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VtilU M Nr. A -ks WMM für Nkichtsibm-, Atgm, Ntistck, NckHkii! 1111- Mliisf. Sonnabend, den 23. Dezember 19U. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 18. Dezember 1911. 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von dem Dankschreiben der hiesigen Gemeindebeamten für die Neuaufstellung der Gehaltsstaffel; b) von dem Haushaltplan der Kirchenkasse auf das Fahr 1912, welcher den Betrag von 4595 87 H und 139 ^ 38 -) an Opfer« und Missalgeld fordert; c) von einer amtshauptmannschaftlichen Ver fügung. die Beschaffung eines Bauplatzes für das zu errichtende Bezir^krankenhaus betreffend. Unter den geforderten Bedingungen ist derartiges Bauoreal in hiesiger Gemeinde nicht vorhanden; ii) von 2 Beschlüssen des Wertzuwachssteueramts Chemnitz. Hierzu erfolgt entsprechende Beschlußfassung ; e) von einem Steuererlaßgesuch, welches Berücksichtigung findet. 2. Der vom Finanzausschuß aufgestellte Haushaltplan für 1912 wird genehmigt. Hiernach ist ein Fehlbetrag von 4600V .// (4000 mehr gegen das Vorjahr) durch Anlagen zu decken. 3. Die Ausführung des Schulstraßenbaues wird auf Vorschlag des Bauausschusses der Firma Moritz Krause in Chemnitz übertragen. 4. Als Gemeindewaisenrat auf die Fahre 1912 bis mit 1914 wird Herr Gutsbesitzer Paul Funghänel und als Stellvertreter Herr Gemeindevorstand Vogel wiedergewählt. 5. Ein Wassergelderlaßgesuch wird auf Grund der oorgenommenen Erörterungen abgewiesen. 6. Die in einer Bausache aufgestellten Gemeindebedingungen werden gutgeheißen und die nachgesuchte Ausnahmebewilligung von den Bauvorschriften wird befürwortet. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 19. Dezember 1911. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. Anwesend: 10 Mitglieder. bewilligtes Weihnachtsgeschenk; K) von der Verpflichtung des Tier arztes Walter Fenke in Wittgensdorf als wissenschaftlicher Fleisch beschauer für den hiesigen Ort; c) von der für 1911 zur Deckung des Fürsorgeerziehungs-Aufwandes zur Erhebung kommenden Bezirks- Beleuchtungs-Anlage für die hiesige Bahnhofstraße; e) von der aus Bezirksmitteln zu den Wegebauaufwendungen 1911 erhaltenen Beihilfe. 2. Ein Gemeindeanlagen-Gestundungs-Gesuch findet Berück sichtigung. 3. In einer Armensache faßt man sachgemäße Beschlüsse. 4. Zwei Rathauswohnungen werden anderweit vermietet. 6. Mehrere begründete Anträge auf Neufestsetzung des Gemeinde- vorstands-Gehaltes werden, zum Teil mit gningn Majorität. abgelehnt. stand und zu seinem Stellvertreter Herrn Gcmeindeältesten Schmidt auf die nächsten 3 Fahre. 8. Die Spritzenbespannung für das kommende Jahr wird Herrn Gutsbesitzer Max Rehnert übertragen. 9. Die Benutzung von Gemeindegrundstück zur Erweiterung der Hochspannungsleitung nach dem Sportplätze in Ehemnitz-Altendorf wird genehmigt. lö.-Fünf DÄrvigmrm^Deoürfttgm^iinverit^vtrd Fußbekleidung' als Weihnachtsgeschenk bewilligt. 11. In der Richter'schen Wertzuwachssteuer-Rekurssache soll 12. Zu dem Wohnhausneubaugesuche des Baugeschäftsinhabers Alfred Würker in Rabenstein werden die Gemeindcbedingungen festgesetzt. 13. Mit der Haushaltplanberatung wird begonnen. Genehmigt werden die Haushaltpläne für die Friedhofskasse mit 160 Mk. Ein nahme und 160 Mk. Ausgabe, vergleicht sich; für die Lokalparochial- kasse mit 202 Mk. Einnahme und 1552 Mk. 60 Pfg. Ausgabe ^ 1350 Mk. 60 Pfg. Fehlbetrag: für die Feuerlöschgerätekasse mit 200 Mk. Einnahme und 425 Mk. Ausgabe ^ 225 Mk. Fehlbettag sowie für die Armenkasse mit 1740 Mk. Einnahme und 2880 Mk. 60 Pfg. Ausgabe 1140 Mk. 50 Pfg. Fehlbettag. 14. Für das zu errichtende Beztrkskrankenhaus vermag man einen geeigneten Bauplatz nicht in Vorschlag zu bringen. Gemeinderatssitzungsberichte werde» künftig nicht mehr gegeben. Das Licht. Oberleutnant Hans Gärtig war wirklich das Ideal eines deutschen Offiziers. Groß, stattlich, mit einem kluge», feinen Kopf und im Wesen von bestrickender Liebenswürdigkeit, war er ein ebenso angenehmer Gesellschafter wie guter Soldat. Da er nie Streit mit seinen Borgesetzten hatte, stand ihm auch eine gute Karriere in Aussicht. Natürlich gefiel er infolge all dieser Borzüge den jungen wie den alten Damen ausnehmend, und der Neid seiner Regimentskameraden fand keine Grenzen. Wie grob aber wurde erst der Aerger, als sich Hans Gartig, der sich bisher stets kühl allen Heiratsplänen gegen über verhalten hatte, sterblich in das schönste Mädchen der Stadt verliebte und, das war das Allerschlimmste, die junge Dame schien diese Neigung zu erwidern. Natürlich fanden seine Kameraden alles Mögliche an ihm auszusctze», besonders aber wurde seine stets sehr patente Kleidung gerügt. Besonders jetzt im Sommer entwickelte er beim Tennis eine erstaunliche Toilettenpracht und man munkelte, er besäße ein Dutzend weißer Beinkleider und ebenso viele Paar Tennisstiefel. Sein Bursche widersprach dem zwar und erklärte die strahlende Weise seines Herrn für ein ihm unverständliches „Jnachtnähmen", aber wer glaubte den» einen, Burschen, noch dazu dem von Hans Gärtig, der in Trinkgeldern nie sparte. Seltsam war es allerdings, daß der Vielbeneidete immer Geld hatte, trotz des geringen Zuschusses von Hause. Gewiß, er war sparsam und fleißig — er schrieb in seinen Mußestunden für Fachblätter — aber die weißen Anzüge! Das mußie ja Unsummen von Wäschegeldern verschlingen. — „Er ist eben ein Geck", urteilte sein größter Widersacher, Oberleutnant von Wichgraf, „ich begreife garnicht, wie sich ein solch reizendes Mädel, wie Leni von Soden, in ihn verlieben konnte. — Da geht er wieder mit ihr zum Tennis platz. Sieht er neben dem zierlichen Geschöpf nicht aus wie ein Stearinlicht?" „Ja wahrhaftig", lachten die Kameraden, „famoser Witz . . .!" Und seitdem hieß der patente Leutnant all gemein „das Licht." Er erfuhr natürlich seinen Spitznamen, aber er machte sich nichts daraus, weil Fräulein Leni sich, trotzdem der Name allen bekannt war, garnicht daran kehrte und das „Licht" ruhig weiter an seiner Seite leuchten ließ. Es war Winter geworden, und das Weihnachlsfest stand vor der Tür. In allen Häusern waren die Vorbereitungen für das liebe Fest im Gange. Es roch nach Pfefferkuchen und Schokolade, und in jedem Zimmer saß ein Familienmitglied, das mit lauten, Entsetzensschrei eine Ueberraschung verbarg, sobald jemand eintrat. Auch Leni von Soden war eifrig beschäftigt. Unter ihren fleißigen, geschickten Fingern war manche geschmackvolle Handarbeit entstanden, so auch ein aus blaugrüner Seide gestrickter Selbstbinder, den sie für den Oberleutnant Hans Gärtig bestimmt hatte: sie ahnte nämlich, daß auch er sie mit irgendeiner Gabe bedenken würde. Und richtig. Am Vormittag des heiligen Abends wurde beim Oberst von Soden ein Paket von Hans Gärtigs Burschen für das gnädige Fräulein abgegeben. Leni war gerade nicht zu Hause und konnte infolgedessen dem Burschen den Schlips nicht mitgcben. Sic nahm sich vor, ihn noch heute nachmittag an seine Adresse gelangen zu lassen: dann öffnete sie das Paket. Nein, wie lieb von ihm. Sie schlug in Hellem Entzücke» die Hände zusammen. Es war eine kleine Marmorstatue, eine Nachbildung von Canovas liebreizender Hebe. Vor sichtig nahm sie das Kunstwerk heraus. Dabei bemerkte sie ein kleines, in Seidcupapier gehülltes Etwas. Sie wickelte es aus, es war ein kleines, goldenes Herz. In Lenis Wangen stieg eine dunkle Röte. Ach der liebe Hans, warum hatte er nur noch nie von Liebe gesprochen. Er war immer so schüchtern. Mußte ihr erst dieses kalte, kleine Metallhcrz die süße, ersehnte Wahrheit sagen. Ganz zart drückte sie das goldene Herzchen an ihre warmen jungen Lippen. Da ging die Tür, und ihre Mutter trat ei». Schnell versteckte Leni ihr heimliches Geschenk. Die Frau Oberst rief ihr zu: „Kind, Leni, der Porticrsjunge ist da, der mir die Sachen zu Tante Pastor bringt. Du wolltest doch die Strümpfe und Handschuhe für den alten Enders mitgeben." „Ach ja, Mama." Leni hatte sich schnell gefaßt und hüllte die selbstgestrickten Fausthandschuhe und die dicken grauen Strümpfe für den alten Taugenichts, den Trunken bold Enders, in Seidenpapier. Unterdessen hatte die Frau Oberst die reizende Hebe entdeckt und war ebenfalls entzückt. „Nein, Leni, von wem ist denn das nur? Ist das etwa von Oberleutnant Gärtig?" Die Tochter bejahte und die Mutter meinte, man müßte den Geber selbstverständlich heute Abend Herbitten, Leni solle ihm nur schreiben. Leni war froh, daß die Mutter wieder herausging, um nach ihrem selbstgebackenen Pfefferkuchen zu sehe», sie konnte nun dem kleinen Boten nebst dem Brief auch den selbst gestrickten Schlips mitgeben. Sie drückte ibm noch ein Zehnpfennigstück zur Erhaltung seines Gedächtnisses in die blaugefrorcnen Hände und entließ ihn. Als Assessor Sendberg um sechs Uhr nachmittags bei seinem Freund Hans Gärtig ins Zimmer trat, fand er diesen zum Ausgehen bereit. Sein Ueberrock saß tadellos wie immer, aber als er dem Assessor glückstrahlend die Hand reichte, fuhr dieser erschrocken zurück, denn statt der üblichen eleganten Glaces saßen an des Freundes männlich-kräftigen aber gepflegten Händen unförmige, graue, handgestrickte Fausthandschuhe. „Ach so", meinte der Oberleutnant, als er die Ucber- raschung des andern sah. Er zog die Ungetüme noch einmal aus, faßte den Freund am Arm und führte ihn zum Tisch. Da lagen, auf Tannenzweigen ausgebreitet, Pfefferkuchen, Aepfel und Nüsse und andere Gaben aus deni Elternhaus und in der Mitte, auf dem Ehrenplatz, ein paar dicke, graue, handgestrickte Strümpfe, ein Pendant zu den Handschuhen. Auf ihnen wieder lag ein rosafarbenes, duftendes Briefchen. „Fritz", des Oberleutnants Stimme zitterte ordentlich vor Rührung, „nun sag mal, Fritz, ist das nicht rührend? Das alles hat Leni von Soden selbst gestrickt. Hier schreibt sie mir es. Ich finde es zu rührend von ihr. Solch zarte Ideen hat nur ein wirklich weibliches Gemüt!" Der Assessor fand ja nun diese weibliche Idee nicht allzu zart. Am Ende wollte die hübsche Leni ihren eleganten Anbeter ein wenig ärgern, aber das war noch weniger zart. Jedenfalls war ihr es nicht gelungen, und der Assessor sah wieder auf seinen Freund, der verstohlen die Lippen auf die Strümpfe drückte und zärtlich flüsterte: „Das haben ihre lieben, lieben Fingerchen alles selbst gemacht und für mich, für mich —" Fritz Sendbcrg hielt es für ratsam, den Oberleutnant ein wenig von den selbstgestrickten Herrlichkeiten anzubringen und fragte: „Wo bist du denn eingeladen, Hans?" „Ach Gott, Fritz, Assessor, Unglücksrabe, das weißt du nicht?" fuhr der aus seiner Versunkenheit auf, „Leni hat mir doch eigenhändig geschrieben, ich möchte den Heiligen Abend bei ihnen verbringe». Sich Fritz, ich geh so pünktlich, als es nur irgend angeht, hin. Fritz, heut ist ein Wende punkt in meinem Leben." „Na, dann zu und Glückauf zum Wendepunkt", lachte der Freund und erhob sich zum Gehen. Hans Gärtig legte die Strümpfe sorgfältig wieder auf den Tisch und ging mit einem letzten zärtlichen Blick auf die Grauwollenen aus dem Zimmer. Leni von Soden zitterte vor Erwartung. Endlich schrillte die Klingel und sie selbst eilte zu öffnen. Hans Gärtig — Leni wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, mußte sichs aber mit einem Händedruck genug sein lassen. Aber was war das? Entsetzt fuhr sie zurück. Wie gebannt starrte sie auf die Hände des Oberleutnants. Wie kam der zu den Handschuhen des ewig betrunkenen Enders? Da fiel ihr ein, daß der Portierjunge vielleicht gar die Geschenke versehentlich vertauscht habe, und daß nun der alte rotnasige Taugenichts im Schmuck des grünen Selbstbinders prangte. Diese Vorstellung löste ihr Entsetzen in ein fröhliches Lachen. Oberleutnant Gärtig hatte sie verwundert betrachtet. Was hatte sie nur? Jetzt griff Leni nach seinen beiden Händen und zog die Grauwoüenen lachend herunter. „Ach, Herr Oberleutnant", rief sie, „die find garnicht für Sie, die sind für den alten Enders", und fröhlich er zählte sie ihm die Verwechselungsgeschichte. Aber Hans Gärtig machte ein trauriges Gesicht: „Ach," sagte er leise, „und ich meinte. Sie hätten sie für mich be stimmt, weil ich Ihnen von den kalten Wintermorgenritten erzählte, und ich träumte davon, wie Sie daran gearbeitet haben und dabei an mich dachten, Leni." Das junge Mädchen senkte den Kopf: „Ich habe wohl manchmal daran gedacht, für Sie auch so etwas zu arbeiten, aber ich meinte, das — das „Das elegante „Licht" könne so etwas nicht gebrauchen, ist es nicht so?" — Jetzt war das Lachen an dem Ober leutnant. Wie gut Leni war, sie meinte, ihn mit einem praktischen Geschenk zu kränken. Auch Leni lächelte wieder und sagte schelmisch: „Ich danke Ihnen auch vielmals für Ihr reizendes Geschenk, und für das — Besondere danke ich noch besonders." „Und das ist nicht an die falsche Adresse gekommen, nein, Leni?" Er umfaßte sie leicht. „Nein Hans, das nicht." Glücklich lehnte sie ihr Köpfchen an seine Schulter. — Es war ein sehr vergnügter Heiliger Abend bei Südens, denn der Oberst und seine Frau hatten nichts gegen den stattlichen Schwiegersohn einzuwenden, der das schönste „Weihnachtslicht" ihrer Leni war. Nur die Tante Pastor, die auf einige Augenblicke mit herankam, störte zuerst ein wenig die allgemeine Fröhlichkeit, sie schalt nämlich ihre Nichte wegen des unpraktischen Ge schenks sür den alten, Enders. Als ihr aber das Brautpaar abwechselnd dieVerwechsclungs- geschichtc erzählte, war auch sie versöhnt, und meinte, der neue Herr Neffe möge nur die Handschuhe und Strümpfe recht bald ihr zusenden, aber Hans Gärtig lachte und rief: „Nein, nein, verehrte Frau Tante, der alte Enders mag seinen Schlips behalten und ich meine Strümpfe. Sie sind mein Glück geworden, und wenn ich einmal ein großer Vaterlandsverteidiger werde und mein Kaiser mich adelt, dann nehme ich einen Strumpf und einen Fausthandschuh in mein Wappen." DH LN// «-re/ in »,l«I»»»dr»»s bei Nenn Lrnit rt.ai.r, StelrenUotter Ztrsssc 3. in »i.gmar , , M»rl Noler Stresse ZS. in , insu ru. L»bm»»i»r, putixescli-ikt. Neuestes verbessertes LlWAWtilt m- IWs-MmU Schönau, Nordstraße 11. Empfehle mein in seiner Vollkommenheit unübertreffliches Lichtbad, irisch - römische. Dampf-, Wannen-, Aichtennadel-. Moor-, sowie billige VoUs- brausebader. Bibriations- sowie Handmassage. Zentralheizung sämtlicher Räumlichkeiten. 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