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nug. er trat in ein unverschlossene« Zimmer, in dem er Nieman den weiter erblickt«, al« einen auf dem Soptza liegenden, allem Anschein nach fest schlafenden Herrn (ei war ein fremder Graf). Jetzt trat ihn, wie er sagt«, sein böser Dämon an; lange habe er sich besonnen, ob er'S thue, ob er'- nicht thu«, endlich habe da« bös« Princip gesiegt. Schnell erfaßte er einen nicht weit von ihm befindlichen schwarzen Krack nebst dazu gehörigen Beinkleidern, und entfernt« sich damit eben so geräuschlos, al« er gekommen war. Der Herr Graf hat später zu Protokoll gegeben, daß er den Frack mit 30 Gulden, die Beinkleider mit 15 Gulden nur erst vor «kurzem sich neu angeschafft batte. Bender verkaufte so- fort beide Gegenstände an den Schneidermeister Hrn. Lange für 7 Thlr. 10 Rgr; aber nur der Frack wurde wieder erlangt, da die Hosen bei Entdeckung de« ThäterS von letzterem für 3 Thlr. lO Rgr. bereits wieder weiter verkauft waren. Da die gericht liche Taxe de« Frack- sich auf 10 Thlr. belief, so ergab sich ein DiebstablSobject von 13 Thlr. IO Rgr, wofür Bindern das un vermeidliche Jahr Zuchthaus traf. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Morgen Freitag den 15. d. M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vorm. 9 Uhr Privatklagsache KaSkel Mendel wider Chri stian Friedrich Zimmermann. Halb 10 Uhr Christian Friedrich Zimmermann wider KaSkel Mendel, BM hier, Priocftklagsach«. 10 Uhr Privatklagsache wider Louis Victor Wolf hier. 11 Uhr Privatklagsache des Gutsbesitzer- August Wilhelm Grahle zu Golberoda wider die Maurers-Ehefrau Auguste Klemm zu Leubnitz Halb 12 Uhr Gerichtsamt Döhlen Privatklagsache Carl Adolph Amandus Wahl zu Potschappel wider Friedrich Wilhelm Liebert daselbst. Vors: Gerichtsrath Glöckner. — In der am 9. März abgehaltenen Lonferenz des Thier- schutzverein- zu Berlin wurden di« Herren wirklicher Geh. Rath v. v. Langenn und LegationSrath v. Ehrenstein in Dresden zu Ehrenmitgliedern ernannt. — Dem Vernehmen nach ist dem Herrn Confistorialrath Hofprediger v. Käuffer am vorgestrigen Tage vom Vorstände de« Sächsischen Pestalozziverein« eine Dotivtafel überreicht worden, deren Tut wie folgt lautet: .In dankbarster Erinnerung an die Weihestunden des 26. Februar und 5. März 1861, in welchen Sie, hochwürdiger Herr Confistorialrath und Hofpre diger, ^>r«i Fragen an den gestirnten Himmel': s. wo find wirs d. wer find wir? o. werden wir sein? in zweimaligem Vorträge in erhebender und erbaulicher Weise beantworteten und dadurch vor Tausenden ein Zeugniß für das herrliche Kleinod der evangelischen Kirche ablegten, Wissenschaft und Glau ben verbinden zu dürfen, zugleich aber auch durch hochherzige Uebrrweisung der erzielten Einnahmen an den Sächsischen Pesta- lozziverein den vaterländischen Lehrerwaisen eine Quelle reichen Segen« «öffneten, gründeten wir am heutigen Tage mit dem gewonnenen Kapital« eine Käuffer-Stiftung im Sächfiichen Pestalozzivereine nach folgenden Bestimmungen: 8- 1. Das Be» mögen der Käuffer-Stiftung wird als unangreifbare« Kapital de« Sächsischen PestalozzivereinS verwaltet. §. 2. Die Zinsen diese« Kapitales find alljährlich zur Unterstützung an einen va terlosen, bedürftigen und würdigen Lehrerssohn zu verwenden, welcher auf einer Realschule, einem Schullehrerseminar, einem Gymnasium, auf der Universität oder einer anderen höheren Bildungsanstalt für seinen künftigen Beruf sich ausbildet. 8 3. Dem hochwürdigen Herrn v. Käuffer verbleibt auf Le benszeit die Lollatur dieser Stiftung. Dresden, den 12. März 1861. Der Verstand de-Sächsischen PestalozzivereinS: Berthelt, Heger, Jäckel. Krumbholtz. LanSky, Petermann." — Von der Käuffer'schen Vorlesung find seit vorigem Freitag bis jetzt vier Auflagen verkauft worden. Dem Ver- nehmen nach wird der fernerweite Ertrag dieser Schrift von der fünften Auflage an dem projectirten Luther - Denkmale in Worms zufließen. — Kürzlich hatten wir die Freude, mittheilen zu können, daß eine gern im Stillen wohlthuende, edle Dame dem hiefi- gen, an der Löbtauer Straße gelegenen Pestalozzistifft, behuf« deffen Erweiterung durch einen Neubau, da« ansehnliche Ge schenk von 1000 Thalern vermacht habe; und da wir au-Er fahrung wissen, wie gut die Knaben (gegenwärtig 81, wovon 10 Freistellen genießen) in dieser unter der Protection I. Maj. der Königin Maria stehenden, trefflich geleiteten und von einer Anzahl ausgezeichneter Pädagogen überwachten Erziehungsanstalt aufgehoben find, so konnten wir damals nicht unterlassen, den Wunsch au-zusprechen, da« gegebene schön« Beispiel möge Nach ahmung finden, damit di« noch fehlenden Kosten der beabsich tigten Erweiterung (nämlich für 40 Zöglinge) gedeckt werden möchten. Dabei wird nun freilich mancher unserer verehrten Leser und Leserinnen gedacht haben: .Ja, wer kann denn gleich 1000 Thal« für einen milden Zweck hingeben und wenn er auch noch so wohlthätig wäre! Etwa- möchte ich schon da- zu beitragen, wie und wo kann da« aber geschehen?' Nun, diesen opferbereiten Herzen glauben wir e« schuldig zu sein, sie auf die psssendste Gelegenheit dazu hinzuweisen, indem wir sie auf da« nächsten Sonnabend zu dem angedeuteten Zweck« statt findende Eoncert aufmerksam machen, welches der berühmte Alt meister de« Musikunterrichts, Herr Friedrich Wieck, frrundlichst veranstaltet, und worin dessen kunstgeübte Fräulein Tochter und Schülerinnen in Verbindung mit anderen tüchtigen Künstlern ein höchst interessantes Programm (s. den Jnseratentheil unsere« Blattes) zu Gehör bringen werden. Hoffentlich wird diese schön« Gelegenheit, dem WohUhätigkeitSfinne ebensowohl, al« dem höheren Kunstsinne Genüge zu leisten, recht vielseitig benutzt werden. — Am vorigen Montag hatten wir Gelegenheit, in dem Fortbildung-cursuS für Damen einem Vortrage üb« Mikro skopie beizuwohnen, bei welchem zum Schluffe durch mehrere dazu eingeladene Herren (wohl Mitglieder der Gesellschaft .Jfi«') «ine Anzahl Mikroskope aufgestellt und in denselben verschiedene mikroskopische Objecte gezeigt wurden. Man konnte sich bei die ser Gelegenheit überzeugen, wie weit die öffentlich gezeigten Hydro-OxygengaS-Mikroskope in ihren Leistungen hinter den ge wöhnlichen zusammengesetzten Mikroskopen zurückstehen, weil letz ter« vollkommen klare und scharf« Bilder geben, während die von ersteren an eine weiße Wand geworfenen Bilder immer matt und verschwommen auSsehen, wodurch leider der große Vortheil, den sie voraus haben, daß nämlich beliebig viel« Per sonen zugleich die Bilder betrachten könn<n, bedeutend alterirt wird. — Nachträglich wurde auch gesprächsweise bemerkt, daß da« kürzlich vom Prof. Langenbuch au- Hamburg hier ge zeigte GaSmikroskop keineswegs, wie derselbe glaubte, alle früher hier gesehenen übertraf, sondern im Gegenthrtl hinter mehreren derselben, wie z B. hinter dem vor mehreren Jahren von Hasert aus Eisenach und hinter dem im vorigen Winter vom hiesigen Mechanik»- Grimmer gezeigten in mancherlei Beziehung zurückblieb; daß auch die von ihm gezeigten Präparate keines wegs alle ausgezeichnet, sondern viele derselben sehr mittelmäßig erschienen; daß die von ihm dabei vorgetragenen „Wissenschaft, lichen" Erläuterungen oft der Berichtigung äußerst bedürftig waren; daß sein Instrument zwar vor Beginn der Vorstellun gen der hiesigen Gesellschaft .Ist«' zur Ansicht Vorgelegen, dort aber, da e- nicht aufgestellt werden konnte, von Niemand «m Urtheil abgegeben worden war. und daß mithin die zahlreichen hiesigen Sachverständigen, welche doch wohl wenigstens zum Theil auch den Darstellungen beiwohnten, indem sie während seine« Hierseins schwiegen, einen sehr weit gehenden Act der Huma nität und Gastfreundschaft geübt haben. — Der hiisige Spar- und Vorschußverein wird den 23. März d. I Abend- 7 Uhr seine diesjährige Generalversammlung im Meinhold'schen Saale abhalten. Die Dividende de- Verein» für da« verflossene Jahr ist vom BerwaltungSrathe auf 16 Proc. festgestellt worden. — Die gestrige Generalversammlung der Aktionäre zur Tho- de'schen Papierfabrik wurde vom Herrn Consul v. Lengerke er!ff- net. ES waren 50 Aktionäre anwesend, die 1493 Aktien mit 228 Stimmen vertraten. Aus dem Geschäftsbericht war zu ent nehmen, daß zwar die Production auf die noch nicht und noch nirgends erreichte Höhe von 5,324,000 Pfd. Papier stieg, wofür die ebenfalls noch nicht erreichte Summe von 661,204 Thlr. fac- turirt wurde, daß aber gleichwohl, in Folge der hohen Lumpen- und niedrigen Papier-Preise, da« Geschäft diesmal ein sehr wenig befriedigende- gewesen ist, so daß nur ein Reingewinn von 18,000