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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.08.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270811024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927081102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927081102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-11
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
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..Dresdner Nachrichten Nr. 375 Seile 2 «essen, daß der politische Gegner unser deutscher Volksgenosse ist, darum fort «tt dem Maffeu-, Masse«, «nd dem Rassenhass«. fort mit dem Kaste», »nd dem Cliquenwesen, das uns Deut, schen tief im Vlute liegt. Noch sind wir kein freies Volk. Der Weg zur Freiheit ist lang, steil und steinig. Wir waren viel, leicht übermütig im Glücke, seien wir nicht kleinmütig im Un» glück. Geien wir stark im Glauben an Deutschlands Zukunft, auch ein solcher Glaube ist Kraft. Ein »euer Völkerfrühling wird uns nicht von heute auf morgen beschieden sein. Aber wenn wir stark find im Glauben an das Deutschland von heute und in der Liebe zu unserem Volke, dann »ird und muß der Tag kommen, »o ei« freies und geachtetes Deutsches Reich seinen gleichberechtigte« Platz einntmmt «nter den Völkern der Welt, anf den es als große Kultnrnation einen berechtigten Anspruch hat. Nachdem der Sprechchvr -er Universität daS ^kr»mlbolum" von Goethe vorgetragen hatte, ergriff das Wort Reichskanzler Dr. Marx: Herr Reichspräsident, lehr verehrte Damen und Herren! Als ich heute vor einem Jahre an dieser Stelle zur Feier des VerfaffungstageS zu Flinen sprach, gab ich der Hoffnung und dem Wunsche Ausdruck, daß daS deutsche Volk aus dein Boden der Verfassung sich rin gemeinsamen Dienste am Vaterland? zusammenfinden möge. Ein Jahr, reich an Arbeit, ist seither vergangen. Blieben auch manche Ent- täuschungen nicht ans. manche Hoffnungen unerfüllt, — eines dürfen wir heut« mU Befriedigung feststellen: Das Verstäub- nis für das BersassungSwert von Weimar beginnt auch in den Kretleu unseres Volkes s« machfe«, die ihm bisher inner lich gleichgültig, wenn nicht gar ablehnend gegenüberstanden, und die Erkenntnis, daß nnr auf dem Boden dtrser Ver fassung Deutschlands Wiederaufstieg erreicht werben wird, ist heute Allgemeingut de« deutschen Volkes geworden. Der Retchsregiermrg »l« der berufenen Hüterin dieser Ver» fassung obliegt nicht nur die Pflicht, die Verfassung gegen jeden ungesetzlichen Angriff zu verteidigen; sie hat auch dafür zu sorgen, daß das Grundgesetz de» neuen Boltsftaates im Volke selbst die gebührende Achtung und Anerkennung genießt. Wir wollen in dieser festlichen Mund« dem ver. saffungslverk von Weimar aufs neue die Treue geloben, und in diesem Ginne darf ich Sie, Herr Reichspräsident, und Sie. mein« Damen «nd Herren, ditte«, mit mir einzufttmmen in den Ruf: Unser geliebte« Vaterland und da« in der Regubltk geeinigte deutsch« Volk — sie lebe» hoch! Der gemeinsame Gesang der ersten und letzten Strophe des Deutschlandliedes bildete den erhebenden Schluß der Feier im Saale. Nun begab sich der Reichspräsident, be. gleitet von den Herren, die mit thän in der Loge gesessen hatten, durch daö große Hauptportal de» Reichstagsgebäude» über die Freitreppe zum Platz der Republik. Die Minister des Reichs und Preußen», di« Vertreter der Länder, der Rctchspresseches Dr. Zechltn und andere Herren von der Ne« gteruugSostrade schloffen sich an. Strafaufschub für Sacco uud Bauzeit!. Dis 22. August um Mitternacht. Boston, 10. August Die Beratungen im StaatShause endeten mit dem kieschluß, die Hinrichiung von Sacco und Vanzciti zu verschieben. Demzufolge hat der Direktor -es Siaaisgesäiignisses in Charieslvwn bekanntgegeben, daß Sacco und Vanzeüi ein vorläufiger Aufschub der Urteilsvoll streckung bis zum 2 2. A u g u st Mitternacht gewährt worden ist. Dreiviertelstunden vor der Hinrichiung ivurde dem Gefängnisdirekior vom Gouverneur telephonisch mit- gctcili, daß ein Aufschub gewährt worden sei, ohne daß dieser jedoch zunächst die Dauer des Aufschubes angab. In einem späteren Telegramm ist auch dem wegen MvrdeS zum Tode verurteilten jungen Portugiesen M adciroS. der gleichzeitig mit den Italienern hingcrichiet werden sollte, Strafaufschub gewährt worden. * Charlcstown tMassachuiettSs. 11. August. Die Ge fangenen nahmen die Nachricht von dem Strafaufschub ohne Zeichen der Erregung entgegen. Nur Vanzetti erklärte, er freue sich. Sacco und MadcirvS erklärten, sie hätten nichts »u sagen, Sacco »nd Vanzetti sind aus der Totenzelle des Gefäng nisses in eine andere Zelle geschasst worden. Sie machten beide infolge des Hungerstreiks einen schwachen Eindruck. Die Vertagung der Urteilsvollstreckung erfolgte nach stunden» langer Beratung, an der sieben frühere GeneralstaatSanwält« tctlnahmen. Die Aufschiebung der Urteilsvollstreckung hat in ganz Amerika als Riesensensation gewirkt. Die Zeitungen veröffentlichen spaltenlang« Berichte Uber den Fall, »n ver- schtedenen Orte» ist es bereit» zu neuen Demonstrationen ge- kommen, die aber schnell unterdrückt werden konnten, Massen- verhaftungcn wurden dabei vorgenommen. Wie verlautet, hat sich vor einiger Zeit Mussolini in einem Brief an das Staatsdepartement für Sacco und Vanzetti verwandt. Auch Senator vorah bat sich der Bewegung an- geschlossen, die ein milderes Urteil für Sacco und Vanzetti fordert. Arthur Hill, der Verteidiger Saccos und Vanzettis, ist nach Beverly, dem Wohnsitz des Richters Holmes, abgereist. AuS dieser Tatsache wird auf einen Appell beim Obersten Gerichtshof der Bereinigten Staaten für Sacco und Vanzetti geschloffen. Der Anwalt hatte in Beverly ein« zweistündige Konferenz mit Richter HolmeS. Der Richter wie der Anwalt lehnten jede Aeußcrung über die Unterredung ab. * Während Gouverneur Füller mit dem Exekuttvrat im StaatShause konferierte, erschienen vor dem Gebäude Streik; Posten mit Plakaten. Außerdem sammelten sich mehrere tausend Personen an. Die Polizei nahm 40 Verhaftungen vor. Um -as Ausmah der Desahungsmlnöerung. Paris, 11. August. Heber den Beschluß des gestrigen Ministerrats, in eine Herabsetzung der Stärke der BesatzungS- truppen tm Rheinland etnzuwtltigen. teilt »Echo de Paris" mit, der Ministerrat sei entgegen den Auslassungen der offiziösen Kommuiltqnäö in dieser Frage nicht einer Meinung gewesen. Die Herabsetzung sei prinzipiell a n g c n v in in c n , ober für den Augenblick habe man sich noch anf keine Ziffer sestgelegt. In sranzösischen militärischen Kreisen sei man nicht der Ansicht, daß eine stärkere Herab setzung als höchstens öligst Mann in Frage kommt. — Auch der „ Ave » ir " spricht von einer Herabsetzung von 5000 Mann. — Nach dem „Petit Parisien" wird der am 10. d. M. znsammentretende Mintsterrat end gültig die in Frage kommende Ziffer sestlegen. Der diplomatische Korrespondent dcS „Daily Telegraph" will erfahren haben, daß in dem letzten Meinungsaustausch zwischen London und Paris die britische Regierung für eine wesentliche Verminderung der französischen Besatzungsarmee im Rheinland eingctrcten sei. Der Korrespondent sagt: ES ist vielleicht noch zu früh, um endgültig sagen zu können, ob eine Verminderung um 5000 Mann in London auch wirk lich als „ivesentlich" betrachtet werden würde. Auf jeden Fall ist in britischen Kreisen angedcutet worden, daß im Falle einer Verminderung der französischen Besatzungsarmee um eine wirklich wesentliche Zahl, zum Beispiel 10000 Mann, die britische Regierung bereit sein würde, das britische Kontingent am Rhein um etwa 1000 hcrabzusctzen. Ueber die Beratungen de» französischen Kabinetts will daS „Petit Journal" noch erfahren haben, daß sich in der Frage der Verminderung der Besatzungstruppen zwei Thesen, und zwar die der Militärbehörden und die Briands gegenübcrgestanden hätten. Die Verständigung sei nach langer Debatte auf einer Ziffer erzielt worden, die noch gehetmgehalten werbe, um nicht die in Berlin oder später in Genf auslaufenden Verhandlungen zu schädigen. In einem Kommentar zu dem Besuch v. HoeschS bet Brtand stellt der „Excelstor" fest, die Unterredung zwischen den beiden Staatsmännern sei im ganzen nur eine neue Etappe auf dein Wege der Verwirklichung der Locarno. Politik. ES sei vorauszusehen. daß diese Verwirklichung nicht so rasch und so umfassend erfolgen werde, als eS die Ungeduld Deutschlands wünsche. Von dem guten Willen der deutschen Regierung hänge es aber ab, durch das Angebot einer „billigen und vernünftigen Gegen leistung" diese Verwirklichung rascher und in aus- gedehnterem Maße herbeizuführen. (TU.) Für Streichung -er Kriegsschulden. Williamstow«. 11. August. Im Institut für Politik er klärte Peabody, der Letter des amerikanischen Verbandes für die Neuerwägung der Kriegsschuldfrag«, die Kriegsschulden sollten gestrichen werden, oder wenigstens neu geregelt wer- den, nicht um sich dadurch die Gunst des Auslandes zu er werben. sondern um Amerika» Selbstachtung willen. Donnerstag. 11. August 1S27 Oeriliches un- Sächsisches. Vergeht die Slammesbritder in Böhmen nicht! vom Roten Kreuz erhalten wir dt« Bitte um Ansnahine folgender Mitteilung: Da» Unwetter, da« in der Nacht »um 0. Juli ganz« Dörser vernichtete, hat nicht nur in Sachsen grauenvoll« Berwüstun- gen angertchtet. sondern auch retnbruifch« Ortschaften jenseits der Grenze zu einem großen Teile zerstört. Es ist deutsche Ehrenpflicht, auch unseren Stammesbrüdern in der Tscheche. Slowakei zu Helsen. Freiwillig, Arbeitskräst, werden an der Grenze zurückgewirsen. Dagegen dürfen Lie-eSgaben b>» 81. August über die Grenze gebracht werden. Die Geber von Spenden für die sächsischen Geschädigten werden nichts dagegen haben, daß, nachdem die jetzt geäußerten Wünsche nach Sachen der sächsischen Gemeinden im wesentlichen befriedigt lind, aus den weiteren Beständen der verschiedene« Organisattonrn auch einiges an die deutschen Stammesbrüder in der Tschecho slowakei abgeführt wirb. Für die Zuknnst wird noch um Möbel und Wäsche gebeten. Vor allem fehlt eS ober leider an Fahrzeugen, um die Spenden den Geschädigten z»zu- sühren. Zugleich namens anderer am Htlsswerk beteiligter Organisationen spricht daher das Rote Kreuz sGeschästsstclle: Carusstraße 18, Sammelstelle: AntonSplatz 1, Fernruf 14829s die herzliche Bitte aus, vornehmlich auch Fahrzeuge iLast- krastwagens für den guten Zweck zur Verfügung zu stellen. Und die Zeit drängt, nur noch bis Ende diese» Monat» ist die Grenze für Liebesgaben- send ungen frei! Daher ergeht nochmal» an alle Be sitzer von Lastkraftwagen, die bisher noch nicht Gelegenheit nahmen, ihren Wagen zur Verfügung zu stellen, der dringende Rus. diesen nunmehr umgehend zur Hilfeleistung unter Fern- ruf Rr. 1482S anzumelben. « Gchefrendißkeit für die UnwettergeschSdigte«. Für die UnterstützungSaktlon der Nnwettergeschädigten sollen bekanntlich die einzelnen Gemeinden 10 Pfennige sur jeden Einwohner der Gemeinde zur Verfügung stellen. Wie in der letzten Bezirksausschußsitzung bekanntgegeben wurde, bat die Gemeinde Gornsdorf t. E. ohne Rücksicht aus diese Vereinbarung eine Summe von 1000 Mark zur Ver- sügung gestellt und damit in hochherziger Weise daS Dreifach« dessen geopfert, waS sie nach dem Mindestsätze zu svenden hätte. —* Oesseniliche Sitzung des KrcivauSschujfcS zu Dresden findet Freitag, den 36. August, vormittags 11 Uhr im Sitzungssaale der KreiShauptmannschaft. Johannstraße 28, 1. Geschoß, statt. —* Wettbewerb für den Kircheuba« in Trachenberge. Bei dem engeren Wettbewerb für eine Kirche mit Gemeinde- und Pfarrhaus in Drcöden-Trachenberge wurde da» Projekt von Architekt V.D.A. Rudolf Kolbe, DreSdcn-Loschwttz. ein stimmig mit dein 1. Preis ausgezeichnet. —* Anstaltsucnbau. Auf dem Grundstück der Taub- stummcn-Anstalt (jetzt Gärtnereipachtland des Gärtner» Knohte in DreSden-Plauenl soll an der Hoben Straße ein Heim für taubstumme Lehrlinge errichtet werden. — Rücksahrt-Sonderzüg« München—Dresden. Der Brr- kehrSauSschuß des Dresdner VerkrhrsvereinS teilt mit: I» diesem Jahre verkehren erstmalig zur Rückbeförderung der Sonderzugsteilnehmer von München nach Dresden besondere Züge, die in München abends 1i Uhr ialso 5 Minuten nach dem Nachtschncllzug v 27s abgefahren und früh 6.46 Uhr in Reichenbach i. B. eintressen. Die Weitersahrt nach Dresden erfolgt von hier im Fahrplan des Eilzugs 100, ab Reichrn- bach i. B. 6.50, in Dresden 10.00. Die Züge werden wie Schnellzüge befördert, sind aber zuschlagfrei und stehe» nicht nur den Inhabern von Sondcrzugökartcn. sondern allen Reisenden offen. Sie führen nur die 8. Klasse. Selbst verständlich sind die Inhaber von Sondcrzugskarten nicht ver pflichtet, die RückfahrtSsonderzüge zu benutzen; sie dürfen inS« besondere auch mit jedem U-Zug fahren. Die Rückfahrt- Sonderzügc bieten aber den Vorteil, daß für ihre Benutzung kein Schnellzugszuschlag zu zahlen ist. Diese Sonderzüge ver kehren ab München in der Nacht vom 12. zum 13., vom ig. zum 20. und vom 20. zum 21. August. —* «pothekeakonzesflo» zn vergeben. Aus Anordnung be» Mini steriums des Innern soll die Berechtigung zum Weiterbetrieb der Storchapotheke tu Böhlty-Ehrenberg anderwett ver geben werden. Bewerbungen sind bis spätesten» den 2k>. September 1927 bei der SreiShauptmannichast Leipzig einzureichen. Zu dem Raubüberfall in Rosenkhal-Schweizermühle teilt das Krimi nala int Dresden mit: Die Erörterungen vom Kriminalamt DreS-en sind in vollem Gange. Weitere Mitteilungen können erst nach der Befragung des schwer, aber nicht lebensgefährlich Verletzten folgen. Da heute der Verletzte vernehmungsfähig geworden ist. wird sich ein Beamter von der Mordkommission zur Ver nehmung -eS Fuchs in das Pirnaer Krankenhaus begeben. Kunst un- Wissenschaft. Mitteilung der Sächsischen Staatsthcater. Opern haus: In der Eröffnungsvorstellung am Sonntag, dem 14. August, „Lohengrin", singen: Max Hirzel sTitelparties, Meta Seinemeyer tElsas, Friedrich Plaschkc iTelramunds, Eugenie Vurkhardt sOrtruds. Adolph Schvepslin (König Heinrichs, Paul Schöfslcr IHecrrufcrs. Musikalische Leitung Fritz Busch, Spielleitung Otto Erhardt. (Außer Anrecht.) Anfang 6 Uhr. 7* Hermann Stehr. von dessen Werdegang, Werk und Wesen vorgestern an dieser Stelle ausführlich die Rede ge wesen ist, las am Mittwoch abend in der Jahresschau aus eigenen Werken. Abweichend von seinem ursprünglichen Pro gramm. trug er eine abendfüllende Novelle vor: „Der Schatten". Stehrs Eigenart, wie sie sich am handgreiflich sten in seinen Romanen „Ter Heiligenhos" und „Peter Brind- cisener" auöspricht, konnte in einer kurzen Stunde kaum besser zum Ausdruck kommen als mit dieser Novelle. Auch hier steht im Mittelpunkt der Geschehnisse eine Gestalt echt Stehrscher Prägung, ein menschenscheuer Sonderling von mystischem Ge habe. unergründlich in seinem Wesen, ein Greis, um den sich im Städtchen bald allerlei unheimliche Gerüchte und geheim nisvolle Vermutungen weben, dessen große, leuchtende Augen unablässig in ferne Zeiten und Weiten zu schauen scheinen, und den die Umwelt, die nichts Rechtes mit ihm anzufangcn weiß, schließlich für einen harmlosen Verrückten hält. Und ähnlich wie in seinem „Peter Brindeisener" lüstet Stehrs meisterliche Erzählknnst auch i» dieser Novelle stufenweise und ganz all- mählich den Schleier der Vergangenheit und enthüllt Zug um Zug die seelischen Untergründe, die diesen vereinsamten, »m Glück und Liebe betrogenen alten Schulmeister säst natiirnot- wendig s o werden liehen, wie er eben war. Und i» demselben Maße, wie dieser sonderliche Alte des mystischen Gewandes entkleidet wird, stellt sich beim Leser oder Hörer allmählich ein tiefes Verstehen, ein warmes Mitgefühl für den Enterbten dcS Glücks cln, dem man von Herze» gönnt, daß er wenigstens in der letzten Stunde seines enttäiischungsvollcn Lebens sich noch an einem Schimmer von Glück berauschen kann, mag dieses Glück euch nnr aus einer Wahnidee ausgebaut sein. Die ziem lich zahlreiche Hörerschaft stand sichtlich im Banne der span- nrnd ansgebauten Erzählung, die übrigen» wohl kaum von einem anderen so eindringlich, so gesangennehmenb vor- getragen werben könnte wie vom Dichter selbst. Hermann Stehr wurde am Schluß herzlich gefeiert. —<jt. ß* Di« Bibliothek de» Goethe-ForscherS Pros. Dr. Julius Bsgel. der sich al» Direktor de» Museum» der bildenden Künste große Verdienste um das Kunstleben Leipzigs erworben hat. ist in den Besitz einer Leipziger Firma übergegangen. Ein neu erschienener Katalog unterrichtet über Umfang und Inhalt der Bibliothek. Unter den Schätzen der Sammlung befindet sich der 1017 erschienene Theuerdank mit den 118 altkvloricrten Holzschnitten nach Burgkmair. Schäusselin, Traut u. a. s* Professor Dr. Wilhelm Rein wurde von der Sadt Jena an seinem 80. Geburtstag in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste und seiner erfolgreichen Be strebungen zur Hebung der allgemeinen Volksbildung zum Ehren bürger ernannt. Im Rahmen der Jenaer Ferienkurse, deren Mitbegründer Prof. Rein ist. fand eine besondere Feier zu Ehren des Jubilars statt. -f* Heinrich TcweleS s. In Prag ist soeben der ehemalige Chefredakteur de» „Prager Tageblattes" und spätere Direktor des damaligen Deutschen Landestheaters, Heinrich Tewele», einem HcrCMlag erlegen. Tewcles, der ein Alter von 71 Jahren erreichte, war einer der bekanntesten deutschen Theatcrkritiker und Schriftsteller und bis zu seinem Lebensende journalistisch tätig. s* Eine Tragödie des gewonnenen Krieges. Die Tragödie „Der Kronprinz" von Arthur Ernst Rntra ist von den Nein- Hardt-Bühnen in Berlin zur Aufführung erworben worden. Das Stück spielt in einem Tenlschiand, das den Weltkrieg ge wonnen hat. 's* Ehrenrektorat der Technischen Hochschule Charlotten, bürg. Die Technische Hochschule zu Charlottcnburg hat dem Fabrikbesitzer Hermann Schoening, Inhaber der Firma Rabvma Maschinenfabrik Hermann Schoening. Berlin- Borsigwalde. die Würde eines Doktor-JngenieurS ehren halber verliehen. Fabrikbesitzer Schoening ist Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugcmaschinenfabrikcn und Aussicht», ratsvorsitzenber der Maschinenschau auf der Tech- nischen Messe in Leipzig, um deren Aufbau er sich die grüßten Verdienste erworben hat. s* Sin Mnlenm ans dem Greizer Renßcnschloß. Die Stadt Greiz hat umfangreiche interessante und geschichtlich wertvolle Muieumsgegenstände. aber kein Museum. Nach dem daS frühere Museum erst aus der Webschule, dann auS dem Sommerpalais vertrieben wurde, .liegt der zum Teil unersetzliche MuseumSfundu» setzt im Feuerraum der Marie», schule. Da da» Rentamt auS dem oberen Schloß auSzieht. will man dt« sretwerbenben Räume vom Staat für da» Mu« seum haben. 7* Sin« Medaille von Rndols Gtammler. Znm goldenen Doktor-Jubiläum von Pros. Dr. Rudolf Stammler hat die juristische Fakultät der Berliner Universität ein Reltrsbtlbnt» de» Jubilars durch den Bildhauer Kowalczewskt gestalten lasten. Von diesem Porträt sind Bronzemedaillen gegossen worden, aus deren Rückseite der Sinnspruch angebracht ist. den Stammler für seine Theorie der Rechtswissenschaft ge» wählt hat. Ein Ucberschuß auS dem Erlös für diese Medaillen soll dem Jubilar für einen wissenschaftlichen Zweck zur Ver fügung gestellt werden. Ein Volta-Tempel in Como. Ein italienischer Groß industrieller, Francesco Somaint, hat in Como, der Geburts stadt von Alessandro Volta, dem großen Physiker, einen Tempel errichtet. Durch den Brand des Volta-Museum» im Jahre i80S sind zahlreiche Stücke aus dem Nachlaß Volta» verloren» gegangen. Somaint hat inzwischen mit Hingebung glles ge sammelt. was noch aufzufinden mar, und mit Hilfe der Lom bardischen Akademie der Wissenschaften auch die halb ver brannten Manuskripte wieder leserlich gemacht und die primi tiven Vcrsuchsapparatc des Forschers wicdcrhergestellt. Alle diese Stücke sollen in dem neuen Tempel untcrgcbracht wer den, der voraussichtlich im Herbst in Anwesenheit des Königs eingciveiht werden wird. -f* Zehn Millionen Mark für eine Bildersammlung. Die Italiener-Sammlung des Engländers Robert Bcnson ist. wie der „Knnstwaiidercr" erfahrt, en tiloc von der Firma Duveen für 500 000 Pfund Sterling (rund zehn Millionen Goldmarks erworben worden und wird vermnilich ebenso geschlossen den Weg übers Meer nehmen, falls nicht die englische Nattonal- gnlerie das eine oder andere Werk ersteht. Duveen hat r» übrigens der Nativiicklgaleric aiihcimgcstellt, sich ein Bild zu wählen. Die Leitung des Londoner Museums entschied sich für den Correggio: „Christus' Abschied von Maria". Die in vier zigjährigem Wirken von dem Ehepaar Venson zusammcn- gctragene Kollektion veranschaulicht den Werdegang der italie nischen Malkuiist von den Primitiven an bi» zur venezianischen Schule. Die Siciia-Abiciliina beginnt mit den vier Tafeln de» Dncciv di Buonliisegna li380 biS 1880s. dem Zeitgenossen GivttvS, die Florentiner mit Werken der Giotto-Schüler biS Andrea del Sartv. Unter den Meister» der Renaissance be« stnden sich Tizian. Carpaccio. Giovanni NcNIni, Paolo Veronese. Palma Vecchio, Ghirlandaio, Correggio, Botticelli. s* Preisausschreiben für ein pfälzisches Bühnenwerk. Der Pfälzische Verband für freie Volksbildung in Neustadt a, d. Haardt erläßt ein Preisausschreiben für ein Bllhncnwerk. da» pfälzische Eigenart, gleichviel i» welcher AuSdrucksform bet sreier Stosiwahl bekunden soll Die drei Preise von 000. 800 und 200 Reichsmark sind auch iUchtplälztschrn Schriftstellern zu gängig. Die preisgekrönten Arbeiten werben vom Lande»- theater für die Pfalz und da» Saargebiet unter Sicherung der Tantieme urausgesührt werden. Letzter EinsendungStermtn ist der 1. Januar 1V28.
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