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Dresdner Nachrichten : 21.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-21
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.02.1874
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Werden sie bleiben oder austreten? Als der Abg Pougnet ^Vertreter von Saargemünd und Forbach) vorgestern im Reichstage gegen die Er klärung des Bischof Raeß protestirte und mit dem Nachweise des Präsidenten von Forckenbcck, daß der Einspruch Pougnet'S nicht ge gen das Sitzungsprotokoll, sondern gegen den Inhalt der Naeß'schen Erklärung gerichtet, der Zwischenfall damit formell erledigt sei, waren sämmtliche Vertreter des neuen Reichslandes, mit Ausnahme der Bischöfe von Rietz und Straßburg, anwesend. Nachdem sich der Zwischenfall abgespielt hatte, verließen sie sämmtlich den Sitzungs aal. Offenbar herrschte bei diesen Vorgängen ein eignes Mißver- sständniß ob, veranlaßt durch die teilweise Unkenntnis, der deutschen Sprache seitens der Elsaß-Lothringer, noch mehr aber infolge ihrer Unbekanntschaft mit den parlamentarischen Formen und ihrer ge ringen Kenntniß der Geschäftsordnung des Reichstags. Neulinge durch und durch, sind sie der Meinung, daß es ihnen zu jeder belie bigen Minute und in jeder ihnen passend erscheinenden Form frei stehen müsse, ihre Angelegenheiten zur Sprache zu bringen. Sie vergessen dabei, daß, wenn eine so großartig construirte Maschine, wie der Reichstag, ohne Störungen der empsiudlichsten Art arbeiten soll, das Betricbsreglement aufs Strengste innezuhalten ist. Sie verstehen letzteres nicht, halten — thcilweise doch der deutschen Sprache nicht so ganz mächtig — das Beschließen des Schlusses der Debatte für die Abstimmung über einen Antrag selbst, und so ver zettelt sich ihre Action auf mehrere Sitzungen. ES wird iibrigens wenig darauf ankommen, ob eine Anzahl dieser Deputaten das Mandat formell niederlcgt. Neuwahlen sind bald ausgeschrieben und am Ende wird sich doch der Bevölkerung des Reichslandes die Ueberzeugung bemächtigen, daß es weiser gehandelt ist, im Reichstage vertreten zu sein, als unvertrctcn durch Diktatur regiert zu werden. Sind ihre Vertreter im Reichstage, so vermögen sie aufs Wirkungsvollste ihre Klagen über Fehler in derBerwaltung auszusprechen, ihren Wünschen und Bedürfnissen größeren Nachdruck zu verleihen, als wenn sie im Schmollwinkel sitzen. Die hohle De monstration, welche sie durch den Abg. Deutsch unternahmen, das Verlangen nach einer Volksabstimmung findet verdiente Würdigung durch die „V. Z." Dieses Blatt führt aus, daß schon die Stelle des Teutsch'schen Antrags: „Die Bevölkerung sei cinverleibt worden", falsch ist. Nur das Land ist erobert und cinverleibt worden; die Bewohner erhielten das Recht der Wahl der Nationalität und das Recht der Auswanderung. Und wenn auch Tausenden faclisch dieses Recht kein Recht mar, da starke Bande aller Art sie an die Scholle fesselten, so hätte doch Frankreich, nicht Deutschland, vor Abschluß des Friedens die Elsaß-Lothringer zur Abstimmung über ihr Schick sal berufen oder doch den Antrag darauf stellen sollen. Als Italien die Grafschaften Nizza und Savoyen an Frankreich abtrat, ließ Italien seine bisherigen, nicht Frankreich seine erst künftigen Bürger abstimmen. Wir Deutschen, die wir Elsaß-Lothringen abgetreten bekamen, hätten nachträglich noch an Stelle Frankreichs diese Ab stimmung in Elsaß-Lothringen vornehmen sollen? Eine tolle Zu- muthung! Diese Gebietstheile sind in der Periode deutscher Zer stückelung ohne Abstimmung an Frankreich gekommen; ohne Ab stimmung kehren sie in der Periode deutschen Aufschwungs zum Reiche zurück. Uebrigens hat nie ein Theil eines Volks oder Landes ein Selbstbestimmungsrecht; das steht nur dem Ganzen, der Nation zu. Was würde man, um einen kleinen Vergleich zu wählen, vazu sagen, wenn ein Theil einer Dorfgemeinde in der Nähe einer großen Stadt derselben einverleibt werden wollte? Stünde die Entschei dung nicht der ganzen Dorfgemeinde zu, ob sie diesen Theil aus ihrem Verbände entlassen wollte? Lder wenn — eine Zeit lang schien es fast so — sich Leipzig imSchatten der grünenSachscizrautc so wenig glücklich fühlte, daß cS nach dem Nachbarstaate gravitirtc, hätte der Bruchthcil Sachsens, der sich Leipzig nennt, dem jetzt glück lich überwundenen Verlangen nachgeben dürfen, ohne daß die Gc- sammtheit cs gebilligt hätte? Die Gesammtheit aber, in obigem Falle Frankreich, hat ausdrücklich die Abtretung von Elsaß-Lo thringen stipulirt. An die Franzosen, nicht an die deutsche Nation, wendet Euch mit Eurer Beschwerde über schwere Beeinträchtigung deS Selbstbestimmungsrcchts, Ihr Herren aus Elsaß-Lothringen! Den Bonapartisten ist in Frankreich der Kamm gewaltig ge schwollen. Scheinbar erkennen sie loyal die 7 jährige Regierung MacMahons an, aber sie sorgen bereits für die Zukunst. Nächstens wird der kaiserliche Prinz in Chisclhurst volljährig und cs stehen großartige Demonstrationen seiner Anhänger in Frankreich bevor. Die Bonapartisten wollen damit „den Ausdruck der Dankbarkeit für die Vergangenheit und des Vertrauens in die Zukunft" verbinden, aber, wie sie vorsichtig hinzufügrn: „keine Ungeduld hinsichtlich der Gegenwart" verrathen. Die Regierung selbst schadet sich durch das Hinschlachten von ganzen Hekatomben mißliebiger oder unzuverlässi ger Maires und Beisitzer. Alle Tage veröffentlicht das officielle Blatt ganze Spalten neuer Ernennungen und Hunderte von Ge meinden sind in voller Verwirrung, da die neuen Gemeindcobrig- keiten ihrem Wirkungskreise oft ganz fremd sind. In Savoyen z. B. sind von 327 Maires 110 ihpcrStellung enthoben und 44 von diesen durch Personen ersetzt worden, welche nicht einmal dem Gemeinde- rathe angehörten. Allerdings fühlt die Negierung der „moralischen Ordnung" ganz besonders das Bcdürsniß, dm separatistischen Ten denzen cntgegmzutrctcn, welche sich in Savoyen immer entschiedener .geltend machen; aber das von ihr angewandte Heilmittel dürfte schwerlich geeignet sein, die Unzufriedenheit des früher zu Italien gehörigen und mit diesem noch durch mannichfaltige Interessen ver bundenen Landes zu beseitigen. Im Vauclouse-Departement findet die Mißstimmung der Bevölkerung darin ihren Ausdruck, daß man nunmehr beabsichtigt, bei der bevorstehenden Ersatzwahl in der Person Ledru - Rollin's einen Radikalen vom reinsten Wasser zu wählen. Die Marschallin Mac Mahon hatte die Directoren aller großen Journale zu einer Besprechung im Elyseepalaste eingeladen, um die selben zur Eröffnung einer Subscriptio» behufs Ausdehnung der Pariser Volksküchen zu veranlassen, welche in Folge des in der Hauptstadt herrschenden großen Elends und des Arbeitsmangels nothivendig geworden ist. LocaleS uud Sächsisches. — Zur Unterstützung der durch die Cholera in München schwer geschädigte Armen haben J.M. die Königin-Mutter und dieKönigin- Wittwe 5000 Gulden nach ihrer Vaterstadt München gesendet. — Die Ernennung des bairischen Ministcrialraths Hocheder zum Vicepräsidentcn des Reichsoberhandelsgerichts in Leipzig ist vom deutschen Kaiser vollzogen worden. — Kurz vor Vertagung des Landtags hatte die Regierung, angesichts der Unmöglichkeit, aus dem jetzigen Landtage die Steuer reform durchzusühren, sämmtliche Entwürfe über die neuen Stcucr- gesche zurückgezogen und einen neuen Entwurf über ein Einkommen steuergesetz vorgelcgt. Es fehlt nämlich noch an jedem sicheren Anhalte für die Bcurtheilung des Gesammtbetrags des steuerpflich tigen Einkommens in Sachsen und für die Vertheilung desselben unter die verschiedenen Vcrmögensklassen der Beitragspflichtigen. Negierung und Steuerdeputation der 2. Kammer hatten sich dahin geeinigt, zunächst den Einkommensteuer-Gesetzentwurf so durch- zuberathen, daß er für sich allein publicirt werden und ins Leben treten kann. Dieser neuvorgelegte Entwurf eines Einkommensteuer- Gesetzes geht, nach der C. Z., von der Ansicht aus, daß die darin angeordncte, allgemeine Vermögensabschätzung im Jahre 1875 statt- findcn soll und zwar so, daß auf Grund derselben bei dem nächste» Landtage die Erhebung einer Einkommensteuer zur Deckung eines Theils des Staatsbedarfs beschlossen werden könne. Da aber hier nach auch die Fortcrhebnng der jetzigen Gewerbe- und Personalsteuer auf eine bis zwei Finanzperioden noch in sicherer Aussicht steht, so schien cs unvermeidlich, zur Beseitigung einiger der wesentlichsten Mängel derselben zugleich einen besonderen Gesetzentwurf vorzulegen — Als alleiniger RcichstagSFLandidat der vereinigten Conser- vativen, Nationalliberalen und Fortschrittspartei für den Leipziger Landkreis ist jetzt vr. Heine prollamirt worden. Die Erzielung dieses erfreulichen Resultats hat Mühe genug gekostet, vr. Gensel hatte abgelchnt, sich aufstcllen zu lassen; Bürgermeister vr. Fischer in Augsburg, der zugesagt hatte, fand in dem engeren Wahlaus schüsse nicht so viel Stimmen als vr. Heine. Da nun die Anhän ger Heines und Fischers sich vor der Entscheinung zwischen Beiden gelobt hatten, für d e n Candidaten einzutreten, der im Ausschüsse die Mehrheit der Stimmen erhalten würde, vr. Heine sie aber er hielt, so wurde er einmüthig als Candidat aufgestellt. — Die diesjährigen Reserve-Landwehr-Frühjahrs-Control- Versammlungen im Bezirke Dresden finden vom 7. bis mit 14. März n. o. statt, wozu sämmtliche Reservisten, Dispositionsurlauber und zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen zu der ihnen durch rcsp. Ordres bekannt werdenden Zeit und Stelle zu erscheinen haben. — Die mit tagelang andauerndem Schneesall Anfang Februar cingetrctenc Kälte hat die Elbe fast auf ihrer ganzen Strecke derart mit compacten, Eise bedeckt, daß an vielen Stellen noch jetzt über das letztere gegangen werden kann. Noch vorgestern passirtc man bei Wehlen, Nicdergrnnd u. s. w. die Eisdecke ohne Gefahr. Das Eis der Moldau steht noch ebensofcst wie das der Elbs und es ist hier nach noch immer bei Eintritt milder und regnerischer Witterung ein Eisgang zu erwarten. Diese Voraussetzung wird natürlich auch die Schifffahrt abhalten, sich in Betrieb zu setzen, zumal der zur Zeit niedrige Wasserstand der Elbe eine lohnende Ausnutzung der Fahr zeuge nicht zuläßt. — Es ist dem Circus Herzog-Schumann vollkommen gelungen, die Gunst unseres auch nach dieser Richtung hin ctivas verwöhnten Publikums in vollstem Maße zu erringen, namentlich wurde in der großen Galavorstellung am letzten Donnerstag ein höchst interessan ter und genußreicher Abend geboten. Vor Allem war cs, neben so vielem bereits gebührend Anerkannten, das Auftreten zweier Künst- lergrößcn, welches dieser Vorstellung einen bcsondern Reiz verlieh. Vorerst das letzte Gastspiel des Mr. Avolo — die später genannte Dame möge verzeihen, daß ich, zuwider meiner sonstigen Galanterie, dem Herrn den Vortritt lasse — aber dieser Herr ist ein König! Ja, wohl mag er es verdienen, König der Turner genannt zu wer den : daS Reich der Lüfte bleibt ihm unbestritten, so sicher sitzt er auf seinem Thron, dem schwanken Neck und welches gekrönte Haupt darf sich so fest auf sein Scepter stützen, als er sich auf den starken Arm? — Zweitens mar es das Debüt des Fräul. Amalie Renz auf ungcsatteltcm Pferde, welches uns einen apparten Genuß verschaffte. Selten wird man wahre Jugcndfrische so liebreizend mit Schönheit und Anmuth verbunden finden, wie cs in diesem hinreißenden Wesen von geradezu klassischen Formen geschah. Ein luftiges Gebilde freundlichster Phantasie scheint sie, nach Tönen sich wiegend, nur über den, Rücken des flüchtigen Rosses zu schweben, und es hätte der schwierigen Pirouetten und Sprünge, deren Ausführung demNamen Renz alle Ehre machte kaum bedurft,- um Fräul. Amalie Renz die Palnic des Abends zu sichern — oder richtiger das Bouquet, denn ein solches empfing sie in der That. Mit freudigster Spannung sehen wir dem.ferneren Auftreten des Fräul. Amalie Renz entgegen, die ein weiblicher Cäsar — kam, gesehen ward und siegte! Vorgestern Mittag zwischen 12 und 11lhr ist in der sog. Herkules-Allee im iönigl. Großen Garten ein Reiter, wie man sagt, ein auf Besuch hier aufhältlicher herzoglich braunschwcig. Aklillerie- Officier Namens Otto, von seinem scheuacwyrdmenPferde gestürzt, unglücklicherweise aber mit einem Fuße im Steigbügel hängen ge blieben und von dem Pferde bis in die Gegend hinter der Eonditorei, von dort wieder zurück und eine Strecke den Teich entlang geschleift worden, bis sich der hängcngebliebene Fuß durch einen Zufall aus dem Steigbügel gelöst hatte und der Schwerverletzte bewußtlos auf dem Wege liegen geblieben ist. Derselbe wurde zunächst in die Conditorei und von dort später nach dem Stadlkrankenhause ge schafft. — Dresden hat wenig Ursache, auf den großen Bierdurst der Münchener Witze zu machen. Binnen 5 Tagen sind 500 Eimer des Reisewitzer und 650 Eimer diesjährigen Bockbieres der Feld- schlößchen-Brauerei in der guten Stadt Dresden auSgetrunkev worden. — In diesen Tagen wurde einem hier in Geschäften anwesen den fremden Herrn aus Leipzig aus dem von ihm hier bewohnten Gasthause ein wcrthvoller Pelz ausgeführt. Der Pelz hatte in der von dem Fremden bewohnten Stube gehangen, und war dort in dem Augenblicke gestohlen worden, als diese einmal vom Stubenmädchen offen stehen gelassen worden war. Um nun die Früchte seiner glück lich gelungenen That sobald als möglich cinzustrciche», hatte sich der Dwb alsbald darauf zu einem hiesigen Pfandleiher begeben, und diesen den Pelz für zwölf Thaler zum Kauf angeboten. Dem Pfand- lcihcr wollte die Sache aber nicht recht in Ordnung Vorkommen; er machte Bedenken geltend, und veranlaßtc den Verkäufer, sich zuvor noch näher über den rechtlichen Besitz des Pelzes auszuweisen. Kaum aber, daß dies geschehen, hielt Letzterer es für gerathen, sich schleunigst und unter Zurücklassung des Pelzes in der Hand des Pfandleihers, zurückzuzichen und Reißaus zu nehmen. Uebcr seine Person ist noch nichts ermittelt; der Bestohlene ist aber durch die Umsicht des Pfandleihers bereits wieder in den Besitz seines Eigen» thums gelangt. — Ein schon vielfach bestrafter Mensch, Maurer Hornig aus Radebeul, wurde am 19. d. M. Vormittags wegen Verübung eines Diebstahls zur Haft gebracht. Derselbe begab sich am 2. d. Mts., nachdem er sich schon einige Tage zuvor in der Umgegend Dresdens vagabondircnd Herumgetrieben hatte, nach Rhänitz und hielt sich den Tag und die darauffolgende Nacht über in einem Oberboden eines dortigen Gutsbesitzers auf, worauf er dann beim Weggänge meh rere, dem Gutsbesitzer gehörigen Gegenstände von namhaftem Werthe mit fortgehen hieß. — Aus ein«: WoHnung auf der Forststraße ist seit einigen Tagen eine Stammactie der Maknz-Ludivigshafener Eisenbahn. Nr. 44,587, über 350 Gulden oder 200 Thaler, abhanden gekom men und, wie man befürchtet, gestohlen worden. — Der Gutsbesitzer Lehmann aus Röhrsdorf, der vor einigen Tagen auf derPillnitzcrstraße dadurch verunglückte, daß seine Pferde durchgingen und er in Folge dessen vom Wagen stürzte, ist gestern Mittag im Stadtkrankcnhause verstorben. Wie von uns früher referirt, hatte er in Folge des Sturzes aus dem Wagen einen ge fährlichen Schädclbruch erlitten. Nach Bekanntmachung deS Unfalles in der Wettincrstraße. bat Einsender Veranlassung genommen, die Umstände rennen zu lernen, unter denen derselbe möglich wurde. ES ist dies hier durchaus kein absonderliches Vorkommniß, aber eben deshalb ver dienen die dabei wiederum erwiesenen auffallenden Ungeböria- kciten öffentlich gerügt zu werken. Wie bemerkt, beabsichtigte man, die Abfallwasser tcö HauscS Nr. 25 durch Thonröhrcn »ach dem öffentlichen Canal zu leiten. In jenem Hanse wurde früher die Abfuhr der Fäkalien durch Tonnen bewirkt und daher ist eS erklärlich, daß eine der Oberfläche nach abnorm große und wi». kcligc Grube sich theils im Hofe, thcilö unter der Hausflur be findet, die, seitdem der vorige Besitzer die reparaturbedürftigen Tonnen bei Seite gestellt bat, nunmehr ihrem ganzen Umfange nach alö Abtrittgrubc dient. Tie »Arbeiter für die Heimschlcuse haben nun, die abnorme Ausdehnung der Grube nicht erwartend, in der Meinung, eine Grundmauer vor sich zu haben, durch Herausnchmcn eines größeren O.uadcrS die Ablrittgrube geöff net, sodaß deren Inhalt sich in den Keller jenes Hauses anfing zu entleeren. Ter Maurer Fandabr suchte unter diese» mißlichen Verhältnissen die Ocsfnung zu verstopfen, muß aber scbr bald .ohnmächtig geworden und umgcsallcn sein. Ter Arbeiter Seop. der sich auch sofort unwobl fühlte und den Keller deshalb aut wenige Augenblicke verlassen halte, fand seinen Gefährten nach höchstens lt> Minuten Zwischenzeit um 2 Uhr Nachmittags be wußtlos dalicgcn. Aus die Mittbeilung davon kamen einige dort beschäftigte Straßenarbcitcr der Hausfrau zu Hilfe und man ließ eine Droschke holen lkercn Nummer nicht mehr crinncrlichl. dw aber den vom Unrath bereits gereinigten und in wollene Decken Ungeschlagenen Mann in das Krankenhaus zu befördern sich weigerte. Bet der Wohlsahrtspolizei, Schützengasse Nr. 2, wurde der abaesandte Bote darüber befragt, von wem er aus daS Bureau geschickt sei und wer die Kosten bezahle. Daraus begaben sich zwei Beamte zur Besichtigung in die Flur deS bezeichnclen Hauses, besahen den Hof und ließe» sich durch allerlei Erzähl ungen gerawne Zeit dort anshaltcn, bis sie endlich bemerkten, daß allerdings ein Sicchkorb aus der Station bereit stehe, daß aber Arbeiter zur Wegschaffung deS Kranke» nicht zur Verfüg ung seien, „überhaupt muß der Manu betrunken gewesen sein" hieß cS dann, und wiederum „wer bezahlt denn den Tranoport:" So hat der vffichtgctreuc unglückliche Mann, obschon die Haus bewohner das Möglichste für ihn zur rechten Zeit zu thun be müht waren, von 2—> -5 IIbr i» der Flur jenes Hauses obne Hilfe In bewußtlosem Zustande zngcbracht, che sich Leute fände», die Ihn mittelst Siechkorbes in daö Krankenhaus schafften, wo er sich gegenwärtig etwas besser befinden soll. Ferner stellt sich heraus, daß die Grube seit Marz >873 nicht geleert wurde, und aus die Frage, ob Krankheiten in dem Hause herrschte», hieß es „ „Nu »ein, Sie denken wohl wegen deS Wassers? Sic glauben gar nicht, was wir für eine Last baden die Thüre» znzuhaltcn, die ganze Straße holt das Wasser bei uns."" „Hat auch Nie mand Fieber gehabt?" „„Nun, daS wissen wir nicht, aber sehen Sie, die Auguste, daö Mädchen, ist an der Cholera gestorben, weil sie immer so furchtbar viel Wasser getrunken hat, daS habe» wir Alle gleich gesagt." ' „Und doch haben Sie damals die Grube nicht räumen lassen?" „„Nein, sehen Sic, das geht nicht, eS ist .jetzt exst die Zelt, wo man wieder an die Neide kommt, !m Sommer dürfen die Grube» überhaupt Nicht aus- gefahren werden."" Ein Commcntar hierzu ist vollkommen überflüssig, Sie sehe» aber hier wiederum ein Beispiel der Un kenntnis, von Gefahren. die uns drohe» durch erschreckende Z»>
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