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207 — UVV - tz-ui» Olga war noch weit zurück, sie konnte nur langsam vorwärts, so sehr sie sich auch <ai'ammc»nahm, Am liebsten Hütte sie laut aufgeschrieen, wenn der scharfe »Land ihre wunden Futze deruhrle. aber sic bih die Rippen scst auseinander, sie wollte nar ^ ^ Geivissen, als er sie einhevwanken sab, er fing sie in seine» Armen auf und trug sie wie ein Kind nach Hause, „Arme Kleine," sagte er tröstend, aber sie schien ibu nicht zu hören. „Verzeih, das» ich Dir nicht früher zur Hilfe kam." fuhr er fort, „aber >ch konnte nicht eher." ,,Fcki weif; cs, Hans. Ist siechneder zur Be sinnung gekommen'?" „Fa, sie I>at schon gesprochen?' „Gott sei Dank! «ag, Hänschen, ist sie nicht ein I-errUcheS Mädchen, so tapfer und mutig — ach, wäre sie nicht gekommen, ich hätte elendig umkomineu müssen!" „Gott sei Dank, das; sie Dich sab," versetzte HanS und druckte sie fest an sich, als müsse er es durch doppelte Zärtlichkeit wieder gut machen, das; er sie vergessen, als er Dora au seiner Brüll hielt. „Ich Halle eS wissen müssen, fuhr Olga sich selbst beschuldigend fort, „das; im Frühjahr die Flut viel starker lst. „Ende gut, alles gut." beschwichtigte sie Hans und suhlte, das; er ihr Vorwürfe machen müsse, und doch gewann er es nicht über sich, ihm Ivar selber so schuldbewutzt zu Mule, „Bin ich Dir zu schwer'?" fragte sie, als er schweigend wciterschrttl. „O nein," erttqegirele er wie aus einem Traume erwachend, „ich konnlc Dich bis zum Dell los; nage»," Aber er wurde unwillkürlich rol dabei, denn eine Dumme in seinem Innern 'lüslene: „lieber würdest Du Dora tragen." und er wutzte auch, das, die Stimme recht -aue, uird so sehr er dagegen ankäurpsle, er musste unaufhörlich daran denken, wie seit- iu> es ihn durckuchauerl hatte, während Doras Haupt an seiner Brust geruht. War nicht O!ga feine verlobte Braut, die Eine, die ilnn mehr wert sein sollte, als alles aus d r Weln-I Hatte er sich denn geirrt ? Rein, »ein, das konnte und durste nicht sein, v c liebte Olga, — das andere tmu Wahnsinn, Raserei! „Ich will nun gehen und den Wage» milbringen," sagte er, als sie die Herberge erreicht I-alten. „O ja, und auch daö Mädchen^ soll mitkommcii." E'r eilte davon. Eine Dluude später hielt der Landauer vom Schloß vor der Schenke, Tie alte Man Julia war ganz nutzer dem Häuschen über die Uchre, die ihr widerfuhr. Sonst batte höchstens ein Pächlersuhrweck vor ihrer Dur gehalten und jetzt durste sie die herr- fäiattliche» Pterde mir dem silbernen Gesckiirr und den Kuttcher in seiner Livree in »gchlier sikähe lxnvundern, Namentlich vor letzterem knickste sie, wie vor einem Grasen oder Prinzen, Herr Treiusa »>ar wie jeder andere Mensch gekleidet, deshalb machte er nicht entfernt den Eindruck auf die Alte wie der Bediente, In der kleinen Schlasskube, die über der WirtSsiube lag, herrschte fröhlich ge- 'chattigeS Treiben. Das Stubenmädchen 'hatte in der Eile die unglaublichste« K'leiduugS- ,rücke zu'ammcngerast't. und eS machle den sungen Rcädckien viel Spatz, dieselben io aut als möglich zu verwenden. Das fröhliche tstelächicr, das durch die dünne Decke schallte, beruhigte HanS antzerordentück, „Es scheint ihnen nichts geschadet zu Naben," bemerkte der alle Win. „sa. ja, unser Salzwasser litt keinem Meistcke» ioas," „Hossenllich kommt nickt noch eine Erkältung nach," meinte Hans, „Meine Krau sagte, die andere Dame, nckl Fraulein Tre'n-a. hätte furchtbare Wunden an de» Fützen," „Ach, daS wutzte ich -,ckk." sagte Hans betro'sen, „Die mutzte über die spitzen Kelsen klettern." „Ich dachte, ' e wäre geschwommen," „Ja, das ging nur stellenweise," Haiis schwieg, der Gedanke, datz Dora um Di gas Willen litt, bewegte ihn tic». Die batte Leben und iM-undheil an»s Spie! gesetzt, um seiner leichlsiniiigen kleinen Braui willen „Die ist wohl eine Freundin von Fräulein Treiusa'?" »ragte der Alte. „Bon beule an. sa," antwortete HanS ernst, D-rmitzen ans der kleinen Holztreppe höNe Ulan setzt Dchritte, und hastig eilte Hans hinaus, „Um mich brauchst Du Dich nickt zu sorgen." rie» ihm Olga schon von weitem zu, „aber Dora kann kaum vorwärts, sic will eS nur nicht gestehen, wie schwach sie ist." In der Dctt konnte die mutige Retterin sich kaum von der Dtelle bewegen una nahm Hans' Hilfe dankbar an. Er lrng sie in den Wagen, wieder mil senem Gefühl von Seligkeit, das ihm schon vorhin beschlichen, und dann konnte er sie ungestört anblicken, denn sobald sie sich in die Kissen des Landauers zurückgelegi, schlotz sie die Augen, Olga »irr viel zu sehr um ihre Reiterin besorgt, um an ihren Bräutigam zu denken: sie go hörte auch nicht zu den Bräuten, die fortwährend Au'merksamkelten für »ich denn- »pruchen, Aeutzernch erschien HanS ruhig, aber dabei bebte in ihm jeder Rerv. Ein neues Element war m sein Leben getreten, — war's zum Glück oder Unglück, Vor läufig quälte ihn ein unbestimmtes Gefühl, das peinigende Bewußtsein, datz er einen Verrat an Olga beging, DaS Ende der Fahrt kam ihm viel zu schnell, — er hätte ihr stundenlang so gegen - itber sitzen können. Als der Wagen vor der Villa Gndrnn hielt, richtete sich Dora'aus und öffnete die »Augen. „Bist Du es, Kind'?" fragte die herbeigceilte Dante, „o, Gott lei Dank, wie habe ich mich um Dick geängktigt, — ich dachte, Du wärest verunglückt," „Ohne Li- Dazwischenkunst Ihrer Richte wäre auch ein schweres Unglück geschehen, sie bat meiner Braut das Loben gerettet," sagte HanS. „Ich tat cs gern," sagte Dora errötend. Fräulein Anna rang die Hände vor Schrecken, Olga bestand nun darauf. Dora in» Haus »u begleite», und Hans mutzte ihr wie vorhin leine Hilfe a-ngvdeihen lassen. ..»Morgen wird alle» wieder gut sein, " sagte Dora iächetnd. als sie »n der Tante sorgen volles Gesicht sah. „Ich bin nur leicht verletzt," „Sie hat sich melir Schaden acta», als sie sich merken lätzt," siel Olga ein, „»Wir lassen den »Arzt holen," schlug die Laute vor. „»Nein, Dante, das ist nickt nötig," versetzte Dora, während sie sich in einem Lchn- ftuhl niüderlies;. gib mir nur eine Tasse Tee. dann will ich schlafen gehen, und morgen ist alles wieder gut." Olga kützle ihre Lebensretter»» zärllich zum »Abschied, und Hans hielt ihre Hand lange iu der seinen. So endete die denkwürdige Begebenheit, die sich lüdem einzelne» der Beteiligten für alle Zeiten fest inL Gedächtnis prägte. 17. Kapitel. Olga fühlte sich am folgenden Tage frisch genug, um mit ihrem Bräutigam einen Dankcsbesuck in Villa Gudruu zu machen, 'Tara mar eben abgestanden und satz in eineni Lehnstuhl am Fenster des »Wohnzimmers, Sie war iroch sehr bleich, aber der eigenartige Reiz ihrer Schönheit schien dadurch noch erhöht. Fräulein »Anna hatte sich bald überzeugt, datz Dora nicht ernstlich krank sei. und gönnte sich nun ein gemächliches Mittagsschläfchen, dessen sie unter den obwaltenden Umständen recht bedürftig war. -Hatte sie dock iu der setzten Rocht sehr schlecht geschlafen. Sie Ixttte geträumt, Dora schwebe am Rande eines Abgrundes, und sie bemühe sich vergebens, die^ Nichte zu retten. So Hörle sie auch Olgas Klingeln nicht, hörte nicht die fremden Stimmen ra ihrem stillen Hause, . ^ . Als Dora Olga mit ihrem »Bräutigam eintrcten sah, sprang sie auf und eute auf sic zu — »»eingedenk ihrer wunden Fuße — und kützte sic zärtlich, als seien sie schon seit Jahre ' befreundet, Olga hatte so viel zu tragen und zu danken, eine so lange »Botschaft ihrer Mutter anSzurichten, datz Hans erst ganz unbemerkt im Hintergrund stand. Er hatte mit arotzem Interesse die Begegnung der beiden jungen »Mädchen beobachtet. 'Dies n>ar mm das drittemal, datz er Dora sab ES war jedesmal in einer völlig anderen Situation^ und jedesmal bezauberte ihn ihre Anmut, ihre vornehme Schönheit von neuem. Stand er doch gerade iu dem Aller, wo man für Franenschönheit am empfäng lichsten ift. Er hatte das Mädchen bewundert, als sie allein der wilden Knabenhorde gegenüber stand — eine heiße Leidenschaft war in ilnn erwacht, als er sie auf seinen Armen getragen und sie fest an sein hochkiopsendes Herz gedrückt hotte, und nun, da er sie in der eigentlichen Sphäre des Weibes m der trauten Häuslichkeit sah, erschien sie ihm begehrenswerter denn je, ^ Schweigend nahm er »hre Hand, und es durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag, „Fräulein »Wiegand," sagte er endlich, sich ermannend, ^.erlauben Sie, das; ich meinen und meines Großvaters rpank deui meiner Braut hinzusügc, wenn auch »Worte ihn schwer auszudrncken vermögen." „Sie sind alle sv gütig," antwortete Dora schlicht, ,,aber ich verdiene die vielen Lobeserhebungen gär nicht, rch 'habe einfach getan, was jede andere i» meiner Lage auch getan hätte," „Viele würden wohl gar nicht dazu im stände gewesen sein," entgegnet- Haus, „Sic müssen vorziialich schwimmen können," „Fa. das war ein glücklicher Zusau, Wir haben in unserer »Pension nicht tanzen, wohl aber ichwimmen gelernt! jede »Wochen hatten wir Unterricht, und ich liebte das miwcr ganz besonders." „Und wie kräftig Du bist," warf Olga ein. „Das ist vielleicht der Grund, warum ich LaS Wasser sv liebe, die anderen waren srob, wenn sie die Stunde!» versäumen konnten, die mir die liebsten waren," „»Wie leicht man sein Leben aufs Spiel letzt!" bemerkte Hans nachdenklich, „Ja, darüber l>abe ich auch oft naclfgedacht," antwortete Dora ernst, „jeder »Augenblick kann der letzte sein, eine »Verzögerung von süuf »Minuten, die Verspätung eines Telegramms kann zur Todesursache werden." Hans war es ganz neu, ein Mädchen in dieser »Weise spreche» zu hören — Olga in ihrer Leichlherzigkeit batte sich nie mit derartigeil Problemen beschäftigt, — während Dora, als Tochter eines hochgelehrten Mannes, stets in anregend geistiger Gemeinschaft mit demselben gelebt hatte, bis ein anderes »Weib den ersten »Platz in seinem Hause und Herzen eingenommen lzatte, Da freilich war eS init einem Schlage anders geworden: von nun an hatte Dora Gelegenheit, die Schwere dcS Daseins, über die sie früher nur disputiert hatte, an sich selbst zu erfahre», .. In angeregter WesteFührten Dara und Hans daS Gespräch Weiler, sodah sich Olga vollständig überflüssig fühlte, sie Hörle Fragen aufwerfen und erörtern, über die sie noch niemals nachgedacht, Bücher und Schriftsteller zitieren, deren Namen ihr fremd waren, sie mutzte sich mit tiefer Beschämung gestehen, datz sie von der »Welt, in der die Beiden lebten, nicht das geringste verstand, Nitz sie hier vor einer verschlossenen Pforte stand, die noch niemand ihr zu öffnen versucht hatte. Auch ihr Bräutigam erschien ihr i» einem ganz anderen Lichte, noch nie halte sie ihn so reden hören, eine nie gesehene Begeisterung sprühte ans seinen dnnkle» »Augen, während er sprach. Und Dora war nicht weniger eifrig: dieser junge Mensch gefiel ihr doch noch viel besser als Walter Schmidt Aentzerüch gab er diesem an Schönheit nichts nach, und seine Bildung über ragte die des Freundes um ein Bedeutendes. (Fottsetzung folgt.) k8 ist eine keststetivndv V«t8»gtiv: eine große Auswahl herrlicher 'r'npdtvn, auch schon iu ganz billiger Preislage, bietet das IaMil-8i»kml-6e8Mt — vorjährige Tapeten billigst k. 8ekLäs L Ls., Wmsenhmlsstl'üsze 10, MN Ceutral-Theater. Fernsprecher I, 488. DM" DIustel Karte» a»r H»»»r>cl» sokoit. KZG WliMlie SmilWiW-AnKsIl. Hlii 866 j». 2. kt li6 älilioiüstl«; Wtilll-'M). lelesil»,«» 4int I, >r. 138S. Kleins 2win§6i'8t.i'U,886 8. Delepkon 4mt I, Xr. 82. van tvis iu Irvstvr ^A>88tr»ttu>»8l und o»vl> »iiilvrvii Ortvn Äv» Iu- «>u«1 2u I*nvi8vii. Lei vi»»trvtvn«I«;n Vo«?v8t1»1Ivii wollo mau sieb «N» vlrt rrn o'iuö tltzr oben verrigicbuote» ollvr uu dis Ileldsstello der imebstou HVoIiItrLiii'lspoIlLvI-InnpvIlLti«»» wende», dureb welebe die 8v8tvIIuuK ilvr ZkvLii'lL»- L««rlel»vi»1, »u erlogt Oie Edou vmn stüdtisobou Ilurstall-^mto und »kKvytvittpvIt. Mut ubxe- stempelte keebmiuxeu sind «ui'iLvlLLU^vvisSir. 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