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S7. Jahrgang. ^KSL4 S-»»kag, 24. Dezember 1S22 «»»aoschMr »«chNchU» »»«««. E»n>Ipr«ch»r.Samm,lnur^m« SSSckl «ur lür «,ch,,Upr»ck«: S0011. Gegründek ISS« d»t I«,IIch»r 2uN-^>n, tt> Dr»»d»n »d»r durch dt» P,» monaNIch «. S80.—. ÄLAUg5 W6vUI)r Eiuzrlnuulm.r IM- 20, Son»t«g»aa»gab, IM. 40,—. »I» »palN» «mm dr»U« 8«»» M 7;.-. uudrrdal» S-chlen» «. Iw.—. gamMin- ÄN^ölNöN°Dreile. a>u»i,»n und sirlrnvlu»« unirr Mrrlall irdrn «rttrrrn «adaN, ». ZV.-. 0 ,«> T««. »u,wlrlii>. Äu-KI,. D,mu^.„dlun» »«tmMru», S»,«0 Druck u. »rria, «»>> M«»ick » A«:ch«r»I w D^>ch«ck.^«U, 10VS »r«»«U «ockdruck nur n>U druUtchrr vu^rnan«.»» l.Dr»»dnrr N«chr."> „ulSMa- - Anvrrl«,^» SchrillMtck» wrrdrn ntcki aul»»»««l. I quniiix I Petrols L Hulkom vfesclsn Vsivscisre örlllilsciis Isrrssss NIolnkunotdoks,« «.VNs l'itg»«:« SOKc >5,1» H". 6 >650 ft «-7 VI>, uns o-irun,, Konrort« ^slnrostsurniit — Sckv ^i-übstüLksstud« Käst Du AugenglSs e r nötig, gehe zu Gebrüder Roblli Dresden-A. Prager Straße 23 Die Weihnachlsboischast -es Reichskanzlers Sin Appell an -en wahren nalionalen Willen -es -eulschen Volkes. Berlin, 23. Dez. Au Weihnachten 1022 erläßt der Reichs- Kanzler <Luno solaendc Kundaebuna: Wenn ich denen, die mich um einige Aeilen zu Weih- »ckchten ersucht haben, und den anderen, die mich zu hören derrit sind, ein Wort zum Fest sagen soll, so kann cs kein andere» sein, als ein Wort vom Frieden und zum Frieden der Menschen und Völker. Die Welt ist von diesem Friede» noch weit entfernt. Auch dieses Weihnachten 1S2L ist «ehr ei« Tag der Mahnung an ihn, als seiner Erfüllung. ES gibt kaum ein Volk aus Erden, das tiefere Schnsucht «dch Frieden hätte als das deutsche Volk. Inmitten «iner qualvollen Unsicherheit der Wirtschaft, die Millionen dem Schicksal der Ungewißheit preisgibt, will eö sich mit den innersten Notwendigkeiten des Lebens absindcn. Nur Frieden will eS nnd Gerechtigkeit! Das gilt nach innen wie nach anßeu. Kein Awcisel darüber, das, diese Gerechtigkeit im inneren Wirtschaftsleben eines Volles schwerer nach er- -«ingbarcn Regel» zu sichern ist als irgendwo sonst. Um so notwendiger ist es, daß ein anderes einsetzt, was stärker ist. die tätige Liebe von Mensch zu M-e n sch. von jedem einzelnen znm nächsten und fernsten, die an Kindern lid Dreisen, an Notleidenden und Verzweifelnden so viel kann, und zu der Weihnachten «ns mahnt. Nie mehr tt ist solch unpolitisches, rein menschliches Werk zu- „ der stärkste politische Dienst an der Nation nnd ihrer Einheit. National sei» heißt vor allem. LicbeznmBolke Habe« und an seiner Versöhnung arbeiten, heißt, unnützen Streit begraben oder vertagen, heißt, das , »nt« Alte lehren, an die Ankunft glauben, die Gegenwart tragen und nützen. Kann, ja muß nicht zu solcher Ausfassung nationaler Pflichten sich gerade letzt das deutsä»! Volk znsammcnsindcn, wo sclmicre und schwerste Entscheidungen bevorstehen, die der Welt wirklichen Frieden bringen oder versagen werden? Damit wird zugleich die Entscheidung darüber fallen, ob die Wirtschaftskraft Deutschlands vor dem Ansammenbriuh ge rettet, für uns und für dir Welt nutzbar gemacht, oder ob sie neuerlich zum Schaden des deutschen Schuldners wie seiner Gläubiger durch einen politischen Ten denzen dien enden Awang geknebelt werden soll, der gegen den Vertrag von Versailles verstößt, und den hinzunehmen keine vom Volkswillen getragene Negierung bereit sein kann. Was immer in unseren Kräften steht, um der Welt schweres Unheil zu ersparen nnd den Weltfrieden zu ver wirklichen, soll geschehen. Wir sind entschlossen, schwere Opfer an Gut und Geld ans «ns z« nehmen, «m der Frei heit deutschen Blutes and um der Gleichberechtigung nnd der friedlichen Arbeit mit den anderen Völker willen. Insbesondere gedenken wir dabet des Landes am. Rhein. Nichts was Deutsche dort noch mehr als bisher unter fremder Macht bedroht, kann Deutschland zugestchen. Alles» um sie aus diesem Awange z« lösen, muß es versuche», bis z« de» äußerste» Grenzen, die Wirtschast uud Wahrhaftig keit ihm ziehe». Das ist Dienst am Frieden des deutschen VolkeS und der Welt. DaS ist die Gabe, die wir unter dem Chrtstbaum niedcrlegen. Weihnachten recht feiern, heißt, den Willen zu solchem Frieden in allen Häusern nnd Hütten, in allen Gotteshäusern stärken, und gestärkt ins neue Jahr tragen im männlichen Glauben an das Recht unseres Volkes und den endlichen Sieg der Gerechtigkeit. Endlich erlös!! To »lon, LS. Dez. Die vier letzten deutschen Kriegsgefangene«, die von der französischen Regie rung begnadigt worden sind, sind gestern in Reglcitnng von »ier Gendarmen «ach der Grenze abgereist. (W.T.B s Die Widerlegung der Senatsrede Poincares. Zahlungspflichl nur innerhalb -er Grenzen I -er Lerjlungsfiihigkeik. Berlin, 28. Dez. Aur Rede des Ministerpräsidenten Poincar« im französischen Senat vom 21. d. M. bemerkt W. T. B.: Poincare behauptet, daß jedes Zurückbleiben Deutschlands hinter dem Zahlungsplan des Londoner Ultimatums ein Moratorium bedeute und daß der Ver sailler Vertrag im Falle eines solchen Zurückbleibens Frankreich das Recht gebe, sich Sicherheiten und Pfänder z« verschaffen. Poincare geht damit a«f die »ertrags- mäbtgcn Grundlagen der Reparationspolittk zurück. UnS kann nichts erwünschter sein, als ihm auf diesem Wege zu folgen. Denn eS ist leicht zu zeigen, daß die vvn ihm aus dem Versailler Vertrage gezogenen Folgerungen nicht haltbar sind. In erster Linie muß immer wieder darauf bingcwicscn werden, daß der Versailler Vertrag nicht nur die Verpflichtung Deutschlands zur Zahlung von Repara tionen begründet, sondern zugleich in unzweideutiger Weise da« Prinzip festlcgt, das die Zahlungspslicht ihre Grenze jeweils an der Leistungsfähigkeit und den Lebensnotwendig» keite« Deutschlands finden soll. Die Reparationskommission ist nach dem Artikel 284 des Vertrages verpflichtet, periodisch unter Anhörung deutscher Vertreter die Mittel und Leistungsfähigkeit Deutschlands fcstzulegcn und erst danach die Zahlungsfristen zu bestimmen. Auch sollen nach Artikel 281 die Ausgaben für die Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln und Rohstoffen sowie allgemein die für die Erhaltung der NeparatlonSfählgkclt Deutschl.inds not wendigen Ausgaben den Vorrang vor allen finanziellen Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrage haben. Das Ultimatum der Alliierten vom iS. Juni UNS stellt nachdrück lich fest, daß die Bestimmungen Uber die Berücksichtigung der Zahlungsfähigkeit lediglich im Interesse Deutschlands vorgesehen waren und allein den Zweck hatten, sedc Ucbcr- schreitung seiner Leistungssähigkcit zu verhindern. Darüber, daß die Erfüllung des Londoner Zahlungs planes die gegebenen Möglichkeiten übersteigt, ist sich alle Welt einig. Wenn die deutsche Regierung also eine Aen- Lerung dieses Planes beantragt und Vorschläge für eine anderwcittge, den deutschen Fähigkeiten tatsächlich ent sprechende Regelung macht, so bewirkt sie damit nicht eine besondere Vergünstigung, deren Gewäh rung von den Alliierten an beliebige Bedingungen ge knüpft werden könnten, sondern sic macht von einem im Vertrage ausdrücklich vorgesehene» Rechte Gebrauch. Poincare spricht aber nicht einmal davon, daß die Acnde- rung des bisherigen Zahlungsplanes von Bedingungen abhängig gemacht werden könne. Er geht viel weiter und behauptet, daß Frankreich nach dem Vertrage durch die bloße Tatsache der Nichtzahlnng ohne weiteres in die Lage »ersetzt werde, sich deutsche Pfänder zu nehmen. Er meint, daß der Art. 278 des Versailler Vertrages den Gläubigern Deutschlands die Befugnis gebe, im Falle der Nichtzahlung ««mittelbar einen Zugriff auf bas deutsche Staatsver- -ny-en »v neümen. Der Artikel sagt, und zwar nach der französischen Fassung, die nach der Meinung Poincares seiner These günstiger als die englische ist, daß für die deut schen NeparationSverpflichtungen ein Privileg, ein Vorrecht ersten Ranges auf das deutsche SiaatSvermögcn bestehen soll. Dies bedeutet, daß die Alliierten Recht auf vorzugs weise Befriedigung aus dem Vermögen des Reiches und der Länder haben sollen. In welcher Weise jedoch ein tretendenfalls diese Verwendung zu erfolgen hätte, und das ist hier der ausschlaggebende Punkt, darüber sagt der Vertrag nichts. Der Artikel S48 hat keine« an- deren Inhalt, als daß er eine Rangordnung der verschie denen deutschen Gläubiger festsetzt. Er enthält aber nichts von eine« Rechte ans ZwangSvollstrecknug. ES ist in diesem Zusammenhang aber noch auf einen anderen Punkt hlnzuwctsen. Poincarä stellt offen in Aus sicht, daß Frankreich dir Pfänder gegebenenfalls auch ohne Mitwirkung und Einwilligung der anderen Alliierten in Besitz nehmen werde. Wenn er das auch durch den Zu satz zu mildern sucht, daß Frankreich in »inem solchen Falle für gemeinsame Rechnung aller Alliierten handeln werde, so ändert baß doch nichts an der Tatsache, daß Frank- reich gegebenenfalls aus eigener Initiative nnd allein gegen Deutschland Vorgehen will. D««gege»übcr ist zu betonen, daß ein einseitiges Vorgehen Frankreichs in der Nepara- tioussrage schon als solches «ine» Vertragsbruch bedeute» würbe. Die Durchführung der Reparationen ist au», schließlich in die Hände der NcparattonSkommission ge- legt. Keine der alliierten Mächte kann NeparativnSansprüche für sich allein gegen Deutschland erbeben. Sie haben sich vielmehr zu diesem Zwecke an die RepacationSkoinmission zu wenden. Ebensowenig wie aber die einzelne Macht »». mittelbar Neparaitonöansprüche erheben kan», kan» sie skr sich allein Zwangsmaßnahmen zur Durchführung dieser An sprüche ergreifen. Sonst würde sich dir widersinnige Folge ergeben, daß ein Staat Ansprüche betreiben oder durch Zwang sichern könnte, die ihm gar nicht zustchcn. DieS gilt auch für die Handhabung des Artikels 248. der als allein zuständige Instanz die ReparationSkommisstvn bezeichnet. Die Beisetzung -es ermordeien polnischen StaaisprSsi-enken. Warschau, 22. Dez. Heute vormittag fand in der Jvhanneskathcdrale in Anwesenheit der Mitglieder der Regierung, des gesamten diplomatischen Korps, der Mit glieder des Sejms und Senats mit ihren Präsidenten, der Generalität, sowie zahlreicher Delegationen der Woiwod schaften und der Hochschulen die Bcischungsfctcrlichkeit für den ermordeten Präsidenten Narutomicz statt. Nach Be endigung der kirchlichen Handlungen wurde der Sarg von Ministern und Generalen in die Katakomben getragen und ln der Gruft beigesetzt. In diesem Augenblicke gab die Artillerie INI Schub ab. voller «»SS Deutsche Weihnacht 1922. Don Lanöeoblschof 0. 2hm«l». Deutsche Weihnacht. — so lautete -er Titel einer literarischen Festgabe, welche die Universität Leipzig im ersten Kriegsjahr ihren Kommilitonen ins Feld san-te. Wir wußten, -aß unsere Brüder nach uns hinüber- -ächten, un- sie sollten wissen, -aß auch wir ihrer ge- -achten. Die kleine Schrift sollte an ihrem bescheiLenen Teil ein Zeugnis -asür sein» -aß -as -rutsche Volk auch in harter Zeit entschlossen un- fähig sei, Weih nacht in -eutscher Weise zu feiern. Wie wett liegt -as heute zurück! Wir haben -amal» to-ernst Weihnacht gefeiert; aber wir hatten noch -ie Kraft, zum nächsten Jahr ein fröhlicheres Weihnachten für unser Volk zu hoffen. Haben wir -ie Kraft heute noch? Ls ist seit-em Jahr für Jahr mit uns abwärts gegangen. Nicht bloß äußerlich. Auch -as Glauben un- -as Hoffen wurLe Immer schwerer. Vermögen wir noch an einen neuen Aufstieg für unser Volk zu glauben? 2n den letzten Tagen bekannte mir ein ernsthafter Mann, -aß er sich in ütesem Jahre geraLezu vor Weih nachten fürchte. Das war Lurch individuelle Erfahrungen bedingt. Aber vermögen wir. -ie wir mit unserem Volk leben, nicht etwas ähnliches nachzuempfinden? Können wir fröhliche Weihnacht feiern, wenn wette Kreise unseres Volkes hungern? Un- woher soll uns ein neues Hoffen für unser Volk kommen, wenn es -och zertreten am Boden liegt? Kann es in diesem Jahr ein deutsche« Weihnachten geben? Un- -och bedeutet -as alles nur, -aß es in Liefern Jahr erst recht Weihnacht werLen muß — Deutsche Weihnacht. Woher soll unserem Volk die Kraft Innerer Er neuerung. ja auch nur -er Glaube an -ie Möglichkeit eines neuen Aufstiegs kommen, wenn nicht aus dem WunLer -er Weihnacht? Es ist eine einfache geschicht liche Tatsache, -aß allein -ie Erscheinung Christi einer sterbenLen Welt neues Leben einzuhauchen vermochte. Auch wer heute für seine Person -ie christliche Kultur ablehnt, weil er über sie hinaus zu sein meint, kann Loch nicht leugnen, -aß durch Lhristus -ie ganze Mensch heitsgeschichte ein neues Gesicht erhalten hat. So viel man auch zum Preis -er Antike sagen mag. bei dem Urteil wir- es bleiben, -aß -ie vorchristliche Welt im tiefsten Grunde eine Welt ohne Liebe war. Man wußte nichts von -er Liebe Gottes, wie sie in Christo über -er Welt aufleuchtete, un- man verstand daher trotz aller hochtönenden Worte, an denen es nicht gefehlt hat, im tiefsten Grunde nicht -as Geheimnis -er Nächstenliebe. Mit scheuer DerwunLerung sahen es -ie Zeitgenossen -er ersten Christen: Wie haben sie sich unteretnanüer so lieb! Auch unser Volk wir- sich nur im Licht -er Weih nacht aufs neue ;urechtfin-en, ja sich selbst wie-erfin-en. 3n weiten Kreisen -ünkt es sich so klug, weil er über -en Glauben an Las Wunder -er Weihnacht hinaus gewachsen sei. Aber was ist -ie Folge? Unser Volk wur-e sich selbst zur Gual un- zum Rätsel. Nur im Glauben an -ie in Christo offenbare Liebe Gottes mag es zu neuem Leben genesen. Ls hat seinen tiefen Sinn, wenn -ie Schrift -ie Zeit -er Erscheinung Jesu -ie „Fülle" -er Zeit nennt. Lhristus ist -ie geheimnisvolle Mitte -er Weltgeschichte, an -er auch -ie Geschichte -er einzelnen Völker ihr Ziel hat. Wie -er Herr Lhristus unser Volk in -en Tagen seiner Jugend zu sich gerufen hat. so wirbt er aufs neue um die Volksseele in -en Erfahrungen -er letzten Jahre. Wir sollen es tief durch- leben, -aß es außer -er zur Weihnacht erschienenen Liebe Gotte» keinen festen Punkt gibt, an -ein ein Mensch un- auch ein Volk sich wieder Utrecht finden mag. Wie verstehen es nur allzugut, wenn in -lese« letzten Jahren un- zumal heute immer wieder -i« quälende Frage aufstetgt: Kann -er Gott, -er all dies Furchtbare geschehen ließ, -er Gott -er Liebe sein? Wir haben zuletzt keine andere Antwort, als -en Hinweis auf -ie Tatsache -er Weihnacht. Der Gott, -er -e» Herrn Christum ln die Geschichte hineingestellt hat, das muß -er Gott -er Liebe sein. Das kann erlebt werden, und wo immer es erlebt wir-, -a wird es eine Duelle neuer unversleglicher Kraft -es Glauben» un- -es Hoffen». Darum kann man -och dem deutschen Volk