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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280224014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-02
- Tag 1928-02-24
-
Monat
1928-02
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1928
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Nr -4 Seite 2 Freiheit für Afghanistan de» Grundstein sür die gepinnten kulturellen und wirtschaslilchen Reformen zu lege». Er kündigte sofort dem brttisch-iu-tichen «ubeuamt dao Recht, dte Außenpolitik seines Lande» zu führen, und beanspruchte für sich die Möglichkeit, eigene diplomatische Vertretungen im Auslände zu unterhalten. Die Folge mar natürlich eln Krieg, der aber bereits nach vier Monaten zugunsten Afghanistans entschieden mar. Die stürmische Tapferkeit -er afghanischen Gebirgostämme und groß,« Verluste der englischen Truppen durch de» Feind und durch Krankheiten — sie ver- lore« in der kurze» Zeit fast ebensoviel Soldaten wie Deutsch- land tm ganzen Kriege von 1878/71 — liehen es de» Eng» ländern geraten erscheine», diesmal klein bcizugeben. Der Einsatz schien im Hinblick aus dir russisch« Gefahr di« zu er» wartenden Früchte nicht wert, und ein großer Prestigeverlust war nicht zu befürchten, da die Welt andere Sorgen halte und aus die afghanischen Gebirgvkämpfe kaum achtete. So wurde tm August litt» im Frieden von Ravalpinöt die eng- lisch« Vorherrschaft ansgegeben und die Unabhängigkeit Afghanistans anerkannt. England hielt eS für klüger, von seht ab mit friedlichen Mitteln auf die afghanische Politik Einfluß zu nehmen, und hat iu den folgenden Fahren nichts unversucht gelassen, um da» Reich in seinen gegen Rußland gebildeten Abivehrrtng cinzugliedern. Anöersetts fehlte es natürlich auch nicht an Bemühungen von Moskau aus. um die afghanische Verstimmung gegen England zu einer dane» hasten Feindschaft auszuiveitell. Diese Versuche der Bor. Mächte in Asien, Afghanistan zum Werkzeug ihrer gegenein ander gerichtete» Pläne zu machen, sind auch heute noch dad Problem der afghanische» Außenpolitik. Aman Ullah war aber klug genug, den beiderseitigen Verlockungen zu wider stehen und in seinen Beziehungen zu Rußland und England eine vernünftige Mitte einznhalten. Go hat er zwar mit den Sowset» im vorigen Fahre einen Freundschaftsvertrag ab geschlossen, aber kurz darauf allen russischen Militärinstruk- teuren und sonstigen Beratern gekündigt Gleichzeitig wurde mit Persien ein Vertrag abgeschlossen und Verhandlungen in gleichem Ginne mit der Türkei clngeleitct. So hat eS der König verstanden, England und Rußland klug gegeneinander anszuspielen und ans ihrem Zwist eine Festigung seines Staatswesens und dessen außenpolitischer Stellung zu ge winnen. Mit der gleichen Energie ist Aman Ullah an die Aus führung der inneren Reformen herangegangen. Auch hier hat er starke Widerstände zu überwinden, die hauptsäch lich von der islamitisch-orthodoren Geistlichkeit und von der Fcudalaristokratie des Landes ansgehen. Als ein moderner Harun al Raschid ist der junge König unabläisig bemüht, in persönlichem Verkehr mit allen Volksschichten diese Gegner, schaft durch Belehrung zu überwinden. Seine Rechte als Padischah, als „Leuchte der 'Ration und der Religion", bcnühi er dazu, um jeden Freitag seihst in der Hauptmvschee von Kabul zu predigen und dabei den Gläubigen leine Rcfvrm- idcen als nicht staalS- und reltgionssetndlich zu erläutern. Tie größte Schwierigkeit, den Mangel an Mitarbet- te rn. hat er dadurch überwunden, daß er einen großen Stab europäischer Spezialisten heranholte, und zwar in weit- aus Überragender Zahl Deutsche. Ueberwiegcnd sind eö deutsche Architekten. Ingenieure, Aerzte. Lehrer, die bei der Umwandlung Afghanistans t» ein modernes SiaatswesOi tätig sind. Die neue Hanpistadt, Dar-ul-Aman, die in der Nähe Kabuls entsteht, ist ausschließlich nach den Plänen deut scher Städtebauer anaelegt. Deutsche Ingenieure und Tech niker rüsten das Land mit Elektrizitätswerken, Autostraßen, Bewässerungsanlagen, Kanälen, Eisenbahnen ans In Kabul ist «ine deutsche Realschule errichtet worden, wo sunge Afghanen von deutschen Lehrern ansgebildet und für den Be such deutscher Hochichulen vorbereitet werden. An einer Höheren Mädchenschule sind ebenso deutsche Lehrerinnen tätig, dir sich der - besonderen Unterstützung, der Königin. Tarana. einer Tochter des afghanischen Ministerpräsidenten, erfreuen. Auch viele deutsche Aerzts haben Im Lande ei» Wtrknngsfeld gefunden. Sin Junkers. Kriegsslugzcug und vierzehn Funkers - Verkehrsflugzeuge bilden die heutige Lustllotte Afghanistans. Man muß erfassen. waS das alles in einem fanatisch mohammedanischen Siaatswesen bedeutet: eine öffentliche Frauenschule, die von Aman Ullah durchgesetzte Abschaffung der Sklaverei, sein Kampf gegen die Vielweiberei und gegen das traditionell geheiligte Bestechnngswesen! Die Hebung der Volksbildung und die wirtschaftlich-technische Ausrüstung des Landes sind damit aber noch lange nicht vollendet. Noch viel muß gearbeitet, neue Kräfte müssen mobilisiert iverden. Wie das zu machen ist und woher die besten Hilfskräfte für ein solches Werk zu holen seien, darüber sich klar z» werben, ist der Hauptzweck der Europareise Aman UllahS, der alles aus eigener Kenntnis entscheiden will. Darum ist es keine Redensart, wenn seine Nundfahrt als eine Studien reise bezeichnet wird. Tic nächsten Aufgaben, die er sich gestellt hat, sind verschiedenster Art. Zunächst handelt cs sich wohl um den Ausbau der Verkehrsmittel und um die Er schließung der Bodenschätze. Auch dafür kann Deutschland dem afghanische» Staate in reichem Maße geben, was er am nötigsten braucht: technische und wirtschaftliche Intelligenz und die Materialien, mit denen sie arbeiten muß Bei seiner Rundreise durch Deutschland, die ihn auch nach Dresden führt, wird König Aman Ullah sicher die Bestätigung des Vertrauens finden, das er von jeher der deutschen Arbeit geschenkt hat — »Dresdner Hachrlchten" — Freitag. 24. Februar 1S2T Scharfe Gegensätze im Sicherheitsausschntz. Preußen und die Derwallungsreform. Berlin. 2». Febr. Da« preußische StaatSmIntsterium bat dem Preußischen Landtag seine Stellungnahme zu dem Gut- achten »»gehen lasten, das der preußische Staatsrat bei der Be. ratung des Hcmshaltplans für 1N28 zur VerwaltungS- reform in Preußen angenommen hat. Das Staats- Ministerium stellt dabei fest, daß va« Problem der Ber- waltungSreform den Gegenstand unansgesebtcr Aufmerksam, kett bilde. Sine Vereinfachung der Verwaltung im Wege der Entlass,na der Zentral, und Provtnztalbehörden wird nach Möglichkeit weiter durchgesührt werden. Seine Bereit willigkeit. an der Lösung des Reichsländerproblems mltzuarbelten, habe das GtaatSmlnistertum wiederholt be kundet ES habe aber auch durch da« Angebot, da« preußische Qberverwaltungßgericht als NeichSvermaltnngSgerlcht zu übernehmen, bereit» praktische Beweise seiner Bereitschaft ge» aeben. zu» Vereinfachung und Vereinheitlichung beS staatlichen AufbauS in Deutschland betzutrag-n Di, Bemühnngeu Preußens würden aber nur dann Srsola baden, wenn ent, sprechende Bestrcbnngen auch von den übrigen dent» scheu Ländern anSgtngcn, und wenn das Reich davon ab, sehe, »eitere reich-eigene Verwaltungen neben den Länder» neewaltnnaen anfznbanen. Der Versuch, vom Reich für Länder und Gemeinden Mehrüberweiinngen an« der Sin» r»««en- und KiirpcrschaftSstener zu erhalte«, »erde nach »te ,»r„ machen sei«. Der Kirchensenal zum Scheitern des Reichs- schulgesehes. Berkin, 28 Febr. Der in Berlin versammelte Kirchen, senat der evangelischen Kirche der altpreußtschen Unton nimm« in einer Entschließung von dem Scheitern der Reichs- ick,ulgesetzverhandlungen mit tiefstem Bedauern Kenntnis. Rach wie vor fordert er in Ucberetnsttmmung mit den Be schlüssen de« Stuttgarter Kirchentages für evangelische Kinder nachdrücklich evangelische Schulen Er erwartet zuversichtlich, daß die eyangeltschen Eltern al« die tn erster Linie Berufenen und Verantwortlichen nicht Nachlassen tm Kamps« um die Sicherung der bewährten evangelischen Staattzschnl« durch «tn Netch-schulgesetz, da» der Gewissensfreiheit und -er Eltern verantwortung den ihnen gebührenden und tn der RcichS- «ersassung gewährleisteten Raum schasst. England gegen die franMlche Frorst. Für Londvn ^»«g« de, «ötkerbundspakt. - Kr—kratch« Basalen fordern «ehr Garantie«. >Me»i. Atz. Febr. In der Rachmittagofitzun« de» Sicher, hett^uaschuffes wurde die Einzrldebatte über den Prager Bericht begonnen. Gleich zu Beginn traten tn der grundsätz» :n I«no geeigner, «ngewanor z« wrroen, ehrzahl -er Fälle den Krieg verhindern Friedenswille der Mitglieder des Völker- »«rkfam in» Rahmea der Paktbestlmmnngcn ltchen Frag«, welchen Wert tzt« vesttmmnage« hetz Völker« buuöspakte« für die Garantie de» Friedens hätte«, krasse Gegensätze zutage. Der englische Delegierte, Vard Lnshendun, regt« den Ent. wurf einer allgemeinen Entschließung an. die folgende all- gemeinen Gesichtspunkte festleatr i. Der VölkerpnndSpakt schafft eine« Grad der Sicherheit, der «n setner wahren Be- deutung und seinem Umfang anerkannt werden müsse. Seine Eiiizelbestimmunaen sind geeignet, so angewandt »n werden, daß sie tn der Mehr können. — S. Der f bunüsrates kann w znr Aussührnng gelangen. Aus diesem Grund« tst etz nicht erforderlich, eine vollständige Liste über die Maß. nahm«» zur Aufrechterbaltnng de» internationalen Fri«. den« aufzustellen. — 8. Diejenigen Staaten, die die all- gemeinen Sicherheitsmaßnahmen de- Völkerbund-pakte- als nicht genügend ansehen, können zum Abschluß von regionalen SicherheitSpakteu mit benachbarte» Staaten schreite». Im Gegensatz hierzu brachte der jugoslawische Delegierte Marrowitsch einen Antrag ein. der sich tm wesentlichen von dem englischen Vorschlag unterscheidet und da» Sicherheits system des Pölkerbnnd-pakteS al- nicht genügend erklärt. Sodann brachte der polnische Delegierte «inen Antrag ein: Nach der gegenwärtigen Lage der internationalen Beziehun gen sei cs notwendig, die Verpflichtungen aus dem Völker bundspakt durch Neglonalobkommen zn ergänze«. Die pol nische Regierung werde daher Vorschläge über ergänzende Garantieabkommen zwischen bestimmten Staatengruppen vv liegen. Wi-er -as Schiedsaerlchksverfahren. Da zwischen diesen Vorschlägen «tn Uebereinkommen nicht erzielt werden konnte, wurden sie an das Redaktion«, komitee verwiesen mit dem Aufträge, eine einheitliche For- miilierung zu finden. 'Auch über das Memorandum des sinn- ländischen Delegierte« über da» Schiedsgerichts, «nd Ver, glelchsverfahre« gingen die Auffassungen auseinander. Die Debatte wurde auf französischen Antrag auf die Schieds- gerichtsbarkeitsfrage beschränkt, wonach die Regelung von Streitigkeiten im Vergleichsverfahren empfohlen, der Ab schluß eines allgemeinen SchiedSgerichtSpakteS jedoch zurzeit als nicht erreichbar erklärt wird. In dieser Richtung sprachen sich auch die Delegierten Englands, Japans, Italiens nutz Kanada» au». Der englische Delegierte Lvrtz Cnshenbun betonte, dte englische Regierung behalte sich itr tzie Regeln«» de» Schiedsgerichtsverfahren- eine Reih« grnntzsätzlicher Bor. brhnlte »vr. Der deutsche Delegierte »e> Stmssn erklär««, regionale GlcherhettSpakte hätten nach der Auffassung der deutsche» Negierung nur bann einen Wert und «tun, wenn sie voll- ständig freiwillig ohne jeden Druck abgeschlossen würbe». Man beschloß svlgendr drrl Punkte dem Redaktion-komitee zur Prüfung zu überweisen: l. Dte Redigier««- rtnrS vrr- tragtzentwnrfetz für einen Schiedögerlchtspakt »wische« zwei Staaten oder bestimmten Gruppen von Staate»; 2 die Möglichkeit der Ausdehnung derartiger Verträge ans andere Staate» mit Zustimmung der vertragschließenden Staate»; 8. das Programm für die Vorbereitung eine- allgemeinen SchiedsgerichtSvcrtrages, der der Beteiligung sämtlicher Mitgliedsstaaten des Völkerbundes offen stehen würde. Einschränkung -e» U.S.A.-Alotiendau Programms Washington, 28, Februar. Der MarineauSschuß de« Repräsentantenhauses beschloß, den Bau von 1b Kreu zern und einem Fliigzeugmutierschiss an Stelle der vom Marinemtnister beantragten 71 K rte gö sab rze»ge zu genehmigen. Die Kosten diese« stark eingeschränkten Pro gramms werden aus 274 Millionen Dollar veranschlagt, während das Rcgterung-prograinm mit 740 Millionen Dollar gerechnet hatte. In diesen Beträge» sind jedoch dte Kosten für Flugzeuge und für die Verstärkung der Schiss-mann- schasten nicht enthalten. Besuche bei Stresemann. Paris. 38. Februar. Au« Ntzza wird gemeldet, daß Reich«, außenminister Dr. Stresemann gestern in Kap Martin den Verleger des „Matin". B n » e a u - V a r i l l a . empfangen hat. Der ehemalige deutsche Finanzminister Dr. Ret » hold ist in Kap Martin cingcirvfsen. Für heute wird die Abreise des rumänischen AußciiministerS TttuieScu angekünbigt. Unierre-uni Tttulesen—Carol 7 Pari-, 28. Febr. Hava» meldet itus Nizza, da- Prinz -arol von Rumänien dort ctngetroffen sei »nd. wie man be hauptet. Unterredungen mit dem rumänischen Minister de« Aeußcrcn TitnlcScu haben werde. , ... Da» Ergebnis der tapanischen Wahle«. Tokio, 28. Februar. Nach den bt» letzt vorliegenden amt- ltchen Ergebnissen sind bei den japanischen Parlamentswahlen vom Sonntag 215 Konservative iSeiyukat), 212 Lide- ralc tMtnsetlos, 16 Unabhängige, 8 Proletarier. 4 Vertreter der Kaufmannspartei und drei Neformpartciler gewählt worden. Das Schicksal der beiden großen Parteien hängt daher von der Haltung dieser kleinen Gruppen ab. Sefterreichische Kundgebung sür Südtirol. Erhebende Szenen im Rakionakal. Wien. 28. Febr. Dte heutige Sitzung de- National- rate« gestaltete sich bet der zweiten Lesung de» Budget. Voranschlages für 1928 beim Kapitel „Auswärtige Angelegen heiten" durch die Rede des Tiroler christlich-sozialen Ab geordneten Dr. Kolb über die Lage der Deutschen SüütirolS zu einer einmütigen Kundgebung des ganze« HauieS für die Stammesbrüder in den van Oesterreich abgctreuntcn dcvtsthcn Gebietsteilen. Abg. Dr. Kolb sagte u. a.: Dt« Botschaft Wilson- ist tn ihr Gegenteil verkehrt worden Wette Telle des dcutschSsterre'.chischen Volke» sind vom Bolkskvrper losgerissen. In dem dentschcu LS-tirol vollzieht sich eine Passion, wie sie fnrchtbnrer kan« gedacht werde« kan«. Wenn wir hierzu Stellung nehmen, können wir uns auf eln gutes Recht berufen. Südtirol ist heute und ist nie eine rein innere Angelegenheit Italiens gew;srn Es ist nicht einmal eine rein österreichische oder eine rein deutsche Frage, sondern eS ist schon eine Wcltsroge. Ich stelle ausdrücklich fest, baß die Deutschen SüdUrols unter italienische Herrschaft als loyale Staatsbürger getreten sind. Sie sind kein Volk von Revolutionären. Dieses Volk hat die Loyalität des Geseires cingchalten. Dte Lonalität auch des Herzens zu erzwingen, kann man von keinem Volke verlangen. Dte feierlichen Ver sprechungen. die durch die Erklärungen Tittonis »nd LuzzattiS »nd durch die Thronrede des Königs von Italien gegeben wurden, sind i» ihr Gegenteil verkehrt worden. Die eine Million Anderssprachiger besteht juristisch für Italien «ich«. Es steht heute auf dem Standpunkt, die Deutschen Südttrols hätten kein Recht auf nationale Elgenerisienz, da sie erst in den letzten M Jahren über den Brenner eingewanüert seien. Die Ungeheuerlichkeit einer solchen Behauptung zu wider- legen, halte ich für überflüssig, denn der ganz« Urkunden- bestand Teutsch-SüdtirolS beweist, daß bereit- vor 1800 Jahren eine geschloffene deutsche Volk-maffe dort vorhanden war. und baß dte Sprachgrenze tm allgemeine« damals '«hon so festgelegt wurde, wie sie heut« besteht. Dann betonte der Abgeordnete Kolb noch, daß der ttalie- ntsche Staat sich tn der Frage der Staatsbürgerschaft nicht an die Bestimmungen de« FrtedenSvertrage» gehalten habe. Er appellierte an daö Weltgrwtffen für Südtirol. Seine Rede wurde vom ganzen Hause — auch von den Sozialdemokraten — mit stürmischem Beifall, Hochrufen «nd Händeklatschen auf. genommen. Ein Appell Seipels an Italien. AlSbann sprach vnndcskgnzler Seipel, der u. a. erklärte: Schon einmal Hab« ich eingehend begründet, daß ich mich in der Tiroler Frage nicht an den Völkerbund wenden kann. Die ganze Frage ist eine Herzenssache. Man kennt meinen Standpunkt, der damals weder tm Inland« noch in Italien Beifall gesunden hat. Ich richte «n dte italtenlfche Reglern», einen Appel, aber ich erkläre zugleich, da- tch mich nicht in bi« innere Politik Italien- einmlschen will. Bedenke« muß «an fe» doch, daß da« letzt« Rech« »ich« da- geschriebene ist. «nd Ka di« internationale Moral «och über dem internationale« Recht steht. Was dte Empfindlichkeit Italien- tn bezug auf Tirol an- belangt, so möchte ich lagen: Wer ein gnte« Gewisse« hat. branch« hen Schwache« nicht,« fürchte«. Der Bundeskanzler erklärte sodann zu dem Antrag der Sozialdemokraten aus Abberufung de« Polizeipräsidenten Schober, da- den Ländern ein Recht auf Ernennung be- Polizeipräsidenten ntcht zu. stehe und bat. da dte Mehrheit dev Nattonalrate« Vertrauen zum Polizeipräsidenten habe, besien Rlicktkitt-gesnch tm ver- gangenen Jahr« ntcht angenommen worden iet. Am Schluß kgm der vunde-kanzler dann noch welter auf dte Burgenländssche Frage, aus den Völkerbund und aus allgemeine politische Fragen zu 'prechen. Er betonte, da- sich Oesterreich nicht dazu dräng«, lassen dürse. «lt dieser oder jener Mächtegruppe znsawmenzugehen. S« könne allerdings die Zelt kommen, wo die Stellung Oesterreich» ln der Welt genauer umschrieben werden müsse. De» Zeitpunkt aber «üffe Ofterreich selbst bestimme». . .. Das Urteil eines Neutralen. Berlin, 28. Februar. In den Mitteilungen der schwedischen Bereinigung sür die Zusammenarbeit der Nationen tm Völker, bunb veröffentlicht der Oberst as Pcterlen aus Stockholm, eine schwedische Autorität aus dem Gebiet der MinderheitSsrageu, -einen Aussatz über dte Unterdrückung Südtirol-. in dem e» heißt: Däß Slidtirsl zn den ernsten Fragen de^kurv- püische» Frtcdenspolttikgehört, davon dürsten wohl dt« metsten politischen Interessenten überzeugt sein. Dir Frage wird nicht nur in der europäischen, sondern auch tn der ameriknntschen Presse lebhaft behandelt, und sie ist auf -er Versammlung der Völkcrbuiidsligcn im Mai dS. Js. in Berlin und auf dem Kon- greß des Gcneralrates und der Minderheitenkommission in Sofia im Oktober eingehend erörtert worden. Die dort ge faßten Resolutionen sollen der nächsten Versammlung im Haag vorgclegt werben, und es ist wohl wahrscheinlich, daß sie sgegen die Stimmen der Italieners einstimmig angenommen und darauf dem Vvlkerbnndsrat überwiesen werden. Daß der Völkerbundsrat sich selbst mit der Sache befaßt, tst allerdings wohl wenig wahrscheinlich, aber früher ober später dürste die Frage in kräftigerer Form vor diese Versammlung kommen. Trotz des vo» de» Italienern energisch verteidigte» Satze-, daß die Tiroler Frage eine innerttalienische Frage sei. dürfte ntcht zu leugnen sein, daß sie vo» internationaler Bedeutnng ist «nd als solche vom Völkerbund zur Bcliandknng ausge nommen werden kann. Aber anch, wenn die Frag« vom Völkerbund ausgenommen wird, ist ihre Lösung damit de» aul eine starke Militärmacht gestützten Widerstand Italiens gegen über keineswegs sichergestcllt. Eine stärkere Macht al« der Völkerbund ist vielleicht daS allgemeine tlrieil der Wes t. Die Faschisten wollen allerdings den Anschein erwecken, als seien sic gegen ein solches Urteil gleichgültig. Dies ist jedoch nicht so sicher, «nd iu jedem Falle dürste die Gleich gültigkeit zur Bebenksamkclt übergehen, sobald das Urteil der Welt ans bas politische »der wirtschaftliche Gebiet cinzuwtrkca beginnt. Eine neue Amerika-Anleihe für Oesterreich? London, 22. Febr. Wie Reuter aus Washington meldet, beabsichtigt Schatzsckrctär Mellon, dem Kongreß anzu- empfehlen, daß die Vereinigten Staaten ihren ersten Anspruch ln Höhe von 24 055 784 Dollar auf die österreichischen Aktiva zniückstclleu. nm Oesterreich die Ausgabe einer neuen An leihe von 188 Millionen Dollar znr Verbesserung seiner Eisenbahn, sowie seines Telegraphen- und Telephons,stem« zu ermöglichen. Dte Vereinigten Staaten hatten die not leidenden Oesterreicher in den Jahren litt!) und 1V20 durch Lieferungen unterstützt. Dte vorgeschvssene Summe würde >m Jahr« 1V2S fällig geworden sein, hätte ntcht eine vom Senator Lodge vorgeschlagene Entschließung das Datum bt» IÜ43 hiuausgcschoben. Andere Länder, darunter Groß, britannien und Frankreich, haben sich schon bereit erklärt, ihre Ansprüche zugunsten den oorgeschlagenen Anleihe zurück, »»stellen. Loch ein Siaaiaanwali unser Anklage. Berlin, 28. Febr. Wie die „Boss. Ztg/ erfährt, beschäftigt sich der Oberstaatsanwalt beim Landgericht Berlin l mit der Prüfung schwerer Beschuldigungen, die gegen einen Beamten der Staatsanwaltschaft l erhoben werben, gegen den auf Grund einer Anzeige bereits das ErmtttlungSver» fahren etngelcltet ist. Eö handelt sich um einen Staats, anwalt, der in der Berliner Gesellschaft eine Rolle spielt. Neben dem Verdacht unlauterer Beeinflussung be. steht auch die, Vermutung schwerer Unregelmäßig, ketten bei d.er Aktenbearbeitung. Dem Beschul, digten ist mit sofortiger Wirkung die Ausübung seiner Dienst» geschäfte untersagt worden. WILt-IQt«:«-» » o »z- ». n «L rnuu»
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