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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300707020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930070702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-07
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
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Schwere Kur-enkämpfe Ln -er Türkei Sin türkisches Revtment vernichtet Teheran, 7 Juli. Wie aus russischer Quelle gemeldet wird» sind siir die Türke» sehr verlustreiche Kämps« im Osten der Türkei im Gange. Ce stellt sich heraus, daß in der selben liegend. in der im Jahre t»27 fast ein ganzes türkisches :>iegime»t anfgeriebe» wurde, den Kurden auch diesmal ein jchwerer Schlag gegen die Hirten gelungen ist. Zwilchen dem mehr als »VVN Meter hohe« Ararat ««d de« wild zerklitstetrn Agrid Dagh ist ein türkisches Rrgimeni in einen Hinterhalt der Kurden gefallen «nd ziemlich diS «nf den legten Mann vernichtet worden. Unter den Loten he» findet sich auch Oberst Ekrem-Bey» der frühere Kynstantino» peler Pvlizeidirektor, der dem Stade d«S Qderkommando» im Olten als Generalstäbler zugeteilt war. Noch vor wenigen Tage» wußte die türkische Presse nur iwu Einfällen kurdischer Bande» zu berichte». Tatsächlich baden die Kampfe >n Kurdistan seit 1928 nie ganz ausgehürt. Besondere »»augeueliin ist das für die Türkei in dem Augen- bliek, ivv sie ihre Finanzwirtschast sanieren will. Der Ueber- iali aus dae- nirkuche üiegiment bat sich ziviichen den Orten Baieüd und Karagvsü abgespielt. Eine Bestätigung dieser Meldungen rurkischerseits dürste nicht zu erhalten sein, da die Zenftir jegliche Berichte darüber rücksichtslos unterdrückt. Die türkische Regierung hat am Sonnabend eine scharfe Hole au Persien gerichtet, weil persische Stellen Knrden- baude», die in die Türkei eindrachcn, unterstützt haben. An der persisch-kurdischen Sr««,« bombardierten türkische Flugzeuge Truppen von kurdischen Aufständischen, aber die zerklüftet« Berggeaenb macht« e» schwierig, die Wirkung »u beobachten. Die Zahl der »«fständtfchen. die von Dscheka«. und Haydawanltstämmen angeführt wurde», wird auf über lN klüv Man» geschätzt. ES haben sich ihnen mehrere Nomaden- stämme von jenseits der persischen Grenz« angeschlossen. Li, erweisen sich, da sie erfahrene Reiter und Schützen find, als ernste Gegner und sollen sogar drei türkische Flug- zeuge abgeschossen haben. VniwnstralienWg -« «mtW «klitngntt Bombay» 7. Juli. In Puna, 78 Meilen südöstlich von Bombay, kam es zu schweren Ausschreitungen, als die Polizei einen Demonstrationszug auf dem Wege zum e r a w d a - G e f ä ii g n i S, wo Gandhi in Gewahrsam gehalten wirb, anhielt. Die Polizei wurde mit allerlei Gegenständen beworfen: Europäern gehörige Kraftwagen wurden angegrifsen, ein Ossizier wurde verwundet. Um ll Uhr abends sammelte sich ln den Straßen eine mchr- tausendköpsige Menge. Um Mitternacht kam e« zu ernsten Zusammenstößen, bet denen zwei Sergeanten und mehrere Polizisten verwundet wurden. 290 Demonstranten erreichten Gandhis GesängniS, wurden aber von der GesängntSwache daran gehindert, sich dem Haupttore des Gesängnisseö zu nähern. Sie SeikiMSvvrlM dem ReiMao -ugegangen Berlin. 7. Juli. Die neue Deckungsvvrlage deS Kabinetts Brüning ist heute dem Reichstag zugegaugeu. Sie bildet eine Reichstagsdrucksache, die nicht weniger als 27 Groß- cuiartscften in Einspruch nimmt. Der neue Rcichssinanz- minister Dietrich-Baden wird die Rcichstagsberatunae» über die Decknugsnvi tage, die am Montag nachmittag 3 Uhr beginnen, selbst mit einer längeren Rede rüttelten. Gerücht weise verlautete, dass auch Reichskanzler Dr. Brüning das Wort ergreifen wird, doch ist dies weniger wahrscheinlich, da der Reichskanzler bereits im Reichsrat seine grundsätzlichen Auffassungen knndgetan hat und im übrigen die Verhand lungen mit den Fraktionen lausen. Bor der Retchstags- sitznng sind fall alle Fraktionen der Regierungsparteien zu Beratungen z»nunmengetreten. J,n allgemeinen bat man im Reichstag den Eindruck. daß der Reiriisftnanzininistcr Dietrich mit seinem Dcckttugsprogramm durchkommt, wenn auch bie »nd da »och einige Modifizierungen cinlreten. Boranssicbtlich wird die ganze Woche mit Beratungen zwischen den Regierungsparteien und dem Reichssinanzministcr und Reichskanzler ansgesn»! sein. Die Entscheidung fällt ja erst in der letzten Leimig. Sie soll in zwei Wochen herbeigesührt werden. Wenn dies gelingt, wird also noch vor Monats ende der Reicbstaa in die Serien gehen und sich wahrscheinlich bis znin Roveniber vertagen. Schweres Unwetter über Oberba-en Freist,,rg, 7. Juli. Im Overrheintal, im südöstlichen Schwarzwald und im Bodensecgebiet gingen gestern nachmittag starke Wolkenbrüche mit Hagelschlag nieder. Sic richteten in Feld und Flur, sowie in den Ortschaften umsairgreichen Schaden an. Der Tclephonvcrkchr erlitt erhebliche Unter brechungen durch Stiirmschäde». In der Donaueschinger Gegend schwollen die noch dem Rhein ziisließendc» Bäche stark an und setzte» in dem kleinen Ort Mützen den größten Teil der Hguier unter Wasser. Gleiches geschah im Hegau, be sonders in Engen. In U e b c r l i n g e n am Bodensee ent wurzelte der Sturm zahlreiche Bäume, darunter eine Jahr hunderte alte Liöanonzedcr. Verschiedentlich wurden Dächer von den Häusern abgedeckt. Der Schaden, besonders auch der an Gebäuden, ist sehr groß. Das Unwetter war das sctnvcrste, das bisher in diesem Jahre über Obcrbaden und daS Boden- seegebicl niedergcgange» ist. Furchtbarer Hasel im Ruwertal Trier. 7. Juli. Nach den ersten Schadcnsfcststellungen hat ein schweres Hagelwetter, das am Sonnabend nachmittag das Ruwertai heftnsnchte, große Verwüstungen angerichtet. Aus der staatlichen Domäne Avclsbcrg »nd in dem Weinorte E a s c I wird mit einer völligen Vernichtung der Ernte ge rechnet: in den Nachbarorten sollen etwa 28 bis 30 Prozent der Ernte vernichtet sei». >3» Eatel ivirrden vom Hagelschlag zahl reiche Dächer beschädigt und Fensterscheiben zertrümmert. Tic zu Tal schießenden Wassermasten rissen in den Weinbergen derart viel Geröll mit, daß in den Tälern der Bode» davon be deckt war. In den Weingärten sieht mau Furchen von cineui halbe» Meter Tiefe, »ud zahlreiche Reben wurden mit de» Pfählen aus dem Boden gespült. Ser Soll MeuWrter vor rom Schwurgericht Bayreuth, 7. Juli. Vor dem Banreuther Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen die Arbeiter Friedrich Schube rth und Hans Popp, die beschuldigt werden, bie Fra» des Kommerzienrats Meußdörser in Kulmbach beraubt und durch die dabet verübte Gewaltetnwirkung ihren Tod verschuldet zu haben. Im ErösfnungSbeschluß heißt es: Am 4. November >»29 drangen die Angeschuldigten, nach dem sie vorher den Rauhplan in allen Einzelheiten durch gesprochen hatten, tu die Villa des Kommerzienrates Menst- dorser in Kulmbach ein. um Geld und Wertsachen zu stehlen «nd Meußdörser zu verschleppe», den ste gegen ein hohes Lösegeld dann wieder srcilasseu wollten. Sie stiegen, mit Gasmasken, Knebeln, Taschenlampe und Schnur versehen, am Blitzableiter zum Balkon. Die Balkon tür schloß Schubert!) mit dem bet einem früheren Einbruch gestohlenen Schlüssel aus. Dann warteten die beiden, bis die Hausbewohner zu Bett gegangen waren. Während Frau Meußdörser noch im Badezimmer war, schlichen sie sich ins Schlafzimmer und versteckten sich. Nachdem sich Frau Meuß- dürfer zu Bett begeben hatte, überfielen sie die Liegende, die erwachte und laut um Hilfe rief. Popp würgte sie am Halse, und Lchuberth versuchte, ihr einen Knebel in den Mund zu stecken. Das gelang ihm aber nicht. Daher drückte er ihr eine Decke aufs Gesicht und drohte sie umzubrtngen. Durch diese gewaltsamen Zugriffe wurden Frau Meußdörser die Lchnetdezähue des Unterkiefers herausgesprengt. Dann fesselten sie die Wehrlose und durchsuchten das Zimmer nach Geld. Sic fanden aber nichts »nd verließen das Haus wieder am Blitzableiter. Frau Meußdörser ist kurze Zeit daraus gestorben. Schlägerei mit englischen Matrosen in Danzig Danzig, 7. Juli. In Danzig kam eS in der Tischlcrgasse zwischen drei englischen Matrosen vom Kreuzer „E c n t a u r", der mit drei anderen englischen Schissen gegenwärtig im Dauziger Hafen zu Besuch weilt, und zwei Danziger Arbeiter» weacn eines Mädchens zu einem Streit, i» dessen Verlauf die drei Matroien durch Messerstiche schwer verletzt wurden. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr. Sin deutsches Fürstengeschlecht erloschen. In Sonders- Hausen ist die Fürstin-Witwe Marie von Schwarz- b u r g - S o ii d e r s h a u s e n nach schwerer Krankheit im 80. Lebensjahr gestorben. Mit der verstorbenen Fürstin ist das letzte Glied des alten Schwarzburg-Sondershauscr Fürstengeschlcchts verschieden. OertticheS »m- Sächsisches Die Mm-erunven Ln -er Berufsschule Unter diesem Thema stand dt« amtlich« gfahre-versam«. lung der BerusSschullehrkräst« de» Schulaus, stchtSöe-irkS Dresden "l. - Zunächst sprach Oberschulrat Dr. Frttzsch aller die Ne. schichte und Theorie der pädagogischen Reise. Im Zeit, alter der deutschen Aufklärung geboren und von den htlantroptsten liebevoll gepflegt, erfährt die Schulrctse. iwrgung in der Mitte de» IS. Jahrhundert» groß« örderung durch Bender in Weinheim und später durch ->« erbartianer Stoy, Ziller. Rein, Beyer, die eigen« Theorien er Schulreife aufgestellt und ste dem BildunaSplan organisch etngegltebert haben. Lebhaften Anstoß erhielt die Bewegung bann im neuen Jahrhundert durch Pfadfinder» Wandervögel und andere Jugendorganisationen. Nach der StaatSumwäl- zung wurde die Schulwanderung sür alle Schulen verbindlich gemacht. Die Durchführung stößt aber namentlich tn der Be- rusSschule aus große Schwierigkeiten, obwohl gerade den Jugendlichen dieser Schule» solche Veranstaltungen besonder» vonnöten seien. Um den Uebergang von der Volksschule zum Beruf zu erleichtern, seien größere Freizeiten »oi. wendig. Anschließend sprach BerufSschulletter Curth, Helleren, über „Die W a n d e r p f l e g e in der Berufsschule". Sr lehnte die einseitige Blickrichtung, die tn der Ae- rusSschule nur die Bildung zum Berus kennt, ab und forderte vielmehr die Pflege des Wandern« als Lebensform. Das Wandern sei jugendlici>e Lebens- äußerung, die Helsen kan», den Gedanken moderner Cr. zlehung: das Führen des Menschen zu sich selbst, zu verwirk- lichen. Gerade dem Berufsschüler, der mit kindlichem Körper in harter Arbeit steht, der aus der Neigung zu oberflächlichen Vergnügungen falsche Werte sich erwirbt, sei eS nötig, die LebenShcmmungen zu beseitigen, alles Falsche abzustretsen. alles Rvhe zur Erkenntnis zu bringen, alles Hohle durch, schauen zu lassen. Waiidcrpflcge kann hinführen zu d,» wahre» Quellen des Lebens, zu echten Freuden: zu de, Freuden am Lebe» selbst und an -er Natur. Kan» der Lehre, alS Führer ein rechter Kamerad sein, dann wird jede Wände, rung zu einem beglückenden menschlichen Erlebnis. Im dritten Vortrag berichtete Gewerbelehrer Gerber, Helleran. vv» seinen großen Fahrten, die ihn mit Beruft, schillern zu Main und Donau, in die Alpen, a» den Rhein und die Nordsee führten und ließ durch eine Reihe aus- gewühlter Lichtbilder dieser Führten erkennen, wie solch« Jugendpflege beste Staatsbürgerkunde bedeutet. —* Neuer Notar. DaS Jnsttzmiulstersum hat den Recht«, anwalt Franz Georg Svitzner t» Dresden. Marschallstr. 8«, 2. Stock, zum Notar sür Dresden auf so lange Zeit eriiaiiich als er hier seine» Amtssitz haben wird. —* Ausländischer Besuch auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung. Der bulgarische Ministerpräsident Epz. A. Liapt scheu« »nd der frühere bulgarische Gesandte Erz. St. Tcha prachi kow haben in Begleitung des hiesigen bulgarischen Konsuls die Internationale Hygicuc- Ausstellung und das Deutsche Hngienc-Museum eingehend besichtigt. Ebenso besuchte der Leiter der Technischen Abtei lung des Acgyptische» Gesundheitsamtes, Dr. Muhamcd Laki Schabt aus Kairo, die Internationale Hygiene- Ausstellung und das Museum. —* SSochenspielpla« des Theaters der Internationalen Hygiene. NnSsteUnng. Am Theater der Internationalen Hygiene-Ausstellung lLeliuna Nenne Lihönsiedtl gastieren am Dienstag »nd Donnerst», Uhr die JlliiNonSkomlkcr Hermez und Eortez. Sic sind bekannt als die „Rnttlpirillstcn". Zauberkünstler, von denen der eine des Publikum vor «ugen führt, wie der andere „es gemacht" hat. Donnerstag zzb tthr nachmittag» Borführuna schwedtscher Hetz gomnastik, Rotel Schmidt lBautzenl, unter dem Motto: „Unken winzigen turnen!" Turnübungen von Kindern von S bis «I Jahren. Sonnabend Uhr abends Louise von westernbagen mit neuem Programm. Am Flügel Nino Neldbardt. Sonnlag !-4li Uhr abend« Wiederholung des Scherzspicls Absurd« vomica oder Herr Peter Tquenz. Spielleitung Mar Eckhardt. —* Resormatloasausstellvng. Dte nächste Führung durch di« ResormaiionsauSttellung im Jobanneum findet Dienstag SM Ub« durch Dr. Fischer von der Sächsischen Landesbibliolhek statt. Mitt woch S Uhr ist Fahrung sür die Mitglieder de» Dresdner Sie» schichtsverein». Vit» «Me- ßUr «Sirs un«1 Lport: Obsrlismclon — blstr«äsct>v Spottklsicisr — SaciomSniol Klinger Gedächtnisfeier in Leipzig Im Museum der bildenden Künste fand zur l». W t e ü c r- kehr von Mar Klingers Todestage eine würdige Gedächinisseier statt. Daß sie reich mit Musik ausgestattet war, haue nicht nur äußerliche Bedeutung: denn der große Sohn der Stadl Leipzig hatte — man denke an seinen Beethoven, sein tnnmer »och nicht ausgeskelttesi Wagnerdenkmal, seinen graphischen Zyklus „Brahmssanlasie" u. a. — auch zur Ton kunst innerste Beziehungen. Ein Regniem für drei Eelli und Klauter von Dr. Popvcr erüssnele die Veranstaltung, der Parsnatteierttchtett verströmende Hymnus sür >2 Eelli von Julius Klengel schloß sie ab. Dabei wirkte dieser Senior unter den bernhinten dentichen Cellisten im Kreise einer Reihe ehe maliger und jetziger Schüler seihst noch rüstig mit. Nach der Ansprache des rührigen neuen Mnseninsleiters Tr. Werner T e n v s e r »ermittelte Fr. R. S ch m i d t niit ausdrucksvollen skiinmlichen Rütteln zwei der ernsten Gesänge von Brahms. Aus der Gedächtnisrede Pros. Horst-SchulzeS erstand in Freiindeserinnerung das Bild eines nach außen hin zwar gegemalzteichen, innerlich aber so echten und charaktervollen Menschen. — Tie Ausstellung Kltngerscher Werke, deren Besichtigung sich anschloß, zeigte den Meister von allen seinen Seiten: als Radierer, Plastiker und Maler. Der reichen Schau von Arbeiten Klingers aus Museumsbesitze — darunter die vielumstrittene Becthoven-Plastik, das Gemälde „Die blaue Stunde". Darstellungen seiner Freundin Elsa A'cniesf usw. — sah man viele weitere wertvolle Stücke aus privatem und öffentlichem Besitze — darunter die großartige Nietzsche-Herme — zugesellt. Von den wenigen Erinnerung«, stücken anderer Hand seien hier nur ein Oelbtld Horst- Schulzes, den Blick auf das Saaletal von der Klingerschen Besitzung in Jena darstellend, und zwei Zeichnungen des glei chen Künstlers erwähnt, die bas Haupt des Meisters im Tode zeigen. Tie Leipziger Gedächtnisfeier für Mar Klinger fand am Sonntag einen würdigen Abschluß durch eine Feier an Klingers Grabe in Großjcna bet Naumburg. Tort hatte Klinger einen Weinberg erworben und aus der Höhe ein Landhaus erbaut, das er mit Erzeug nissen seiner Kunst ausstattctc. Von Naumburg wandert man durch das Tal bis zur Unstrut und wird aus einer Fähre übergesetzt. Nach links an den Weinbergen weiter- wandernd gelangt man bald zu Klinger« Berg. Er befindet sich im Besitz seiner Witwe, der jetzigen Gattin de» Bild bauers Pros. Johannes Hartmann, die leider infolge eines 'lnsalls verhindert war, an der Feier teU-unehmen. Man klettert die engen steilen Steintrcppen des Weinberges em por und wird an der Villa von Pros. Hartman« begrüßt, der seine Gäste zum Grabe Klingers geleitet. Durch ein kleines Ftchtenwäldchen gelangt man über schmale Stufen zu der Grabstätte des Meisters. Den Zugang flankieren zwei schöne Hermen, die Joh. Hartmann geschaffen hat: Max Klinger »nd seine Muse, welche die Züge von Klingers Gattin trägt. Diesen Platz für sein Grab hat Klinger selbst bestimmt und auch angcordnet, daß über seinem Grab seine Bronzestatne „Der Athlet" errichtet werden solle. Zu der Gesellschaft non Freunden und Verehrern Klingers, die ln treuem Gedenke» von nah »nd fern ge kommen waren, und zu der auch Klingers Tochter, Frau Dösir-c Ztmmermann ans Hamburg, gehörte, sprach der Bibliotheksdirektor des Reichsgerichts, Dr. Hans Schulz, einer der Freunde Klingers. Er erinnerte daran, daß Klinger hier oben wahrhaft glückliche Zetten erlebt habe. Hier habe ihn auch der Tod ereilt, hier habe er nach eigenem Willen die letzte Ruhestätte gefunden. Auf seinem Weinberge habe er die letzten Blätter seine» Zyklus „Vom Tode", ferner den großen Märchenzyklus „Das Zelt" geschossen. Aus einem der Blätter „Von: Tode" erscheine der Tod als Heiland! Die beiden Ernsten Gesänge von Joh.Brahms. die Klinger gewidmet sind, standen ihm besonders nahe: der Hnmnus vom Tode und der Hnmnn» von der Siebe. Der Liebe im Sinne des Evangeliums habe Klinger eine fast religiöse Verehrung gezollt und dieser Anschauuiig stärksten Ausdruck gegeben in dem Gemälde „EhrtstuS im Olymp", wo daS Christentum als Sieger über die alten Religionen erscheint. Sein ganzes Leben habe er in Grübeleien und Kämpfen um die Erkenntnis der Wahrheit gerungen, und der Ausdruck dieser Kämpfe sei dte bronzene Mannesgestalt auf dem Grabe» tn der wir die Abwehr gegen das Schicksal und zugleich die Sehnsucht nach der Schönheit erkennen. Namens der Freunde Klingers legte Dr. Hans Schulz einen Kranz aus das Grab und schloß seine feinsinnige, warmherzige Gedenkrede mit den Morten: „Möge der Sinn sür den Kamps um das Höchste nie bet uns er löschen!" Kunst unä Wistenfchast Mitteilungen »er Gäckstf»eri GtaatSWeater OpernhanS Mittwoch, den ». Juli, außer Anrecht, LortztngS komische Oper „Zar und Ztmmermann" mit Plaschke, Lange. Ermold, Grete Ntktsch, vüssel, Krem«, Pnttlttz. Musikalisch« Leitung: Ltriegler, Spielleitung: Staegemann. Tänze: Ti« Tanzgruvpc. Anfang 7 Uhr. Für die Nenanssnhrniig von Richard Wagners „Götter- dämmeruiig" wird der gesamte Apparat der Oper unter musikalischer Leitung von Fritz Busch und tn der Regie von Otto Erhardt nochmals mit allen Kräften znsammengesaßt. Tie Szenen- »nd Trachtcneiitwürsc sind von Professor Oskar Ltrnad, die technische Leitung hat Georg Bnaiidt. Tie Manncnchöre, die von Karl Pembaur einstudiert werden, sind aus 00 Länger verstärkt worden. Zur Neniiiszenicriing von Richard Wagners „Götter- - ä in ui c r n „ g" ist die iiciicstc Nummer der „Blätter-er Staatsopcr" erschienen mit Beiträgen von Otto E r h a r d t: „Wagners Heldenopcr Siegfrieds Tod und ihr Verhältnis zur spätere» Götterdämmerung", und Felix Groß: Aus dem Buch „Tie Wiedergeburt des Sehers". Schauspielhaus Die Gcnerasinteiibanz der Staatstheakcr hat sich an dte Anrcchttnhaber des Schauspielhauses mit einer Umsrage ge wandt »m scstzustclle». ob der seit Mitte April dieses Jahres cingesührte O-Uhr-Beginn der Vorstellungen des Schauspiel hauses dem frühere» r48-Uhr-Begi»n vorgezvgen wird. Tie Alirechtinhabcr des Schauspielhauses werden gebeten, sich möglichst zahlreich an der Beantwortung dieser Umfrage zu be teiligen. s* Opernhaus. In der Wiederholung des neuelnstudterteii „Siegfried" wirkten nicht weniger als drei Gäste mit. Außerdem mußte Andrssen als Fafner tn letzter Stunde wegen Heiserkeit absagen und durch Willy Bader ersetzt werben. Ueber diese Leistung läßt sich sa wenig sagen, da durch die Lautverstärkung kein einziges Wort zu verstehen ist. Um so unangenehmer, als der Lindwurm sa nicht nur wilde Naturlaute — was allenfalls den Lautsprecher rechtfertigen würbe — ausstößt, sondern Vieles und Wichtiges zu sagen hat. Reiner Minien gastierte sa schon t» der Premiere und ließ auch jetzt wieder den Wunsch wach werben nach einem sugendlich-edleren, auch im Gesänge weniger rauhen Sieg fried. So wirkt er nicht als wirkliche Ltchtgestalt, als schöner Gegensatz zu Mime, zumal Heinrich Tcßmer diese Rolle zur Höhe ganz gesteigerter, ganz erschütternder Ausdrucks- kunst hinaufführt. Dte Stimme des Waldvogels bekam durib Anny Frind nicht die nötige Klarheit. Aber Eduard Habich erfüllt als Alberich tn Stimme und Spiel die — selten erfüllte — Forderung, baß man tn ihm einen ge wichtigen, glaubhaften, finsteren Feind -er Götter erkennt: —tb-
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