden- tisch, der seit Kurzem tiefsinnig war und sich in solchem Zustande am 8. Juli heimlich aus seiner Wohnung entfernt hat. — Vorgestern ging ein größerer Pulvertransport von 90 Crntnern mittelst der Bahn hier durch, derselbe kam von Hamm, war auf zwei Wagen verladen und nach Waldenburg in Schle sien bestimmt. — Auf der alten Brücke ist am 8. Juli eine Damenuhr von einem fremden Kaufmann aufgefunden "und der Behörde übergeben worden Wie wir hören, hat sich die Verlustträgerin noch nicht gemeldet. — Der hiesige Schriftsteller.Verein ist in seinen Bestre bungen für die Deutsche National-Litteratur wieder einen mächti gen Schritt vorwärts gekommen. Auf seiner ebenso patriotischen wie nützlichen Jagd nach Schriftsteller-Jubilaren ist er in Brock haus' Conversationslexikon bereits bei Littera 6 angelangt. Gutzkow und GryphiuS sind die hehren Namen, die dem nächst mit dem JubrlarS-Diplom geschmückt werden sollen. Der Dichter der frommen geistlichen Lieder wird mit dem Verfaffer der u-'geistlichen „Wally" zu einem Zwiegespann friedsam zusam- mengekoppelt! Wer Näheres erfahren will, muß am 19. d. M. Loschwitz besuchen. Es ist nämlich ein Cvmitü aus der Mitte des Vereins zusammcngetreten, um an diesem Tage einen festlichen Spaziergang nach Loschwitz, sowie Abstecher nach dem Schillerhäuschen mit obligatem Abendessen und Trinksprüchen in Scene zu setzen Eine Einladung ist dazu nach Weimar an- I)r. Gutzkow, den Generalsecretär der Schillerstiftung, ergangen Schöngeistige und besonders schriststellernde Damen sind als Gäste willkommen. O glücklicher Dresden, Du Pflanz- und Pflegstätt« alles Hehren und Schönen! Und nicht Du allein, auch Deine Umgebung... „Loschewitz, Blasewitz sind nicht fern vom Musensitz; Schiller fand, wie bekannt, Gusteln dort am Strand I < — Die letzte Gartenversammlung der Flora fand in dem Garten-Etablissement von Dreiße und Papenberg statt und er- freute sich, trotz des ungünstigen Wetters zahlreichen Zuspruchs. Das obengenannte Geschäft richtet seine Thätigkeit weniger auf die Anzucht einzelner Pflanzen, sondern breitet dieselbe nach ver- schtedmr» Gerten hin au»; daher wir auch daselbst die veßi schiedenstrn Flor-lumen und Pflanzen in Cultur finden. B« sorgfältigste« Benutzung jeder, auch de- kleinsten Plätzchen» ist überall Fleiß und aufmerksame Behandlung der einzelnen Pflan zen bemerkbar und dem Besuch des jetzt in mannigfachen Blü- thenschmuck« prangenden Garten- lohnenSwerth. Besondere Be» achtung fanden ein blühender, starkduftendes kßocloävllckroo zinäckeni, sowie unter den Blattpflanzen die prächtige älovassin melnllioa und Lnivknomo nenn«,. — Am 8. d. M. Abend- wurde der 5jährige Sohn der Weber List zu Meerane durch einen umstürzenden sogenannte« Steinschlitten erschlagen. — Am 10. d. M. früh sl Uhr brannte da- Wohnhaus de- Schneidermeister Petzold in Ocker» Witz nieder. Das Feuer brach auf dem Boden in der Nähr der Esse aus, welche, ebenso wie dar HauS, sich in baufällig«« Zustand« befunden hat. Petzold hatte den Tag vorher den Backofen geheizt gehabt. Der größte Theil de- mit über 1000 Thlr. versicherten Mobiliar» ist gerettet worden. — Der h. StaatSregirrung würde sich besonders dar r«i» sende Publikum zu außerordentlichem Danke verpflichtet fühl«, wenn sie die nach Neustadt führende Fußbahn der Marien brücke, linkerseits an der Eisenbahnbrücke fortlaufend, direct bi» an die AuSmündung der letzteren auf den Platz nach den Bahn höfen fortführen wollte. — 4- Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vo« 11. Juli. Vier Einspruchsverhandlungen stehen heut an. Christian Eduard Triemer hat vor längerer Zeit dm Woldem« Kaden wegen Beleidigung verklagt. Kaden soll dem Gegn« 15 Thlr. geschuldet haben, er wurde verklagt und ist nun eb« Brief Gegenstand der Anklage, in welchem Kaden da» Wort „Schwindelei" gebrauchte. Der erste Richter verurtheilte den Verklagten zu 3 Thlr. Geldbuße und Tragung der Kosten.' Dagegen erhob der Kläger Einspruch, die Strafe erschien ihm zu gering. Herr Advocat Richard Schanz als Vertheidigrr Ka den-, wirkte mit allen Kräften dahin, daß es bei dem ersten Erkenntniß blieb. Der Gerichtshof ließ es beim Alten und zwar „aus vorigen Gründen." — Bei der zweiten Sache steht ein Advocat einem Privatmann gegenüber. Der Streit kommt au» dem Bereich der Frauen. Die sind der schuldige Theil, daß der Advocat Er,.st Wilhelm Riedel, ehemals zu Dippoldis walde, jetzt zu Altenberg, zu 2 Thaler Geldbuße und die Frau Wilhelmine Bauermeister zu 10 Thlr. Strafe vsrurtheilt wurde. ES handelt sich um Beleidigung; die Bauermeister hat nämlich dem Advocaten vorgeworfen, daß ihr Mann mit seiner Frau gegen dar 6. Gebot gesündigt habe. Da hat er nun die Bauermrrster verklagt und dabei sich schriftlich etwas stärker ausgesprochen, als es in der Ordnung ist, und nun wurden Beide bestraft. Aber der Erfolg de- Einspruchs war nicht günstig, denn eS blieb bei 2 und 10 Thaler Strafe. — Nächstdem erscheinen zwei Vertreterinnen des schwächeren Ge schlechts vor Gericht. Nichts als kleine Hausschimpfereien sind der Grund de» heutigen Prozesses. Es war zu jener Zeit, als die Schneeglöckchen in diesem Jahr den kommenden Frühling verkündeten. Da wohnte die Wilhelmine Escher mit der Caroline Bräunig in einem Hause zusammen. Eine- Tage» wollte dir Bräunig die Escher „anpumpsn", was sie übrigens oft ge» than haben soll. Letztere gab aber nicht- und da soll die An dere gesagt haben: „Du gottverd— Luder, Bettelmadam, Dir soll der Teufel in den Bauch fahren, und andere Redensarten mehr. So steht die Sache. Die Klage ging los und die Bräunig wurde wegen Beleidigung zu 4 Thaler Strafe oder 8 Tagen Gefängniß, wenn sie nicht bezahlen kann, verurtheilt. Die Bräunig hatte nun viel Zeugen citiren wollen, von denen aber viele gar nicht eitirt wurden, und gerade die, die vorgeladen wurden, die steht sie nicht für voll an. Den Einen zum Bei spiel, dm mag sie gar nicht haben, der Mann sei schon zu oft bestraft, dem glaube sie nichts. Wie könne der Zeuge sein- — Jndeß zwei Zeugen muß sie für voll ansehen; denn die haben ihre Aussagen gerichtlich beschworen. Das ist eine gewisse Frau Dittrich und der Pferdehändler August Sommer. Die Bräunig beruhigt sich lange nicht im Gerichtssaale, die kam über den Zeugen nicht hinweg, der schon so oft bestraft sein soll. War»U