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Dresdner Nachrichten : 19.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190901191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19090119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19090119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-19
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.01.1909
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Lir. litt. Leite 8. »» Dienstag, 1v. Januar LKttK gläubiger aus. Es ergebe» sich liicrau» Hit lehr „rohe '>arleu. Ter Redner zeigt dies au einem Beiwiel. Um» gedreht Val unser jetziges Recht eine ungerechte Begiiusti- guug des GriinSnückseigentümers uud Ser Hupotheken- giaubiger zum Nachteile der Bertanser von Maschine» » sgl. gebracht Das Reichsgericht iia« dem Begriff „wesent licher Bestanöieil" eine Auslegung gegeben, die zu wtrr- >b,,jtlich sehr bedenklichen Folgen sichre». Ter Vorbehalt de» Eigeuliinis wird sosvrt wirknugslos, wenn nach dem lechgen RechtSitand eine svlcix Maschine im Hause an ilire «teile gebracht wird- Der Redner führt ein Beispiel »u. das krasse Folgen dieses Zustandes erkennen läßt. Ter Staatssekretär hat dieserbalb au den Bereu» deutscher Maschineubauanslalte» eine Rundsrage gerichtet. Die Ant wort ist hieraus ersvlgt. und salis die Erioagungen im RelchSiustizamt schon abgeschlossen sind, bitte ich um Aus uilist darüber. Dann die Ucberbürduug des Reichsgerichts. Ob die Einsührnng der Bernsung in Strafsachen eine Ent lastnng bringt, «lehr dahin. Die Erhöhung der Revisions- .osten sür die Zivilsachen bat nichts genicht. Ient iverdea die Termine oft mit einer rund eiujälirigen Frin »nbe- rgnuil. Eine solche lange Fl>il grenzt «ur inonche in iliren 'Wtrtnngen an eine Rechlsverweigerung. :>Na» muh doch bedenken. Sah ein Proben, bevor er ans Reichsgericht lommi. schon ein bis gioei Ialire gedauert hat. Man nehme zunächst dem Reichsgericht alles ab, ivas nicht nunntlelvar nnr der Rechtsvilege ziuammeuhaugr. Für Patentsachen lonnte ein besonderes (Bericht beim Patentamt gebildet werden. Loch das «varen nnr Paliialivniittei. Eine iveilere Erhöhung der Revision«,nmme in bedenklich. Man könne den allen Gedanken wieder anfnehme», die Revision da >n verumen, wo daS Landgericht n»o das Oberiandeogerichl in gleicheni Sinne entschieden haben. Roch wirlsamer ivare aber, wen» »vir das Reichsgericht so gestatteten, wie es seinem cigenkUchen Zwecke entspricht. Der Zweck des Reichsgerichts ist an sich nicht, einen individnellcu Streit ,u entscheiden, es soll nicht in erster Linie den Interessen der einzelnen Parteien diene», sondern das Reichsgericht soll «einem Hauvt.ttvecke nach durch seine Rechtsprechung lediglich der Rechtseiuheit im Reiche dienen, «eine Urteile wllen wirken nicht in erster Linie sür den zur Entscheidung ! ehenüen F>«Il. sondern in -er Hauptsache für die Zntnnft als Richtschnur für alle übrigen Gerichte bei künitigeu Pro ,e„eu. ES irmre doch zn envagen, ob man nicht gegenüber »em eingetretenen Missstande dauernder Ueberbnrdung das Reichsgericht so einrichtet, wie in Frankreich de» >ias,a- i'onshot. Vielleicht kann der Staatssekretär Anstnn'r er teilen. welche Erwägungen in dieser Richtung schwebe:!. Tann frage ich, um»« das Gesetz über die Hasivstichl des Reiches für die ReichSbecnnteu erscheint und ob ein Gesetz über die einheitliche Regelung des Lrrasva!I:uges zu er ivarten ist. e»um Schluss noch eine Bemerkung im anS- orücklicheu Anstrage meiner Fraktion. Der Staatssekretär in jetzt rund kV Zahre in seinem Amte. Zu dieser haskige.i Zeit gewiß eine bedenksame Tatsache. Unter seiner Lei tung, durch «cine tatkräftige Förderung sind die »rohen Reformen des bürgerlichen Rechtes zustande gebracht, und giiöere grohe Aufgaben geben iu nächster Zeit der Lösung entgegen. Möge es, das ist der Wnnich aller meiner poli tischen Freunde. dem jetzigen Staatssekretär vergönnt sein, altch diele Ausgaben erfolgreich zn Ende zn führen. Lus Bertranen meiner politischen Freunde wird dem LtaaiS- sekreiar stets zur Seite stellen. jLek'hgfter ttleisall rechts.« — Adg- Belker iZeulri: Bon den im Bvriahre hier erörterten Reiolutionen ist leider die eine, der Wunsch nach Renregelnng der «gebührenorüilung. tioch nicht ernillt ivor- den. Mrssre dies bald geschehen. Ramentlich könnten auch die Sachverständigen Gebühren erhöht werden. Dabei muß ich bemerken, -ah aus die Hinzuziehung von SachvcrstäuSi gen viel öfter, als das jetzt geschieht, verzichtet werden konnte. Die AmtSrichler sollte man in höherem Matze seßhaft machen dadurch, üatz »ran sie den Landrichtern gketchsrellt. wie ich das auch schon im Abgeordnetenhaus«: angeregt l»abe. Zn erwägen ist ferner die Hinzuziehung von Laien auch zu den Ztvilgerichteu. Ebenso sollte man zu den Schwurgerichten viel mehr Laien aus den unteren Bolksschichlen hiuzuzieheu. Weiter sollte endlich von dem Zeugnis,,wawt gegen Redakteure Abstand genommen wer den. ,fragen muh ich den Staatssekretär, wie es mit der Reform de» Strafrechts steht. Eine kleine Rovelle zur Abäirüerung des Strafgesetzbuches «oll ja bevorstehen. Ramentlich bedürfen da die Besnmnuiiigeil über den Lieb st ab l. kleine Diebstähle, einer Aenderung. Was die Be strebungen gegen 8 l7b des Strafgesetzbuchs aulaugt, so ist eine auf Aufhebung dieses Paragraphen gerichtete Petition irn Vorjahre einstimmig von dem Reichstage ak«geleh»it wurden. Wir hassen, datz die Regierung dicicm eiunim-nn- gen Bolum Beachtung schenken werde. Gerade gegen die slntzttlichkeii muh angekümpit werden. Erwünscht ivare eine internationale Einigung gegen die geiverbliche Ber- oreuung unsittlicher Bilder und Schriften. Irn Prozeß Emlenburg ist die rücksichtsvolle Art ausgefallen, mit der Enkenbnrg behandelt wurde. Solche Rücksichten vtlegen anderen, als Hochgestellten, versagt zu werden. iBeisall >»k Zentrum.l — Staatssekretär Nieder ding: Tie Ar- öeite.n au der Strafprozessordnung sind mit aller Energie gefördert worden. Ich hofse, die Vorlage wird deni Hanse noch vor Abichlutz der Etatsberatnng zw«ehe». Was die Beincrtnngen des Vorredners zum Prozess Eulenbnrg au «angr, so teilen die Regierungen, auch die preußische, die Anstckt, -ah in jedem Prvzeh, auch gegen den kleinsten Mann, immer nur Rücksicht genommen werden soll ans den .'.weck: die Erforschung der Wahrheit. Aber es in nicht > nötig, dass gegen den ,fürste» Eulenbnrg besondere Rück acht genommen worden sei. Es sind ihm gegenüber nnr Rücksichten zu dein Zwecke genommen worden, dass der Prozess iveiiergesührt werden kouue. Gegenwärtig iss Euleiivurg für nicht oerhandinugssähig erklärt wurden, nuö ,vwar guch uo» behördliche,, Aer.le». Stimmen die ööheren Autoritäten dem zu, so sind «vir ohnmächtig. Suid die höheren ärztlichen Autoritäten dagegen der Ansicht, dass die Wiederaufnahme der Verhandlungen vhue Gefahr sür das Leben des Angeklagten möglich «st, so wird der Prozess «»fort wieder ansgenommeu werden. Was die grösst Stra « rcch ! Srefor >n anlangt, «o hosseu wir, im Lgnse des Sonnners im Besitze des ersten EnUvuns zu sein. Bon -o bis zur Verabschiedung iss natürlich noch ein weiter W'g. Um den grössten Missssänden ab.-uhelieu. haben ivir uns i.un z» einer Rovelle entschlossen. Dieser Eut- wu': ist in den letzten Tagen dem Biinöesrate zugegaugeit. Dem Alm- Becher. Ser Befürchtungen geäuhert liat, datz die Ron.gete».z-Ern.^eirer>i>lg der Amtsgerichte durch die neue Zrvtlprozessiiovelle eine Erschütler«uig der Landgerichte her- beisühren könne, erivGere irn: Die Regierungen, auch die vreuhiiche. denken nicht daran, von den bestehende» Land- gerichlcn auch nnr eiri einziges eingehen zu lassen. Ter Uckberlaitung des üieichsgerichts iv.ntz abgehvlseu werden. Aber wie? Ich hvsse, dass wir in absehbarer Zeit zu einer E.ntfchlietzuiiq gelangen werden. Sie uns eilte Vorlage all den Bvndesrat und dann an den Reichstag ermöglicht. Eine Vermehrung der Senate «ss sedentzills ausgeschlossen, saun fie würde, das iss die Ansicht aller Autoritäten, nur die Ei'.theitlichkeit der Rechtsprechung gefährden. — Abg. D r. Heinze tnatl.l: Eine ausserordentlich grosse Zulle neuer Gesetzentwürfe liegt zurzeit dem Reichstage oder dew Binidesrate vor. Bei -er Novelle zum Strafgesetzbuch wer den wir arrf die sofortige Milderung der Strafen für Rück- faLdieKstählc wicht verzichten könne». Bon den Vvrichkägcn zur Eutlastnug des Reichsgerichts iss uns nnr der aus Ein- ich-iänkuttg der MündUchkeit der Rovifionsverhandlungeii nnanneHmbar. Die Aenderu-ng des Gerichtsverfahrens und der ZwrlProzehordnuttg muß zum Hauptziel hcibe» die Entlastung der Gerichte und die Ersparung von Richter- versmval. Sehr viele richterliche Aufgaben, z. B. die Loste«j»erechn.ung, könnten Referendaren oder Gerichts- Rhrerbern zugewiesen werden. Tie Ideen deS L b e r - ^ürgerweisters Atzickes gewinnen immer mehr an Boideu. Durch di« Presse geht soeben die Notiz, dass sich das Befinden de» Zürislen Eulenlmrq erheblich gebessert habe. Wir haben zu unserer Hwtig das Vertrauen, bah sie mit aller Energie, soweit e» möglich tft, beu Prozeß, der über die Grelle« Dvntschlaltbs hinan- so tinliedsameS An.sschen «rrc>gt trat, rücksicht-los svrt1«ven wirb, tlirevd-Beis.l Neben der svrlschreitrntze« Entwicklung unserer Ikuitiz- gesetztiebung verknöchert auch die Iustlzuerwgltuug »«icht. Als Zeichen fortschreitender geijtiger und wirtschaftlicher Entwicklung begriihen wir vvr allem dt« Bildung der R i ch l e r v e r e i « e. die sich iunuer mehr audbebnen uitd immer mehr Beachtung sirröen. Diese Herein« künne» zur Hebung de» Rtchterftande». zur Erziehung der jUngereu Mitgtieder und zur Berbesserung unserer Gesetze Wert volles leisten. Darum können wir der Justizverwaltung nur dringend rate», dicie Richtervereine nicht zu dckämv- sen: sie werden de» Sicgeszng der Organisativ» doch nicht hemme». In unserer Nechliprechuiig tritt der soziale Zug der Zeit immer mebr zu Tage. Immer mehr los, s,cb unsere Rechtsprechung los von den Spitzsindigkeiteu juristischer »konkiruktivi» und folgt den Eingebungen der nalnrtichen Logik. Das Reichsgericht ,elbst verichtieht sich n«cht der »ruik an seinen Auiiasiungen. es hat ieine srühe, ren Eiitsclxidunge» über den Umfang des »oalittons- rechies, Uber den Eiaeimimsvvrbehalt au Maschinen und über die Gültigkeit der .stunkurreuzkiausel selbst entsprechend den tatsächlichen Verhältnisse» revidiert. Die Autorität des Reichsgerichts sollte man nicht durch allzu lniniiae Aendernng der Gesetze ,ch,vächen. Mit der Befriedigung der pratujcheu Bedürfnisse durch die Recht sprechung wird auch der Ruf »ach Svndergeritlsten mehr und mehr verschwinde». Wir halten an den wohltätig wirtenden und sozial ausgleichcnden Gewerbe- und -stans- niannsgerichlen fest, aber wir lehnen jede weitere Aus dehnung der Sonderüerichlsbarteit ab. Im übrigen freuen ivir »ns, daß unsere Rechtsprechung dem Zuge der Zeit folgt. — Abg. Heine lSoz.j: Die Strasprozetzresorm ver langen wir noch sür dieses Jahr. Die Einschränkung der Bernehmnng oon Zeugen »nd Sachverständigen in Sachen der „künstlerische» llnsittlichkeit" müsse abgelehnt loerden. tteber den Rnnsiivert eines Werkes lönnen nur Künstler urteilen. Mil der Ltrasrechtsnvoelle ist Redner an und sür sich eiuverslandc», meint aber, man sollte überhaupt alle Eigentumsdetilie in Rormailüllen z,i Antragsdelikten machen. Was die augekündigte Erhöhung der Strafen auf Kindermihhandlnngen anlange, so empsinde jeder Richter zu hohe Miniinglstrassätze als eine Zessel für sein Ge wissen. Auch bei Beleidigungen sollte man den Wert zu hoher Strafen nicht überschätze». Mit dem Verrisse des .öffentliche» Interesses" habe man in der Inssizpjlegc ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Redner kritisiert schliesslich den Prozess Eillenbing. — Staatssekretär Nieder- ding: Zu dem Entwurse der StrasrechlSnoveüe hat der Bvrredner uns Vorschläge unterstellt, die in dem Ent würfe nicht vorhanden sind. Er ineinte, der Wahrheits beweis brauche nicht zugelasscn zu werden bei Beleidi- gniigssäUell. Er übersähe dabei den Satz in dem Entwurse: „Der Wahrheitsbeweis ist zugelaneu. wenn der Beleidigte es ivüii'chl." — Abg. Tr. Abiah ineis. Vp.i «venöet sich gegen. Informierung in der Rechtsprechung, io z. B. bei der Auslegung von Testamenten und Akten der freiwilli gen Gerichrsbg« keil. Bei Beratung des Gesetzes über den Wechselprozess haben ivir allesamt geschlafen. Es muh der Satz nachgenagen werden: „daß der Protest von Protest- beamten im Aufträge einer hierzu durch den Wechsel legiti mierten Person erhoben worden ist. wird vermutet". Die Behandlung der Zeugen vvr Gericht sei so, dah eine»» die Lust vergehe, vor Gericht zu erscheinen. Redner trägt dafür drastische Beispiele vor. — Abg. Schack twirlich. Bcr.» fragt, wie eS mit der Regelung der Zragc der .Zivnkiirrenztlaiisel in den Berträgeu von HnndliiilgSgehikfen siehe. — L r a a t S se k r e r a r Niel> erdi u g: Die analoge Zrage bezüglich Ser Werkmeister haben ivir den Regierungen in einer Umfrage unterbreitet. Wenn die Antworten vvr- liegen, wird e-S sich empfehlen, die Zragen gemeinsam für Haiidlungsgehilsen und Werkmeister zu behandeln. — Abg. Becker-Köln uZentr.s: Aur Ausgestaltung der Ingend- gerichie müsse das Reich bedacht sein, lieber gewisse Bilder «ei ein gebildeter Laie mit gesnlidem Menschenverstände sicherlich ebenso urteilsfähig wie der „fachverständige Künst ler". In der öfkcntlicheu Befragung von Zeugen nach Vvrstrasen müsse ein vvrfichtigcrcs Verfahren Platz greifen. Von den Armenrechtru wird bei Prozehführnngen an scheinend gar zu häufig Gebrauch gemacht. — Die Beratung wird morgen I Uhr fortgesetzt. Vorher kleine Vorlagen. Schluß 5^ Uhr. Preuhischer Lavdlag. Berlin. iPriv.-Del.s DaS A bg e o r d n c t e n h a u S begann heute die E t arbc r at u ng. Ministerpräsident Zürst Bülow war anwesend, griff aber nicht in die Debatte ein. Abg. v. Pavveuheim tkons.i betonte die Notwendig keit der Reichssinanzresorm, erklärte aber, für direkte Steziern sind mir nicht zu haben: insbesondere sind wir Gegner einer Reichsnachl>rßsteuer, ebenso einer Erhöhung der Matrikularbciträgc. Redner befürwortet weiter eine Abtrennung der Medizinalabteilung vom Kultusministe rium, Reform der Polizeiverwaltung und VerwaltungS- retvrmen. Tic Finanzen böten ein recht trübes Bild. Das Partameiit artet immer mehr zu einer teuren Institution des Landes ans. Wir drängen immer zu neuen Ausgaben. Das Jonglieren mit Millionen muh aushörcn. lSeiir wahr! rechis.i Die Resormbedürftigkeit des preußischen Landtagswahlrechts wird von meinen politischen Freunden einhellig bczivei'elt. Keinesfalls würden sic dulden, daß sich die Machtsattoren ändern und datz in der Machtstellung der Krone eine Aenderung eintritt. iLebhgster Beifall rechts.« — Abg. Di. Friedberg suatl.s: Die Reichs- «inanzrcsvrm sei die wichtigste Ausgabe der Gegenwart. Der vrcußische Etat sei heute nur ein Lpielball der Willkür des Fiiianzininissers. Daran« dürfe das Haus keine neuen Steuern bewilligen. Der Ftnanzminister möchte die ss,«i Milliarden Eisenbahnaniagekapital in M Jahren tilgen, d. h. zngnnsseii des wohlhabenden künftigen Geschlechts das lebende unnütz belasten. Habe man je gehört, daß eine Aktiengesellschaft ibr Grnndvermögen getilgt Habel? Tie Wahlrcchtssrage bedürfe schleuniger Klärung. Sei es wirk lich unmöglich, zu einer Ei'enbahnbctriebsmittelgcmein- schafl zu kommen? Unerlässlich sei ein Lnvtisieren der Einkommensteuer. «Beisallz — Abg. Frhr. v. Zedlitz isreikons l: Die Wahlrechtssrage zu behandeln, dazu werde «ich bei den sreisinnigcn Anträgen Zeit und Gelegenheit bieten. «Nit vielen Zöpfen rn der Verwaltung müsse end lich aufgeräumt werden. Die Art urrd Weise, in der zahl reiche Beamtenkreise sich dem Landtage gegenüber in der Desseiulichteit benehnien, verdient scharfen Tadel. «Sehr richtig!« Eine Abstimmung zu der erwerbstätigen Bevölke rung darüber, ob RX« Millionen für die Beamten bewilligt werden «ollen oder nicht, würde sicher zuungunsten der Be amten aussaUen. «Zuslimmung.j Hoffentlich tritt aber nach Erledigung der Besoldungsvorlagen Ruhe ein. Wir danken dem Kanzler, dass er die Spannung zwischen Kaiser und Volt wieder beseitigt hat. lBeisall.s Es war nur cine vorübergehende Wolke. Bedauerlich ist, dah anlässlich der ««kenfahrsi'nkvrachc des Kaisers an seine Generale ein Teil der Presse jo „wenig patriotische Gefühle hatte, dass er Worte, die in vertraulichem Kreise gesprochen worden waren, in bengalische Beleuchtung setzte. iBeifall rechts.) — Weiterbcrat»ng morgen. DaS Fest des Schwarzen Adler-Ordeus- Berlin. Das Fest des hohen Ordens vom Schwarzen Adler begann im Königlichen Schlosse vor mittags. Di« neu zu investierenden Ritter fanden sich in der Roten Adlerkammer zusammen. Der Herzog von Sachsen-Alten- burg wude nicht investiert: er verließ Berlin wegen eines Krank heitssalles. In, Rittersaal« hatten sich die Geladenen ver sammelt. Rechts vom Throne standen die Herren de« grossen Dortritts, Eencrale, Admirale. Staatsminister u. a. Di« Fürst lichkeiten und die anderen kapttelsähigeu Ritter bildeten zwei Halbkreise rechts und link» von« Throne. Der Kaiser lieh sich bedeckten Hauptes aus dein Throne nieder. Prinz Heinrich und Prinz Eitel Friedrich geleiteten als Parents die Prinzen Wal denrar und Joachim zu den Stufen des Thrones. Der Kaiser n»n dam offenen Statutenbuche des Ordens richtet« an di« neu auj znnehmenden Ritter nacheinander die Frag«, ob fi« geloben wollten, di« Ritterpslichten de» Ordens iu erfüllen, worauf die Prinz«» erwiderten: ,Ha. ich gelob« es/' Unter den Klüngel, einer längeren altdeutschen Fanfare wurden die Prinzen mit dem Ordensmantel bekleidet, worauf der Kaiser den vor dem The-.ne Knteende» di« Ordensketteu umhüngte und ihnen die Accolade erteilt«. Nach der Handreichung nahmen die Prinzen ihre Plötze unter den älteren Rittern ein. während der Ordens marsch ertönte. Mit gleicher Feierlichkcit wurden hieraus tb«. neral der Kavallerie z. D. Freiherr v. Bissing, General der I« fanterie Generaladjutant Kessel, Obertäaermeister vom Dienst Freiherr v. Heintze-Weijenrode, Staatsminister o. Köller und General der Infanterie Ritter Henschrl v. Gilgenheimb investiert Im Kapiteljaale hielt der Kaiser als Grossmeister des Ordens in Gegenwart der sämtliche» -fit Ritter Kapitel ab. Abends u Uhr findet im Elisabeth Tanle sür di« Ritter des Schwarzen Adlerordens Tafel statt, u» der auch die Botschafter v. Ezägyeni« Manch und Graf v. d. Osten-Sacken tcilnehme». Zum Besuch König Eduards iu Berlin. London. „W e st m i » st e r Gazette" weist aus die Wochenruuüichan der „Rordd. AUg. Zig." hiu. welche die Hoffnung ausgesprochen batte, daß der Besuch des emz lischen Kvuigopaares die Entwickln»« üe»> guten Willen»' in Deutschlattd und England znr Folge haben wird, un bemerkt hierzu: „Wir erwidern herzlich die Anschauung und können unseren deutschen Zeitgenossen versichern, dass das englische Bott ebenso bereit ist wie daS deutsche, den, gegenseitigen Argwohn ei» Ende zu machen. Wir haben nicht de» Wunsch, Deutschland isoliert zu sehen, und wir sehen ohne jegliche» Grund, wie die Bande zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn zum wechselseitigen Vorteil beider Länder und deswegen auch znm Bvrteil des eurv oätschen Friedens im allgemeine» beitragen werden. Das ist eine gute Sache, welche die jüngste Krisis gezeitigt hat, und wir bvssen, sie wird von dauerndem, festigendem Ein sluss aus die Angelegenheiten mit Europa sein." Ein neuer englischer Sriegshase». London. lPriv.-Tel.) Die englische Admiralität hat sich entschlossen, einen neuen KriegShasen am Firth von Forti, zu bauen. Ob man Forivth oder einen ande ren Hafen an der Bucht wählen wird, scheint noch nicht festznstehe». Au der Küste der Bucht wird ein Marine arsenal errichtet werden. Trahttose Telegraphie-Stationen nach verschiedenen Lnsteinen werden bereits an der Küste errichtet. Alles deutet daran« hin, datz an dieser Stelle eine strategische Flotteiivasis ersten Runges geschaffen werden wird. Die Hilfsaktionen in Süditalie«. Rom. Nach einer Mitteilung des amerikanischen Bot- lschasters an den Generalsekretär im Ministerium des Aeuhern >BoIlati ist im Aufträge des Präsidenten Roosevelt von der 'Maniieverwaltung in Washington für öüllNOÜ Dollars Material jzum Bau von tzügh Häusern mit allem Zubehör sür die tleberlebende» der Erdbebenkatastrophe in Süditalien beschafft i worden. Bon ti Dampfern, die zum Transport des Materials ^ und einer ausreichenden Zahl von Zimmerlcutcii zuin Aufbau §der Häuser notwendig sind, sollen zwei heute, die anderen im i Laufe der Woche abgehen. Mailand. sPriv.-Tel.) Das Mailänder Hilss- ! komitee, das bisher !! Millionen Lire gesammelt hat, beschloß, ^ D- Million als ersten Beitrag für den Wiederaufbau Messinas zur Verfügung zu stellen, Reggio ncll' E m i l i a. Während einer Wohltätig- keitsoorstetlung zugunsten der Opfer des Erdbebens in Süd- italien brach rn einein K i n e m a t o g r a p he n t he a t c r. Feuer aus. Die Zuschauer stürmte» in wilder Flucht aus dem Theater, wobei zwei Personen getötet und mehrere verletzt wurden. Znr Lage im Orient. Köln. (Priv.-Tel.) Telegravhischen Psetdungen der „Köln. Zig." aus lleskiib zufolge, herrscht in Plewlje grosse Erregung wetzen der Ermordung eines jungen Serbe». Die Mörder, sowie der Beweggrund zur Tat sind unbekannt: man befürchtet den Ausbruch von Unruhen. Paris. sPriv.-Tel.) Der scr«bisckc Gesandte in Paris Wcsnitsch erklärte in einem Interview: Die von Baron Achrenthal projektierten Koinpensationeu an Ser bien, die rn einem Platz sür einen serbischen Delegierten in der Donaukommifsion sowie in der Verbindung der serbi- scheu mit den bosnischen Bahnen bestehen, bedeuten auch nicht einmal den 'Schatten einer Entschädigung fitr uns. Das serbische Problem bleibt nach wie «or unge löst. Wir setzen alle unsere Hoffnungen in EurppaL ge rechte Entscheidung. lleskiib. Sechs Eisenbahnwagen mit Zucker sollten hier aungeladen werden, als sich 1000 Türken am Bahnhof zusammen- rotteten und drohten, den Zucker zu verbrennen: daraufhin wurde di« Ausladung inhibiert. Türken und Albanesen halten die Sperre gegen Oesterreich ausrecht. K o n sta n t i n o p e l. Die Deputierteukammer beschloß nach lärrgerer Beratung mit großer Mehrheit, den Antrag des GrotzwesirS. betreffend das Vorgehen gegen die abgesetzten, geflüchteten und verhafteten Würdenträger deS alten Regimes, einer SonLerkommission zu überweisen. Berlin. sPriv. Tel.) Die Meldung, dass innerhalb der Neichsregieiung vertrauliche Besprechungen stattgesunden haben, als deren angebliches Resultat neue Matz nah inen gegen Diskretioiisverletzungen aus der Umgebung des Kaisers gegenüber der breiten Öffentlichkeit in kurzer Zeit in Erscheinung treten würden, entbehrt jeglicher Grund läge. Die Bestimmungen, welche Beamte und Offiziere gleich mäyig für gegebene Fälle zur Verschwiegenheit anhalten, sind völlig ausreichend, eure Aenderung ist nicht beabsichtigt. Es haben weder Besprechungen über diese Akatevie stattgefunden, noch sind Beschlüsse gesagt worden, zu denen die kaiserliche Zu sttmmung einMholen wäre. Berlin. (Priv.-Tel.) Das Preisgericht über die Entwürfe für ein neues 2 s - P f r n n i g st ü ck hat den 1. Preis (2000 Mark) August Häuher in Böckingen-Württemberg. den 2. Preis (1500 Mark) Hugo Kaufmann in Berlin und den ». Preis (IllÜll Mark) Kramann in Frankfurt a. M. zuerkannt Berlin. (Priv.-Tel.) Der Generalkonsul in Genua v. Hers) erhielt das Ossizierskreuz dev Sächsischen Albrechtsordens, der Dizekonsul beim dortigen General konsulat Dr. Erienke das Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens. Berlin. (Priv.-Tel.) Deutsche Flug Maschinen werden in der nächsten Zeit ihre ersten Flugversuche unterneh men. Neben den Apparaten Grade und Luthenderg werden der Drawertsche Aeroplan, für den dieser Tag« ein öupfevdiger An- zonimotor zur Ablieferung gelangt, und der eigeiiarlig« Apparat Deruth auf dem Plan erscheinen. Ebenfalls fertiggestellt ist etnc Flugmaschine, die Schüler in Grünau gebaut hat. Dieser Appo rat wird nach Ansicht bedeutender Fachmänner großartige Er folge ergeben. Tilsit. Der Verleger der „Tilsiter Allg. Ztg ", Otto v. Mauderode, ist gestern gestorben. Weimar. (Priv.-Tel.) Die Leiche Wildenbruchs trifft hier infolge veränderter Anordnungen morgen nachmittag 1 Uhr 26 Min. ein. Die Beisetzung wurde auf 3 Uhr verschoben. Prag. (Priv.-Tel.) König Eduard von England trifft auch in diesem Jahre im August zum Kuraufenthalt in Marienbad ein. Innsbruck. (Prio.-Tek.) Der Tiroler Landtag wurde heute unerwartet vertagt, da die italienischen Abge ordneten mit Obstruktionen einletzten und so di« Regelung der Verhandlung«, über die Lehrergehälter unmöglich machte«.
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