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.... Woche nun ist immer noch nicht anhaltend schönes Wetter izu erwarten. Der Nord-Westwind (mit seinen Nebenrichtungen) hat zwar schon einige Zeit beharrlich gewehrt, aber eS bedarf nur noch de« Durchganges durch Norden, um heiteren Himmel für längere Zeit uns zu bringen. Es wird jedoch dies nicht ohne Störun gen vor sich gehen, sondern heftige Luftströmungen au» den durchfeuchteten nördlichen Gegenden, starke Verdampfung bei eintretender Sonnenwärme, ElectricitätSvorgänge in Folge einer» seit« der Verdampfung, andererseits der streitenden Luftströme und die verhältnißmäßig kalte schwere, über verschiedenen Orten des atlantischen OceanS lagernde Luft werden den gleichmäßigen Gang zum Besseren wiederholt unterbrechen. Diese Beein fluss» gen lassen sich nicht plötzlich, sondern nur allmälig über winden; daher das Wetter auch in dieser Woche veränderlich. varomeirius. — Repertoir des König!. Hoftheaters. Sonntag: Flick und Flock. — Montag: Die Lebensmüden. N. e. Tanz. — Dienstag: Der Freischütz. Max: Herr Tichatscheck. — Mittwoch: Z. e. M. Gegenseitig ; Lustspiel in einem Act von Friedrich Schütz. Z. e. M. Personal-Acten, Lustspiel in zwei Acten. Ein Hut. N. e. — Donnerstag: Lohengrin. Lohen- grin: Herr Tischatscheck. — Freitag: Geschlossen. — Sonn abend: Tell. Schausp ) — Sonntag: Lohengrin. Lohengrin: Herr Tichatscheck. — Montag: Die Lebensmüden. empfohlen «erden, die nutzt absolut und dringend nothwendig ist, an Aufbesserung von Gehalten ist selbstverständlich gar nich zu denkcn.MAndererseits läßt sich freilich auch voraussetzen, daß trotz dieser außerordentlichen Oeconomie im Staatsdienste noch lange nicht die Anforderungen der Neuzeit gedeckt werden können, ohne die Steuerkraft des Landes zu benutzen. In welcher Weise dies aber geschieht, darüber scheint jetzt noch nichts fest zustehen, nur so viel glauben wir, daß man gut thun wird, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß auch in Zutuns die Steuern in der Höhe der jetzigen, erhöhten zu bezahlen sind. Unsere Last würde noch größer sein, wenn der Staat nicht selbst so viele werbende Kapitalien in den Staatseisenbahnen, den Domänm, den Forsten und in der nächsten Zeit noch in den Posteinkünften besäße. Denn es ist nur Das durch Steuern aufzubringen, waS durch die letztgenannten Einrichtungen nicht gedeckt wird, das ist aber immer noch leider genug, so daß der jüngste poetische Stoßseufzer des Freiberger Lohgerbermeisters »ohl eine Berechtigung hat. — Wer die Absicht hat, nach Italien zu reisen, wird in nachstehender Schilderung eines unserer Mitbürger, welcher vor Kurzem mit Frau Gemahlin und Tochter von dort zurückkam, die wohlgemeinte Mahnung finden, vorläufig die Reisepläne nach Oberitalien aufzugeben. Unser Geivährsmann schreibt: „Wegen der angeblich in Bologna, Mailand und Como herr schenden Cholera hat die italienische Regierung angeordnet, daß alle Reisenden, welche mit der Eisenbahn oder dem Dampfschiff von diesen Orten kommen, bei der Ankunft an ihrem Bestim mungsort desinficirt werden müssen. Die« geschieht dadurch, daß die Passagiere bei ihrer Ankunst entweder auf dem Bahn hof oder in einem anderen Gebäude in einen geschlossenen, mit Chlorkalk-Dämpfen angefüllten Raum eingesperrt werden. Ich reiste von Mailand über Como nach Eadenabbia am Comersee. 'Dort angelangt, wurde ich in ein am Terna gelegene« HauS gebracht und dort mit meinem Gepäck ein paar Minuten in daS Räucherzimmer eingesperrt. Ueber diese Proccdur erhielt ich eine gedruckte Bescheinigung, welche ich Ihnen nebenbei über reiche. Tags darauf, in Menaggio, rettete mich dieser Schein vor einer abermaligen Desinfektion. Am nächsten Tage reiste ich mü einem Boot nach Lecco. Dort angelangt, wurde ich, tcotz der Bescheinigung und trotz alles Widerstandes, unter dem Jubel eines zahlreichen Publikums, wieder in die Folterkammer ewgesperrt, nachher lamm auch die Bootleute, die mich hierher gebracht hatten, an die Reche, das Gepäck dagegen blieb unbe rührt. In Verona angelangt, dauerte die Räucherung auf dem Bahnhofe wieder ungefähr fünf "Minuten. Am Schlimmsten war es aber in Venedig/ wo sämmtliches Gepäck geöffnet, die Wäsche und die Kleider auf dazu angebrachte Leinen aufgehängt und auf diese Weise desinficirt werden sollte. Hier waren die Passagiere fast eine halbe Stunde eingcsperrr und der Ehlorkalk- qualm so furchtbar, daß ich nicht begreife, wie viele Damen und Kinder, welche in dem Raume mit eingeschlossen waren, es aus- halten konnten. Ich selbst litt noch mehrere Stunden nachher an Athmungsbeschwerden. Bei der Rückreise über Bozen wurde an der Tiroler Grenze, in Ala, von den österreichischen Be amten auch eine Art Räucherung (also die vierte!) mit den Reisenden vorgenommen, dieselbe war aber so leicht und unmerk lich, daß sich Niemand darüber beklagen kann." — Wir hofften schon berichten zu können, daß die dies jährige Vogelwiese ohne gröbere Excesse vorübergegangen sei, leider wurde aber diese Hoffnung getäuscht. In der, dem am Freitag abgebrannten Feuerwerk folgenden Nacht mußten meh rere Personen wegen excedirenden Benehmens verhaftet werden. So waren wir Zeuge, daß ein Mann wegm Insulten die er dem Publikum zugefügt, sowie wegen Widersetzlichkeit gegen zwei Polizei - Beamte die ihn zur Ruhe ermahnten, schließlich nach dem Polizeizelte abgeführt werden sollte. Da mischte sich mit einem Male ein vorübergehender anständig ge kleideter Mann hinein und hieb ohne Weiteres mit einem derben Stocke auf einen der Beamten ein, so daß derselbe nach wenig Sekunden ziemlich stark blutete. Die Beamten ließen den Ar- restaten los und warfen sich auf den unberufenen Einmischer, welcher auch nach kurzem Kampfe überwältigt und abgeführt wurde. Das zahlreich versammelte Publikum benahm sich ruhig, ja mehrere Zuschauer, durch das Benehmen des Herrn indig- nirt, leisteten den beiden Gensdarmen hilfreiche Hand bei dessen Verhaftung. — DaS Feuerwerk auf der Vogelwiese hatte am Frei tag Abend ganz Dresden und Umgegend auf die Beine ge bracht und auf dem Festplatze concentrirt. Mit Recht konnte man mit dem Dichter auSrufen: „Was rennt das Volk, was wälzt sich dort, die langen Straßen brausend fort? Stürzt Rhovus unter Feuersflammen?" Rhodus war's freilich nicht, das alterthumsgrauc, aber die moderne Feuersiamme, welche die Kunstidee des 19. Jahrhunderts entzündet, sie schlug zum nächtlichen Himmel empor. Ein Nachthimmel, wie ihn ein Feuerwerk haben muß, breitete sich über die Erde aus. Kaum hatte Kanonendonner die Jntrade des Feuerwerks geknallt, so strömte Alles hinaus aus der Buden langen Reihen, der Schichhalle zu, um dort einen Wogenschwall zu häufen, der bei dem bekannten Durchgänge durchs rothe Meer nicht natür licher gewesen sein kann. Festgerammt standen die Schaaren, wie die Aehren im gesegneten Felde, nur die Stiefelab sätze und Ellenbogen arbeiteten in stiller Wuth nach allen Di rektionen hin. Der erste Blitzstrahl des Flammenheerdcs wurde von tausendstimmigen .,AH" secundirt. Pracht aus Pracht ent faltete sich in der dunklen Himmelswölbung. Raketen, Leucht kugeln, Bouquets, Sterne in den Farben aller nord-, oft-, west- vnd süddeutschen Bundessarben kletterten in eilender Hast an der unsichtbaren Himmelsleiter krallend, prasselnd, rauschend, knatternd, blühend, sich entfaltend immer bunter, schöner und mannigfaltiger. Tausende von Augen hatten auf der Erve nichts mehr zu suchen — sie himmelten, so zu sagen. Der Schluß des Feuerwerks der Anfang war für Tausende un sichtbar!, bildete die Beschießung einer Festung, deren Thürme am Schluß dem Bombardement nicht mehr widerstehen konn ten, sie stürzten in das blutrothe Feuermecr, verkündete, daß ? der Kamps der Vernichtung brennend ausgekämpst sei. Frei- i lich fand d.e Menge, als volle Nacht sich über den Platz her- ' abgesenkt, noch eine geraume Zeit, um mehr flammende Piecen des Festprogramme» in die Lüste fliegen zu sehen — in- deß jeder Anfang hat auch sein Ende und so mußte man sich nach vergeblichem Warten wohl endlich zur Heimkehr entschließen. — Aus Zwickau schreibt man unS: Der Stand unserer Feldfrüchte ist ein sehr befriedigender. Allerdings hindert auch hier die regnerische Witterung den ruhigen Fortgang der Ernte arbeit, die in diesen Tagen begonnen hat, aber der Himmel wird sich gewiß der Erdenkinder erbarmen und uns Helle« Wetter senden. Der Roggen hat viel Korn und Gewicht; Gemüse und Kartoffeln stehen vortrefflich. — Unsere alterthüm- liche gokhische Marienkirche, von deren Reparatur schon oft ge sprochen wurde, wird nun doch zur Verjüngung kommen. Zu nächst beginnt man von oben; Herr Kupferschmiebemeister Herbrig hat die gesammten Thurmbedachungen befahren und wird dieselben renoviren. Ist dies geschehen, so muß die hie und da dringend nothivendige Steinreparatur beginr en. Erst in der Nacht zum Donnerstag stürzte ein Stück sandsteinernen Pilastreü, zum Glück aus unbedeutender Höhe auf's Pflaster nieder. — Der Bau der Haßlauer Brücke, von wo die Straße nach Kirchberg führen soll, schreitet munter vorwärts. — Durch die Güte des unermüdlichen Herrn Inspektor Schöpff im hiesigen zoologischen Garten, wurde uns neulich der Anblick des gehörnten Frohches, und zwar eines le benden Exemplars, zu Theil. Besagte« stacheliges Thier, wel ches hier in Deutschland höchst selten gezeigt worden ist, hat über jedem Auge einen scharsspitzigen, feineren Stachel, der, obwohl nur j Zoll lang, in seiner Dichtheit und Härte an die Stachelborsten des Stachelschweins erinnert. Das ziemlich zahme, sanfte Thier Pam, cornuts), welches Brasilien ent stammt und fast 4" im Körper lang war, hat schöne getbum- säumte Mondflcckcn auf beiden Seiten des NückenS. — Geh. Rath von Wächter in Leipzig hat entschieden ab gelehnt, ein Mandat für den Reichstag anzunehmen. Die aka demische Lehrtätigkeit des Herrn Geh. Rath würde allerdings wesenttich leiden, wenn derselbe drei Jahre hintereinander zum Parlament und vielleicht ein oder mehrere Male zum Zollpar lament nach Berlin gehm müßte. Andererseits bedauert man lebhaft, eine so tüchtige, mannhafte Kraft, wie Herrn v. Wächter, im nächsten Parlamente vermissen zu müssen. — AuS Leipzig schreibt di« „D. A. Z.": „Wir freuen unS, wieder einen Fall von den wohlthätigen Folgen des Art. Z >er Bundesverfassung anführen zu können. Diesmal betrifft es >ie Gleichheit aller Bundesangchörigen bezüglich der Nechtsoer- olgung. DaS hiesige Handelsgericht hat in der Prozeßsache eines Preußen in Folge der Berufung des hiesigen RechtSbei- standeä desselben auf jenen Artikel von Erforderung eines Kosten vorschusses abgesehen-" — Eine in "Neristadt wohnende bejahrte Wittwe verließ vorgestern Abend ihreWohnung, ohne in selbige zurückzukchren. Gestern Morgen wurde bereits ihr Leichnam an einem Aus- schiffungSplatze aus der Elbe gezogen. Dem Anschein nach liegt Selbstmord vor, doch ist über die Motive desselben zur Zeit nichts bekannt. — — Zu unserer Mittheilung im vorgestrigen Blatte, die Arretur dreier Leipziger Herren wegen Benutzung von Spiel karten mit sächsischem Stempel zu einem Unterhaltungsspiel im Dampfwagen betreffend, sei noch erwähnt, daß die protokollari sche Vernehmung jener Herren und deren Freilassung nach Er legung einer Caution von 10 Thalern nicht in Naumburg, sondern in Kosen stattfand, und daß der diensteifrige Beamte der Obersteuercontroleur Brink in Naumburg gewesen ist. — Von dem Vorsteher de» zwecken Stadtbezirks, Herrn Wilhelm Wagner, ist im Selbstverlag eine Karte des Prießniß- waldes erschienen. Beigegeben ist eine kurze Geschichte, geogra phische Lage, Vermessung, Reviereintheilung mck Sicherheits steinen, Culturabtheilungen. Wege und Erklärungen der in die Bäume geschnittenen Wegezeichen. Der Preis der Karte ist 10 Ngr. und sie ist Töpfergasse Nr. 14 zu haben. — Die diesjährige Universitätsrectorwahl in Leipzig fand am 1. August statt und wurde bei einem nothwendig geworde nen dritten Wahlgange Herr Professor ltt Hankel, und zwar mit absoluter Majorität gewählt. Bei dm ersten beiden Wahl gängen hattm die Herren Professoren Erdmann und Zarncke die relative Mehrheit, elfterer erklärte jedoch, eine Wahl nicht anzunehmm. — Am Freitag ertrank bei Schandau in der Nähe des Krahns ein siebenjähriger Knabe, welcher sich auf ein in der Elbe ruhendes Floß begeben hatte, um Rinden zu sammeln; obwohl Arbeiter in der Nähe beschäftigt warm, wurde doch das Unglück leider erst zu spät bemerkt; ein am Ufer wartendes Kind, welches Augenzeuge des Kaurigen Ereignisses gewesen war, eilte in der Angst zuerst zu dm Eltern, um ihnen die Schreckensnachricht zu überbringm. — Vorgestern Abmd wurde auf der großen Ziegelgasse durch eine Equipage eine ältliche Dame überfahren, welche, da sie etwas schwerhörig sein soll, dm Warnungsrus des Kutschers nicht vernommen hatte. — Nachttäglich erfahren wir, daß der Kutscher aber auch zu schnell gefahren ist. — Wetterprsphezeihung. Im Dresdener Elbthal wchm im ganzen Jahre die Winde am meisten aus Ost-Süd- Ost und aus West-Nord-West. Aber diese Strömungen weichen oft von höher gehenden Luftströmungen ab, da sic zum Theil durch die Richtung der Lage des Thales verursacht werden. In der Regel sind in Dresden im Sommer sowohl als auch im Winter die Winde aus West-Süd-West und Süd Süd-Ost vor herrschend. Zur Herstellung eines auch nur annähernd mittle ren Verhältnisses ist das Eintreten der letztgenannten Richtung erforderlich. Der Westwind, welcher zu Anfang voriger Woche mit großer Kraft wehete, war sehr kalt; da sonst derselbe im Sommer nicht kalt zu sein pflegt, so ist zu vermuthen, daß er gerade eine Richtung angenommen hatte, in welcher er uns Luftschichten zusührte, die über treibenden Eisbergen lagerten. Die große plötzliche Temperatur-Erniedrigung bewirkte Wolken- bildung und Regen, da eine große Menge Wasseldunst in durch sichtigem Zustande in der Atmosphäre vorhanden war. Das Wetter, welches Anfangs sich klären zu wollen schien, blieb, wie wir vorhcrgesagt, durchgängig veränderlich. — In dieser Tagesgefchichte. Berlin. Ueber das bereits telegraphisch erwähnte neue Grubenunglück berichtet die „Br. Ztg." aus Mährisch-Ostrau vom 29. Juli: Auf der Rothschild'schen Steinkohlengrube „Tiefbau" hat sich heute Nachmittag 3 Uhr ein schreckliches Unglück ereignet. Die schlagenden Wetter haben sich entzündet, während die gesammte Belegung in der Grube beschäftigt war. Die Anzahl der in der Grube beschäftigten Arbeiter wnd aus 100 Mann angegeben. (Nach Aussage anderer Personen noch höher.) Die Wetterleitung ist zerstört, da» Dach des Maschi- nmgebüudeS durch die jttaft de» Luftdrucks abgehoben, die Zimmerung in den Strecken niedergerissen, die Strecken ver brochen, die Schachtzimmerung gleichfalls zerbrochen, daS Ein fahren in den Schacht unmöglich. — Abends 8 Uhr. Der Fahrschacht noch unbrauchbar. Die Leitung in dem auSgemau- erte« Förderschachte soweit hergestellt, daß man mittelst Förder schale einfahren kann. — Um 9 Uhr. 26 Personen herauS- geschafst, davon 12 lebend, 14 todt. DaS Vordringen in den verbrochenem Strecken ist äußerst beschwert und gefährlich. — Nachts I I Uhr. 50 jPersonen zu Tage gefördert, davon 3» noch am Leben, zum Theil gräßlich verstümmelt, 20 todt. Die Rettungsversuche werden fortgesetzt. Auch die Ventilation ist wieder nothdürftig hergestellt. Das Entzünden der Gase soll durch einen Schuß geschehen sein. Wien, 31. Juli. Das Tagesgespräch bildete heute die Reise deS Kaisers Napoleon nach Salzburg, wo derselbe, wie versichert wird, bereits am 6. August mit seiner Gemahlin ein- treffen soll. Unser Kaiser wird seine Gemahlin ebenfalls mit nehmen, aber auch den Reichskanzler v. Beust, und durch diesen Umstand scheinen die vielfach angestellten Combinationen über abzuschlicßende Allianzen oder wenigstens über die Feststellung von Grundzügen zu einer gegenseitigen intensiven Annäherung einen realen Boden zu gewinnen. Im Uebrigen wird der Be such keinen lärmenden Charaktcr annehmen, denn die Hoftrauer soll nicht im Geringsten unterbrochen werden; möglicherweise wird dies nachgcholt, wenn Franz Joseph zu Ende dieses Mo nats nach Paris reist, was ebenfalls schon abgemacht sein soll. - Die Revision de« ConcordalS ist bereit» ernstlich und prak tisch in die Hand genommen, indem unser Botschafter in Rom angewiesen ist, dem päpstlichen Stuhle diejenigen Punkte zu be zeichnen, deren Abänderung unter allen Umständen erfolgen soll. Hier giebt man sich der, wie immer trügerischen Hoffnung hin, der Papst werde seine volle Zustimmung geben, allein so lange noch nicht präcisirt ist, was eigentlich revidirt werden soll, wird man sich optimistischen Anschauungen nicht hingeben dürfen. — Unfern Gemeinderath hat der Sultan mck einem Geschenk von 10,000 Gulden für die Armen erfreut. Paris, 31. Juli. Gestern Nachmittag brachten sämmt- lichc fremde Musikchors dem Kaiser ein Abendständchen, der ihnm seinen Dank aussprach und Dekorationen und Medaillen austheilte. Der russische Oberst Tolmaschew und der öster reichische Oberst Schmidt, von den Regimentern, zu welchen die MusikchorS gehören, find zu Officieren der Ehrenlegion, alle Musikdirektoren zu Rittern der Ehrenlegion ernannt und alle Musiker ohne Ausnahme haben die Militär-Medaille erhalten. Abends fand im Cirque de l'Jmperattice eine große Demon stration für die concertirenden Oesterreicher statt, welche schließ lich unter stürmischem Jubel die Marseillaise spielten. Das Er eigniß bildet heute das Stadtgespräch. London, 30. Juli. Das eifrige protestantische Wochen blatt „The Record" meldet: Ehe Abdul Aziz unser Gestade verließ, wurde ihm von der „British and Foreign Bible So ciety" eine sehr schön gebundene Bibel in türkischer Sprache überreicht. Unsere Leser werden mit Freuden vernehmen, daß der Sultan dies Geschenk sehr huldreich empfing und die« in einem durch Fuad Pascha an Lord Shastesbury gerichteten Schreiben bedeuten ließ. Es ist hoch befriedigend, daß er von unserem Lande, welches vorzugsweise das Land der Bibelver breitung ist, kostbare Aussaat mitgenommen hat. Auch dem ägyptischen Vicekönig soll eine Bibel verehrt werden, aber sic war nicht zu rechter Zeit fertig ; man wird sie Hm nachschicken. * AuS Miesbach wird dem „N. Bayr. Kur." geschrie ben: Sonntag, den 21. Juli, begegneten sich in früher Mor genstunde im Walde, am Fuße der Brecherspitze, die von Mün chen aus noch erkannt werden kann, in der Nähe von Schliersee ein Wilddieb und ein Jäger. Sogleich Stellung nehmen hinter einem Baume und aufzichen, war bei beiden das Werk des ersten Augenblickes. Ein Ruck zur Seite, wäre der Rückende aus dem Leben gewesen. Sechs volle Stunden standen sie so einander gegenüber; aber keiner schoß. Da kam ein Dritter dazu, ein Forstgehilfe; es war geschehen um den Wilddieb, er mußte sich ergeben. Keiner von beiden wird in seinem Leben dieser langen sechs Stunden vergessen.