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vvknd*'«, 'SöiMt. bi« Mittags tk Uhr angtno«- m«n in d,k Lzpkdttion: stützt 13. , Mqrienftraße MMKWUL »ausl Dur»die». Postt« Mrltch -» Rgr. Llaietq» »»W wt« > Ngr. ili für Untcrhaltulik Md GeWftsmkehr. / Mitredacteur: Theodor Drobisch. »«zeigen i. dies. Blatte, da« zur Zeit ln 781X1 Lrempl. ertireint. finden eine erfolareicke Derbxeiluna SSL. Freitaq, den 18. September 1863. Dresden, den 18 September — Se. k. k. H. der Großherzog Ferdinand IV. von Toscana ist gestern Mittag 12 Uhr von Schlackenwerth hier eingetroffen und hat sich nach Pillnitz begeben. . — Die Mitglieder der ständigen Deputation des Volks- wirthschaftlichen Congresses hatten gestern die Ehre, von Sr. Majestät dem Könige empfangen zu werden. Nachdem Herr Oberbürgermeister Ritter rc. Pfotenhauer dieselben vorgestellt, richtete Präsident Lette aus Berlin namens des Congresses Worte des Dankes an Se. Majestät, welche Allerhochstder- selbe-. erwiderte und Sich sodann mit den einzelnen Mit gliedern noch in der huldvollsten Weise unterhielt. . — -f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 17 September. Ein interessanter Fall lag heule vor uns und zwar eine Eisenbahngeschichte, die auf der Tharandter Buhn spielt^ Angeklagt sind der Güterassistent und Billeteur der Tharandter Bahn, Louis Christink und der Schirrmeister der selbem Bahn, Johann Adolph Oscar Kmoch. Am 7. Mai 186A kam Christin! nach Tharandt und sagte zu Kmoch: „Gieb mir.eine Lowry!" Kmoch gab sie, er sagte zu den Leuten: „Schiebt einmal die Lowry heraus!" Christink, schon oft dies Geschäft besorgend, und mit Lowry's und mit dem G> schüft verhaut, nahm den Wagen, ließ sich von den Tharandter Ei- senbahnarbeitern einen richtigen Schnepper auf die Puffer des Fahrzeugs geben und fuhr, nachdem er diejenige Stelle der Bahg erreicht, wo die Wagen im Fall allein bergab gehe», weiter Er kommt auf seiner Fahrt zwischen Tharandt und Potschappel nach Hainsberg. Hier war die ^Lotmy im vollen Gange. Von Anhalten keine Rede. Christink, um sich nicht die Knochen im Leibe entzwei schlagen zu lassen, oder, um nicht den Hals.zu brechen, springt, während die Lowry im vollen Zuge ist, herab auf die Bahn und läßt, Gott befohlen, den Wagen abgehen in die weite Welt hinaus. Nun ging die Lowiy ab, kommt allein, ohne Christin! nach Potschappel, rennt an die Locomotive des Abendzuges an. bricht die Lampen der Locomotive ..Glück auf!" entzwei und sich selbst die Puffer ab. Es geschah Anzeige und in Folge dieser Anzeige sehen wir heute die beiden Angeklagten vor uns. Beide sind verheirathet und noch unbestraft. Kmoch steht in der Uniform der Eisenbahner vor uns, Christink in Civil. Beide treten bescheiden auf. Beide gestehen nichts zu, sie vertheidigm sich bis zum letzten Punkt. Die Anklage geht auf Beschädigung von Eisenbahnen. Wel cher Artikel des Eisenbahngesetzes spricht über diesen Fall? Darüber waren die Herren Bcrtheidiger uneinig Christin!, ein Mann, der 10 Jahr an der Tharandter Eisenbahn beschäftigt und so brav als Beamter gewesen, daß ihm die Direttion Zeugnisse ausgestellt, die ihn als den praetischsten, brauchbarsten und zu friedenstellendsten Beamten declariren, stellt Alles in Abrede, er sagt, er habe die Lowry nicht mehr halten können, die Bremse sei schlecht gewesen und so sei er heruntergesprungen, um nicht selbst um's Leben zu kommen. Interessant war der Moment, wo Htzristink heule meinte: „Ich stehe allerdings hier auf her Anklagebank, aber ich fungire nicht als Angeklagter, sondern nur als Zeuge!" — Herr Staatsanwalt Held, nachdem die vier Zeugen, darunter die Bahnhofsinspectoren von Tharandt und Potschappel, vernommen waren, beantragte die Bestrafung de- Christink, ließ aber die Anklage gegen Kmoch fallen. — Zwei Bcrtheidiger fuugirten, Herr Adv. Rob Fränzel für de« Schirrmeister, Herr Advocat Judeich für den Güterassistenten. Beide kämpften in schwungvoller Rede für ihre Defendenden, beide beantragten die Freisprechung; indeß, der Gerichtshof Ver» urtheilte den Christin! zu 2 Monat Gefängniß und sprach den College»» unbeschränkt frei. Ein zahlreiches Publikum, nament lich viel Eisenbahnbeamten, wohnten der Sitzung bei. Bemerken muß ich noch, daß die Direktion der Bahn von einer Bestrafung abgesehen hat, obgleich der erwachsene Schaden auf einige 80 Thaler geschätzt ist. — j> Versammlung des National-Vereins im Lincke'schen Bade am 17- Septbr. 1863. Kopf an Kopf war, überstrahlt, vom Gassonnenlicht, in einer Versammlung zu sehen, an derezr. Spitze Schulze-Delitzsch stand, der dem Feste selbst den Kopf auffetzte und den Standpunkt den Versammelten klar machte,'' Der Saal, namentlich das Orchester, wo die Stenographen und Berichterstatter hiesiger Blätter situirt waren, prangte im Fahnenschmuck des Schwarz-Roth-Gold. Herr vr. Schlimper eröffnet« die Sitzüng und schlug Herrn Prof. vr. Wigard als Vorsitzenden vor. Allgemeine Annahme. Hr. vr. Wigard be stieg die Tribüne und sprach zum Herzen der Versammlung, verärislegend den alten Satz: „Viäesut oonsulss, ns ros xu blies. ästrimonti oaxist". Dieser Satz sei an der Zeit, denn es sei ein Neformproject da, das für die Reform ein Hohn sei. Alle nahen Vaterlandsfreunde hätten sich in diesen Tagen zu- sammengeschaart, um das gemeinsame Beste zu besprechen! Diö Nationalsache sei eine so große, daß sie gepflegt werden muß, und das muß der National - Verein, er hat die Nationalfrage zu beantworten und zu lösen. Aber wer in de« deutschen Ländlein und Staatlein wollte nicht Besseres haben? Diese-, Bessere wolle der Fortschrittsverein. Die Versammlung wolle dem Programm treu bleiben und er, der Vorsitzende, gebe nunmehr dem Berichterstatter, Herrn Schulze-Delitzsch, das Wort. Unter allgemeinen» Applaus bestieg Hr. Schulze-Delitzsch die Tribüne. Es wäre zuviel, k ollte man hier die ganze Rede des ausgezeichneten Sprechers wiedergeben. Im Allgemeine» dienen folgende Notizen. Er sagte ungefähr: „Gestatten Sie, meine Herren, daß ich Ihren Empfang für die Sache in Anspruch nehme, für die Sache, für die ich in Ihrer Mitte erscheine! Das Thema ist ein felbstgegebenes Im Augenblick, wo eine Initiative genommen wird in der nationalen Angelegenheit, da ist das deutsche^ Volk berufen, über Ziel und Mittel die mög lichste Klärung des Volksbewußtseins herauszuarbeiten. Wir allein können uns ein Neformproject zuschreiben. Die Fürste« wären nicht vorgegangen, wenn nicht das Volk als MahNer ahter Schulden vorgegangen wäre. (Bravo!) Das ist die erste Frucht nationaler Bestrebungen. (Stürmische- Bravo!) Im,