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Mitteilungen aus der Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 20. Oktober 1908. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. 1. Das Kollegium erhält Mitteilung: s) von einem Dankschreiben der Fondsverwaltung für Begründung eines Arbeitsheimcs für blinde Mädchen und b) von der Erkrankung eines Beamten. 2. Von der Genehmigung eines Gesuches um Erhöhung der Ortsfcuerlöschkassenbetträge von 1"/„ auf4°/o, rückwirkend ab 1. Füll cr. und von der dadurch der Feuerlöschgerätekasse zuflicßenden jähr lichen Mehreinnahme von ca. 120 Mark nimmt man mit Befriedigung Kenntnis. Zur Genehmigung des Gesuches hat zum großen Teile das Bestehen der hiesigen, gutausgebildeten freiwilligen Feuerwehr beigetragen. Mit Rücksicht hierauf will man deshalb einem von der Feuerwehr schon längst gehegten Wunsche auf Errichtung eines Steigerhauscs näher treten. 3. Die von der Aufsichtsbehörde vorgeschlagene Abänderung des Entwurfes zum I. Nachtrage des hiesigen Wertzuwachssteuer-Negn- latives wird in 1. Lesung zum Beschluß erhoben. 4. Der Gemctndcrat nimmt Kenntnis von den Ergebnissen der chemischen Untersuchungen der aus den Bohrlöchern entnommenen Wasserproben sowie ^von einem ^richte der Fa. Löfstcr in Frewerg wordenes Durabel-Aufsatzes wird Genehmigung erteilt. Siegmar. Freitag, den 30. Oktober abends 8 Ahr findet im hiesigen Schweizerhaus cine^Lersammlung des Vereins für Obst-und Die Freundinnen. Original-Roman vo» Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) <Nochdrack vribolrn., Eben wollte sic der Türe zuschreiten, als diese von innnen geöffnet wurde und Arnold v. Brandt heraustrat. Ein freudiger Schimmer flog über sein bleiches, abgehärmtes Ge sicht. Er ergriff hastig Majas beide Hände und sagte bewegt: „O, ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. Mir wird ordentlich leichter. Ach, die bangen Tage und Nächte, die ich am Bettchen des Kindes durchlebte, immer zwischen Furcht und Hoffnung. Dazu das Bitten und Flehen der Kleinen: „Papa, kommt Tante Maja nicht?" — Es tat mir so Weh, und^da^halw ich Ihnen geschrieben, trotzdem ich weiß, daß Maja sah ihn verwundert an. „Ein Opfer, — wieso? Sie wissen doch, wie lieb ich das Kind habe?" Er senkte die Augen vor ihrem forschenden Blick. Er hielt noch immer wie selbstvergessen ihre Hände in den seinen und murmelte: „Sie sind in der letzten Zeit so — anders geworden, so ganz anders. Und man sagt auch, — daß Sie sich demnächst verloben würden." Maja fuhr auf. „Sagt man das? Ach, es ist die Unwahrheit! Ich weiß nichts davon, weiß nicht einmal mit wem." Er lächelte bitter. „Mit dem Bruder Ihrer Freundin natürlich. Leon v. Schmcttwitz macht kein Geheimnis daraus, daß seine Liebe erwidert wird und was ich mit eigenen Augen sah, schien das zu bestätigen." Maja hatte eine heftige Entgegnung auf den Lippen. Doch ein Blick auf das sorgenvolle Gesicht ihres Gegenüber ließ sie das herbe Wort nicht aussprcchen. Ruhig entgegnete sie: „Konnten Sic im Ernst glauben, ich wurde diesen Menschen lieben? Nein, das ist gegen Ihre Ueberzcuguug. So gering denken Sic nicht von mir! Er sah sie an. Dann hob ein tiefer, befreiender Atemzug seine Brust und er bat mit weicher Stimme: „Verzeihen Sic mir, Fräulein Maja. Sie haben recht, — ich glaubte nicht daran. Aber nun lasten Sic uns zu dem Kinde gehen." Sie folgte dem voranschreitenden Manne. In dem Wohn zimmer hatte man ans dem Sofa für Lilly ein bequemes Lager hergerichtet. Die alte Kathrine erhob sich, als Maja cintrat. Das junge Mädchen beugte sich tief über das von blonden Locken umwallte Kinderköpfchen, um cs zu küssen. In dem selben Augenblick fühlte sie sich am Arm gepackt und zu- rückgeriffen. „Ilm Gotteswille», Fräulein Maja, was tun Sie? — Das dürfen Sie nicht. Das Kind ist ja diphthcriekrank! Wie leicht könnte sich etwas auf Sic übertragen!" Es war ein Ton der höchsten Angst, in dem Herr v. Brandt diese Worte hervorstieß. In dem Herzen des Mädchens quoll cs heiß empor. Dieser Mann sorgte sich also uni sie. Und doch — weshalb sprach er vor kurzem so bittere Worte, die ihr noch heute in der Seele brannten. O, nur Gewiß heit hätte sie haben mögen, Gewißheit über das, was er empfand! Aber wie sollte sie sich dieselbe verschaffen? Lilly lag schwer atmend in den Kissen. Sie fuhr aus dem leichten Halbschlummer empor und ein glückliches Lächeln flog über ihr schmal gewordenes Gcsichtchen, als sie Maja erblickte. „Tante Maja", sagte sie matt, „bleibst du nun bei mir?" „Ja, mein Liebling, bis zum Abend. Und morgen komme ich wieder; und dann bringe ich dir eine schöne Puppe mit." „Siehst du Papa? Tante Maja ist doch gekommen", wandte sie sich an diesen. Das junge Mädchen sah ihn fragend an. „Glaubten Sie, ich würde nicht kommen?" Er nickte. „Ich fürchtete, Sie hätten keine Zeit mehr für mich und das Kind. Doch nun ist alles gut. — Maja, ich danke Ihnen, daß Sie mir die häßlichen Zweifel nahmen; daß sie gekommen sind!" Wieder traf sie ein auflcuchtcndcr Blick, wie vorhin in den: dämmerigen Flur. — Ach, nur Gewißheit, — Ge wißheit! — Maja war ganz in Gedanken versunken. Lillys Stimme ließ sie aufsehen. „Weißt du, was mr geträumt, bat. Tante Maia „Nun?" „Mir träumte, du warst immer bei mir und gingst gar nicht mehr fort; — ach, und das war so schön! Sag, Tante, kannst du nicht bei mir bleiben?" Eine kleine Pause entstand nach diesen Worten. Das junge Mädchen schaute angelegentlich zum Fenster hinaus, wo die Flocken noch immer in unermüdlichem Spiel vorbei- tanzten und Herr v. Brandt ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab. Man hörte sein rasches aufgeregtes Atemholen und endlich stieß er mühsam hervor: „Mein liebes Kind, dein Traum muß ein Traum bleiben, — denn er ist zu schön, als daß cr sich jemals verwirklichen könnte! Einen Himmel auf Erden gibt cs nicht!" Das Letztere war ganz leise gesprochen aber Majas scharfes Ohr hatte es doch aufgefangen und in ihrer Seele stürmte cs. „Das kommt darauf an," sagte sie mit einer Stimme, der man fast das Herzklopfen anhören konnte. „Mancher Mensch könnte es wohl erreichen, — warum greift er nicht zu, wenn der rechte Augenblick da ist?" „Warum?" klang cs leidenschaftlich zurück. „Weil so ein armer Mensch den Himmel nicht für sich beanspruchen darf, weil man es ihm als schnöde Gier nach den Schätzen anrechnen würde, die der Himmel birgt! Weil man es ihm nicht glauben würde, wenn er tausendmal versicherte, es sei ihm nicht um Geld und Schätze zu tun! — Nur um den Himmel allein! Deshalb muß so ein Mensch sein Innerstes verschließen, nur damit niemand ahnt, wie es um ihn sicht!" Ein tiefer, befreiender Atemzug hob Majas Brust. „Also deshalb," murmelte sie. Ein Lächeln flog über ihr glühendes Gesicht. „So einem Menschen geschieht es ganz recht, wenn er arm und liebeleer durchs Leben gehen muß," sagte sie dann. „Was hat er zu fragen, wie die Menschen sein Handeln be urteilen, wenn cr doch im Himmel lebt? Ist denn das nicht alles Unsinn? Wenn der Himmel Schätze birgt, warum sollen die nicht andern zugute kommen? Das Gold ist doch nun einmal da. Soll man cs von sich werfen ? Die Hauptsache ist doch die — Seligkeit, die man im Himmel zu finden hofft und nicht das Gold !" Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichenbrand vom 1«. bis S». Oktober lS«8. Geburten: Dem Strumpfwirker Karl Arthur Neuheit 1 Mädchen; dem Wägermeister Franz Max Petzold 1 Knabe; dem Fabrik arbeiter Gustav Eugen Itlig 1 Mädchen. Eheschließungen: Der Ztmmerinann Bruno Frttz Sonntag in Schönau mir Marte Fanny Seifert in Reichenbrand: der Gärtner Friedrich Ferdinand Kunth in Diesdorf b. Magdcburamtt Lina Martha Tischendorf tu Reichenbrand; der Expedient Max Willi Klemm mit Anna Frieda Böhm, beide wohnhaft in Reichenbrand. Stcrbcfatle: Die Strumpfwirkers-Ehefrau Pauline Auguste Türpc geb. Illing, 69 Fahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Siegmar vom 16. biS 22. Oktober 1968. Geburten: Dem Eisendreher Max Albert Siebert 1 Mädchen; dem Handschuhzuschneidcr Hermann Eugen Menzer 1 Mädchen. Sterbefalle: Der Privatier Karl Gottlob Hetgis, 83 Jahre alt. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom 16. bis 23. Oktober 1908. Sterbefälle: Dem Zimmerer Emil Willy Därr 1 Tochter, 1 Fahr 6 Monate 1 Tag alt. 'Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeustem vom 16. bis 23. Oktober 1968. Geburten: In Rabenstein: 1 Sohn dem Kutscher Hermann Hugo Tetzner und 1 Tochter dem Eisenfräser Paul Friedrich Fiedler. Eheaufgebote: Der Buchhalter Gustav Adolf Häntsch mit Alma Frieda Winter, beide in Nabenstein. Srerdrfatte-r—Zn -Ravensteins-4—Färbermeisters 6<»rl Alfred Wunsch, 3 Monate alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 19. Sonntag p. Trin., den 25. Oktober 1908 vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienft, zugleich Eröffnungsgottesdienst für den Konstrmandenunterricht. Parochie Rabensteln. Am 19. Sonntag p. Irin., den 25. Oktober 1908 vorm. 9 Uhr Predigtlesegottesdienst. Herr Ernst Eugen Kramer Selma verw. Krämer geb. Neubert nebst übrigen Hinterbliebenen. Siegmar, am 23. Oktober 1908. Die Beerdigung unsres teuren Entschlafenen findet Sonntag nachmittag ^3 Ahr von der Behausung aus statt. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme bei dem Begräbnisse unserer lieben Entschlafenen, Frau Pauline Auguste Arpe, sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten unseren herzlichsten Dank. Besonders Dank Herrn Pastor Rein für die trostreichen Worte am Grabe; ferner Dank Herrn Kantor Krauße, sowie dem Gesangverein «Harmonie" für die erhebenden Gesänge. Reichenbrand und Chemnitz, im Oktober 1908. Vertrauernde Gatte Julius Lürpe Für die uns so ungeahnten Ehrungen und Geschenke von den ' Hausbewohnern, sowie von Nachbarn Freunden, und Verwandten, ferner vom geehrten Männergesangverein zu unserer Silber-Hochzeit sprechen wir hiermit unseren herzlichsten Dank aus. Rottluff, am 21. Oktober 1908. Bernhard Hälfig und Zrau Für die uns anläßlich unserer Vermahlung zugegangenen Glück wünsche und Geschenke sei Allen hiermit unser herzlichster Dank zum Ausdruck gebracht. Herzlichen Dank auch dem Gesangverein «Harmonie" sowie Herrn Kantor Krauße nebst Kirchenchor für die feierlichen Gesänge. Max Klemm und Frau Frieda Reichenbrand, im Oktober 1S08. ^d. Böhm. ^ /Ä/- eüv e/r vo /rrc/rvm /lavve «nv ^ OL/oLev /90S. H I-ur ckie uns LnILssUcl, unseres rlmrilgSS in unser neues Heim erwiesene ^usmerlcsumkeit su^en wir luerclurcd dllen unseren kerrliclisten Dunst. Fleischer i.istU8 ffranlie unä IHruilie. keiekenbrsnck, im Qstwber 1S08. Lei unserem liVkKruKS von stier nncd Lüemnitr sL^en wir unsrer werten Kuncksedakt, Lreunclen uncl Lestunnten ein kerrüiolies l-el>ervolll. Reiekenbrsuck. Büeiscfleriiteister UitX HIlIlULINl unck I'rnn. Junger Mann Kann Logls erhalten. Siegmar, Rosmarinstraße 3. Ein Herr zum Mitbcwohnen eines möbl. Zimmers gesucht. Siegmar, Hoferstraße 49,II, r. Große vierfenftrige WM mit Kammer für Mk. 125 sofort an ruhige Leute zu vermieten. Giebel-Halbetage, event. mit Mansarde, sehr sonnig gelten, an ruhige Leute per l. Jan. 1S0S mietfrei. Näheres: Reichenbrand, Nevotgtstr.3 im Materialwaren^Seschäst. Kleine Wohnung sofort mietfrei Siegmar, Hoferstraße 43,1. 1 Stube mit Schlafstube und Bodenkammer ist für 120 Mk. ab 4. Januar zu vermieten. Zu erfahren bei Lml! Vinter, Aabenstein. Siegmar, Limbacherstratze 2V ist 2 Treppen eine schöne, vorgerichtete Stube mit Schlafstube an ein älteres Ehepaar oder einzelne Person zu ver mieten. 3 Zimmer nebst Küche und Zubehör per 1. 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