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Dresdner Nachrichten : 15.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-15
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.01.1874
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8nsec,t«n-Annah»e au»- Mlrt»; -»« V>>,1 »r in Hamvu«,, «er. WI.N, LkN,,,. v«lel. Lr«»lau, yrauNurt a. M. — Lu«, »«»^ in Berlin, L«i»i>g, wie». Hamburg. Nrankftirt Mlln- chkN. — v»ub» » 0». in Srankfurl a. M. — r>. ealit tn Ild'MNl». — !>»- »nIU« » La. ' tn Parl». Tageblatt für Unterhaltung imd Gesthiistsverlrhr. .Druck und Ligenthum der HerauSgrber: Liepsch L Nrichardt in Dresden. Verantwort!. Redactrur: Julius Neichardt. «„iwÄrtlge «imancen, Aufträge »a» MI» und» launtkii Firmen u. Per. soneu tnierlre» wir um gegen PrLnumeraud» Aaglung durch «ne» Marien «der Postetn»al> lang. S Silben koste, li, ßtgr. AutwLrilg. können dt« Sahlun« LUN ans ein« rrebdnerNtrn» »»weilen. Die«!?- Nr. IS. Nr«nz«hnter Jahrgang. MItredacteur: vr. L««» Für bas Feuilleton: n»rti»»i»i». DreSven, Lokmerstag, IS. Januar 1874. Pettulch». Eine beachtenSwerthe Erscheinung ist bei den sächsischen Reichs- taaSwahlm zu Tage getreten. In allm größeren Städten befinden sich die Sozialdemokraten in der Minderheit, bald in einer stärkeren, bald in einer schwächeren, aber immer in der Minderheit; aber das platte Land ist es, das ihnen die stärksten Contingente stellt. Wohl- gemerkt, nicht die ackerbautreibenden Dörfer, sondern die Fabrik-, die Industrie-, die Bergarbeiterdörfer. Höchstens die sich durch In telligenz und stetige Beschäftigung mit Fragen der Religion auS- zeichnenden Weberdörfer der Lausitz machen davon eine Ausnahme^ Von den Städten aber kann man zur Zeit wenigstens in Bezug auf die geräuschvolle Agitation der Sozialdemokraten und ihre verhält- uißmäßig geringen Erfolge sagen: Vorne wird viel getrommelt und hinten stehen wenig Soldatm. So war es in Dresden, Leipzig, Freiberg, Bautzen, und nicht viel anders in Chemnitz und Zwickau. In Chemnitz, dem össenreiihen, rußgeschwärzten, von Zehntausenden fleißiger Arbeiter beivohnten sächsischen Manchester, siegte der libe rale Candidat über Most, den Verfasser des Proletarier-Liederbuchs — aber die umliegenden Dörfer verkehrten die Chemnitzer Nieder läge Most's in Sieg. In dem ehrwürdigen Zwickau drang dessen tüchtiger Bürgermeister, Streit, siegreich durch ; aber die nahen Berg- arbeiterdörfer, - die Weberdörfer bei Criinmitzschau gaben den Aus schlag für den Sozialdemokraten Myteller. Auch die Nähe Dresdens liefert lehrreiche Beispiele. Wer glaubte wohl vor den Wahlen, daß die Seestädte Pieschen, Neudorf und Trachau, wer, daß die freund lichen Dörfer Kaitz, Cunnersdorf, Welschhufe u. s. w. wesentlich von Sozialdemokraten bewohnt seien? Und doch bildete diesePartri, wenigstens gegenüber der Schlafmützigkeit anderer Parteien, die Mehrheit. Wie setzt sich diese sozialdemokratische Mehrheit zusammen? Außer dem Heerbanne, den die genannte Patte! überall da findet, wo Fabriken die Gegensätze zwischen Arm und Reich schärfen, sind es in erster Linie die kleinen Häusler, die Stein und Bein auf die seligmachenden Lehren der Sozialdemokraten schwören. Mit unend lichem Fleiße, mit Entbehrungen aller Art habest viele dieser Leute sich ein kleines Häuschen erworben, vielleicht einen schmalen Streifen Lande« dazu. Wohl sind sie vor der WohnungMG sicher, auch liefert da» Gärtchen einige« wenige Gemüse; aber Mrter als die WohmmgSnvch drückt sie Hy eines kleinen Häuschens, ab« kaum Ziegeln »NH M hören ihnen. Sie haben zu würgen, »m nur die Mnsrft M Hypo theken zu erschwingen. Ihre gedrückte Lag« ist ein fruchtbarer Boden für die Lehren der sozialdemokratischen Wanderpredigcr. Die mise rable sächsische Grundsteuergesetzgebung, welch« die Steuereinheiten vom Grundbesitze erhebt ohne Rücksicht darauf, ob der Grundbesitz schuldenfrei, mäßig verschuldet oder überschuldet ist, die weitere Be- stimmmtg des Gesetzes, welches die Gemeindesteuern nach der Ver anlagung der Staatssteuern ausschreibt und erhebt, hat jene zahl reiche Elaste kleiner Häusler und Achtelshüfner mit einer Steuerlast beschwert, daß sie von einer Veränderung der Eigenthumsverhält- niste, wie sie ihnen durch die Sozialdemokraten verlockend genug ge malt wird, nur Vortheile erhoffen zu können glauben. Nun liegt unserem Landtage eine Reform der Steuergesetzgebung vor, welche hoffentlich jener gerechten Beschwerde des Grundbesitzes abhilft und zwar auf dem Wege der Reform, nicht der Revolution. Wir dürfen hoffen, daß, wenn bis zu den nächsten RcichstagSwahlen die neue gerechtere Steuergesetzgebung in'S Leben getreten sein wird, sich dann ein sehr starker, ein ehrenwerther und durch Fleiß und Tüchtig keit sonst auszeichnender Bruchtheil der Bevölkerung Sachsens den Einflüsterungen der Sozialdemokraten entzieht. An den Landtag aber richten wir die Mahnung, eingedenk zu sein der jetzigen Erfah rungen und durch eine, vom Claffen-Egoismus freie, der Gerechtig keit zustrebende Steuergesetzgebung manchen Grund zur Beschwerde dem Volke zu nehmen. Spärlich genug fließen bis jetzt die definitiven Wahlresultqte, «der sie lasten doch erkennen, daß die Opposition gegen das Bis- marckische Regiment diesmal im Reichstage stärker als je sein wird. Nicht nur die Sozialdemokraten haben einige Sitze erobert, auch die Ülträmontanen blicken auf eine beträchtliche Reihe von Wahlsiegen. Das Instrument, unter dem die clericalcn Wähler angeblich stehen sollten, der „Pantoffel", den die Nordd. Allg. Ztg. abgeschmackt und thöricht genug als den Gegner des Reichsadlers schilderte, hat sich in Baiern, in Schlesien, in Polen, in Westfalen, am Rheine als eine nicht zu unterschätzende Waffe erwiesen. Die „alten Weiber" — so schimpfte dieses Blatt die Clericalen — haben in einer erstaunlich großen Zahl von Wahlkreisen den Sieg über die reichstreuen Man nen erfochten. Mecklenburg wählte ausschließlich Nationalliberale, Baden stellte 12 rekchStreue Abgeordnete gegen 2 klerikale, Würtem- berg theilte sich in zwei ziemlich gleiche Lager; Braunschweig, Wal deck, Lübeck, Lippe, Bremen, Anhalt und die thüringischen Klein staaten wählten fast alle nationalliberal; in Baiern schlugen die Clericalen die Reichstreuen ; in Posen unterlagen die deutschen Can- didaten fast alle gegen die clericalm Polen. Wir enthalten uns der mühsamen Arbeit, jetzt eine Uebersicht aus noch unvollständigen Re sultaten zu bieten und erwähnen für heute nur Folgendes: Im 6. Berliner Wahlkreise fehlten Schulze-Delitzsch 40 Stimmen an der absoluten Mehrheit. Er kommt mit Hasenclever zur Stichwahl. Schulze erhielt nämlich 4028, Hasenclever 2523 Stimmen; die an deren vertheilten sich. In Frankfurt kommt der bürgerliche Demo krat Sonnemann zur Stichwahl gegen LaSker, in Hannover der Welfe Ewald gegen einen Sozialdemokraten, in Osnabrück der kle rikale v. Mallinckrodt gegen einen Nationalliberalen. Sehr heiß ging c» im 15. würtembergischen Wahlkreise her. Dort schoß in einer Wählerversammlung ein katholischer Geistlicher mit einem Re volver. Da« Resultat, wenn auch nicht de« Schüsse», war, daß ein Clericaler gewählt wurde und die bekannte komische Reich-tagSfigur vr. Mohl mit der olivenfarbigen Perrück« unterlag.. ' S« jst kein Zweifel mehr erlaubt, daß der Bavft die mmlt« katholische Kirchenverfaffung bezüglich der Papstwahl umgestoßen > verkaufte, sondern zum Arbeitsdienst über den Etat noch einig« Zeit hat. Ob dieser Bruch mit geheiligten Rechtsformen durch die von der Kölnischen Zeitung veröffentlichte oder eine andere Bulle erfolgte, ist höchst gleichgiltig. Worauf es bei dieser Frage ankommt, das sagt die N fr. Pr. in Folgendem: „PluS.1». bricht durch die Bulle mit der ganzen Ver gangenheit, n>fl alle» Regeln und Vorschriften, welche sich aus die Papstwahl beziehen und seit Jahrhunderten unverbrüchlich beobachtet und eingcbalten worden sind. Von dem Augen blicke an, In welchem der Cardinal-Kämmerltna dreimal mit einem goldenen Hammer an die Thür deö Gemaches klopft,wo rin die Leiche des eben verschiedenen Papstes liegt. biS zu der Stunde, da der erste Cardinal - Diacon, von den päpstlichen Musikern und Sängern begleitet, dem harrenden Volke daö Ergebiflß beS Conclave mit den Worten verkündet: „^nmmtio vobis gauckium magmim, kabsmua Lapam!" (Ich melde Euch große Freute: Wir haben einen Papst!) - vom Anfänge bis zum Ende sind alle Förmlichkeiten bei der Papstwahl aus ta8 genaueste vorgezelchnet. Die kleinste Abweichung von dem Her kommen, die geringste Unregelmäßigkeit in der Vermauerung dcr Fenster während deö ConclaveS oder in der Abgabe der Stimmzettel störte da» Wahlgrschäft. Sämmtliche Cardinälc mußten biS aus die Gegenwart eidlich geloben, alle die tausend Regeln gewissenhaft zu erfüllen. Sieben päpstliche Constitutio ne», von Gregor X. bis auf Clemens Xu. herabreichend, hat ten die Träger deö rothen Hute» dazu verpflichtet; harte „Cen suren" waren Jenen angedrcht, die ihren Eid brechen würden. Unabhängig von dem Ceremonlel bei der Papstwahl stan den in der römischen Kirche zwei Sätze fest. So lange der Papst lebte, durfte ohne sein Vorwlssen unter den Cardlnäle» bei schwerer Strafe keine Besprechung über die Wahl seines Nachfolgers stattstnde». Ferner war cS selbstverständlich, daß der Papst, wenn nicht außerordentliche Verhältnisse daS Con clave an demselben Orte unmöglich machten, dort gewählt wer ten niüsse, wo sein Vorgänger gestorben sei. Die Wahl Piuö VII.. die am 14. Marz 4800 zu Venedig erfolgte, war wegen der Kriegsnoth und der feindlichen Besetzung Roms vom Tiberftrand nach den Lagunen verlegt worden: sie liefert über dies kein brauchbares Beispiel, weit PiuS Vl. nicht-in Rom, sondern im Gefängnisse zu Valrnee gestorben war. Alle diese Vorschriften. Regeln und Ueberlieferungen sind von heute an Mer, wertlflofer Plunder. Kraft seiner unfchl- bären Mlkchtvvllroinusenhtifhebt PiuSlX. sie auf. .Cr erklärt, daß die bisher üblichen Ceremonkn zu, der Vhlliakelt und Wc !it einer canonsichen Wahl gar nicht e' ^ ' '' ndet die LärtiuSle von dem obeneni ... äpMlchtz» HMMAnM.. Hr Efltet ihnen zugleich, rakh« und betvictrk Parmes zu reden. Er ammllltt dt« Bedingung, de»« am Tode-otte feines Vorgängers gewählt werden i. , vor. daö nächste Conclave solle entweder in Monaco oder in einer franzWhe» Stadt oder ans Malta abgehaltrn werden." Die Folge dieser Eigenmächtigkeit könnte die sein, daß der aus solche Weise gewählte Papst nicht anerkannt wird, wenigstens nicht von den weltlichen Mächten. Da» Regiment Serrano hat durch Eroberung Cartagena'« einen bedeutenden Sieg errungen, der seine Stellung erheblich be festigen wird. : . In Frankreich steht die Regierung Mae Mahon» infolge des Vertrauensvotum» der Nationalversammlung wieder fest. Aber aus wie lange? . .^ rocnIeS UUd Sächsisches. — Der vorige Landtag richtete die Anfrage an dieStaats- rcgierung: „In welcher Weise und nach welchen Grundsätzen die bei der Militärverwaltung Anfang 1868 vorhandenen Bestände dem Bunde zu überweisen, beziehentlich für die sächsische Staatskasse zu reserviren waren?" Ein jetzt den Kammern zugegangenes königl. Dccret giebt die Auskunft. Darnach sind die beiden Fonds-. a) zu Unterstützungen solcher hilfsbedürftiger Hinterlaflenen von Unter offizieren und Soldaten, welchen ein gesetzlicher Anspruch auf Unter stützung nicht zustcht, und d) zu DienstalterSzulagen für Unteroffi ziere—ersterer Fond betrug Ende 1872 19,100Thlr., letzterer ergänzt und mit 550,247Thlr.—dem Königreich Sachsen erhalten geblieben. Was dagegen die anderen Bestände anlangt, nämlich beim General stabe 18,570 Thlr., bei der Administration der Festung Königstein l l,126 Thlr., bei dem Hauptzeughaus undKriegscommrffariat incl. Truppenabtheilungen 2,884,658 Thlr., bei den Medicinalnnstalten 92,186 Thlr., bei dem Militärbauamte und dem Bauamte der Festung Königsteiy 16,060 Thlr., bei der Magazinverwaltung 15,313 Thlr., bei der allgemeinen MilitärvorrathSanstalt an Feld- und Lagergeräthschaften 42,123 Thlr., bei der MilitärvorrathS anstalt für Bekleidung und Ausrüstung 2,340,163 Thlr., bei dem Remontewesen an Chargen- und Dienstpferden der Armee 525,660 Thlr., bei den CasernirungSanstalten 134,316 Thlr., bei derKriegS- schule 29,654 Thlr., bei der Militärfirafanstalt an Armatur, Be kleidung rc. 8307, bei der Pionnier- und Pontonierabtheilung an Ge rüchen, Materialien re. 23,724 Thlr., zusammen 6,141,864 Thlr., so sind über die Eigenthumsverhältniffe derselben schon deshalb keine Festsetzungen ergangen, weil der Eintritt des sächsischen ContingentS in den norddeutschen Bund ohne .die üöthige Ausrüstung, Beklei dung rc. undankbar gewesen wäre. Außerdem sind durch Reichsgesetz die von den Bundesverwaltungen besessenen beweglichen Sachen be reits als . in das Eigenchum des Bundes übrrgegangen betrachtet worden. Auch seiten des Reichsrechnungshofes wird von der An nahme ausgegangen, daß jeder Bundesstaat mit der vollen Aus rüstung für die Kriegsstärke seines ContingentS in da« Reichsheer, bez. dessen Vrrivaltung einzutreten hatte. In weiterer Verfolgung dieses Grundsatzes hat der genannte Rechnungshof auch bereits mehrfach das Verlangen gestellt, daß zur Completirnng der Aus stattung an lebendem und todtem Material noch einige Nachschaffun- grn aus sächsischen Landesfonds zu bewirken seien. Diese Forde rungen beziehen sich bis jetzt darepif, daß dich königl. sächsische Ar- meecorp» bei dem Eintritte in den norbdLUtschestBugd, außer den etatmäßig^ Pferden der berittenen Timpftt« such die-sogenannten Krümperpfnd, -- zur Ausmusterung bestimmte, aber nicht sofort beibehaltene Pferde — mitzubringen gehabt hätte, sowie daß die Be schaffung kirchlicher Geräthe, welche erst beim Beginn des letzten Krieges nöthig wurden, als zur ersten Ausstattung gehörig zu be trachten sei. Das Kriegsministerium ist nun zwar bemüht, dies/ nachträglichen Ausgaben von der sächsischen Staatskasse abzuwen den, hält es aber für seine Pflicht, schon jetzt darauf hinzuweisen, daß die Eventualität einer Deckung solcher auf Reichsfonds nicht zu übernehmender Ausgaben aus Landesfonds und die Bereitstellung der erforderlichen Mittel hierzu ins Auge zu fassen sein wird, in welcher Beziehung das Weitere Vorbehalten bleiben muß. — Se. Majestät der König und Königl. Hoh. Prinz Georg hatten sich, erster» gestern früh und letzterer bereits vorgestern früh 6/^6 Uyr per Eisenbahn nach Oschatz begeben, um sich bei den dort stattgchabten größeren Jagden zu bcthciligen. Beide hohe Herren kehrten bereits gestern Abend ^11 Uhr wieder hier zurück. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere hohe Militärs. — AuS Prag wird geschrieben: Vor einigen Tagen kam dem vr. Advocaten Franz Hrdliczka in Prag seitens des sächsischen Ministeriums des königlichen Hauses ein Paket mit der Anfrage zu. ob derselbe geneigt sei, die Vertretung des regierenden Königs Albert als Kläger- in einem gegen die „Politik" anzustrengendcn Preß- proceffe wegen eines Artikels zu übernehmen, den das feudale Blatt aus norddeutschen Blättern abgcdruckt hatte. Es ist dies der be kannte BölkSbotcn-Artikel gegen den verstorbenen König Johann vr. Hrdliczka erwiderte bejahend, und es soll auch bereits di« königl Vollmacht an ihn eingelangt sein. Es stehen nunmehr folgende Wahlergebnisse aus Sachsen fest. ' Gewählt sind: vr. Pfeiffer in Burkersdorf (liberal), Prof. Frühauf in Berlin (nat.-lib.), der mit 7401 Stimme» den conser- vativen v. MagnuS (2450 St.) schlug, Staatsminister v. Nostitz- Wallwitz in Dresden (konservativ), Generalstaatsanwalt vr. Schwarze in Dresden (conservativ-liberal), der mit ca. 6400 Stimmen über die 3600 Stimmen des Socialdemokraten Liebknecht siegte, Hofrath Ackermann in Dresden (Reichspartei), der mit 7695 Stim men den soc.-dem. Cigarrenarbeiter Eckstein schlug, der blos 3743 Stimmen erhielt. Prost Richter in Tharandt (Reichspartei), nrrlchcr 6627 Wmmen aus sich vereinigte, während der soc.-dem. Schneider ' . . «Merer Soc-Dem. NamrnsWolf 'Stimmen erhielt und sich 1»? stimmen Mpsittertm; ferner Advokat Eysoldt in Pirna (Fortschrittspartei), Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren (Fortschr.), der mit 7965 Stimmen den Soc.-De>n. Walster (3300 Stimmen) schlug, Vicebürgermeister vr. Stephani in Leipzig (nat.-lib.), Procurist Vahlteich in Chemnitz (Soc.-Dem.), der mit über 1000 Stimmen den Nationalliberalen vr. Gensel schlug; Soc. Dem. Most, der Zeit in Mainz, Drechsler- Bebel, jetzt in Hubertusburg (Soc.-Dem.), Kaufmann Moteller in Crimmitzschan (Soc.-Dem.), Advokat Koch in Buchholz (Reichspartci), Schriftsteller Liebknecht mit 8141 Stimmen gegen vr. Minckwitz, der nur 4444 Stimmen erhielt, Pr. Georgi (nat.-lib.), der mit 6781 Stimmen den Soc.-Dem. Aork schlug, der es auf 6523 Stimmen bracht«. Im 28. (voigtländrschen) Wahlkreise ist engere Wahl nöthig zwischen Advokat Krause (nat.-lib.), der 4442 Stimmen erhielt und Rittergutsbesitzer Seiler auf Neuensalz (cons.), während zwei Socialdemokraten 1650 und 370 Stimmen erhielten und sich 16 Stimmen zersplittert hatten. — Bezüglich der Stichwahl zwischen vr. Minckwitz und vr. Jacoby wird jedenfalls die nationalliberale Partei ein Compromiß mit der Fortschrittspartei schließen und nunmehr mit für vr. Minckwitz stimmen. Wenn das Würfelspiel des allgemeinen Wahlrechts ihren Candidaten zur Stichwahl mit vr. Jacoby gebracht hätte, so würden dir Minckwitz'schen Wähler gewiß auch das gleiche Entgegenkommen gegen die Goldschmidtianer üben. Die demnächst anzuberaumende Stichwahl besteht übrigens, wie wir auf Anfrage erwähnen wollen, darin, daß ebenso wieder in Urabstimmungen in denselben Wahllokalen von sämnrtlichen Wahlberechtigten gewählt wird. Nur mit dem Unterschiede, daß Stimmzettel, die weder auf Minckwitz, noch auf Jacoby lauten, von vornherein ungiltig sind. Stimmzettel, auf vr. Goldschmidt lautend, gelten also nichts; es dürfen nur Stimmzettel für Minckwitz oder Jacoby abgegeben wrrden. — Ein Beispiel politischer Unreife wurde in unserer Residenz beobachtet. Ein Subaltern-Äaatsbeamter, durchaus loyaler Mann, wurde gefragt, wen er zu wählen gedenke. Johann Jacoby, antwor tete er, denn ich habe einen Zettel mit dessen Namen zugeschickt er halten und es ist doch wohl die Regierung, welche mir den Zettel geschickt hat. Man notire sich diesen Fall für künftige Wahlen. — Wie sehr man täglich in Gefahr ist, bei dem besten Ge wissen von dcr Welt, als ein Ucbclthäter behandelt zu werden, lehrt die uns gestern von einem unserer geachteten Mitbürger, einem Ge- werbtreivende'n, gemachte Erzählung. Derselbe hat am Sonnabend seinem Werkführer, wie jedes Rial an diesem Tage, das Loh» für die Gesellen und darunter auch eine auf der Sächsischen Bank er haltene, richtig verpackte und versiegelte Fünfzigthalerrolle über geben. Am Sonntag Mittag, als er bei Tische sitzt, erscheint ein Gensdarm, der ihn ersucht, sofort nach der Bezirkswache zu kom men Der Meister geht mit, findet dort einen seiner Gesellen bereits vor und hört, daß man diesen wegen der Verausgabung falschen Geldes — falscher Einthalerstücke — verhaftet hat. Der Behaup tung de» Gesellen, er habe am Sonnabend seinenLohn in solchen Ein- thalerstücken erhalten, kann der Meister nicht widersprechen und sich deswegen, ob dies auch dieselben Thaler seien, die der Geselle in sei nem Geschäft erhalten, nur auf den Wcrkführer beziehen. Der Werk führer wrrd auch geholt und der Meister darf sich nicht entfernen. Um e» furz, zu machen, eS wird nun geprüft und gefragt und der Werkführer kann natürlich auch nur sagen, daß das wohl die Thaler sein mögen, di« er den Arsten gezahlt habe. Gegen 5 Uhr wird der
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