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Abend-Ausgabe 18. Nahrgang. ZK 240 Montag. 30. Juni 1924 stHa„,/,L-t»Kas,siftv »»mlS.dt,R.gunllSr-d«>I«,Itch,w,imalt,,r2ufi»llunas»»ttlau,>,»0«oIdmarI>. V ^"aUgS-wevUyr P,std,jug,pr,t»Ill, Mono! Juni 2,»0«oldmaik. «t«z«ln»»«rr N>w»ldplc»aI,. d «nchtan^rM: «achetchl.. Di. Anz«°.n w«d«. nach «°,dm°r» d««hn«! d>. N,nm dr.il, 6chriw««ung und Kam>lg.,ch»ftsfi.0.: Anzeigen-Prche: «ur wr Dachlgelprilch»: 20011. ouh»rd->d MP,,. Off.rl-ng.bUdr 10 PI,. Lu,w. LluINdg. gegen Dorausbe,abl. Pnstscheck.Konin 10SS Lr-ade». Bachdrul» m» mit deiiiiilder vnelenannad» ».Dresdner ^-redr "» >»I!iMn — Ilnnerinnnl» S<Nr»IMi»e werden nick,! ouldewadi«. Jeutschland fügt sich der Generalinspektion. Die -rutsche Antwort auf -ie Kontrollsor-erungen -er Entente. Nach Kerriok ist -ie Kriegsschulüsrage -urch die Frie-ensverlrSge geklärt. - Eine kommunistische Geheimkonferenz in Eisenach ausgehoben. Deutschlands allgemeine Erbitterung gegen die Kontrolle. tDrahtweldung unsrer Berliner Schriftlettuug.i Berlin, 80. Juni. Der deutsche Botschafter in Paris, ». Hoesch, hat heute im Auftrag -er Reichsregierung dem Präsidenten der Botschafterkonferenz und dem französischen Ministerpräsidenten folgende Antwortnote überreicht: NamenS der deutschen Regierung habe ich die Ehre, Ihnen de» Empfang der Note vom 28. Mai 1024 sowie des Schrei bens, das Ew. Exzellenz gemeinsam mit dem königl. grotz- britannischen Herrn Ministerpräsidenten am 24. Juni dem Herrn Reichskanzler hat überreichen lasten, zu bestätigen. Die deutsche Regierung hat volles Verständnis für den Wunsch, die internationale Lage nicht gerade in dem Augenblicke zu be lasten, wo die Aussicht auf eine schnelle Durchführung des Sachverständigengutachtens die Hoffnung aufkommcn läßt, das, eine endgültige Regelung der Neparations« frage und damit zugleich die Grundlage eines allgemeinen und wirklichen Friedens zwischen den beteiligten Völkern ge funden werden kann. Sic will daher die Stellungnahme zu der Frage der M i l i t ä r k o n t r o l l e in dem gleichen Geiste der Offenheit darlegen, von dem öaS Schreiben an den Herrn Reichskanzler vom 24. Juni getragen war. ES ist eine irrige Auffassung, wenn in den alliier ten Ländern geglaubt wird, datz in Europa neue bewaffnete Konflikte zu befürchten seien von der zunehmenden Aktivität deutscher Organisationen, dt« mehr oder weniger offene militärische Vor bereitungen träfen. Die deutsche Negierung kann und will nicht in Abrede stellen, dast sich in Deutschland zahlreiche Organisationen befinden, die sich die körperliche Er tüchtigung der deutschen Äugend zur Aufgabe setzen. Diese Organisationen gehen aber bei ihren Bestrebungen von dem Gedanken aus, das, die frühere allgemeine Wehr pflicht nicht nur einen militärische», sondern auch einen her vorragend erzieherischen Charakter hatte. Tatsächlich ist die Erziehung der Jugend zur Achtung vor deu Gesetzen der Ordnung und Disziplin wesent lich durch die allgemeine Wehrpflicht gefördert wor den. Manche Erscheinungen der Gegenwart, die gerade eine Verwahrlosung der Jugend er kennen lasten, müssen auf bas Fehlen dieser mili tärischen Zucht und Erziehung zurttckgcsührt werden. Jedes Volk wird bestrebt sein, sich eine gesunde und körper lich kräftig« Jugend hcranzubilde». Gegenüber den Ge fahre«. die der Ertüchtigung der Jugend drohen, ist die Ent wicklung des Körpers die beste Gegenwehr. Die grobe «ntwtrklung aus sportlichem Gebiete» die in anderen Ländern weit früher alS in Deutschland vor sich gegangen ist, hat jetzt auch in Deutschland dazu geführt, daß in der Jugend der sportliche Geist in immer größerem Matze gepflegt wird. Die sportlichen und turnerischen Ver einigungen der deutschen Jugend irgendwie in Verbindung -« bringen mit militärischen Vorbereitungen Deutschlands ist daher nicht berechtigt. Damit wird der Geist der hier geübtdn Erziehung, der der Geist jeder gesunden Nation sein mutz, völlig verkannt. DaS deutsche Volk lehnt den Gedanken an Kriege ab. und «ntcr allen politischen Faktoren besteht Einigkeit darüber, datz eine heimliche Wasscnrüstung als ebenso unmöglich und nntzloö und gefährlich abzulehnen ist. Demzufolge hat die Retchöregterung sich auch ernstlich be müht, die Entwaffnung gewisser politischer Verbände, die mit den Turn» und Sportvereinen nicht verwechselt werden dürfen, rücksichtslos burchzuführen. so datz von einer ernsthaften Bewaffnung dieser Verbände nicht mehr die Rede sein kann. Die deutsche Regierung kann aber nicht verhehlen, datz im deutschen Volke eine tiefgehende Erbitterung über die gegen- roärttge Lage in Deutschlan- herrscht, eine Erbitterung, die sich in Protesten und Demonstrationen Luft macht. Diese Entwicklung der deutschen öffentlichen Meinung kann niemand überraschen, der sich vor Augen hält, was Deutschland in den Jahren nach dem Kriege hat erdulden müssen. Es liegt der deutschen Regierung fern, Wunden der Vergangenheit anfzurettzen, aber sie mntz darauf Hinweisen, datz diese grobe Bewegung niemals eine solche AnSdehnnng und niemals einen solchen Charakter erhalten hätte, wenn man Deutschland gegenüber von vornherein eine Politik der Verständigung betrieben und ihm die gleichberechtigte Mitarbeit zngestandcn hätte. Das dcntsche Volk hat die Empfindung, datz man ihm gegenüber jede Rücksicht aus seine wirtschaftliche» Fähigkeiten, vor allem jede Rücksicht ans sein berech tigtes Selbstgefühl hat vermissen lasten. In einem Lande, das mit demselben Stolz an seiner Ge schichte hängt, wie andere Nationen, konnte dies nicht ohne Rückwirkung bleiben. Manche Aentzerungen von Staats- männern der alliierten Mächte lasten darauf schlichen, datz sich die Erkenntnis dieser Zusammenhänge Bahn zu brechen be ginnt. Mit um so gröberem Recht glaubt die deutsche Regie rung ihrerseits hervorhcben zu müssen, datz hier tatsächlich die U^achen derjenigen Bewegung liegen, die in dem Schreiben «» de« Herrn Reichskanzler beklagt werden. I« übrige» glaubt di« dentfche Regierung die Tatsache seststcllen zu können, datz eS keine« ernsthaften Militär in der ganzen Welt gibt, der die Meinung habe» könnte, datz Deutsch land, selbst wenn eS wollte, irgendwie imstande wäre, in Europa bewasfuete Sonslikte hervorzurusen. Deutschland» lechnlsche Mittel. die materielle Stärke seiner Armee sind geringer als die jenigen, auch nur kleiner Staaten. In einer Zeit, welche die technische Entwicklung der Sriegswaffen anss Sntzerste aus- gebildet hat. besitzt Deutschland keine dieser modernen Kriegswasse». Deutschland hat seit dem Friede« bei spielsweise keine einzig« neue Kanone hergestellt. ES besitzt gegenwärtig nicht einmal dasjenige Quantum au Munition, das ihm «ach dem Vertrage von Ver sailles zusteht. Es ist überhaupt i« einen Znftand der Wafseulosigkeit versetzt, der ohncglclchcu in der Ge schichte der Völker dasteht. Das deutsch« Volk kann es deshalb schlechterdings nicht verstehen, datz man von diesem Deutschland eine Bedrohung des europäische« Friedens befürchtet und derartige Befürchtungen nicht vielmehr an die Tatsache knüpft, datz der Gedanke der allgemeine» Abrüstung bei den andere« Nationen bisher keine Fortschritte aemacht hat. Dle öffenttiche Meinunn iu Deutschland lehnt s i ch gegen eine erneute Kontrolle seitens der inter alliierten MilitärkontrollkommMon schon deshalb auf. »veil diese Kontrolle für ständig einen Ein griff in die ReichsfouverSnlkSt vor Augen führt, der an sich schon etwas ganz beson ders Verletzende» hat und der ihr überdies im Vertrag von Versailles beule nicht mehr begrün det erscheint. Sie glaubt, datz die deutsche Abrüstung, soweit sie aner« kanntermatzeu zu einer bestimmte« Zeit dnrchgcsührt war, für die interalliierte Militärkontrollkommission auch e ndgülttg erledigt sein mntz. Die dcntsche Regierung kann auch ihrerseits von dem RechtSstandpnnkte, den sie in ihren früheren Noten aussührlich dargelcgt hat. nicht abgehen und sie hält diese« Rechts st andpunkt ausdrücklich ansrecht. Wenn sie daraus jetzt gleichwohl nicht die praktischen Folgerungen zieht, so ist für sie hierbei die inzwischen ein- getretenc Veränderung der gesamten politischen Lage bestimmend. Die deutsche Regierung mutzte früher unter dem Eindruck stehen, datz die alliierten Regierungen die Mtlitärkontrolle Deutschlands zu einer dauernden machen wollten. Demgegenüber hat die Note der Gutachterkonserenz vom 28. Mai den Gedanken der Einsetzung eines Garantie, komitees an Stelle der Milttärkontrollkommtssion fallen lassen und die geforderte Generalinspektio» dcS Ergebnisses der Durchführung der befristete« Borbestimmunge« ausdrücklich als deu Schlußakt der interalliierte« Militär» ko «trolle bezeichnet. In dem gemeinsamen Schreiben Eurer Exzellenz und dem königl. grohbritannischcn Herrn Ministerpräsidenten ist dieser erneut zum Ausdruck gekommen. Die Zurückziehung der Kontrollkommission wird hier für einen möglichst nahen Zeitpunkt in Aussicht gestellt und eS wird der lebhafte Wunsch ausgesprochen, die interalliierte Kontrolle durch das in Artikel 213 des Versailler Vertrages des Völkerbundes übertragene Untersuchungsrecht erseht zu sehen. Darüber hinaus glaubt die deutsche Negierung wahrnchmcn zu können, datz die gegenwärtige allgemeine Lage durch das Bestreben ge kennzeichnet ist, an die Stelle einer Politik, die deutscherseits als Gewaltpolitik bekämpft werden mühte, eine Politik der V e r st ä n d i g u n g zu setzen, eine Politik, die zugleich mit der Lösung der ReparativnSfrage auch die Beendi gung aller Kampfmethoden umfaßt, die bisher zur Er zwingung dieser Lösung angewandt wurden. Die schwere« Opfer, welche die deutsche Regierung von dem deutschen Volke ver- langen mutz, um den Gedanken dcS Sachverständigengut achtens in die Tat umzusctzen, sind nur in der Ucberzcugung tragbar, daß dem deutschen Volke seine Vertrags- mäßigen Rechte wieder gesichert werden und daß somit die Lösung der Reparationsfrage nicht nur einen finanziell- wirtschaftlichen Akt darstcllen, sondern eine neue Acra in den Beziehungen der Völker etnleiten werde. In dem Vertrauen darauf, daß diese Auffassung von den alliierten Regierungen geteilt wird und unter Feststellung der ausdrücklichen Erklärung der alliierten Regierungen, datz es sich bei der ge forderten Generalinspektion um den Abschluß der interallierten RNlltärkon- trolle und um den Uebergang zu dem in Artikel 21Z de» Versailler Vertrages vorgesehenen Ver fahren handeln soll, ist die deutsche Regie rung bereit, die Generalinfpektion z u z u l a s s e n. Ste ist sich bewußt, daß sie dem deutschen Volk« damit eine außerordentliche seelische Belastung zu- mutet. Sie setzt deshalb voraus, datz über die Modalitäten der Durchführung der Generalinspektton zwischen den alliierten Regierungen und der deutschen Regierung eine Berständi- S»r»g gefunden wird, die es ermöglicht, di« Kontrolle in einer Weise dirrchzuführen, die bereits von dem Geist erfüllt ist, Ler di« Beziehungen der Völker in Zukunft regeln soll, dem Gei st der Achtung und des vertrauensvollen Zusammenwirkens, ohne die eine wirkliche Befrie dung dieser Beziehungen undenkbar ist. Die deutsch« Re gierung darf ferner der Erwartung Ausdruck geben, datz die interalliierte Milttärkontrollkommtssion die Generalinspektton mit allen Mitteln beschleunigt. Genaue Kenntnis aller ein schlägigen Verhältnisse wird es den seit Jahren eingearbeitcten Mitgliedern der Kommission zweifellos ermöglichen, die Kontrolle in kürzester Zeit zu Ende zu bri-ngen. Die deutsche Negierung bittet daher, als Schlußtermin für die Generalinspektion deu 80. September z« bestimmen. Genehmigen Sie usw.... Nochmalige Verlängerung -er Micumverlrage lEtgner Drahtbertcht der »Dresdner Nachrichtens Düsseldorf, 30. Juni. Die Vertreter deS Ruhrbcrgbans sind gestern abend aus Berlin znrückgckehrt, um heute früh 1l Uhr die Verhandlungen mit der Micum wieder aufzn- nehmen. Soweit von de« Teilnehmer« der Sechscrkommistio« Informationen vorlicgen, hat sich die Reichsregiernng anch diesmal mit einer nochmaligen angeblich letzte« Ver längerung der Lieferungen an die Micum einversta«, de« erklärt. Die Verlängerung wird hente in Düsseldorf von de« Nnhrvertreter« ausgesprochen werde«. Französisch-belgisches Einvernehmen in -er Mieumfrage. Paris, 29. Juni. DaS Außenministerium erklärte, ent gegen den Mitteilungen gewisser Blätter, cs habe zwischen dot französischen und belgischen Regierung dauernd völliges Ein vernehmen in der Frage der Erneuerung der Micnmverträge geherrscht und es seien von beiden Regierungen die gleichen Instruktionen au ihre Vertreter in Düsseldorf er- gangen. IW. T. B.) Pariser Ten-enzbertchk über -ie Rnhrausbeuke. lSigner Drahtbertcht der »Dresdner N a ch r t ch t e Genf, 30. Juni. Das „Echo" meldet, datz der Kammer eine Zusammenstellung der Ergebnisse der Nuhrauöbeutung von Januar 1923 bis 1. Juni 1924 zugcgangen ist. Die Ergebnisse für die ersten fünf Monate d. I. hätten infolge der Zwangs maßnahmen der Micum dieFriedenSförderungübcr- schritten. DaS »Echo" hofft, datz der Bericht der Kammer veranlassen werde, für die A «f r e ch t e r h a l t u n g der wirt schaftliche» Rnhransbente cinzntrete«. Auch eine deutsche Ruhramnestie. Berlin, 30. Juni. Aus Anlaß der zugunsten der Ruhr, gefangenen und Ausgewiesenen vom französischen Ministerpräsidenten getroffenen Maßnahmen ist französt- scherseits angeregt worden, zur weiteren Befriedung der be setzten Gebiete auch diejenigen Deutschen zu begnadigen, die während des Nuhrkampses den französischen Behörden mittel bar oder unmittelbar Hilfe geleistet oder sich der Anwendung der Verordnungen der interalliierten Nhcinlandkommission oder den Anweisungen der Militärbehörden nicht widersetzt haben. Der Reichspräsident hat sich daraufhin entschlossen, die Be gnadigung derjenigen Dcntsche» in Aussicht zu stelle», die sich gegen die vom Reichspräsidenten ans Anlaß des Nuhrkampses erlassenen Verordnungen vergangen haben, soweit sie sich nicht des Hoch- oder Landesverrates schuldig gemacht haben. Soweit das Gnadenrecht den Ländern znstcht, werden entsprechende Gnadcnmatznahmen seitens der beteiligten Landerrcgiernngcn, insbesondere Bayerns und Prcutzcns, vorbereitet. Die Veichsunterstützung -er Ausgewiesenen. Berlin, 3ll. Juni. Wie wir erfahren, sind vom NeichS-- kabinett wettere sieben Millionen Goldmark bereit- gestellt zur Unterstützung der aus dem besetzten Gebiet Aus - gewiesenen und zur ersten wirtschaftlichen Hilfeleistung für die auf Grund der Auswcisungsrücknahmeverovdnung der Rheinlandkommission in das besetzte Gebiet zurückkchrenden Deutschen. Fortsetzung -er Verhaftungen im besetzten Gebiet «Eigner Drahtbertcht der »Dresdner Nachrichte u.*l Mainz. 30. Juni. Am Sonntag früh wurden die Verhaftungen im besetzten Gebiete fortgesetzt. Die Blätter dürfen nur zensurierte Berichte bringen. In Main sind Sonntag früh neun Bürger, in Bingen drei Einwohner in Haft genommen worden. Thomas Lamonts neueste «uropareise. (Eigner Dcahlbericht der »Dresdner Nachricht« n"^ Neuyork, 28. Juni. Thomas Lamont. et« Teilhaber der Morgan-Company, reist heute an Dörd der „Ccltic" nach Europa ab, wie er erklärte nur zur Verbringung seiner Ferien. Wallstreet erinnert jedoch daran, datz Lamonts letztem Besuch die Verhandlungen über die österreichische Anleihe vorausgcgangen waren, weshalb man vermutet, datz der aegenwärtige Ausflug mit einer baldige,, amerikanischen Be, teiligung an der dcntschcn Anleihe zusammenbänge. Die Familie Lamonts. die ihn begleitet, wird verschiedene Länder besuchen. . ..