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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.11.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19241117018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924111701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924111701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-17
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.11.1924
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Nr. 47« Seite« - Vr»dmr Nachrkhkea — MevkaO. 17. Nove»«»r ISS« Das -catsche Volk wird am 7. Dezember z« entfcheiden Häven, ov c» ans der Verhängnis«»»«» roten Linie weiter» «ehe» wiS, ov eS au» dem Wirrwarr der letzten Jahre heran- will, ,m da- nüchterne, aver reale Ziel zu erreichen, ein« sichere nnd solide Neateruiig an Steve der Mistwirtsäms« de- jetzigen Regierungssystems zu setze«. Das driickt sich klar aus in den Worten: FortmitdenNvvcmher-Mäuuernl jVorlzuK vudenvo ss von Mllnrden? München, lsi. Nov. Sin Münchner Sonntagsblatt meldet, dast G e n e r a 1 L u d e n d o r f f die Absicht liege, in der nächsten Zeit von München w e a z n z i e h e n. General Ludendorfs wohnt zurzeit in einer Billa auf LudwigShöhe. Beginn der deuisch-rusjifchen Kandels- oeriragsverhandlungen. MoSkaa, i5. Nov Die feierliche Eröffnungssitzung der deutsch-russischen HandeiSverlragSoel Handlungen bat gestern un grossen Lonscrenzsaalc des Austenkvinmiisariats statt- gesunden. Der Vorsitzende Krassin erossnete die Sitzung mit einer längeren Siede, tn der er aus die gemciiiianien Inter- essen Ser beiden Lander InnivieS und die wirtschaftliche Lag-e der Sowjet-Union tn Vcziehnng aus den Wir lsctiaslsr>erkebr mir Deutschland ausführlich schilderte Krassin betonte, Saft Sie Sowjctrcgiernng an dem Grundsatz des Austenhandels- mouopols als wesentlichster Stütze des politisclx» und wirt schaftlichen Systems der Sowjet-Union unentwegt sesthalte, gab aber gleichzeitig seiner Neberzcugung Ausdruck, Säst die deutsch-russische Zusammenarbeit aus allen Wirtschaft- gebieten durchaus möglich sei, Botschafter Graf Brockdorss-Rantzau dankte sodann sür den herzlichen Empfang und die freund lichen Worte der Begrüßung und betonte, auch er verhehle sich nicht die Schwierigkeiten, die im Lanie der Verband- lungen entstehen können, hotte aber, das, diese Scinvierig keilen bet dem festen Witten beider '.Negierungen zu über nnuS-n keien. Dann fuhr er svrl: Das deutsche 'Volk weist, was ihm der in Frenndschast sreigehalt ne Weg nach dem Osten bedeutet. cS ist eiitichlossen, ihn zu betreten, nicht alS Bittsteller »nü nicht als Eindringling, sondern als ansrichiiger Freund, nm gemeinsam mit den 'Böllern der Sowjet-Union aus ulbauen, was durch den Krieg zerstört wurde. Wenn Russland Deulschland liilii und Deutschland Russland nnler- stuyl, >o bedcuiek das Selbsthilfe. Die heute beginnenden Lierhandlungen sind eine wichtige Etappe auf dem Wege, dieses Ziel zu erreiche». Entschlossen, unter gegenseitiger Achtung der berechtigten Inieiesien des anderen Teiles zu verhandeln, und in der klaren Erkenntnis, dag jedes Land das Recht be sitzt. >cin Wirn'chastSsnstcm nach eigenem Ermcsscn auf- zubauen, gehen wir an die Arbeit, Die geschäftlichen Pcrliandlungen der deutschen und russischen Delegation beginnen ain Montag, den >7. November, 3m Dienste der Feinde Deutschlands. Eine unerhörte Denun-iaiion. tDrahtmeldnng untrer «erltner < ch r i 1«1« > t» » r 1 Berti«. lL Ein demolratilches «ertin-r Blatt berschte«, daß in de« Dresdner Kaserueu „neuerhingo" wieder Zeitfreiwillige auSgediidct würbe«. Ualer ve« zuletzt Ausgrbildeten vestnve sich elu Student, der namentlich ve, zeichnet wird. Der Republikanische Reichsbnnd in DrcSdc« sei wegen Vieser Din« veretls bei den -nftünvige« Stelle» oorstcUrg geworden. « tteber den Wert derartiger Denunztaltonen, dt« zu srder Zeit des fünfjährigen Wirkens der schmachvollen Mililär- konlrolle zu verzeichnen waren und die da- traurigste Kapitel der deutschen LeidcnSzcit nach dem Kriege bilden, braucht man sich keine Gedanken zu machen. Die Angaben sind ganz zweifellos ebenso aus der Luit gegriffen, wie alle bisherigen Versuche, der Sptonagekommission Material ln die Hände zn spielen. Aber dieser neueste Fall, der tn aller Oesfcnt- lich keil von einem demokratischen Blatte hervorgezerrt wird in einer Zeit, da von dem Ergebnis der „General- tonlroüc" das Ende des schimpsltchsten Abschnitts der Milttär- kontrolle abhangt. ist so unerhört, dast kein Wort scharf genug ist um diese» Faustschlag gegen jedes nationale Empsinden gebührend zu brandniarken. Schmühltchstcr Verrat zeigt sich hier als Ergebnis einer bltnden »nveraiiiwortitchen Hetze von ltnkS, die sich gegen das eigene Volk richtet, und ohne jede Scham stellt sich das Berliner Denivkratcnblalt tn die Reihen der zahlreichen auswärtigen Hetzer, die. wie aus nach stehenden Meldungen hcrbvrgelü. snstemalisch an der Ver ewigung der deutschen Knechtschaft arbeiten. Jeder vale» lan. slievenöc Deutsche must und wird mit grenzenloser Ver achtung von eine», Treiben abrücken, das den Feinden Deutsch lands in io verhängnisvoller Weise tn die Hände arbeitet. England beteilig! sich an der systematischen Kelze. Berlin, 18. Nov. Die Verbreitung von erfundenen Mel. düngen ul>er angebliche heimliche Rüstungen in D c u t s ch l a n ü, die im Vau sc der Generalinjpektion fest- gestelU sein sollen, hat nunmehr von der französischen Presse auch aus die ,.T i m c s" übergcgriffen. Diese- Blatt lxtt in den letzten Tagen eine Reihe von Artikeln eines Berliner Sonder berichterstatter» vervssentlicht. tn denen ebensall» Deutschland Verstöst« aegeu di« Abrüstung-bestimmungen de» vertrage« von Versailles vorgeworsr» iverden. Obgleich angeuvinmen werde» kann, daß auch ein Dementi dieser ncuc» falschen Rach richten die systematisch betriebene Hetze nicht zum Stillstand bringen wird, stellt da- W. T. v. gegenüber den einzelnen falsche» Behauptungen der «Time«" u. a. sest: 1. I« Dresden find keine große« Waffe», nnd Muni» «lonssnnd« gemacht worden. Festgeslellt »nrdm tatsächlich »nr ttz ovllig ««brauchbare Armeesäbel, lv »erroftet« Karabiner »nv 1» Maichinengewehrlänse. 2. Bei Krupp ist nicht dt« Fabrikation von Gewehr- läufen fcstgcstellt worden. 8. Dir zugelasscne und von den KoniroNofftzierrn mehr» fach besichtigte Festung-artillerle in Künlg-berg steht nach wie vor unbeweglich auf betonierten Bettungen. 4. ES gibt in Deutschland kein Institut da- sich mit der Herstellung von Kampfgasen beschäftigt. Die iw Kriege für die Herstellung von Kampfgasen errichteten An- lagen sind zerstört. Zum Schluß sei festgestellt. dast auch die vom Bericht erstatter der .Times"' ebenso wie die vom Berichterstatter de- „M chester Guardian" auk'estelltcn g-xr Dlssercnzen zmischcn dem Auswärtigen Amt und dem Reich», «ehrministerium jeder Grundlage entbehre«. <W. T. B-s Polnische 0il«en. Berlin, Ni. Nov. Die „Polska Zbroina" brachte ksirzllch eine Nachricht, dast unlängst eine geheime Konferenz sämtlicher ehemaliger Admirale und anderer Offiziere der Kaiserlichen Marine stattgcsiindrn hätte, um über eine» schnellen Wiederaufbau der deutschen Kriegs flotte z» beraten, ferner, dast, um diesen Zweck zu verheim lichen eine Ha»delSkchIssahrtSgesell>'ch"tt inii ttnau-.-' er Unterstützung der RcichSregiernng gebildet worden wäre. Diese Nachricht ist von Ansang bis zu Ende erfunden: eS bat weder eine Veliaii»i,-u>na von inaktive-, der ati. en Seeoffiziere» stattgcfunden, noch ist von ihnen eine Handels gesellschaft gegründet morden. Ebenso unsinnig ist dir w-itere Behauptung der .Polska Zbroina", dast zwei Kreuzer tm Ban seien, die äustcr- Uch daS Auösehe» von Handelsschiffen hätten Ii» tttau ist zurzeit nur ei» Kreuzer normalen Tnps, wie er von den gesetzgebenden Körperschaften genchintgi wurde, nnd wie er den Bedingungen des Versailler Vertrages entspricht. (WTB.j Ein Vertrauensvotum sür Mussolini. Mussolinis Anssenpolitik gebilligt. Rom, lii. Nov. Die answärlige Politik Miilsolin s ist gestern bei Abschluß der Debatte von der Kammer mit einem Vertrauensvotum von 847 g gen i> Stimm, n bei Llimmentlialtnngen gebilligt worden, ll. a, stimmte» gegen die Regierung Givlitti, der srüherc Piinisier Solari und der frühere Faschist R o c. a. Pc'nssoitui hatte vorher erklärt, wer die allgemeine Politik der Regierung nicht billigt, solle schon jetzt dagegen stimmen und nicht das Vndgci dcS Innern abivartcn. Gtvittti habe vvr der Absl.mmiing erklärt, er hätte die Austenpolilik gebilligt, aber da der Ministerpräsident ein allgemeines Volum verlange, stimme er auS Gründen der inneren Politik gegen die Regierung, weil er daS von der Negierung eigenmächtig erlassene Presie- cdtkt und die ohne Betragen der Kammer vorgeschlagenen VcrfassungSreformen mißbillige. Degeislerle Kundgebungen sür Zaglul- Pascha. London, IS. Nov. Realer meldet auS Kairo: Sämt liche Schulen feiern, die Studenten durchziehen die Ltrasten und bringen Hochrufe aus Zagsnl-Palcha aus. Die Beamten des F i n a n z m i n i st c r > n m S ha be n ihre Arbeit verlassen. Die Angestellten des Unterrichtsmini steriums versammelte« sich im Hose des Minisleriinns, wo An sprachen gehalten wurden, die anregien, man solle an den König eine Abordnung schicke» mit der Bitte, das Niicktriits- gesnch des Ministerpräsid-nlen abznlehnen. Die Geschäfts räume eines wöchentlich erscheinenden Witzblattes, das eine Karikatur Zaglul-Pasckas gebrach, hatte, wurde von der Pi e n g e anacg rissen, die das Inventar zerstörte/ die Fenster zerschlug und das Blatt verbrannte/ Die Angreiser wurden von der Pvttz'-i auseinander- getrieben. Bor dem Hause Zaglnl-Paschas, dem Parlament nnd dem königlichen Palast fanden graste Menschen ansammlungen statt. «W. T. V.i i Kerriol organisiert den Frieden. Die unantastbaren Verträge! — Hcrriot nnd ThcuniS in Luxemburg. Paris, li>. Nov. In Luxemburg wurde heute in An wesenheit des französischen und des belgischen Ministerprüsi- dcitten, sowie des dclgisciien AusceilmiiiisterS Hnnianü ein Deuliual zur Eriuneruiig au die in> Kriege gefallenen frei willige» Luxemburger und an die in Luxemburg beigcjetzteil g.-salleucii französische» und belgischen Soldaten eingeweihl. Bei der Feier hielt Ministerpräsident Herriot eine lllede, i» der er sagte: Frankreich will zuerst für die Stcherhoil seiner Alliierten nnd sür seine eigene Sicherheit arbeiten Das ist mehr als sein Recht, das ist eine strenge Verpflichtung, die alle» Regierungen auferlegt ist Wirkliche Sicberlwit ad r kan» es nur im organisierten Frieden geben. ES genügt nicht wenn man nach einem furchtbaren Konslikl eine Reihe von Verträgen und Kompromissen, durch die gewöhnlich Krieg« be endet werden, schasst. Die Verträge, die unantastbar sind, müssen einer allgemeinen Organisation vorausaehc», sür die wir die Grundsätze jüngst in Gens sesigelcgt haben. A» die sem Werk arbeitet Frankreich mit aller seiner Kraft. Auch der belgische Ministerpräsident ThcuniS hat in seiner Rede von dem unsichtbaren Frieden ge sprochen. der tn einen wirkliche» Frieden uingewandeli wer de» i»üsse. Heule abend sind die belgische-,, und sranzüsiscix-n Minister im Llaatshause in Luxemburg und später von der Grostlicrzogin empfangen worden, die zu ihren Ehren ein Essen veranstallci hat. iW. T. B.i Lord Grey über Deulschlanbs Slellung zum Völkerbund. London, iss. Noo. In einer Rede in Newcastle rrklärte Lord Gren. die RcparattotiSsrage sei ein grosses Hindernis sür de» Eintritt Deutschlands tn den Völker bund gewesen. DaS Londoner Abkommen stelle jedoch einen grossen Schritt zur Beseitigung dieses HiuderuisscS dar. Die Anwesenheit Lord CecilS in der Rcgtcrung sei ei» klarer Beweis dafür, dass sie eine Völkerbundspolitik veriolgen werde. Lord Gren erklärte weiter, er sehe jetzt das. was er ilttt nicht gesehen habe, nämlich dast ein Krieg infolge d c s Anwachsens der Rüstungen unvermeidlich war, und er sei zn dem S«hl„st gekommen, daß eS, welche» au chimmcr die Schuld Deutschlai,do gewelen sein möge, den Krieg in jenem Jahre hcrbeigesiihri zu haben, das Anivachle» der Rüstungen gewesen sei, was den Krieg wirklich nnvcr, meidlich gemacht habe. Der nächste Krieg würde daS Ende der Zivilisation bedeuten. Bezüglich des Völkerbundes müsse sowohl Frankreich alS auch Deulschland und den Vereinigten Staaten noch vieles klargcmacht werde». Deutschland könnte sagen: Angenommen, ich trete bet nnd bekomme dann Schwie rigkeiten mit einem anderen Lande nnd stehe znm Völker bünde und bin bereit, den Streit von ihm regeln zu lassen, und die andere Nativ» lehnt dicö ab: waS wird da»» Groß britannien ln»? Wird es z» mir sichen'? Lord Grey erklärte, wenn man diese Frage nicht beantivorien könne, io werde Deutschland sagen: Wenn der Völkerbund sür mich keine Sicherheit bedeutet, dann werde Ich erwägen müssen, ob ich nicht meine Rüstungen wieder aufbanen soll. Lord Gren fuhr fort: Wenn Grvssbrlannien den Völkerbund zu einer Wirk lichkeit machen wolle, so müsse es erklären, dast eS nicht sür Londerbündnissc eintrcte. die sck'li-stlich zu einer RioalitLt zwi'chen den Nationen führen. Diese und andere damit zu sammenhängende Fragen müsttcn bennlwvrlel werde» in Verbindung mit der Unterzeichnung deS G e n s e r Pro tokolls. Lord Gren fügte hinzu er werde niemals dafür ctntrcten, dast die britische Flotte tn den Dienst eine« auswärtigen Tribunals gestellt werde. tW. T. B.) vudo Karlmann 1». Berlin, ktz. Nov. Der ehemalige vsterretchlsche Ge sandte in Berlin, Ludo Moritz Har« mann, ist am Freitag abend in Wien seinem schweren Leiden erlegen. Der Reich S- Präsident hat an Fra» Professor Hartman» tn Wien ein Beileidstelegramm gesandt. lvk S«nar«>v«r1e»»u»io »Nr N-«>»N»up>m«on»o»,»N P OnnvralvvrUiU-r: tt. rcppmsnn. Itrogen Uomnicr r«I«pt»»> >»-crL. Musikreiche Stunden. Reger-Avcnd in der Krcuzkirche. — Neger-Morgen im Vcrcinshauö. — Die „Meistersinger". AIS zwei!« Vcranstalliing der Max-Rege»-Tage gab es ein Konzert tn der Kreuzktrche. Wo Reger geieieri wird, darf Orgelklang nicht fehlen. Und so liest der Berliner Organist Fritz Heitmann aus der nach KricgSiivrcn glänzend er neuerten Krcuztirchcn - Orgel ein Elwraliverk und die B-A-E-H-Fantusie hören. Beides Schöpfungen ans der Jugendzeit, für die daS gilt, wasRcaer selbst von 4^>ichs Orgel chorälen sagte: cs sind sozusagen „sinionische Dichtungen" iiir Orgel, stark romantisch im Ton, sprunghaft in den Modu lationen wie tn der Dnnamik. dabei von grosser signratioer Spielsreudigkeit und voll kniffliger Kvnirapunklküiisic. Ibre Wirkung war stark und gereicht auch dem ircsflichen Spieler zur Ehre, der nur leider mit den Klangverhältnisscii der Orgcl und der Kirche nicht vertrau! war und darum im Forte zu starke Stimmen zog, so dass der Klang im Schis» »nlen streckenweise zu einem chaotisrtwn Touacbriill wurde. 'Wie sehr die Krcuzkircl)«, namentlich wen» sie. n ie leider diesmal, nicht sehr voll ist, zur Ucberakustik neigl, Hörle man auch l>ei dem Bio-linsolo von AdoIs Busch,- die Geige klang doppelt ko gross, als am Abend vorher im Opernhaus, DaS zu Gehör gebrachte Präludium mit Fuge stammt auS RcgerS Werken ,ür Violine allein, ohne Begleitung, mit denen er ziemlich vereinsamt die Nachiolgerschast berühmter gleichartiger Werke BachS angetretcn hat. DaS Stück tonnte auch wirk- sich beinahe von Bach sein, Lein Vortrag bol dem Mciitcr- gciger Gelegenheit, erneut lein icchiiisches und musikalisches Können zu zeigen. So klar und empsindungsnoll nnsgclegt kann dies« notgedrungen nur skizzenhafte Polnphonie auch unserem an vollere Klänge gewöhnten Ohr noch etwas bieten. Den vokalen Teil dcS Abends vertrat der Bremer Domchor unter Pros. Eduard Nößler. eine aus gezeichnete Sängervcreinigung mit guten, wenn auch teil- weise etwas herben Stimme» und vorzüglicher musitalischcr Schulung. So gestalteten sich fünf Nummer» aus den Geist lichen «»esängcn für gemischten Chor Werk 188 zu dem stärk sten Eindruck des ganzen Abends. Es sind wundcrvolle, gleichsam tn klingender Holzschnittan achaltene, von der Patina kunstvoll gewollter Altertümlichkeit belegte Ton- dichiungen voll tiefster Verinnerlichung und bei aller Einfach, heit meisterlicher Ausnützung der klanglillten Möglichkeiten -cS gemischten vier- bis achtstiminigc» Chorklangö. Daö kühnere, aber weit weniger beherrschte, selbst einer Sänger- oereinsgung solchen Ranges noch Schwierigkeiten bietende Jugcndwerk „FrühlingSblick" musste daraufbin absaileii konnte aber der Erinnerung an den gehabten grasten Genust keinen Eintrag tun. Noch voll vvn dieser schönen Erinnerung fand sich am Sonntag vormittag um >-l2 Uhr di« Neger-Gemeinde zu einer K a in in c r »i u s i k o c r a n st a l t n n g im Vereins- Hanse zusammen. Der grosse Kvnzcr>saal wirs diesmal einen erfreulich guten Besuch auch a»S Dresdner Kunst- und Gc- sellschasie-krcisen aus. Das batte wohl seinen Grund mil darin, dast der Hauptteil der Veraiistaliung vom Adols» B u s ch - O u a r I e t t bestritten wurde, das damit hier zum ersten Male konzertierte. Seine vier Mitglieder Adolf Busch, lsöiig Andrcasso», Karl Doktor und Paul Griimmcr bilden ein Ensemble, dessen Zuiammcnspiel an technischer Voll endung. Genauigkeit, Ausgeglichenheit und musikalischem Einpsiilden ideal genannt iverden darf. Die beiden Flanken- männcr gellen ja auch sonst alS berühmte Vertreter ihres Instrnmcnles, aber die Vertreter der zivci Miticlstimmcn sind ihnen ebenbürtig: insbesondere Val Karl DolivrS Bratsche eitlen ganz wundervollen sonoren Klang. Im übrigen musi zieren die vier Künstler, alö wären sic vier Organe ein und derselben Musikersecle. So fanden zwei Slrcichguarlclie Max Negers eine Wiedergabe, die wirklich als scstmässig gelten konnte. Das erste war daS drei fähige in A-Dur mit den lieblichen Variationen inmitten und den beiden lustigen Ecksätzcn, die aber trotz aller Stilserne darin an Altmeister Hand» gemahnen, daß sie de» Scherz gern auf Augenblicke in ernste Versonnenheit verkehren. DaS zweite war das statt liche Werk IU9 in Eö-Dur, dessen wundersam ticscS Larghetto immer so ganz besonders warm zum Herzen spricht, und dessen schcrzohaflcS Presto zu den Neger-Sätzen gehört, die jedem, wes künstlerischen Glaubens er auch sei. gefallen müssen. Auch der fugierlc Schlusssatz mit dem Hauptthcma Im „guten Kameradc»"-Nhvthmus spricht trotz seiner konirapunk- tischen Künste stets ohne weiteres an. Am „schwersten" ist der erste Satz, der an Modulationen und thematischen Vcr- schlingiingcn dem Hörer manch' harte Nuss zu knacken gibt DaS Vusch-O-uartett wurde natürlich und gebührenderweise über die Masten gefeiert. Aber auch der junge Pianist Rudolf Serkin hatte einen Bombenerfolg mit den Ncgerschen B a ch - V a r i a t i o n e n, die er zwischen den beiden Kaiiinicruiusikstücken hören liest. Er spielte sie mit völliger technischer lleberlegenheit und fühlbarem Mttcrlcben kräftig und männlich, wie cS sich gebührt, aber doch allzu strenger Hcrbl»eit entkleidet und mit bezwingender Ver lebendigung des Reichtums ihrer Gegensätze, Die Schlichs,,ge steigerte sich zu monumentaler Grösse, die den Klang schliess lich wie Oipelton einhcrbrausen liest. Nach ^2 Nhr war dieser Negcr-Morgen zu End« ge- gangen. Und um 8 Uhr tras man sich bereits wieder im fast ausverkaulten Opernhaus zu den „Meistersinger n". Die Aufführung gehörte zwar „offiziell" nicht mehr zum Neger- Fest, aber st« war trotzdem et« ebenso schöner wie passender Schlussstein dazu. Auch Negers Kunst ist ta eine der Aus strahlungen, die Wagners Genius i»S 2U. Jahrhundert ent- sandt hat, wie weit sich auch schliesslich seine rcinmusikalischcn Ziele vom Ideal dcS Musik-dramaiikcrS schieden. Nach seinem künstlerischen Verhältnis zu Wagner l>csragt, pflegte Neger zu antworten: „Von der Liebe zu seiner Mutter sprich! man nicht!" Und nicht leicht konnte er so sacksiedcgrob werden, als wenn etwa in seiner Gegenwart ein moderner Koniponccr- jüngling ein Wort vom „überwundenen" Wagner fallen ließ. Dast die Sonne Banreuth eine der hellsten seiner Künstler- -ugend war. hat Meister Neger zeitlebens nicht vergessen. Kein Werk aber zeigt die möglichen Bcriihrungsvunkte zwisclwn Neger und Wagner so lxll wie die „Meistersinger" mit ihrem bachisch-koittrapunktislhen Stil. So wurden auch sie noch in rechter FcsteSstimmung genossen. Beinahe wären sie aber gefährdet worden: Sachs und Beckmesser halten ab gesagt. Da cnttauchtc Cvrrcck jäh der Inter»,czzostitiiinung und rettete als Sachö die Situation und als Beckmesser kam von Berlin Habich, der Banrculhcr All>erich, Daö Evchen aber sang Lotte Lehmann von der Kirche bis zur Festwiese mit ixrzcrgiiickcnd frischen und schöne» Töne». Ein paar Worte über die Ausführung »och morgen! AlS sich der Vorhang über dem Festwtcscnbild gesenkt halte und das „Ehrl Eure dcnt- scl>cn Meister" das gewohnte jubelnde Echo im begeisterten Hause gesunden batte, dachte man noch einmal der nun vcr- ilossencn tnusikrcichcn Ncgcr-Sinnden. Und fand dass inii ihnen wieder einmal eine gute deutsche Ta» aetin ward. Tr. Eugen Schmitz. „Die Gegenkandidaten." Lustspiel von Ludwig Fulda. Erstaufführung im Neusiädtcr Schauspielhaus 18. November 1V24. Der neueste Fulda! Sicht auS, wie der älteste Fulda. Ein „Lustspiel" nach der Thcatcrschablvnc des selige» Vcncdtx. Ein Ergebnis des i» hundert Stücken geübten Handgelenkes eines tm Blihncnfcucr erprobten Schriftstellers. Hnndwcrk- ltch sicher gemacht wie nach Frcntags «Technik des Dramas". Und trotz dem Stofs auS der Gegenwart doch merkwürdig verwandt tn Zeichnung vvn Menschen und Verhältnisse» mit Frcytags „Journalisten". Selbst ein Nachkomme Schmock- springt zwischen de» Parteien hi» und bcr, ei» Ncpvricr. wie ihn sich der presscfrcii.de Laie vorslellt, wie ihn aber eigen«, sich et» Mitglied grober LchristsicNervcrbände nickt mehr in ein Stück aus der Gegenwart letzen sollte. Aber daS Stück „Die Gegenkandidaten" ist ja gar nicht von beute, sonder» von anno Benedix. Der politi"w Wablkainvs darin verläuft völlig kletuftädttsch al» ein Gegensatz von recht» nutz
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