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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 22.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-190905220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19090522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19090522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-22
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 22.05.1909
- Autor
- No.
- [2] - -
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dem Bock lenkte Christian, ein Graukopf, das Gespann, das in gemächlichen Trabe über den Kies des Weges rollte. Neben dem alten Kutscher saß der ebenso betagte Diener. Beide steckten in einer ziemlich abgetragenen grauen Livree, mit silbernen Litzen und Knöpfen. „Ein recht schäbiges Fuhrwerk, dachte Herta," als sie in den mit verblaßten blauen Scidcnpolstern versehenen Wagen einsticg, „und wie häßlich ist diese graue Livree. Das muß anders werden." Auf der ganzen Hochzeitsreise war Randen der gehorsame Diener seiner Frau gewesen. Sie hoffte, daß sie ihn auch hier nach ihrem Willen lenken könne; sie fühlte sich ihm gegenüber als Königin. „Krischan," sagte der Diener Franz und stieß den alten Kutscher mit dem Ellbogen in die Seite, „wie gefällt dir die Gnädige? Sie ist ein bildsaubercs Weib, he?" „Kann sein," brummte der Graubart, „aber sie sieht stolz und hochmütig aus. Soll ja blutarm gewesen sein und kann sich freuen, sich hier ins warme Nest zu setzen. Na, wenn unser guter Herr nur glücklich wird, das ist die Hauptsache; er verdient es wahrhaftig." Mit einer elegante» Biegung und einem lauten Klatschen seiner neuen Peitsche fuhr Christian vor das Schloß. Randen hob seine Frau aus dem Wagen und begrüßte sich herzlich mit seinen Leuten und Beamte», hier die Hand schütteln, dort einen Scherz machen. „Wie familiär," dachte Herta ungeduldig; sie selbst hatte nur ein steifes Kopfnicken für alle. Sie war müde und ab gespannt von der Reise durch die Nacht, von den Tagen in Berlin, die sich aus Einkäufen, Theater-Vorstellungen und langen Beratungen mit dem Wiener Schneider zusammen gesetzt hatten. „Liebe Herta," sagte ihr Mann, ich glaube kaum, daß du Gelegenheit haben wirst, alle diese Toiletten ans dem Lande zu tragen. Die Damen unserer Gutsnachbarn gehen gut, aber einfach gekleidet." „Mein Gott, ich kann aber doch nicht wie eine Magd angczogcn sein!" rief sie ungeduldig. „Ucberlasse cs mir, in solchen Dingen brauche ich keinen Rat, mein Geschmack ist maßgebend." Ein zweiter Wagen brachte die Rohrplattenkoffcr und Schließkörbe der jungen Frau. Auf der Hochzeitsreise nach Italien hatte sie für ihr Atelier kostbare Draperien und Stoffe, antike Waffen und Statuetten gekauft und ohne zu murren, bezahlte Randen die hohen Rechnungen. Er war zu sehr grand Seigneur, um ein Wort darüber zu verlieren. Es machte ihn glücklich, das Füllhorn seines Reichtumes über das Haupt der geliebten Frau auszuschütten. War er ihr in den Wochen ihrer Ehe näher gekommen? Hatte sein heißes Werben um ihre Liebe eine Antwort gefunden? Wenn es ihm zuweilen so erschien, so kamen doch gleich darauf Zweifel und er fragte sich, ob es ihn, gelingen würde, die schlummernde Psyche zu Wecken. Er wollte nicht verzagen, nicht mutlos werden, sein Bestes daran setzen, die ihn so oft vcrletzcndeKälte in warm pulsierendes LcLäl zUveriouübNn. Schon die lange Entfernung von der geliebten Heimat war für Friedrich Randen schwer zu ertragen. War er doch mit Leib und Seele Landwirt. Hing er doch mit jeder Faser seines Herzens an der Stätte, an die sich seine frühesten Erinnerungen knüpften. — Herta schien es nicht eilig zu haben, die Bekanntschaft ihres Heims zu machen. Sie wünschte noch länger umhcrzureisen und schmollte, als ihr Gatte ihr ernst, aber freundlich erklärte, daß er nicht länger von Schloß Randenhagcn fern zu bleiben gedenke. „Du hast doch deinen Berwalter, der dich vertritt," meinte sie. „Bitte, laß uns doch die Reise nach dem Schwarzwald machen und die Rennen in Baden-Baden mitnehmen." Sie legte den Arm um ihn. Wenn es galt, ihren Willen durchzusetzen, konnte sie es. Er schwankte einen Moment, dann sagte er aber fest: „Nein, cs bleibt dabei, wie ich sagte, meine Arbeit wartet auf mich. Ich sehne mich nach der gewohnten Tätigkeit; wir kehren Mitte Mai nach Randen hagen zurück." Es war das erste Mal, daß sein Wille den ihren kreuzte und ihn beugte. Sie sah ihn erstaunt an. Eine Ahnung, daß es ihr doch nicht in allen Dingen gelingen werde, ihn nachgcbcn zu sehen, drängte sich ihr auf. Da versuchte sie es mit Schmollen. Aber entweder bemerkte er es nicht, oder er hatte sich meisterhaft in der Gewalt, seine gleich mäßige Freundlichkeit und Rücksichtnahme blieb dieselbe. Jetzt reichte Randen seiner Frau den Arm und führte sie durch sein elterliches Haus. Selbst Hertas Ansprüche waren befriedigt durch die schöne, gediegene Einrichtung der hohen Zimmer. Ihr Mann hatte keine Kosten gescheut, um sein stattliches Heim für sein geliebtes Weib würdig zu schmücken. Neben den wertvollen alten Möbeln die sich vom Äatcr auf den Sohn weiter vererbten, war dem modernen Geschmack Rechnung getragen. Zuletzt führte der Schloßhcrr Herta in ihr Boudoir, das in zartgrünen und pfirfichroten Farben gehalten, ihr ein entzückendes „Ah!" der Bewunderung entriß. Schwellende, kapriziöse Sitze und Fauteuils mit demselben Seidenstoff wie die Farben der Vorhänge und Tapeten standen in dem achteckigen Raum, der durch vier hohe Fenster sein Licht erhielt. Einige Böcklin'sche Bilder: „Der Eremit," „Im Spiel der Wellen," zierten die Wände, auf der Roscnholzetagere tickte eine Porzellanuhr im Rokoko stil und reizende Nippessacheu waren geschmackvoll darum geordnet. Herta sieht alles und ein Gefühl der Dankbarkeit regte sich in ihrem Herzen. Mit einem Aufleuchten ihrer großen Auge» hielt sie ihrem Manne die Hand hin. „Ich bin dir wirklich sehr dankbar," sagte sie und der von ihm ersehnte warme Klang lag in ihrer Stimme. Wie sie vor ihm stand in ihrer Schönheit und Jugend, kam es wie ein Taumel über den Mann, er zog sie in die Arme und bedeckte ihr Gesicht, ihr duftiges Haar mit leidenschaftlichen Küsten. Er hatte sich bisher so meisterhaft beherrscht; sein mächtig erregtes Gefühl ließ sich aber in dieser Minute nicht mehr eindämmen, es brach wie eine wilde Sturmflut über die Schranke, die er sich auferlegt die er mit so großer llcber- windung zwischen sich und sein Weib gezogen hatte. „Herta," stammelte er, „wenn du wußtest, wie ich dich liebe." Sie war erschreckt über diesen vulkanischen Ausbruch, ihre Glieder schienen wie gelähmt. Stumm lag sie in der starken Umklammerung des Mannes. Sie war blaß geworden, die langen, dunklen Wimpern deckten die Augen. Er fühlte etwas wie Mitleid mit ihr und bedauerte fast seinen Mangel an Ueberwindnng. Sie befreite sich von seinen Annen. Ruhig stand sie da, nur ihre Lippen bebten etwas. „Habe ich dich erschreckt, ma!k Liebling, mein Alles?- fragte Randen. „Aber es wäre niehr, als man von einem Manne verlangen dürfte, wenn er kalt bliebe deiner Schönheit gegenüber. Ich habe mit mir gekämpft um ruhig zu bleiben; einmal mußte die hochgehende Flut sich doch Bahn brechen." „Ich liebe solche Aeußerungen deiner Leidenschaft nicht, bitte, unterlasse sie in Zukunft." Wie ein scharf geschliffener Dolch trafen ihre Worte sein Herz. Ein tiefes Weh erfüllte sein Herz. Sein Weib, ihm gehörend und doch nicht sein eigen, denn es fehlte die Hingabe der echten, ehelichen Liebe. Was er durch sie be saß, war nicht genug, um den Hunger seiner so lange einsam gebliebenen Seele zu stillen. Erst wenn das große Opfer, das das Weib in der völligen Hingabe ihres Jchs bringt, wenn dieser Akt durch die Liebe eingegeben wird, erst dann empfängt er seine Weihe. Herta fühlte nur ihre Erniedrigung. Der bittere Gedanke, daß sie sich verkauft hatte, fing an, seinen scharfen Stachel zu zeigen. Randen fühlte sich von einem Eishauch berührt; er ver beugte sich geniesten wie vor einer Fremden. „Es soll nicht wieder geschehen," sagte er leise. Herta war an eines der hohen Bogenfenster getreten und starrte hinaus. Von hier sah man das Meer. Es lag grau und still da, als trüge cs ein großes Leid. „So ist mein Leben," dachte die junge Frau, „ebenso grau und ohne Abwechslung wird es hier verlausen." Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichenbrand vom IS. bis 21. Mai IVOS. Geburten: Dem Eisendreher Ernst Bruno Krämer 1 Mädchen; dem Strumpfwirker Hermann Max Irmschler 1 Knabe; dem Verntckler Arno Bruno Kün-ei 1 Knabe. Eheschließungen: Der Eisendreher Felix Hans Haberkorn mit Fried« Helena Richter, beide wohnhaft in Reichenbrand. Sterbefalle: Dem Schlosser Ernst Paul Weber 1 Tochter. 1 Fahr alt; der Handelsmann Heinrich Oswald Eckert, 67 Fahre alt; dem Schmiedemeister Max Georg Möckel I Sohn. 27 Tage alt; dem Handelsmann Karl Ernst Fiedler 1 Sohn. 26 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Siegmar - vom 14. bis 19. Mal 1969. Geburten: Dem Schmiedemeistcr Ernst Heinrich Flade 1 Knabe; dem Gärtner Friedrich Bernhard Beyer 1 Mädchen. Sterbefalle: Der Strumpfwirker FriedrichHermannHerold 48 Fahre alt. Nachrichten des König!. Standesamtes zn Renstadt vom 15. bls 21. Mal 1969. Geburten: 2 uneheliche Töchter. Dem Eisendreher Max Albert Landrock 1 Sohn. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenftei» vom 14. bls 21. Mal 1969. dem Handschuhzuschneider Curt Guido Schönfeld, 1 Tochter dem Böttcher Mar Eugen Erth. 1 Sohn dem Eisendreher Ewald Richard Körner, hierüber 1 unehelichgeb. Knabe. Eheaufgebote: Der Handlungsgehilfe Benno Bcrthold in Dresden und Helene Martha Kühn in Ravenstein. Eheschließungen: Der Handschuhwirker Fritz Arthur Kühn mit Lina Selma Fiedler, beide in Nabenstein. Sterbefälle: Der Handarbeiter Hermann Teichmann. 69 Fahre alt; die Handschuhnäherin Amalie Auguste Franz, geb. Münch. 69 Fahre alt; der ans. Handschuhwirker Friedr. Albrecht Zschache, 56 Fahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Rottluff vom 14. bls 19. Mal 1969. Geburten: Dem Gußputzer Franz Louis Knoth 1 Mädchen; dem Eisenformer Karl Hermann Wienhold 1 Mädchen; Kirchliche Nachrichten. Parochic Reichcnbrand. Am Sonntag Exaudi, den 23. Mai 1909, vorm. >/z9 Uhr Predigtgottesdicnst. Parochic Rabenstei». Am Sonniag Exaudi, den 23. Mai 1909, vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. 11 Uhr Christenlehre für die Ostern 1907, 08 und 09 konfirmierten Jungfrauen und Jünglinge. 8 Uhr abends evang. Jünglingsverein im Pfarrhaus?. Mittwoch, den 28. Mai abends 8 Uhr Bibelstunde. Kebr. kikvoigl, L.4. kkiedeiiln'M kaffri-iert als ZpOrilitlltritOll: io allen kfladelLtärffea und Breiten (mit und offne I LcczuaräLppLrLt). IllrLIL«l-8itni«lLI»»r»8«IlLI»VII tür Haus nnä Industrie. Äls>lUIRV8V8tÜItlV 2ur Herstellung des gesucfften fflilanese-HLndscffuffstokiss. HVltSIR8lÜlUlV kür glatte Handscffuffstoüe und klnscffe. mit d kür durcffbrocffene Uandscffuffstokke und l7antasie»aren. Vomße: Moäoriwlo Konstruktion, unerreichte?räri8ion8arbeit, ruhiger unä leichter Lang. Ehorgesllllgvkr. Siegmar. Zu der am Montag abend vom König!. Sachs. Militärvercin Siegmar im Gasthof veranstalteten Borfeier deS Geburts tages Sr. Maj. deS Königs Friedrich August, werden die geehrten Mitglieder eingcladen. Erscheinen, insbesondere der aktiven Mitglieder wegen Beteiligung an den Vorträgen, dringend erbeten. Stube mit Alkoven und Bodenkammer an ruhige Leute zu vermieten. Reichenbrand. 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