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7V. Jahrgang. M 419 Diesslag» 7. September Gegründet 18SK DraktantchrM, «»chetchl«, De»»»,«. SernIprecher-S-mmetnummer: SV Sgl Nu, Mr Nachloetprkch», SO V11. vom l. dt» lb. Sepiemder »»r«i o„ «Kal. iwetmuliftergufteUuna trei Lau» >KO wk. Seplember Z Ward okn» P»fttult«llung»,»büdr. Bezugs - Gebühr ^ .n, M°n-, . «in,»>a»m«»r I« VI»»»«,. Dl» Anreisen werden nach Goldmark »«rechnet, dt« r>nlvaUtj>« 30 mm »retl, 'eil, ZO Pta-, Mr »»«wärt» Psg. Aomtli»nan,«>a»n und SleUenaeluch, ohne Mil., auderhald 20 Pta,, dt» SV mm breit» Reklameteil» ISO Psa„ oukerbalb 200 Pia, Oisertenaebtibr IO Psg. Ausr», AuitrSa» aeaen D»ra»sb»,abl. Anzetgen-Preije: K«»<m >o^.°ui,er.h°,b Schriftletlun, und Lau,l«e,ch»N»t!»c«. w»rt»»irr»k» SS L2 »ru» u. Verla» °°n ülavl« » »a»»«ed, tn Dresden. Pvftlchech.LtMlr lass »re,d«n. piü§ei una Pianos SMMn Hususl pörslor eie Wslssnksusslrsks ö . k-smsptsekvt 14072 Osten unü «erüe kaut! mnn pro,»veil im L««t,gv»ot,»A Kai'me ^ eeßseck, vr. rmngsrslr. 13 VIII » WI IIIO b«rn»f>rect>»r l»A2 diati» Noetplntz. ,o» 0re»»«,»«sl»v» - «r»r,I»»»> »e,v a«»- kt»-ee» 0»u»et,e»r,»t-0»r»n Ur»««»r»II» Zer polnisch-rumänische Geheimvertrag. Französische Wasfenhilse gegen Deutschland. Rußland und Ungarn. Neue Intrigen in Genf gegen Deutschland. - Der Aussland in Spanien. - Spaltung im sächsischen Iungdo. Und Locarno? Ne«V»rk, 6. September. Die Zeitung „New vork American" »erösfentlicht den Inhalt dcS polnisch-rumänischen Geheim Vertrags, über dessen Bestand man wohl unter- richtet war. dessen Details trotzdem sehr überraschen. Dieser Gchetmvertrag ist gegen Deutschland, Rußland und Ungarn gerichtet und beweist schlagend, das, man weder in den beiden Staaten noch in Frankreich mit Ernst an eine Abrüstung und eine FriebenSperiode denkt, die durch den Völkerbund herbei- gcsllhrt werden soll. Der Gehcimvcrtrag hat etwa solgendcn Anhalt: Die Fälle, in denen gegenseitiger militärischer Beistand »u leisten ist, sind genau festgclegt, wobei auch ein Eingreifen Bulgariens oder Ungarns gegen Rumänien in Rechnung ge- stellt wird. Frankreich unterstützt die rumänische Luftflotte and de« Gaskrieg. Das Blatt veröffentlicht gleichzeitig ein Schreiben deS Unterzeichners des Vertrags, dcS General» Pctala, an den rumänischen Kriegsminister, in dem eS heißt, daß da» Gros der polnischen Truppen im Fall eines deut- schen AngrissS gegen Deutschland konzentriert werde, während gegen Rußland nur Defensipmaßnahmen getrosscn werden. Der französische Generalstab nehme an, daß Deutschland sich am Rhein defensiv verhalten und alle Kräfte nach Osten werfen werde, um die Verbindung mit Rußland herzustellen. Franzö sische GeneralstabSosfiziere werden dem rumänische« und dem polnischen Heer bcigcgebcn. Frankreich werde eingreifen. wenn Deutschland Rußland bet einem militärischen Angriff unter- stützt, Der Abschluß eines französisch-rumänischen Militär, vertrag» sei bis znm September z« erwarte«. BiS dahin solle« die Verträge Mi« der Tschecho-Slowakei und mit Serbien erneuert werbe«. Rumänien erhält, wie bereits setzt von Frankreich zu- gesichert worben ist. bet einem bewassuetcn Konflikt alle» zum Gaskrieg Notwendige, einschließlich de» dazu erforderlichen Personals, ferner 200 Flugzeuge, Flugzeugführer und -tech- niker sowie ferner die Ausrüstung für 200 000 Mann, Dazu kommt noch Artilleriematerial, schwere Geschütze. Gewehr- munition usw. «Durch F » n k s p r u ch.s Ge«f, «. Sept. Die Bölkcrb«ndSversammln«g wählte hente nachmittag mit 4L von 48 abgegebenen Stimme« de» jugoslawische» Minister des Acnßeren Niutschitsch ,« ihrem Präsidenten. DaS Ergebnis wnrde von den Delegierte« mi, sehr lebhaftem Beifall begrüßt. Benesch beglückwünschte Niutschitsch, erinnert daran, daß Niutschitsch seit 1615 fast un unterbrochen an leitender Regierungsstelle arbeite und bc- zctllmcte ihn als einen hingebungsvollen Mitarbeiter an der Festigung des Friedens in Europa. Ntntschitsch dankte nach Ueberuahmc dcS Vorsitze» für die Wahl und die damit seinem Lande erwiesene Ehre. Sodann wurde vom ManbatSprüfungS-AuS- schuß mitgcteilt. daß 4 8 von den 5b Mitgltcdstaaten auf der diesjährigen Versammlung vertreten sind. Siebe» Staaten haben keine Delegation entsandt, darunter zum ersten Male Spanten und Brasilien. <W. T.B.1 Die Nachrnillagssijlung -er DMerbun-s- Dersammlung. Genf, 6. Sept. Nach seiner Wahl zum Präsidenten wies Niutschitsch in seiner Ansprache aus die besondere Be deutung der bevorstehenden siebenten Völkerbundötagung hin, die in der Geschichte de» Völkerbundes denkwürdig bleiben werde. Trotz der Schwierigkeiten, die er in der letzten Zeit habe durchmachen müssen, werde der Völkerbund stärker au» dieser Tagung hervorgchen, als er je gewesen sei. An gesichts deS nahe beoorstehcndcn Eintritts eines großen Volkes dürfe man in dieser Hinsicht durchaus zuversichtlich sei«, und wenn di« Versammln»« in wenigen Tagen die Vertreter dies,» große« Volkes hier begrüßen werde, so »erde daS von allen Anwesenden in der Uebcrzengung geschehe«, daß die jenigen Staaten, die an diesem große« Tage im Saale fehlen würden. bald wieder in den Völkerbnnd znritckkehre« würde«. Die bevorstehende scterltche Zeremonie werbe in der ganzen Welt ein starke» Echo finden. Niutschitsch sprach dann von dem wohltätigen Einsluß, den der Völkerbund allein durch sein Vorhandensein auSübe. Gr sagte, man dürfe sich wirklich l In dem Schreiben des Generals Pctala an den rumä- nischen Kricgöministcr stehen noch folgende bemerkenswerte Ausführungen: Wenn Polen von russischer Seite angegriffen wird, so empfiehlt der rumänische Gcneralstab eine sofortige Offensiv« zur Okkupation der Linie Wiiebok, Mobilem, Gomel am Dnjepr, da die Mobilisierung der rumänisch-polnischen Armee ach. Tage vor der Mobilisation der Russen beendet sein kann. Petala führt weiter aus: Wir dürfen nicht auf die wirksame Unterstützung -er französischen Truppen rechnen, da die französische öffentliche Meinung hierfür nicht günstig ist. Fnsolgc unserer großen Bedürfnisse hat der oberste Krjcgsrat sich damit einverstanden erklärt, daß im Falle eines Kon, sliktes das notwendige Material für die Armee über Serbien nach Rumänien geschasst wird. Dieses Material besteht «US allem Notwendigen, was zur Offensive und vor allem zur GaSofsensive erforderlich ist. Der Brief des Generals ist vom 8. Juni 1926 datiert. Die Militärkonvcntion ist nicht datiert und hat den Titel „Anhang zum polnisch-rumänischen Vertrag von 1936". An- gesicht» dieses Vertrages muß die französische Regierung, die bei diesem Spiel fraglos wieder die Karten gemischt hat. wirk lich gefragt werden, wie sich ein solcher Vortrag mit dem Geiste von Locarno und mit dem des Völkerbundes verträgt. * Paris. 6. Sept. Der „Matin" veröffentlicht setzt den Text des polnisch-rumänischen Militärabkommens. aus -cm folgende Einzelheiten zu entnehmen sind: Die rumänischen Truppen haben im Kriegsfälle das Recht, die polnische Grenze zu über schreiten und gewisse Punkte zu besetzen. Das Recht besteht sür den Fall eines deutsch-polnischen Krieges, bei dem Ruß land sich mit Deutschland verbündet. Die polnischen Truppen haben ihrerseits das Recht, auf rumänisches Gebiet übcrzn- geben und im Falle eines rumänisch-nngarischcn oder ru mänisch-bulgarischen Krieges bestimmte Gebiete zu besetzen. DaS Abkommen untersagt den Oberkommandterenden der polnischen und rumänischen Armee, Wafscnstillstandsvcrhand- lungen ctnzuletten. ohne daß die Regierung dcS anderen Landes davon verständigt werde. fragen, was ohne den Völkerbund aus den Beziehungen der Völker geworden wäre, die sich im Kriege anscheinend für alle Zetten gegeneinander aufgclehnt hätten. Die Versammlung, die diesen Ausführungen lebhaften Beifall spendete, genehmigte dann ihre Tagesordnung, wobei Ntntschitsch auch die Entschließung dcö VölkcrbundSratcS über seine Umbildung verlas. Nach Verteilung der einzelnen Gegenstände der Tagesordnung an die üblichen sechs AnS- schüsse des Völkerbundes, die morgen vormittag tn nicht öffentlicher Sitzung ihren Präsidenten wählen werden, ver tagte sich die Versammlung auf morgen mittag 12 Uhr. Ein lehler Ausweg sür Spanien? Paris, 6. Sept. Sin Genfer Berichterstatter will erfahren haben, daß verschiedene Delegationen einen letzten Versuch unternehmen würden, um Spanien zum Verbleiben im Bölkerbundsrat und in der Völkcrbnndsvcrsammlung zu veranlassen. Unter de» verschiedenen tnS Auge gefaßten Möglichkeiten ermähnt der Korrespondent einerseits die Wahl S-anicnS zu einem nichtständigen Ratsmitglicd mit crneuc- rungSsähtgcm Mandat, anderseits die Besetzung von nur acht nichtständigen Mitgliedern mit der Maßgabe, daß ein Sitz sür Spanien frei bleiben soll. <W. T.B.1 Kein Berliner Kabinellsrak vor Gens. Berlin, 6. Sept. An unterrichteter Stelle tn Berlin rechnet man damit, daß die technische» Einzelheiten der Aufnahme Deutschlands am DicnStaa oder Mittwoch tn der Genfer Vollversammlung Mr Erörterung kommen, und zwar »»nächst der Vorschlag des Rates aus die Erteilung eines ständigen RatSsitzcS an Deutschland, dann auch die neuen Beschlüsse über die Erweiterung de» ntchtstän- digen Teiles des VölkcrbundsratS. Die Wahl zu dem nicht ständigen Teil des Rates wird jedoch noch nicht am Mittwoch vorgenommcn werden. ES ist üblich, daß derartige Beschlüsse erst an Kommissionen verwiesen werden, und zwar an die erste suristi'ch.!: und sechste politische Kommission oder auch ,n gemischte Kommissionen. Die KommissionSprüsung Uber den Bericht wird sich längere Zeit hinzichen, so daß der Wahl akt erst erfolge» dürste, wenn Deutschland bereit» im Völker-, bünd vertreten ist. Föns Jahre Ker-er-Gesellschaft. Ei« Rnhmestag ostdeutsche» SnlturwillenS. Von Dr. Fr. Thierfelder, München, Deutsche Akademie. Am 7. September 1626 sind fünf Jahre verflösse«, seitdem sich in Riga die Neste des BaltendeutschtnmS i« de« unerschütterlichen Willen zusammenfanden, auch auf scheinbar verlorenem Posten ausznharren und di« letzten Kräfte dafür einznsetzcn, daß die Jahrhunderte alte ostdeutsche Kriltuv- arbctt nach dem unglücklichen Ende des Krieges nicht gänzlich vernichtet würde. Eingedenk Herders, der bekanntlich r«1» scheidende Jahre seiner Entwicklung tn Riga verlebt«, und seiner Bedeutung sür den gesamten deutschen KiUtirrkreil» nannte sich die Gesellschaft, die an jenem Tage gegrü«-tt wurde, Herder.Gesellschaft: die Mitglieder war««» mit Ausnahme von drei Reichsdeutschen, ausschließlich Balteit, die bereit waren, die wissenschaftlichen Ueberlieferungen der ehemaligen Ostsecprovinzen zu pflegen und sie durch die Gründung eines akademischen Mittelpunkte», de» Herder- JnstitutS, aufs neue zu beleben. Was dieser Entschluß a« entsagungsvoller Opfcrfreudigkeit bedeutete, kann nur der er» mellen, der die vollständige Verarmung der deutsche« Intelligenz Lettlands aus eigener Anschauung kennt und sich in die seelische Verfassung einer selbstbewußten Volksschicht versetzt, die gleichsam von heut« auf morgen enteignet, ver femt, von Haus und Hof vertrieben mar und sich über ihr« nächste Zukunft vollständig tm Dunkeln befand. Nur et» Stamm wie der baltische, der feit Jahrhunderte« dara» gewöhnt war, ganz auf sich selbst gestellt zu sein, und der «ach Deutschlands Zusammenbruch weniger denn je auf die Unter stützung des geistigen Mutterlandes rechnen konnte, ver» mochte unter solchen Umständen den Optimismus und dt« Willenskraft aufznbringcn, ein Institut zu gründe«, da» a« seiner Tätigkeit von vornherein den höchsten wissenschaftliche» Maßstab anlegte und in der Tat eine deutsche Universität im kleinen wurde. Die Sch w t e r i g k e i t e n, die sich dei dem Ausbau eine» mit bescheidensten Mitteln arbeitenden Instituts zu einer an- gesehenen Pflanzstätte des Geistes ergaben, waren außer, ordentlich. An Dozenten war infolge Auflösung oder Um wandlung zahlreicher Bildungsinstitute in Sowjetrußlanb und tn den Randstaaten selbst kein Mangel: aber die Besoldung war ganz unzureichend, die Beschaffung von Büchern u«L Lehrgegenständen höchst mühselig und die Unsicherheit über die Zukunft der Gesellschaft, die vom lettischen Staat immer nur auf ein Jahr bestätigt wurde, sehr groß. Trotz alledem entwickelte sich die junge Anstalt mit fast erstaunlicher Schnelligkeit. Dank der betont unpolitischen Ausgestaltung und Durchführung deS Lehrplans und dank der bisherige« Leitung, die in Exzellenz Sokolowski, einem Jurtste« von internationalem Rufe uttd vielseitigster Kultur, glänzend verkörpert wurde, wurde jedes Mißtrauen von lettischer Seite im Keime erstickt. Selbst in der zeitweilig sehr deutsch feindlichen lettischen Presse Rigas hat man vor dem rei««n Streben des Herder-Instituts Achtung bezeugt: da» Ver hältnis zur lettländischcn Universität ist ausgezeichnet. Nach der neuesten Statistik (Jahrbuch -eS Deutschtum» In Lettland von 19261 studierten tm Studienjahr 1624/25 117 Deutsche am Herder-Institut, darunter 80 Frauen. Doch ist mit einem sprunghaften Ansteigen der Zahlen zu rechnen, da bereits am 1. September 1925 für das kommende Semester 168 Studierende immatrikuliert waren. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nationalität ist nicht Vorbedingung für Sie Aufnahme: eS studieren sowohl Deutsche gleichzeitig am Herder-Institut und an der lettischen Universität, wie sich auch häufig Letten, sogar solche, die des Deutschen kaum mächtig sind, an den Vorlesungen dcS Herder-Institut» beteiligen. Diese zerfallen auf vier Abteilungen: Die theologisch«, dt« suristisch-staatsivisscnschaftlichc. die naturwissenschaftlich-mathe matische und die humanistische Sektion. Eine gewisse Zer- splitterüng in Spezialgebiete, die sich anfangs au» den zahl- reichen untcrzubringendcn Dozenten erklärte, ist also glücklich überwunden worden, und soweit bei der wirtschaftlichen Un sicherheit in Europa, und insbesondere der politischen im Oft«« überhaupt prophezeit werben kann, darf man sagen, daß da- Herder-Jnstitut die schwersten kritischen Jahre glücklich über- standen hat. Die finanziellen Träger des Instituts. daS voll- ständig a»S Privatmitteln erhalten werden muß, sind tm wesentlichen die alten Kulturvereine, soweit sie noch besteh^ > Mit 42 von 48 Stimmen