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Dresdner Nachrichten : 16.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192210167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-16
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.10.1922
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Kommunistenterror am Versuch!- Verhinderung einer valerländischen Kundgebung. Maagelh«fter polizellicher SchnS kDrahtweldn,- »»sre, v«rlt»«r E ch rt t t I«i t N » ».) Berlia. 1». Okt. «» Ooa»«ag morgen «st es vor de« Zirknü Busch »wische, Angehörigen des Bundes jitr Freiheit »,d Ordnung. der d«r« eine «rode »ater» ländische S,»dgeduug »eraoftaltete. »nd a««»»»iDe» zu dlultgeu Kämpfe» gekomme». de« denen e«u Arbeiter getötet» »»ei PoNzet» stcamte und sechs Zioilpersoueu sehr schwer uud ttbcr Lü Personen mehr oder minder schwer verletzt worden. Di« Polizei halte, obwohl de kann« geworden war. datz ei» kommunistischer Angriff «ns den Zirkus Bulch bevor stand. i» keiner Meise siir anSreickn-nden Lchus, Sorge ge» trage». Als die Kommunisten anrückien, waren nnr sechs Polizeibeamte »or Stelle, die bei der gewaltigen Uebermacht der Angreifer völlig mach« los waren. Plit Rückfich« oni dir Drohungen. die von linksradikaler Seite laut geworben waren, hatte der Bund für »reibet« und Ordnung selbst skr etne» Lötz Mann starken Schutz des Zirkusgebaudcs Sorae getragen. Gegen 8 Uhr morgens rückten von verschiedenen Leiten her Sprengkotoaaea der Kommunisten «». deren sed« mehrere baader« Man« stark war «nd die mit Gewalt in d«» Zirka» eiazndringen verlachte». Al» Ihne» der Saalschutz eatgegealrat, kam e» zuerst z» Bcschlmpsnnge». Plvtzllch aber, wie «uf Kommando. began» et» Sturm aus die Eingänge. Dl« kvMmuuiftischea Angreiser waren ml« Summt» knüppeln, Schlagringen, Stöcken and Zaun» l«tten bewassnet, mit denen sie aus die Verteidiger nnd ans die sechs Schupobeamicu eiudrangcn. Ziegelsteine wurden al» Mursgeschosie verwendet, uud die kommunistische Jugend, darunter >0» bis ILsährige Bengel», waren eisrlg damit beschtlstigt, die vorderen Kampsretheu mit dieser Munition za versorgen. Die Angreifer verteidigten sich nach Kräfte», und so kam eö zu einem säst eiaftüudigea zähe» Kamps«. Die sech» Schnpobeamieu waren im Handumdrehen eut- wafsaet. Eine« Machtmeister wurde mit seinem eigenen Seitengewehr rückwärts rin Hrrzstich brigebracht. einem andcrea wurde der Schädel gespalten. Einzeln« Lcnte de» Saalschutzes, die vou deu ihrigen getrennt worden waren« wurden von Kommunisten, nachdem sie durch Schläge and Stiche sürchterlich zugerichtet worden waren. anSgeplündert und ihnen die Lachen vom Leibe gerissen. Goldene Uhren und Bricslaschen. Portemonnaies »»h sog« Schlüsselbund« worden ihnen geraubt. Der Zirkus Busch in Berlin. Kamps »wisch«, beide» Parteien »»«de immer erbitt«rl«r. Dt« «ommnuift», legte» d«» ßrsamte» angrenzend«, Strabeno«rk«hr t»d«. O»A »ach «i»«r Haide» Stunde er- dilicrte« »chiHcrrirsck»e» etwa dü Gch»p»d«a»t« a». dt« jedoch dt, H»»s««« »o» KAmpser» »ich« z» «rem»» ««mochte». s»»der» »irimehr selbst t» de» Kamps »«rmlckelt »nrdc». Der K»m«and«»r des Trupps schickte Nodsghrer «d. die s«doch «Ich« wett käme», d« dt« K»m««»lste, ihn«» die Di«»lträder ttohle« »»d dl« Beamte, ode»dret» »er»«>g«lte». Um» Uhr. nach dem detd« Partei«» säst etne Et»»h« lau» »» da» Zirkns» «edSud« §»r»»gea hatten. rsckrru da»» ichiiatzttch a»s mehre re» Lastauto» starke Polizeiabtetlungea an. denen e» nach einiger Zeit gelang, die Kommunisten von dem ZirknS- gcdände abzndräage«. Auch Laaitätüma»«schastea traseu eia «nd sorgte» stir dt« Ue»«rsitdr»»g de« lverletzten nach Krankenhäuser» und NetiungSstellen. Die Leiche eines bei de« ttompir »«, Lebe» gekommene» noch »«d«kan»te» Arbeiter» wurde nach de« Hchauhanse geschafft. Selbst beim Abmarsch der Versammlungsteilnehmer kam es vor der Universität ,, dlntige» Schlägerei«». Di« Uder da» Mitzllnge» ihre« Plane» erdllterle, Kommnuiften verletzte» etnige o«, tdne». mehrere sogar schwer, grisfe» auch ovlllg ahn»ng»lose Skratzenpaäa»»«, a« «nd Auch die «dargierte» der studentische, Korporationen, die mit ihre» Ba»«er» t» volle« Wichs zur Uoiverfttät sichren, wo am Sonntag die feierliche RektoratSüdergad« stattsand, wurde» »»» de» Kommunist«» bedroht »«d h«, schimPst. Dt» vaterländische Kundgedmig de» B»nbes Air Frei, heit und Ordnung selbst wurde, nachdem dir Ruhe einiger- mabrn wtederbergeftcüt worden war. mit einer Ansprache de» RelchSlagSabaeor-nete» Set hl er. Deutsche Volk». Partei, «ingeleilet. der seiner Entrüstung über die blutigen Vorgänge Ausdruck gab. Al» erster Referent sprach dann der drutschnalionate Abgeordnete Laueren» über den Weg znr Rettung Deutschland», sodann Reichstagsabgeordneter Geitzler über die wirtschaftllche Verelendung de» deutschen Volke», von der mehrere Dausen» Teilnehmer zählenden Versammlung wurde dann einstimmig eine Nessln- tion angenommen, dt« im Hinblick ans die bevorstrlzrndr ReichSprästdentenwahl der Aussafsnna An-bruck atdt. dass al» Nelch-präsident nur ein Mann in Iran» kommen könne, der nicht der sozialistischen Minderheit de» deutschen Volke» an- gehöre, nnd dessen Beraonaenhelt dafür blirae. bah er, über dem Parteiaetrlebe stehend, et» treuer und vorbildlicher Diener de» brutschen Gedanken» sein werde. Diese Forde- rungcn seien am glücklichsten verkörpert tu der Person de» Generalfeldmarschall» HInb'enbnrg. an den die Herz- liche vttte gerichtet wird, sich «tnew solche» Rufe nicht zu verlchlictzrn. L v « l , r » rr liefern ogea Bond» in dr » «sche Z S Der Moraloriumsplan John Dradbnrys. Ueber den Vorschlag Bradbury» zur Neuregelung der Reparationen verlautet setzt Genauere». Da» englische Mitglied der Reparatlonökommlssivn vertritt tm wesent liche» folgende Gedanken: Dir Gläudlgermächte erklären sich bereit, die dentschcn Schatzbonds in Höhe de» jeder betreffenden Macht zu- stehenden Betrage» zu garantieren. Die Mächte mit Anspruch auf Barzahlungen nehmen an deren Stelle dle aus fünf Jahr« ausgestellten Bonds und verwerten sie unter Garantie. Diejenigen Mächte, die Lach- bezlehcn. geben ihre Garantie für deutsche Höhe de» Werte» der Lieferungen. Die Negierung hat selbst das Recht, btesr Lands zn bandeln. Die BvndS wären in Gold oder t» der Währung des garantierenden Staate» zahlbar. Dir Kommission würde sich daS Recht Vorbehalten, zu ver- laugen, datz die Kosten der Lieferungen zum Teil auf das deutsche Budget abgewälzt würden. In diesem Falle hätten dl« Mächte, die solche Lieferungen erhalten, die Bond» nur t» prozentualer Höhe des nicht vom deutschen Budget ge- i tragrne» Gesamtbetrages zu garantieren. Die Regelung würde zunächst für zwei Jahre wirksam sein. Die Reparationskommission hätte sedoch das Recht, sie nach Matzgab« der Notwendigkeiten ans zwei weitere Jahre zu verlängern. Die alliierten Negiernngca würde» ersuch«, sich z» verpflichte», vor Ablauf der Regelung die Gelomt- srage der deutschen Zahlungsverpflichtungen ans Grund de» FriedenSvcrtrages einer Prüfung zn unter» ziehe», um sie dauernd der deutsche» Zah, InnaSsähtgkeit aozopassen nnd ihre Liquidierung mit Hilfe einer Reihe von ausländischen ZahlnngSmtttela t» die Wege zu leiten. Der beherrschende Gedanke diese» Plane» ist der, die Einstellung der durch den FriedcnSvcrlrag vorgesehenen Zahlungen zu vermeiden, wodurch den BudgelS der alliierten Länder ernste Ungelegenhciten bereitet würden. Za gleicher Zeit aber soll auch Dentschiaod Erleichte rungen erhalten, dir eS ihm gestatten, durch Kredite seine eigen« Wahrung und sein« Budgets wieder nnsznrichtea. Jedoch solle, dt« Neberschstffe ber Garantien mir »« einer vorübergehenden Regelung diene», dle Drulschland dt« nvt- wendtge Zelt lätzt, ,» sei» Steuersystem dem Gefunkenen Geldwert anznpasie» »nd feine» Kredit wiederherzustelle». Bradbury glaubt, bah die Rrorganlsattou der Reparation», kommlssioa und ihre Uebersiedlang nach verlt» el»e» tute» gralc» Bestandteil de» Plane» bilden. In der Begründung de» Vorschlag» Bradbury» Heist« eS: Der Plan etner Stabilisierung der Mark durch verkauf von Gold zu einem festgesetzten Pret» ist nur o-ügltch, wenn die NeichSbank der Verpflichtung enthoben wird» neue Kredite zn schassen durch dt« ZwangSütskontterung von Schatzbon», die lediglich der Deckung der RegierungSauS- gaben biene». Wen» aus dief« Weise ein neue» Anwachsen der schwebende« Schuld verhindert werde» kan», dürft« die Stabilisierung der Mark »» eine« »iel höhere« Knrse al« de» g«ge«»Srlige, kaum ernsthasten Schwierigkeiten begegne«. St« ist anch ohne Gefahr für dt« Goldreseroe der Reichst,«,»» dnrch, znsühren, »» so «ehr, al» der gegenwärtlge Notcnnmlaus viel geringer ist al« der vedors de» Landes. Dagegen hat der völlige Zusammenbruch ber Mark dt« sofortige Her- stellung de» budgetären Gleichgewicht», die vor sechs Monaten noch möglich erschien, völlig uudnrchsühr- bar gemacht, wenn man »tcht wenigsten» vorübergehend da» deutsche Budget von deu au» dem FrirdenSvertrag her- rührenden Verpflichtungen entlastet. Ohne den AuS- gleich de» Budget» lästl sich etne wettere Vermehrung der schwebenden Schuld nicht verhtndera. Eine einfache Aushebung der Zahlungen in ausländischen Devisen würde heute »tchl auSrcichrn, um die not- wendige Erleichterung zu schasse«: deu» di« rasche Steige rung der tnuerdeutichen Preise erhöht jede« Tag di« iu Paptermark «uSgedritckte Last, die i« Budget die Lach lieserunge» barstellen. Nach ber Ansicht Bradbury» steht man daher vor der Wahl, entweder die Barzahlungen »öllig und die Sachlieseruuge» fast »öllig für einen beträchtlichen Zeitraum ansznhebeu oder aber eine Regelung zu treffen, dle ber deutschen Regierung Einnahmen zur Deckung ihrer Verpflichtungen au» dem Friedenvoertrag verschafft, ohne die schwebende Schuld zu oermehrea. Minister Llplnski als Wahlre-ner. Minister Ltplnski hat am Svunabenb in einer Wahlver sammlung i« Brrrtnshaus, wie ein Debatterednrr tr,ffe»d bemerkte, selue Visitenkarte al» Vertreter der »errtntgte» Sozialdemokratie abgegeben, und vielleicht hat »tcht zuletzt di« Rücksicht aus die neue Eiiiheliopartri zu der anerkennens wert ruhigen Behandlung der sächsischen Politik durch he« Minister brigetragrn. Besonder» wird «,» th« Dank wisse» müsse« für dle erfreulich deutliche, «der »uf bllrger- ltchrr Seite oft nicht genügend beachtete Aeststrllung. hast der ietztg« Wahlkampf der Kamps zweier Weltanschau- u« gen. der sozialistischen und der bürgerlichen, ist. und dah es da» Atel der Sozialisten bleib«, die wirklich« Demo kratie. die durch die politische Revolution von I9l8 nicht voll erreicht worben sei. durch die sozial« Revolution mit ihrer Umschichtung aller sozialen und ökonomischen Berhlltt- nisse berbeszusühreu. Die hauptsächlichst« Mintstrrsorg« der Gegenwart ist die Demokratisier»«« der verwalt,,, ,»d der vea»te»schast. und da dle ArbeitSgrmeinschast sozialistischer Jufttzdoaoiter zu der Versammlung geladen batte, war e» erllsrltch. dast der Mtntster die Vorteile für die Beamtenschast tm neuen System eingehend hervorzubebe« luchte, als da sind: hie Brsreiung vom AutvritätSvrlnztp die Vrsrtttgung der »ge- Heimen Jeme" mit den Personalakten, dl« sretr politische Tättgkelt ldle aber da» Beamtenschutzgesetz nur allzurrlchltch in demokratische Bahnen zu lenken bestrebt ist» und die soziale Besserstellung der Beamten. Dast aber der Mtnistee al» eine besonder« Errunaenlchast der Beamtenbesolbung tm neuen System die Tatsache der verringerten Span nung zwischen der niedrigste» und blichst«« Stufe vou l : 1» vor der Revolution auf beute l : UI hrrvvrheben zu können glaubte, wird den Beamten 1« ihre» iLrillenzkamps nur wenig Helsen. Nnd wenn Mtntster Llpinski in demselben Aiemzuge betonen umsttv dost dieser Weg nicht weiter bcschrltten werden könne, batz vielmehr eine rückläufig« Bewegung etnletzen müsse, da dt« höheren Be amten tnsolge ihre» sozialen Bedürfnisse» ber höheren Bll- bungaauSgaden mehr und mehr in brsser bezahlte Beruse abwandrrn. so ist da» doch nur da» Etngrkändnl». bast diese Art Politik der „sozialen Besserstellung* sich totgelousen hat und znm Schade» der Verwaltung auSschläat. Kein Wort sagte der Minister dagegen von der grundsätzlichen soziali stischen Ablehnung de» BerusSbeamtrntum». angesicht» deren man sich nur wundern must, wie überhaupt Beamte von den Sozialisten Forderung ihrer Interessen erwarten können. Ob und inwieweit dir Forderung Ltptnskt». die Beamte» sollten mehr Rückgrat gegenüber ihren Borgeletzt«« zeige». In einer Beamtenschaft bcrechtiat ist, die infolge ihrer Un abhängigkeit und Selbstlosigkeit rin Muster für die «an»« Welt war. mag dahingestellt bleiben. Die tm Landtage unerledigt geblteben« Gemel»he« orbnung ist ein Steckenpferd de» Minister». Kein Wun der. daß er ihr etne Träne nachweint und ihre sofortige Writervrrfvlgung ankünbigt. wenn — sa wenn die soziali stische Mehrheit wieder etnztehen sollte. Diese Gememde- ordnung al» letzte» Stück der Demokratisierung der Ber- waltung zu bezeichnen, ist allerdings reichlich kühn, wen» man bedenkt, bast die Gemeinden bereit» seit den Reformen dc» Frhrn. vom Stein, also lange lange Jahre, bevor dt« völkrrbeglückenbe Sozialdemokratie da» Licht ber Welt er blickte, die weitestgehende Selbstverwaltung, also Demo kratie. haben und unter dieser Demokratie ungeheuer emporgeblüht sind. Angesicht» der Tatsache aber, dast olle groben Demokratien der Welt da» Zweikammersystem haben «nd doch Demokratien sind, ist e» wohl schwer g» rechtfertigen, die Demokratisierung der Gemeinden nur in der Einführung eine» mehr al» den «emeindetntereflen dienlichen von den Einwirkungen der Massengunst abhängigen Einkammersystems zu sehr«. Demokratie and sozialistische Demokratie sind eben nicht immer dasselbe. Dast der Minister bei der Untersuchung de» Markstnrze» und all seiner furchtbaren Folgen für da» deutsch« Volk auf da» verhängnisvolle Mtbverhältnt» »wischen «in- und An»- fuhr, den zn groben Bedarf gegenüber der Produktion kam. ist richtig. Für seine Art der parteipolitischen Behandlung der wirtschaftlichen Fragen ist e» aber auch bezeichnend, datz er die einzige Folgerung au» dieser Tatsache, die Notwendig keit der Mehrarbeit, leinen Hörern vorenthält. Indem er dann aber noch das schwierige volkswirtschaftliche Problem der Kalkulation und der Preisbildung herbeizog. um der Industrie und den bösen Kapitalisten einen sehr wesentlichen Anteil an der Markentwertung »uzuschreibem wandelte er recht bedenkliche Wege. Bekanntlich dreht sich seit langem der Streit darum, ob der Industrielle und der Kaufmann für ihre Waren den Gestehung»- oder Selbst kostenpreis plu» verdienstausjchlag oder den Wteder- belchassnngSpret» al» BertanfSprriS anzusrhen haben. Da» erste erschien dem Minister dar richtige, obwohl e» auf de« ersten Blick einleuchtet, bah ein Kaufmann, der seine Waren zum GrstrhungSprei» verkauft, bei inzwischen eingetretener starker Geldentwertung nur noch etne viel geringere Meng« Waren neu rinkaufen kann und datz dadurch sein Geschäft allmählich erdrosselt wirb. Minister Lipinski zieht gegen die von Handel und Industrie erhobene Forderung de» „Iellchen Gebert." Schauspiel von Georg Herma»», «eßevfsöbrunq i« NruiiaLlcr Lchiuspirih«,», Okiov»r lbör. Seorg Hermanns Roman ^fet'chen Gebert* ist einer der groben Erfolge der icvien Zeit gewesen. Er schwamm auf der Hochflutwelle der jüdischen Familien- geschtchten nnd -dramen. die NöhierS „Fünf Frankfurter" bervoraebrachi hatten. Ter Reichtum der Rothschild» und ihre» dramatischen VerarbeilerS hat Herrn Hermann um seinen friedlichen Schlummer gebracht, bi» er endlich seinen Roman auch noch auf die Bretter gebracht und dramatisch auSgemünzl halte. Wenn mich meine blamable Unkenntnis in der „Filmkunst* nicht irrcsührt, ist Jettchen auch ichvn auf der zappelnden Leinwand erschienen. Eigentlich ver dient sie das nicht. Denn sie ist ein brnveS, stilles Mädchen, da» sich, aniangs wenigstens, in sein Schicksal fügt und aus Onkel Salvmons Wunsch den Veiler Julius Iacoby auS Britischen heiratet, nachdem sie den Doktor Köstling, den wurzellosen Literaten und Christen, verwunden hat. Am Schlich allerdings entflieht sic von all den Unzarthciten nnd Zwangsmastnahmen des Hochzeitssestes zu Onkel Jason, der der Hüter ihrer Jugend und Wahrer ihrer Seele war und seinerseits als alter, kranker Mann seine Liebe ge opfert hat. Das Weitere steht dann in dem Roman „Hen riette Jacobn", dessen Verbrämung meines WzssenS noch nicht Ereignis geworden ist. Ohne Frage: Hermann? Roman ist feinste? Kunst gewerbe. zärtliche Biedermeier-Beschwörung, köstliche Kletnmalerei von Alt-Berlin, gesehen a»8 dem Winkel einer jüdischen Grostkam'mannssamilte. Schilderungen, die so echte Farbe geben. Weltanschauung, die so ehrlich Sarbe bekennt, das sind sehr erfreuliche Dinge, und daS Leben in etner alten jüdischen Familie mit ihren scharfgesehenen Gliedern, der beginnenden Bedrohung guten Handelsgeistes durch die Einwanderung auS dem Osten ist ein kesselndes, aufschlustreicheS Thema. Auch die seinen Beziehungen des Edeljuden Jason zur Nichte Jettchen haben dichterischen Retz und menschliche Wärme. Man kann verstehen, datz der Roman in allen Kreisen Leser gesunden hat. Die Um wandlung in fünf Akte muh eine Fülle von Untergrund», sarben weglassen, und da» Ali-Berliner Kulturgemälde auf einige wenige starke Farbtöne beschränken. Die Verknüp fung der Handlung bleibt zwar, aber sie verliert nicht ihren epischen Charakter. Ein Drama im eigentlichen Ginne kann aus diese Wcije nichi zustande kommen. Die Span- nungselemente sind zu gering, ber Gegensatz der Konflikte zu schwach, die Höhepunkte zu wirkungslos. So beruht der Wert nur in der Zustandsschilderung mit der leicht er müdenden Breite und BedeutungSlosigketl wie in früh- naturalistischen Dramen. Aber wa» an sinnensälligcn Dingen zu rette» war. Hai das Schauspiel tu sich auf» genommen. Da ist dle AmnMeutafel bei Salon»»» mit jenem Se pia-' au» Banalität und Witz, au dem sich die Charak» tere verraten,- da ist der vorstadtgarien mit friedlichem Whistspirl und erremter Fomilicnaussprache: da ist die Biedermrtcrstube Onkel Jason» mit seinen Eammlrr- sreuden: da ist das vochzeitslest mit Jubel und Trubel und taktlosen Reden. Man spricht von der Eisenbahn und der englischen Gasbeleuchtung, von der schönen Landlust in Schöneberg, von Saphir und Heine und zittert Almanach- po-*--,. Man spielt gefühlvoll Svinett, aber man tk-t und trinkt auch viel und gut und macht allerlei Geschmuse. Da- zwt'-'"', wandelt da» schöne Jettchen, ein wehrlose» Opfer de» Familiengeistr». da» auch Jason» mildkränkliche Passi- vität nicht retten kann. ES ist ein vergnügte» Idyll mit Bitternissen. So zeigte eS auch die Ausführung unter LoehrS Spielleitung. Tie Biedermeierzeit ist sorgfältig auS- gemalt mit gelben Möbeln, alten Bildern und blumigen Stoffen: Trachten und Frisuren beschäftigen den kultur historischen Sinn und befriedigen die Schaulust nicht nur der Frauenaugen. Tic Zcitstimniung ist mit nicht un gewöhnlichen. aber immer wirkungsvollen Mitteln ein- gefangcn. «Blök den Sinn de» preusiisch blauen Lichtes hinter den Fenstern fotzte nicmand.s DaS alles gab ein buntes, unterhaltende» Treiben. Der ruhende Punkt darin ist das Jettchen. wie «S Clatre Kristl mit rührender Anmut und weichen Duldermienen bnrstcllt. Ihr ver schleiertes Wesen, der verhaltene Tonfall ihrer Sprechweise machen die schöne Jüdin noch etwas melancholischer, als Ne im Buche steht, aber sie drücke» ein wortarmes, herzliches Leiden in zartester Innigkeit aus. Man fühlt wirklich, datz hier ein wertvolles Menschenkind verschachert werden soll, da« sich au» kindlicher DankrSpsltcht darein ergibt. Bon gleicher Zurückhaltung -er Mittel und vornehmer Darstellungsweise war der Jason, den Robert Marlitz spielte. Schweren Stand hatte Arno Grotzmann, der den Gegenpol zu all den jüdischen Typen abzugeben hat: er gab sich herzlich und männlich gefntzt, aber einige stärker die Fremdbelt de» Wesen» betonende Züge kehlten doch. AuS der Schar seien der alte Sit Gebert in der sicheren Ge staltung durch Neitz, der dl« Schärfen de» Mischen Wesen» ungeschrut betonende Ferdinand von Felip Bressart und Walter Strom» Naphtali herauS- getzoben. Sonst lief ko manche» nicht sehr Charakteristische mit unter. Die reich bemühte Ausführung gefiel und inter essierte kebr. Dr. Felix Ztmmrrmann. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theater-Lpielpla« skr heut«. Over«» hau»: „Dir Boheme* Schauspielhaus: „Im. provisationen tm Juni* i'/rsis: Neustädter Schau spielhaus: „Dir Fahrt in» Blaue* lXR: Restde»,- Theater: „Der Ztgeunerbaron* s A»r,atzalt»»qe». Heule. Montag. Uh«. Val»e»g«rt«». Stedtt-Tidend Walther Lehner. Larlen bei 8. Nie» »nd an der Äbendkafse. — 8 Uhr, io der Jakobikirche. 3. Neger- Orgelkonzert von Kurt Schöne. Mitwirkung: Trude Schöne-Knapsel iLopran». * Lesseatllchrr Vortrag «»lilhNch der Theologisch«» Sehr- konserrnz. Heute, Montag. l48 Ubr, im verein-hau« de» e»a»- ltschcn Jungmäniicrverein», TlmmonstraZe 8, öffentlicher Bortrag r>o» Proseffvr Dr. Riem tBerlini über «Da» aftrono- mlsche Weltbild nnd da» Christentum-' mit Licht bildern. I- Literarischer Berel». Dienstag, nachm. Xk Uhr. tm kleine» 2aal der Kausmannschali, Bortrag von Konsttzorialrat Dr. Ltedel: .Der Sinn der deutichan Mystik". Danach Hauptversammlung. s Musenms-BortrSge. Sonntag M-i. vorm. 11 Uhr. beginnt eine neue Reihe von Vorträgen der Leiter unserer staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschas» über die ihrer Ver waltung unterstellten Institut«. Prof. Dr. Ruofser. Kustv» am Muleum lür Tierkunde nnd für Völkerkunde, spricht über: „Die Bedeutung der Museen für Völkerkunde*. Die weiteren Vorträge behandeln folgende Gammlunaen: Ist. November: Grünes Gewölbe. — in. Dezember: Mineralogi sche« Museum. — 7. Januar 1028: Kupferftichkabtnett. — 28. Januar: Mathematischer Lalon. — 18. Februar: Porzellan- sammlnng. — II. März: Gemäldegalerie. — lö. Avril: Historische» Miisenm. — 18. Mat: rkuivlnrensammlung. Aenderungen vor- bchaiten. Die Vorträge finden tm Hörlaak dc» Albertinum» statt, ebendort In der Kanzlei unentgeltliche Ausgabe der Etn- trltllkarten täglich zwischen u und S Uhr lLonuabend» » dt« 13 llhr>. f Da» AbschiedSkonzert von Sigrid Onegi« brachte tm GewerbehauS einen übervollen Saal. Alle» war herbei- geeilt, um 'ste überaus beliebte Sängerin vor dem Besinn der Amerlkasahrt noch einmal zu hören. Da» Programm brachte etwa» altltalienischcn Ke! oanto und bekannte Stücke von Schubert und Brahm». Man schrvelate wieder sehr tm wundervollen Wohllaut der Stimme und liest sich gern von ! ber lebendigen dramatischen Vortragsart gefangennehmen. ! Nnd die Sängerin selbst war NebenSivürdlg genug, auf Bei fall und Blumen mit Zugaben zu antworten. Datz dabei auf ihren beriil,inten „Erlkönig* sust der ..Musensoh«* folgte, ergab freilich ein etwas wunderliches Nebeneinander. Neben Frau Onegln hatte auch der Meisterbealettep
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