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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050421023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905042102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905042102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-21
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
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Liese» Blatt «Kd de« Leser» von Dresden und UNge-un- am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeMn ««nIEds»«»»- »„»»ex d»I»«,«» «xx>MLlta«r Nulraaun, durch unlerr Sioien <»»«»»» uud »»«»<»«. an So»»- und Moniaaen nur einmal» »Mt »ovl..durchaudwärtiaetloin- inilslonSr» » Mt de«. » MI »o BI. Bei «inmaliaer ftulirllimu durch dl« Voil»Mr iodn««»lie0aeid>. im«u« Uvid mit «»llvrechendem Aulchlaae. S!,»druckallerArlllel u. Onainal- Mllleilungkn nur mit deutlicher LueUenanaade l.Dread. Nachr.'» tulallla Nachtrüallch« Lonorar- an'vrüche dlelben underückNchliat: »uwerlanate Manullrtvle werde» »ich» aulbewalm. »elearamm-Adrell«: «»chrichte» »r«»de«. GegvürrSeL 18SK Nevlag von Kiepsch K Reirlicrrdit^ Anreizen.tack. Ilnnatime von Anlundiaunaeu dis nuckmittaad 3 U!>! Tonn uns lleleiluas nur Marienltrake 3« von N dl« '/»lUdr. Die l waltlae Ärun^ ^cile ica « Lilven« so Pla . Au kliiidiuuiiaen aus derPrivalselle gelle Lb Pia.; die r walliae geile aus Ter, leite da Plu, als kinaelandt geile « Ps« In «ummee» »ach S»n«. und Arier««,en i lnaltiae ü>ru»d»cllc M Pi, , aui Privalleite <to Ps,. rivaliiac geile aus Lertieite und ala l!>»acia»dt so Pi,. Ausiväriuie Am - trage nur gegen PorauSdejatilun,. Belegbiätter werden mit w Pi,, berechn«. SernivreLanschluh: Amt l Sir. U. uud Ar. LVSOg gl» IHN Neueste Drahtberichtc. Hofnachrichten, Bäckerstieik, Geiichtsvcihaudlni'ge». Italienische Eisenbahiicrbcwcgung, -»»-»-» Tdtltgtl. Russ.-jap. Kcieg. Kainz-Gastspiel. Berliner Leben. Genickstarre. Vonätiu 2 Stück 50 l'kx. m allen Lpotkekell, vroxerien ullck karliuvarisn. Freiing, 2t. April 1SVS. Neueste Trahtmeldniige» voui LO. April. Znr Reise des Kaiservaares. Giardini. Die Prinzen Eitel Friedrich und Oskar und der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha, sowie der Militär oberpfarrer Goens kamen deute morgen an Bord der „Hoben» zollern". Ilm 81H Uhr nahmen das Kaiserpaar, die Prin zen, der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha und die Tomen und Herren des Gefolges und der Umgebungen das heilige Abendmahl, das Ooerpfarrcr Goens ausleilte. Rnssiscki-iavanischer Krieg. , Saigon. Das russische Geschwader befindet sich noch in der Kamranhbucht. Admiral Jongniöres hat alle Mahregeln getrosten, um die Neutralität Frankreichs sicher zu stellen. Hongkong. Der Gouverneur hat eine Bekanntmachung erlassen, die sich gegen die Ausfuhr von Kohle richtet, ausgenommen die von Bunkcrkohle, deren Ausfuhr der Geneh. migung des Hafenmeisters unterliegt. Zum Eisenbahner ausstand in Italien. Rom. Tie Morgenblätter stellen auch heute eine stetig fortschreitende Besserung im Eisenbahnverkehr fest Der Zugverkehr auf dem Bähnhofe in Rom ist bemerkenswert. Gestern reisten 2100 Personen nach Neapel und Florenz ab. Dortmund. lPriv.-Tel.j Die Grubenbesitzer im rhei- msch-westfälischen Kohlenrevier haben etwa 200 hervorragenden Agitatoren wegen ihres Verhaltens während des letzte» groben Streiks gekündigt bezw. sie entlassen. St. Wendel. Vor dem Bahnhofe Otttvciler stich en zwei Güterzüge zusammen. Vier Wagen wurden be schädigt. Perioncn sind nicht verletzt worden. Paris. Die gestrige Kainmcrdebattc lxtt die Anschauungen der Blätter über ine Politik De leas lös nicht geändert. Die Mehrzahl der Blätter, mit Ausnahme der als offiziös gelten den, sprechen sich über die Darlegungen Dclcassös abfällig aus. So schreibt Clemenceau in seiner „Aurore": Herrn Delcassä bleibt nach seiner mit allgemeinem Achselzucken ausaenoinmenen Erklärung nichts anderes übrig, als sein Amt niederzuleaen. Er würde sich auch genötigt aeiehen haben, dies zu tun, wenn nicht Rouvier es für seine Pflicht gel-altcti hätte, ihm eine brutale Verurteilung durch die Kammer zu ersparen; er muhte aber bei dieser Gelegenheit Delcassö Stöhe versetzen, wie ein Taucher, der einen Ertrinkenden rettet. Dank der Intervention Rouviers ist Delcassö noch offiziell Minister des Aeuhcrn. aber, wenn Rouvier am Ruder bleiben will, muh er sich unverzüglich einen Nachsvlger für Delcass« suchen. — „Gaulois" schreibt: Die gestrige Sitzung in der Kammer hat einen peinlichen Ein druck hinterlasjen. Delcaffv, der sehr scharf angegriffen wurde, hat sich schlecht verteidiat. Tie Pratestrnfe der Gegner, insbesondere das Schweigen der Freunde, haben ihm zu verstehen gegeben, dah er verurteilt ist. — „Eclair" sagt: Die gestrige Debatte beweist, dah das Ende Delcassss gekou men ist. Leider bildet das nur eine nebensächliche Genuntuung für die össeiftliche Meinung. — „Pelite Röpubliaue" schreibt: Tic Gegner Delcassss behaupten, dah er nur deshalb die Haltung einer Sphinx angenommen hat, weil er nichts zu Hagen wußte. — Iaurcs erklärt hingegen in der „Hnmanits : Die Dienste, die Delcasss in der Foschoda-Angelegenheit uud in der Annäherung Frankreichs an Italien und England geleistet hat, werden auch von den Gegnern nicht vergessen :nd verleihen ihm trok der jüngst von ihm begangenen schweren Fehler genug Autorität, um ohne Verringerung des nationalen Stolzes das zwischen der französischen und der deutschen Divlomatie entstandene Mih- Verständnis zu zerstören. — „Gil Blas" sagt: Rouvier — wir sagen ausdrücklich Rouvier — wird in dem von ihm in seiner Rede gekennzeichneten Geiste die Verhandlungen mit dem Grasen Bülow zu führen wissen. I e l i ss a w e t p ol. Infolge des Ausstandes der Eisen- bahiiasigeslelllen wurde der Eisenbahnbetrieb ein gestellt. Seit vier Tagen ist die Stadt ohne Post. Ter Gouverneur stellte amtlich fest, dah der Ausstand einen rein wirtschaftlichen EKnrakter trägt. Albanh. Ter Gouverneur des Staates Newnork hat das Aktien Umsatz st cuergesetz unterzeichnet, das bereits von der gesetzgebenden Körperschaft angenommen worden ist. Durch das Gesetz, welches am 6. Juni ini Staate Newport in Kraft treten soll, wird eine Steuer von 2 EenlS aus je 100 Dollars Nominal-Aktie festgesetzt. OerMches und Liichsischcs. Dresden. 20 Avril. —* Sc. Majestät der K ö » ig wohnte am hcnlrgen Grün donnerstage von vormittags 10 Uhr ab der» Gottesdienst irr der kacholischen Hoskirche bei und nahm nach dem .Hochamte mit Ihrer König!. Hoheit Prinzessin Mathilde an der Prozession teil. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe, deren Be finden fortdauernd ein sehr gutes ist, verlädt heute Äournemouth und trifft nachmittags 4 Uhr wieder in London ein, wo sie bis nächsten Sonnabend verbleibt. An diesem Tage begibt sie sich noch auf zwei Tage nach Brüssel zur Frau Gräfin von Flandern. Montag nachmittag 5 Uhr 10 Minuten erfolgt sodann die Rück- reise von Brüssel nach Dresden, wo die Ankunft nächsten Tiens- tag vormittag 11 Uhr 19 Min. aut dem Hauptbahn höre erfolgt Die Königin wird dann die Königl. Billa in Strehlen beziehen —* Am Abend des 24. Mai wird Sc. Majestät derKönig vom Balkone des Rathauses aus eine Huldigung der Dresdner Bürgerschaft cntgegennehnicn. Tie Huldi gung wird mit einer Serenade eröffnet werden, die von den Dresdner Sängerbünden und einer Vereinigung hiesiger Chor- gcsangvcreine dargebracht werden wird. Herr Stadtverordneten- Vorsteher I-rrslizrat Tr. Stöckel wird eine Ansprache an den König rickrten. Ten Schluß der Huldigung wird ein Lampion- und Fackelzng bilden. —* Für den Besuch Sr. Mwestät des Königs ln Zittau, der Ende Mai bevv.steht, ist das Programm in seinen Einzelheiten festgestellt worden. Darnach trifft der König nachmittags 5 Uhr mit Extmzirg in Zittau ein. Auf der» Bahnhöfe ist großer Empfang vorgesehen, während vor dem Bahnhofsgebäude eine Ehrenkompggirie des Jnfantcrie-Regimcnts Ausstellung nimmt. Die Fahrt gebt zunächst bis zrinr Marktplatz, wo der König die dort ausgestellten Militär- und Kriegeweieine besichtigt. Im Rcitharrse wird der königliche Gast von de» Mitglieder» der städti schen Kollegien empfangen, während eine der Ehreninngfraucn den König unter Uebcrreichnng eines Blumenstraußes mit einer voetischcn Ansprache begrüßt. Bei dem offizielle» Empßrngc im Nathguse erfolgt nach der BearnszungSansprachc des Herrn Ober bürgermeisters Oertel die Vorstellung der Abordnungen verschie dener Vereine und Korporationen, Nachdem dann der König im Hotel „Reichsliof" kurze Rast gehalten, begibt er sich um '/ 7 Uhr abends zu Wagen nach Opbin, wo in, „Bergrcstanrant" für den König und seine nähere Umgebung ei» Souper von 20 Gedecke» stattsindct, während für die übrigen Gäste ein kaltes Büfett ausge stellt ist. Der GcseNjchastsplatz ans dem Opbin bleibt für das übrige Publikum gesperrt. Nach Eintritt der Dunkelheit findet Ruincnbeleuchtung und ein von den Mitgliedern des Zittaner Lehrcrgesciiigvereins ausgeführter Mönchszug statt. Die Rückfahrt von Opbin nach Zittau rst für '/ IO Uhr abends vorgesehen. Der König^wird im Hotel „Rcichsbos" gbsleigcn, wo dem Monacchen eine Serenade von Gemngvereinen dargebracht wird. Am anderen Morgen 8 Uhr wird der König das Johannen», besuche», in dessen Aula der Rektor des Gpmnasinms, Herr Professor Dr, Secligcr, die Begrüßungsansprache hält. Hieran schließt sich der Besuch der Amtshauptmannschaft, die Besichtigung der Garnison, ferner der Besuch der Fabriken von F, A, Bernhardt und E, F. Kvnitzer, sowie der Höheren Webschnl". Nach kurzer Rast im Hotel „Reichshof" begibt sich der König nach dem Bürgeriaale im Rat- Hanse, wo ein von dem königliche» Gast gegebenes Frühstück statt findet. Nach 1 Uhr fährt der König nach Reichenau weiter, — König Friedrich August wird bereits vorher, am zweiten Oster- seiertag abends in Zittau eintrefsen, um am anderen Morgen der Auerhahiliaad im Wattersdorfer Revier obzuliegcn. Dieser Besuch ist jedoch nicht offiziell, —* Herr Lvelbürgermeister Beutler begibt sich von, 22, d, M. bis 18, n, M, ans Urlaub und zwar nach Karlsbad, —* Am Schlüsse des Schuljahres kand in der 9. Bürger schule an der Ssibermannstrahe die Einweisung des neuen Direktors der Anstalt, Herrn Emil Thürmer. statt, die durch Herrn,Tchulral Dr, Prietzcl, die Herren Stadt- rat Fischer und Stadlschulrat Professor Tr, Lyon in Gcaenwart zahlreicher Ehrengäste vollzogen wurde, Herr Schulrat Dr. Prickel erinnerte an die großen Verdienste des bisherigen Direktors, Herrn Schindler, und wies in beredten und herzlichen Worten den neuen Leiter der Schule aus die Pflichten seines Amtes hin, zu dem das Vertrauen der Behörde ihn berufen habe, indem cs ihm nun schon das dritte Direktorat anvcrtraue. In seiner Antrittsrede betonte Herr Direktor Thürmer die Pflichten, die ihm acaenüber Behörden, Eltern und Lehrern er wüchsen, und kemizcichiicte die Vorteile, die ein aroher Schul körper inbezng aus Verteilung der Lehrkräfte und auf Gliede rung der Schulklassen biete. Er fahle das Ziel der Erziehung m dem Schillerschen Worte zusammen: „Keiner sei gleich den: anderen, doch gleich sei jeder dem Höchsten. Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich." — Gesang der Versammlung und des 'Schulchors unter Leitung des Herrn Bernhard Schneider mnrah'"te die Feier, . —* Ter Lebrcr Friedrich Wilhelm Kali r an der 8, Bürger schule stiert Ostern sein lOjähriacs AmtsiiMällin. Von diesen 10 Jahren stilier segensreichen Amtszeit wirkte er 38 Jahre an Dresdner Volksschulen, Außerdem ist er seit Jahren Leiter der Fortbildungsschule des Fortbildungsvcrcins, —* Mit einer erhebenden Feier schloß die 3, Bezirks- schnle das Schuljahr: sie galt in erster Linie dem Senior der Dresdner Lehrerschaft Herrn Heinrich Schröder. Er nahm nach Schluß des Unterrichts von der Schule Abschied, nachdem es ibm vergönnt war, irr geistiger und körperlicher Irische ein halbes Jahrhundert reich gesegneter Amtstätigkeit zu ersiillcn. Weiter galt die festliche Veranstaltung Frl. Jenny Seifert und Herrn LouisVcit, deren Bjähriges AmtsjubilSum begangen wurde, —* Rach Schluß des Unterrichts vereinigte sich gestern das Kollegium der 2, Bezirks sch ule zu einer erhebenden Feier Herr Oberlehrer B üchnc r konnte an diesem Tage auf eine lOjäbrige, rcichgesegncte Lehrtätigkeit an der 2, Bezirksschule^urück- blickcn, Frl. M oses aber auf eine 25jährige, Frl, de werra trat an diesem Tage nach einer mehr wie 30jährigen Wirksam keit in den wohlverdienten Ruhestand, ebenso Herr Lehrer Her mann Schütze, der, durch schwere Krankheit gezwungen, bereits mit 28 Jahren sein Amt aufgebcn mußte. Alle vier Mii arbeilcr ehrte das Kollegium durch simrige Gaben treuer Liebe und Anhänglichkeit, —* Znm Bäckcrstreik. EZ läßt sich bereits jetzt nicht mehr verkennen, daß der Streik für die Gesellen verloren ist. In der verflossenen Nacht sind zwar noch verschiedene Ar beitscinstcllungen erfolgt, immerhin übersteigt die Zahl aller Streikenden keinesfalls die 400, Alle frcigcwordcnen Stellen sind auch bereits wieder voll besetzt: die Jnnrmg hat sich sogar vera» laßt gesehen, nach Berlin zu depeschieren, das; die Absendung wer terer arbeitswilliger Gesellen nach hier nnterbleiben solle, da kein Bedarf mehr vorliege. Die Tatsache, daß der Streik verloren ist. läßt sich auch ans den Veröffentlichungen des Streikkomitees enl nehmen. In dessen Listen hatten sich bis gestern nur reichlich 300 Gesellen einzeichnen lassen, das ist ungefähr der vierte Teil der Dresdner Geselle». Da nun hier ständig zwischen 150 bis 200 Gesellen ohne Arbeit sind, die jetzt in den Reihen der Strci kendcn anfgezählt sind, so ersieht man, welch' geringen Umfang die ganze Bewegung angenommen hat. In der Lieferung der Backwaren, so rn der des Frühstücksgebäcks, ist ja auch nur ganz vereinzelt eine Unterbrechung eiiMtretcn. Von irgend welchen Vorfällen ungesetzlicher Art auf Seiten der Streikenden ist, wie wir hören, nrchts zu melde», obwohl z. B. aus den Bahnhöfen beide Parteien sehr stark vertreten waren, »m ankommcnde Ge selten für sich zu erlangen. — Heute abend finden aus Anlaß des Kunst und Wissenschaft. Im Rcsidenztheater verabschiedete sich gestern abend vor überpollem Hause Herr Joses Kainz als Leon rn Grillparzers Lustjpiel „Weh' d e m, d e r l ü g t!" vom Dresdner Publikum. Man mühte glauben, der Abschied wäre dem Künstler schwer geworden angesichts der herzlichen und begeisterten Ovationen, die ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit dargebracht wurden und denen in Gestatt eines großen Lorbeerkranzes und einer Anzahl Blumenspenden noch besonders Ausdruck verliehen wurde. Nachdem am Schlüsse der Vorhang gefallen, wurde der Künstler immer und immer wieder gerufen, und selbst der Eiserne vermochte das Verlangen, den Gast noch einmal zu sehen, nicht ,u dämpfen, so dah die Tür im Vorhang sich immer auss neue öffnen mußte, bis endlich Herr Direktor Witt er- schien und durch eine Bewegung des Bedauerns kundgab, dah der Künstler den Heroorrufcn mcht mehr Folge zu leisten ver möge. s* Das Ensemble-Ga st spiel des Dresdner H o s t h e a t e r s am Stadttheatcr zu D ü s s e l d o r f hat gestern abend mit außerordentlichem Erfolge begonnen. Man gab unter Lewingers Regie „Her ödes und Mariamne" von Hebbel, das stürmischen Beifall weckte. Wiecke bot als Hcrodes, Klara Calbach als Mariamne Leistungen packender Grübe. Vom Düsseldorfer Ensemble gliederten sich Sofie Heumann als Salome, Helga Bally als Aexandva, Toni Zimmerer als Titus vorzüglich an. Die Dresdner spielen noch „Iphigenie" und „Gvaes und sein Ring". 7 Zu dem Konzert des Julius Otto-BundeS im Städtischen Ausstellungspalaste schreibt uns ein hervorragender Fachmann: „Die Wahl des AusstellungSgebäudeS für das Konzert sollte gewissermaßen ein Versuch sein. Viel leicht tragen die mit vollem Rechte besprochenen Mängel der Akustik dieses herrlichen Äiesenraumes dazu bei, endlich null der Frage ernstlich näher zu treten, aus welche Weise dieselben erfolgreich abzustellen sein dürften. War eS doch mit der berühmten „Philharmonie" in Berlin nicht viel ander-, welch« bekanntermohen wegen ihrer schlechten Akustik anfangs ebenso untauglich erschien und jetzt nach erfolgtem Umbaue unter Heranzieyung eines auf diesem Gebiete tüchtigen und erprobten Baumeisters als ein geradezu akustisch musterhafter Saal gilt. Alle gröberen Städte besitzen einen dergleichen großen »Laal für Monsterausführungen, wie z. B. Leipzig mit der Albert- balle l2600 Personen fassend), Köln mit dem Gürzenich-Saale >3000 Personen), Stuttgart mit der Festhalle des Liederkranzes, dabei alle mit einer Orgel versehen, sowie Hannover mit dem Tivoli l3500 Personen). Welche überaus willkommene Ab wechslung würde dadurch in unsere Winterkonzertc gebracht wer den, wenn neben den unzähligen Aufführungen kleineren und kleinsten Stils auch die MöMichkeit wirklich großer Musik aufführungen geboten wäre, sowohl instrumentaler, wie vokaler Art! Wir besitzen in Dresden N'^t weniger als zehn Militärkapellen, außer ihnen die Gewerbehauskapelle und den Allgemeinen Musikerverein (die Königl. Musikalische Kapelle kann hierbei nicht mit in Betracht kommen), welche alle zu Mitwirkungen zu haben sind. Alsdann bestehen hier drei Sängerbünde Mannerchöre) mit, weit über 3000 Säns.ern, und zahlreiche Vereinigungen gemischter Chöre. Was könnte mit diesen Mitteln in einem gut akustisch ^gestalteten Raume, wie jener des Ausstellungsaebäudes, durch Massenausführun- gen geboten werden! Welche Anziehungskraft würden solche Dar bietungen aus die Provinz üben, was auch wiederum auf andere Weise der Stadt Dresden und den Eisenbahnen zu gute kom men würde! Es wäre in der Tat höchst bedauerlich, wenn dieser mächtige schöne Ausstellungssaal die weiteren Winter, wo doch Ausstellungen nicht stattfinden, lediglich seiner gegenwärtigen musikalischen Unbrauchbarkeit wegen so brachliegen müßte." — Wir fügen hinzu: Auch die Beleuchtung des großen Saales ist vollständig ungenügend. Berliner Leven. L. Berlin, IS. April. „Ganz Berlin", wie man noch dem Vorbilde „Tont ?ari»" zu jagen pflegt, muß mindestens alle sechs Wochen während der „Saison" seine besondere „Sensation" haben. Unter „Ganz Berlin" versteht man jene sehr gemischte Gesellschaft, die man überall antrifst, wo etwas los ist, und die unter allen Umständen überall dabei sein muß. Bei allen Erstaufführungen in den Theatern, bei Wettrennen, bei Korsofahrten, bei der Eröffnung eines neuen Museums, irgend einer Ausstellung, bei den nächtlichen Vorstellungen eines Kabarets oder bei der Bcerdiguirg einer Berühmtheit. Wie die Sensation beschaffen ist, was sie sür Geist oder Gemüt bietet, ist völlig gleichgültig. Die Hauptsache ist, daß mindestens 48 Stunden lang „aan, Berlin" davon spricht und man versichern kann, daß man auch dabei gewesen sei. Man läuft mit der gleichen Begeisterung und demselben Eifer zum „klugen Hans", wie zur Barfuß- tänzerin Tuncan, zur Schriftstellerin und Philcpoplsin Elle» Ke», wie zur Traumtänzerin Madelaine, zum Gastspiel von Josef Kainz, wie zu den Ringkämpfen im Zirkus, zur Bei setzung Adolf Menzels, wie znr Erstaufführung der ^neuesten Pariser Zote im Residenz- oder Trianon-Theatcr. Sensation um jeden Preis und — man muß dabei gewesen sein! Das ist die Hauptsache. Alles andere ist gleichgültig. Es kann sich ereignen, daß mancher dieser Sensationsjäger nach wenigen Wochen schon keine Ahnung mehr von der Art des Götzen hat, den er vor kurzem erst angcbelet hat, und alles mit einander verwechselt; die Dnncan für eine Philosophin, Ellen Key sür eine Tänzerin und irgend einen berühmten Ring kämpfer für einen kühnen Polarforscher hält. Aber darauf kommt nichts an. Man muß dabei gewesen sein und der Tagesgröße zugrjubclt haben. Dann fühlt man sich zur geistigen Auswahl von „Ganz Berlin" zugehörig und darf überall mit sprechen. Man zählt dann eben zu de» wahrhaft Gebildeten, wenn man in Wahrheit auch noch jo lies in der Unkultur und im Banausentum stecken mag. Augenblicklich schwärmt „Ganz Berlin" wieder einmal für eine Berühmtheit, die man gesehen, gehört und anoejubelt staden muß. Zur Abwechslung ist es ein Gelehrter, der sich aus diesen lauten Jahrmarkt des Lebens begeben hat und sich für ein Eintrittsgeld von 4, 3 und 2 Mark anstaunen und feiern läßt. Ernst Häckel, der Jenenser Professor, der Verfasser der „Natürlichen Schöpsnngsaescknchten" und der „Welträtsel" hat sich von einem gcschättsknndipcn Unternehmer breitschlageu lassen, hat seine Gclehrtenklause verlassen und gibt auf dem Konzertpodium Auszüge aus seinen Werken zum Besten. Wem
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