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Wochenblatt für A Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. 20 Sonnabend, den 22. Mai 1909. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition lReichenbrand, Nevoigtftraße 11), sowie von den Herren Friscnr Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigerr-Annahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags Ä Uhr. Vereinsiuserate müssen bis Freitags nachmittags L Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. ^ ab 23. Mal 1909 geöffnet ist und zwar: ^ . Im Monat Mai von 5—8 Uhr nachmittags, in den Monaten Juni und Juli von 5—9 Uhr nachmittags, in den Monaten August und September von 5—8 Uhr nachmittags und an Sonn- und Festtagen innerhalb dieser Zeiten von 7—12 Uhr vormittags. Die Benutzung des Volksbades ist zunächst nur dem männlichen Geschlecht ab erfülltem lO.Lebensjahre gestattet. Außerhalb der angegebenen Zelten ist das Baden im genannten Teiche streng verboten. Verboten ist ferner die Benutzung von Seife, das Mitbringen von Hunden, das Betreten der angrenzenden Feld- und Wiesen grrrndstüSe und das Baden in dem vorhandenen Privat bad und den anderen naheliegenden Teichen. Den Anordnungen des Aufsichtsbeamten ist unweigerlich Folge zu leisten, uwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. ev. mit Haft geahndet, as badende Publikum wird im eigenen Interesse und damit der Badeteich zur öffentlichen De al lenthalben streng nachgegangen wird. ^ Rabenstein, am 21. Mai 1909. Der Gcmcindcvorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Die Zahlungsfrist für den I. Termin der Einkommen- und Erganzungssteuer ist abgelaufen und cs hat nunmehr das Mahn- bezw. Zwangsbeitreibungsverfahren zu beginnen. Für das Mahnverfahren sind die Gebühren nach dem Kostcngesetz vom 30. April 1907 zu entrichten und bettagen bis zu 5 Nlark 10 Pfennige, über 5 Mark bis 20 Mark 20 Pfennige, über 20 Mark für je volle 10 Mark je 10 Pfennige mehr bis zum Höchstbetrag von 10 Mark. Der Gcmcindcvorstand z» Rabcnstcin, am 22. Mai 1909. Meldungen im Fundamt Radensteiu. Gefunden: 1 goldner Trauring. - — - —- Der Gemeiudevorftand zu Ravenstein, am 21. Mai 1909. Bekanntmachung. -ie Gcmemdev^rwaltung.rauin>r Netten am für den amtlichen Verkehr geschlossen. Rabenstein, am 19. Mai 1909. Der Gcmcindcvorstand. Wilsdorf. Schule zu Rabenstein. Zu der Dienstag, den 25. Mai vorm. 9 Ahr stattfindenden Königsfeier ladet im Namen der Lehrerschaft ergebenst ein Rabenstein, am 22. Mai 1909. Steinbrück, Direktor. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschaft Chemnitz im Aufträge des Königlichen Ministeriums des Innern den Teilbebauungsplan über Teile des Gemeindebezirks Neustadt und des selbständigen Gutsbczirks des Kanzleilehngutes Höckericht nebst den Bauvorschriften genehmigt hat, wird solches gemäß 8 25 des allgemeinen Baugesetzes mit dem Bemerken hiermit bekannt gemacht, daß dieser Plan nebst den Bauvorschriften im hiesigen Gemeindeamtc öffentlich ausliegt. Neustadt, am 19. Mai 1909. Der Gcmcindcvorstand. Geißler. Die Sparkasse zu Neustadt T.lrpbon Nr. »L. Umr Siegmar. unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 3 Vs o c,. Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8 —12 Ahr und nachmittags von 2 — 6 Uhr. Sonnabends ununterbrochen von 8—3 Uhr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Neustadt, am 4. Januar 1909. DLv-Gcmeüüvevorstaud. Gcistlcr. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 14. Mai 1909. Vorstand des durch Tod aus dem i^emeinderat ausgcschicdenen Herrn Fabrikdirektor Friedrich Nevoigt gedacht. Als Stellvertreter desselben kommen der Fabrikant Robert Pomp und der Bäckermeister Ernst Redo in Frage; die beiden Herren haben sich, da sie bei ^der Gemeinderatswahl mit gleicher der Gemeindekasse; b) von einer Verordnung des König!. Ministeriums des Innern, die Einschätzung staatlicher Betriebe bez. Grundstücke ^lr^Gemeiiüiecinkommensteuer, betr.; c) von einer Verfügung de^ sä-reiben der Sanitätskolonne Neustadt für den ihr gewährten Bei' trag; i) von einer Einladung des sächsischen Gemeindctages für die im Juli d. I. in Annaberg stattfindcnde Versammlung; es wird de- schlossen, den Herrn Vorsitzenden für diese Versammlung abzuordnen. 2. Zwei Gemeindcabgabenerlaßgesuche werden bewilligt. 3. In den Ortsschätzungsausschuß für die staatliche Schlachtvieh versicherung werden gewählt: 1., als Vertreter der Gemeinde: Herr Gemeindevorstand Vogel und als dessen Stellvertreter Herr Gemeinde- ältester Bauch; 2.. als Vertreter der Viehbesitzer; Herr Paul Fung- häncl und Hermann Kunze, als deren Stellvertreter, die Herren Alban Ahlig, Otto Resch und Richard Reichel sowie der Fleischer meister Oskar Schulze. 4. In einigen Bausachen werden die vom Vorsitzenden gestellten Gemeindcbedingungen gutgeheißen. Von einem vom Geometer Seydel in Chemnitz angcfertigten Gutachten, die Entwässerung der Talmulde, welche von der Stelzendorferstraße durchschnitten wird, betr., nimmt man Kenntnis. 5. Auf einen gestellten Antrag auf Einführung der Biersteuer sind Ermittelungen angrstellt worden; das Ergebnis derselben wird bekannt gegeben. Da der Antrag keine Aussicht auf Annahme hat, wird derselbe vom Antragsteller wieder zurückgezogen. 0. Der Gemeinderat beschließt, das Wiesengrundstück hinter der Schule anzukaufen. Der zwischen dem Verkäufer und der Gemeinde abgeschlossene Vertrag wird genehmigt. 7. In Armensachen wird von Unterbringung einer hiesigen Kranken in das Beztrksstift Zabnsdorf. sowie von Ablehnung eines auswärtigen Anterstützungsansp.ttches Kenntnis genommen. 8. Beschlußfassung in Sachen der Straßenbeleuchtung; es wird beschlossen sich mit der vom Elektrizitätswerk vorgeschlagenen Be- rechnung des Stromverbrauches nach Kilowattstunden versuchsweise einverstanden zu erklären. 9. Einschätzung Zugezogener. 10. Es wird Kenntnis genommen von dem Prüfungsergebnis der Schulsparkassenrechnung aufs Jahr 1908, dieselbe wird sodann richtig gesprochen. Bernhard von der Siche. Roman von Baronin Gabriele von Schlippinbach. Er lächelte trübe. Er machte sich keine Illusionen. Würde er aber dieses rätselhafte Frauenherz nicht allmählich durch die Macht seiner großen Liebe gewinnen? Bernhard batte ihm in Nebenan gesagt, daß die Schwester ein warmes Empfinden unter der scheinbaren Kälte barg, der zündende Funke hatte bisher gefehlt. In der so innigen Vereinigung zwischen Mann und Frau, ab cs Gelegenheit dazu, das Feuer anzufachcn, das zum cglückenden, wärmenden Segen des Hauses wird. In der Brautzeit war Randen um keinen Schritt seinem ersehnten Ziele näher gekommen. Gewöhnlich war die Tante bei ihnen: in den vier kleinen Zimmern war es fast unmöglich, unbeobachtet zu bleiben. Mit recht ernsten Gedanken stand Bernhard in der Kirche und folgte der heiligen Handlung. Er verstand Randen eigentlich nicht recht. Wie würde Bernhard von der Eiche ein Weib zuni Altar führen, das ihm nicht in Liebe ergeben war, das ihn nicht um seiner selbst willen wählte, ohne auf äußeren Glanz zu achten. Den würde er nie bieten können. Ja, wäre das Eine nicht geschehen, was ihm der Vater damals in seinen letzten Tagen anvertraut hatte. — Nach der Trauung war Bernhard einige Augenblicke mit seiner älteren Schwester allein. Er ergriff die Gelegenheit, um ein ernstes Wort mit ihr zu sprechen. „Liebe Herta," sagte er, „Du bekommst einen wahrhaft edlen, guten Mann, der Dich aufrichtig liebt. Ich hoffe, Du wirft Dich bestreben, eine Frau zu werden, die ihn glücklich macht. Suche darin allein Deine Befriedigung und Du wirst selbst glücklich werden. Nicht im eitlen Tand und rauschender Geselligkeit liegt das, was ein Frauenherz braucht, um ein schönes Erbenlos zu finden: in oer Stille und dem Frieden der Häuslichkeit ruhen die Schätze, die auch Dir zuteil werden, wenn du sie zu heben verstehst. Nicht wahr, daran willst Du denken, liebe Schwester." Seine Stimme klang so weich und eindringlich, sie schien den Eindruck nicht zu verfehlen. Etwas w>c Rührung schimmerte in ihren Augen. Sie reichte dem Bruder die Hand und sagte: „Ich will daran denken, „Hardy." Schon dieses Zugeständnis war viel für eine so verschlossene Natur wie Herta sie besaß. Dos junge Paar war fortgefahren. Ines und Bernhard reisten am nächsten Tage nach Nebenan, wo sie des Vaters Grab besuchten. Dann brachte Eiche die Schwester in die Forstei und blieb dort einen Tag. Er ging mit dem Förster zur Jagd und sie fanden eine reiche Beute. Jetzt waren alle Elevinnen und die jüngeren Kinder bis auf de» vier zehnjährigen Kurt zu Hause. Er besuchte das Gymnasium in Braunschweig. Am Abend wurde musiziert. Ines hatte gute Fortschritte im Klavierspiel gemacht und Luise sang mit einer recht hübschen Sopranstimme. Die gute Tante Emma sprach sich sehr zu frieden über die Leistungen ihres Lieblings Ines aus, die praktisch veranlagt war und alles richtig angriff. Bernhard lobte die Schwester erfreut. Sie aber meinte: „Ich bin ja sonst talentlos, Hardy. Bedenke, wie Hert^ bevorzugt ist: sie hat ihre Malerei." Nun und Du hast ein viel schöneres Talent, Kleines. „Da bin ich neugierig!" rief Ines lachend. „Du hast Talent, Deine Umgebung glücklich zu machen." Sie umarmte ihn zärtlich. „Lieber, alter Hardy," sagte sie und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich wünschte, ich wäre schon bei Dir. Es muß doch recht öde in dem kleinen Nest sein, und wenn Du abends nach Hause kehrst, ist niemand da, der Dich willkommen heißt, das wird anders werden, wenn ich bei Dir bin." „Ich hoffe, nach einem halben Jahr erster Assistent zu werden," vertraute Bernhard ihr an. „Dann nehme ich das hübsche, kleine Häuschen am Ende des Dorfes, der Wald ist ganz nahe. Ich erwarte Dich, sobald Du den Kursus der Krankenpflege beendet hast. Ein Gärtchen ist auch vor dem Hause. Es ist klein, aber wir haben genug Platz darin. Oben sind zwei Mansardenzimmer, unten drei Räume, und die Veranda ist von Glycimen und wildem Wein umrankt." Ines war begeistert. Sie malten sich ihr zukünftiges Paradies aus. Die Trennung sollte dieses Mal lang sein, aber nachher kam das glückliche Beisammensein der Geschwister. Dieser Gedanke half ihnen über den Abschied hinweg. Schloß Randcnhagen hatte sich zum Empfang seines von der Hochzeitsreise Heimkchrenden Herrn und seiner jungen Frau geschmückt. Von der Zinne des runden 2 urmes wehte die schwarz-rote Fahne mit dem freiherrlichen Wappen. Das schwere Fahnentuch bauschte sich im Winde und flatterte hin und her. Grüne Guirlanden schmückten das Portal. Es war mittlerweile Lenz geworden. Frisches Grün sproßte allenthalben und um die schmiegsame» Birkenäste wehte cs wie lichtgrüne Schleier. Eine stattliche Bnchcnallee führte zum Herrenhause. Es war ein großes, im Viereck erbautes Gebäude, ohne architektonische Schönheit aber solide und wohnlich. Die dicken Mauern boten Schutz gegen die kalten Winde, die ini Herbst und Winter von der See herüberwchteu. Man konnte dann ihr wildes Tosen und den Anprall der Wellen gegen die Hohe Düne hören. Böller Erwartung standen die Beamten und die Dienst boten vor dem Schloß. Heute kam die junge Frau die der Herr Baron erwählt. Lange hatte er als Junggeselle ge lebt; nun änderte sich alles mit einem Schlage. „Wie würde es werden?" Das dachten sie alle, die bisher gewohnt gewesen waren, Randen als alleinigen Herrn anzusehen. Die meisten von den anwesenden Leuten hatten seit Jahren in seinem Dienst gestanden Sie hatten schon dem verstorbenen Besitzer ge dient; treue Anhänglichkeit band sie au den Sohn. Am Ende der Allee wurde der Landauer sichtbar, der von zwei schon etwas alten Braunen gezogen wurde. Auf