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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030709019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903070901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903070901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-09
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.07.1903
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zur Vewmweruna hinretßt. Li«« recht anmutige Produktion be deutet olwv»U«r» »un tlvur« elektrischer Dressur-Akt mit dem Uraberschimwel „Joulik^. Da» prächtig« Tier, dessen Brust- cr mit elektrischen, taktmähig ausleuchtenden Glühlämpckien ist. hat ersichtlich Schule genossen und scheint seiner Herrm »wmandoS an den Augen abzulesen. Einen besonders großen SpÜlraum hat «an im gegenwärtigen Programm dem Humor eingeräumt, denn dafür, daß den Lachmuskeln des Publikums die nötige Bewegung wird, sorgen in ausgiebigster Weise nicht allein der routinierte Humorist Jean Beyer in seinen mit Schlagern ge würzten, zum Teil aktuellen Couplets, und Mathilde Buchwald in ibrer komischen Solo-Szene „Die Theatermutter , sondern auch ein sehr nett aufgefichrter^ einaktiger Schwank „Fräulein Zange oder Da» neu« Dienstmädchen" und — last not Ivaot — die Leoomme-Trmtpe ,n ihrer urkomischen, aber auch recht geräusch vollen und hier und da wohl agch etwa» allzu realistischen Assen- Pantomime. Daß übrigens die Theaterleitung mit der Zu- sammenstellung de» Juli-Programm» den Geschmack ihre» Publi kum» getroffen hat — und das ist doch für sie schließlich die Haupt- lache — bewies der lebhafte Applaus, mit dem man die einzelnen Nummern auszelchnete. — Gestern früh verschied in DreSden-Plauen im 82. Lebens- jahre der pensionierte Obermaschinenmeister der Drrsdner Hof- theater, Herr Johann Friedrich Ernst Witte. — Cosseba.ude. Auf Einladung des Herrn AmtShaupt- manns Dr. Krug v. Nidda fand am Dienstag nachmittag eine Versammlung der Gemeindevertreter aus den westlichen Vororten im ..Bergrestaurant" hier statt. Um eine verbesserte Ver bt ndung der West Vororte mit Dresden in Fluß zu bringen, wurden Beratungen in Sachen der projektierten clek- irischen Straßenbahn Dresden-Cotta-Cossebaude usw. gepflogen. Es handelte sich vornehmlich um die Verbreiterung der Meißner Straße und der damit verbundenen Kosten. Nach lebhafter Debatte erkannten die Gemeinderäte im Prinzip die Vorteile und Wohltaten,, welch« ihren westlichen Vororten durch die Erbau werden, an. und erforderliche Areal .ügung zu steilen, ebenso das Areal für die etwa water statmndende Verbreiterung der Meißner Straße unentgeltlich zu beschaffen, lehnten jedoch alle für den Ausbau der Straße bezw. der Ausweichgleise entstehenden Kosten ab. Die Gemeinde Brießnitz stellt sich auf den Standpunkt, daß die wenig Interesse an der Weiterfübrung der Straßenbahn über das „Schusterhaus" hinaus habe, da ihre Einwohner kaum fünf Minuten bis zur jetzigen Endstation am „Schusterhaus" zu gehe» brauchten, aber im Interesse der Nachbargemeinden würden auch sie Opfer bringen. — Cossebaude. Die Weihe unserer neuen Kapelle, zu Welch letzterer die ehemalige, dem Fiskus gehörige und nunmehr zu einem würdigen, geräumigen Betsaal geschmackvoll umgebaute, m der Chronik bereits im 1b. Jahrhundert erwähnte „Weinpreffe" Verwendung gefunden hat, vollzog am Sonntag vor einer zahl reich erschienenen Gemeinde Herr Konsistormlrat Superintendent I). Benz auf Grund des Schristwortes Matth. 20, 7: „Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein ivird. soll euch werden." Die Festpredigt hielt Herr Pastor Wrndler-Cossebaude über Psalm 138, 3 bis 3. und dankte allen Förderern des Baues. Bor der Festpredigt führten die Kirchenmusik aus: der Männer- gesangverem „Harmonie"-Cossebaude sDirigent: Herr Liedermeister Reiche-Plauen) und der Damenchor „Cäcilia"-Cossebande sDirigent: Herr Musillebrer Kokser, hier). Der hiesige Frauen verein hat eine Mtar- und Kanzelbekleivung, Frau verw. Ottmann ein paar herrliche Traustühle, Irl. Svrnnk und Frls. Geschwister Kunze je eine prachtvoll gestickte Altardecke gestiftet. Biek Freunde der Kirche haben Beitrage zur Anschaffung eines Harmoniums beigesteuert. Die anderen Liebesgaben sind zu dem herrlichen Fensterschmuck und anderem mehr verwendet worden. Das neue, von Herrn Professor Krauße-Dresden gestiftete Altarbild wird erst später aufgestellt werden. Die Bauarbeiten hat Herr Bau meister Säurig-Cossebaud« und die Malerarbeiten Herr Maler- meister Veith-Cossebaude ausgeführt. — Oberwiesenthal, 8. Juli. Zu der Mo rdaffäre auf dem Fichtelberge verlautet weiter, daß gegen die fest genommenen beiden Personen vom Amtsgericht Overwiesenthal auf Grund vorliegender Berdachtsgründe durch Indizienbeweise Berhaftbefchl erlassen und daß einer der beiden noch gestern abend an die Staatsanwaltschaft Chemnitz abgeliefert worden ist, während der andere sich noch im hiesigen Amtsgerichtsaefängnis befindet. — Die Vermutlungsverhandlungen im Mau rerstreik In Plauen i. V- werden noch immer fortgesetzt. Die nächste Ver- bandtong findet morgen statt. ES erfolgten von neuem zahlreiche Verhaftungen. Nicht wenig Mißstimmung hat die geringe Skreik- unterstütznng unter den Arbeiter» lieivorgerufen. Die Streikenden «hielte» nur eine halbe Woche (6 Mark) ausgezahlt. — Schwurgericht. Die gestrige Verhandlung, zu welcher wiederum eine große Anzahl Zeugen geladen war, richtete sich gegen den 1669 in Böhmisch-Leipa geborenen Kaufmann Ernst Schneider, dessen Schwester Helene verehelichte Naumann aus Berlin und deren Ehemann, den Eicrhändler Israel Simon Nau mann, ebenfalls in Berlin wohnhaft. Dem Angeklagten Schneider wird Hinterziehung der Zwangsvollstreckung und Meineid, den Mitangelkagten zur Last gelegt. anwalt Richter onwalt Dr. Naumann-Berlin. Der Angeklagte Schneider ist seit 1894 in Dresden und leitete bis zum Jahre 1900 eine seinem Vater gehörige Filiale einer Eierhandlung. 1900 brach über das Geschäft der Konkurs herein und dre Gläubiger wurden im Zwangs- Vergleiche mit 10 Prozent abgefundcn. Ein in Loschwitz wohnen- der Landschaftsmaler hatte dem Schneider sen. angeblich nach und nach 60 000 Mk. ohne jede^icherheit geliehen, uno Schneider Selbstschuldner v, ^ !e Lame", trat mit hiesigen und auswärtigen Theatern in Berbin düng und will im ersten Jahre 4000 bis 5000 Mk. verdient haben. Gar zu bald aber traten Klagen und Pfändungen ein, Schn, be- zahlte anfangs noch vor oder nach den Pfändungen, bis vom Juni 1902 an die Zwangsvollstreckungen erfolglos blieben. Am 1. Sep tember wurde der Schuldner auf Antrag des Malers zur Ab- leistung deS Ofsenbarungseides verhaftet. Er stellte das übliche Vermögensverzeichnis auf und führte darin als Vermögensstücke an: 28 Mk. Bargeld, die notwendigsten Kleidungs- und einige Möbelstücke, sowie einige angeblich nicht eintreibbare Forderungen und beschwor sodann die Richtigkeit des Verzeichnisses. Erwie senermaßen hatte er aber zwei Bankguthaben von zusammen 8800 Mk., 2 Aktien der Allgemeinen Kreditanstalt über je 1000 Mk., einige immeichin nicht aussichtslose aus dem Konkurse seines Vaters stammende Forderungen, eine vollständige Mobiliareinrichtung und einige Brillantknöpfe nicht ausgenommen. Am 22. August noch hob er von der Bank 2775 Mk. ab und übergab davon 1200 Mark ohne Quittung an seine Eltern und behauptet zudem, daß die 8800 Mk. nicht ihm. sondern dem Geschäft gehörten, welches in zwischen an die Schwester, die Mitangeklagte, verkauft worden war. Auch die Mobilioreinrichtung war durch Kauf in den Besitz der Schwester übergegangen. Diese hat zwar den Kaufpreis von 600 Mk. bezahlt, aber von dem Gelde ihres Bruders, welcher vor Abschluß des Kaufs durch seinen Vater 820 Mk. an die Schwester geschickt hatte, um davon sofort 800 Mk. zurück zu erhalten. Daß der Kauf nur ein Scheingeschäft war, geht aus einem Kassiber hervor, den Schneider bei einer Vernehmung vor dem Unter suchungsrichter seiner Geliebten, einer hiesigen Ballettänzerin, zu^ustccken versuchte. In dem Schreiben sagt Schneider, daß es mit seiner Angelegenheit äußerst schlecht stehe, die GAiebtc möge die Brillantknöpfe und die Wertpapiere aus der Wohnung Schnei- derS holen, versilbern und den Erlös sicher und treu ausoewahrcn und 500 Mk. für sich behalten. Außerdem soll die Schwester bestimmt werden, ihr vor der Berliner Polizei gemachtes, sich rufen u schloss ... . . .... ^ertgegew stände nicht daS Geringste zu wissen, und bekennt sich sür nicht- schuldig. Die Angeklagte Naumann ist zu einer Erklärung oder Aussage nicht zu bewegen. Sie hat offenbar eine Geste ihrer als Zeugin geladenen Mutter verstanden, welche beim Eintritt in den Verhandlungssaal einen Finger über den Mund legte, waS dem Vorsitzenden des Gerichtshofes allerdings nicht entging. Auch Naumann ist in feinen Aussagen äußerst knapp. Er behauptet. — ist in feü — «ü seinen Angehörigen nicht im besten Einvernehmen behauptet, gelebt zu haben und fast den ganzen Tag unterwegs gewesen zu sein. Der Möbelkauf sei ihm vollkommen zu Recht bestehend erschienen. Um daS Geschäft des Schwagers habe er sich Air nicht gekümmert und auch die Unterschrift des Kaufvertrags verweigert. Die Zeugenaussagen fallen fast durchweg zu Ungunsten der Angeklagten aus und bestätigen im allge meinen daS, waS den Beschuldigten zur Last gelegt wird Nach dem Wahrspruche der Geschworenen ist Schneider der Be seitigung von Bestandteilen seines Vermögens, der Vereitelung der Zwangsvollstreckung und des Meineids, die^verehel. Naumann der Beihilfe zur Beseitigung von Vermögensstücken und zur Ver eitelung der Zwangsvollstreckung schuldig. Die den Angeklagten Naumann betreffende Schuldfrage wird verneint. Der Staats anwalt beantragt gegen den Hauptanaeklaaten eine ganz empfind- liche Zuchthausstrafe, da man jedenfalls allgemein das Gefühl der Befriedigung empfinden wird, daß dem geradezu gemeingefährlichen Treiben Schneider» endlich ein Ende gemacht worden ist. Nan- mann wird freigesprochen, dagUen erhalten Schneider 4 Jahre 6 Monat« Zuchchaus und 10 Jahre Ehrverlust, die Naumann 4 Monate Gefängnis. Schn, verliert für dauernd die Fähigkeit, als Zeuge oder Sachverständiger unter Eid vernommen zu werden Dem Schn, wird 1 Monat Zuchthaus, der N. 1 Monat Gefäng nis als verbüßt angerechnet. — Militärgericht. Do» Kriegsgericht der 23. Division unter Vorsitz des Obersten v Ehrenthal und unter juristiicber Leitung des KrirgSgerichtsratS Dr. Genge verhandelte gegen de» 1665 zu Buinnberg geborenen Hanvima»n und Koinp„gniechef Karl Ernst Nimpau, den 1877 zu Dresden geborenen Leutnant Karl Gottwalt Stübel und den 1879 zu Gitter!« geborenen Ser geanten Ernst Max Zenker von der II. Komm,gute des 102. I»- mnterie-Regimeiils in Zittau wegen vorsätzlicher unrichtiger Aus stellung eines Dienstaktestes und vorsätzlicher unrichtiger E>sta!tn»g einer dienstlichen Meldung bezw wegen Beihilie zu vielem Ver gehen. Wie die Verhandlung ergibt, befanden sich in der Kom pagnie des HauvtmannS eine große Anzahl Schützen, die noch nicht ihre Vorübungen erküllt batten. Um Viesen etwas nochzu- helsen, fand am 20. Mai iür die schlechten Schütze» ein Schießen unter der Aussicht des Komvagniechefs statt, der einige Tage vor der dem Schießunterossizier, dem mitangeklngte» Sergeanten die Weisung «teilt halte, alle diejenigen Leute, die ihre Hebungen erfüllten, in das Komvaanirschleßdnch einzutragen. Damit mög lichst viele Leute in das Schießbuch etngeiragen werden konnten, wurden insoiern auf Anordnung des Hanplmanns falsche Schieß- erncdnislc eingetragen, als man Zahlen umstellte und einzelne Schüsse weglicß. Auf dleie Weile wurden ll Mann in die Schiebkladde übertragen, während bei dem am 25. Mai abgehal- tenen Schießen unter Aufsicht des Leutnants noch ein Schütze lochte. Nach Beendigung des Schießens haben beide Offiziere, obwohl sie Kenntnis von Vielem Zustandekommen der Schießrefiil- tate hatten, die Richtigkeit des Schießprowlolls und der Z chl der abgeichossenen Patronen mit ihrer Numensuilterschrift bescheinigt. Durch be» Hanvtmann ist dann das Schießdnch dem Bataillon überreicht worden. Durch ihre Handlungsweise machten sich die Angeklagten der Ilrbcrtretung deS 8 98 der Schießoorschrift ichul- big. Was den Unteroffizier anbelangt. so hat sich dieser dadurch strafbar gemacht, daß er. obgleich er wußte, daß die Befehlsgewalt des Vorgesetzten nicht io weit gehe, daß Untergebene zur Ausfüb rung einer unerlaubien Handlung gezwungen werden können, einem Gefreiten die unrichtigen Schießergevnisse zun, Niederschieiben dik tierte. Die Angeklagten sind geständig, führen aber zu ibrer Ent schuldigung an, daß das Motiv ihrer Handlungsweise kein unlau teres ivar und daß sie insbesondere nickt einen unerlaubten Wett bewerb mit den übrigen Kompagnien ober eine Dicnstauszeichnung beabsichtigt hotten, sondern nur de» schlechten Schützen etwas nachhelicn wollten. Zenker dagegen will sich danials keines straf bare» Tuns nicht bewußt gewesen lein. Die Bcrmteilung erfolgt der Anklage geniäß, und zwar wird Haupimnnii Rimvau mit 3 Wochen Stubenarrest und Leutnant Stübel mit 2 Tagen Stubenarrest bestraft, während Sergeant Zenker 2 Tage mittleren Arrest erhält. LageSgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser hat dem Lette-Verein in Berlin auf dessen am Viktoria-Luife-Platz zwilchen der Neuen Bayreuther und Regensburger Straße gelegenes neues Heim ein zu 4 Prozent zu verzinsendes Kapital von 300000 Mk. gegeben, das als Hypothek auf den Namen des Monarchen eingetragen ist. Der Präsident des Londoner Automobil-Klubs, Mr. Roger Wallace, erhielt folgendes Telegramm von Kaiser Wilhelm: Seine Majestät der Deutsche Kaiser freute sich sehr, zu hören, daß der Gordon Bennett-Pokal von einem deutschen Automobil gewonnen wurde. Auf Befehl Seiner Majestät danke ich Ihnen ergebenst für Ihr freundliches Telegramm, welches die erfreuliche Nachricht enthielt und für die Seiner Majestät dar gebrachten Glückwünsche des Automobil-Klubs für Großbritannien und Irland. Gezeichnet von Tschierschky an Bord Seiner Majestät Jacht „Hohenzollern". Bei einem Festmahl, welches zn Ehren des Kardinal- Erz d i l ch o s S Fischer in Köln ln der Biirgeraesellichaft gegeben wu»oe. brachte der Kardinal auf den Kaiser u>id aus den P ap st einen Trl»kivmch aus. der nach der .Köln. Volksztg." folgender maßen lautete: Wenn ich heute als erster das Wort ergreife, so tue ich das mit sehr gemilchten Gefühlen. Liegt doch eine von den Majestäten, denen das erste Hoch gelten soll, von einer gefähr liche» Krankheit schwer getroffen darnieder. Die ganze gesittete Welt nimmt Anteil an diesem Geschick des heiligen Vaters, unseres Oberbirlen. und gewiß als einer der ersten unter allen Monarchen des Erdreichs unser erhabener Koller und König, der in einem innigen Verhältnis zu unserem heiligen Bat« steht. Ich habe aus dem Munde des Kaisers leibst vernommen, wie sehr er den heiligen Vater schätzt, und der heilige Vater sagte mir verschiedene Male, er ehre unseren Kaller hoch, ja er bewundere ihn. Der Papst sagte mir noch vor einigen Tagen: „llw raus vrrs ä'sipnmor mir sinesro vünsrstiou st man ssutimsot protona, man »rwtrtz snvers votr« smpsrour! ' <„Jch bitte Sie. meine aufrichtige Verehrung und mein tieieS Gefühl, meine ganze Freundschaft sür Ihren Kats« auszudrücken.") Wie schön und «hebend war daS nnlrüaltche Zusammenwirken zwischen dem Papst und dem Kaller. Da» Zusammentreffen dieser beiden Herrscher vor wenigen Wochen war rin weltgeschichtlicher Moment. Wenn der Papst und der Kaller auch in mancher Beziehung verschieden find, anerkennen müssen wir doch die Kongrnralität, in der sie in Ihrem Schafsens- eiier aut allen Gebieten dieses Lebens zusammenwirken. Dieses ht und Einfluß ruht nicht im Präsidium, sonder» im ^ ^ !NU>. tetchstage selbst. Soweit Bernsteln'verlangt, daß wir „mit aller ntichiedenheil" die Stelle eines Vizepräsidenten für unsere! raktioa beanspruchen sollen, rennt er wieder einmal offene Türen ein. Darüber herrscht gewiß in der Fraktion leine Differenz. , . Ich kann natürlich nur sür meine Person sprechen — aber es scheint mir außer Zweifel, daß wir diese Forderung ausslellen und mit die wir es Entschiedenheit vertreten werden, wl 1896 getan haben. Ebenso ielbilverst . . demokratisches Mitglied des Reichstagspräsidiums alle ihm durch Sftl es ja auch im Jahre 1896 getan haben. Ebenso selbstverständlich ist es. daß ein sozial- die Geschäftsordnung auferlegle» Verpflichtungen erfüllen wird. Diele Erklärung haben wir auch im Jahre 1898 im Senwren- konvrrik abgegeben, alS wir unsere» Anspruch aus einen Sitz im Präsidium erhoben. Aber man wollte uns damals auch gesell schaftliche Verpflichtungen auszwiiige», die in der Geschäfts ordnung nicht begründet sind: und da wir es ablehnte», zu Hofe zu gehen, wurde unserem berechtigten Anspruch nicht startgegeben. Ich sehe keine Veranlassung, von dem Standpunkt, den wir damals eingenommen haben, abzuweichen. zumal da die Ver tretung im Präsidium lause nicht die Bedeutung hat, zu der Bernstein sie ausbauscht. Geschästsordnungsmäßig gibt es kein Präsidium, sondern einen Präsidenten: von einer planmäßigen kollegialen Einflußnahme des Vizepräsidenten kann — wie die Dinge liegen — gar keine Rede sein, namentlich bei so eigen willigen und selbständigen Naturen, wie der voraussichtliche Präsident des neue» Reichstages, Ballestrem, eine Ist. Ich meine, die Sozialdemokratie wäre natürlich »rcht geschädigt, wenn einer der Ihren im Präsidium säße; aber ich iche auch keinen große» Vorteil sür die Partei, wenn eines ihrer Mitglieder von Zeit zn Zeit die Pcäsidentenglocke schwingen darf. Daß in der Partei cm Bedürfnis besteht, um >edcn Preis eine Vertretung im Präsidium zu erlangen, leugne ich: das sind Schrullen und Velteitätcn einzelner Wir werden untern Anspruch erheben, nicht um, wie Bernstein meint, bei einer Ablehnung .zu wissen, woran wir sind" — ich »reine, dafür gibts noch bessere Gradmesser —, sondern einfach, weil es unser gutes Recht ist. Die Rerchstagsersatzwcrhl in Äonitz-Tuchel, die er forderlich wird, weil der dort und in Wrrsrtz-Schubin gewählte Pole o. Czarlinski das letztere Mandat angenommen hat, findet am 10. Juli statt. Der Wahlkreis Konrtz-Tuchel ist sicherer pol nischer Besitz, doch scheint es innerhalb des polnischen Lagers zum Kampfe darüber kommen zu sollen, ob das Mandat der polnischen Hofpartei oder den Radikalpolen vom Schlage eines Äorfanty zufallen soll. Die westprcußrsche Telcgicrtenversamm- lung als Zentralwahlkomitee hat nicht, wie erwartet wurde, den Zeitungsverleger Kulerski-Graudenz als Kandidaten oufgestclll, sondern einen „neuen Mann", den Gutsbesitzer Sikorski. Nun bat aber Kulerski vor der Hauptwahl schon seine Kandidatur Zusammenwirken dn beide , . w wichtiger, als der Geist der Verneinung, der Zerstörung und des Umsturzes in unserem Vaterland? weitere Verbreitung gefunden hat. Da tut sammenschließen und daß es not, daß olle staalserhaitenden Kräfte sich zu- diejenigen, die berufen sind, an der „ iejeniaen, die berufen sind, an ... Spitze zu stehen, die Geister zu leiten und das Schwert zu führen, znsammerrarbeiten zum Wohle des Vaterlandes, zum Schutze der Gerechtigkeit. Da ist es nötig, daß beide Gewalten sich begegnen, wie wir es jüngst gesehen haben bei der Zusammenkunft zwischen dem Papst und dem Kaiser. Möge Gottes Vorsehung das Leben und Schaffen beider Herrscher noch lange erhalten. Ich spreche aus dem Herzen und aus der Gesinnung unseres Kaisers, wen» ich heule namentlich den Wunsch äußere, daß Gott den heiligen Vater trotz seines hohen Alters noch lange erhalten möge in seiner bis herigen Frische und Schaffenskraft, nicht nur zum Wähle der katholischen Kirche, sondern auch zum Wähle der gesamten Mensch heit. Ter Papst und der Kaller leben hoch! Der Senat von Bremen hat beschlossen, der von der Bürger schaft ansgeaangenen Anregung zu folgen und Reichsmünzen mit bremischem Hoheitszeichen prägen zu lassen. Außer Neuß ä. L. war Bremen bisher der einzige Einzelstaat, der das nicht tat. Der Senat erklärt, daß zu dieser Sonderstellung gar kein Grund vorlicge. Die Kosten für rund j, Million Mark be liefen sich nur auf 2600 Mark, spielten also keine Rolle. Daher be antragt er bei der Bürgerschaft die Bewilligung dieses Postens, um dafür Münze» verschiedener Art im Gesamtbeträge von etwa 1 Million Mark Herstellen zu lassen. Nachdem die opportiimstischen Führer der Sozialdemokratie Bernstein und v. Vollmar «klärt haben, die Sozialdemokratie nehme die erhöhte Verantwortlichkeit tm Reichstage aus sich und werde ihren Platz im Präsidium beansprilchen. ohne sich an formalistischen Bedenke» zu stoßen, hat sich auch Singe r zu der Frage geäußert. Dem Berliner Korrespondenten der Wiener .Adendztg." sagte er: .ES ist verwunderlich, daß Bernstein ans dem AuSgang der Wahlen. der für die Macht der Partei in nächst« Zukunft große Perspektiven «öffnet, keine andere Sorge erwächst als die Erörterung einer so kleinen und nebensächlichen sichert erscheint, nicht in den Verband der polnischen Fraktion anfacnoinmen werden. Geschieht das aber dennoch, so wird in Zukunft auch von anderen die Solidarität nicht mehr unter allen Umständen als unantastbar betrachtet werden. Der Geschäftsbericht des Alldeutschen Verbandes aus das Jahr 1902 ist soeben erschienen. Neben einer umfassenden agitatorischen Arbeit hat der Verband auch eine rege Unter- stü bunasarbeit nationaler Unternehmungen der mannigsaltigsicn Art geleistet. U. a. hat e'' sich in autzerordcntlich umfassender Weise an der Hilssarbeit für die Opfer des Burenkrieges, ins besondere für die deutschen Kriegsgefangenen und Mitkämpfer, be teiligt. Aus der Burensammlung bat der Verband eine Summe von 40000 Mk. der Neuen Südweftafrikanischen Siedelungs- Gesellschaft zur Förderung der Änsiedlung von Deutschen und Buren im Schutzgebiete zur Verfügung gestellt. Die Zahl der Mitglieder ist im Berichtsjahre um 1420 gesunken und betrug Ende 1902 20504; hingegen ist die Zahl der Ortsgruppen um eine gestiegen. Zum Schluffe gedenkt der Bericht der verstorbenen Mitglieder, von denen insbesondere der im Dezember 1902 Heim gegangene Mitbegründer des Verbandes. Geh. Hofrat Professor Dr. Wislicenus-Leipzig, für alle Zeiten mit der Geschichte der alldeutschen Bewegung verwachsen ist. Der preußische Eisenbahnminister Budde hat kürz lich eine bemerkenswerte Verfügung erlassen, die Zeugnis ab- legt von dem Reiormgeist, den er schon öfters bei Ausübung seines neuen Amtes betätigt hat. Eine Eisenbahndircktion hatte ihr Mißfallen darüber ausgedrückt, daß die Beamten so häufig ihre Urlaubsreisen nach dem Auslande ausdehnten, wohin ihnen, nach einer zwischen Verwaltungen der Eisenbahn getroffenen Ver abredung, gleichfalls freie Fahrt gewährt wird, sobald sie von den inländischen Direktionen eine darauf bezügliche Bescheinigung vorzeiaen. Der betreffende Eisenbahndircktionspräsident liebte diese Auslandsreisen seiner Beamten nicht und versagte den An tragstellern in den meisten Fällen die Bescheinigung zur Er langung der freien Fahrt auf den ausländiichen Strecken. Als der Minister durch Beschwerden hiervon Kenntnis erhielt, ver fügte er in bezug auf Urlaubsreisen der Beamten, daß er es sür sehr zweckdienlich erachte, wenn d--s Eiscnbahnpersonak seinen Urlaub benutze, um auch außerhalb des Heimatlandes Verkehrs- Verhältnisse kennen zu lernen, solches Vorhaben der Beamten sei von den Nachgeordneten Dienststellen nach Möglichkeit zu unter stützen. Diese Versüguna hat bei den Beamten der StaatÄahn- verwaltung große Befr'eoigung hervorgerufen. Für die Unterstützung ver Sozialdemokratie bei den preu ßischen Landtaoswahlen tritt Abg. Barth in einem von Helgoland datierten Briefe an die Redaktion der in seinem Land tagswablkreise «scheinenden Kieler Zeitung lebhaft ei». Es sei geradezu rin politischer Skandal, wenn auch vom nächsten preu ßischen Landtag die Sozialdemokratie völlig ausgeschlossen sein solle. Die Sozialdemokratie könne nicht daraus rechnen, ans eigen« Kraft allein unter dem Dreiklassenwahliystem auch nur ein einziges Mandat zu erringen. Die Freisinnigen müßten den Sozialdemokraten helfen, in das preußische Abgeordnetenhaus auch unter dem gegenwärtigen Dreiklaffenwahliystem einzuziehen. — An der preußischen Landtagswahl wollen sich die Sozialdemo kraten des Wahlkreises Solingen beteiligen. Da sie jedoch davon überzeugt sind, daß sie kür sich allein nichts ausrichten können, ist dn Plan bet ihnen aufgrtaucht, den Freisinnigen ein Wahlbündnis onzubieten. Sie sind der Ansicht, daß es de» Freisinnigen und Sozialdemokraten gelingen würde, den Rational- ltberalen die drei Mandate des Krenes, der die politischen Kreise Solingen-Stadt und -Land. Remscheid und Lennep umfaßt, z» entreißen. Die Solinger .Genossen" haben den Plan schon mehr fach in ihren Versammlungen erwogen und wollen sich in der cten dieses Levens zMammcnwtlken. Dieses nächsten Zeit mit den Remscheid« Sozialdemokraten in Verbindung beiden größten Herrscher der Jetztzeit ist um setzen um die Bedingungen für das Wahlbündnis fcstznlcgen. Die Militär kantinen hatte der bisherige Kommandeur des 16. Armeekorps, Graf v. Hasel er, im ganzen Bereich dieses Korps unter die Verwaltung der Truppenteile gestellt, so daß die Pächter, sofern die ganze Leitung nicht in militärischen .Händen der Warenbestände waren, cna» bestimmt und htigt. Alle alkoho lischen Getränke waren ausgeschlossen, ausgenommen ein dort ge brautes leichtes Bier. Der nachfolgende Kommandeur, General Stößer, hat es nun wieder den Truppenteilen gestaltet, ihre Kantinen an Wirte zn verpachten, die das Geschäft auf eigene Rechnung führen dürfen. Damit ist auch das Spirituoscnverbot aufgehoben. ^ Der bereits erwähnte Prozeß, der wegen des am 27. Dezember 1902 in Gaubickclheim stattgefundenen Friedhof-Skandals vor der zweiten Strafkammer des großhcrzoglichen Landgerichts in Mainz slattgefundcn hat, gewährt einen wenig erfreulichen Ein blick in die Unduldsamkeit Und den Fanatismus einer kleinen katholischen Dorfgemeinde. Wegen „Störung gottesdienst licher Verrichtung auf dem Friedhofe", „Bedrohung und tätlicher Beleidigung" des freireligiösen Predigers Freihcrrn v. Zucco und Cuccagna waren 19 Einwohner von Gaubickclheim in Rhcinheffen angeklagt. Die Angeklagten find im Alter von 17 bis 60 Jahren. Am 27. Dezember vorigen Jahres wurde auf dem Friedhof in Gaubickelheim ein Landwirt beerdigt, dessen letzter Wunsch gewesen war, daß ein freireligiöser Prediger ihm die Leichenrede halte. Der reircligiöse Prediger in Mainz, Frhr. v. Zucco und Cuccagna, am diesem letzten Wunsche des Verstorbenen nach. Aber schon vor Beginn der Leichenfeier hatten sich ans dem Friedhof zahlreiche Personen in Werktaaskleidung, die meisten mit brennenden Pfeifen oder Zigarren im Munde, vor dem offenen Grabe eingefundcn Als der Prediger mit der Leichenrede begann, wurde er durch laute Rufe unterbrochen: „Psui! Pfui! Wir sind katholische Christen! Schmeißt doch den Kerl in das Grab!" usw. Als der Prediger trotzdem weiter sprach, «March «in furchtbarer Skandal. Dt« Dresdner? Nachrichten. 188. Leite S. Tonnerstag. !». Juli IvttL
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