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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260907016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-07
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1926
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OerMches und SLchsisches. Am Dresdens Zweiten Vürgermeiskerposte« Im August ist bekanntlich Reichstnnenminifte, Dr. Kttlz endgültig von seinem Posten als Zweiter Bürgermeister d«r sächsischtii Laudeohauptstadt »urückgetrete« »nd damit die Frage eineo Nachiolgero akut geworden. Nach unsere» Informationen werden als Kandidatc» zwei im Verwalt«ngol>ie«ft beften» bewährte und der Einwohnersämst Dresdens seit Jahren de» kannte Persönlichkeiten genannt: Stadt rat Köppe« »nd Stad trat D r. Krüger. der Präsident der Dresdner Jahreosämu. 'Beide sind aus dem Gebiete de» Finanzwesen- »volil erjahren. denn «öppe» leitete vertretungsweise daS städtische Finanzamt. während Dr. Krüger gerade durch seine jetzige hervorragende Ltellnng im Stank- nnd Ausstellungö- wesen und seine frühere Tätigkeit in den Berliner KriegS- ämtern ein reiches Mas, sinan,technischer Senntnifle mitbringt. Od eine öffentliche Slnoschreibnng des Bürgermeisterpostens oder die Wahl vorgenommen wird, ist noch nicht geklärt. Am 14. September werden Vorstand nnd WahlanSschnß der Stadt verordneten sich hierüber schlüssig werden. Bei einer Aus schreibung kann die Stelle erst durch das neue Stadtverord netenkollegium zur Besetzung kommen, das bekanntlich am 1k. November ne» gewählt wird. Begnadigung in Dtenslslrassachen aus ««Iah de» Llmisanlrltts des RetchsprSsidenlen. DaS Ministerialblatt für die sächsische innere Vrivaltung vom l. September 1926 gibt eine Verordnung bekannt, in der es heißt: Im Anschluß an eine Amnestieverordnung deS Reiches aus Anlaß deS Amtsantritts deS Herrn Reichspräsidenten wird beabsichtigt. Disziplinarstrafen der Beamten nach Prüfung der Umstände des einzelnen Falles im Gnaden wege zu erlassen oder zu mildern. Au diesem Zwecke find folgende Dienslbeslrasnngen der Beamten — einschließlich der Gemeindebeamten — aus dem ordentlichen Dienstwege den Ministerien zur Entschließung vorzulegen: 1. Die Fälle, in denen rechtskräftig aus Verweis oder Geldstrafe erkannt worden ist. und zwar wegen solcher Dienst vergehen. die vor dem 1. Januar 1926 verübt worden sind, soweit die Strafen bis zni» l. Februar 1926 noch nicht voll- slrcckt oder eingczogen waren 2. Die Fälle, in denen weaen einer nach dem 1. Mai 1920 nnd vor dem 1. Januar 1926 verübten Handlung auf Dienst entlassung erkannt worden ist. Eine Wicdereinstellnng als Gnadenmaßnahme kommt hierbei nicht in Frage, sie ist nicht Sache der Gnadeninstanz, muß vielmehr dem vftichtmäßigen Ermessen der Anstellungs- behörde überlassen bleiben. Slaalsbeihilsen für tzlerzle. ES wird vom Ministerium dcS Innern darauf hingewiesen, baß vom Rechnungsjabre 1926 an in beschränktem Umfange wieder Mittel für Untersuchungen und Beihilfen an Arrzte in den ärmeren Gemeinden des Landes zur Verfügung stehen. Diese Mittel sind nur für solche Ansnahmesällc bestimmt, in denen Nevzte zur ärztlichen Versorgung der in Betracht kom- wenden Gegend notwendig sind, die sich ohne eine Beihilfe nicht oder nur unter ganz besonderen Schwierigkeiten halten können, so das? die Gefahr besieht, daß die Aerzte abwandern und die Gegend ohne die nötige ärztliche Hilfe bleibt. Ent sprechende Gesuche sind in diesem Fahre bis zum 1. November, künftig biS zum I. Füll in der bis zum Fahre 192.8 vorgeschric- ben gewesenen Weise durch die Kreishonptmannschgftcn beim Ministerium des Innern cinznreichcn. Die Spreeregulierung In Sachsen. Tie sächsische Negierung hat bekanntlich in ihr Programm die mit Hilse der produktivem ErwerbSloseuunterstützung durchzuführcnden NotstandSarbcten auch die Regulierung der Spree nördlich von Bautzen ausgenommen. Gerade dieses Jahr mit seiner ununterbrochenen Folge von Hochwassern hat der Landwirtschaft an der Spree außerordentlich hohe Schäden gebracht, denen nunmehr vorgebeugt werden soll. In einer Besprechung der Amtsbauptmannschaft Bautzen mit den beteiligten Svreeuutcrhaltungsgenossenschaftcn wurde jetzt das Projekt der Negierung bckanntgcgebcn, daS vom Landbunö und von der dcutschnationalen Landtagsfraktion vorzugsweise gefördert worden ist. Danach ist die Regulie rung und grundbasle Räumung der Großen und der Kleinen Spree zwischen Niodcrgurtg bzw. Spreewiese und der Lan desgrenze und deS Löbauer WasierS zwischen Gröditz nnd der Einmündung in die Spree vorgesehen, um schnelle Ablauf- möglichkcitcn jeglichen Hochwassers zu schaffen. An den Ge- samtkosien von 120 000 Reichsmark sollen aus Reichs- und Staatsmitteln 857 000 Reichsmark gewährt werden, während die Unterhaltungsgenosscnschasteii 28 000 Reichsmark in bar und 35 000 Reichsmark durch Staatsdarlehen aufzubringen haben. Diese erklärten sich mit dem Projekt einverstanden, beauftragten jedoch ihre Vorstände, sofort mit den Behörden zwecks Beseitigung der Kostenboiträge zu verhandeln, die sie infolge der Wasserschäden nicht leisten können. Dt« erste« Arbeiten können bereit- in 14 Lagen beginnen. Bslschasler a. D. Arthur Graf ». A«r -j-. Wie au- den Samtliennachrichten dieser Nummer erficht lick ist. verstarb am 4. September im Waldbau- Fllm» in der Schweiz, wo er Erholung suchte, der Kaiserlich Deutsche Bot fchafter a. D. » r t h » r G r a f v. R e x. Nock am S. Februar konnte er. der in beschaulicher Zurückgezogenheit in Dresden lebte, seinen 7Ü. Geburtstag feiern. Graf Rex. der bei Ansbruch des Krieges deutscher Bot schafter in Japan war, ist einer der wenigen noch lebenden Diplomaten der alten Schule gewesen. Er war als junger Sekretär in Paris und später als Botschaftsrat in Peter», bürg tätig und vertrat hieraus da- Reich tn Venezuela. Bon hier wurde er nach Teheran versetzt, wo er acht Jahre blieb, um nach Ablauf dieser Zeit als Nachfolger des Freiherr» v. Mumm Gesandter tn Peking z» werden. Zum »weiten Male traf Gras Rex dle Nachfolge deS Herrn v. Mumm an, als dieser im Jahre 1911 au» bem diplomatische» Dienst an», schied. Aus all seinen verschiedenen Posten hat Gras Rex sich grober Sympathien erfreut. 2o-e»klurz vom BatOlUslurm. Am Montagnachmittag kur, vor « Uhr ststr,te sich oo« der Plattform dos Rathaasturmes der 17 Jahre att« Arbeits bursche Albert Wei « holz. wohnhaft Klemmingstraße Ai bei den Eltern, nach dem Hofe au der Srenzstraße herab. Er war sofort tot. Die Leiche wurde nach dem JohanniSsricdhose über geführt. Uebcr -io Beweggründe zur Tat ist nichts bekannt. — Die ersten Landtagskandidaten. Die Demokraten im Wahlkreis Ehemnitz. Zwickau sind die ersten, die ihre Kandidaten für die sächsischen LandtagSwahlen aus gestellt haben. Sie habe» cs sich Verhältnis»,ästig leicht ge macht und die bisherigen Abgg. Dr. Senfert. Dresden. Günther. Plauen, und Dr. Weigel. Annaberg. wieder aufgestellt. — Demokratischer Landesparteitag. Der Landesverband Sachsen der Deutschen Demvkratischen Partei hält am 26. Sep tember im LandtagSgeüäude im Hinblick auf die kommenden Wahlen einen außerordentlichen Landespartei» tag ab. Dabei werden Retchsinnenminister Dr. Külz, ReichSfinanzminister Dr. Rein hold, Finanzminister Dr. Dehne nnd Minister a. D. Professor Dr. Seyfert pro grammatische Ansprachen halten. Mit dein Landesparteitag ist eine Sitzung des LandeSparteivorstandeS verbunden. Ebenso finden Tagungen dcS Wirtschaftsausschusses, deS Lanbes- bcamtcnauSschusseS. deS LandeSschnlauSschusscS und der Frauen statt. — Ihre« SN. GeburtSlag feierte am Tonntag die Peamtenivttwe Frau Amalie Köhler, wohnhaft Kamenzer Llraße k>8, 2. — Dresdea-Aorbig. Jur Schmückung unserer Kapelle anläßlich de« Erntedankfestes am 12. September werden Ernledankgaben, tie nach dem Feste an alte Leute verteilt werden, ab Freitag nachm, und am Sonnabend gern en'ue,-»genommen. Die denifchen Kunstgewerbler in Dresden. Im Anschluß an das Halbjahrhundcrt-Jubtläum deS Dresdner K u n st g e w e r b e v e r c i n S versammelten sich am Mvntay vormittag die Vertreter der deutschen Vereinigungen für Kunsthandwcrk und Knnstaewerb« zu Beratungen im Kurfürstcnsaale dcS »Italienischen Dörfchens". Nach begrüßenden Worten dcS 2. Vorsitzenden vom Verbände Deutscher Kunstgewcrbcvercine, Wtlm- Berlin, der die sehr zahlreich besuchte Versammlung leitete, erhielt der Direktor der Staatlichen Kiinstgewerbc-Akadcmte zu Dresden, Prof. Karl Groß, daö Wort zu seinem Bortrage über: .Was wolle« «nd sollen die deutschen Kunftgewerbevereine?" Es war nach dem großen Kriege von 1870/71, alS mit dem Aufschwung und neuen Zielstellungen auf allen Gebieten auch aus gewerblichem Gebiete sich die Lostrennung der Kunst gewerbler von den bestehenden Gewerbevereinen vollzog. Was sie wollten, lag aus der Hand: ideellen, wirtschaftlichen Zu sammenschluß der künstlerisch eingestellten gewerblichen Kreise, Weckung dcS Interesses für das Kunstgewerbe, Mehrung der Absatzmöglichkeiten durch Veranstaltung von Ausstellungen, Schaffung eines nationalen, spezifisch deutschen Kunsthand werks und Kunstgewerbes. Die in München 1876 und 1888, sowie in Dresden 1906 ins Leben gerufenen Kunstgewerbe- Ausstellnngen kündeten auch unzweideutig von solchem Wollen, wenn auch noch nicht immer daö Vollbringen mit dem Wollen gleichen Schritt hielt. Heber die Ziele der deutschen Kunst gewerbevereine hinauSweisend und auf eine breitere Grund lage gestellt, wollte auch der um die Jahrhundertwende gegrün dete Deutsche Werkbund bem sich regenden neuen künst lerischen Gestaltungswillen die Wege ebnen helfen und gleich sam das nationale Gewissen für alles gewerbliche Schaffen tn Deutschland sein. Freilich lehrte aber auch die von ihm ver anstaltete .Werkbund-Ausstellung 1914", daß er vom erstrebten Ziele einer nationalen Gewerbekunst noch recht weit entfernt sei. DaS scheint darauf hinzuweisen, daß die bisher vom Werk bund und den Kunstgewerbevereinen eingeschlagenen Wege noch nicht ganz die rechten gewesen sind. Es ist den Kunstgewerbe vereinen bisher noch nicht gelungen, dem ganzen deutschen Volke gleichsam die künstlerisch i zuhanchen. seinen Snnstgeschmack »« neue kunstbrschwtitgke Normen, SItt, empfindende Seele ein. bilden und keinem Leben Sitten und Gewohnheiten zu geben. Di« Kunstgewerbeveretn« sollten daher ihr Streben daraus richten, mit Kunsterziehung und GeschmackSbildung bc- reit- bet der Jugend, beim Kinde zu beginnen, also namcnt. llch die Schul« und dt« Lehrer, die Eltern und Trzieher für den Wille« zu künstlerischer Gestaltung aller Lebensformen und der ganzen Umgebung zu gewinnen zu suchen. Zn den bis. hertgen Aufgabe» der Kunstgewerbeveretne müsse also noch eine neu« treten: liebevolle Kleinarbeit an der Jugend »nd im Familienkreise, Befruchtung und Durchdringung de» Volke» mit künstlerischer Gesinnung von klein auf. Wenn der Retch-kunstwart zu einer demnächst abzuhaltenden großen Aus- stellung für volk»knnst angeregt habe, so dürften bi« Knnst. gewerbeveretne nicht sernbletben, sondern sollten eine Sonder- abteilnng tn- Leben rusen, etwa mit dem AuSsteüungSztele: »Neue Sitten und Gebräuche tn Familie und BolkSgemctn. schäften und die daraus entstehenden Gebrauchs» und Lebens- formen.* An den mit größtem Beifall auf-genommenen Bortrag schloß sich eine langau-gedehnte, sehr lebhafte Aussprache, in -er besonder- der Gedanke unterstrichen wurde, daß da- Gefühl für Schönheit und Kunst schon tn die Ktnderseclc gelegt werden müsse. Gehoimrat Prof. Dr. E. Gurlitt erachtete e» ferner al» etne Sonderausgabe der K. G. V, a» ihrem Teile dafür Sorge zu tragen, daß die beute oft vcr> nachlässigte Kunstfertigkeit der Han- sgegenüber dem maschi- nellen Betriebe, der Typisierung und Schablontsiening nach amerikanischem Musters beim Nachwuchs« erhalten und ge fördert werde. Bon fetten einer Dame sFrl. Dr. Meißner» wurde angeregt. daß der Jugend Gelegenheit gegeben werden müsse, in di« Werkstätten der Kunsthandwerker Einblicke zu tun: e» fehle den Kindern weniger an künstlerischem Emp finden und an GestaltumgöwtNen, als vielmehr an Anleitung »nd an kunsttechntschen Kenntnissen. Etne Gegenwartsaufgabe der deutschen K. G. B. von mehr praktischer Bedeutung er- blickte ein Kunstgewerbler a-uS Breslau darin, daß man bet Staat», und Gtadtbehörden vorstellig werden müsse gegen das heute übliche Submission-versjghrcn, das zumeist das billigste, aber nickt daS gediegenste Angebot berücksichtige. Gerade das Kunstgewerbe habe außerordentlich zu leiden unter bem oft geringen Verständnis der behördlichen Ver- treter für künstlerisch-wertvolle Qualitätsarbeit. Dasselbe Klagelied wurde aüw von mehreren anderen Debatteredner» gesungen und fast zu einem stark pessimistischen Grabgcsang für daS ganze Kunstgewerbe, hcrabgestimmt. Solchem Pessimis mus wurde aber von anderen Rednern mit Recht ein fröh licher Optimismus gcg«nübergestellt: zu klage» hätten heute nach dem verlorenen Kriege mehr oder weniger alle Wirt- schaft-kreise, und nicht» sei verderblicher und dem Wieder- ansstieg feindlicher, al» Mutlosigkeit und Verzagtheit. Stabt- verordneter Obermeister Kuntzsch griff einen wiederholt ausgesprochen«» Gedanken freudig auf, daß nämlich zum Zwecke wirtschaftlichen Aufstiegs Kunstgewerbe und Handwerk sich wieder die Hand zum Bunde reichen sollten. Der öffentlichen Versammlung folgte eine geschloffene Delegierten.Sitzung des Verbandes der deutschen K. G. B., und mittag» 1 Uhr begaben sich die Delegierten und dir Ehrengäste nach dem Neuen Rathaus zu einem ^ Empfang durch die städtischen Behörden. Oberbürgermeister Dr. vlüher entbot den Gästen namens der städtischen Kollegien den Gruß der sächsischen Landeshauptstadt. Redner wünschte am Schluß seiner bei- fällig aufgenommenen AnSführungen. daß Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit des deutschen Kunstgewerbes dieses über die schlimmen Zeiten hinwegbringcn und auch die Stadtgemeinden wieder zu seiner tatkräftigen Förderung in der Lage sein wer den. Der zweite DerbanbSvorsttzende, Hofjuwelier Wilm, Berlin, dankte für die herzliche Aufnahme durch die städtische» Behörden und betonte, Aufgabe des deutschen Kunstgewerbes sei nicht nur, die Werke der Väter nachzuahmen, sondern in Ihrer Gesinnung Neues und Eigenartiges zu schassen. Der Redner schloß mit einem Hoch aus die von Traditionen er- füllte Stadt Dresden und ihr Oberhaupt. Nach aufgehobener Tafel blieben di« Teilnehmer noch einige Zeit tn geselliger Weise vereint. dle neue r. n -LL5. Museen ausgestellt wurden. Die neueste Arbeit ThalmannS behandelt ..Amerika im Holzschnitt": eine Einführung dazu schrieb Alfred Kuhn. k Ein Eorrcgio in der Lenlngradcr Eremitage gesunde«. Der römische Professor Adollo Venturi hat in der Eremitage ein Porträt von Eorregio gefunden. Nach Venturi besitzt kein europäisches Museum ein echte» Porträt von Eorregio. — Vor einigen Jahren erst wurde im Palais von Gatschina eine ..Flucht auS Aegnvten" von Tisian gefunden, deren Echtheit Venturi jetzt bestätigt hat. Oslia. Zu den unendlich vielen Stätten, von denen der Italien reisende in Rom und in seiner näheren Umgebung die tiefsten und nachhaltigsten Eindrücke empfängt, gehört auch Ostta —im Altertum die Hafenstadt Roms, jetzt vom Meere etwa 6 Kilo meter entfernt infolge der Ablagerungen deS Tiber, der in nimmer rastender Arbeit den Strand jährlich um fast 4 Meter vorgeschoben hat. Von hoher Erdschicht bedeckt, ist Ostia seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zum Teil in nicht unbeträcht lichem Umfange auSgegraben worden, aber stets nur alS Fundstätte, nicht um seiner selbst willen: im Grunde genom men hat erst seit 1908 eine systematische, nach festem Pro gramm geleitete Erforschung der Stadt alS solcher und ihrer geschichtlichen Entwicklung, sowie die sorgfältige und not- wendige Konservierung der Ruinen eingesetzt, eine Arbeit, die jetzt in den Hände» des italienischen Archäologen Guido Ealza liegt, der 1026 einen wertvollen Führer durch Ostia erscheinen ließ. An seiner Hand und unter der lebendigen Führung dcS ersten Sekretärs des deutschen archäologischen Instituts tn Rom. Dr. Lehmann-Hartleben, Hab« ich an einem wunderschönen, allerdings reichlich heißen Oktober- Sonntage des vorigen JahreS die Straßen und Plätze, da- Theater, die Tempel und Thermen, die Wohnhäuser und HandelS-Soeicher und -Kontore der wtedererstandencn Stadt durchwandert und durchstvbert nnd mich tn anregender Ge- sellschaft bem wunderbaren Genuß des Lebens tn l»ngst ver gangenen und bedeutunaSvollrn Zeiten hingegeben. Daß die Ausgrabungen am Tiber die Aufmerksamkeit und daS Interesse auch weiter Laienkreise in Anspruch nehmen, namentlich weil sie zum Vergleich mit den Ausgrabungen am Vesuv anregcn, ist zu natürlich, »nd so hat sich der Archäologe an der Berliner Universität Professor Dr. Ferdinand Noack dadurch ein entschiedene- Verdienst erworben, daß er kr einem durch prächtige photographische Aufnahmen ge schmückten Aufsatze den neuesten Stand der Ausgrabungen tn Ostia bespricht <in dem vor kurzem erschienenen Hest der .Antike", der Zeitschrift der „Gesellschaft für antike Kultur") Gerade mit Beziehung auf den nahe liegenden Vergleich mit Pompctt hebt Noack, dessen Gedankengänge im folgenden wiebergegeben werden sollen, nachdrücklich hervor, daß bei Ostia von einem zweiten Pompeji nicht die Rede sctn könne, auch gar nicht davon, daß das neue am Tiber das alte am Vesuv in Schatten zu stellen drohe. Eins so falsch wie das andere. Richtig ist nur, daß sich beide schönstens ergänzen, daß daS Bild der römischen Stadt vor allem tn ihren Wohn- und Geschäftshäusern, daS uns Rom nicht liefern kann, wenn auch in beschränkter Weise, in Ostia wtedererstcht, und da» auch nicht etwa nur, indem Ostia da einsctze, wo Pompeji aus hört. Gewiß gehört der bei weitem größte Teil der bisher freigelcgten Ruinen dem zweiten, dritten, auch noch vierten Jahrhundert n. Ehr. an, — aber gerade die neueren Aus- grabungen führen auch hier weiter zurück, und man ist danach in der Lage, heute bereits allerhand vom republikanischen Ostia zu berichten. Der unschätzbare Wert von Pompeji liegt auf anderen Gebieten. Es wird immer mehr, je mehr die Grabungen fort schreiten, daS unvergleichliche Bild der behäbigen Provinzial, stabt, eine- Zentrums lebhaften Verkehrs, blühend tn Handel und Gewerbe, bieten und tn daS tägliche Leben und Treiben seiner Bewohner und ihre Ansprüche an eine künstlerische Umgebung köstlichen Einblick gewähren. Aber e» war einmal doch nur eine Stadt wie viele, wie schon da», was wir von Stabiae und Herculaneum wissen, beweist. Ostia ist damit nicht zu vergleichen, ist von ganz ekgenem Gepräge, ist als Exponent der Hauptstadt ausschließlich al» Hafenstadt und Emporium RomS zu verstehen, ist durch einen ganz bestimmten MtllenSakt überhaupt ins Leben getreten. Diese Gründung von Ostia ist ein geschichtliche» Moment von höchstem Interesse: mit ihm tritt Rom zum ersten Male mit Willen ans Meer, — es ist von Anbeginn der Ausdruck einer neuen gewandelten Lage RomS. Ostia ist zunächst ein einfaches „Eastrum", nicht ln bem Sinne der späteren Marsch- und Standlager dcS Heere», ähn» llch aber manchem durch Ausgrabung wtedergewonnenen Standlager im Grundplan deS länglichen Rechtecks und mit den beiden rechtwinklig gekreuzten Hauptstraßen, den Grund regeln altitalischer Stadtanlage entsprechend. Die End- dcckung dieses ältesten Ostia inmitten »nd unter der späteren Stadt tst vielleicht daS wichtigste Ergebnis der jüngsten AuS- grabungSperiobe. Die Länge beträgt 198 Meter und die Brette ILO Meter. DaS für d«n Mauerbau verwendete Steinmatertal ist übrigen- gelbbrauner Tuff aus Stein- brüchen in der Nähe der EtruSkcrstadt Ftdcnae, der nicht eher nach Ostia gebracht werden konnte als die etruskische Vor macht von veji — 896 v. Ehr. — gebrochen und Fidenae zer stört war. Go unterstützt daS archäologische Ergebnis die Ansicht derjenigen Forscher, dte Ostia in der zweiten Hälfte btese» Jahrhundert- gegründet sein lassen. Aber allzu lange kann sich das Leben nicht auf diese- enge Mauerrechteck beschränkt haben. Als im Jahre 267 der neue Flottenquästor seinen Sitz tn Ostia erhielt, war cS sicher schon wett mehr al- da» kleine „Castrum": die GetrciSecinfuhr spielte damals schon ebenso etne große Rolle, wie Ostia im zweiten punisrhen Kriege s2l8—201) als Flottenstatton von Wichtigkeit war. Daß eS tatsächlich frühzeitig in größerem Umfange erweitert worden ist — bis zu der Stadtmauer, die später — bald nach der Plünderung bnrch die Truppen deS Marin» tm Jahre 87 v. Ehr. — gebaut und in der Folgezeit niemals überschritten worden ist, beweist der Umstand, daß alle Gräber, auch schon die frühesten des dritten vorchristlichen Jahrhunderts, außerhalb jener Mauer liegen. Wahrscheinlich tn der Zeit des Kaisers AugustuS wurde da- Niveau -er ganzen Stadt nach einheitlichem Plane um über «inen Meter erhöht, vor allem um der Ueber- schwemmnngSgesahr durch den dicht an der Stadt vorübcr- flteßenden Tiber zu begegnen, aber auch um Straßen und Plätze zu erweitern oder, wie ». B. das Forum, neu an zulegen: auch für das Kanalnetz »nd dte Trtnkwasserleitung, deren Hauptstrang, ein mächtiges Blcirohr von 30 Zentt- meter innerem Dnrchmcsser, setzt noch zu sehen tst, mußte die nötige Tiefe gewonnen werden. Gelegentlich wird auch später noch eine Straße neu an gelegt: so wird z. v. der Straßcndamm bei der Kaserne der Feuerpoltzet gner durch den Marmorsaal einer Bäberanlage und über seine Bobenmosaiken htnweggebaut. Diese setzt n tedcr frei liegenden Bilder zeigen, wie gern man jede Ge- gelegenhett ergriff, auf OsttaS Rolle im Welthandel an- zusptelen. In großen quadratischen Feldern find zu den Setten einer Delphingruppe hier die vier für den Handel nnd Getreideimport wichtigsten Provinzen Aegypten, Afrika, Spanten und Sizilien in weiblichen, bvrt die für den Schiffs- verkehr mit ihnen entscheidenden Winde in männlichen Köpfen symbolisiert. . Die äußere Erscheinung de- Kaiserlichen Ostia hat sich vielfach verändert: die Haupt- und auch einzelne Neben- traßen sind jetzt von langen Sänlcngängen begleite», hinter denen sich die Läden und Magazine reihen: auf weite Strecken wandelte man lm Schatten. Der Onaderban an» Tuff ist auch jetzt noch nicht außer Brauch, daneben erscheint der Travertin
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