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auch auf die Krone Frankreichs und ihm war daher ein Mann wie der Graf Robert von Artois, trotz des anhaftenden Makels, willkommen, und dieser versprach denn auch dem englischen König, ihn in seinen Ansprüchen auf die franzö sische Königskrone zu unterstützen. In diesem Kampfe um die französische Königskrone spielte auch der Graf von Flandern insofern eine Rolle, als er auf seiten des Königs von Frankreich war und im Begriff stand, ein Bündnis mit demselben abzuschllcßen. Diesem Bündnis mit Frankreich widerstrebte nun der größte Teil der Bewohner Flanderns und zu ihnen gehörte der einfluß reiche Brauer von Gent. Die Kranzosenfreünde in Flandern waren bedeutend in der Minderzahl. Auf diese Stimmung in Flandern und die Partcivcr- hältniffe fußend, suchte nun der König von England die Flanderer zu einem Schutzbündnis mit England zu gewinnen. Angeblich sollte dies nur zum Schutze der Selbständigkeit Flanderns geschehen, in Wirklichkeit war es dem englischen König nur darum zu tun, die Hilfe der Flanderer in seinem Kampf um die französische Königskrone zu gewinnen. Wir ersehen aus dieser geschichtlich feststehenden Tatsache Wiedemm, daß England und seine Herrscher immer bestrebt waren, andere Staaten und zwar gerne die kleinen, für englische Interessen bluten zu lassen. So erging es Flandern damals und es ist nur zu bedauern, daß es aus der Geschichte so wenig eine Lehre gezogen hat. Die harte Prüfung in dem im Jahre 191t ausgebrochenen Weltkriege wäre Flandern auch erspart geblieben. Graf Robert von Artois war es nun, der als geheimer Sendling des englischen Königs in Flandern und jetzt in Gent geweilt hatte, um zunächst Jakob von Artcvelde, den Brauer von Gent, für das Bündnis mit England zu gewinnen. Es gehörte für den Grafen Robert von Artois wirklich ein hoher Grad von Verwegenheit dazu, diese Sendung zu übernehmen, denn er war eine in Flandern wohlbekannte Persönlichkeit. DieseSendung konnte ihn aufs Schafott führen, wenn er in die Hände des Grafen von Flandern fiel. Wenige Stunden waren seit der Abreise der englischen Unterhändler aus dem Brauhof vergangen, als Dirks seinem Herrn die Ankunst eines Fremden meldete, der ihn sofort zu sprechen begehre. „Hat er denn seinen Namen nicht genannt?" fragte der Brauherr verdrießlich, dem die Störung im jetzigen Augen blick durchaus nicht angenehm war, da er für einige Zeit allein zu sein wünschte. „Nein, er will seinen Namen nur Euch, Herr, unter vier Augen nennen." „Ich bin aber gar nicht so begierig darauf, denselben zu erfahren. Wie sah er denn aus, der Fremde, welchen Ein druck machte er denn? Man erkennt den Vogel ja gewöhnlich an seinen Federn — ist es nicht immer so, Dirks?" „Sein Gesicht konnte ich nicht recht erkennen, denn er hielt dasselbe, ob mit oder ohne Absicht, geflissentlich seit wärts gewandt. Im übrigen ist er von stattlicher, kriegerischer Gestalt und seine Stimme klingt herrisch und gebieterisch — er scheint an das Befehlen gewöhnt zu sein und nicht gerne Widerspruch zu ertragen." „Hm, wer kann das sein? Aber gleichwohl, er mag eintrctcn." Einige Minuten später trat der Angemeldcte in das Zimmer, wie ihn Dirks geschildert hatte, eine hohe Gestalt von entschiedener Haltung. Er war in einen dunklen Mantel gehüllt: ein breitkrämpiger Hut beschattete das Gesicht, so daß man nichts erkennen konnte, als die gebogene Nase, unter welcher der umgeschlagene Mantel nur noch einen Teil eines dunklen Bartes sichtbar werden ließ, den Hut behielt er auch noch auf, während er eintrat. Es hatte den Anschein, als wolle er von dem alten Hausmeister Dirks, der ihm das Geleite bis an die Türe gegeben hatte, auch weiterhin unerkannt sein und bleiben. „Wie ist Euer Name und was ist Euer Begehr?" fragte der Brauherr, dem cingetretcncn Fremden einige Schritte in langsamem, abgemessenen Tempo entgegentretend. Dieser wandte sich statt der Antwort zunächst nach Dirks um, der noch an der Tür stand, und sagte mit tiefer, gebieterischer Stimme: „Du bist überflüssig hier, laß mich mit Deinem Herrn allein!" Der alte Mann stellte sich, als überhöre er diese grobe Anrede und blieb so lange stehen, bis ihm Herr von Artevelde einen Wink gab, daß er das Gemach nunmehr verlassen konnte. „Wir sind jetzt allein," nahm nun der Brauherr wieder das Wort. „Nun sprecht, was begehrt Ihr denn von mir?" Der Fremde nahm den Hut ab und ließ auch den Mantel von seinen Schultern gleiten und stand nun vor dem Brauherrn in reicher, ritterlicher Tracht, die breite Brust umschlossen von einem stahlblauen Panzerhemd, über welches eine schwere goldene Kette fiel, darüber einen dunkelblauen, goldgestickten Waffenrock, an den Füßen ein Paar gelbe Reiterstieseln, die bis über die Knie reichten, am Wehrgehänge ein langes Schwert mit reichverziertem Griff. Das Gesicht, welches nun frei geworden war, hatte ausdrucksvolle strenge Züge. Der Brauherr hatte kaum einen Blick auf den nunmehr unverhüllt dastehenden Fremden geworfen, als er betroffen einen Schritt zurückwich und eine tiefe Verbeugung machend, mit halblaut gedämpfter Stimme sagte: „Gnädigster Herr, Ihr seid es, der meinem Hause die Ehre antut —" „Ja, ich bin es, Graf Ludwig von Flandern," entgegnete der Andere, indem er vergebens versuchte, einen Ton des Scherzes in seine Rede zu legen." „Wie konnte ich heute einen so hohen Besuch erwarten!" „Das glaube ich schon und ich hielt es nicht für nötig, die Wißbegier des alten Mannes zu befriedigen und meinen Namen zu nennen. Meine Absicht ist es, einen Feind persönlich kennen zu lernen, von dem man mir im Laufe der Zeit schon so viel erzählt hat, sodaß ich aufmerksam werden mußte." „Einen Feind sucht Ihr in diesem Hause vergebens, gnädigster Herr," antwortete der Brauherr ehrerbietig. Hier findet Ihr nur einen treuen Bürger der Stadt Gent und Graf Ludwig von Flandern hat bisher noch nie Ursache gehabt, die Stadt Gent zu seinen Feinden zu zählen." „Nicht?" Die scharfe Stimme des Grafen von Flandern hatte in diesem einen Wort einen unverkennbaren Anklang von Spott. „Mit meinem Wissen war dies nimmermehr bisher der Fall!" „Ah, bisher, es sollte mir lieb sein, wenn es so wäre! Aber wer war es, der im Rat der Stadt Gent mit feindlichen aufrührerischen Worten gegen mich austrat, als sei ich nicht der Regent dieses Landes, sondern ein Eindringling, der die Hand ansstreckt nach dem Hab und Gut friedlicher Bürger? Es ist mir doch gesagt worden, daß Ihr es wäret, Meister, der so gegen mich ausgetreten ist und daß Euer Wort seitdem in Gent schier mehr gilt als das meine." „Wenn Ihr meine Rede im Rat der Stadt Gent meint, gnädigster Herr," antwortete der Brauherr, „so werdet Ihr auch nicht vergessen haben, welch ein Ansinnen Ihr damals an die Städte, besonders an unsere Stadt Gent gestellt habt — ein Ansinnen, dessen Erfüllung uns um eines unserer wichtigsten Privilegien gebracht haben würde." ^ „Privilegien!" rief der Graf heftig. Dies ist immer die Schanze, hinter welcher Ihr Eure anderen Absichten verbergt — das Wort Pivilegic» bekommt man immer gleich zu hören, wen» es irgendwas an meinem Tun oder auch Nicht- tun zu kritisieren gibt." „Sie sind unser Bollwerk gegen liebergriffe und Willkür, von welcher Seite sie auch kommen mögen," erwiderte der Brauherr ruhig. „Wir haben diese Privilegien teuer genug erworben, sie sind die Frucht Jahrhunderte langen Strcbens, das teuerste Vermächtnis unserer Väter, die Grundlage und das Gefüge des freien Bürgertums, das wir mit unserem Blut und Leben zu schützen verpflichtet sind." „Nicht alle Eure Privilegien vertragen sich mehr mit der wahren Wohlfahrt des Landes," fuhr der Graf fort. „Aber dazu fehlt Euren Bürgern die Einsicht. Sie begreifen nicht, daß das Gleichmaß der Kräfte aller Glieder eines Staates zu dessen Gedeihen notwendig ist, daß der Schwerpunkt des Ganzen dem Haupte zukommt, welches das Ganze regiert." „So sehr uns auch die Einsicht fehlen mag," entgegnete der Brauherr bescheiden, „so wissen wir doch, daß das Haupt Leben und Kraft nur behält, wenn das Herz gesund ist und den lebendigen Strom des Lebens in genügender Fülle nach allen Teilen des Körpers sendet. Das Herz aber, gnädigster Herr, ist das Bürgertum, das des freiesten Spielraumes bedarf, wenn es seine Bestimmungen erfüllen soll. Laßt den: Bürgertum Luft und Licht, nach seinem Vermögen zu entfalten, so wird es Euch eine Stütze sein, die sicherer ist, als eine Zahl Söldner noch so groß." „Das heißt so viel für mich, als: Unterwerft Eure bessere Einsicht dem Wille» der Pfefferkrämer und Ellenreiter und sie werden die Gnade haben, Euch zu dulden, so lange sie es für nötig erachten!" rief Graf Ludwig von Flandern erbittert. „Ihr habt einen schlimmen Glauben und eine ganz falsche Meinung von den Städten, gnädigster Herr," entgegnete der Brauherr mit einem eigentümlich zu nennenden Lächeln. „Und die Städte tun alles, diesen schlimmen Glauben und falsche Meinung täglich zu bestärken," fuhr der Graf fort. „Doch ich bin nicht gekommen, um hier vor Euch als Unkläger gegen die Städte aufzutreten, sondern ich komme, um durch ein vernünftiges Wort mit Euch Euch selbst zu Eurer Pflicht zurückzuführen." „Zn meiner Pflicht," entgegnete der Brauherr. „Ich bin mir wirklich nicht bewußt, auch nur ein Haar breit vom Wege meiner Pflicht bis auf den heutigen Tag abgcwichen zu sein." „Vielleicht nicht von dem, was Ihr fälschlich für Eure Pflicht haltet, Wohl aber von der Pflicht des Gehorsams, der Unterwerfung unter meinen Willen," versetzte der Graf. „Es ist mir gesagt worden, daß Ihr der heftigste Gegner, der lauteste Sprecher gegen das Bündnis seid, das uns der König von Frankreich mit den besten Absichten angetragen hat." „Dann hat man Euch offenbar zu viel gesagt," antwortete Herr von Artevelde. „Es werden wohl wepig Flanderer sein, die nicht in gleichem Maße einem Bündnis abgeneigt sind, wie ich, das mit der Wohlfahrt des Landes, nach allen bisherigen Erfahrungen im Widerspruche steht; einem Bündnis, das unser Land zum Tummelplätze der streitenden Könige machen; einem Bündnis, das die Städte in offenen Aufruhr setzen würde, gegen ihren Lehnsherrn, den Kaiser des deutschen Reiches." „Das deutsche Reich fürchtet Ihr — da könnt Ihr voll kommen für alle Zeiten beruhigt sein — gegen diesen ohn mächtigen Feind bietet uns Frankreich vollkommenen Schutz!" „Gnädiger Herr, welch ein Widerspruch!" rief der Brau herr. „Frankreich soll uns Schutz bieten und doch läuft das Bündnis auf nichts anderes hinaus, als daß wir seine Grenzen schützen. Wir würden de» Anprall eines doppelten Feindes auszuhalten haben. Ueber die Trümmer unseres Wohlstandes hinweg würden die feindlichen Heere in das Herz Frankreichs schreiten. Und womit hat sich Frankreich ein Recht auf solche Aufopferung erworben? Ist es uns nicht stets ein habsüchtiger Nachbar gewesen, der die Hand lüstern nach uns ansstreckte? Und hat Euer eigenes Haus etwa Ursache, der uneigennützigen Freundschaft der Krone Frankreichs sich zu rühmen?" „Würde Flandern besser fahren als Frankreichs Feind?" fragte der Graf dagegen. „Daß das Land nicht parteilos zwischen den feindlichen Heeren stehen kann, werdet Ihr be greifen; wenn wir aber dem Rechte unser Schwert widmen wollen, so muß unser Feldgeschrei „Frankreich" sein." „Ob Philipp 4. mehr Recht aus Frankreichs Krone hat, als Eduard 3., ist eine Frage, die ich nicht zu entscheiden vermag," entgegnete Herr von Artevelde. „Ich bin ein schlichter Bürger und habe keinen Einblick in diese Dinge. Die Könige selbst und weisere Leute, als ich, mögen ent scheiden, auf welcher Seite bas Recht liegt. Aber das weiß ich und ganz Flandern weiß es, daß ein Bündnis mit Frankreich unser Verderben sein würde. Das ist meine Meinung, gnäbigster Herr." „Werdet Ihr diese Meinung aufgeben, wenn ich Euch sage, daß ich sie nicht billige, daß ich mit allen meinen Mitteln und der Macht, die ich besitze, entgegentreten werde?" „Wie könnte ich meine Meinung ändern," entgegnete der Brauherr trotz des entschiedenen Tones, der aus dieser Frage ganz deutlich herausklang und wohl auch beabsichtigt war. „So vergebt diese Stunde des heutigen Tages nicht, Herr Jakob von Artcvelde," versetzte der Graf finster. „Niemals werde ich die Ehre vergessen, die Ihr meinem einfachen Hause zu Teil werden ließet," entgegnete der Brau herr geschmeidig, hob den zu Boden gesallenen Mantel des Grafen auf, als bieser zu gehen Miene machte und legte ihm denselben um die Schultern. Graf Ludwig von Flandern antwortete nicht mehr. Mit einem kurzen Gruß verlieb er das Gemach, die Begleitung des Brauherrn über die Schwelle des Gemaches lehnte er mit einer gebieterischen Hand bewegung ab. „Er wird es nicht vergessen," murmelte Jakob von Artevelde. „Aber gleichviel, ich bin gerüstet, mag kommen was will." 8. Kapirel. Graf Ludwig von Flandern saß verdrossen in seinem Arbeitsgemach und diese Stimmung wurde auch nicht besser, als ihm ein Kammerbiener eine Meldung erstattet hatte, denn er rief zornig: „Wie kann es der Schurke noch einmal wagen, vor meinem Angesicht zu erscheinen!" „Ich sagte ihm schon dasselbe, aber er versicherte mir hoch und heilig, er übcrbringe dem gnädigen Herrn eine wichtige Botschaft." „Eine wichtige Botschaft aus solchen: Munde," grollte der Graf. „Doch es mag sein, ich will ihn noch einmal sprechen." Der Kammerdiener ging, während Graf Lubwig sich wie ermüdet in einen Sessel warf und finster vor sich hin starrte. Nun öffnete sich wieder geräuschlos die Türe und herein trat Willems, der Mann, den wir aus dem „Löwen von Flandern" und bei dem Ueberfall Hendrick van Duycks bereits kennen gelernt haben. Er ließ sich nach seinem Eintritt sofort auf ein Knie nieder und kreuzte die Arme und blieb in dieser demütigen Stellung die Anrede des Grafen erwartend. „Du hängst noch nicht an einem flandrischen Galgen," fuhr dieser ihn endlich an, nachdem er ihn eine Weile mit finsteren Blick betrachtet hatte. „Die Heiligen haben mich beschützt, so muß es wohl sein, allerguädigster Herr!" antwortete Willems mit einer Stimme, die Mitleid erregen sollte. „Keine Gotteslästerung, Schurke!" versetzte der Graf anscheinend im größten Zorn. „Der Teufel wird Dir nur noch Frist gegeben haben, das Maß Deiner Verbrechen voll zu machen, Dein Sündenregister zu erfüllen. Aber es ist nun voll, sage ich Dir, zum Ueberlaufen voll! Ich habe Dir lange so manches nachgesehen, mehr als strenge genommen meine Pflicht mir erlaubt hat, weil Du mir Besserung ver sprachst, weil ich Rücksicht nahm wegen eines gewissen Dienstes, den Du mir geleistet Haft — aber nun hast Du meinen Langmut erschöpft — Du hast alle Dankbarkeit verwirkt, die ich Dir zu schulden glaubte. Du bist gesunken von Stufe zu Stufe — zum Straßenräuber!" „Ach, gnädigster Herr," entgegnete Willems in kläglichem Ton, ich bin nun einmal unter einem unglücklichen Stern geboren und muß mein jämmerliches Schicksal trage». Wäre mein Vater nicht auf dem Hochgericht gestorben, wie anders wäre es um mich bestellt." „Er starb als ein Verräter und Rebell, wie er es ver diente," unterbrach der Graf Willems. „Er erntete seinen verdienten Lohn. Dennoch erbarmte sich mein Großvater seiner Waisen und ich, sein Nachfolger, war Dir ein nach sichtiger guter Herr und Gebieter." „Ja, ja, das wäret Ihr und ich fühle diese Gnade wohl, aber das wilde Rebellenblut, welches in meinen Adern kreist, trieb mich, auf eigene Hand mein Glück zu versuchen," fuhr Willems fort. „Ich war freilich in der Wahl der Mittel nicht glücklich und geriet auf Wege, die das Gesetz verdammt —" „Und als Du endlich in die Hände der Gerechtigkeit fielst, da schützte Dich abermals meine Gnade vor dem Schlimmsten, ja ich zeigte Dir sogar den Weg, wie Du aus dem Sumpf der Verworfenheit Tuch wieder zu Ehren emporhebeu konntest." „Ich versuchte es, gnädigster Herr, aber der Satan riß mich immer wieder auf den Abweg zurück — mit un widerstehlicher Gewalt. In meiner Verblendung sah ich garnicht ein, was Ihr für mich alles getan. Aber die Dank barkeit ist deshalb in nur noch nicht erloschen, keinen Augen blick hörte ich auf, Euer dankbarer Diener zu sein. Eure Feinde waren jederzeit auch meine Feinde." „Großen Dank für diese Bundcsaenoffenschaft, von welcher ich bisher allerdings keine Kenntnis hatte," lachte bcr Graf jetzt laut auf. „Doch ich vermute, Du bist jetzt nicht gekommen, um in den Spiegel zu sehen, den ich Dir vorgehalten habe, um Deine Sünden zu erkennen. Mach es kurz — was willst Du ?" „Gnädiger Herr Graf, als ich vorgestern Im „Löwen von Flandern" einkehrte, um —" „Um die Gelegenheit wieder zu erspähen, harmlose Reisende zu erkundschaften. Es ist mir von diesem „Löwen von Flandern,, schon berichtet worden und es ist wahrlich nichts Gutes was man darüber zu hören bekommt. Ich warte nur noch eine kurze Frist, dann wird man hören, wie sich die Schale meines Zornes über den „Löwen von Flandern" ausgegosseu hat. Es ist wahrlich eine Schande, daß dieses Haus einen so stolzen Namen im Schilde führt." Ein spöttisches Lächeln glitt um die Lipven Willems, welches aber der Graf nicht bemerken konnte, da dieser den Kopf wieder gesenkt hatte. Dann fuhr Willems wieder fort: „Ich traf dort drei Männer — zwei ältere Reisende und einen jüngeren Mann aus der guten Stadt Briwge, einen jungen Guckindiewelt. Sie hatten alle drei einen Weg — sie wollten zu dem Brauer von Gent, wie ich aus ihren Reden vernahm." „Und was kümmert denn das mich?" versetzte der Graf