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Eine kleine Summe zwar, aber immerhin eine Ziffer für diejenigen, die mit jedem Nickel rechnen müssen, und Thekla Grotenbach gehörte zu ihnen. Die Familie war groß und der Ernährer bekleidete eine schlecht bezahlte Stelle an der Bank in Memel. „Zu viel zum Verhungern und zu wenig zum Leben", dachte er oft sorgenvoll, wenn es überall fehlte. Die Ehe war eine glückliche, das schöne Wort: „Die Liebe trägt und duldet alles", paßte auf Mann und Weib. Ihre Kinder wuchsen frisch und fröhlich heran, nie hörten sie Klagen, nie sahen sie finstere Gesichter. Sie wußten, daß sie sehr arm waren und daß sie einst auf eigenen Füße» stehen mußten; sie entbehrten manches, was ihre jungen, wohlhabenden Freunde besaßen, trotzdem waren hie Grolen- bachs ein zufriedenes heiteres Völkchen, sieben an der Zahl. Sie waren bet der einfachen Kost rotbäckig und gesund, die abgetragenen Kleider, von der Mutter kunstvoll geflickt, saßen auf schlanken, wohlgebauten Körpern. — Nur die kleine Irma war das Sorgenkind der Familie. Als sich der Postbote entfernt hatte, blickte Frau Thekla neugierig auf die Schristzüge des Briefes nieder. Sie öffnete den Umschlag und sah nach der Unterschrift. Ein leises Rot der Freude färbte ihr noch immer hübsches, bleiches Gesicht, als sie den Namen der Jugendfreundin las. Sie sah sie plötzlich vor sich, die zierliche Gestalt, die klugen, braunen Augen, das schwarze, lockige Haar und das edel geschnittene Profil; das alles trat deutlich aus dem Schatten der Vergangenheit hervor. ES ist doch etwas Wunderbares um solche alte Freundschaft, sie überdauert Zeit und Wechsel. „AuS der Jugendzeit, aus der Jugendzeit Klingt ein Lied so wunderbar! Ol wie liegt so weit, o! wie liegt so weil, Was mein einst war!" So murmeln Theklas Lippen, dann liest sie die drei dichtbeschriebenen Bogen. Das Hau», In dem die Familie wohnt, ist klein und niedrig, es liegt ganz am Ende der Stadt in einer Winkelgaffe, aber e» ist warm und bequem und vor allen Dingen: es ist billig. Ein blasser Strahl der Märzsonne fällt in das Zimmer trifft den alten Nähtisch, an dem Thekla Grotenbach Platz genommen hat. Die große Familie hat wenig Raum in den stark verwohnten Stuben, da heißt es zusammenrücken, auf einander Rücksicht nehmen. — Der sogenannte Saal ist am größten, hier steht der Schreibtisch des Vaters, denn der Vielbeschäftigte hat kein Arbeitszimmer, in das er sich zurvckzlehen kann, um meist bis Mitternacht seine Rechnungen durchzuschen. Das weiße Haupt des Ernährers der Familie beugt sich über die Arbeit, er darf nicht feiern, muß er doch den Wolf von der Tür fern halten, den grimmen Wolf, der Mangel heißt. Und währenddessen sitzt ein treues Weib, die Mutter seiner Ander, neben ihm am Nähtisch und bessert beim Schein der Studierlampe die Wäsche und Kleider der jungen Schar aus. Zuweilen streicht sie mit der Hand leise über sein spärliches Haar, dann sieht er von seiner Arbeit auf und nickt ihr freundlich zu. „Meine-liebe^gnte Anna", sagt Grotenbach, und es liegt eine Welt von Liebe in diesen Worten. Ist der letzte Federstrich getan, dann sitzen sie noch ein Weilchen auf dem alten Sofa mit dem verblichenen Damast, die fleißigen Hände ruhen ineinander und sie sprechen vom Herzen zum Herzen. Das ist für sic die schönste Stunde des Tages, auf die sic sich freuen und wo sie sich „das Beste in der Welt" geben. Sorglich löscht Frau Thekla die große Lampe ans, die ver braucht so viel Petroleum und sie darf nicht mehr als ein gewisses Quantum im Monat kaufen. Ein Licht erhellt bei der Zwiesprache der Gatten das Zimmer, die Gesichter des Paares allein sind deutlich zu sehen, sie lächeln sich an und fühlen sich glücklich in ihrer treuen Liebe, die sie vor langen Jahren einander zusührte Wie rücksichtslos die Märzsonnc durch die schadhaften, mühsam ausgcbefferten Gardinen schlüpft, man sieht die ge flickten Bezüge der Möbel, die Flecken auf der Tischdecke, den farblos gewordenen Teppich, die häßliche, billige Tapete, den schlechten Fußboden. Und doch sieht man cs der Ein richtung an, daß sie aus einer besseren Zeit stammt, einer Zeit, da Frau Sorge noch fern war. Der Nähtisch stand in der Fensternische, davor ein be quemer Korbsessel, den hatte Grotenbach seiner Thekla zum Geburtstage geschenkt und dabei gesagt: „Du mußt einen Platz haben, um dich auszuruhen, Mutting." Ja, sie war oft recht müde, die rührige Hausfrau, von früh bis spät mußte sie schwer schaffen, an alles denken und alles Zusammen halten, damit die kleinen Mittel ausreichten. Ein großer Korb mit Socken und Strümpfen stand auch heute auf dem Nähtisch, der fleißigen Finger harrend, die da ausbesserten, die Hälfte ihrer Zeit vergeht Thella mit Flickarbeiten. Ein sehr schlichtes, dunkelblaues Kleid umgibt ihre hohe, etwas volle Gestalt, eine Schürze ist unerläßlich, um das Gewand zu schonen. Frau Grotcnbachs Gesicht ist sehr hübsch, in den blauen Augen liegt etwas Sinnendes; oft aber sind diese lieben Augen getrübt, wenn des Lebens Last und Hitze allzu schwer drückt. Ihr Gatte darf es aber nie sehen, mutig kämpft seine Frau die Sorgen nieder, ihr Wahlspruch ist: „Nach oben schau', auf Gott vertrau'. Nach Wolken wird der Himmel blau." Ein schwarzes Spitzenhäubchen bedeckt Theklas volles, braunes Haar, durch das sich schon manche Silberfäden ziehen. Die wohlaeformten Hände verraten es, daß sie tüchtig arbeiten muffen, als einziger Schmuck glänzt der schlichte Trauring daran, den der geliebte Mann ihr einst gegeben hat. Ihre Mnder hängen alle mit größter Liebe an ihrer Mutter. Sie genießt das Vertrauen ihrer Söhne und Töchter, von dem Studenten Alfred an, ihrem Nettesten, bis auf den erst siebenjährigen A-B-C-Schützen Kurt, das Nesthäkchen der Familie. Setten genoß Thella Grotenbach eine ungestörte Stunde, sie wurde auch heute mehrere Male beim Lesen des Briefes unterbrochen. Als sie ihn endlich znsammenfaltcte, lag ein feuchter Schimmer in ihren Augen. Kein neidisches Gefühl regte sich in der Brust der ärmeren Frau, als sie von dem Reichtum Annas las; Mißgunst blieb Theklas Seele fern. Sie steckte den Brief in ihre Tasche, in der Absicht, ihn am Abend ihrem Mann vorznlesen. Ein schwaches Sümmchen rief aus dem Nebenzimmer, die Mutter eilte dorthin. Auf einem niederen Sofa lag ein Kind, es war mit einem Tuch bedeckt und schien geschlafen zu haben: es hielt die Lider gesenkt, und die lauschende, vorgebeugtc Haltung verriet, daß es blind war. Frau Grotenbach kniete neben dem kleinen Mädchen nieder und umfaßte es. Es lag etwas unendlich Weiches in ihrer Stimme, als sie fragte: „Hat meine Irma gut geschlafen? Die letzte Nacht war so schlecht!" „Ich habe dich gestört, Mutting," flüsterte das Kind, dann fügte es leise hinzu: „für mich ist es ja einerlei, ob es Tag oder Nacht ist." Die Mutter küßt das schmale Gestchtchen und ihre Augen quellen über. Wie gering sind alle Sorgen gegen diese: Als achtjähriges Mädchen hatte Irma eine schwere Gehirn entzündung : als sie genas, waren ihre Augen so geschwächt, daß der Hausarzt gleich das Schlimmste fürchtete. Sie reisten mit der Kleinen »ach Berlin zu einem berühmten Spezialisten, sie nahmen das Geld dazu von dem kleinen Kapital, das sie besaßen. Der Ausspruch des Arztes lautete: „Der Sehnerv ist angegriffen, so daß bald völlige Blindheit erfolgen muß." Das war die traurigste Stunde in der Grotenbachschen Ehe. „Mutting, es will heute gar nicht Tag werden," sagte Irma. Die tastenden Händchen des Kindes streckten sich nach der Mutter aus, mit unsichere» Schritten kam Irma zu ihr und schmiegte sich an sie, „Nun sehe ich nichts mehr," hieß es später, „aber das tut nichts, die Engel sind bei mir und erzählen mir schöne Geschichten und einmal werde ich doch wieder alles sehen können, die Bäume und die Blumen und den blauen Himmel." Und die arme Mutter rang die Hände in stummer Qual. „Warum so Schweres?" Sie machte cs mit gebrochenem Herzen, wie so viele Kreuzträger. Rusen wir es nicht alle in solchen Stunden? Gott legt uns die Leiden auf, um unfern Glauben zu prüfen, es dauert lange, bis wir das Haupt beugen und bete» lernen, beten mit dem Erlöser: „Herr, dein Wille geschehe!" Thekla hatte es ini heißen Ringen gelernt und sie fand Ruhe und Ergebung nach diesem Kampf. Sie konnte cs kaum erwarten, ihrem Mann den Brief ihrer Jugendfreundin vorznlesen, aber es fand sich so viel dringende Arbeit, daß es erst am Abend geschehen konnte. Große und kleine Arnie legten sich um die Mutter und alle ihre Buben und Mädchen brauchten sie, so war sie reich durch die Liebe ihrer großen Familie und bedauerte Anna Haideck, die nur ein einziges liebes Kind besaß. Die kleine Blinde saß »eben dem Nähtisch auf ihrem Stühlchen, sie erkannte mit ihrem geschürften Gehör den Schritt der Geschwister, und wenn ihre Mutter Ins Zimmer trat, zog ein glückliches Lächeln über das blaffe Gestchtchen Irmas. Es heißt, daß ei» Unglück fetten allein kommt, aber es gibt auch Tage, wo das Leben das gutzumachen