Suche löschen...
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 03.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-191507035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19150703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19150703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-03
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 03.07.1915
- Autor
- No.
- [2] - -
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nachrichten des Kgl. Standesamts zu Neustadt »«in 24. bi, gv. Juni 1915. lkhelchll-bnngen: Der Schlosser tzugo Turt DSIUng, Zt. Saldal im Ersatz-Pionter-Bataillon Nr. 22, Riesa, mit der Näherin Anna Wattn Hecht, hier. SterbefSll«: Die Strumpfwirkerswitwe Amalte Auguste Fischer, geb. Löbel. 73 Fahre 9 Monate 29 Tage alt; der Soldat der Landwehr Ernst Gmtl heiduschke, 32 Fahre alt. gefallen am 16. Mai 1915 im Gefecht bei La Bassee. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabensteio vom 25. Juni bl» l. Ivl« 1915. Geburten: Dem Gießereiarbeiter Karl Hermann Bergmann 1 Mäd chen; hierüber 1 unehelicher Knabe. EhefchUehungen: Der Handschuhstricker jetzt Soldat Emil Albin Bonitz mit Ella Gertrud Ilhlich, beide in Rabenstein. VterbefSUe: Der Stricker Emil Ernst Biegler, 21 Fahre alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 5. Sonntag p. Trtn., den 4. Fuli. Vorm, d Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Rein. Kollekte für die evangelischen Gemeinden in Elsaß-Lothringen. Dorm. 11 Uhr Kindergottesdienst. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Fungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Rein. Parochie Ravenstein. Sonntag, den 4. Fuli: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Weidauer. Danach Beichte und heil. Abendmahl. Hilfsg. Herold. Kollekte zum Besten des Wiederaufbaues Kriegsbeschädigter evang. Kirchen und Pfarrhäuser in Elsaß-Lothringen. Mittwoch, den 7. Fuli, abends 8 Uhr evang. Jünglings- verein im Pfarrhause. Freitag, den 9. Fuli. abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Weidauer. Wochenamt vom 5.—11. Fuli: Pfarrer Weidauer. Achtung! Dienstag, den 6. Fuli, nachm. 2—3 Uhr: Mutterberatung. größter Bedeutung. Der Sommerfeldzug bringt außergewöhnliche Schwierigkeiten, die nicht so leicht zu bekämpfen sind. Gegen die schädlichen Einwirkungen der Hitze ist der Kampf ein besonders schwieriger. Der Durst ist quälender und erschöpfender als der Hunger! Er schwächt den Organismus und die Willenskraft in ganz empfind- Tagen eine gefährliche beuche, der ebenso zielbewußt vorgebeugt werden muß wie Cholera und Typhus, hitzschlag ist nach einwandfreien Forschungen die Folge allzrchtarken Schweißausbruches, wodurch dem Gehirn nicht mehr ausreichend ernährt werden kann. Fe weniger auf anstrengenden Märschen getrunken wird, desto widerstandsfähiger erhält sich der Soldat, denn viel Trinken verursacht auch stärkeren Ein zweckmäßiges Getränk ist die einzige Waffe zur Bekämpfung dieser Gefahren. Fluade hat in diesem Weltkriege die Feuerprobe bestanden. Erste Autoritäten des Militärs und der Medizin benutzen Fluade selbst und empfehlen sie immer wieder. Fluade stillt nicht nur zuverlässig den Durst, sondern ernährt gleichzeitig und ist vor allen Dingen durch ihren reichen Gehalt an Nührsalzen hitzschlag. vorbeugend. Feder Soldat muß als eiserne Ration Fluade bei sich führen. Wo kein einwandfreies Wasser zur Stelle, kann Fluade un- verdünnt genossen werden und entwickelt auch dabei ihre hervor- ragenden Eigenschaften. Das ist im Feindesland ein nicht Koch genug zu würdigender Vorzug. Die Urteile der Praxis bilden üPerzeugende DöKümente für den hoyen'WM derMüade. södLß ftcff weitere Aus- Boltze der 88. Inf.-Brigade schrieb am 27. Oktober 1914 aus dem Felde wörtlich folgendes: „Fluade hat mir an den heißen August tagen sehr gute Dienste geleistet, da sie sehr erfrischt und den Durst schnell stillt, was in der wasserarmen Gegend in der Champagne besonders angenehm war. Fluade ist jedenfalls ein äußerst erfrischendes Getränk, das auch von den Mannschaften sehr gern getrunken wird. Es löscht den Durst, der Mann schwitzt bald nach dem Genuß weniger und fühlt sich frisch und kräftiger. Ich gab auch den Sanitätsoffi zieren des Bataillons, die sich auch sehr lobend darüber aussprachen. Fetzt bereiten wir uns aus Fluade nachmittags warme Schokolade. Auch in dieser Form ist sie sehr schmackhaft und bekömmlich." Herr Stabsarzt vr. meck Müller schreibt in seiner Arbeit: „Der Krieg — eine Nervenfrage" über Fluade folgendes: „Fluade ist nicht nur änes der ersten Genußmittel. sie ist auch eines der denkbar besten Nahrungs mittel. Bei ihrem Genuß ersparen wir andere feste und flüssige Nahrung, denn sie vereinigt beide. Fluade ist flüssige Nahrung, eine nährende Flüssigkeit. Als solche muß sie bewertet werden. Der durstige und ermattete Mensch wird von einem Schluck Fluade mehr erfrischt als von 2 Glas Bier oder 3 Glas Limonade, wenn man überhaupt bei Bier von einer Erfrischung reden kann. Diese Behauptung ist jederzeit leicht nachzuprüfen und wird stets bestätigt werden. Fluade löscht den Durst ganz außerordentlich stark und ist hierdurch für den Durstigen sehr billig. Fluade ist ein Pro- phylaktikum gegen Ermüdung, gegen Nerven- und Körpererschöpfung, gegen Hitzschlag und Schlaganfall und dies allein wegen ihres Ge- Halles an lebenserhallenden und zum Leben notwendigen Nährsalzen. Daß sie außerdem infolge ihres Gehaltes an Eiweißstoffen, Fett und Kohlehydraten ein Nahrungsmittel, infolge ihres Wassergehaltes ein Getränk und infolge ihres Wohlgeschmacks geeignet ist, selbst dem an Alkohol gewöhnten Europäer diesen vergessen zu lassen, sind Vorzüge, welche ihre Beliebtheit als Getränk und als Nahrungsmittel rechtfertigen. Der summarische Wert der Fluade aber liegt darin, daß sie außer diesen Vorzügen gerade diese Fülle echter, wahrer Nährsalze enthält, der sie zu einem Lebenstrunk, zu einem lebens- erhaltenden Trunk macht." Fluade ist jedenfalls der herrlichste und gesündeste Erfrischunge trunk für unsere Feldgrauen. Wer Fluade hinaussendet, weiß genau, daß dies das Richtige ist. Unter Feinden. Roman von Karl Matthias. „Nicht zum Besten. Der Mimische Empfang hat mich alteriert", antwortete Bourlier sarkastisch. „Aber wollen wir nicht ins Haus gehen und dort das Wortgefecht fortsetzen?" „Du hast Recht, droben ist's bequemer", sagte der Sohn ungerührt und bot dem Vater den Arm. Aber Bourlier nahm ihn nicht, sondern stieg, auf seinen Stock gestützt, die Stufen hinan. „Der Papa ist wohlauf," meinte Olivier spöttisch zu Destree. „Die Gefängnislust hat ihn nicht geschwächt." Gottlob, nein. Die Lust von Dresden hat etwas Herz erquickendes, das fehlt hier ganz," entgegnete Destree und folgte dem Vater mit leichten Schritten. „Das kann hübsch werden," lachte Olivier und ging hinterdrein. Als Bourlier in den Salon trat, holte er tief Atem, als wollte er seine Brust von einem Alp befreien. Nun war er wieder zu Hause und doch vermißte er etwas. Die Zu friedenheit mit sich selbst und den Mann, den er so innig haßte, von dem er sich in Unfrieden getrennt und ohne den er doch nicht leben konnte. Sein Mißmut wuchs, als er in seinem Heim um sich sah. „Man spürt das ehemalige Lazarett," sprach er, sich in einen Sessel werfend. „Eine entsetzliche Lust, — stecht nach Karbol und Patchouli." „Du hast eine seine Nase, Papa, der Karbol kommt von mir, mein Arm ist noch nicht in Ordnung, das Patchouli von Madelon." „Madclon, die Haushälterin?" fragte Desiree. „Nein, Madelon meine Braut," entgegnete ihr Bruder herausfordernd. „Deine Braut, eine verheiratete Frau? Du weißt wahr scheinlich nicht, daß Pumarquet lebt?" „Ich glaube nicht daran. Aber wenn das auch wäre, Gott weiß, wo er ist, ich denke nicht daran, mich von Madelon zu trennen." „Dann hast Du wahrscheinlich die Absicht, ein anderes Logis zu beziehen? Desiree und Madelon unter einem Dache, das geht wohl nicht." „Weshalb nicht? Die Weiber werden sich schon vertragen." „Der Krieg hat Dich verroht'" unterbrach ihn der Vater empört. „Es ist unmöglich, die Frau muß fort!" „Sicher nicht! Wenn es Euch nicht bei mir gefällt, so könnt Ihr in Gottes Slawen gehen, woher Ihr gekommen seid." „Unverschämter", brauste Bourlier auf, „vergib nicht, mit wem Du sprichst! Jetzt bin ich hier der Herr im Hause und in der Fabrik!" ° „Pah, in der Fabrik hast Du schon gar nichts mehr zu sagen, teurer Papa," lachte Olivier. „Die habe ich längst verkauft. „Verkauft ohne meine Einwilligung?" fragte der Vater starr vor Ueberraschung und Zorn. „Du warst ja tot, Papa, vergiß das nicht, ich aber brauchte Geld. Ich hatte die Sammetvorräte in der Rue d'Espagne versilbert und einen Teil des Kapitals auf der Bank erhoben, aber Dcvereux wollte Hypotheken verkaufen, da sie jetzt gar so schlecht stehen, da mußte die Fabrik springen." „Meine Vorräte, meine Fabrik, meine Kapitalien! Olivier, bist Du rasend geworden?" „Keineswegs, Papa, nur ein flotter Erbe glaubte ich zu sein, und Du warst ja tot, wenigstens wolltest Du dafür gelten, da Du kein Lebenszeichen von Dir gabst. Die Kon sequenzen mußt Du also tragen." Bourlier lehnte sich stöhnend in den Sessel zurück. Ja, er trug schwer an den Folgen seiner Verbitterung. Olivier betrachtete ihn mit spöttischer Miene. „Darf ich jetzt Madelon herbeiholen, um sie Euch vor zustellen?" fragte er frech. „Ich kenne die Person und mag sie nicht sehen", ant wortete der Vater wütend. „Ich wollte, ich wäre gar nicht hierher gekommen." „Das wäre mir auch lieber gewesen," lachte der liebe volle Sohn zynisch. „Genug, ich gehe auf mein Zimmer," sagte Bourlier, sich erhebend. „Welche Zimmer hast Du für mich Herrichten lassen?" „Das linke Eckzimmer und den anstoßenden Salon." „Um Gotteswillen, dort pflegte ich Waldemar," raunte ihm Desiree zu. „Papa weiß es und wird sich dort höchst unglücklich fühlen." „Eben deshalb," antwortete Olivier in gleicher Weise. „Du magst im roten Salon Deinen Aufenthalt nehmen, wo Dir nach Laurences Angaben Papa so hübsch fluchen konnte." „Du bist ein Ungeheuer," sagte Desiree als sich der Vater entfernt hatte und sie sich gleichfalls zurückzog. „Wo ist der treue Laurence?" „Auf der Straße. Er war mir zu treu. Jetzt kann Herr Tyrolt etwas für ihn tun, wie er versprach, als ich dem Alten den gebührenden Lohn für Verrat und Tücke gab." „Ich wollte, die Bayern hätten Dich bei jenem Banditen streich mit den übrigen dingfest geinacht. Verdient hast Du es lange schon." Olivier lachte und wandte seiner Schwester den Rücken, welche, da sich kein weiblicher Dicnstbote zeigte, allein zu ihren früheren Zimmern Hinaufstieg. Abends 6 Uhr rief man zum Diner. Desiree war bei ihrem Vater gewesen. Als sie in den Speisesalon eintraten, fanden sie Olivier vor, der Madelon Pumarquet am Arm führte. Er war entschlossen, der letzteren den ersten Platz im Hause zu erhalten, mochte daraus entstehen, was da wollte. Aber der Streit, den er erwartete, blieb aus. Bourlier begrüßte die junge Frau, welche ihm und Desiree aufdringlich vorgestellt wurde, mit Würde. Desiree nahm mir einem Platze neben ihrem Vater vorlieb, Madelon machte die Honneurs. Plötzlich fragte Bourlier, dem die Rachsucht aus den Augen blitzte: „Haben Sie Ihren Gatten Jose Pumarquet schon gesehen, Madame? Ich traf ihn in Sedan, er wollte Sie hier besuchen." Madelon ließ die Gabel fallen und stieß, einer Ohnmacht nahe, das Glas um. „Pumarquet — mein Mann — er ist tot," stotterte sic. „Bewahre Gott," sagte Bourlier mit sichtlicher Befrie digung, „er lebt und ist voller Sehnsucht, Sie wieder zu sehen, Madame. Wir saßen zusammen in den Kassematten von Dresden, dort hat er mir genug von seiner Liebe zu Ihnen erzählt." Madelon sprang auf. Eine gräßliche Angst sprach sich in ihren Blicken aus, bleich wankte sie aus dem Speisesaal. „Das sollst Du mir büßen, Papa," zischte Olivier, ihr folgend, während der Alte befriedigt seine Mahlzeit fort setzte und lachend sprach: „Das ist meine Taktik, mir Ueberlästige vom Halse zu schassen. Darf ich noch um etwas Rostbeef bitten, Desiree. Es ist ausgezeichnet." Madelon floh aus dem Hause und verbarg sich vor ihrem Gatten, dessen Rache sie fürchtete. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn aber verschlechterte sich von Tag zu Tag. Erster« hatte große Mühe, seine verwirrten Geld- Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Sein Anwalt Dcvereux ging ihm gar nicht zur Hand, sondern suchte, Olivier zu Liebe, allerlei Fehlbeträge zu verschleiern. Olivier lehnte jede Rechnungslegung ab. Er war wenig zu Hause und kam nur, um Zwist und Streit zu erneuern. In dieser unerquicklichen Lage fand Bourlier eine an genehme Zerstreuung durch die Korrespondenz mit Herrn Petzold in Dresden. Die Männer setzten nach Uebereinknnft ihren freundschaftlichen Verkehr fort. Petzold arbeitete an einer Karte des Sedaner Schlachtfeldes. Bourlier lieferte ihm gern ausklärende Notizen, Situationsberichte, topo graphische Beschreibungen und sandte ihm auch eine Karte der unmittelbaren Umgebung. Einige Tage später feierte Destree ihren Geburtstag. Bourlier hatte nach seiner Rückkunft in die Heimat allen Freunden und Bekannten in Sedan Visite gemacht. Zu dem Familienfeste schickte er Einladungen aus. „Aber keine Katze kam," wie Olivier höhnisch bemerkte. Man entschuldigte sich kaum. Bourlier war außer sich. Destree weinte, aber Olivier ging triumphierend umher. „Wir sind beliebt geworden in der Stadt," sagte er. Du verstehst Dich zu isolieren, Papa. Nur Deiner Gäste wegen brauchtest Du Madelon nicht durch eine Flunkerei aus dem Hause zu treiben." Bourlier drehte dem Quäler den Rücken zu. Er war entschlossen, die Ursache dieses auffallenden Benehmens zu erforschen, ließ einen Wagen anspanncn und fuhr nach der Stadt geradewegs zu Herrn Murliton, dem früheren Maire. Der Mann ließ sich verleugnen, Prcvendaux, einst der treueste Freund, gleichfalls. Bourlier bebte vor Entrüstung, er fuhr zu seinem Ad vokaten. Dcvereux mußte standhalten, denn noch war Bourlier sein Klient. „Ich kann Sie nicht mehr besuchen," sagte der Anwalt kühl, „wenigstens nicht als Freund, da es bekannt geworden ist, daß Sie es mit dem Feind halten." „Welch eine unsinnige Beschuldigung!" „Nicht so ganz. Man hat erfahren, daß Sie in Dresden eine Ausnahmestellung unter den Kriegsgefangenen hatten. Sie wohnten in einer bequemen Villa, hatten exquisite Ver pflegung, vollkommene Freiheit. Das muß Verdacht erwecken." „Ich verdanke diese Vorzüge meinem, ehemaligen Schwiegersöhne." „Dem Todfeinde Ihres Sohnes," ergänzte Dcvereux mit beißendem Hohn. „Sic hätten sichs überlegen sollen, die kompromittierende Güte anzunehmen. Ohne Gegenleistung ist das nicht. Daß Sic diese Gegenleistung bereits ins Werk setzten, ist erwiesen. Sic lieferten durch einen Mittels mann den Deutschen topographische Beschreibungen unserer Umgebung und Festungswerke, ja vollständige Karten, die Sie eigenhändig verbesserten. Können Sie das leugnen?" „Zum Teufel, »ein. Mir wird doch ein Briefwechsel mit meinen Freunden erlaubt sein. Wo ist das Unrecht? Sedan ist den Deutschen, die noch heute die Festung besetzt halten, besser bekannt, als unserer Armee. Jene haben wahrlich Zeit genug gehabt, ihre Karten zu ergänzen. Ich unterstützte nur einen Privatmann bei Herausgabe eines Prachtwerkes." „O nein. Sie trieben Landesverrat, Herr Bourlier! Jeder weiß es in der Stadt, und kein Patriot kann ferner mit Ihnen verkehren." „Ihr seid verrückt!" schrie Bourlier. „Mich üwllt Ihr verdächtigen, da ich für Frankreich mein Leben einsetzte, während Ihr die Hände furchtsam in den Schoß legtet? Ich habe bewiesen, daß ich ein Patriot bin — Ihr aber seid feige Spießbürger, die mit hämischer Politik glauben, das längst verlorene Vaterland zu retten. O, über diese Dummheit und Erbärmlichkeit! Wer ist der Spion, ocn Ihr hinter mir hergehetzt habt?" Dcvereux zuckte die Achseln. „Ich denke nicht daran, den Mann zu verraten, der uns Wohlgesinnten den unschätzbaren Dienst geleistet hat, Ihre verräterischen Umtriebe auszudecken." „Nun denn, so werde ich ihn selber finden!" rief Bourlier. „Ihnen aber, verehrter Herr, entziehe ich die Vollmacht, mit der Sic mich zu Gunsten meines Sohnes schädigen, und bitte mir in acht Tagen vollständige Rechnungslegung aus. Wir sind fertig miteinander." Nach Hause gekommen, kündigte er seiner Tochter an, daß sie sofort »ach Brüssel abreisen. Seine Schwester verlangte ohnehin unaufhörlich nach Desiree — und er wollte freie Luft in Sedan haben — er war entschlossen, den Kamps mit der Gemeinheit und dem schleichenden Verrat aufzunehrgen. Sein Verstand sagte ihm, daß nur Olivier, der seine Mefe gesehen, vielleicht auch gelesen hatte, der Spion und Ver leumder gewesen sei. Er haßte ihn, wie er ihn einst geliebt hatte. Eine Auseinandersetzung vermied er. Der brave Sohn hätte ja doch geleugnet. Er beschloß, ihn härter zu treffen. An demselben Tage schrieb er zwei Briefe, einen an Petzold und eine» an — Waldemar Tyroll, der in Aachen weilte, wo er die Stelle eines Fabrikdirektors angenommen hatte. Desiree reiste ab zur großen Freude Oliviers, der sofort Madelon wieder nach der Villa führte. Pumarquet war noch nicht zum Vorschein gekommen, und die Frau folgte seinem Drängen. Er wollte dem Alten zeigen, Madelon fürchte sich nicht mehr. Was die Welt sagte, war Herrn Olivier gleichgiltig. „Wir sind keine Landesverräter," sagte er frech, „und nur solche sind von der öffentlichen Meinung geächtet." Bourlier aber brach hinter sich die Brücke ab. Er sehnte sich nach Flieden, und hen, das wußte er, fand er in der Heimat nicht. Die Abwickelung seiner Geschäfte übergab er einem Advokaten in Mezieres. Er hatte die Villa ver kauft und alle erreichbaren Kapitalien an sich gezogen. Bevor er aber abreisen konnte, geschah etwas Unerwartetes. Madelon war eines Tages verschwunden und hatte alle Kost barkeiten, die sie besessen, das ganze Geld, welches ihr Olivier anvertraut hatte, um es vor seinem Vater sicher zu stellen, mitgenommen. Fortsetzung solgt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder