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Arsch. tägl. Mora. 7 U Inserat», b.Dpaltjtil»» Pf, werden b.Ab.7 tGoarer. bt-stU) angeirommr» in der Expedition: Jobanne«.«llee »ad Waisenhau-ftraß» «. Tageblatt Unterhalts und Geschäftsverkehr. . »g ————— Mitredasseur: Theodor Arodisch. Ndoa». vietttljährlich nv Na» dir unentgeldl. Aeserung tn'< Ha»«. L«rch dt« Kgl. Post vierteljährlich »» Ng«. Einzelne «»»»er» 1 Rg» Nr. 73. Donnerstag, den 14. Miirz 1861. Dresden, den 14 März. k — Se Maj. der König hat den RitteiMHbeßtzer Gra fen Earl von Rex auf Ober-Oertmannsdorf am Queiß auf sein Ansuchen zum Kammerherrn ernannt — Di« Erste Kammer hat gestern die Berathung über den Gesetzentwurf, da- Verfahren in Bausachen betr., beendigt und in der Schlußabstimmung denselben mit 24 -«gen 8 Stimmen angenommen. — Der Abgeordnete Riedel hat, bei Gelegenheit der A, rathung de- Budget- für da« Justizdepartement, fein« Stimm« für eine Amnestie in folgender Weise erhoben: »Wir sollen jetzt 385,600 Thlr. für di« Justizpfl-ge verwilligen, wa- auch gr> wiß unverkürzt bewilligt werden wird, wir haben auch ehelängst eine weit größere Summe für das Krieg-Ministerium, welche die früheren bei Weitem übertraf, bewilligt und die- dadurch motivirt, e- müsse sein, indem wir einer gefahrdrohenden Zeit entgegengingen. Nun, meine Herren, wenn diese- der Fall ist, so wäre e- auch zu wünschen, daß alle Kräfte vereinigt wür den, daß Alle- vergessen und vergeben würde, wa- früher ge schehen, damit sich All« mit gutem Muthe um da- Vaterland schaaren können gegen den Feind, den man fürchtet. Roch le ben aber viele deutsche, viele sächsische Brüder im Au-lande, ja in anderen Welttheilen, die den heimathlichen Boden nicht be treten dürfen, noch leben Viel« gedrückt durch den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Oesterreich hat einen umfangreichen Act der Gnade erlassen. Sächsin ahmt sonst gern nach, Ma in Oesterreich gethan wird, möge daher dieser Act der Gnade, dieser Act der Gerechtigkeit auch bald Nachahmung finden. Auch hat ohnlängst ein anderer großer deutscher Fürst, der König von Preußen, «inen allgemeinen Act der Gnade erlas sen, welcher mit Freuden begrüßt wurde. Viele Thränen find vielleicht aber geflossen, al- diese Kunde in andere Länder, in andere Welttheile gedrungen ist. von Denjenigen, die sich sagen mußten: <S ist nicht unser Fürst, der vergeben hat; wann wird auch un« verziehen werden? Viele Thränen fließen viel leicht noch in Sachsen um theure Angehörige. Väter, Mütter, Söhn«, Töchter weinen Thränen an den Gräbern der Ihrigen. Diese- wird aber leichter vergessen. Diel schmerzlicher ist «-, die Seinen in der Verbannung zu wissen und noch keine Hoff nung zu haben, sie wiederzusehen. Ich spreche daher nochmal« an dieser Stelle den Wunsch au-, daß die schönen Worte: Vergessen, Vergeben auch in Sachsen bald zur Wahrheit, und ein allgemeiner Act der Gnade geübt wttden möge.« — veffentlich« »rricht-vrrhandlungen: Vorgestern fanden vor dem Bezirk-gericht zwei Hauptverhandlungen statt, die eine früh, die andere Abends. Die erste betraf den frühem Berg mann und jetzigen Tagarbeiter E. A. L. Leuschner au« Ober- peste.Witz, schon im vorigen Jahre wegen EigenthumsvergehenS mit 3 Tagen Gefängniß bestraft, jetzt de« au-gezeichneten und ein fachen Diebstahl« angeklagt. E« lagen gegen ihn vier Anschul digungen vor. Nach seinem unumwundenen Geständnisse war er an einem Herbstabend de- vorigen Jahre« nach bereit« eingetrete- ner Nachtruhe durch ein nicht zugewirbelte- Fenster der Schänk stube bei Hnrn Gastwirth Ficker in Oberpesterwitz eingestiegen und hatte daselbst circa 3 Pfund Speck und ^ Pfund Wurst mitgenommen, welch« Gegenstände frei dagelegen hatten. Der Be- schädigte behauptete jedoch und beschwor, daß ihm bei dieser Ge- legenhrit auch ungefähr 15 Ngr. in Scheidemünze abhanden ge kommen seien. Ungefähr vier Wochen darauf batte abermals ein Dieb, diesmal nach Zerbrrchung einer Fensterschelbe, Eingang in die besagte Schänkstube gefunden und von dort ein Paar Stic- sei und eine Quantität Wurst mit sich genommen, noch später «inen gleichen Versuch gemacht, aber ohne daß Herr Ficker dies mal da- Abhandenkommen eine« Gegenstände« behaupten konnte. Leuschner leugnete standhaft, sich dieser letztem beiden Attentate schuldig gemacht zu haben, und da sonst keine Beweis« nach dieser Richtung gegen ihn Vorlagen, so trat später die Staatsanwalt- ' schaft in Betreff derselben von ihrer Anklage zurück. Roch war er eine« geringfügigen Holzdiebstahls geständig, gab auch zu, tm December v. I. mit einem gewissen Friedemann, der sich bei der ebengenannten Holzentwendung betheiligt hatte, sich verabredet zu haben, bei dem Gutsbesitzer Hartmann in Pennrich einzusteigen, !um dort Brod und Butter zu st.hlen, wie er auch ferner zugab, ' an einem Tage, wo er mit ebendemselben in der Schänke de« letz teren Orte- gewesen, diesem zugeredet zu haben, sich einen auf dem Tische stehenden zinnernen Leuchter zuzueignen. Beide Coup« ka men nun zwar nicht zur Ausführung, man sieht aber, daß Leusch ner in Bezug auf da- Eigenthum Anderer ein sehr weites Ge wissen haben mag. Nach Schluß der Verhandlung bat er, man möge ihm doch von seiner trotz seine- sofort gen Gcständwsse« 8 Wochen langen Haft bei Abmessung der Strafe etwa« zu Gute rechnen. Der Gerichtshof willfahrte ihm, indem er von der aus 5 Monat« 2 Tage bestimmten Gefängnißstrafe 1 Monat weniger abzufitzen haben soll. — In der abendlichen Haup,Verhandlung erschien ein schon vielfach mit Arbeitshaus- und Zuchthausstrafe belegter Dieb, der Schneidergeselle C. A. Bender, genannt Völker, von hier. Auf dem Pfade seiner industriellen Gaunerfludten ge langte er am 31. Januar d. I. auch in da- Hotel zum Rhei nischen Hof allhier, angeblich um in irgend einer Angelegenheit mit dem damals dort wohnenden Hrn. D.rector Carrv Rücksprache zu nehmen. Mochte ihm nun deffen Zimmer unbekannt sein oder war es ihm überhaupt einerlei, wohin ihn sein Stern führe, ge.