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InNog. 23. Dezember 1827 — »Dresdner Dachrichken* — Nr. «0 SeUe lS Bermiskhles. L»e Srv^nadle D»«Nch>a«d». Die neneste dents»« «rvßstadt: »lei«»». Di« Stadt Gletwitz tn vberschlcsirn ist in diesen Lasen Großstadt geworden. Oie ist c» geworden, wir manch« andere deutsche Großstadt auch: dadurch, daß die Einwohnerzahl da» Hunderts»« Lausend überschritten hat. Bon Berlin mit seinen mebr al» 1 Millionen Menschen bi» — zu Gletwitz. der jüngsten Großstadt mit sust IMtlllO Etnwobnern zieht sich die Reihe der deutschen Großstädte durch da» Land. und eS gibt kein« Ecke unsere» Batcrlande» ohne eine Großstadt. Bon jeher hat man dies« Bezeichnung sür die Städte bereitgrhaltcn. die so glücklich waren, mehr at» gerade VUWS Einwohner in ihren Mauern zu beherbergen. Liese Unterscheidung der Städte bei der Grenze von iMNlIO mochte bis zur Wende de» 1L zum 2st. Jahrhundert auch eine gewisse Berechtigung haben, denn noch im vorigen Jahrhundert war eine Ltadt über IMÜVü Einwohner immerhin ausgezeichnet vor vielen. Aber heutzutage will un» scheinen, als ob dlr Bezeichnung .Groß stadt^ bet der Hunderttausendgrenze doch nicht mehr ganz zu Recht besteht. Wie relativ diese Bezeichnung »Großstadt* iß. mag an» einigen Bcrgleichen deutlich werden. Ncuyork, da» bekanntlich in den letzten Jahren London, die bisher größte Stad» der Welt, tibrrslügelt hat und heute etwas über S Millionen Menschen zählt, weist so achtzigmal mehr Ein. wohner aus. als eine »normale* Großstadt mit gerade lüvllM lungen richtig zu sein, daß Roetig sür sich tatsächlich nicht» verbrauch« hat, sondern in einer Art von Hörigkeit da» Werk, zeug seine» Vorgesetzten geworden «st. Lob au» dem Wege vom P»arrd»eu»I. Pfarrer Waßmann. der Geistliche an der vtebfrauenkirch« zu Berlin, ist Dtcndtag nach« mit einem Kraftwagen ver» unglückt und bald seinen schweren Sterlrtzungen erlegen. Er hatte einen Kranken mit den Sterbesakramenten ver sehen und war von zwei Messcdienrrn begleitet. D-er «ine der beiden Ministranten ist bei dem Unfall schwer verletzt worden und mußte in» Krankenhaus gebracht werben, während der zweit« mit leichteren Verletzungen davonkam. Der Unfall war entstanden, weil der Chauffeur an der Straßenbahn vor- Ichriftswidrig link» vorbeisahren wollt« und io mit einem entgegenkommenden Straßenbahnwagen zusammen- stieß. Raubüderfatt im Dororizuqe Ein schwere» Terbrechen wurde Mittwoch mittag im Bor» ortzuge Erkner —Grunewald verübt. In einem Ab- teil zweiter Klasse wurde auf der Station Friedrich«. Hagen von hinzusteigendcn Fahrgästen eine etwa 25 bis »tl Jahre alte, besser gekleidete Frau mit schwrren Kops- und Geiichtöverlrtzungen am Boden liegend be wußtlo» ausgesunden. Die schwer Verletzte wurde in» Köpe tiickcr Kreiskrankenhaus Ubergesührt. wo sie bedenklich Einwohnern Die 15M Hotel» der Riesenstadt können 275NM.darnieder liegt Da die NeberfaNene keine Handtasche Reisend« beherbergen: also könnten die Einwohner von zweidretviertcl »normalen* Großstädten in einer Nacht in Nenyork logieren! Allein die Stadtverwaltung dieser Welt stadt beschäftigt S5NNN Angestellte, also fast soviel Menschen, wie eine »normale* Großstadt an Einwohnern leben Alter» ustd Geschlecht» zählt Ein anderer Vergleich: in derselben Zeit, da eine neue deutsche Großstadt tn den Reigen der bis herigen trat stteg die Zahl der Berliner Arbeitslosen aus ISStstV Menschen, d. h. über anderthalb deutsche Großstädte z»sammengenommen haben soviel Einwohner, wie die größte deutsche Stadt an Arbeitslosen! In Anbetracht solcher Zahlen erscheint es einem denn doch etwas »rückständig*, wenn man jede Stabt die gerade mehr als lMMst Einwohner zählt, eine Großstadt nennt. Es gibt für den wirklich-« Großstadt- begriff überhaupt keine zahlenmäßige Grenze. ES kommt auf die Stellung in Wirtschaft und Verkehr, ans Unter- nehmunosgrtst und kulturelle Bedeutung an und nicht aus eine willkürlich gesetzte Einwohner-Grenzzahl. Dertr-nensken*keil eknss .laktlmofklerv. Ein Kassenbesizkt von llstlllltl Mark. Ein interessanter Prozeß wird demnächst da» Berliner Gericht beschäftigen. Bei der K a s l e n v e r w a I t u n g der Krattfahrabteilung der Reichswehr in Berlin-Lankwitz war «in Iknterzahlmeistcr Hans Roetig beschäftigt der recht erhebliche Summen zu verwalten batte. Vor einigen Monate» kam zu Roetig der bei der Kraftsahrabteilnng diensttuende Leutnant Ernst Bedenk und bat Roetig. ihm aui drei Lage gegen Ehrenwort einen Betrag von 2 Nüst Mark zu überlasten, da Bedenk von seinem Vater eine größere Summe zum Ankauf eines Automobil» erhalten löste Der Zahlmeister wandte ein. daß er nicht über einen io hohen Betrag verfüge: doch wußte tßn der Vorgesetzte z» überreden, so daß Roetig schließlich die ihm amtlich anvcrtraiitcn Melder angrifs und Bedenk die 2 stütz Mark anShändigte. Nach drei Tagen kam der Leiitnant wieder und erzählte baß der Kauf sofort perfekt gemacht werden mü'-te doch weide sein Vater erst einige Tage später kommen Er brauche aber sofort btztztz Mark um den sehr günstigen Kauf abich>ießen zu können: Roetig griss wiederum in die Kaste und stellte auch dielen Betrag zür Verfügung. In Wirklichkeit kaufte Bedenk jedoch kein Auto, sondern gab daS Geld in Nachtlokalen in luftiger Gclellschast lehr schnell an». Immer wieder wandte er sich unter allen möglichen Vor wänden an den ttniorzahlmeister. der in der Hoffnung daß der Leutnant daö Geld durch angebliche Geschäfte wieder her- etnbringen werde willenlos immer größere Summe» herausgab. Schließlich halte sich der Krgslsahrossizier vo» seinem Untergebenen die Summe von llvtztzo Mark vor strecken lasten. Eines Tage» fand eine unvermutete Revision der Kaste statt, und der Zahlmeister mußte leine Verfehlung ein gestehen Er beteuerte immer wieder, daß er selbst keine» Pfennig für sich behalten habe, iondern daß Leutnant Bedenk das ganze Geld sür sich verbraucht habe. AIS man nun nach dem Offizier forscht«, war dieser verschwunden, und erst nach geraumer Zeit gelang eö ihn in Berlin zn entdecken. Gegen Roetig wurde Strafanzeige erstattet und er hä« sich vor Gericht wegen Unterschlagung und Urlundensälschnng zu verantworten. Gegen Leutnant Bedenk ist bisher noch kein Strafverfahren cingelettet worden, da man erst de« AuSgang des Prozesse» gegen den Unterzahlmctster ab- warten will. Es scheint sedoch nach den bisherigen Ermitte- odcr sonstige Wertsachen bei sich süßet«, wird angenommen das, der oder die unbekannt entkommenen Täter damit da» Weite gesucht haben. Es besteht auch die Möglichkeit das; dir Urbersallene das Opser eines Sittlichkeit». Verbrechens geworden ist. Sin Pariser DiivrunvsunA in Wien ausaeranqen Wie die Korrespondenz Hertzog meldet, wurde in der Nacht znm Mittwoch ein Bildrundsunk in Wien ausgefangcir. de» Kapitän Fusion von Paris au» mit einem gewöhnliche» Nadivla-Nundiunksender gesendet hatte. Die Sendung hatte rin glänzende» Resultat. ES ist das erstemal, daß ein mit kleinem EmpsangSavparat aus eine so große Strecke gesendeter Bildrundsunk so vollkommen gelungen ist. Merkrwür-iqes Süiick al eines Depvrllerken Einem früheren Sträfling der Kolonie Guayana, der al» I8!ähriger Bursche zu lebenslänglicher Zwangsarbeit ver urteilt wurde, gelang r» bald nach seiner Ankuust, nach Brasilien zn entkommen Hier verheiratete er sich mit einer Französin und kehrte nach Frankreich zurück, wo er rin von jedermann gkachtete» Leben führte. Zu seinem Unglück schrieb er sich auf einer Neii'e nach Perpignan mit seinem wirklichen Namen tn das Fremdenbuch ein Er wurde von der Polizei erkannt und nach Guayana zurückgcbracht. Nunmehr hat ihn der französische Prä Ndent wegen seiner jahrzehntelangen guten Führung be g n a d l g t. ** Selbstmord zweier Franea. In Dortmund wurden die Inhaberin eines Lcderwarcngcschästes. Witwe Hüllstrung, und deren Schwiegertochter. Frau Weustenhagcn. tn ihrer gemeinschaftlichen Wohnung tot aufgefunden.' Nachdem morgens nm 7 Uhr die beiden Frauen dem in der Mansarde wohnenden Dienstmädchen die Korridortür nicht geöisnet statten, erbrach die Polizei die Tür und fand beide Frauen leblos tn der Küche vor. Sic hatten am Abend vor. her ein Bett und eine Ebaiselongne in die Küche gestellt, den GaSherd herauSgcstcllt und sämtliche Spalten mlt Papier verstopft. Die Beweggründe sind noch nicht geklärt. Man nimmt Schwermut an. ** Bon Einbrechern hcimgesncht. In Berlin drangen Einbrecher in die Wohnung eines alten General», der sich mit seiner Familie aus einem Ansgang befand, erbrachen und durchwühltcn sämtliche Behältnisse und richteten tn der «Wohnung grosn Verwüstung an. Sie erbeuteten Schmuck- nnd Silberzeug im Werte von lOMO Mark, dazu einige hundert Mark bares Geld. ** Der Polizelbeamtcnmord in Jena. Der Morbonschlag der Arbeiters Johann Hein aus Polizeibcamte in Jena, bei dem ein Beamter aus der Stelle getütet wurde, hat »un ein zweites Opfer gefordert. Der Kriminalwachtmrtster Schumann ist an den Folgen seiner schweren Verletzung im Krankenhaus verstorben. ** Vernrteilnna eine» Pilote«. Mir er innerlich, wurde« am zweiten Psingstfeiertage dieses JahrcS bei einer Fsug- veranstaltnng aus dem Essener Flngpla' e beim Absturz eines Flugzeuges eine Person getötet und geben verletzt. Das , Erweiterte Schöffengericht Essen hat jetzt den damaligen Führer de» Flugzeuge» Walter Klötzer, der unter der An- klage der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körper verletzung vor Gericht stand, zudreiWochenGefängni» verurteilt. ** Seltsamer Dod. Die reichSdeutsche Erzieherin Mizzi W i r n e k. die teil einem halben Jahre im Hause des be- kannten Tchokoladensabrikanten Stueßmer in Budapest tätig war. wurde unter mysteriöse» Umstände« tot aufgekunde». DaS ausfallend schöne, gebtldele Mädchen au« leb, gute» deutscher Familie war nacht» in bester Laune und tn Be gleitung eine» Bekannte» hetmgekehrt Einen Selbstmorb hält man für ausgeschlossen. Die Leiche wurde tm gericht«- ärztltchen Institut zur Obduktion «tngeliesert. ** Bom Freunde beraubt In Nizza wurde elu« jung« «schieden« Rumänin von ihrem Freund«, dessen Sekanntschaft sie in Nizza gemacht hatte, ihre« gesamte« Schmucke» tm Wert« von über einer Million Franken ho tt a n b t Do« ein»» «S o«Re eulhaupler Während tn der Kirche von Monzano bei Bologna eine Totenmesse zelebriert wurde, war der srühere Glöckner de» Kirche. Dondarini. tn den Glockenlurm gestiegen, um bei de« Läuten der Glocken zu Hellen. Dabei wurde er oo» der größten, neu» Zentner schwere» Glocke de« Läutewerke« beim Zurückschlagen de» Klöppel» so unglücklich getroffen. ihm der Kops vom 'Rumpfe getrennt wurde. Der abge schlagene Kops rollte über die Seile und die Balken de» Tur me» und siel endlich in die Kirche hinab Bei dem schauerlichen Anblick verfiel der in der Kirche weilende Sohn de« Ber- nnglücklen in einen schweren Weinkramps. Die ..Slrumpf-Gtn'onie". Eine englische Grammophon-Gesellschaft hatte in einer Kathedrale eine Ausführung von der Sinfonie des franzö sischen KvmPvnistcn Ee-sar Franck sorgfältig vorbereitet, u» dieleS Werk aus die Platte zu bringen Alles ging gut. dt« nach dem ersten Satz eine feierliche Pause etntrat. In diele« Augenblick hörie man ein Flüstern dem man zunächst keine Bedeutung beilegte. Als man aber dann die Aufnahme prüfte, hörte man ganz deutlich nach dem Schluß der erhebende« Musts dir Frage: ..Sagen Sie mir meine Liebe, wo kaute« Sie Ihre Strümpfe?* Durch einen akustischen Zufall war die Stimme einer Frau, die sich tn der Kirclie befand, von dem überaus empfindlichen Mikrophon ausgefangen worden. Dt« Frag« war so leise geflüstert, daß ste. wenige Zoll von der Sprecherin entkernt, schon nicht mehr zu hören war. Aber das Mikrophon hatte ste aus die Platte gebannt und so war die Arbeit von Tagen, die der Vorbereitung dienten, und die ganze Ausnahme umsonst. ES blieb noch die Hoffnung, daß daS Grammophonwachs den Eindruck nicht ausgenommen hatte, aber e» zeigte sich, daß der seine Apparat die Wort« deutlich wiedergab. Seitdem nennen die Angestellten der Grammophon-Gesellschaft Cvlar Franck» Werk nur »och die ..Strumpf-Sinfonie*. Sine merkwllro ge S Seskormel. Ein irischer Advokat, Sergeant A. M. Snlltvan. Hai soeben seine Lebcnsertnncrungen herauSgegcben, die viele kostbare Beispiele irischen Humors enthalte», von denen da» folgende wohl eines der kennzeichnendsten ist. Zwei Raste-Kelten, Bauern, waren kn einen Prozeß ver wickelt. Für den engliichiprcchcndcn Richter wurde die Sache durch einen Dolmetscher vorgctragen. Nach besten Meinung war der «ine. der Kläger, ein anständiger Mann, der Be- ! klagte dagegen ein Schurke. To wurde der erste einfach auf- gefordcrt, seine Aussagen aus Ehrenwort z« machen, während sich zwischen dem Dolmetscher und dem Beklagten folgende« Gespräch entwickclte: Dolmctsclxr: -Nimm diese» Buch sdie BtbeN tn deine rechte Hand und höre ans die Eidesformel. Sprich mir »ach: Wenn ich in dieser Sache nicht die Wahrheit sage . . .* Beklagter: „Wenn ich tn dieser Sache nicht die Wahrheit sage . . .* Dolmetscher: „Sollen alle meine Schafe die Räude kriegen . . .* Beklagter: „Lieber Himmel, Herr Dolmetscher, solch eine« Eid habe ich noch nie gehört!^ Dolmetscher: „Ich werde dem Richter mittetlen, daß Ihr Euch weigert, zu schwören, da Ihr mir nicht nachspreche« wollt . . .* Beklagter: „Sollen alle meine Schaf« — aber Herr Dol- metscher, ich habe »tztz Schafne!* Dolmetscher: -Wollt Ihr mir nachsprechen oder nicht?* Beklagter: -Sollen alle meine Schafe — sollen alle meine Schafe die Räude kriegen. Gott helfe den armen Schafen!* Dolmetscher sstrengi: „Soll all mein Rindvieh an der Vichpest sterben.* Beklagter: „O. Herr Dolmetscher, ich habe nur drei klein« Kälber* Dolmetscher: -Gut. dann werdet Ihr verurteilt.* Beklagter: -Aber daö ist doch schrecklich. Soll all — soll all mein Rindvieh an der Vichpest sterben. Ich bin ein ruinierter Mann!* Dolmetscher: -Und sollen alle meine Kartoffeln tm Boden verfaulen und verderben* Angeklagter: -Was?* Dolmetscher: »Wohlan, werter Herr, wiederholt den Eid.* Beklagter sdie Bibel nicdcrlcgends: -O. Herr Dolmetscher, ich gebe die Forderung zu. ich bitte einzig und allein um Aufschub.* L-' 'mssr Vorrat sm gotgslagsr- tvr» 2lgsrrsm wir0 as oms vr- Hmüglioiism Sis Hls rorm istr- tamTag« sotir got ro dsclisosm. Slmcl sis sofort slls ds0sofzt.c!«r Varvusmctts. 0sr k^rsomo. 0sr ßäit- artrvltsr? t-lmc! tzsdsm Sis — kör «IIv k^LIIs — soot^ sstdst sim« k^ssttagsrigarrs ro i-lsoss? / / / t vvksorn. a» , zoll»»»»-»!« >2, Lel>» Sokisig»,,, 80-k- «a «vi>» a» e,» u»»,,» s. ,m po,ipi»n. l, Noä, lail-a-vn»- neig»»« nittvvn, ^ l- ,e>r* .. "urr-. pacxunskki rioairiret« ' LN?/7rQ/^6/r, r«6E7Ik»I