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den Horizont, während wellenförmige Anhöhen die Ebene durchzogen. Reich zerstreutes Buschwerk, zahlreiche Rinnsale kleinere Bäche und Seen, in denen sich das Blau des Himmels widerspiegelte, verliehen der Landschaft anmutige Abwechselung. Zwischen den Wäldern und Seen versteckten sich die Dörfer und Vorwerke in ihren blühenden Obstgärten. Hier schaute die Kuppel einer griechisch-orthodoxen Kirche aus dem Grün der Gärten, dort ragte der spitze Turm eines anderen Gotteshauses zum Himmel empor. Nach Norden zu lies die grobe Heerstraße nach Mitau, aus der die Russen ihren Rückzug genommen hatten; links nach Westen zweigte sich die Straße nach Libau ab. Der Schienenstrang der Eisenbahn von Dünaburg nach Libau durchschnitt in westlicher Richtung die Landschaft. Wenn auch einzelne Spuren des eiligen Rückzuges zu bemerken waren, so hatte der Krieg doch im ganzen diese Gegend noch verschont. Und wenn nicht die zahlreichen Kavalleriepatrouillen, die das Vorgelände durchstreiften und mitderZerstörungderEisenbahnliniebeschästigtwarcn, gewesen wären, wenn nicht im Hintergründe die Rauchwolken des noch immer nicht ganz gelöschten Brandes von Szawlc den Himmel verdüstert hätten, man hätte sich in ein friedliches Land versetzt fühlen können. Der Rückweg führte Hasso durch ein gröberes, hübsches und im Gegensätze zu anderen Ortschaften sauber gehaltenes Dorf, das sich an einen Hügel anschmiegte, auf dem sich ein weißes Herrenhaus mit langgestreckten Wirtschaftsgebäuden erhob. Hasso suchte auf der Karte nach dem Namen deS Dorfes; Dorup hieß es, und plötzlich entsann sich Hasso, daß Käte ihm diesen Namen als den ihrer Heimat genannt hatte. Sollte ihn der Zufall in Kätes Nähe geführt haben? Ein freudiger Schreck durchrieselte ihn bei diesem Gedanken. Die Dorfgasse, durch die Hasso ritt, lag still und öde da. Vielleicht waren hier schon Truppen durchgezogen, flüchtende Russen oder deutsche Reiterpatrouillen und die Einwohner hielten sich ängstlich in ihren niedrigen, mit Stroh oder Schindeln bedeckten Häusern. Nur hin und wieder lugte ein blasses Gesicht ängstlich durch die Tür oder Fenster. Hasso ritt weiter. Ein Hund bellte ihn an, mit angstvollen Geberden huschten einige Kinder über die Straße. Diese erweiterte sich in der Mitte des langgestreckten Dorfes zu einem Platz, auf dem sich die Kirche mit ihrem spitzen, schieferbedeckten Turm erhob. Unweit davon lag ein stattlicher, langgestreckter Bau mit einem anschließenden hübschen Wohnhaus; ein gutgcpflegter Garten umgab das Haus. Hasso lenkte sein Pferd dorthin und klopfte mit der Reitpeitsche an das verschlossene Gittertor. Die Haustür öffnete sich, und die hohe würdige Gestalt eines Mannes in schwarzer Tracht trat heraus. Den markigen Kopf umgab silberweißes Haar, das leicht gewellt bis auf die Schultern niederfiel. Große blaue Augen erleuchteten das Antlitz mit mild-ernstem Glanze. Furchtlos schritt er dem deutschen Offizier entgegen, hinter dem der Meldereiter, straff im Sattel sitzend, hielt. „Sie wünschen, mein Herr?" fragte er in reinem, dialekt freiem Deutsch. „Ah, Sie sprechen Deutsch?" „Ich bin ein Deutscher von Abstammung, mein Herr» Dieses Dorf ist eine deutsche Gründung, unh die meisten Bauern sind deutscher Herkunft." „Dann gehört jener Herrensitz wohl auch einem Deutschen?" „Ja, mein Herr — einem Baron von Keller —, aber er ist mit seiner Familie nach Riga gefahren, er wollte Frau und Kinder nicht den Gefahren des Krieges aussetzen." „Und Sie sind hicrgeblieben?" „Es war meines Amtes, mein Herr." entgegnete der andere ruhig, „ich habe eine Anstalt hier zu hüten." „Das ist anscheinend eine Erziehungsanstalt, und ich sehe wohl den Rektor derselben vor mir?" „Ja, mein Name ist Richter, Rektor Richter, mein Herr." Ein froher Glanz erhellte das Antlitz Haffos. Er streckte dem Rektor die Hand entgegen. „So sind wir alte Bekannte, Herr Rektor und wenn auch nur dem Namen nach —, mein Name ist Hasso Frei- berg . . ." Es zuckte in dem breiten Gesicht des würdigen Alten auf. „Freibrrg?'. Der Sohn der Gräfin Jadwiga Frriberg?" „Derselbe, Herr Rektor . . ." „Das ist eine große Ueberraschung — meine Tochter Käte hat mir von Ihnen erzählt —, wollen Sie nicht einen Augenblick eintreten —, meine Tochter wird sich freuen, von Ihrer Frau Mama zu hören. Sie haben hier nichts zu fürchten, Herr Graf. Es gibt hier keine Russen mehr . . ." „Ich danke Ihnen, Herr Rektor, und nehme Ihre Ein ladung gerne an," entgegnete Hasso, warf dem Meldereiter die Zügel des Pferdes zu und sprang aus dem Sattel. Der Rektor öffnete die Gittertür. „Treten Sie ein, Herr Graf, und seien Sie willkommen." In diesem Augenblick ertönte ein Ausruf der Ueberraschung vom Hause her. Eine weibliche Gestalt lehnte dort an dem Türpfosten, als wenn sie zusammenbrechen wollte; ihr Antlitz war marmorbleich, ihre braunen Augen weit geöffnet vor Schreck oder grenzenloser Ueberraschung. Hasso erkannte Käte und eilte auf sie zu. „Käte, teure Käte — welch ein Wiedersehen!" Er streckte ihr die Hände entgegen. Zitternd legte sie die ihrigen hinein. Er wollte sie an die Brust ziehen, doch sanft sträubte sie sich, ihre Fassung wiedergewinnend. „Graf Hasso . . . welche Ueberraschung . . ." flüsterte sie mit bebenden Lippen. Er küßte ihr die Hände. In ihren braunen Augen quollen Tränen empor. Der Rektor trat näher. „Wollen wir nicht in das Haus treten," sagte er mit einem leicht erstaunten Blick auf Käte, deren Erregung ihm nicht entgangen war. Das Haus war einsach, aber wohnlich eingerichtet. Das Wohnzimmer, die Studierstube erinnerte» an ein deutsches Heim. Als man den schmalen Hausflur betrat, kam aus der im Hintergründe gelegenen Küche eine Magd in litauischer Volkstracht, die mit einem Schreckeilsschrei zurücksuhr, als sie den deutschen Ossizier erblickte. Auch der graublonde Wuschelkops eines litauischen Knechtes wurde sichtbar, der mit bösartigen Augen den Offizier betrachtete und dann verschwand. „Unsere Dienstboten fürchten sich noch immer vor den deutsche» Soldaten," sagte der Rektor lächelnd. „Es sind so viele Gerüchte über die Grausamkeit der Deutschen im Umlauf." „Die sämtlich unwahr sind!" „Ich weiß es, Herr Graf. Aber das unwissende Volk glaubt daran. Wollen Sie hier eintreten? — Käte, du sorgst wohl für eine kleine Erfrischung." Käte verschwand, um bald daraus mit einer Flasche Wein und einigen Gläsern zurückzukehrcn. Der Rektor schenkte ein. „Lasten Sie uns auf die baldige Beendigung dieses schrecklichen Krieges trinken," sagte er ernst. Die Gläser klangen zusammen; auch Käte nippte von dem Wein. „Ich hoffte," wandte sich Hasso an Käte, „Sie würden auch »ach Ausbruch des Krieges bei meiner Mutter bleiben." Käte senkte die Augen, ein flüchtiges Rot huschte über ihre Wangen. Sie erkannte jetzt, daß Hasso nichts von ihrer schroffen Verabschiedung durch die Gräfin wußte. Die erste Zeit war sic im Zweifel gewesen, ob nicht auch er im Einverständnis mit seiner Mutter war und bereute, die Worte der Liebe und Treue zu ihr gesprochen zu haben. Aber bald verbannte sie diese Zweifel; sein Bild stand klar und rein in ihrem Herzen. Seine Mutter wollte sie jedoch vor ihm nicht anklagen, und so entgegnete sie: „Als russische Untertanin durfte ich nicht in Deutschland bleiben . . ." „Sie wären unter dem Schutz meiner Mutter sicherlich unbehelligt geblieben, Fräulein Käte," sagte er. Dann mutzte er von seiner Mutter und Schloß Freibera erzählen. Mit Tränen im Auge hörte Käte von der Ver wüstung des Schlosses und dem Tode deS alten Friedrichs sowie des Försters. Krampfhaft verschlangen sich ihre Hände, und ein wehes Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Plötzlich öffnete sich die Tür, und der litauische Knecht schaute herein, dem Rektor ein stummes Zeichen gebend. Richter erhob sich und Kat mit dem Knecht auf den Hausflur. Hasso und Käte waren allein. Er ergriff ihre Hand, die sie ihm willenlos überließ. „Käte, wie glücklich bin ich, Sie wiedergcfunden zu haben! Ich habe oft an Sie gedacht — haben Sie auch meiner gedacht?" Sie nickte ihm kübe lächelnd zu. „Ja, Gras Hasso," entgegnete sic. „Und ich danke dem gütigen Gott, datz er mich Sie noch einmal sehen ließ. Ich habe seit dem Tage, an dem ich Freiberg verließ, nichts wieder von Ihnen gehört. Gott sei Dank, Sie sind bis jetzt den Gefahren des Krieges entronnen — Gott wird Sie weiter schützen." „Ich wurde in Frankreich schwer verwundet, Käte." „O, mein Gott!" „Aus meinem Krankenlager habe ich täglich, stündlich an Sie gedacht, meine teure Käte. Ich konnte ja nicht hoffen, Sie wiederzusehen — und jetzt sitze ich hier neben Ihnen und halte Ihre liebe Hand." . . Er küßte ihre Hand innig. Sie ließ es geschehen. Ihr Herz war zum Zerspringen voll; wenn er sie jetzt in seine Arme genommen hätte, sie würde keinen Widerstand geleistet haben. Es war ja das letzte Mal, datz sie sich sahen. „Käte," fuhr er fort, „ist es nicht möglich, daß Sie nach Deutschland übersiedel»?" Sie schüttelte traurig den Kops. „Wie sollte dieses geschehen können?" sragte sie ernst. „Ich bahne Ihnen und Ihrem Vater den Weg," sagte er rasch. „Sie haben doch Verwandte in Deutschland, Ihr Vater, Sie selbst sind im Herzen deutsch — was hält Sic hier zurück in einem Lande, das unter der russischen Herrschaft verblutet. Ich führe Sie nach Deutschland — meine. . ." Sie erhob sich und sah ernst und traurig in die Ferne. „Es ist unmöglich, Gras Hasso." In diesem Augenblick trat der Rektor hastig wieder ein. Sein würdiges Gesicht zeigte den Ausdruck ängstlicher Er regung. „Herr Gras," sagte er rasch, „ich muß Sie bitten, sich so rasch wie möglich zu entfernen. Mein Knecht sagte mir soeben, daß sich in dem Gehölz da drüben Kosaken gezeigt hätten. Wenn diese erfahren, daß ein deurscher Offizier hier ist, werden sie sicherlich in das Dorf kommen — dann sind Sie verloren . . ." „Kosaken in der Nähe? Das ist merkwürdig," sagte Hasfo. „Es müssen Versprengte sein." „Oder die Vorhut einer gröbere» Abteilung." „Das müßte man feststellen." „Reiten Sie zu den Ihrigen zurück, Herr Graf. Wenn man Sie hier trifft, sind Sie verloren und — wir mit Ihnen! Wir würden als Verräter, als Spione behandelt werden." „Das entscheidet! Ich würde unglücklich sei», Sie in Ungelegenheiten zu verwickeln. Ich gehe, Herr Rektor — Käte, lebe wohl!" Er streckte ihr die Hand entgegen, im nächste» Augenblick lag sie an seinem Herzen, und ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuß. „Was tust du, Käte?" fragte der Rektor überrascht. Hasso bot ihm die Hand. „Zürnen Sie uns nicht," sagte er. „Wir liebten uns schon, als Käte noch auf Freiberg weilte. Und Sie sehen ja, daß unsere Liebe selbst dem Sturm dieser Zeit stand gehalten hat. Sie wird auch den Sturm überdauern — nicht wahr, meine Käte?" Sie nickte ihm glücklich lächelnd zu. Fortsetzung solgt. schützen unsere Krieger vor Erkältungen. 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