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«r. 387 zwölfter Jahr«. cFrscheinl: TLglick früh 7 Uhr. Anscrate werden angenommen: bi« Abends 6.Sonn- tagü bi» Mittags 12 Ubr: Maricustraßc 13. An;eig. in diej. Blatte finden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: a««««- Exemplare. Lonnabend, 23 Rov. 1817: Tageblatt snr Unterhaltung und Geschastsverkchr. Mitredacteur: Shrador Drobistti. Fstsnnemeut: Bierteljährlich 2» Rgr. bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Hau». Durch die Königl. Post tnerteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» > S!gt Anseratenpreis«: Für den Raum eine« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" bre Zeile 2 Ngr Drnct und Eigcnthnm der Herausgeber: kilepslh Ueilharbt. — Berantwerilicher Redakteur: IlltlUS Ntllharbl. Lresde», den 23. November: — Das dem Landtage vorgelegte neue Wahlgesetz ent hält zwar nicht das von demokratischer Seite auch für Sach sen geforderte allgemeine, gleiche und ducccte Wahlrecht, aber sine Reihe wesentlicher Fortschritte gegen das bisherige Ver fahren. Es beseitigt zwar nicht den Eenjuü ganz, derselbe ist jedoch nicht sehr hoch und entschieden niedriger, als der in der norddeutschen Bundesverfassung bestehende Census, der in der Dtätenlosigkeit liegt. Da es für alle Parteien von Interesse ist, die Vorschläge der Umgestaltung kennen zu lernen, so mögen wenigstens dir Hauptbestimmungen mitgetheilt werden. AlL solche dürften folgende zu betrachten sein: Das Zweikam mersystem besteht fort. Die Erste Kammer bleibt in der Haupt sache unverändert; nur wählt der König 10 Mitglieder auf Lebenszeit (statt jetzt lauter Rittergutsbesitzer), unter denen sich stets 5 Rittergutsbesitzer befinden müssen. Der betreffende Rittergutsbesitzer mast Eigenthümer eines Rittergutes sein, welches mit wenigstens 4003 Steuereinheiten belegt ist statt jetzt 4000 Thlr. Reinertrag). Die Ziveite Kammer besteht auS 35 Abgeordneten der Städte und 45 Abgeordneten der ländlichen Wahlkreise. Stimmberechtigt ist jeder sächsische Staatsangehörige mit 25 Jahren, wahlbar mit 30 Jahren. Die Annahme hängt von dem freien Willen des Erwählten ab. Die Stadt Dressen erhalt 5, Leipzig 3, Chemnitz 2, Lwickau 1 Vertreter, die übrigen Städte werden in 2 t mög lichst gleiche Wahlkreise getheilt. Das Land wird in 1 - Wahl kreise getheilt. Das Stimmrecht sieht allen mit Wohnsitz ver sehenen Grundstücksbesitzern im Orte und denen zu, welche 2 Thlr. an Grundsteuer oder an directen Personallandesabgaben oder an beiden zusammen jährlich entrichten. Die Wählbarkeit wird von einem CensuS von 10 Thlr. bedingt. (Dabei wird jede Steuereinheit zu 9 Pfennigen verrechnet.^ Die Wahlen sind direct, ohne Bezirkszwang, mit Diäten, Stellvertreter fallen weg. — Der „Landwirthschaftliche Kalender" für 1868 ist im Berlage der hiesigen Schönfelvschen Buchhandlung von Neuem erschienen und empfiehlt sich seiner inneren Einrichtung nach ,.edem praktischen Landwirthe als eine erwünschte Beihilfe zur Uebersicht seiner Wirtschaft, zur Belehrung über nutzbringcnse Bestellung der Felder, zur Controle über Bich- und Milch- wirthschaft und deren Erträgniß; die in demselben enthaltenen 'Tabellen und Csnti sind übersichtlich angelegt zur Eintragung aller Einnahmen und Ausgaben rc. Der Preis von 5 Ngr. ch für den aus gutem Papier klar und deutlich georuckten Ka lender kein hoher. — Heute kommt in der 2. Kammer der Etat des Mini steriums des Auswärtigen zur Berathung. Fiir die Gesandt schaften werden jetzt 77,007 Thlr. gefordert, also 21,738 Thlr. weniger als früher, was durch Einziehung des Gcsandtschafts- postenS in London und anderer minder bedeutender Posten sich erklärt. Die Deputation (Res. Ochmichen fragte bei der Re gierung an, ob »an nicht noch weitere sächsische Gesandtschaf ten mit Ausnahme derjenigen zu Berlin cinzichen könne ? Die Regierung erwiderte: „Darüber hinaus zu gehen, war für jetzt mtthunlich, da dem Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten die Aufgabe zufällt, den ganzen Geschäftsverkehr mit dem Bundeskanzler und dem Bundeskanzleramtc zu führen, der gerade gegenwärtig, wo es sich noch um die anderen Ein richtungen des Norddeutschen Bundes handelt, sehr umfänglich ist. Auch ferner wird die Regierung in der Einziehung von Gesandtschaftsposten Vorgehen. Da aber eine gemeinsame Ver tretung des Norddeutschen Bundes durch Bundesgesandte noch nicht besteht, auch sich zur Zeit noch nicht übersehen läßt, wenn und in welchem Umfange eine solche ias Leben treten wird, so befindet sich auch die Regierung jetzt noch nicht in der Lage, sich bestimmter darüber auszusprechen, an welchen Orten und in welcher Maße künftig weitere Ersparnisse werden eintrcten können." Die Deputation hat unter solchen Umständen von Stellung von Anträgen abgesehen. — Die Ausgaben für den Norddeutschen Bund betragen jetzt 1,545,190 Thlr. Die Aus gaben zum früheren Deutschen Bunde betrugen blos 35.000Thlr., die zum Norddeutschen also 1,510,490 Thlr. mehr, was sich aus der Reichsverfassung von selbst ergiebt und deren unwei gerliche Bewilligung von der Deputation empfohlen wird. — Das „Leip. Tagebl." enthält nachstehenden, sehr be achtenswerthen Artikel: Nach der in diesem Jahre erfolgten bedeutenden Erhöhung der Steuern dürfte eS wohl an der Zeit sein, an die Abschaffung einiger überflüssiger Feiertage zu denken. Denn soll das sächsische Volk eben so hohe Lasten tragen, wie z. B. das preußische, so darf e» auch nicht mehr als letzteres in seinem Erwerb gehindert werden. Nun hat man aber in unserem großen Nachbarstaats vier Feiertage we niger im Jahr, als wir, was von nationalökonomischem Stand punkt auL ein wichtiger Vortheil zu Gunsten der Steuasähig, keit des preußischen Volke« ist. Daher würde es sehr zweck " 'aden und der werblichen Interessen, sowie das Volk selbst kräftig für Ab schaffung wenigstens der Feiertage wirkten, welche wir mehr als die Preußen haben, und sich in dieser Angelegenheit an die Staatsregierung oder an den Landtag wendeten. (Die auszuhebenden Feiertage wären; der Drcikönigstag, der Ma rientag, ein Bußtag und das Reformaüonssest. Die Feier des letzteren wird in Preußen, wenn es in die Woche fällt, sttts auf den nächstfolgenden Sonntag verlegt — Bei dem letzten großen Brandunglücke in Johann- gcorgenstadt ist auch das dasige schöne Schulhaus total aus gebrannt. Wie bereits im Vaterlanve die städtischen Behörden hier und da den Beschluß gefaßt haben, der armen Gebirgs- stavt bei Wiederaufbau der eingeäscherten öffentlichen Gebäude überhaupt durch Beitrage aus ihren städtischen Kaffen that- kräftig zu Hilfe zu kommen, so will insbesondere der sächsische Lehrerstand durch eine fortgesetzte Pfennigsammlung in den vater- lärttischen Schulen, welchen Nomen sie auck führen mögen, dem armen Johanngeorgenstadt sein Schulhaus ganz und gar wie der aufbauen. Eine schöne Idee! Freilich aber auch nicht allzu leicht in seiner Ausführung! Zur völligen Wiedeninrichtung des Schulhauses sind nämlich laut stadträthlicher Mittheilung circa 16,000 Thlr. erforderlich, während die Brandoergütung nur 3506 Thlr. 28 Ngr. 8 Pf. beträgt. Es würden sonach immer noch 12,500 Thlr. aufzubringen sein. Bereits hat aber das Unternehmen einen überaus erfreulichen Anfang genom men, indem bei den Anregern und Sammlern — den Herren C. Fischer in Döhlen und Schuldirector Lansky hier — circa 800 Thlr. eingegangen sind, abgesehen von den Geldern, rml He für diesen besonderen Zweck der Hilssverein unmittelbar erhal ten hat, so daß anzunehmen ist, cs sei bereits der zwölfte Theil der Bevarfssumme aufgebracht. Unter den eingegangenen Gel dem befinden sich zum Theil beträchtliche Summen einzelner chulen, und wie da sächsische Lehrcrstand durch einmülhiges Wirken in seinen verschiedenen Vereinen Großes erreicht hat, so zeigt sich auch bei diesem Unternehmen die durch sie in den Herzen der Schüler erregte Liebe in schönem Glanze, indem sich an demselben die Schüler aller Coafessionen, die Schüler in Dorf und Stadt, auch die Seminare betheiligen. Würde das Unternehmen auch außerhalb der Schulen durch Prioat- beiträge Einzelner unterstützt, zu deren Entgegennahme die ge nannten Herren gewiß ebenfalls gern bereit sein werden, so würde die schöne, jedenfalls einzig dastehende Idee gewiß noch schneller ihrer Realisirung entgegen gehen. Das neu hergestellte Schulhaus in der Exulantenstadt würde dann aber auch von den Höhen des Gebirges herab als ein Denkmal treuer Bruder liebe ins Land hinabschauen und seinen Dankesgruß fort und fort allen fröhlichen Gebem zurufen! — Am 13. d. M. ist in Freiberg die verwittw. Grim mer, welche eine lange Reihe von Jahren und noch bis vor Kurzem Aufseherin in dem reichen Hospital zu St. Johannes war, in einem Alter von 94 Jahren gestorben. ES dürfte auch noch in Erwähnung gebracht werden, daß die Verstorbene 22 Mal Mutier wurde. — Der Dampfwagen wartet nicht. Pünktlich sein ist die Loosung. Deshalb ist eine pünktlich gehende Uhr unerläßlich. Daher blickt jeder, welcher zum Bahnhof eilt, schon von weiten nach der Bahnhofsuhr, ob er noch recht kommt und ob er seine Schritte beeilen muß. Denn es hängt oft von erner halben Minute ab. — Deshalb ist auch jede Bahnhofsuhr so ange bracht, daß der aus der Stadt kommende sie schon von Wetten erkennen kann. — Anders ist dies bei dem Dresden-Leipziger Bahnhof. Da ist die Uhr nach der Nordseite angebracht, so daß man sie erst sehen kann, wenn man vor der AdfahrtShalle angclangt ist. Dann aber braucht man keine Uhr mehr. — Es giebt zwar auch noch eine Uhr, welche nach der Stadtsette gerichtet ist und mit Sehnsucht erblickt man diese Uhr, sobald man aus der Leipziger Straße heraustrttt — allein diese Uhr steht beharrlich seit Jahr und Tag! Dieser Uebelstand ist um so größer, als die Eingänge zum Dampfzuge auf dem hiesigen Leipziger Bahnhof vor der Abfahrt zugcichloffen werden. Hält somit die Bahnverwaltung auf Pünktlichkeit, so sollte sie auch dem Reisenden durch eine weithin sichtbare Uhr die Pünktlich keit ermöglichen. In Leipzig ist dies der Fall. Dort sind sogar 2 Uhren nach der Sladtseite zu angebracht. Die eine zeigt die Tagesstunde, die andere die Abfahrtestunde. Beide Bahnhöfe stehen unter ein und derselben Verwaltung und man fragt daher billig, warum in Dressen weniger auf das Pub likum Rücksicht genommen wird als in Leipzig. — In Frauenstein bei Dippoldiswalde hat am 20. d. Abends der Blitz in den Kirchthurm geschlagen und gezündet, doch wurde durch rechtzeitige Thätigkeit da« Feuer gelöscht. — In Dippoldiswalde wurde am 19. d. das von Herrn Vaurath Henoch erbaute neue Wasserwerk der Stadt übergeben und probirt. Der Wasserstrahl erreichte die Sohle des K.rch thurmeS und steigt in starkem Strahl bis über die Höhe der Gebäude. Die ganze Anlage kostete 15,000 Thlr. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 21. November. In der heutigen ersten Gerichtsvorlage handelt eS sich um den Einspruch Carl Gottlob Centners und Genoffen, denen be- ziehenvlich 3 Thlr., 2 Thlr. und 5 Thlr. Geldstrafen weg-m Beleidigung des Fleischers Gärtner in Laubegast, gegen wel chen sie sich Reden, wie: „schwarzer Hund, Du verdienst das Zuchthru" rc. erlaubt hatten, zuerkannt worden waren. Dieses Erkenntniß fm-d heute seine Bestätigung, da sie nicht vermocht hatten, es drtt'ch ihre Entlastungszeugen oder Gründe zu ändern. — In der Anwesenheit einer ungewöhnlichen Menge von Zu hörern kam die zweite Einspruchsoerhandlung zur Untersuchung. Der hiesige Hausbesitzer Hofmann in der Louisenstraße war: von dem in seinem Hanse wohnenden Fleischermeister Traugott Goldschmidt angeklagt worden, den Gesellen desselben durch Gelvversprcchungen zu veranlassen, ihm ohne Vorwiffen Gold- schmistä dem Letzteren heimlich entnommenes Fleisch abzulasseo, sodann, daß er Goldschmidt Neißigholz entwenvet, und endlich, daß er im Besitze von Speck, namentlich eines Stückes vom 6 Psunden gewesen, welches Goldschmidt auf unredliche Werse abhanden gekommen. In Ansehung der ersten Beschuldigung behauptete Hofmann, er habe sie gegen den Gesellen nur vor- gebracht, um die Treue desselben gegen seinen Brodherrn zu prüfen. Da jedoch weder eine Veranlassung noch Nothwen- digkcit zu derselben Vorlagen und überdies schon frühere Be strafungen wegen Eigenthumsvergehens mit beziehendlich 3 Ta gen, 4 Wochen und wieder 5 Tagen Gesängniß dem Hofmann zur Last sielen, so war vom Gericht dabei in Verbindung mit den übrigen Anklagen eine unredliche Absicht angenommen wor den. Hofmann gab auch zu, dem Goldschmidt zwei Mal in der Schürze Neißigholz weggenommen zu haben, weil ihm Goldschmist solches erlaubt habe und er zu faul gewesen war, von dem seinigen zum Kochen welches zu nehmen. Goldschmidt giebt zu, ihm einmal gestattet zu haben, etwas Neißig zum Bedecken der Pflanzen zu nehmen, aber nicht öfter, wie es- vorgekommen sei. Den Erwerb des Specks betreffend, hatte Hofmann verschiedene Angaben gemacht, insbesondere wollte er denselben in einer Auction von dem Fleischermeister Grote er standen haben. Allein dieser hatte eidlich erklärt, daß, ob gleich er nach dem Abzüge der Preußen mehrere Centner Speck verauctionirt habe, so sei dabei weder ein Stück Speck von da Größe wie das betreffende Goldschmidts, noch von derselben Gattung versteigert werden. Bei dieser Sachlage war Hof- maan der Partiererei und des Diebstahls schuldig und gegen ihn auf 14 Tage Gesängniß und Kostenerstattung erkarmt worden. Der von ihm dagegen erhobene Einspruch und die Vorstellungen seines VatheidigerS Asvocat LeSky, der- heute geschickt jeden Umstand zur Entlastung seines Clienten aufstellte, vermochten jedoch nicht, daS Bezirksgericht zu einer Reform deS früher« ErkenntniffeS zu veranlassen. — Tagesordnung für die 60. öffentliche Sitzung da Zweiten Kammer, Sonnabend, 23. November, Vormittags I I Uhr. 1) Allgemeine Debatte über das Budget. 2) Be- richt der zweiten Deputation über Abtheilung kl. event. 1. des Ausgabebudgets, das Departement des Aeußern und Ausgaben in Bezug auf den norddeutschen Bund betreffend. Königliches Hoftheater. I). 8. Eine Bereicherung des RepertoirS bildet die nach dem Original des englischen Dichters Sheridan jun. von Schröder für die deutsche Bühne eingerichtete „Lästerschule", welche am Mittwoch neu einstudirt in Scene ging. Dieses an Pointen und scharfgezeichneten Charakteren reiche, im fein sten Conversationston geschriebene Lustspiel führt uns in die sogenannte gute Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts und schildert uns ihre Leidenschaften da Postenträgerei und des ScandalisirenS über Andere, Mängel, die an und für sich kleine sind, aber bei da Abwesenheit jedes idealen ZugeS, da durch die vornehme Welt ging, in Ehrabschneiderei, Berleum düng und Handschriftenfälschung ausarten. Heut zu Tage machen sich zwar diese Fehler da Gesellschaft auch noch breit genug: der kleine und mittle Mann bevient sich, unserer Ent wickelung gemäß, sehr häufig da Presse, um sein Gift aus zuspritzen und Anderer ehrlichen Namen zu schädigen; die fein-: Welt benützt daS Hofparquet, den Salon, die Bäder und viel fach auch die amtlichen Stellungen, um ihrer Lust zur Jntrigue zu genügen und auf den Schultern gestürzter Rivalen empor zu klettern. Die Leidenschaften bleiben, die Formen wechseln' Es ist daher ein glückliches Unternehmen, unserer scandalsüch- tigen Zeit den Spiegel vorzuhalten. Dies geschieht durch die „Lästaschule". Um diese Wirkung zu erreichen, spielt sie im Costüm de» vorigen Jahrhunderts, und wir nehmen daher auch gern manches Veraltete mit in den Kauf. Die mannichfachen Vorzüge im Bau deS Stückes, wie der sich trefflich entwickelnde aste und der muntere fünfte Act, lassen den etwa» gedehnten und nicht sonderlich geschickt erfundenen vierten Act (die lang weilige Versteigerung da Ahnenbilder) vergessen. Eigertthüm - lich find der Lästerschule die Abschlüsse. Biele unserer mo dernen Dichter lassen sie Schauspieler beim Abgang mit Effect