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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260907016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-07
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1926
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vlen«kog. 7. September 192S — »Vrerdner Hachrichten" — Itr. 41S Sette S «a«»wettze l« A« A.-D. Lee Dre-dner Hau-besitzerverei» dant Wohnhäuser. Stn« Hau-weihe tm doppelten Sinne fü-rte die Mit glieder de» Verwaltungsrate» de» Allg. HauSLrsitzerveretn» zu Dresden am Sonnabend im »wetten Stockwerk de» Ber- ein-hguse» in der Martenstraße zusammen. Einmal galt r» de« Umbau de» »weiten Stockwerke» zum GttzungSraume de» BereinsvorstandeS zu weihen: »um anderen war die yeler aus die Gründung der Neubauten de» Vereine» an ber Grotzenhainer und Fritz-Reuter-Gtraße bezogen. Beide An- lässt erläuterte die Ansprache, mit ber der Vereinvvorsitzende, Baurat Paul, die Vorstandsmitglieder und deren Kranen in dem neuen, von ihm selbst entworfenen, in stilvoller Farbenstimmung lebendigen, groben Sitzungssaal« begrübt«. Er ging auf die Unzuträglichkeiten de» bisherigen Zustande» ein. wo der verwaltungSrat sich in den Geschäftsräumen de« Verein» behelsen mutzte. Die neue, würdige Unterkunft de» BereinSvorstande» bei seinen Beratungen entspreche auch der Stärke ber Organisation, die in kurzer Zeit dank ber auf. peitschenden Wirkungen der WohnungSzwangSwirtschaft von 6S00 auf 12000 Mitglieder gestiegen sei, im nächsten Jahre iidrtgen» ihr MiährigeS Bestehen feiere. Möge di« Zukunst de» Dresdner HanSbesitze», auch bank der Beratungen, die in diesem Raume gepflogen werden sollen, glücklicher sein, al» di« vergangenen zehn Jahre waren! Da» walte Gott! Im «nschlutz an diese Worte gab der Vorsitzende einen Ueberblick über baS neue grobe Werk de» Vereine» den Bau einer auSgedebntc« Gruppe von Wohnhäuser« an der Großenbainer und Fritz.Reuter-Straße. Er setzte zunächst die Gründe auseinander, die den Vorstand bestimmt haben, an diese» Projekt heranzuaehen. Außer solchen Gründen, die da» Wohl der Mitglieder betreffen, ist e» -er Wunsch der Vereinsleitung gewesen, ein Beispiel sür die Verstellung preiswerter und doch höchst kultivierter Woh. nunaen zu geben. Die Gesamtkosten de» Riesenbaues, der einen Raum von 20 000 Kubikmeter umschließt, belaufen sich voraussichtlich auf 780 000 Mark. Mehr als 4000 Quadratmeter Wohnfläche wer den gewonnen. In Häusern, die bis zum 1. Stock voll au»« gebaut werden, sollen nicht weniger wie 60 Wohnungen ent stehen. Alle sind mit neuzeitlichem Aufwand herzustellen. Auch die kleinste Wohnung hat Bad und elektrische» Eicht. Die Wohnräume Nnd zur Erhöhung der Gesundheitlichkeit kämt- lich nach ber Südseite verlegt, die Küchen nnd sonstigen Mirt- schaftSräume liegen nach Norden. Architekt Theodor Richter hat die Gesamtplanung geschaffen: mit der AuS. sührung, die der Leitung Banrat Pauls unterliegt, sind aiiSschlictzlich BeretnSmitglieder betraut. Der BerwaltunaSrat stimmte diesen Ausführungen mit grobem Anteil zu. Eine kleine gesellige Veranstaltung in den drei Raben, bei der Herr Lange i»n. sich gl» sehr ansprechend begabter Sänger hervortat, bildete den Abschluß. All-eulsr-er Verband. In der letzten MonatSversammlung hielt Oberpostinspektor Börner einen Vortrag über den Druck des Versailler Vertrages und deS D a w e S - A b k 0 m m e n S auf daS deutsche Verkehrswesen. Einleitend erinnerte Major Müller, der Vorsitzende des ObcrelbegaueS, an den Tag von Sedan, an seine Bedeutung für die damalige und die heutige Zeit. Der Redner des Abends legte in seinen Ausführungen dar, wie daS gesamte deutsche Verkehrswesen. Eisenbahn. Post, Tele graphie. Schiffahrt. Luftverkehr von den Bestimmungen deS Versailler Vertrages und des DaweS-AbkommenS betroffen worden ist. Die Eisenbahn ging aus den Händen des Reichs in die Verwaltung der RcichSbahngesellschast über. DaS Grundkapital beträgt 18 Milliarden Goldmark, die Repara- tionSverpflichtungen belaufen sich auf 11 Milliarden Goldmark Für die Reparationsschuld sind lausende Zahlungen zu leisten. Den Betrieb leitet der Generaldirektor, dem mehrere Direk toren zur Seite stehen. Bei Zahlungsverzug kann der Eisen Sabnkommissar besondere Befugnisse geltend machen. Die Reichsbahn versucht mit allen Mitteln ihren ReparationSver pflichtiingcn nachzukommen. Dabei schlägt sie aber Weg« ein, die man vom sozialen, wirtschaftlichen und staatspolitischen Standpunkt auS nicht gnthcißen kann. ES sind deshalb auch in »er Oeffentlichkeit und vor allem im Reichstag und dessen AuS- schliffen schwere Vorwürfe gegen die Reichsbahngesellschaft er hoben worden. Der Redner belegte die» tm einzelnen. Die Stellungnahme der Reichsbahn sei unhaltbar. DaS Verhältnis zwischen Reichsbahn «nd Post wurde besonders beleuchtet. Wie sich die RcichSpost dem Verkehr anpaffe, ergebe sich aus der Einrichtung der Wirtschaftsausschüsse bet den Overpost direktionen und beim ReichSpvstministerium. Die Wirtschafts ausschüsse sollen die geistigen Regungen unseres Volke» und die Bewegungen der Wirtschaft beobachten. Durch den Ber» sailler Vertrag wurden uns die AuSlandSkabel genommen, wir mußten unsere größten und besten Schisse abgeben. Zeppe lin« für den Feindbund bauen und den Flugverkehr und Flug zeugbau einschränken. Wir müssen für ein« Aenderung de» Versailler Vertrages, her vom Feindbund selbst nicht mehr ein- gehalten wird, und für eine Aenderung de» Dawes. Abkommens, da», wie auch da» Verkehrswesen beweist, für »ns untragbar ist, eintrcten. — An die interessanten AuS- sichrungen schloß sich ein« lebhafte Aussprache an. Zweiter SSchfischer Iagertag in Meißen. Der Landesverband Sächsischer Jäger hielt vom 4. bi« 6. September 1926 in Meißen seine zweite WtedersehrnSseter ab. Da- in großem Stile an. gelegte Fest ist von einer gewaltigen Zahl sächsischer und au», wäntger Kameraden besucht, und da» reizende Städtchen steht in diesen Tagen im Bann« des Erleben» einer denkwürdigen Sache. Allüberall sieht man Fahnen und Fähnchen wehen. Tannengirlanden und bunt« Wimpel schmücken di« heimeligen alten Straßen und zahlreich sind dir Häuser, die entzückenden Herbstblumenschmuck angelegt haben. Die Jahreshauptversammlung. Den Auftakt zum Jägertag« bildete am Sonnabend di« tm Erlanger Hof. Lorenzgasse. abgehaltene Jahreshauptver sammlung. Hier wurde zunächst eine bedeutende Last ernster Arbeit in vielstündiger Sitzung erledigt und interner Ber bandSstof geregelt. Anwesend waren außer vielen von wett und breit zusammengeströmten Kameraden eine Reihe alter Jägeroffiziere, darunter dt« Generale v. KoppenselS und v. d. Decke n» Hauptmann Freiherr v. Welck und andere. Die Begrüßungsansprache hielt der erste Vorsitzende deS Landesverbandes. Leichlenrtng I, woraus Kamerad Leichs es nrtng II und Kamerad Zschachlitz den Rechen. schastSbericht erstatteten. Nach Entlastung des Vorstandes und Vornahme verschiedener Wahlen wurde General v. d. Decken zum Ehrenvorsitzende» des Verbandes ernannt. DaS nächste LandeSvcrbandSschießen soll 1927 in Dresden, der nächste Jägertag 1928 in Frciberg abgehalten werden. Be- grüßnngStelegramme wurden abgcsandt an den Fürsten Reuß, an den Prinzen Johann Georg von Sachsen, den Herzog Ernst II. von Sachscn-Altenburg und den Reichspräsidenten v. Hindenburg. Zuletzt wurden verschiedene Anträge der ein- zelncn Ortsgruppen erledigt. Der Festabend. Am Abend folgte dann in der Geipelburg ein har- monisch verlaufener Festabend, der außerordentlich stark be- sucht war. Der Andrang war so gewaltig, daß selbst die Gangreihen zwischen den Tischen Mann an Mann dicht besetzt waren und der mit Lorbeer und Tannengrün, schwarz-weiß- roten und grün-weißen Fahnen geschmückte Saal di« Massen der alten Jäger nicht tm entferntesten zu fassen vermochte. Eine stattliche Reihe hoher Offiziere und früherer Regiments, kommandeure hatten an der Ehrentafel Platz genommen. So sah man die beiden Generale v. KoppenselS. Grafen Vitzthum v. Sckstädt. Freiherrn v. Ompteda in Vertretung des Königs Friedrich August, ferner die ehrwürdige Gestalt des hoch- betagten Generals v. Altrock, di« Oberstleutnants v. Friesen und Bayer, Hauptmann v Erkmannsdorf und viele andere. Außerdem waren anwesend Vertreter der staatlichen und städtischen Meißner Behörden, der Stadt Dresden, deS Handels, der Industrie und der Landwirtschaft, des Landes verbandes der Schützen 108. des Deutschcn JägerbundsS Berlin, des Vereins der Jäger und Schützen Meißen, der TraditionSkompagnte der sächsischen Jäger, soivir zahlreicher Jägervcrein« und befreundeter Korporationen. Die Stadtkapelle Meißen bestritt di« Festmusik, »in deren Verlauf LattdcSvcrbandSvorsitzendcr Leichsenring und der Vorsitzende der Meißner Ortsgruppe Thicme zündende Begrüßungsansprachen hielten. Exzellenz v. d. Decken wandte sich an sein« alten Jäger in molkigen Worten. Drei Quellen habe der Jägergeist. v-n dem er seit seiner Jugend glückhaft durchdrungen sei und von dem er sprechen wolle: da» deutsche Gemüt, den deutschen Mut und den deutschcn Glaube». Stadtrat Müller überbrachte d>« Wtllkommensgrüße seiner Vaterstadt, die bis 1882 die beliebte und ..-nvergesscue Garnisonftadt der Jäger gewesen sei. urzd auch diesmal, wie man sehe, mit überwältigender Treue und Begeisterung Li« alten Jäger ausgenommen habe. Für König Friedrich August sprach Freiherr «.Ompteda, für den Deutschcn Jäger- »und Kamerad G a u g « r. für das Kartell der Milttärveretn« Jäger und Schützen Kamerad Schramm. Noch manch andere» liebes Wort der Freude und des glücklichen Wiedersehens wurde gesprochen, und bald gingen die Wogen der Begeisterung so hoch, baß nur noch ein einziges donnerndes Brausen den hohen Saal erfüllte. Ein« besondere Ueberraschung boten die sogenannten „Meißner Gpeziali- täten", ein liebenswürdiger historischer Scherz der alten Markgrafenstadt. Der Fcftsonntag. Sonntag früh am zeitigen Morgen ertönte durch Meißens Straßen schmetternder Weckruf. Aus dem Marktplatze war große» Stellen. Nach feierlicher Kranzniederlegung am Jägerdenkmale hinter der Stadtkirche zur dank baren Erinnerung an die im Kriege 1870/71 gefallenen Kame raden ging'» in geschlossenem Zug« hinauf zum Jägerdenk- mal« im Parke Gtebeneichen, wo ein festlicher Feldgottesdienst angesctzt war. In strammem Schritt, mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel zogen sie dahin, di« alten Jäger. Voran gingen Präsidium und Gäste, denen die verschiedenen Jägerverbände folgten. Ein glänzendes Bild entfaltete sich am Denkmal Sieben- eichen. Inmitten der unübersehbaren Schar der Jäger und des Publikums ein Stab hoher Ossiziere in großer Uniform. Pfarrer Klemm von der Lutherkirche zu Meißen hielt für die tm Weltkriege für uns gefallenen Mitbrüder im Anschluß an da» Psalmwort „Wohl dem Volke, das dem Herrn ist" die zu Herzen gehende Gedenkrede. Kränze legten nieder Freiherr v. Ompteda für den König Friedrich August, ferner die Vertreter de» Landesverbandes, deS Deutschen Jäger» bundeS, der Stadt Meißen, des BezirkSverbandeS Meißen und viele andere.. Unter de» Klängen wehmütiger Musik trat man darauf in ernsten Gedanken den Heimweg an. Auf dem Kleinen Markt marschierten di« Jäger schließlich in Parade- schritt an ihrem ehemaligen Kommandeur v. d. Decken vor über, worauf sich der Zug auflöst«. Gleichzeitig mit dem Jägertag« findet in Meißen das Erste LandcSverVandSschieße« statt, daS am Sonnabend um 12 Uhr eröffnet wurde und sich sehr zahlreicher Beteiligung erfreut. - ES währt bis Montag nachmittag. Biele wertvolle Preis« locken zu höchsten Leistun gen auf dem Gebiete des edlen Schießsports. Der Montag bringt den Teilnehmern noch eine Besichtigung der Landes- polizeischule und der historischen Sehenswürdigkeiten Meißens und seiner schönen Umgebung. Aeichsbund -es LeM-Sinzel-an-els. Der Vorstand »nd Ausschuß des LandcSoerelnS Sachsen im Reichsbund deS Textil-Einzelhandels hielt kürzlich eine gemeinsame Sitzung ab. die trotz des ungünstig gewählten Tages gut besucht war. Der Vorsitzende des LandesvercinS Sachsen. Handels- gertchtSrat Gustav Heinrich-DreSden, berichtete nach der Begrüßung der Erschienenen kurz über die Sitzung des AuS- schuffeS und die Tagung des ReichsbundeS deS Textil-Einzel- handels in München und ging im besonderen auf die dort be- bandelten Fragen der Markenartikel, des Abhaltens Weißer Wochen, der Kreditgewährung im Textil-Etnzelhandel usw. ein. Im Anschluß daran gab der geschäftSführende Vorsitzende, LandtagSabgeordneter Professor Dr. Kästner, einen mit großem Beifall aufgenommenen Bericht über di« Gesamtlage unter besonderer Berücksichtigung der Fragen des TextU- EinzelhandelS. Er führte etwa folgendes auS: Der 28. August sei ein Gedenktag: an diesem Tage habe Reichskanzler Luther dt« PretSabbaubewcgung angekündigt und damit eine un- geheure Verwirrung in -»« Kreise der Wirtschaft hinein getragen. Aber wicht nur die dcntsch« Wirtschaft, namentlich auch die europäisch« Wirtschaft befinden sich in absoluter Ber. wtrrung. Dadurch sei insbesondere auch die Kaufkraft der ardrstenden Massen stark geschwächt. Es bedeute jetzt etwas ganz andere», Einzelhändler zu se-in, als etwa vor dem Kriege. Ungeheuer wichtig und bedeutsam sei die Tatsache, daß der Einzelhandel in der Wirtschaft als Funktionär mit tätig ist. Deshalb sei auch der Versuch einer Statistik, die ber Reich», bund de» Textil-EinzelhandclS unternommen hat, sehr zu be- grüßen. Allerdings gehör« dazu, baß auch die Mitglieder diese Statistik mit Verständnis unterstützen, damit alle Zahlen sich auf ausreichendem Material aufbanten. Besondere Be- achtung verdiene auch bi« Steuerpolitik de» Reiches. Der Staat sei mit seinen Bedürfnissen abhängig von der Lebens fähigkeit der Wirtschaft. Mit Donk müsse anerkannt werden, daß der gegenwärtige Reichsfinanzminister in vieler Hinsicht Steuererleichterungen herbeigeführt habe. Insbesondere müsse die Verbesserung der Umsatzsteuer und der Wegfall der Luxus- steuer erwähnt werden. Auch daS neue sächsische Gewcrbe- steuergesetz bringe gegenüber dem Regierungsentwurf viele Erleichterungen für den Einzelhandel, vor allem in der Er- tragSabgabe usw. Der Einzelhandel stehe zwischen Produktion und Konsumtion und trage di« Verantwortung nach beide» Seiten. ES geh« nicht mehr an. daß die großen Zollfragen usw. ohne den Einzelhandel entschieden werden. Der Einzelhandel .sei auch hier mit verantwortlich. Man beschloß sodann, die diesjährige Mitgliederversamm lung am Sonntag, dem 8. Oktober, in Dresden im Plenar- sitzungSsaale des Landtage» abzuhalten. Di« Tagesordnung sieht et« Referat de» geschäftSführenden Vorsitzenden Pro fessor Dr. Kästner über: „Tage Sf ragen deS Textil- Einzelhandels" vor. Ferner hat Herr Heinrich Hirsch- feld-Dresden ein Referat über „Deutscher und amerikanischer Einzelhandel" übernommen. Ausführlich erörtert wurde di« Frag« eines einheitliche« Beginne» der Inventurausverkäufe tu Sachsen. — IVjLbrige» GeschSftSjnbilä««. Am 8. Septemder kann Herr Robert Fleischer, Inhaber der ln weiten Kreisen bekannten Kolonial, »nd Weinhandlung, Werdcrstraß« IS, auf da» «jährige Bestehen seine» Geschäfte» zurückbltrken. und vereinzelt Marmor zur Verkleidung von Außenwänden — den Gefamteindruck haben aber doch die Backsteinfassaden bestimmt: mannigfache Wirkung wirb erzielt» wen« B «wischen den mehr gelbroten Ziegelflächen tiefrote Ziegel in Hortzontalschichten eingelegt, Ztegelbogrn über Türen und Fenstern rot übermalt, brettere Nandpfeiler -wischen den Läden durch flache Pilaster gegliedert und die Portale mit Pilastern und Hal„s«nlen an» Formziegeln umrahmt werden Die Tempel sind in Ostia nicht da», was am meisten interessierte nnd gänzlich Neues brächte. Neben den Ruinen de» Tempel» für Roma und Aiigustuv lmit den beiden über lebensgroßen Marmorstatuen ber geflügelten StegeSgvtttn und der Romal nnd für die grobe Göttermutter erregen ganz bcsonderS unsere Aufmerksamkeit die gewaltige« Um saffungSmanern be» Eaptiolium». die Reste einer Basilika »nd die Ruinen von nicht weniger al» neu« Mithraeen ißeiligtümern deS persischen Sonnengottes MithraSl, be zeichnend für den kosmopolitischen vharakter der Bevölkerung LftiaS In ibrer Henrptanlage ähneln sich alle Mithraeen: an den beiden Langsciten die Bänke, auf denen die in die Musterten Einzuwethcnben knieten, im Hintergründe Sockel oder Kultnischc für daS MtthraSbtlb, einmal im vodenmosaik sieben Halbkreise, die Tore ber sieben Sphären, die die Seele zu durchschreiten hat, und aus den Fronten der vänke die Bilder der sieben Planeten auch in Mosaik. Tie Thermenanlagen bieten an sich nicht» Neues, sind aber tm höchsten Maße beachtlich durch ihre ftgnrenretche« Mvsalkböbcn: Amphitrtte graziös auf dem Rücken de» See- roffeS. der kleine HvmenaenS ihr vorau», Tritone jubilierend ringsum, gleichsam dem Herrscher be« Meere» entgegen, ber im nächsten Saale mit dem Dreizack und seinem Viergespann non Hippokampen, allseitig umringt von Nereiden. Trttonen, Delphinen, in stürmischem Zug« daherrauscht — effektvolle, mächtige Formen in Schwarz-Weiß. — Zu den genannten beiden Sälen kommen noch die sonst üblichen hinzu: Frtgi- darinm. Tepidarium Ealdarten, eine Palästra — und eine Latrinenanlage mit Gvitl- und Abslußkanälen. Ein wundervolles. 8A Meter breite» Mosaikbild über rascht un» auch tu ber oben erwähnten Kaserne ber Feuer polizei: die bewegte Szene eine» dreifachen Stieropfer», wie eS die Mannschaften dem Gcniu» deS regierenden Kaiser» darzubrinaen pflegten: die höchst lebendige »nd originelle Wiedergabe der natürlichen Erscheinung und Bewegung ber Tierkörver verleiht ihm auch gegenüber tenen großen, rein dekorativen Stücken in den Thermen einen eigenen Wert. WaS nun aber Ostia erst da« eigene Gepräge verleiht undun» c>« ganz neue Erkenntnis gebracht hat. da« sind seine großen Speicher lHorrea) «nd Ha«del»HS«ser sowie Sohn. gebäude. Von den Speichcrgebäuden liegen bis jetzt wenigsten» drei frei vor un». Die größten dieser Horrea au» der Zeit um 80 n. Ehr. sind mit 9000 Quadratmeter Grund fläche der größte Baukomplex der Stadt. Fünfzig lang gestreckte Magazine lagern sich auf drei Seiten um einen Säuleuhof. In der Mitte schieben sich vierzehn andere Rücken an Rücken ein, so baß der Hof sie hufeisenförmig umschließt Sehr breite Stcinrinnen führten da» in den Hof einfallenbe Regenwafser rasch ab, und unter dem Boden der Kammern ziehen sich Luftkanäle hin, um die trockene Lagerung de« Ge treides zu sichern. Ein zweiter Speicherbau gibt mit der Scheitelhöhe seiner erhaltenen Tonnengewölbe bei fast sieben Meter einen Begriff von der Stattlichkett solcher Gebäude Freistehend eingebaute Holzgerüste mit Zwischenböden für die Aufschüttung de» Getreides sind hier wohl überall voraus zusetzen. Neben diesen Zweckbauten sehen wir zum ersten Male eine Anlage, die man al» die Handelskammer der organisierten kaufmännischen und anderer am Großhandel beteiligten Korporationen bezeichne» hat. SS ist ein weiter von Säulen umgebener Platz, an dessen Seiten die Bureau» lagen, vor denen tm Boden in Mosaik die Namen und Firmenschilder noch heute zu lesen sind. So sind auf vier eiten 6« solcher Stände ber korporativ organisierten Händler und Getretdetmporteur« sowie zugehöriger amtlicher Personen und aller möglichen Arbeiter und Werkleute vor handen. Mitte« hinein in da« lebendige Treiben de» Emporiums führen un» andere Mosaiken. Wir sehen den amtlichen Ge trctdemefser am Werke, ein andermal nur da» Getreidemaß, einen Leuchtturm zwischen zwei Barken, einen Lastträger, der eine Amphora schultert und über ein» von zwei Schiffe« eilt und dergleichen mehr: unter den Korporationen sind genannt die Schiffer be» Holzhandel», die Schiff-Herren von Karthago und anderer Hafenstädte der afrikanischen Küste, von Narbo in Gallien usw. Die römische Handelszentrale am Tiber konnte sich un» nicht eindringlicher und imponierender dar- stellen. Außer dem Getreide sind noch alle anderen Waren, deren die Hauptstadt bedurfte und soweit sie zu Schiffe eingeführt wurden, hier gelagert worben. DaS Geschäftshaus zweier Kaufherren hat offenbar diesen Zwecken gedient: große Laden- ränme an ber Straße — im Innern die Umgang-Halle eine« offenen, allseitig von je drei Arkaden umgebenen Hofe», auf die sich von Kreuzaemölben überdeckte Geschäfts- und Lager räume öffnen —, dieselbe Anordnung der Räume mit Bogen- galerie« auch tm erste« und zweite«, womöglich «och t« einem -ritte» Stockwerke, der mehrgeschossige Arkadenhos, der tw Eortile ber Renatffancepaläste wiedererstande« ist oder gar darin weiterlebt. Gin andere» Gebäude, da» »Hau» ber Diana" ist eben- fall« hochinteressant wegen der Anordnung der Räume. Im Erdgeschoß befinden sich große Läden: eine kleine Holztreppe führte in jedem Laden zu einem gleichgroßen Wohnraum darüber, dessen Fenster te unter einer Balkonlunette liegt. Fast immer stehen alle diese Räum« mit dem inneren Hause nicht in Verbindung. Die den Lade«-Wohnunge» entsprechen den, rückwärts liegenden Wohnzimmer de» ersten Stockwerke» lagen um einen zentralen Binnenhof und empfingen von ihm ihr Licht. Man mußte noch eine Treppe höher steigen, um erst im zweiten Stockwerk die vornehme Wohnung zu erreichen, die in der Höhe der Ballone ihre Räume bi» an die Straßen fronten vorgeschoben und sich hier mit Fenstern un- Balkon- türen nach der Straße zu geöffnet hat. Stattlich konnten solche Fensterfassaden auSsehen: freilich wirkt die ganze Häuscrflucht nur wie eine Kulisse: denn die Wohnungen sind nur ein Zimmer tief nnd ohne Korridor, dt« wenigen Räume neben- einander immer nur einer durch den anderen erreichbar: rück- wärt» nach der anderen Sette — nach dem Vinnenhof zu — daS gleiche Bild. Von der Innendekoration ber Häuser ist nicht ge rade Rühmliches zu sagen. Noch hat sich keine Wandmalerei gesunde«, die den guten Wänden Pompejis oder Rom» zu vexgletchen wäre. Eher werben die großen dekorativen Boden mosaiken mit ihrer großzügigen Behandlung de» Figürlichen bestimmt sein, in ber Geschichte be» Mosaik» eine wichtige Rolle zu spielen. Jedenfalls erzählen sie mit den Thermen» die ste schmückten, eindrucksvoll von dem Aufwand, mit dem man in Ostia im zweiten und noch bi» in» dritte Jahrhundert gebaut hat. Hier wie In anderen Werken zeigt sich die dauernde Fürsorge ber Kaiser, zeigt sich, wie die gewaltige Hasenschöpfung Vortu» durch ElaudiuS und Traja», drei Kilometer nördlich von Ostia, zu ber die Versandung deS ostienstschen Hafen» nötigte, keine Zurückdrängung. sondern nur «ine Ergänzung von Ostig bedeutete, die durch die wachsende Erschwerung ber Anfoh:t der großen Seeschiffe ge- ordert war. Wenn gleichzeitig ms' diesem neuen Hafenbecken »och am- in Ostia immer neue Kauf- und Lagerhäuser ent- tehcn, wenn noch <m Anfang deS dritten Jahrhundert» ein vergrößerter Neubau de» Theater» erfolgt, wenn mangels der direkten Verbindung die Waren auch au» PortuS über Ostia gehen müssen: so vezeugt die» alle», daß Ostia bis in die pätere Zeit immer, auch administrativ, da» maßgebend« Zen- trum, die eigentliche Eittz diese» imposanten Hafenkomplere» der Weltstadt «0« gedlteSe» ist. Dr. Het»rich Heybz^
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