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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926011901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926011901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-19
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.01.1926
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sicher Vorschriften überzeugt mar, anderseits aber noch eine« Rest oon houS- und volkswirtschaftlichem Verständnis hatte, schlug vor. man solle die Wurst einem Arbeitslosen gebe», wenn man sie ihr »on Rechts wegen nicht auShändigen könnt«. Ihr wurde jedoch das Unzulässige ihres gesetzwidrigen Ver langens unverzüglich nachgewiesen, und wenige Augenblicke später ging die Wurst in Ihrer Gegenivart und unter pflicht gemäßer Assistenz eiueS Beamten in Flammen auf. Dieser belanglose Vorfall geschah im Januar 1020. als Deutschland Million Arbeitslose batte: er erfolgte in Ausführung eines »Gesetzes, das zum Schutze der deutschen Wirtichrrft und letzten Endes zur besseren Versorgung des deutschen Volkes mit Nahrungsmitteln erlassen worden war, und wurde von Men. schen bewirkt, die ohne Znn'ifel von der Sinnlosigkeit ihres TunS überzeugt ivaren. kiin znstitia! Verminst nmrd Unsinn . . . Wenn dem Beamten in «Notha — und b>rS wirre sicherlich der F-all genasen — eine Pflichtverletzung nachzuweisen war, »alls er die Wurst an einen hungrigen Schlucker auShändigte. io taun man nur seststellen, daß unsere heutige Rechtsauf' saffung aus merkwürdige Wege obzuglcite» droht. Daß aber in solchen Fallen, die sich bei einer Rundfrage ins Uferlose vermehren ließen, fast »te einer der Verantwortlichen oder Beteiligien den Mut ausbringt, der Vernunft auf eigene Faust «um Siege zu verhelfen, fest darauf bauend, daß auch die nächst höhere Instanz die gleiche Vernunft besitze, das beweist nur unsere eingangs ausgestellten Behauptungen ausS neue. Dem alten kaiserlichen Mililar bat man nachgesagt, es habe den Kadavergehorsam zum «Götzen erhoben, und doch sind gerade in jener Institution zahlreiche Männer deshalb verurteilt worden, weil sic einem Befehl von oben gehorcht halten, obwohl sie nach besserer Kenntnis der Lag« von seiner Sinn losigkeit ober Gefährlichkeit voll überzeugt waren, Gehorsam. Ordnung und Unterordnung stehen nicht im Gegensatz zu selbständigem Denken und Handeln,- Unbotmätzigkeit und 1 Durchbrechung eine» Gesetze» im Einzelsalle. wenn nämlich durch seine Befolgung da« Gegenteil de» erstrebten Ziele» erreicht wird, haben nicht da» geringste miteinander zu tun. Hier haben wir Deutsche» noch sehr viel zu lernen. Nicht nach oben, sonbern nach tnuen haben wir bei unseren Entschlie ßungen ,u sehen,- nicht Zahnräder eine» Organismus, den unbegreifliche Kräfte in Bewegung halten, sondern Lette deS großen Schwungrades sollen wir sein, nach dessen Bewegung die GtaatSmaschine abläuft. Mechanische Ordnung und plan- volles Jn-Ordnung-Halten sind zwei sehr verschiedene Dinge: dort genügt ein Sandkorn, um den ganze» Betrieb still zu legen, hier aber reguliert die überwachende Verminst fort während alle unvermeidlichen Störungen und sorgt für den nnunlerbrvchcnen Fortgang der Entwicklung. Diese Ver- »linst erfordert freilich lausend und aber tausend Augen und Hände: nur noch selten Ist der Blick der Oberleitung imstande, bis in die verborgensten Fugen seines Betriebes zu spähen: an ihre Stelle treten llnterleittingen. denen wohl nicht die Macht, aber doch das Verantwortungsgefühl der Vorgesetzten Stelle eigen sein muß. Der dculsche BureaukratiSmuS ist der AuSwuchS von Eigenschaften, die an sich moralisch wertvoll sind. Deshalb besteht die Hoffnung durchaus, daß eines Tage» ein geschickter Gärtner einmal die geilen Triebe, die so viel kostbare Kräfte unseres BolkükörperS verbrauchen, beschneidet und sich nicht nur aus eine große VerwaltungSresvrm beschränkt, sondern vor allem auch eine Reform der ihr innewohliciiden Gesinnung herheilührt. Das wird Kampf geben. — aber heißt nicht deutsch sein. Kämpfer sein? DaS wird dem. der die schmerzen den Schnitte in alt überlieferten Schlendrian tut. bet Leb zeiten vielleicht keine sonderliche Anerkennung bringen — aber beißt nicht deutsch sein, eine Sacke um ihrer selbst willen tun? Daß spatere Geschlechter einen solchen Mann wir St. Georg den Dracheniöter preisen werde», ist eine Prophezeiung, die alle guten Gründe als Eideshelfer um sich stehen hat. Potsdam und Weimar. Jen«. 1«. Jan. Die thüringische Sand«», unlversltät Jena beging heute in althergebrachter Wetsr die Feier der RelchSgründnng, der auch der Gtaat»mlnMer Leuthäuser beiwohnte. Die Festrede hielt Pros. Bauch, der b«. rühmte Sant-Forscher, Über den Steift von Potsdam «nd de» Steift von Weimar. In tiefgehenden philosophischen Worten wie» er nach, daß der so ost angeführte Unterschieb »wische« Potsdam und Weimar in der Tat gar nicht bestehe» vielmehr die Verbindung des Geistes der Lat, wie ihn Potsdam charak- terisiere, und de» Geistes der Gedanken, wie er un» in Weimar entgegentritt, erst de» tieferen Gehalt beö deutschen Wesen» auSmach« gerade di« Verkörperung des Potsdamer Geiste» in Friedrich dem Großen. Gle zeige, dost neben der straffen Disziplin dev Soldaten und des Beamten der Bllck für wahre FriebenSarbeit nicht fern sei, daß vielmehr erst aus der dnrch die Militärmacht geschossene» Gr-vdlaae eine echte Frieden», arbeit ansgcbant wcrden könne. Aus der anderen seien gerade die Großen von Weimar, Goethe und Schiller, trotz ihrer aus» Geistige gerichteten Arbeit von großer Vaterlandsliebe beseelt gewesen und hätten damit eine Brücke zwischen Potsdam und Weimar geschlagen. Daran könne auch der Umstand nichts ändern, daß e» Goethe z» Napoleon hin- gezogen hätte. Bei diesem Hange hätten Goethe rein ästhetisch« Gesichtspunkte geleitet. Sein Genie habe in prometheischer Sehnsucht nach seinesgleichen gesucht Goethe habe trotzdem tiefe Anteilnahme für das Unalück des deutschen Volke» 180« gehabt: denn ihm ivar die Socke seiner Volkheit hetttg. Mit einem bringende» Appell an die jungen Studenten, die Einheit deS Geiste» von Potsdam mit dein von Weimar wieder zur Tat werden zu lassen, s^loß der Redner seine Au», ftthrnngcn. Gouverneur Schnee bei der ffeier in SivckbIlm. Stockholm, 18. Jon. In der Akademie für Musik sprach hier anläßlich der R e I ch » g r N n b u n g »f e t e r vor der deutschen Kolonie in Anwesenheit zahlreicher schwedischer Gäste Gouverneur Schnee Uber Deutschlands kolonial« Vergangenheit »nd Zukunft. Sr schilderte die großen deut» ssszen Leistungen in den Kolonien und die Treue der Ein- geborenen im Weltkriege. Die Well sei sich letzt darüber klar, so führte er weiter aus, dost die gegen die dculsche Kolonisa tion erhobenen Anschuldigungen lediglich ein Vorwand ge wesen seien. ES gehe nicht an. die damit begründeten Maß- »ahmen länger aufrecht zu erhalten. Die Zeit sei gekommen, d»rch Rückgabe der deutschen Kolonien eine Abhilfe darin zn schaffen. (W. T. B.j Der Reichspräsident und Mahraun. Berlin, 18. Jan. ES ist behauptet worben. RetchSprSstdent v. Hindenburg habe sein Einverständnis zu den Verhand lungen de» Hochmeisters deS jungdcutschcn Orden» Mahraun erklärt. Diese mit französischen Staatsmännern auf fran. zösi che Anregung hin erfolgten Verhandlungen dienten der Erörterung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich. Tatsache ist. daß Mahraun am 4. Januar vom Reichspräsidenten empfangen worden ist. Er hat dem Reich». Präsidenten über die fraglichen Verhandlungen berichtet. Der Reichspräsident hat Mahraun kurz angchört und ihn bann an den Reichskanzler sowie an den NeichSaußenminister oer. wiesen. Er hat selbst keinerlei Stell««« etnge, nommcu und oor allem kein Einverständnis mit de» Verhandlungen ausgesprochen. Die Unterredung ist proto kollarisch fe st gelegt worden. PvtnearLs Gegenzug gegen Deutschland» Krtegsschu!i>-O!sensioe. Ncnyorl, 18. Jan. „New ?)ork Times* veröffentlicht etn« Pariser Meldung, wonach PoincarüS Ertnnerunge» deshalb beschleunigt lzeeausgcgcben wurden, wett Deutsch land bei seinem Eintritt in den V ö l k e r b u n d mit einem fertigen Plan zur Bekämpfung der Kriegsschiildlüge vor de« Bölkcrbnndsrat erscheinen wolle. Deutschland werde fordern: 1. Die Oefsnung aller diplomatischen Archive der be teiligten Regierungen: 2. die Einsetzung eine» SachnerständlgenauSschusse». m» die amtlichen Dokumente zu prüfen und zu vergleichen; 8. de» Schiedsspruch eines neutralen Gerichtshöfe», dek eigens geschossen werden wird, um die Angelegenheit »« regeln. Dieser deutsche Plan habe jedoch wenig AnSsicht, Wr Debatte zu kommen, da di« Alliierten einmütig dagegen sein würden. Mon müsse di« moralische und die sentimental« Seit« der Frage beiseite lassen, denn wichtiger als jene seien die materiellen Gründe, derentwegen die Alliierten eine Aus- rolluna der Schuldfrage nicht wünschten. Es bestehe die Ge- fahr, daß. falls die Neutralen zur Entscheidung hinzngczoge, würden, das Uutcrsnchungövcrsahrcn möglicherweise «it einem Spruch ende» könnte, der nicht im Einklang «tt de» Versailler Urteil stehe. Es gäbe in dieser Beziehung keine theoretische Frage, denn mit der Schuldsrage würden alle Ver sailler Bestimmungen, besonders auch die DawcS-Zahlunge». sollen. Der Prozeh gegen Darlels. BerNu, 18. Jan. In der heutigen Verhandlung ?«» Holzmann-BartelS-Prozesles antwortete der An geklagte Negicrnngsrat Bartels ans die Frage, welche gün stige» Auskünfte er über Holzmann erhalten habe: Dt« Ein- sührung durch den Vorsitzenden der deutsch-amerikanischen Handelskammer Burkhardt, ein Empfehlungsschreiben deS RelchSwirtschostsminIstcriumS. ein EmpfclilungSschrcibeo der Industrie- und Handelskammer, einen Kreditbrief der Dresdner Bank über 800lXX>'Mark. den ich prüfen ließ, weil mir die Summe zu hoch schied, »nd ferner ein Empsehlung»- 'chrelben a»S dem NcichSfiiianzmiiilsterium. Der Vorsitzende stellte fest, daß die früher« günstige Empfehlung der Handelskammer schon htnfälllg war, als Bartels Holzmann kcnncnlcrnte, ferner daß die Zengi« Fra« Kars über Holzmann sehr Ungünstiges gesagt habe. Daraus erwiderte der Angeklagte, daß in der russischen Kolonie, wie in allen anderen Kolonien, sehr viel geklatscht worden sei. Daraus habe er nicht» geben können. Später habe er erfahre«, daß Frau KarS Kokotte sei. die Freundin eine» russischen KavtarhändlerS. Alberl Thomas in Berlin. Berlin. 18. Jon. Ter Direktor de» Internationalen Ar beitsamtes Thomas nahm nach seiner Ankunst in Berlin sofort Fühlung mit dem ReichSarbcitSminister Braun» nnd mlt dem Staatssekretär Dr. Gelb. Die Besprechungen mit dem ReichsorbcilSministcriuin sind besonders informatorischer Art und haben Erörterungen über die Möglichkeit der Rati fizierung von Abkommen der internationalen ArbeltSkonfr- renzen durch das Deutsche Reich zum Gegenstand«. Der S!rasan!raa im Grans-Pro leh. Hannover. >8. Jan. AuS den P'ädoners der Staat»- anwaltschakt. die um 8.1l> Uhr begonnen haben, gebt hervor, daß die Anklage gegen GranS wegen Anstiktnnq zum Morde fallen gelassen ist. und nur Beihilfe nach 8 80 der Str.-G.-8. in den beiden Fällen Hannapcl und Wtttta angenommen wird. Der Staatsanwalt beantragte nach einem Plädoyer von 2X Stunden für den Angeklagten GranS in beiden Fällen sHannapel und Wiltigj aus eine Z n ch t h a » S st r a s e von je acht Jahren zn erkenne» »nd diese in Anbetracht der Jugend deS Angeklagten tu eine Gesamtstrafe von l 2 Iahren Zucht haus zusgmmcnziizirlicn und ferner mit Rücksicht daraus, daß das Motiv seiner Handlungen Habgier war. dle bürgerlichen Ehrenrechte aus 10 Jahre abznerkcnnen. Ihn unter Polizei, aufsicht zu stellen, sowie ihm die gesamte UntersuchnngShak« anzurcchne». Iie Ursachen der Berliner Explosion. Die Trlimmerjtätle. Berlin. t3. Jon. Der Schauplatz der furchtbaren Er- plosiouSkalaslropise nor heute das Ziel einer n»ahren Völker- Wanderung. Tic Schupo hatte größte Mühe, den Verkehr Lufrechlzucrhalicn, und mußte wesentliche Verstärkungen hcr- «nztehen. DaS UnglückshauS selbst ist nach wie vor in weitem Umfange al»gesperrt. Die Albtraum uugsorbeiten in dem zu- 'ammcngesiürzten Hause machen erheblich größere Schwierig- leiten, alö man anfänglich ovranSsehen konnte. Dabei stellte sich heraus, daß die Grundmauer» an mehreren Stellen Risse auswcisen, die vom Keller bis zum vierten Stock gehen. Man sann auch den riesigen Lchulü-ausen, der. von der Sohle des Kellers gerechnet, eine Höhe von mindestens 8 Meter hat. nicht abiragen. um nach weiteren Leichen zu forschen, veil dieser Schutthaufen tm Augenblick die noch stehenden Mauern stützt, llm ihren Einsturz zu verhindern, müssen ne erst »-gesteift werden. Tie sikrüstarbeiten rverdcn ver mutlich den ganzen Dienstag in Anspruch nehmen, so daß wenig Aussicht besteht, vor Mittwoch oder Donnerstag die Auf räumung beenden zu können. Die Baupolizei wird am Diens- >aq nochmals daS HouS untersuchen. Dle Ursackw >st bis jetzt noch nicht restlos geklärt. Die erste Annahme, zaß eine B e n z i n c r p l o s i o n die Katastrophe auSgclöst lobe, ist jetzt bereits widerlegt. Nach glaubwürdigen Aus- 'ageo hat der Seifenhänülcr >m Keller weder Petroleum noch Benzin lagern gehabt. Er besaß nur einen kleinen Ballon Reinbenzin, der etnur fünf Liter faßte. Wären im Keller explosible Stoffe zur Entzündung gekommen, so märe auch ein ausgedehnter Brand entstanden. Dagegen läßt die Art der Verwüstungen der von unten nach oben in breitem Keil sortgcpflaiizten Ervlosion viel eher daraus schließen, daß GaS zur Entzündung gekommen ist. Inzwischen ist auch be kannt geworden, daß am 8. Januar an den Gasrohren tm Keller gearbeitet worden ist. wobei ein Gasrohr abgeschnttten wurde. Es besteht die Möglichkeit, daß bet dieser Arbeit vielleicht ein Rohr undicht geworden oder nicht genügend ab gekapselt worden ist. Hausbewohner bestätigen, tn der letzten Woche fortgesetzt einen leichten ElaSgcruch wahrgenommen zu haben. ES ist also nicht von der Hand zu ivcifen. daß nach und nach der Keller in größerer Ausdehnung sich mit KohlcngaS füllte, das bekanntlich durch die Vermischung mit Luft besonders explosiv wirkt, und daß durch eine Unvor sichtigkeit nunmehr die Katastrophe auSgelöst wurde. Meilers Todesopfer der Gasexplosion ln Serlin. Berlin. 18. Jan. Mehrere Löschzüge der Feuerwehr sind an -er Unglück-Zstellc in der Kirchstraße zurzeit nock mit Auf räiimnngSarbciten beschäftigt. Unter de« Trümmern wurden noch die Leichen eines unbekannten ManncS. einer Fran. so wie eines Knaben namenS Höher acfundc». Nach Auslagen von Hausbewohnern war schon in der Nackt im Hause starker Gasgeruch wahrzunclimen. ES scheint sich also zn bestätigen, daß die Ursache der Katastrophe in einer Gas explosion zu suchen ist. ES wurde festaestellt. daß weder Benzol noch Benzin gebrannt hoben. kW. T. B.j Berlin, t8. Jan. Den Feucrwehrlcntc« ist eS ge lungen, in den Mahnsschcn Seifenlabcn cinzndringcn. Sic fanden in einem an den Laden anstoßenden Zimmer die Leiche eines Mannes mit zertrümmerter Schädcldeckc n»d schweren Brandwunden. Man nimmt an, daß der Tote der Ladcnbesitzcr MahuS ist. <W. T. B.j Das Beileid des Reichspräsidenten. Berlin, 18. Januar. Ter Reichspräsident Hot den Oberbürgermeister Bveß telegraphisch gebeten, den Hinter bliebenen der bei der Explosion in Moabit Getöteten und Verletzten den Ausdruck seiner Teilnahme zu über mitteln. Der Reichspräsident hat ferner tm Lauf« de» heutigen Tages telephonisch der Direktion des Krankenhauses Moabit, in dem die schwerverletzten Opfer der Einsturzkotostrvphe Aufnahme gesunden haben, sein Beileid und die besten Wünsche für ihre Genesung übermittelt. Graf Bethlen über die FrankensAschungen. Die auhenpolilischen Schäden. Budapest. >8. Jon. Die Einheitspartei hielt heute abend ihre erste Konferenz im neuen Jahre ab, in der Minister präsident Grat Bethlen u. a. zur Frankensäl'chung betonte: Tic bedauerliche, jetzt schwebende Angelegenheit würbe mit rücksichtsloser Offenheit, Aufrichtigkeit und Entschiedenheit btS ans End« geklärt werden. Tos einzige, was die Negierung befürchten müsse, sei, daß tm Auslände der Gedanke auf- kommen könne, die Negierung habe etwas zn verbergen. Ter gute Ruf der Nation, der einzige Wert, der Ungarn geblieben, sei in Gefahr. Gras Bethlen fuhr fort: Vergessen wir nicht, daß in der Nachbarschaft sich die melden, die alles garan setzen, damit wir auf der abschüssigen Bahn imm-r tiefer sinken und schließlich dorthin gelangen, wo sic uns schen möchten. Um dieses zu verhüten, müssen all« Opfer ge- bracht werden. Ich erkläre nachdrücklich, doß die Negierung rlle Vollmachten, um diesen Weg zn oersolgcn. und alle Pdachtmitkel. um ihren Plan durchzufübren. hat. Niemand ot in dieser Beziehung auch nur die geringsten Schwierig, keilen gemacht. Zwischen Regierung und allen Faktoren be stand vom ersten Moment an Einklang. Die Partei sprach >em Ministerpräsidenten ihr Vertrauen aus. (W. T. B.j » Budapest, t8. Jon. Ter Anklogesenat deS Bndopester Ltrasgerichtshoses beschloß auf die Beschwerde der Staats anwaltschaft in Bestätigung der Entscheidung deS Unter- tuchungsrichkerS, den Feldbischof Zadravetz auf tretem Fuße zu belassen, da er keiner strafbaren Hand- lung schuldig ist und Fluchtverdacht nicht vorltegt. Der gestern abend dem Staatsanwalt vorgeführte Dr. Ker- dtnanüy wurde ebenfalls vom Anklagesenot auf sreien Fuß gesetzt. jÄ. T. B.» Budapest den Fortgang der Erhebungen ober Wetterführung auf der richtigen Fährte nur gebindert habe. <W. T. B.j Französischer Erprejsunqsversuch beim Prinzen Winöischqräh. Budapest. 17. Jan. Die französischen Delegierten der Bank non Frankreich haben dem Verteidiger des Prinzen Windi'chgrätz mügeteilt. daß die Bank von Frankreich ihre Schadenersatzansprüche ermäßigen würde, wenn Prinz W.vdisck-grätz alles sagen wollie, was er wisse. Als der Ver teidiger des Prinzen die französischen Herren um eine genaue Formulierung dieser Wunsche ersuchte, gab man ihm zur Ant wort, daß de» Worten der Bank vertraut wcrden müsse. In ieincr Antwort sagte der Prinz, er sei überzeugt, daß er der Bank von Frankreich nichts schuld«. Niemand habe die fran zösischen Herren nach Ungarn gerufen. Sie seien aus eigenen Antrieb gekommen. Es fehle daher jede Grundlage dafür, dem Prinzen die Rechnung ihres Ausfluges zu präsentieren. Aber auch im ungarischen Gesetzbuch befinde sich kein einziger Paragraph, aus Grund dessen die Honorierung der heran- gezogenen Sachverständigen zu Lasten des Angeklagten ge- rechnet werden könnten. Das iel selbst im Falle des Schuld- urtcils nicht möglich. Ter Prinz sprach ferner die Ucber- zeugung aus. daß die ungarischen Behörden auch ohne die Mithilfe der französischen Herren die Sickerung de» kran- züsss^en Franken gegen jeden weiteren Angriff vollkommen ourcs«e,«z»t hätten, und baß der Aufenthalt der Franzosen in Der Kampf gegen das Deutschtum Südkirols. Innsbruck, 18. Jan. Wie die „Innsbrucker Nachrichten* aus Rom melden, bestimmte ein königliches Dekret, daß die Gewähming der italienischen Staatsbürgerschaft nach einer Optio» aus Grund des FriedcnSvcrtrages jederzeit wider- rufen werden kann, wenn sich der betreffende Staatsbürger infolge seines Verhaltens der italienischen Staatsbürgerschaft unwürdig zeigt. Die deutsche Press« in Norbtirol und die gesamten öster reichischen Blätter erheben schärfsten Einspruch gegen diese neue Bergemaltigung dcö Deutschtums, daS durch diese Bestimmung völlig entrechtet wird. Sie weisen darauf hin. daß hierdurch alle Deutschen für vogelsrei erklärt werden. Das Presseamt der faschistischen Partei Italiens teilt mit. daß jenseits der italienischen Grenzen in allen Orten Touristen» vereine gegründet würden, die die Ansgab« haben, die Ftalienisierung dieser Gebiete z» fördern. Faschistische Aerztekammern. Mailand, 18. Jan. Auf dem Kongreß der faschistischen Intellektuellen kündigte Nossoni die Umwandlung der bisher politisch neutralen Aerztekammern nnd AnwaltSkammern in faschistische Syndikate an. sT.-U.) Deutschlands Lasten aus Belgiens Schulden. Sine Festsetzung der ReparationskoMmissto«. Paris, 16. Jon. Die NcparotionSkommission hat, wie ein heute von ihr ausgegebcneS amtliche» Kommunique besagt, in der am 18. Januar abgchaltenen Sitzung gemäß Art. 282 Abs. 8 de» Versailler Vertrages den am l. Mai 1021 fest- gestellten Gegenwert der von Belgien bei den alliierten und assoziierten Negierungen «utliehene« Summen einschließlich S Prozent Zinsen ans 8 812 885 SSL Goldsrauken festgesetzt. Sie hat ferner in Ausführung des Art. 4 des Pariser Ab kommens der alliierten Finanzminister vom 14. Januar den für die Rückzahlung der belgischen Schulden aus den Annui täten des DaweS-PlancS anzuwcndendcn Verteilungs schlüssel wie folgt festgesetzt: Frankreich 48,401 Proz., Großbritannien 80,407 Proz.. Belgien wegen seiner Schulden bei den Vereinigten Staaten 11702 Proz. sW. T. B.j Art. Mi.' Absatz N de« Versailler Diktats besagt, das, sich Deutsch- land verpslichtet. Über den sonstigen Schadensersatz hinan« und al» Folge der Verletzung des Vertrage« »vn t83». alle Lummen zu er statten. die Belgien bis z»m li. November 1V18 enilicben bat, nebst 5 v. H. Zinsen. Ter Reirag dieser Lummen wird durch die Repa- raltonökonnnission scstgestclli, und die deutsche Negierung verpflichtet sich, sofort eine entsprechende Ausgabe p„n besonderen Echatzscheinen aus den Inhaber, zahlbar in Mark Mold am t. Mal 1»Ä> zu ver anstalten. Die Lchatzlchctiie werden der ReparatloiiSkommtsslon auS- gesalgt. pariser Besprechungen über den Vesahungsskandal. Paris, l8. Jan. Bon zuständiger deutscher Seite wird mitgeteilt, daß Botschafter v. Hocsch in der Frage deS Ab baues der BesatzungStruppcn in der zweiten und dritten Zone bei der französischen Regierung Schritte unternommen hat. Die Besprechungen hierüber werden noch fortgesetzt. lT. UI
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