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Dresdner Nachrichten : 29.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-11
- Tag 1873-11-29
-
Monat
1873-11
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.11.1873
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Mnrlam festzusteVrn Berlin, wo « — Mn 1 ab« Tisch sehen zu künnm, hat seine in der Pimaischen Vorstadt hasten Eltern vor einigen Tagen verlassen, entweder au« vor Strafe wegen heimlicher Aneigung den« den Eltern gehöriger Wäsch und Kleidungsstücke, öder auch um den Erlö« aus diesen Sachen ungenirt vergrasten zu können. Nachdem der ungerathene Bursche damit fertig geworden ist, hat er sich, wie uns weit« «zählt wird, in ein« der letztvergangencn Nächte wieder in das von seinen Eltern bewohnte Grundstück ein geschlichen. den großen Kettenhund derselben losgemacht, mit fortge- führt und am andern Tage an einen Hundehändler verkauft, um sich neue Mittel zur Fortsetzung seines liederlichen Lebens zu ver schaffen. Hoffentlich macht die Polizei seinen schlechten Streichen recht bald ein wohlverdientes Ende. — Vergangene Nacht ist der Ziegeldecker Müll« — dessen Verunglückung durch einen Sturz von einem Neubau auf der Echul- gutstraße wir kürzlich mittheilten — im hiesigen Stadtkrankenhaüse verstorben. Ihre Majestät die Königin hat am Krankenbette des armen Mannes verweilt und längere Zeit mit ihm über seine Fa milienangelegenheiten gesprochen, auch der Frau eine Unterstützung zukommen lassen. — Aul der Tagesordnung der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung der Dresdner Bank, zu welcher sich 67 Actionärc mst 22,887 JnterimSschcinkn und gleichviel Stim men cingesunden batten, stand die materiell bclangrelche Bc- rathung über Herabsetzung deö Actieneapitalö von ü auf :r,s Mil lionen Thai«. Der Vorsitzende, Baro» Felix von KaSkel, moti- virle den i» Uebcreinslimmung mit einer grossen Anzahl von Actionären eingekrachtcn Antrag durch den plötzlich eingelretenen intensiven und zur Zeit andauernden Umschwung in den Gcid- verl-ältnissev, welcher die Beschränkung dco Geschältes rätblich erscheinen lasse. Müsse man auch zunächst ans selbstständige Ver tretungen von den Hauptbörsciiplatzen verzichten, so werde man aiStann die Factorcn der Prosperität der Bank doch immer die einflußreichen Beziehungen nach Austen, edenso die Pflege deS sich in erfreulicher Weise hebenden inländischen Verkehres zu betrachten haben. Die Lage der Bank sei seit dem im August veröffentlichten Berichte nicht wesentlich verändert. Trotz der zahlreichen Verbindungen im Contocoirentvcr- kehr sei man von weiteren Verlusten verschont gcdliebc», nur beim Lombard- und Tasclvcrkchr seien einige zwcitcihalte Forderungen von wenigen Tausend Thalcrn entstanden. Der Effectenvcstand bade selbstverständlich in Folge der sorlwährcnd gewichenen Couese nicht heradgenündcrt werden können, doch sei bis zu wieder erwachendem Vertrauen anä' aus Abnahme der aus dein sächsische» Markte von jeher beliebten Eiseiibahnprioritatcu bestimmt zw rechnen. Die geiammte Ausdehnung der Verbind lichkeiten und Engagements der Bank siehe der beantragten Ca- vitalrcdnetion i» keiner Welse entgegen. Dieselbe wurde den» anä' einstimmig und ohne Debatte veichlossc», die damit zusam menhängende 'Abänderung der Z>8. ."> und 6 der Statuten nach einer, von clncm Actionar Cohn höchst überflüssige» Weise an-« gelegten Debatte genehmigt und zuletzt der Aufsichtöratb in bis heriger Z'.'.sammcmexung wieder gewählt. — In der diesjährige», nur schwach besuchten ordentlichen Generalversammlung der Dresdner Pavicriabrjk stellte! der Vorsikendc, HandelSkammerpräsitent Nülkc, ans Grund tee! in den ersten nun Monaten deö laincndcn Geschästc-ialnes erziel ten günstigen Ergebnisse und unter Voraussetzung glcichbicibcndcr Verhältnisse eine zuiciccensteUende Reiftabilität lür das neue Ge- schäitsjahr i» Aussicht. Unberührt von den allgemeinen ungün- stigc» Verhältnissen habe die Fabrik gegenüber der in den letzten Jahren entstandenen Eoncurrenz nur gute und feine Waare ebne Prcisermäfflgnng geliefert. Siach Vortrag des Jnstifications- schcinö ertolgte die Ergänzungswabl des Adv. O. Damm in Vcn Ausschuss. — M ü g c l n, den 28. Novbr. Gestern sank zu Ehren des nach Zschaltz bei Döbeln von hier als Pfarrer bcrnfenrn, durch seine lllcracüchc Tbätigkcit sowohl alS seine Predigten auch in weiteren Kreisen dekaimkcn, allgemein beliebten und geachteten Pastor Leonbardi eine vor deiiiKirchcuvvrstanpr und demStadt- ralbc veranstaltete AbsclückStcicr, an der sich auch die Klrcheinii- spcction bcthciligke, initcr großer Tbeilnabme statt. Dieselbe gab deutlich Zeugnis« von der grosten Liebe und Verehrung, die der scheidende Plärrer sowohl ln der Stadt Mügeln alö in den cin- gevtarrten Ortschaften genießt, nnd wurde, demselben von dein Kicchenvorstande »vübreiid der Tatet unter herzlichem Tanke sür seine treue Wirksamkeit ein schöner Chronometer zu das ihm bi« stetS bewalut werden wird, überreicht. L , , Pferdebahnwagcn auf dem AiigustuSplatz an der Ecke der Johannis zasse ein ftjährigeS Mädchen, welches mit einem älteren Kinde knapp an den Pferden vorbei wollte, derartig überfahren, bezichendlich von einem Pferde getreten wordm, daß es sofort starb. Das eine Wagenbad war ibm quer über den Kopf gegangen. Der bedauerns wertste Vater soll der am Thonbergc wohnhafte Bürstenmacher Petzcld sein. — In Reudnitz bei Leipzig haben am Dienstag Abend erz- aebirgische und böhmische Spielwaarcnhändler einen ihrer Genossen absichtlich und zu ihrem Ergötzen durch übertriebenes Traktircn mit geistigen Getränken berauscht gemacht, bis er sinnlos geworden, in diesem Zustand aber ihn in einen Stall gelegt, woselbst sie über nachten wollten. Am nächsten Morgen war der Trunkenbold eine Leiche. örterungm eingeleitet worden — Am 26. d. feierte der Ortsrichter Lehmann in Cun nersdorf sein ftOjährigeS Ortsrichter - Jubiläum. 1870 feierte derselbe bereits sein 50jährigcs Dienstjubiläum als Localsteuerein nehmer. Damals erhielt er vom k. Ministerium die zum Verdienst orden gehörige Medaille und diesmal eine Ehrengratification von 30 Thalcrn. — Seit Sonntag Mittag sind auf dem Rittergute Windisch leuba bei Altenburg drei der schönsten Ochsen und vierzehn Stück ausgezeichnete Milchkühe gefallen und steht das Zugrnndegehcn ver schieden« anderer Stücke noch in Aussicht. Zwei Thierärzte sind in unausgesetzter Thätigkeit. Die Thiere schwellen auf und beim Verengen geht Rauch und massenhafter Schleim aus dem Maule. Man hört vielfach die Annahme aussprechen, die zum Ausbruch ge kommene Seuche dürfte die gefürchtete Rinderpest sein. — Verlautbarungen im Handelsregister. Ein getragen die Firmen: Croevcr und Bunge; Inhaber die Herren Friedrich Otto Crocbcr und Franz Bunge, beide Kaufleute hier. Gebrüder Seck; Inhaber die Herren Christian und Carl Seck, beide Kaufleute hier. Müller und Hömc; Inhaber die Herren Carl August Müller und Emil Richard Home, beide Feder- schmücker hier. Erloschen die Firma: Ferdinand Willing. - Oessentlick, e Gcrichts, Itzung am 27. November. Der Arbeiter in der Iortan'schcn Cbocoladeniabrik, Mar Friebr. Blohwitz aus Freiberg, batte angeblich einein seiner Mitarbeiter eine Ubr gestohlen. Er hatte sie, auch angeblich, in dein Stampf werke verborgen, wo der Stundenzeiger denn auch gefunden wurde. Der angebliche Dieb, obgleich er beharrlich leugnete) wurde zu tz Wochen Gesängnist verurtheilt, was heute trotz der kräftigen Vertretung deS Adv. Or. Kunath gemäß des staarSan- waitfchaftlichen Antrags (Or. Hartman») bestätigt wurde. — Herr Adv. Richard Schanz hatte beute eine Frau Amalie Oclstner zu vertheidiaen und beantragte im Interesse der zu einer kleinen Geldstrafe Verurtbeikten ist Thlr.) die auch genehmigte Verta gung der Verhandlung. Die Sache an sich selbst betrat folgen den Fall: Sin gut« Freund des Manne- der Oelßner, welel auf d«n Namen Biesoldt hört, batte dessen junger, neuvermähl «aeylwn aus Wutb. daß u lvelb»«) Derselbe wurde schon seit einig« Zeit, von «, vermißtZ Jahre alt« Bursche, seines Zeichens Schreib«, noch im Besitze der Wohlthat, seine Füße unt« den elt erlichen i wohn Ittrcht und Veräußerung »crfchie > KleidungSstticke, öder auck verMndel hatte? geäußert: «Ja, ihr Mann, der hat die Frl Merbitz («i ... r die Kneipe M-A krtunbiich auinimm». versteht Nä> von selbst, grau , ihrer ehemaligen Frciwdia (Merbitz) auio Cvllct. wirst ihr d . von Biesoldt (rrzäUte vor und bcdicttte sich bet bicscrGelegenhctt deö AuSdruckt: «dhemaiwtz-..." Deshalb erioigteKlage selten- der Merbitz. Vcnwtbrllung in erster Instanz der Oelßner zu .1 Thlr.. Einspruch der Letzteren und Vertagung der Vcrpaiidsnng beding Anstellung neu« Erörterungen. — Die Verhandlung gegen Jacob Carl Dietzc wegen Bedrohung fiel anö- — Angekündigtc Gcrtcl, tvverhandlungen: Heute den 20. November Vormittags Uhr Hauptvcrhaiiklniig wider den Kansmann Friedrich Otto Zeisig auS FrcibergSdorf ivegcn versuchte» Betrugs nnd Nrknndensälschnng. o Uhr Cin- spruckchverhandiung in Prlvatklagsache» zwlsck,en Henriette ver ehelichte Hotmann nnd Ge», und Minna Wilbclintne verehelichte Kiesel u. Gen. i» Wackwitz. 10 Uhr in Prlvatklagsache» Carl Gottlob Eisold s in Fischbach wider Heinrich Eduard Ebcrt hier. 10', Uhr wider Friedrich Hermann Mißbach aus HerzogSwalte wegen Diebstahl. >1 Uhr wider den Steinbrecher Carl Friedrich Bernhardt in Söbrigen wegen Bestechung. — Witterungs-Beobachtung am 28. November, AbdS. 511. Barometerstand nach Otto L Bvsolt hier: 27 Paris. Zoll 8 L. (seit gestern gestiegen L.). — Thermometer nach Rcanmur: 7 Grad über Null. — Die Schloßthurmiahnc zeigte Nordwest- Wlnd. — Himmel bedeckt. — C'lbhölie ln Dresden, 28. November. Mittags: 1° 20"oder 1 Met. N Cent, »nt« 0. — Bndwciö: —8" unter 0. — Prag —' 4" iintcr o. — Kolli»: 10" unter 0.— Leitmeritz: —' 2" unter 0. — Melnick: —' 2" unter o. TageSsiksckiichte. Deutsches Reich. Nach einem Telegramme anö Nieuwc- diey ist dcrDainvtcr des norddeutschen Llovd„KönigWilhelm I." (in Rückfahrt von Westindien) ain 26. Abend in der Nähe deS dortigen Lciichttburmeö gestrandet. ZwciSchlcvvdamvier waren die ganze Nacht hindurch dcschäitigt, das Schiff avzuhringcn; biö zuin 27. früh '.»Uhr «raren diele Bemühungen lcdoch ohne Erfolg. Frankreich. DaS neue Ministerium ist, wie die „Agence HaVaS" ivisseu «rill, entschlossen, vor 'Allem dem Beschlüsse der Nationalversammlung über die Verlängerung der Gewattc» deö MarschaUvräsitcntc» bei alle» Parteien ohne Unterschied die ge bührende Achtung zu vcrschgffci«. DaS sei auch der Grund, wes halb die seitherigen Minister de la Bouillcrie undCrnoul, btc der äußersten Rechten angehörc», auö den. Eabinette auöschickcn. Sille verschictencii conjervativen Gruvvc» mit alleiniger Auönahmc der äußerste» Rechten, die einen lebhaften Groll an tcn Tag lege, seien von der Zusammensetzung deö neuen Ministeriums sehr be friedigt. Belgien. Die Dcvutlrieukam»«« hat den Gesetzentwurf an genommen, durch den die Negierung ermächtigt wird, die 'Aus vrägung von FünftraiieSskttckcii cinznschränkc» oder ganz elnzu- slcllc». Italien. Ein Reisender, der von Caprera zurückaekehrt ist, bringt kirccte Nachrichten von General Garibaldi, deift» Gesund heit in der letzten Zelt leidlich war, bis aui die rheumatischen Schmerzen, um derentwillen er sich wieder der Krücken bedienen muß. Er geht alle Morgen gegen O UHr ans, und macht, so gut cb gebt, einen Spaziergang durch seinen Garten, kann aber zieht er sich inS Hanö zurück »nd verläßt cS nicht mehr biö zum andern Morgen, und dringt die meiste Zcit liegend zu. Amerika. Die Jagd der stgnischcn Fregatte „Tornado" an« den norkamcrikanischcn „Virginlns" beschreibt ein Correipon- tent des „Hcrald" recht lebbtift. DaS Rcbcllcnschiff erkannte zu erst den Feind nicht und dampfte ruhig weiter, wurde daun aber, näher gckennne», der grtährlichcn Nachbarschaft gewahr, machte Kebrl und eilte» was es konnte, aui Jamaica loS. Allein seine Kohlen wurdcn knapv- In der Not» wurde mit Speck. Fett, Petroleum nnd anderen brennbaren Stoffen geheizt und daö Schiff durch Ueberbordwerfeii von Pferden, Geschützen, Waffe» »nd anderen schweren Gegenständen crieichtkrt. Es half Alles nichts; der „Tornado" kam heran, und nun erst gab der „Vir- glniuS", der fortwährend die amerikanische Flagge trug, ans sei nen Vcrsoigcr einige Schüsse ab. Der Jubel ob der Gefangen nahme war in Cuba groß. Dem Gencraleavitäu in der Havanna wurde eine Serenade gebracht und den Hiiirichttmgcii in San tiago wohnte eine unzählbare Menschenmenge bei. Feaillelon. 's Königliches Hoftheater, Altstadt. Die,am 27. statt gehabte erste Darstellung der „Mignon" von A. Thomas ver zinn Andenken,! dankt ihren sehr günstigen Erfolg der vorzüglichen Ausführung. ^ ^ ^, .. . ,,. t-, . Fräul. Clcmentine Proska ist eine überaus liebsiche Philiize, — ..m Nachmittag deö 2<.d«es. ist in -eipzig von einem ^^e mil weit mehr Gewandtheit und Piianterie, als inan einer so jungen Anfailgerin Zutrauen dürfte und hielt nicht minder den vollendetsten Anstand ausrecht in den nicht öhne Lascivitgt gezeich neten Versühningssituationcn. Ihr Gesgng ab« lqßt vollends nur das freudigste Lob ,u. Fräul. Proska ist auf dem besten Wege, eine ganz hervorragende Coloratursängerin zu werden und hat gestern mit Recht nach dem Bortrag der Polonaise (2. Act) stürmischen Bei fall gefunden. Jede Note kam liar, zierlich und mühelos heraus und vom a bis a ist «n ihrem Register nirgends der kleinstcSprung bemerk bar. Die staccirten Octaven im zweiten Finale können, so schwierig sie im schnellen Tempo sind, nicht reiner gedacht werden. In Summa ist die Philine des jungen Fräuleins eine glänzende Leistung. — Frl. Mal ten hatte die schwermüthigere Mignon inne. Jene ergreifen- ^ .., , . ^ ^ den Melodien, die der deutsche Musikverstand bei Mignon vorauS- traungen ?vall sind bezügliche behördliche Er- ^ möchte, fehlen in der Partitur. Es sind meist kürzere Mo tive, angedeutete Stimmungen, nirgend ein Ucberströmen der Ton- cmpsindung vorhanden. Selbst das Lied: „Kennst Du das Land", ist dürftig komponirt. Aber der Zauber von Frl. Mallen S Stimme verlieh auch den kürzesten Gefühlsmomeflten eine gewisse Tiefe, eilte weiche Herzlichkeit, durch welche verschönt sich die Partie auf einer entsprechenden Temperaturhöhe erhält. Im Duett mit dem Harfner (Nr. 13) erreichte die Wirkung dieser wundervollen Stimme ihre Höhe. Auch gelang die klagende Rccitation (Nr. 3-: „Wer ivciß, morgen sind wir wohl weit", eine im Ton gehaltene poetische Rede zu melodramatischer Musik, Frl. Malten vorzüglich. Durch die Psalmodirung im Sinne des hebräischen Ritus erreichte hi^r der Autor einen eigenthümlich schönen Effect. Auch das Schwalbenlied (zu Beginn der Nr. 4) sang Frl. Malten vollendet zart. Zum Dia log verneth sic mehr als Frl. Prost - Talent, freilich ohne zunächst völlig damit zu genügen. Aber . . prochcnes Wort spricht zum Herzen. — Herr v. Witt hatte den Wilhelm Meister inne. Es ist ein Eompliment für den Darsteller, wenn man versichert, daß er nichts von einem Don Juan an sich habe. Aber auch die sonstigen von Göthe markirten Eigenheiten (z. B. daß Wilhelm Meister im Gegensatz zu allen Anderen nicht gepudert geht) ließen, wie über haupt die Ueberlegenheit der Erscheinung, zu wünschen, v. Witt spielte hastig nnd eckig, ohne die tiefempfundene Gefühlsbasis, ohne die anziehende Genialität dieser Figur. Zu Mignon bricht die Gluth des Herzens nicht genügsam durch. In Haltung und Stel lung wird sich das bessern bei Wiederholungen. Was aber bei Herrn v. Witt sehr erfreute, war die musikalisch-feine Gesangs- ausführung. An Biegung der Stimme und gefälligen Nüancen ist der Sänger weit fortgeschritten und seitt Vortrag des Schlum merliedes (Romanze Nr. 17) darf musterhaft, vollendet genannt werden. Strebe Herr v. Witt, dm wir als eine Stütze unserer Bühne betrachten, durch Rückhaltung des zu bewegten Mimenspiels und lächelnd« Unruhe, dm Zuschau« an eine innerlich hervor ragendere Natur Wilhelm Meisters glauben zu machen. ich« Men mit Ihm (B.) > Den Harfner sang mit schön« Stimme Herr Kühler. Zu einem höheren Interesse bietet die lamentable Rolle keinen Anlaß. Herr Decar li gab dm Zigeunerhäuptlina Jarno recht gut. Drol- ng war Herr Hagen als Friedrich. In Herrn Eichberger fand LserteS einen gewandten Vertreter. Nicht genannt auf dem Zettel, ab« trefflich in Maske und Spiel war Herr Spieß alö Souffleur. Die EHÜre haben in Mignon viel undankbare Schwierigkeiten zu verwinocn und nur eine eclatante Effectnummer: ein Fischcr- liedchm (3. Act), da« eben so gut in jeder andcren Oper stehen könnte. Es wurde superb gesungen. Das Ballet machte in der Zigcunerscene (b. Act) seine Sache kurz aber gut. Z u kurz: man sollte die aufgewandte Mühe zu ein« lohnenderen machen durch eine Balletrinlage im 2. Act. Die Jnscenirung durch Herrn Regisseur Schloß bekundete den oft geschätzten Fleiß des Genannten. Frl. Malten (Mignon) darf am Schluß ihre Heirath mit Herrn Wilhelm Meister noch kräftiger andeutcn. Ohne Humor ist die Idee nicht, daß der alle Harfner als Hausbesitzer den Wahnsinn quittirt und Mignon mit rin« kleinen Koniode voll Schärpen, Büchern rc., welche sie als seine Tochter auSweisen, beschenkt, worauf der Vorhang ge rührt niederrollt. Unter Herrn Kapellmeister Schuch' S ungemein sorgfältiger Leitung spielte die künigl. Capelle wundersam diskret, und selbst Nummern von zweifelhaft« Discrelion, wie z. B. die Einleitung zum 2-Act, wurden köstlich auügeführt. Ueber Tho mas ' (geb. 18N zu Metz) Musik kann man sich kurz fassen. Sie ist wenig originell, lehnt sich an Gounod, ohne die Stütze anderer Nierst« (Auber, Meyer beer, Wagner) zu verschmähen. Aber die dürftige Erfindung reicht an seine Vorbilder nicht heran, 1«, iir den Finales und der Polonaise würde man von einem Beigeschmack von Ordmalrem sprechen, wenn nicht der echt pariser „Esprit" des Au tors immer wied« einlmlte, und, ohne in, Sinne der alisrauzüsisch n Schule geistreich zu sein, doch so viel pikante harmonische Details im Orchester böte, daß man nicht uninteressirt bleibt. Den Gesang- partiecn fehlt es an Fleisch, an Melodie, sie fristen sich wie Schemen durch und bleiben nicht haften. Die Polonaise aber, die Thomas dreimal vorrcitet, ist eine von ihn, gierig aufgefangene Tanzmclodie, ivie sie der reiche Verdi bei'nr Tranchiren seiner Librettos dutzend weise unt« den Tisch fallen läßt. Und die Finales sind etwas sehr bum bum gerathen. — Der Text ist von Göthe, Carrier und Bar bier. 'Man kann nicht sagen, daß Göthe sich «henkt haben würde, wenn er das Textbuch gesehen hätte. Göthe war übrigens nicht für'S Erhenken. Aber an Grund würde es ihm nicht gefehlt haben. Nur das Alleräußerlichste, was er zur Charakteristik Meisters, Phi- linenS und Mignons in den 'Roman nicderschrieb, ist von den Fran zosen be- und ergriffen worden, um einen Text zu sabriciren, resp. die Göthe'schen Figuren glatt zu walzen. Gounod's Faust erscheint sofort klassisch bei Betracht dieses Mignon. Trotzdem wird dic Lpcr nicht alsobald verschwinden und in Dresden erscheint sie bc- suchenSwerlh, weil sie die vorzüglichen jungen Gesangskräfte, welch« die Intendanz zu erwerben so glücklich war, glänzend vorführt. Ludwig Hartmann. P Heute Sonnabend geben Herr Pianist Barth nnd Her» Coiiccitüicistcr de Abna anö Berlin im Hotel de Taxe eig Conccrt. AIS Sängerin srmgirt Frau Musikdirektor Fische» auS Zfttau, welcher Dame, eine frübcre Schülerin deö Leipziger Conscrvatoriumö, ein guter Rus voransgebt. ft Herr Or. H u g.o Nt ülter hat sich nach Berlin begeben und die i» Paris, Wien und Berlin enormes Anischen machend« Operette: Die Tochter der Madame Angot von Lecer mit großen Ovscrn tür das Rcsidcnzthcater bereits angckaust. ft Der „Hannöv. C." schreibt: „Herr Or. Guuz hat sich veranlaßt gesebcn, der Intendanz des hannövcrschcn Hof-Thcateri seine Entlassung cinzurcichen. 'Anlaß zu seinem Schritte wirk die Mißlcituiig der genannte» Bühne gegeben haben. Der Ver lust des Künstlers sür diele Bühne wäre ein sehr schlimmer, hoffen wir. daß der Conflict »och geschlichtet wird. DaS Günstigst! wäre freilich, wenn Herr von Brousart lber Nachfolger Gral Platcn's In Hannover) sich veranlaßt sähe, dem Wmzsche des dortigep Publikums folgend, den Schauplatz seiner Thätlgkci! irgend wo anders hinzuvcrlcgcn. Diese Bühne würde dann wohl gerettet sein." ft Herr Oberst a. D. von Mcerhcimb, als sinniger Poet unk wissenschaftlicher Schriftsteller durch seine Gedichte „Pocten-Welt". „Soldatcn-Wclt", „ffrmien-Welt" und namentlich durch daS mil viele» Müben zusammcngestcllte Werk „Fürsten-Melt" allbekannt, hat in viisen Tagen dem Verein „Zur Glocke", der in seiner Zwecken sich dem Militär-Hilfs-Vercin anschließt, um sür Wttt- wen und Walsen der Invaliden, sowie sür kranke, ohne Pensior entlassene Soldaten zu sorgen, 100 Thaler von dein (erlös dielet Werkes übergeben. Möge diese patriotische Handlung Nacbab inung finden. Der Verein „Glocke" hegt den Gedanken, ein Aftz sür Invalide», Wittwcn und Waisen zu gründen, die nicht iiz, Stande sind, ihren Unterhalt zu erschwingen. Vermischtes. » Die Räuberbanden in Italien. AuSFara-Sabinc wird geschrieben: Der Bürgermeister von Castelnuovo di Taria welcher sich in Geschäften nach Fara begab und zu Pferde gegcr 2 Uhr Nachmittags zurückkchrte, wurde plötzlich auf dem Rück wege von 12 Banditen üvcrsaiien und gezwungen, sofort sein« Frau einen Brief zu schreiben und sie um Ucberscntung vor 400» Lire zu bitten, widrigenfalls er nicht inchr lebend nag Hause kommen könne. Einer der Banditen bestieg mit dem Brie daö Pferd tcS Bürgermeisters und kam gegen '/sä Uhr mit den verlangten Gclde zurück, woraus der Gefangene in Freiheit gefctzi wurde. Dies ist bereits der dritte derartige Falt und die „Von del Popolo" von Bologna» der wir das Mikgctbcllte entnehmen fragt, wo denn die königlichen Earabinicrc stäken. ' Eiscnba h n - N o m antik. Eine junge Dame im Staat« Vermont erhielt eine Einladung von Verwandten in Newvcrk aus etliche Wochen zu Besuch zu ihnen zu tommcn. Da die jung Dame jedoch noch nie vorder eine Reise von solcher Entfern»»; unternommen hatte, so erholte sic sich NatiiS bei einer Freundin die in dieser Beziehung viel Erfahrung besaß. Die Freundil warnte sie besonders vor anhaftend gekleideten Herren, die c« meistens darauf abscben, neben arglosen jungen Mütchen einci Sitz im Eisenbahnwagen zu bekomme», um dieselben durch Artig kcit za überlisten und sic dann zu bestehle». Besonders müsse ff« vorsichtig sein, wenn der Zug durch einen Tunnel sahre und ihr Taschen dann gut verwahren. Tic junge Dame reiste per Omni buö nach Boston und nahm von dort den Zug nach Newport Kaum hatte sie im Wagen Platz genommen, da näherte sich eil hübscher und äußerst elegant gekleideter junger Mann und ictzi! sich neben sic. Er suchte einige Maie mit seiner Nachbarin ci>. Gespräch anznkiinpsc», erhielt jedesmal so kurzen Bescheid, daß a den Plan einer näheren Bekanntschaft aufgab und sich in c>> Buch vertiefte, daö er bei sich führte. Die Reise ging somit zwi schcn Beiden still von siattcn, biö ans einmal der Zug in cinc> Tunnel eini'uhr. Tic junge Tamc steckte sofort, der Warn»», ihrer Freundin eingedenk, die Hand in die Tasche; aber, o Schrc ctcn, alö sie in die Tasche fuhr, fühlte sic die Hand des Nachbari in derselben. Sic erfaßte dieselbe und preßte sic krampihaft »o dem Gedanken: „Warle nur, Dieb, diesmal bist Tu an die litt rechte gekommen!" Sie hielt die Hand, die sich jcnderdarcr>vci>« nicht sträubte, mit ihrer ganzen Kraft fest, bis der Zug daö End deö Tunnels erreichte und den Wagen erhellte. Mit zornglühcntci Blicken sah sie ihren Nachbar an und erstaunte nicht wenig übe die Unverschämtheit desselben, da er den Blick mit einem liebe vollen Lächeln erwiderte. Schon war sic im Begriff, den Conduc teur herbeiznrufen »nd den stechen Burschen verhaften zu lass« als sie zu ihrem größten Schrecken gewahr wurde, daß sic in de Eile statt in ihre Manteltasche in die Rocktasche deö jungen Man nes gefahren war. Die Verwirrung der hübschen Reisenden wa grenzenlos; sie mußte setzt dem ftmgen «Ranne alles beichten was sie zu dieser Vorsichtsmaßregel geführt, durch welche da -schmählichste Versehen entstanden war. DieAbsoiutlon blieb nicv
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